Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025
Einführung von KI-Tools in der vorklinischen Lehre der Humanmedizin
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Ralf Braun
Einführung von KI-Tools in der vorklinischen Lehre der Humanmedizin
Ars Docendi Kategorie
Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ars Docendi Kriterien
- Digitale Transformation
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
50-150
Anreißer (Teaser)
KI-Tutoren erleichtern Medizinstudium: Die DPU setzt auf fachspezifische KI-Tools und intelligente Zusammenfassungsmethoden, um die Herausforderung der Stofffülle zu meistern. Erste Ergebnisse zeigen großes Potential für personalisiertes Lernen.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das Lehrprojekt an der Danube Private University adressiert Herausforderungen im Humanmedizinstudium: hohe Stofffülle, fordernder Blockunterricht und heterogene Studiengruppen führen zu Überforderung von Studierenden und Unzufriedenheit bei Lehrenden.
Zwei Hauptansätze werden verfolgt:
- Fachspezifische KI-Tutoren (customized GPTs): Seit SoSe 2024 werden schrittweise KI-Tutoren für Module der Biologie und Biochemie eingeführt. Diese basieren auf ChatGPT-4 und sind mit Unterrichtsmaterialien verknüpft. Eine Umfrage zeigt, dass 61% der Studierenden diese Tutoren regelmäßig nutzen, besonders zur Prüfungsvorbereitung. Die Studierenden wünschen sich solche Tools auch für andere Fächer.
- Effiziente Zusammenfassung von Lernmaterialien: Mit KI-Tools erstellte Zusammenfassungen (Biologie & Biochemie), manuelle Zusammenfassungen mit Feedback der Dozierenden (Histologie), Vergleichsstudie zur Qualität von Zusammenfassungen mit/ohne KI-Unterstützung (Wahlpflichtmodul „Exploring MedTech and AI Applications“)
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass KI-Tutoren als Ergänzung zur Prüfungsvorbereitung gut angenommen werden, jedoch (noch) nicht als Ersatz für klassischen Unterricht geeignet sind. Bei Zusammenfassungen mit KI-Tools besteht ohne angemessene Anleitung die Gefahr einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit dem Stoff. Die kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung dieser Maßnahmen soll die Studierbarkeit verbessern und die Zufriedenheit aller Beteiligten erhöhen.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The teaching project at Danube Private University addresses challenges in human medicine studies: a high volume of material, demanding block teaching and heterogeneous study groups lead to excessive demands on students and dissatisfaction among teachers.
Two main approaches are being pursued:
- Subject-specific AI tutors (customized GPTs): Since SoSe 2024, AI tutors have been gradually introduced for biology and biochemistry modules. These are based on ChatGPT-4 and are linked to teaching materials. A survey shows that 61% of students use these tutors regularly, especially for exam preparation. Students would also like to have such tools for other subjects.
- Efficient summarization of learning materials: summaries created with AI tools (biology & biochemistry), manual summaries with feedback from lecturers (histology), comparative study on the quality of summaries with/without AI support (elective module “Exploring MedTech and AI Applications”)
The results so far show that AI tutors are well received as a supplement to exam preparation, but are not (yet) suitable as a substitute for traditional teaching. In the case of summaries with AI tools, there is a risk of superficial engagement with the material without appropriate guidance. The continuous evaluation and further development of these measures should improve studyability and increase the satisfaction of all those involved.
Nähere Beschreibung des Projekts
Ausgangssituation
Das Bachelorstudium der Humanmedizin an der Danube Private University steht vor spezifischen Herausforderungen, die den Lehr- und Lernprozess beeinträchtigen:
Die medizinische Ausbildung ist durch eine außerordentlich hohe Stofffülle in den einzelnen Fachgebieten geprägt. Diese kann aufgrund externer Vorgaben und Anforderungen an die Qualifikation angehender Medizinerinnen und Mediziner kaum reduziert werden. Die Inhalte und zu erwerbenden Kompetenzen sind weitgehend durch Ausbildungsordnungen, internationale Standards und Akkreditierungsanforderungen vorgegeben, was den Spielraum für curriculare Anpassungen erheblich einschränkt.
Im Bachelorstudium Humanmedizin der DPU sind alle Lehrveranstaltungsformen – Vorlesungen, Seminare und Praktika – als Präsenzunterricht mit strikter Anwesenheitspflicht organisiert. Die einzelnen Module folgen einem Blockunterrichtsmodell, bei dem zunächst die theoretischen Grundlagen in Vorlesungen vermittelt werden, gefolgt von vertiefenden Seminaren und schließlich anwendungsorientierten Praktika. Dieses Blockunterrichtsmodell bietet Vorteile durch die zusammenhängende Bearbeitung eines Themengebiets und ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Es bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Die verdichtete Lernumgebung erzeugt einen hohen Zeitdruck, in dem Studierende große Informationsmengen in kurzer Zeit verarbeiten müssen. Zudem erschwert die zeitliche Trennung zwischen theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Anwendung häufig den Theorie-Praxis-Transfer. Zwischen den einzelnen Blöcken bleibt kaum Zeit zur Nachbereitung und Konsolidierung des Gelernten, bevor neue Themengebiete beginnen.
