Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025
Zukunftsfähiges Wirtschaften 1, Vorlesungsübung
Projektname des bereits eingereichten Projekts:
Ars Docendi Kategorie
Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Gruppengröße
< 20
Kurzzusammenfassung des Projekts
Durch die Neukonzeption der Großlehrveranstaltung Zukunftsfähiges Wirtschaften I (bis zu 650 Studierende pro Kurs) werden die Studierenden und ihr Kompetenzerwerb ins Zentrum gestellt; sie werden von passiven Teilnehmer/innen zu aktiven Lernenden. Im Vorfeld der Einheiten erarbeiten sie eigenständig Inhalte, im Hörsaal wenden sie diese gemeinsam mit Studienkolleg/inn/en und den Lehrenden an und in schriftlichen Hausübungen analysieren sie Zeitungsartikel mithilfe der gelernten Konzepte. Kombiniert werden hierbei online Vorbereitungsmodule, Self-Assessments, Quizze, Vorträge, Diskussionen mit Gästen und vielfältige Kleingruppenaufgaben. Das neue inverted classroom Konzept verbunden mit dem gezielten Einsatz von eLearning Technologien sowie einem Fokus auf Lernziele höherer Komplexität führt zu lebendigem Lernen. Innovative Assessmentmethoden fördern das Mitlernen und verhindern, dass einmalig vor der Prüfung gelernt wird. Zukunftsfähiges Wirtschaften I befähigt Studierende, aktuelle gesamtwirtschaftliche Herausforderungen besser zu verstehen, Zielkonflikte zu identifizieren und dadurch ihre Handlungsfähigkeit zu erweitern. Die LV beruht auf einer multi-perspektivischen Herangehensweise, welche den Umgang mit komplexen Herausforderungen übt. Das innovative Lehrkonzept schult über die Wiedergabe von Wissen hinausgehende Analyse- und Problemlösungskompetenzen.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The redesign of the large-scale course Zukunftsfähiges Wirtschaften I (up to 650 students per course), places the students and their acquisition of competencies at the center; they are no longer passive participants but active learners. Prior to the course units, students independently work through guided learning paths, in the lecture hall, they apply and further deepen their knowledge together with the lecturer and fellow students, and in written exercises, they analyze newspaper articles applying the learned concepts. The course combines online preparation modules, self-assessments, quizzes, lectures, discussions with guests and various group tasks. The new inverted classroom concept combined with the targeted use of e-learning technologies as well as a focus on learning goals of higher complexity leads to active and vivid learning. Innovative assessment methods encourage learning throughout the entire course and prevent binge learning. Zukunftsfähiges Wirtschaften I enables students to understand current socioeconomic challenges and to identify conflicting goals, thereby enhancing their ability to act. The course is based on a multi-perspective approach that trains students to deal with complex challenges. The innovative teaching concept makes sure to go beyond the reproduction of knowledge and trains analysis and problem-solving competencies.
Nähere Beschreibung des Projekts
November 2017, Audimax der WU Wien: Rund 50 Studierende sitzen im Raum und hören einer Vortragenden zu, einige notieren sich Stichpunkte. Nach einer knappen Stunde Vortrag gibt es die Möglichkeit zu fragen. Nach einer kurzen Pause folgt der nächste Vortrag mit einem neuen Vortragenden.
November 2019, Audimax der WU Wien: Alles bewegt sich, es wird schlagartig laut; eine Glasflasche zerbirst klirrend am Boden; 26, 27, … 30. STOPP! 30 Sekunden dauert es, bis rund 400 Studierende jeweils zwei weiteren Studierenden auf die Schulter klopfen und dann aufstehen. Aus einem Studierenden werden 3, dann 7, 15, 61, 123, 251, 506 und schon steht nach einer halben Minute der ganze Audimax. Jede/r hat erlebt und verstanden, wie rasant Wachstum wird, wenn sich die Bestandsgröße vergrößert.
Zwischen den beiden Momentaufnahmen der Lehrveranstaltung Zukunftsfähiges Wirtschaften I liegen zwei Jahre – und eine grundlegende Neukonzeption des Kurses. Eine der Herausforderungen im Zuge der Neukonzeption der ZuWi I Lehrveranstaltung war es, Übungen wie die oben beschriebene, welche die Herausforderungen zukunftsfähigen Wirtschaftens fühlbar, verstehbar und diskutierbar machen, in eine Lehrveranstaltung für max. 650 Studierende einzubauen.
