Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025
The BIG Picture – Präventive Konservierung im Kontext
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Patrick Arran Green

Studierende und Lehrende auf Exkursion in Graz/Depot Joanneum
Ars Docendi Kategorie
Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ars Docendi Kriterien
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Perspektivenerweiterung und Internationalisierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
< 20
Anreißer (Teaser)
Die Akademie der bildenden Künste Wien mit ihren herausragenden Sammlungen bietet die einmalige Gelegenheit, Studierenden der Restaurierung ein vielfältiges und differenziertes Bild von Sammlungspflege und präventiver Konservierung zu vermitteln.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Präventive Konservierung ist ein zentrales Aufgabengebiet von Restaurator_innen, das im Rahmen von theoretischen Lehrveranstaltungen nur bedingt vermittelbar ist. Genau an dieser Stelle setzt das Projekt The BIG Picture an. Ausgangspunkt ist es, die Besonderheit der Akademie der bildenden Künste Wien, eigene Sammlungen zu besitzen, als Gelegenheit in der Lehre zu begreifen. An den Schnittstellen von Institut für Konservierung-Restaurierung und Kupferstichkabinett, Gemäldegalerie, historischer Bibliothek, Glyptothek und Archiv ergibt sich die Chance, Tätigkeiten im Zusammenhang mit Sammlungspflege und Ausstellungsbetrieb unter realen Bedingungen kennen zu lernen und als Übungsfeld Studierenden zugänglich zu machen. Dabei werden unterschiedliche Lehrformate von Exkursionen zu unterschiedlichen Sammlungen über Panel Diskussionen mit Expert_innen, Vorträgen und Workshops sowie Guided Readings eingesetzt. Theorievermittlung, praktische Elemente, Austausch und der aktuelle Fachdiskurs verbinden sich so zu einer lebendigen Erfahrung. Das Zusammenspiel unterschiedlicher, stets praxisbezogener und dialogischer Lehrformate und die Einbindung von Expert_innen mit verschiedenen fachlichen Perspektiven lassen ein vielfältiges und differenziertes Bild von Sammlungspflege entstehen. Studierenden wird auf diese Weise ein zentrales Aufgabengebiet ihrer zukünftigen Tätigkeit nähergebracht und ihnen ermöglicht, zugleich ihr berufliches Netzwerk zu erweitern.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The BIG Picture - Preventive Conservation in Context
Preventive conservation is a key responsibility for conservators that can only be taught to a limited extent in theoretical courses. This is precisely where The BIG Picture project comes in. The Academy of Fine Arts Vienna, with its outstanding and diverse collections, provides a unique framework for connecting real-life conditions with academic education. The interfaces between the Institute for Conservation-Restoration, the Kupferstichkabinett (Cabinet for Prints and Drawings), the Gemäldegalerie (Picture Gallery), the Glyptothek, the historic library and the archive present to students the opportunity for first-hand experience in collection care and exhibition operations under real conditions. Beyond that, teaching formats include excursions to different collections, panel discussions with experts, lectures and workshops as well as guided readings. Theoretical approaches, practical elements, exchange and integration of the current discourse are thus combined to create a lively experience. The interplay of different, always practice-oriented and dialogical teaching formats and the involvement of experts with different professional perspectives impart a rich and differentiated picture of collection care. In this way, students are introduced to a key area of their future work and are able to expand their professional network at the same time.
