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Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025

Escape-the-Lab - Angewandte Neuropsychologie in Mensch-Maschine-Systemen

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

Ars Docendi Kategorie

Lernergebnisorientierte Prüfungs und Lehrkultur

Ars Docendi Kriterien

  • Digitale Transformation
  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Perspektivenerweiterung und Internationalisierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

< 20

Anreißer (Teaser)

Eine Lehrveranstaltung, die theoretische, praktische und kritische Einblicke in komplexe Mensch-Maschine-Systeme bietet, um Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen von Neurotechnologien zu verstehen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die interdisziplinäre Lehrveranstaltung „Angewandte Neuropsychologie in Mensch-Maschine-Systemen“ richtet sich an Masterstudierende der Psychologie an der Universität Graz und des gemeinsamen Masterstudiums Computational Social Systems (CSS) der Universität Graz und der Technischen Universität Graz. Der Kurs ist international und interaktiv ausgerichtet und befasst sich mit der rasanten Entwicklung der Mensch-Computer-Interaktionstechnologie, insbesondere den Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCI), die es Menschen ermöglichen, nur mit ihrer Gehirnaktivierung über einen Computer zu kommunizieren oder externe Geräte zu steuern.

Der Kurs legt großen Wert auf praktische Erfahrung und kritische Auseinandersetzung. Im Rahmen von Projektarbeiten lernen die Studierenden, ihre eigenen BCI-Systeme zu entwickeln und Anwendungen in virtuellen Umgebungen zu erstellen. Um praktische Erfahrung mit Neurotechnologien zu sammeln, wurde ein Escape-the-Lab Spiel entwickelt, in dem die Studierenden spielerisch die Anwendung dieser Technologien üben und Rätsel lösen müssen. Ein Schwerpunkt liegt auch auf dem Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) und der Bewertung ihrer Anwendung.

Ziel des Kurses ist, das theoretische und praktische Wissen im Umgang mit Mensch-Maschine-Systemen zu erweitern und die Studierenden zu befähigen, diese Technologien verantwortungsbewusst und kritisch zu nutzen, um so zu deren weiteren Entwicklung beizutragen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The interdisciplinary course "Applied Neuropsychology in Human-Computer Interactions" is intended for master's students in psychology at the University of Graz and the joint master's program in Computational Social Systems (CSS) offered by the University of Graz and Graz University of Technology. The course is internationally oriented and interactive, focusing on the rapid development of human-computer interaction technology, particularly brain-computer interfaces (BCI), which enable individuals to communicate or control external devices solely through brain activation.

The course places a strong emphasis on practical experience and critical engagement. Through project work, students learn to develop their own BCI systems and create applications in virtual environments. To gain practical experience with neurotechnologies, an Escape-the-Lab game has been developed to allow students to playfully practice using these technologies and solve puzzles. The course also emphasizes the handling and evaluation of artificial intelligence (AI) applications.

The aim of the course is to expand students' theoretical and practical knowledge of human-machine systems and to empower them to responsibly and critically utilize these technologies, contributing to their further development.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Lehrveranstaltung „Angewandte Neuropsychologie in Mensch-Maschine-Systemen“ richtet sich an Masterstudierende der beiden Studienrichtungen Psychologie an der Universität Graz und Computational Social Systems (CSS), einem gemeinsamen Masterstudium der Universität Graz und der Technischen Universität Graz. Aus diesem Grund ist dieser Kurs in hohem Maße interdisziplinär, da Studierende mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und Kompetenzprofilen aus verschiedenen Disziplinen daran teilnehmen. Der Kurs ist international ausgerichtet und wird in englischer Sprache durchgeführt, da auch regelmäßig Studierende aus dem Ausland daran teilnehmen.