So sind Studierende nun nach erfolgreichem Abschluss von Zukunftsfähiges Wirtschaften I in der Lage, (1) aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu verstehen und Zielkonflikte zu identifizieren, (2) die Stärken einer multi-perspektivischen Herangehensweisen ("theoretische Brillen") zu nutzen und (3) wirtschaftspolitische Fragestellungen eigenständig mit Hilfe verschiedener Theorien und Konzepte (auch in schriftlicher Form) zu bearbeiten.
Im Zuge der Neukonzeption, beginnend im Wintersemester 2018/19, wurde die Lehrveranstaltung auf unterschiedlichen Ebenen neugestaltet.
i) Inhaltliche Neukonzeption
Die Lehrveranstaltung, die vor der Neukonzeption als Ringvorlesung abgehalten wurde, hatte den Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit. ZuWi I galt als die „Nachhaltigkeitsvorlesung der WU“, die viele spannende Themen anschnitt und von einem Kreis interessierter Studierender geschätzt wurde.
Im Zuge der Neukonzeption wurde der Kurs nun breiter aufgestellt, der Nachhaltigkeitsfokus wurde auf Zukunftsfähigkeit erweitert. Zukunftsfähiges Wirtschaften ist nachhaltiges, gerechtes und verantwortliches Wirtschaften in einer durch vielfältige Unsicherheiten geprägten Welt. Zukunftsfähigkeit wird daher als Problemlösungskompetenz in Zeiten grundlegenden sozialen und wirtschaftlichen Wandels (Klima, Globalisierung etc.) verstanden. Individuell und gesellschaftlich soll die Fähigkeit erlernt werden, Widersprüche wahrzunehmen und zu bearbeiten: Oft gibt es keine simplen Wahrheiten über den einen richtigen Weg zur guten Zukunftsentwicklung; Respekt für andere Perspektiven erweitert jedoch den eigenen Horizont und erhöht die Problemlösungskompetenz.
Seit der Neukonzeption besteht die Lehrveranstaltung aus fünf Einheiten, die aufeinander aufbauen und verschiedene Aspekte von zukunftsfähigem Wirtschaften thematisieren:
1. Zukunftsfähigkeit als wirtschaftliche Herausforderung (zentrale Grundsätze und Konzepte der Sozioökonomie wie Interdisziplinarität, Einbettung, Institutionen, Innovation u. a.)
2. Umwelt und Wirtschaft („Große Beschleunigung“, Klimawandel, planetarische Grenzen, ökologischer Fußabdruck, Verursacherprinzip und umweltpolitische Handlungsmöglichkeiten)
3. Globalisierung und Wirtschaft (Aufstieg Asiens, Finanzialisierung, Digitalisierung, Wirtschaftskriege und damit verbundene wirtschaftspolitische Herausforderungen)
4. Gerechtigkeit und Wirtschaft (Ungleichheit bezogen auf ökonomisch/sozial, national/global und zwischen Geschlechtern; Konzepte von Gerechtigkeit wie Leistungsgerechtigkeit, Chancengleichheit u. a.)
5. Zukunftsfähiges Wirtschaften (Lösungsstrategien, Gäste wie Unternehmer/innen, Interessenvertreter/innen u. a. präsentieren ihr jeweiliges Verständnis zukunftsfähigen Wirtschaftens)
Aus den Lehrveranstaltungsevaluierungen geht deutlich hervor, dass es mit der inhaltlichen Neuorientierung auch gelungen ist, Querverbindungen zu anderen Fächern im Curriculum deutlich zu machen. In der Evaluierung des letzten Kurses (Dezember 2019 – Jänner 2020) stimmen die Studierenden Großteils überein, dass ihnen der Zusammenhang zu anderen Lehrveranstaltungen der Studienrichtung klar ist (Median 2,05 bei einer Skala von 1 bis 6).