Nähere Beschreibung des Projekts
Ausgangslage
Präventive Konservierung ist ein zentrales Aufgabengebiet von Restaurator_innen, sei es in Sammlungen, Archiven oder in der freiberuflichen Praxis. Im Studium der Konservierung-Restaurierung – Schwerpunkt Papier/Buch an der Akademie der bildenden Künste Wien werden Grundlagen der präventiven Konservierung in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen thematisiert. In der Praxis allerdings ist es stark vom Kontext der Sammlung abhängig, wie präventive Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei spielen Art und Zusammensetzung der Sammlung, Nutzungsformen und Nutzungsfrequenz, Ausstellungstätigkeit, Standort, budgetäre Rahmenbedingungen, personelle Ressourcen und vieles mehr eine Rolle. Im Rahmen von theoretischen Lehrveranstaltungen sind deshalb präventive Konzepte nur bedingt vermittelbar; auch wird dabei nicht fachspezifisch auf Fragestellungen, die sich in Bibliotheken, Grafiksammlungen und Archiven ergeben, eingegangen.
Genau an dieser Stelle setzt das Projekt The BIG Picture – Präventive Konservierung im Kontext an.
Ausgangspunkt des Projektes war es, die Besonderheit der Akademie der bildenden Künste Wien, eigene Sammlungen zu besitzen, als Gelegenheit in der Lehre zu begreifen und zu nutzen. An den Schnittstellen von Institut für Konservierung-Restaurierung und Kupferstichkabinett, Gemäldegalerie, Bibliothek und Universitätsarchiv ergibt sich die Chance, Tätigkeiten im Zusammenhang mit Sammlungspflege und Ausstellungsbetrieb unter realen Bedingungen kennen zu lernen und als Übungsfeld Studierenden zugänglich zu machen. Um die Vielfalt an Rahmenbedingungen, Vorgangsweisen und Abläufen sichtbar zu machen, wurden darüber hinaus in dem Projekt durch bereits bestehende gute Kontakte zu Sammlungen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark Einblicke in Abläufe und Praxen von Archiven und Museen gegeben.
Projektbeschreibung
Die verschiedenen Aspekte präventiver Konservierung wurden in die Themenfelder Klima, Licht, Datenbanken, Depot, Ausstellungsaufbau, Transport und Notfallplanung zusammengefasst und in unterschiedlichen Formaten wie Workshops, Vorträge, Panel Diskussionen, Exkursionen und Führungen vermittelt. Dafür gaben zahlreiche Kolleg_innen aus verschiedenen Sammlungen, die langjährige Praxis und herausragende Expertise in dem jeweiligen Themenkomplex aufweisen, ihre Erfahrung an Studierende weiter. Im Folgenden sollen die Themenschwerpunkte und die dafür eingesetzten Lehrformate skizziert werden:
Am Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste wurden Studierende in die Arbeit mit Museumsdatenbanken eingeführt. Im Rahmen eines Workshops nahmen sie selbst Objekte in die bestehende Datenbank auf und tauschten im Anschluss daran über offene Fragen, Schwierigkeiten und Beobachtungen aus. Diese Aufgabenstellung bot über das Kennenlernen von Museumsdatenbanken hinaus den Anlass, sich mit bestehenden Leitfäden zu Nomenklatur und Typologie in den Bereichen Handzeichnung und Druckgrafik auseinanderzusetzen.
Zu dem Themenkomplex Licht im Ausstellungskontext boten zwei Vorträge über aktuelle Forschungsprojekte einen ersten Einstieg. An der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste erhielten Studierende schließlich einen Einblick in das neue Beleuchtungskonzept der Galerie und in die Maßnahmen zur Adaptierung der Galerieräume, um aktuelle Richtlinien zur Lichtsituation in Ausstellungsräumen umzusetzen. Eine Exkursion an die Landessammlungen Niederösterreich vertiefte das Thema und erweiterte das Methodenspektrum um Lichttagebuch und Microfading.