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung entwickelt sich die Technologie der Mensch-Computer-Interaktion in rasantem Tempo. Über Gehirn-Computer-Schnittstellen (sogenannten Brain-Computer-Interfaces, BCI) können Menschen nur mit Hilfe ihrer Gehirnaktivierung über einen Computer kommunizieren oder externe Geräte wie einen Rollstuhl oder eine Neuroprothese steuern. Unternehmen verkaufen Neurotechnologien, welche die kognitiven Fähigkeiten verbessern sollen. Es werden Chips in menschliche Gehirne implantiert, um einen Computer oder ein Smartphone zu steuern. Um diese Technologien zu verstehen und später sachgemäß und sinnvoll in der klinischen Praxis anwenden zu können, ist es unzureichend, wenn Studierende diese Technologien nur theoretisch kennenlernen. Aus diesem Grund biete ich in meinem Seminar nicht nur theoretische Hintergründe zu diesen Themen an, sondern lege auch großen Wert auf praktische Erfahrungen mit diesen Technologien auf verschiedenen Ebenen. Die kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema ist mir sehr wichtig, um sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte dieser Anwendungen zu beleuchten und Aufmerksamkeit auf kritische und hochaktuelle Themen wie Neurorechte zu lenken.

Das Ziel dieses Kurses ist es, das theoretische und praktische Wissen über Mensch-Maschine-Schnittstellen multidimensional zu vertiefen und das kritische Denken der Studierenden in diesem Kontext zu stärken. Dadurch sollen sie in die Lage versetzt werden, Neurotechnologien verantwortungsbewusst zu nutzen und einen Beitrag zu ihrer weiteren Erforschung und Entwicklung leisten zu können.

Um diese Ziele zu erreichen verwende ich verschiedene, interaktive und innovative Lehrmethoden:

In einem projektbasierten Ansatz lernen die Studierenden, wie sie ihr eigenes BCI-System entwickeln können. In einem Projekt zeichnen die Studierenden ihre eigene Gehirnaktivierung mittels Elektroenzephalographie (EEG) auf und versuchen auf Basis von maschinellem Lernen verschiedene mentale Zustände zu klassifizieren bzw. im gemessenen Gehirnsignal zu detektieren.

In einem anderen Projekt erstellen die Studierenden ihre eigene Schnittstelle zwischen aufgezeichneten Gehirnaktivierungsmustern und einer virtuellen Realität (VR). Die virtuelle Realität soll anhand dieser Schnittstelle mittels Veränderungen in Gehirnsignalen angesteuert bzw. verändert werden. Diese beinhalten das Entwerfen und die Entwicklung eines VR-Szenarios, wie z.B. eines virtuellen Avatars auf einer Insel. Die Bewegung des virtuellen Avatars wird dann durch Veränderungen in der Gehirnaktivierung in Echt-Zeit gesteuert. Die Studierenden finden diese Aufgabe unterhaltsam und sie erwerben praktische Fähigkeiten für zukünftige Karrieren, insbesondere in Bereichen wie der Klinischen Psychologie, wo virtuelle Realitäten zunehmend in der Intervention eingesetzt werden.

Auch der Aspekt der digitalen Transformation wird in meiner Lehre berücksichtigt. In meinem Kurs behandele ich u.a. den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Mein Ziel ist es, einen offenen Ansatz für diese Methoden zu fördern, während ich gleichzeitig ihre Grenzen hervorhebe. Ich erläutere die Richtlinien der Universität Graz für die Verwendung von textgenerierenden KI-Systemen. In einer praktischen Übung erkunden die Studierenden die Grundlagen neurowissenschaftlicher Methoden entweder mithilfe eines herkömmlichen Lehrbuchs oder eines KI-Tools (z.B. ChatGPT) auf ihren Mobiltelefonen oder Laptops und vergleichen dann die Antworten. Sie werden ermutigt, die Nützlichkeit der KI-generierten Antworten kritisch zu bewerten, Abweichungen vom Lehrbuch festzustellen um das Potenzial und die Einschränkungen dieser KI-Werkzeuge zu erkennen.