ii) Didaktische Neukonzeption
Die Weiterentwicklung der Lehrveranstaltung zielt auf einen Paradigmenwechsel ab, weg vom instructional paradigm (Frontalvortrag und Anwendung in der Hausübung), hin zum learning paradigm (Barr & Tagg, 1995). Das instructional paradigm stand in der Ringvorlesung mit Multiple-Choice-Prüfung (MC-Prüfung) im Vordergrund, um mit geringen personellen Ressourcen angesichts vieler Studierender eine effiziente Prüfungsabwicklung zu ermöglichen. Wie die Lehrveranstaltungsevaluierungen zeigen, waren die Studierenden, die die Ringvorlesung besuchten, mit der Vorlesung zufrieden – besucht wurden die Einheiten der einmal pro Semester stattfindenden Lehrveranstaltung jedoch nur von wenigen Studierenden, wie auch die Anzahl der ausgefüllten Evaluierungsbögen belegt. Die meisten Studierenden lernten ausschließlich zuhause für die Multiple-Choice-Prüfung. So beteiligten sich im Sommersemester 2015 40 Personen, im Sommersemester 2016 60 Personen und im Sommersemester 2017 27 Personen an der Lehrveranstaltungsevaluierung. Der Fokus auf das Absolvieren der MC-Prüfung führte dazu, dass ZuWi I für viele Studierende als Kurs galt, für den man in zwei Tagen alles für die Prüfung (auswendig) lernt (um es danach ebenso schnell wieder zu vergessen).
Da es in ZuWi I jedoch wesentlich um den Erwerb der Fähigkeit zu kritischem Denken und zur vergleichenden Analyse verschiedener Perspektiven und Theorien wirtschaftlicher Entwicklung geht, sind Multiple-Choice-Prüfungen zwar sinnvoll um Wissenserwerb sicherzustellen, aber alleine ungenügend. Die Lernziel-Taxonomie von Anderson und Krathwohl, basierend auf Bloom (1956), unterscheidet sechs kognitive Prozessdimensionen steigender Komplexität: Erinnern, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Bewerten und Erzeugen (Anderson u. a. 2001). Im Rahmen der Ringvorlesung mit MC-Prüfung wurde größtenteils das einfachste Lernziel, Erinnern, von Studierenden erreicht, indem sie Prüfungsfragen früherer Semester verinnerlichten. Die weiteren Denkprozesse höherer Komplexität wurden jedoch nicht explizit geübt.
Somit war es ein Ziel der Neukonzeption, selbst bei der Gruppengröße von bis zu 650 Studierenden neben dem Erinnern auch das Erreichen der fünf Lernziele höherer Komplexität, das Verstehen, Anwenden, Analysieren, Bewerten und Erzeugen, für Studierende möglich zu machen.
Die Umstellung auf eine Vorlesungsübung ermöglicht es, die Studierenden auf Basis mehrerer Teilleistungen zu beurteilen. Der Leistungsnachweis basiert auf folgenden Elementen: Quizze (18 %), Fallbeispiele (9 %), schriftliche Hausübungen (18 %) und Multiple-Choice-Prüfung (55 %). Außerdem können 10 Bonuspunkte durch die Beantwortung von Kleingruppenaufgaben in der Lehrveranstaltung erreicht werden. Der aufgeschlüsselte Zeitaufwand wird vor Kursbeginn an die Studierenden kommuniziert, um zu verdeutlichen, dass ein großer Teil der Arbeitszeit der Studierenden aufgrund des inverted classroom Konzepts außerhalb der Präsenzeinheiten liegt.
Mit der Orientierung am learning paradigm werden die Studierenden und ihr Kompetenzerwerb ins Zentrum gestellt; sie werden von passiven Teilnehmer/innen zu aktiven Lernenden. Sie erarbeiten im Vorfeld der Einheiten eigenständig Inhalte und können sich mit dem Gelernten gemeinsam mit den Lehrenden im Hörsaal kritisch auseinandersetzen (inverted classroom). Das Ziel des Unterrichts beschränkt sich nicht auf das Lernen von Fakten, sondern umfasst auch die kritische Anwendung des Erlernten.
Hierbei können durch den Einsatz neuer eLearning Technologien bessere und nachhaltigere Lernergebnisse erzielt werden (Wallace et al., 2014). Gerade im Rahmen von ZuWi I, als Vorlesungsübung mit mehreren tausend Teilnehmer/innen pro Jahr, ermöglicht der gezielte Einsatz von eLearning Technologien ansonsten Unbewältigbares.