Im Rahmen eines Semesterprojekts erarbeitete eine Arbeitsgruppe von Studierenden einen Notfallplan für das Atelier Schwerpunkt Papier/Buch in den Räumlichkeiten des Instituts für Konservierung-Restaurierung. In die Grundlagen der Notfallplanung wurden Studierende in einem Online Kurs eingeführt. Weitere Anregungen gaben regelmäßige begleitende Treffen mit Diskussionen zu Fachliteratur (Literatur Cafés). Ergänzt wurde das Angebot durch eine gemeinsame Veranstaltung mit Studierenden des Instituts für Konservierung-Restaurierung der Universität für angewandte Kunst. Im Rahmen der Lehrveranstaltung Cultural Property Protection (Leitung: Mag. Martina Haselberger, Institut für Konservierung-Restaurierung der Universität für angewandte Kunst) konzipierten Studierende dabei verschiedene Aspekte einer Notfallplanung für die Glyptothek der Akademie der bildenden Künste, die Ausstellungsräume der Gemäldegalerie und das Depot des Kupferstichkabinetts. Am Ende des Semesters wurde das Thema Notfallplanung durch eine Vortragsreihe und eine Panel Diskussion vertieft und erweitert. Mehrere Impulsreferate thematisierten die historische Dimension von Notfallplanung und gingen dabei besonders auf die Geschichte der Notfallplanung an der Akademie ein. Verschiedene nationale und internationale Fortbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich wurden vorgestellt, und im Rahmen der Panel Diskussion gaben ausgewiesene Expert_innen auf dem Gebiet Einblick in ihre Praxis. Diese Veranstaltung war auch für Alumni des Schwerpunktes Papier/Buch zugänglich.
Im Rahmen unterschiedlicher Lehrformate wurden Tätigkeitsfelder vorgestellt, die mit Aufgabengebieten der präventiven Konservierung in Verbindung stehen. In der Planung und dem Aufbau von Ausstellungen, im Leihverkehr oder der Betreuung von Depots arbeiten Restaurator_innen eng mit Kurator_innen, Registrar_innen, Provenienzforscher_innen und Mitarbeiter_innen der Ausstellungsproduktion zusammen. Vorträge über die Ausbildung zur Registrar_in, zur Provenienzforschung am Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste und ein Round Table am Wien Museum zum Thema „Wer macht was?“ gaben Studierenden Einblicke in die Arbeitsweise dieser angrenzenden Felder. In diesem Zusammenhang wurde auch thematisiert, an welchen Punkten Reibungsflächen entstehen und wie die Zusammenarbeit gelingen kann, best practice Beispiele wurden zusammen mit Studierenden analysiert und durch Erfahrungsberichte aus der Praxis an unterschiedlichen Sammlungen angereichert. Ein Besuch an der auf die Digitalisierung historischer Bestände spezialisierten Universitätsbibliothek Graz vermittelte die Aufgaben präventiver Konservierung in Zusammenhang mit der Digitalisierung historischer Druckwerke.
In Zusammenhang mit Leihverkehr und Ausstellungsaufbau fand am Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste ein Workshop zum Protokollieren von Grafiken im Kontext von Ausstellungsbegleitung statt. In Kleingruppen protokollierten Studierende Konvolute von Grafiken, dabei wurden verschiedene Protokoll-Typen vorgestellt und Arbeitsabläufe getestet. In einer anschließenden Diskussion wurden offene Fragen und Herausforderungen zusammen mit Expert_innen diskutiert. Eine Panel Diskussion ermöglichte den Erfahrungsaustausch zu den Themen Kurierdienst und Ausstellungsaufbau mit Kolleg_innen unterschiedlicher Museen und Sammlungen. Ein Besuch bei der Firma Kunsttrans, die auf den Transport von Kunstwerken, Art Handling und Verpackungen spezialisiert ist, rundete das Programm ab.
Exkursionen an das Albertina Museum, das Museum für Angewandte Kunst, das Universitätsarchiv und an die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien gaben Studierenden einen Einblick in unterschiedliche Depotsituationen. Mit den Restaurator_innen der jeweiligen Sammlung bzw. auch freischaffenden Restaurator_innen wurden dabei Fragen von Planung, Verwaltung, Pflege und Übersiedelung von Depots, sowie von Verpackung, Klimakontrolle, Klimakorridor und die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Sammlungspflege diskutiert.