Ein weiterer zentraler Punkt meiner Lehre ist der Einsatz von spielerischen Elementen (Gamification), um die Entwicklung von praktischen Kompetenzen bei den Lernenden zu fördern. Dafür habe ich ein sogenanntes "Escape-the-Lab"-Spiel entwickelt, angelehnt an die sehr beliebten Escape Games. Bei Escape-the-Lab handelt es sich um eine praktische Labordemonstration, die als ein Escape-Room-Spiel durchgeführt wird. Es ermöglicht den Studierenden, sich mit dem Kursinhalt auseinanderzusetzen und auf unterhaltsame Weise den Umgang mit neurowissenschaftlichen Methoden (z.B. EEG, Nah-Infrarot-Spektroskopie NIRS, Methoden zur elektrischen Gehirnstimulation) zu üben. Die Studierenden müssen sich auf dieses Spiel vorbereiten, da es vorausgehendes Wissen erfordert, um einige Rätsel im Labor zu lösen. Das Spiel findet im Labor statt, und die Studierenden haben die Aufgabe, einen Schlüssel zu finden, um aus dem Labor von "Doktor Neuron" zu entkommen. Sie müssen verschiedene Rätsel lösen, wie z.B. das Montieren eines EEGs und das Initiieren eines BCI-Systems, bei dem ein/e Studierende/r ein Computerspiel mithilfe seiner/ihrer Gehirnsignale steuert. Wenn man das Computerspiel erfolgreich mit der eigenen Gehirnaktivierung ansteuert, erhält man ein Codewort, das einen zum nächsten Rätsel führt, und so weiter. Die Studierenden nehmen in Gruppen von drei oder vier Personen am Escape-Spiel teil.

Im Sinne eines studierendenzentrierten Lehrens bemühe ich mich, das Engagement der Studierenden, interaktives Lernen und die Zusammenarbeit untereinander zu fördern, indem ich eine Umgebung schaffe, die diese Aktivitäten ermöglicht. Die Gruppengrößen für Projekte und das Escape-Spiel werden sorgfältig gewählt, um den Ideenaustausch und die Zusammenarbeit zu erleichtern sowie praktische Erfahrungen und kritisches Denken zu fördern. Ich nehme aktiv an Diskussionen mit den Studierenden teil, verwende anregende Fragen, um die Interaktion zu fördern, und bitte um Feedback, um zukünftige Kurse zu verbessern. Die Studierenden wenden theoretisches Wissen in der Praxis an, beispielsweise durch das Messen von EEG oder NIRS in praktischen Sitzungen, was ihre Autonomie und kontinuierliche Anstrengung weiter fördert. Mein Lehransatz ist auf vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten und die praktische Anwendung des Kursinhalts ausgerichtet. Zudem haben die Studierenden die Möglichkeit, den Kurs aktiv mitzugestalten, indem sie unter meiner Supervision einzelne Einheiten zu bestimmten Themen (z.B. Gedankenlesen mittels neurowissenschaftlicher Methoden/Neuromythen, Neuro-Enhancement, Einsatz von Virtueller Realität und dem Metaversum usw.) eigenständig gestalten können.

Durch meinen multi-modalen und interaktiven, spielbasierten Lehransatz strebe ich danach, den Erwerb praktischer Kompetenzen im Umgang mit Mensch-Maschine-Systemen sowie die kritische Reflexion darüber zu maximieren.

Akzeptanz und Resonanz

Das Feedback der Studierenden zu meinem Kurs fällt überwiegend positiv aus. Vor allem das Escape-the-Lab Spiel wird immer als sehr innovativ und als „etwas Neues“ angesehen, das ihnen auch Spaß macht. Im Laufe der Jahre haben mehrere Studierende, die meinen Kurs absolviert haben, unter meiner Anleitung ihre Masterarbeiten zu diesem Thema verfasst. Derzeit betreue ich drei ehemalige Studierende dieses Kurses bei ihren Promotionsarbeiten. Darüber hinaus erhalten Studierende, die an diesem Thema interessiert sind, von mir Informationen zu relevanten Veranstaltungen und nehmen auf meinen Rat hin z.B. an internationalen BCI-Konferenzen teil und engagieren sich in internationalen BCI-Gruppen. Alle Studierenden haben den Kurs erfolgreich abgeschlossen. Aufgrund des Erfolgs des Escape-the-Lab Spiels wurde ich gebeten, es für die Verwendung bei öffentlichen Wissenschaftsveranstaltungen, wie der Langen Nacht der Forschung 2024, und schulischen Veranstaltungen anzupassen, um dieses wichtige Thema auf spielerische Art und Weise einem breiten Publikum zu vermitteln.