(i) Vorbereitung: Auf der Lernplattform MyLEARN wurden übersichtliche Lernpfade für die fünf Themenschwerpunkte angelegt. Diese ermöglichen es den Studierenden, sich individuell auf die Präsenzeinheiten vorzubereiten. Das zentrale Element bilden Videoaufnahmen vorangegangener Lehrveranstaltungen zum Themenbereich und Ausschnitte aus dem neuen Lehrbuch „Zukunftsfähiges Wirtschaften“. Ergänzt werden die Materialien durch sorgfältig ausgewählte Videos und Zeitungsartikel mit leitenden Fragen. Zudem stehen den Studierenden auch digitale Aufgabenstellungen (wie zum Beispiel die geleitete Recherche zu Kennzahlen wie dem Gender Pay Gap) und Lernfortschrittskontrollen zur Verfügung.
(ii) Präsenzeinheit: Zu Beginn der Einheit wird zunächst die verpflichtende Vorbereitung mittels eines Quiz (über das Tool quizizz.com) abgeprüft. Feedback auf Fragestellungen des Vorbereitungsmoduls und die schriftlichen Hausübungen erfolgt auf drei Arten: (1) durch ausführliche Musterlösungen in der Präsenzeinheit, (2) auf individuelle Anfrage für alle sichtbar im MyLEARN-Forum, und (3) durch angeleitetes Peer-Feedback von Studienkolleg/inn/en. Aufgrund der großen Studierendenzahl im Hörsaal können Diskussionen, die gerade für die Themen, die in ZuWi I behandelt werden und zur Entwicklung des kritischen Denkens wichtig sind, nur schwer durchgeführt werden. Mit Hilfe eines Audience-Response-Systems kann die Diskussion aber vorbereitet werden. Clicker-Umfragen, die per Smartphone oder Laptop beantwortet werden können, ermöglichen auch schüchternen Studierenden, die eigene Meinung kundzutun: Darf man eine Spezies ausrotten oder eine Niere kaufen, wenn man nur genug dafür zahlt? Sollen Finanzmärkte strenger oder weniger streng reguliert werden? Die Ergebnisse der Umfragen werden den Studierenden gezeigt, und wer möchte, kann per Mikrofon in die Diskussion dazu einsteigen. In Kleingruppen bearbeiten die Studierenden während der Präsenzeinheiten Fallbeispiele, wie die Analyse von umweltpolitischen Vorschlägen anhand verschiedener Leitbilder, das Errechnen des eigenen ökologischen Fußabdrucks, das Einschätzen des eigenen Einkommens im Verhältnis zu anderen Einkommen, die Entwicklung von ökonomischer Ungleichheit über die Jahrzehnte hinweg oder den Einfluss von Wohlfahrtsregimen auf verschiedene soziale Indikatoren. Sie lernen dabei unter anderem empirische Daten zu interpretieren, Konzepte anzuwenden und zu vergleichen und Lösungsvorschläge anhand von Kriterien zu bewerten. Visualisierungen, wie die eingangs beschriebene Übung zu exponentiellem Wachstum, beziehen die Studierenden ein und machen damit die Herausforderungen zukunftsfähigen Wirtschaftens fühlbar.
(iii) Nachbereitung: Aufbauend auf die Einheiten analysieren die Studierenden in insgesamt drei schriftlichen Hausübungen aktuelle Zeitungsartikel anhand der kennengelernten Konzepte. Beurteilt wird jeweils eine der drei Hausübungen, die zufällig ausgesucht wird, die Punkte dieser werden mit der Anzahl der abgegebenen Hausübungen multipliziert.
Durch die beschriebene Neukonzeption der Lehrveranstaltung konnte sowohl die Anwesenheit und aktive Mitarbeit der Studierenden in den Einheiten, als auch ihr Lernerfolg erhöht werden. Es wird gewährleistet, dass sich Studierende auch außerhalb der Prüfungslernphase mit den Inhalten der LV auseinandersetzen. Die Lehrinhalte werden über die Dauer der Lehrveranstaltung hinweg zumeist drei- bis viermal abgefragt: Bei der Hausübung, für das Quiz, bei den Übungen im Audimax und bei der MC-Prüfung. Dadurch sind Lernerfolge nachhaltiger; es wird nicht bloß für eine Abschlussprüfung gelernt. Durch die Vielfalt der Aufgabenstellungen ist es möglich, Analyse- und Problemlösungskompetenz zu erwerben. Studierende erarbeiten sich in ZuWi I somit ein breites Orientierungswissen über sozioökonomische Zusammenhänge, verstehen die Komplexität vieler aktueller Entwicklungen und schulen ihre Analysekompetenzen, um ihre eigene Handlungsfähigkeit zu erweitern.