Lehrformate
In dem Projekt The BIG Picture wurden unterschiedliche Lehrformate eingesetzt: im Rahmen von Exkursionen zu Sammlungen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark wurden die Rahmenbedingungen für Sammlungspflege vor Ort konkret erfahrbar. Panel Diskussionen mit Expert_innen luden zum Austausch ein und vermittelten dialogisch und praxisnahe Erfahrungswissen. In Vorträgen wurden exemplarisch Case Studies diskutiert und vertieftes Wissen in ausgewählten Themengebieten weitergegeben, und Workshops zu Datenbanken und Protokollierung boten als aktivierende Methoden niederschwelligen Einstieg zu komplexen Themenfeldern. Das Angebot wurde zusätzlich durch Guided Readings ergänzt. Dabei wurde Studierenden ausgewählte Fachliteratur zu Themen der Sammlungspflege zur Verfügung gestellt, und es wurden Leitfragen dazu formuliert. Im Rahmen von „Literaturcafés“ tauschten sich Studierende und Lehrende zu den einzelnen Beiträgen aus. Diese „Literaturcafés“ waren thematisch auf die Vorträge, Exkursionen und Panel Diskussionen abgestimmt und fanden jeweils im Vorfeld dieser Veranstaltungen statt, so dass Studierende bereits über konkretes Wissen verfügten und sich aktiv in die Diskussionen mit Expert_innen einbringen konnten. Auf diese Weise gelang es, durch Guided Readings die Erfahrungen mit dem aktuellen Fachdiskurs zu verbinden und zu reflektieren. Das Zusammenspiel unterschiedlicher, stets praxisbezogener und dialogischer Lehrformate und die Einbindung von Expert_innen mit verschiedenen fachlichen Perspektiven ließen ein vielfältiges Bild von Sammlungspflege entstehen.
Ziel der Lehrveranstaltung
Ziel von The BIG Picture war es, Studierenden einen praxisnahen Einblick in Sammlungspflege zu geben, den Austausch über die Fachgrenzen hinweg anzuregen und die Möglichkeit zu bieten, viele verschiedene Sammlungen kennenzulernen und damit auch Netzwerke zu erweitern und die Aufgaben von Restaurator_innen im größeren Kontext von Sammlungen zu verstehen und zu reflektieren.
Mitwirkende
Die Liste von Mitwirkenden an The BIG Picture zeigt die große Bandbreite an Expert_innenwissen, das in die Lehrveranstaltung einbezogen wurde: Doris Pitour (freischaffende Papierrestauratorin, Lehrende am Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der bildenden Künste Wien), Adrien Hofbauer (Buchrestauratorin, Lehrende am Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der bildenden Künste Wien), Eva Maria Loh (freischaffende Papierrestauratorin), Veronika Mayerböck (freischaffende Lichtdesignerin), Franziska Butze-Rios (Papierrestauratorin, Landessammlungen Niederösterreich), Viktoria Cordts (Kunsthistorikerin, Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien), Sophie Schneider (Papierrestauratorin und Registrarin, MAK), Bärbl Schrems (Papierrestauratorin und Ausstellungsproduzentin, Wien Museum), Bettina Sanchez (Papierrestauratorin, Technisches Museum Wien), Beate Murr (Papierrestauratorin, MAK), Eva Glück (Leiterin der Restaurierungsabteilung Albertina Museum), Karin Steiner (Papierrestauratorin, Mumok), Eva Schober (Kunsthistorikerin, Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien) und Ulrike Hirhager (Historikerin, Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien), Breda Susa (Conservation Technician), Martin Kreuz (Historiker, Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien), Nicole Goll (Provenienzforscherin, ehemals: Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien), Lena Krämer (Papierrestauratorin, Universitätsbibliothek Graz), Tanja Gasser (Papierrestauratorin, Universalmuseum Joanneum), Martina Haselberger (Lehrende Institut für Konservierung-Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien), René Schober (Kunsthistoriker, Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien), Catherine Bouvier (Doktorandin, Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der bildenden Künste Wien), Judith Emprechtinger (freischaffende Papierrestauratorin, Gründerin Notfallverbund Tirol), Christa Hofmann (Leiterin Institut für Restaurierung, Österreichische Nationalbibliothek), Ilse Entlesberger (Papierrestauratorin, Niederösterreichisches Landesarchiv), Rocco Leuzzi (Kulturgüterschutz-Beauftragter Landessammlungen Niederösterreich).