Nutzen und Mehrwert

Der Nutzen und Mehrwert meiner Lehrveranstaltung liegt auf mehreren Ebenen:

Mit meinem multi-modalen, interaktiven und spielbasierten Lehransatz wird die Motivation der Studierenden erhöht, sich aktiv an der Lehrveranstaltung zu beteiligen. Durch die unterschiedlichen Projekte innerhalb der Lehrveranstaltung wir die Kooperation und Zusammenarbeit der Studierenden mit unterschiedlichen Hintergründen (TechnikerInnen und PsychologInnen) gefördert und sie müssen ihre unterschiedlichen Expertisen nutzen und Synergien finden.

Durch die Teilnahme von internationalen Studierenden am Kurs wird auch die internationale Perspektive der Studierenden gefördert. Während Diskussionen bemühe ich mich, die vielfältigen kulturellen Normen und unterschiedlichen rechtlichen Perspektiven im Zusammenhang mit Mensch-Maschine-Systemen, Neurotechnologien und Neurorechten hervorzuheben. Darüber hinaus informiere ich die Studierenden über internationale Veranstaltungen (z.B. Konferenzen, Cybathlon). Falls Studierende Interesse bekunden, unterstütze ich sie bei der Vernetzung mit nationalen und internationalen KooperationspartnerInnen, um ihnen möglicherweise bei der Verfolgung einer Masterarbeit zu diesen Themen behilflich zu sein.

Des Weiteren fördert mein Kurs die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, da auch Studierende aus dem CSS Masterstudiengang (einem gemeinsamen Masterstudium der Universität Graz und der Technischen Universität Graz) daran teilnehmen und regelmäßig Studierende aus dem Kurs dann auch ihre Masterarbeit unter der gemeinsamen Supervision von mir und KollegInnen der Technischen Universität Graz schreiben.

Zusammenfassend ermöglicht die Lehrveranstaltung einen dauerhaften Mehrwert und Nutzen durch die Verbindung von praxisorientierter Lehre, interdisziplinärer Zusammenarbeit und innovativen Lehrmethoden. Diese Kombination bietet den Studierenden eine fundierte und zeitgemäße Ausbildung und fördert den Austausch zwischen Universitäten.

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2012

Diese Lehrveranstaltung halte ich seit mehreren Jahren, jedoch habe ich die Inhalte und Methoden regelmäßig angepasst und aktualisiert. Erst seit dem Wintersemester 2022 habe ich die herkömmliche Labordemonstration in das Escape-the-Lab Spiel umgewandelt. Seit dem Wintersemester 2023 binde ich die KI-Werkzeuge in die Lehre ein.

Einige meiner Lehrmethoden sind auf verschiedene Umgebungen übertragbar, z. B. die interaktive Lehre und das Lernen mit mobiler Technologie, einschließlich KI-Tools, sowie Strategien zur Förderung des kritischen Denkens. Darüber hinaus kann der spielbasierte Ansatz des Escape-the-Lab Spiels auf andere Kurse mit praktischen Laborübungen angewendet werden. Das Escape-the-Lab Spiel lässt sich auch hervorragend auf den außeruniversitären Kontext übertragen, da ich das Spiel in modifizierter Form auch auf Science-To-Public Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Forschung 2024 angeboten habe.

Institutionelle Unterstützung

Für das Escape-The-Lab Spiel werden die Laborräume am Institut für Psychologie der Universität Graz genutzt.

Die Lehrveranstaltung wird regelmäßig evaluiert. Feedback wird von mir gerne aufgenommen um den Kurs weiterzuentwickeln und zu verbessern.