Zuletzt aktualisiert am 12.09.2025
Erklärvideos zur Demokratiebildung für die Primarstufe
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Ars Docendi Kategorie
Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsorientierte Lehre
Ars Docendi Kriterien
- Digitale Transformation
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
20-49
Anreißer (Teaser)
Wie kann Medien- und Demokratiebildung gefördert werden? Studierende des Lehramts Primarstufe entwickelten in Kooperation mit dem Bgld. Landtag Erklärvideos für einen innovativen Sachunterricht. Die Videos werden als OER zur Verfügung gestellt.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das Lehrprojekt „Erklärvideos zur Demokratiebildung für die Primarstufe“ verbindet politische Bildung und Medienbildung. Studierende des Lehramts Primarstufe erarbeiten in Kooperation mit dem Burgenländischen Landtag Erklärvideos zur Demokratiebildung für Volksschulen.
Durch Exkursionen in den Landtag und den Austausch mit Politiker:innen erhalten sie authentische Einblicke in demokratische Prozesse. Basierend auf einem eigens entwickelten mediendidaktischen Modell entwerfen sie didaktisch fundierte Erklärvideos, die zentrale Konzepte der Demokratie altersgerecht vermitteln. Der gesamte Prozess – von der Konzeption über die Produktion bis zur Evaluation – fördert praxisnahes Lernen.
Die entstandenen Videos werden als Open Educational Resources (OER) über die Website des burgenländischen Landtags frei zugänglich gemacht. Das Projekt stärkt sowohl die Medien- als auch die Demokratiekompetenz zukünftiger Lehrer:innen und leistet einen innovativen Beitrag zur digitalen Transformation in der Lehramtsausbildung.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The teaching project “Explanatory videos on democracy education for primary schools” combines political education and media education. In cooperation with the Burgenland state parliament, students studying to become primary school teachers develop explanatory videos on democracy education for elementary school.
Excursions to the state parliament and exchanges with politicians give them authentic insights into democratic processes. Based on a specially developed media didactic model, they create didactically sound explanatory videos that convey key concepts of democracy in an age-appropriate way. The entire process - from conception to production to evaluation - promotes hands-on learning.
The resulting videos are made accessible as Open Educational Resources (OER) via the website of the Burgenland state parliament. The project strengthens both the media and democratic skills of future teachers and makes an innovative contribution to the digital transformation in teacher training.
Nähere Beschreibung des Projekts
Beschreibung des Lehrprojekts: Erklärvideos zur Demokratiebildung für die Primarstufe
Ausgangslage und Motivation
Demokratiebildung ist eine zentrale Aufgabe im Sachunterricht der Primarstufe (und darüber hinaus), insbesondere in Zeiten, in denen politische Partizipation und Medienkompetenz essenziell für eine informierte Teilhabe an der Gesellschaft sind. In der Ausbildung von zukünftigen Lehrer:innen kommt einer kritisch-reflektierten und kreativen Mediendidaktik eine Schlüsselrolle zu, da (Unterrichts-)Medien nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch ein wichtiger Bestandteil beim Aufbau der (im neuen Lehrplan explizit geforderten) 4K-Kompetenzen darstellen.
Vor diesem Hintergrund wurde das Lehrprojekt „Erklärvideos zur Demokratiebildung für die Primarstufe“ entwickelt. Ziel war es, Studierende des Lehramts Primarstufe nicht nur mit fachdidaktischen und mediendidaktischen Konzepten vertraut zu machen, sondern sie aktiv in die Entwicklung von Lernmedien einzubinden, die in Volksschulen zur Demokratiebildung genutzt werden können.
Ein zentrales Anliegen war dabei die Verknüpfung von Theorie und Praxis: Durch die Kooperation mit dem Burgenländischen Landtag wurde der Raum für Austausch mit einer demokratischen Institution geschaffen, die es den Studierenden ermöglichte, demokratische Prozesse nicht nur theoretisch zu recherchieren, sondern aktiv zu erleben und in die eigenen Erklärvideos zu übersetzen.
Ziele des Lehrprojekts
- Förderung der Demokratiebildung: Studierende erarbeiten Unterrichtsmedien, um politische Bildung kindgerecht und mediengestützt in den Sachunterricht zu integrieren.
- Medienkompetenzentwicklung: Studierende setzen sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen audiovisueller Mediengestaltung auseinander und wenden diese zur Erstellung von Erklärvideos an.
- Praxisnahe Lehrer:innenbildung: Durch Exkursionen, den Austausch mit Politiker:innen und die Erstellung von OER-Materialien werden authentische Lehr-Lernsettings geschaffen.