Akzeptanz und Resonanz
Das Lehrprojekt wurde als Teil der Lehrveranstaltung „zentrales künstlerisches Fach“ durchgeführt und konnte deshalb nicht gesondert durch Studierenden-Feedbacks evaluiert werden. Im Folgenden werden deshalb Ausschnitte aus Essays, die Studierende im Anschluss an das Lehrprojekt verfassten, wiedergegeben. Sie geben einen Einblick in ihre Wahrnehmung des Lehrprojekts:
„Mir hilft es immer sehr, Texte gemeinsam zu besprechen, da so mehrere
Gedanken zu einem Thema zusammenkommen können. Das Literaturcafé war auch ein
schöner Einstieg in den Tag, weil es nicht sofortiger Frontalunterricht war, den ich oft
ermüdend finde, wenn er das erste des Tages ist.“
„Am Nachmittag haben wir die Landessammlungen Niederösterreich in St. Pölten besucht.
Zwei der dort tätigen Restauratorinnen, haben uns durch die Räumlichkeiten geführt. Ich
fand es sehr hilfreich, ihren Erfahrungen zuzuhören und wie ihr Alltag in den Sammlungen
aussieht. Es war erfrischend wie offen sie auch über Probleme oder Schwierigkeiten in
ihrer Arbeit gesprochen haben. Allgemein habe ich mich sehr gut aufgehoben und
willkommen bei ihnen gefühlt. Ich habe mir durch ihre Erzählungen auch gut vorstellen
können, wie ein möglicher Arbeitsalltag als Restauratorin aussehen kann.“
„So vielfältig wie die Aufgaben, die mit dem Thema Leihverkehr einhergehen, sind auch die
Erfahrungswerte von denen die Menschen berichten. Das zeigte der Tag mit genau dieser
Schwerpunktsetzung.“
„Ein besonders wertvoller Erfahrungsaustausch stellte die „panel discussion“ im
Restaurierungsatelier des Kupferstichkabinetts dar. Kolleg*innen verschiedener Sammlungen
konnten durch ihre Arbeit ein breites Abbild der verschiedenen Tätigkeiten, Herausforderungen und
Bereicherungen geben. Die Bandbreite von Grafiken bis Eisenbahnen zeigte umfassend den
Umgang mit verschiedenen Objektgrößen und ihren Besonderheiten. […] Das ergiebige Gespräch
bildete den zentralen Aspekt des Tages und die vielen Erfahrungswerte eine wertvolle
Gedankenanregung.“
„Ich hatte den Eindruck, dass das System eines Depots auf langwierigen Arbeitsprozessen beruht, die
sich aus einer besonderen Sammlungsgeschichte und der Zusammenarbeit vieler musealer
Tätigkeitsbereiche ergeben. […] All diese Erkenntnisse liegen für uns Studierende während
unserer Ausbildung oftmals im Verborgenen, weshalb die praktische Auseinandersetzung mit dieser
Thematik und die Vermittlung des bis dato „Unbekannten“ augenöffnend war.“
„Der Workshop im Bereich Leihverkehr und Ausstellungsauf- und -abbau bot eine hervorragende
Gelegenheit, vielfältige Einblicke und Erfahrungen zu sammeln. Die Veranstaltung gliederte sich in
mehrere interessante und lehrreiche Module, die jeweils unterschiedliche Aspekte des Leihverkehrs
und der Ausstellungsplanung beleuchteten.“
„Zu Beginn der Veranstaltung fand ein Literaturcafé in der Mensa statt. Hier saßen alle
Teilnehmenden um einen Tisch und diskutierten Artikel, die verschiedene Perspektiven des