Quellenverzeichnis:
Anderson, L. W. u. a. (2001). A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. London: Longman Publishing Group.
Barr, R. B., & Tagg, J. (1995). From teaching to learning—A new paradigm for undergraduate education. Change: The magazine of higher learning, 27(6), 12-26.
Bloom, B. u. a., Hrsg. (1956). Taxonomy of Educational Objectives. The classification
of Educational Goals, Handbook I: Cognitive Domain. New York: Longmans Green.
Wallace, M. L., Walker, J. D., Braseby, A. M., & Sweet, M. S. (2014). „Now, What Happens During Class?" Using Team-Based Learning to Optimize the Role of Expertise within the Flipped Classroom. Journal on Excellence in College Teaching, 25(3&4), 253-273.
Akzeptanz und Resonanz
Das Ziel, die Anwesenheit und aktive Mitarbeit im Hörsaal zu steigern, wurde erreicht. So haben (bei einer leicht sinkenden Anzahl von Studienanfänger/innen) in den 4 Kursen des Jahres 2019 insgesamt 1209 Studierende die Evaluierungsbögen ausgefüllt. Es haben damit anstatt der rund 50 Studierenden zu Zeiten der Ringvorlesung durchschnittlich deutlich über 300 Studierende an der Evaluierung teilgenommen, am Kurs selbst noch mehr. Durchschnittlich haben im Rahmen des letzten Kurses (Dezember 2019 – Jänner 2020) bei den Fallbeispielen 407 Studierende mitgearbeitet und ihre Antworten über MyLEARN abgegeben.
Im Detail zeigen die Evaluierungsergebnisse des letzten Kurses (Dezember 2019 – Jänner 2020) folgende Ergebnisse: 85% der Studierenden geben an, in allen Einheiten präsent gewesen zu sein, 13% in über 75% der Einheiten und 2% in über 50% der Einheiten. Niemand gibt an, in weniger als 50% der Einheiten anwesend gewesen zu sein. 74% finden die inhaltlichen Anforderungen der LV in Ordnung, 19% etwas zu hoch, 2% zu hoch und 4% etwas zu niedrig. Gut bewertet werden auch die folgenden Items: „Die LV hilft mir, die Inhalte selbstständig zu vertiefen“, „Die bearbeiteten Beispiele helfen mir beim Verständnis der Inhalte“ sowie „Ich halte die Form dieser LV für geeignet, die Inhalte zu vermitteln“. Auf einer Skala von 1 bis 6 sind die jeweiligen Mediane dazu 2,40; 2,20 und 2,40.
Die weitaus besten Evaluierungsergebnisse sind jedoch die des Bereichs Lehrveranstaltungsleiter/in (ao. Univ. Prof. Andreas Novy). Die gute Evaluierung des LV-Leiters ergibt sich wesentlich aus der teamorientierten Betreuung der Studierenden, in der den Tutor/inn/en eine wichtige Rolle zukommt. Diese betreuungsintensive LV ist nur als Team qualitativ hochwertig zu betreuen. Die Studierenden stimmen großteils überein, dass der LV-Leiter die einzelnen LV-Einheiten in der Regel sehr gut strukturiert (Median 1,94), dass der LV-Leiter auf Verständnisfragen und Anmerkungen eingeht (Median 1,67) und dass die Studierenden ausreichend Gelegenheit erhalten, selbst zu Wort zu kommen (Median 1,50) - und das im Audimax. Funktionieren kann dies selbstverständlich nur ob der guten Vorbereitung der Studierenden, die größtenteils angeben, in den LV-Einheiten immer gut vorbereitet zu sein (Median 2,13). Auch der Gesamteindruck überzeugt: Studierende merken, dass sich der LV-Leiter um den Lernerfolg der Studierenden bemüht (Median 2,12) und geben an, dass die LV sie zur kritischen Auseinandersetzung mit den Inhalten anregt (Median 2,05).
Nutzen und Mehrwert
Die Weiterentwicklung von ZuWi I hat es ermöglicht, dass sich Studienanfänger/innen an der Wirtschaftsuniversität Wien vermehrt und intensiver mit dem Thema Zukunftsfähiges Wirtschaften auseinandersetzen. Die Studierbarkeit wurde durch flexible und unterstützte Online-Lernphasen erhöht. Lernziele höherer Komplexität werden nun gezielt geübt, wodurch neben Orientierungswissen auch Analyse- und Problemlösungskompetenzen erworben werden. Weiters zeigt ZuWi I auf, wie selbst im Audimax mit 650 Studierenden studierendenzentrierte Lehre mit Hilfe ausgewählter eLearning Technologien umgesetzt werden kann, ohne den Betreuungsaufwand drastisch zu steigern.