- Schaffung von Open Educational Resources (OER) und damit Unterstützung der politischen Bildung in der Volksschule: Die entwickelten Materialien werden frei zugänglich über die Website des Burgenländischen Landtags zur Verfügung gestellt. Studien zufolge spielt die politische Bildung in der Volksschule (trotz Grundsatzerlass bzw. Verankerung als übergreifendes Thema) nur eine untergeordnete Rolle. „Die institutionell eingerichtete Politische Bildung dürfte in den Klassenzimmern der österreichischen Primarstufe eine untergeordnete Rolle spielen. Auf Grund der defizitären Darstellung in den Schulbüchern sind Lehrer*innen auf Unterrichtsmaterialien angewiesen. Solche sind jedoch in vielen Fällen entweder nicht vorhanden oder nur bedingt für Lehrkräfte zugänglich.“ (Mittnik, 2019, S. 91) Mit den frei zugänglichen Erklärvideos soll hie rein Beitrag geleistet werden.
Methoden und Lehr-Lernprozesse
Das Lehrprojekt setzt auf einen forschungsbasierten und partizipativen Ansatz, der Studierende in die aktive Mitgestaltung des Lehr- und Lernprozesses einbindet.
- Exkursionen & Experteninterviews: Studierende besuchen den Burgenländischen Landtag und führen Gespräche mit Politiker:innen. (Ziel: Demokratie erfahrbar machen und die Perspektiven von politischen Akteur:innen kennenlernen)
- Erarbeitung von Erklärvideo-Konzepten: Basierend auf den Erkenntnissen des Lehrveranstaltungsleiters zur Gestaltung von Erklärvideos (Publikation „Erklärvideos im Sachunterricht“ - https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-43856-2) erarbeiten die Studierenden Konzepte für kind- und sachgemäße Erklärvideos. Aktuelle Forschungserkenntnisse zur multimodalen Gestaltung von Lernmaterialien werden angewendet.
- Produktion der Erklärvideos: In Kleingruppen erstellen Studierende audiovisuelle Medien, die zentrale Konzepte der Demokratiebildung (z. B. Wahlen, Gewaltenteilung, politische Partizipation) altersgerecht vermitteln. Der gesamte Prozess – von der Konzepterstellung über die Visualisierung bis zur Vertonung – erfolgt unter Anleitung der Lehrveranstaltungsleitung.
- Reflexion und Feedbackschleifen: Die produzierten Videos wurden Politiker:innen vorgeführt und Schüler:innen gezeigt, um deren Sachrichtigkeit und Verständlichkeit zu evaluieren. Studierende reflektieren den Produktionsprozess, diskutieren Herausforderungen und leiten daraus didaktische Erkenntnisse ab. Ein wesentliches Augenmerk lag auch auf der dabei auch auf lernförderlichen Umgangsformen mit dem audiovisuellen Medium im Unterrichtsgeschehen.
Ergebnisse des Lehrprojekts
- Erstellung von qualitätsvollen Erklärvideos: Die entwickelten Erklärvideos stehen allen Volksschulen als OER zur Verfügung. Sie decken verschiedene Aspekte der Demokratiebildung ab und bieten Lehrpersonen ein einfach zugängliches Unterrichtsmaterial. Geplant ist, die Sammlung in den kommenden Studienjahren um weitere Themen zu ergänzen.
- Kompetenzentwicklung bei den Studierenden: Durch den aktiven Produktionsprozess entwickeln Studierende sowohl fachliche als auch mediendidaktische Kompetenzen. Auch die zentrale Bedeutung der Demokratiebildung soll Studierenden nähergebracht werden und niederschwellige Möglichkeiten der Behandlung in der Volksschule aufgezeigt werden.
- Langfristige Verankerung von Demokratiebildung im Sachunterricht: Das Projekt zeigt, wie audiovisuelle Unterrichtsmedien für die Demokratiebildung genutzt werden können. Die Verteilung der Videos über die Plattform des Burgenländischen Landtags trägt dazu bei, dass die Inhalte langfristig zugänglich sind und genutzt werden können
Folgende Ars Docendi Kriterien werden adressiert:
- Digitale Transformation: Studierende produzieren OER-Materialien und lernen, digitale Medien sinnvoll für die Demokratiebildung zu nutzen.
- Innovative Hochschuldidaktik: Das Lehrprojekt verknüpft forschungsbasierte Lehre mit einer engen Verzahnung von Theorie und Praxis.
- Studierendenzentrierung: Studierende gestalten den gesamten Lernprozess aktiv mit und reflektieren die eigenen Lernprozesse.
- Partizipation und Mitgestaltung: Die Zusammenarbeit mit dem Landtag und die Mitwirkung an praxistauglichen Unterrichtsmaterialien ermöglichen eine authentische Beteiligung.
Das Projekt versucht, innovative Lehrmethoden mit gesellschaftlich relevanten Inhalten zu verknüpfen und damit zu einer zukunftsfähigen Lehrer:innenbildung beizutragen.