Leihverkehrs und deren Zusammenhänge mit dem Klima behandelten. Durch den regen Austausch
und die Diskussionen entstand ein umfassendes Bild des Themas. Die Vielschichtigkeit und
Relevanz des Leihverkehrs wurde durch die unterschiedlichen Blickwinkel der Artikel deutlich
hervorgehoben.“
„Insgesamt bot der Workshop einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aspekte des
Leihverkehrs und der Ausstellungsplanung. Durch die Kombination von theoretischen
Einführungen und praktischen Workshops konnten die Teilnehmenden wertvolle Kenntnisse und
praktische Fähigkeiten erwerben, die auch im beruflichen Alltag angewendet werden können.“
„Als zweite und letzte Etappe an diesem Tag besuchte unser Fachbereich dann noch die Bibliothek
der Akademie. Dort erhielten wir von Martin Kreuz einen Überblick über die Bestände und die
Provenienz der Sammlung, welcher von Breda Susa und Adrien Hofbauer-Bankos mit
anekdotischen Erzählungen zu kleineren und größeren Havarien sowie den Erfahrungen bei einer
Übersiedelung ergänzt wurden. Hier war es wirklich interessant, die Perspektiven derjenigen zu
hören, die bei diesen Ereignissen wirklich für die Betreuung des Bestands zuständig waren. Es war
sehr hilfreich zu hören, welche Aspekte gut funktioniert haben und welche eben auch eher nicht.
Damit entstand ein guter Übergang zum letzten Tag unseres Programms, der mit vielen weiteren
Erfahrungsberichten und Diskussionen zu den Themen aus „das große Ganze“ gefüllt waren.“
Nutzen und Mehrwert
Das Lehrprojekt The BIG Picture nutzt die einmaligen Rahmenbedingungen, die die Akademie der bildenden Künste Wien mit ihren Sammlungen bietet, um Studierenden die Themenfelder Sammlungspflege und präventive Konservierung auf lebendige und praxisnahe Weise zu vermitteln. Die Verbindung von Sammlungs- und Lehrtätigkeit ist in dieser Form international ein Alleinstellungsmerkmal der Restaurierungsausbildung an der Akademie in Wien. Durch das Lehrprojekt wurde zugleich auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen der Akademie gestärkt.
Vor allem durch gemeinsame Elemente der Lehrveranstaltung Cultural Property Protection des Instituts für Konservierung-Restaurierung der Universität für angewandte Kunst wurde erstmalig die Möglichkeit für einen engen fachlichen Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden beider Institutionen geschaffen, der in Zukunft fortgesetzt und intensiviert werden soll.
Studierende gewannen durch das Lehrprojekt nicht nur Einblicke in Praktiken der präventiven Konservierung, sondern hatten darüber hinaus die Gelegenheit, bei Panel Diskussionen, Exkursionen und Vorträgen vielfältige Kontakte zu knüpfen, die in weiterer Form zu Praktika führen oder den beruflichen Einstig erleichtern können.
Durch die unterschiedlichen partizipativen Lehrformate und die Einbindung von vielen verschiedenen Expert_innen wurde ein lebendiges und anregendes Lernumfeld geschaffen, das bei Studierenden insgesamt zu aktiver Teilnahme, hoher Motivation und lebhaftem Interesse führte.