Um den Mehrwert bezüglich Kompetenzerwerb der Studierenden verstehen und weiterentwickeln zu können, wurde die eigene Lehre im Jahr 2019 im Rahmen des Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) der WU beforscht. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit Lernziele höherer Komplexität erreicht werden. Einige Ergebnisse der empirischen Forschung sind: (i) Die Multiple-Choice-Prüfung sowie die Quizze prüfen weiterhin größtenteils Lernziele der Ebene Erinnern und vereinzelt der Ebene Verstehen. (ii) Die Hausübungen zielen fast ausschließlich auf Denkprozesse höherer Komplexität ab, allen voran Analysieren, Verstehen und Evaluieren. (iii) Die Fallbeispiele enthalten größtenteils Lernziele des Verstehens und Analysierens. Somit zeigt die SoTL-Evaluierung, dass die erweiterten Formen der Leistungsüberprüfung wie erhofft Denkprozesse höherer Komplexität fördern. Auch die Einschätzung der Studierenden zur Erreichbarkeit der Lernziele höherer Komplexität stimmt äußert positiv: Eine Umfrage mit 307 Teilnehmer/innen zeigt eine sehr positive Selbsteinschätzung des Lernerfolgs. So geben beispielsweise 85% bzw. 86% der Studierenden an, dass es zutrifft oder eher zutrifft, dass sie durch ZuWi I Lernziele der Ebenen Verstehen und Analysieren meistern können.
Durch die beschriebene Umgestaltung der Lehrveranstaltung konnten die folgende Ziele erreicht werden:
i) Anwesenheit und Mitarbeit der Studierenden:
Die Neukonzeption hat erreicht, dass Studierende tatsächlich an der Lehrveranstaltung teilnehmen, anstatt nur für eine MC-Prüfung zu lernen. Anstatt der rund 50 Studierenden (einmal pro Semester) zu Zeiten der Ringvorlesung sind nun durchschnittlich deutlich über 300 Studierende pro Kurs (zweimal pro Semester) im Hörsaal. Etwa ebenso viele Studierende erledigen die individuelle Vorbereitung auf der Lernplattform MyLEARN und geben ihre Hausübungstexte ab.
ii) Verbesserung der Prüfungsergebnisse
Die neu konzipierte Lehrveranstaltung ist spannender und lebendiger. Die Studierenden stimmen mit ab, arbeiten in Kleingruppen und setzen sich aktiv mit den Lehrinhalten auseinander. Durch die Beschäftigung mit den Inhalten über die gesamte Kursdauer hinweg ist auch der Lernerfolg höher und die Durchfallquote trotz gesteigerten Anforderungen niedriger. So konnten den letzten abgeschlossenen Kurs (Oktober 2019 – November 2019) nach der Nachprüfung 15% der Studierenden mit einem Sehr Gut abschließen, 20% mit der Note Gut, 28% mit einem Befriedigend und 16% mit der Note Genügend. Nur 21% der Studierenden konnten ZuWi I im Rahmen dieses Kurses nicht positiv abschließen, wobei hiervon knapp die Hälfte der Studierenden de facto für den Kurs nur eingeschrieben war, ihn aber nicht absolviert hat.
iii) Verbesserung der Evaluierungsergebnisse
Ausgehend von einer ohnehin bereits guten Bewertung der Lehrveranstaltung durch die Studierenden zu Zeiten der Ringvorlesung hat sich die Lehrveranstaltung trotz der Gruppengröße in den Augen der Studierenden nochmals verbessert. Einige Details zur Evaluierung durch die Studierenden werden im Unterpunkt Evidenz dargestellt.
iv) Erreichen von Lernzielen höherer Ordnung
Das neu konzipierte Lehrdesign hat den Kurs vor allem um Aufgabenstellungen erweitert, die Lernziele höherer Ordnung, größtenteils Verstehen, Analysieren und Bewerten, verfolgen. Wie oben beschrieben sahen sich die Studierenden mit der nötigen Unterstützung durchaus auch in der Lage, diese komplexeren Lernziele zu erreichen.