Literatur
Meller, S. (2024). Erklärvideos im Sachunterricht. Eine explorative Studie zum Umgang von Lehrkräften mit dem audiovisuellen Medium. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43856-2
Mittnik, P. (2019). Politische Bildung in der österreichischen Primarstufe—Eine Bestandsaufnahme. In B. Neuböck-Hubinger, R. Steiner, B. Holub, & C. Egger (Hrsg.), Sachunterricht in Bewegung: Einblicke und Ausblicke zur Situation der Sachunterrichtsdidaktik in Österreich (S. 91–106). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Akzeptanz und Resonanz
Das Lehrprojekt wurde von den Studierenden durchweg positiv aufgenommen. Besonders hervorgehoben wurden der hohe Praxisbezug, die Verknüpfung von Demokratiebildung und Mediendidaktik sowie die Möglichkeit, Unterrichtsmaterialien „nicht nur für die Schublade“ (Zitat Studierende) zu gestalten, sondern sie Lehrpersonen in der Volksschule zur Verfügung zu stellen.
Bei der mündlichen Evaluation im Rahmen der letzten Lehrveranstaltungseinheit hoben die Studierenden besonders die Möglichkeit hervor, Theorie direkt in die Praxis umzusetzen. Studierende beschrieben das Arbeiten an den Erklärvideos als motivierend und kreativ. Der partizipative Ansatz und die enge Zusammenarbeit mit dem Burgenländischen Landtag wurden als bereichernd erlebt. Auch die Steigerung der eigenen Medienkompetenz wurde positiv erwähnt. Eine Studierende berichtete zudem davon, durch das Projekt auch selbst ein besseres Verständnis für demokratische Prozesse erlangt zu haben.
Hinsichtlich der schriftlichen Evaluation der Lehrveranstaltung via Evaluationssystem EvaSys kann kein repräsentatives Ergebnis mitgeteilt werden. Zwar wurden in jeder Kategorie (Organisation, Lehren und Lernen, Lehrender, Arbeitsaufwand, Gesamteindruck) durchwegs die Bestnoten vergeben, jedoch nahmen nur zwei Studierende an dieser Evaluationsform teil. Die einzige Rückmeldung im Feld „Das möchte ich noch mitteilen“ lautete: „Es war eine tolle LV.“
Nutzen und Mehrwert
Das Lehrprojekt zeichnet sich durch eine innovative Verknüpfung von Mediendidaktik und politischer Bildung aus und bietet gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale:
- Praxisnahe Lehrer:innenbildung durch reale politische Partizipation (enge Kooperation mit dem Burgenländischen Landtag und der direkte Austausch mit Politiker:innen erweitert das Verständnis für demokratische Abläufe und sensibilisiert für politische Bildung im Unterricht)
- Verbindung von Digitalisierung und Demokratiebildung (aktiv Gestaltung von Bildungsinhalten mit hoher Relevanz für den Volksschulunterricht, praktische Nutzung aktueller medienpädagogischer Forschungsergebnisse) , um digitale Lernformate für die politische Bildung nutzbar zu machen.
- Hohe Partizipation und kollaboratives Lernen (die Studierenden erarbeiten in Kleingruppen Inhalte, produzieren Videos und evaluieren sie)
- Nachhaltige Wirkung (die erarbeiteten OER-Videos stehen langfristig allen Schulen zur Verfügungund sind flexibel einsetzbar.
- Flexibilität (das Konzept kann leicht erweitert, adaptiert und auf andere Themen übertragen werden, künftige Studierendenjahrgänge können das Angebot ergänzen und so eine kontinuierliche Verbesserung und Aktualisierung der Medien sicherstellen)
Der Mehrwert entsteht durch die Kombination digitaler Transformation, innovativer Hochschuldidaktik und gelebter Demokratiebildung. Das Lehrprojekt ist ein Beispiel dafür, wie Studierende durch mediengestützte Arbeit aktiv gesellschaftliche Bildungsprozesse mitgestalten können.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2024
Langlebigkeit
Die erstellten Erklärvideos bleiben als Open Educational Resources (OER) dauerhaft verfügbar und können von Lehrpersonen flexibel im Unterricht eingesetzt werden. Zukünftige Studierendengruppen werden das Format weiterentwickeln, neue Demokratie-Themen aufgreifen und bestehende Videos aktualisieren. Durch die enge Kooperation mit dem Burgenländischen Landtag können weitere Schwerpunkte entstehen, etwa zur politischen Partizipation von Kindern oder zur Europäischen Union.
Übertragbarkeit
Das Konzept ist nicht nur auf Demokratiebildung beschränkt, sondern kann für verschiedene Sachunterrichtsthemen (z. B. Klimaschutz) adaptiert werden. Auch in anderen Lehrveranstaltungen lässt sich das Format anwenden.
Institutionelle Unterstützung
Das Lehrprojekt wurde ohne zusätzliche finanzielle oder personelle Ressourcen umgesetzt und basiert ausschließlich auf den regulären Rahmenbedingungen für Lehrveranstaltungen (Räume und technische Grundausstattung).
Die Lehrveranstaltung wurde wie jede Lehrveranstaltung an der PPH Burgenland hochschulintern evaluiert. Feedbackgespräche fanden im Zuge der jährlichen Arbeitsvereinbarungsgespräche statt. In diesem Zusammenhang brachten die Institutsleitung und das Rektorat auch ihre Anerkennung gegenüber dem Lehrprojekt zum Ausdruck.