Die intensiven Erkundungen der Schnittstellen von Restaurierung zu angrenzenden Arbeitsfeldern eröffnete für Studierende darüber hinaus neue Möglichkeiten für eigene berufliche Schwerpunktsetzungen nach dem Studium, etwa in den Bereichen Kuratieren, Ausstellungsproduktion, Kulturgüterschutz oder Registrar-Tätigkeit. Studierende empfanden den Austausch mit Restaurator_innen, die sich im Laufe ihrer Karriere neue Arbeitsfelder erschlossen hatten als besonders anregend und inspirierend. Das Lehrprojekt zeigte auf diese Weise neue berufliche Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten für Restaurator_innen auf und ermutigte Studierende, in Zukunft nach ihren eigenen Interessen, Stärken und Fähigkeiten individuelle Wege zu gehen.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2024
Eine fachspezifische Lehrveranstaltung zu präventiver Konservierung ist ein langjähriges Desiderat im Schwerpunkt Papier/Buch des Instituts für Konservierung-Restaurierung der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach einem ersten Testlauf von The BIG Picture im Sommersemester 2024 werden aktuell einzelne Elemente überarbeitet, ergänzt und das Lehrprojekt in eine reguläre Lehrveranstaltung übernommen, die in einem dreijährigen Zyklus angeboten werden soll. Der Arbeitstitel für die Lehrveranstaltung lautet „Präventive Konservierung in Grafiksammlungen, Bibliotheken und Archiven“ und stellt eine wichtige Ergänzung des Lehrangebots am Institut für Konservierung-Restaurierung dar. Durch die offenen Lehrformate können dabei immer wieder neue Entwicklungen im Fach und veränderte Gegebenheiten an den beteiligten Sammlungen berücksichtigt werden, neue Schwerpunkte gesetzt und zugleich bewährte Formate beibehalten werden.
Der Einfluss von Licht auf Papier wurde bereits in The BIG Picture thematisiert und wird 2026 im Rahmen eines Erasmus Blended Intensive Programs (BIP) erneut aufgegriffen, erweitert und vertieft. In einem Online Symposium und Literatur Café sowie durch Exkursionen an unterschiedliche Sammlungen, durch Panel Diskussionen und Workshops vor Ort wird auf ähnliche Weise wie in The BIG Picture ein zentraler Aspekt von Sammlungspflege vermittelt. Studierende und Lehrende der Kunstakademien Warschau und Stuttgart werden dabei nach einem virtuellen Teil auch vor Ort in Wien zusammenkommen; dabei kann auf die Erfahrungen und Kooperationen des Lehrprojekts zurückgegriffen und zugleich der Austausch auf breiter internationaler Basis gefördert werden.
Institutionelle Unterstützung
Das Projekt The BIG Picture fand im Sommersemester 2024 im Rahmen des zentralen künstlerischen Fachs am Institut für Konservierung-Restaurierung der Akademie der bildenden Künste statt, und alle Lehrende dieser Lehrveranstaltung waren an dem Projekt beteiligt. Exkursionen zu Sammlungen in Graz und St. Pölten wurden durch das laufende Exkursions-Budget des Instituts unterstützt.
Mitarbeiter_innen des Kupferstichkabinetts, der Gemäldegalerie, des Universitätsarchivs und der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste unterstützten das Projekt mit großem Enthusiasmus. Sie trugen mit ihrem Fachwissen, Führungen, Vorträgen und ihrer Teilnahme an Panel Diskussionen zu dem Gelingen des Lehrprojekts bei und stellten großzügig zeitliche und personelle Ressourcen sowie Räumlichkeiten zur Verfügung.
Das Lehrprojekt The BIG Picture fand im Rahmen des zentralen künstlerischen Fachs am Institut für Konservierung-Restaurierung statt und konnte nicht separat als eigene Lehrveranstaltung ausgewiesen werden, deshalb war es nicht möglich, das Projekt durch das hochschulinterne Qualitätsmanagement gesondert zu begutachten.
Kooperationspartner/innen
Weitere inländische Hochschulen
- Universität für angewandte Kunst Wien