Ein weiterer erschwerender Faktor ist die Heterogenität der Studiengruppen. Die Studierenden bringen sehr unterschiedliche Vorkenntnisse sowohl im Fachwissen als auch in ihren Kompetenzen mit. Diese Unterschiede manifestieren sich besonders deutlich zwischen Studierenden, die direkt nach der Matura an die Universität kommen, und jenen, die bereits ein anderes Studium absolviert haben oder schon in einem Beruf tätig waren. Die verschiedenen Altersklassen – von 18 bis Mitte 30 – bringen zudem unterschiedliche Lebenserfahrungen, Lerngewohnheiten und Erwartungen an das Studium mit. Diese Vielfalt in den Studiengruppen führt dazu, dass manche Studierende bei bestimmten Themen unterfordert sind, während andere gleichzeitig überfordert sein können. Dadurch wird eine einheitliche Vermittlung des Stoffes, die allen gerecht wird, erheblich erschwert.
Die aktuelle Lehrsituation führt zu Unzufriedenheit auf beiden Seiten des Lehr-Lern-Prozesses. Studierende fühlen sich durch die immense Stoffmenge bei gleichzeitig knappen Zeitressourcen überfordert und vermissen individuelle Betreuung, die ihrer heterogenen Lernvoraussetzungen gerecht würde. Die dichte Taktung des Blockunterrichts lässt ihnen kaum Zeit zur angemessenen Prüfungsvorbereitung. Parallel dazu sind Lehrpersonen unzufrieden über unzureichend vorbereitete Studierende in Seminaren und Praktika und den hohen Aufwand zur individuellen Unterstützung leistungsschwächerer Studierender, welcher auf Kosten leistungsstärkerer Studierender geht.
Zielsetzung des Lehrprojektes
Das Lehrprojekt ist Teil von universitätsweiten Maßnahmen, die darauf abzielen, die Qualität der Lehre und die Studierbarkeit des Bachelorstudiums Humanmedizin kontinuierlich zu verbessern, und damit auch die Zufriedenheit von Studierenden und Lehrenden nachhaltig zu erhöhen.
Ein Fokus des Lehrprojektes liegt in der Einführung fachspezifischer KI-basierter Tutoren (customized GPTs). Diese können, unter Berücksichtigung der individuellen Vorkenntnisse und Lerngewohnheiten der Studierenden, als Tools zur Vorbereitung auf Modulprüfungen und zur Bearbeitung studentischer Leistungen (z. B. Seminararbeiten) eingesetzt werden (individueller Lernpfad). Ein weiterer Fokus ist die Ertüchtigung von Studierenden besser mit der hohen Stofffülle in einer angemessenen Zeit umzugehen, indem diese lernen, Unterrichts- und Lernmaterialien in sinnvoller Form zusammenzufassen. Dazu werden zum einen sowohl klassische Lehrperson-basierte Hilfen als auch die Nutzung KI-basierter Tools (z. B. ChatGPT) eingeführt.
Zeitliche Abfolge von Maßnahmen, in denen das Lehrprojekt eingebunden ist
Seit WiSe 2023/2024 werden seitens der Studiengangleitung (Prof. Braun) regelmäßig Bachelorstudierende der Humanmedizin über deren Nutzung von KI-assoziierten Tools, wie ChatGPT, befragt. Die Nutzung wurde in regulären Lehrveranstaltungen (v. a. Seminare) thematisiert und explorativ ausgetestet. Seit SoSe 2024 sind die ersten beiden fachspezifischen KI-basierten Tutoren im Einsatz (Modul „Allgemeine Biochemie & Molekularbiologie“, 2. Fachsemester, Prof. Braun; Modul „Biochemie & Pathobiochemie 2“, 4. Fachsemester, Prof. Braun). Im WiSe 2024/2025 wurden zwei weitere fachspezifische KI-basierte Tutoren bereitgestellt (Modul „Grundlagen der Biologie“, 1. Fachsemester, Prof. Braun; Modul „Biochemie & Pathobiochemie 1“, 3. Fachsemester, Prof. Braun). Zum WiSe 2024/2025 wird erstmals das Wahlpflichtmodul „Integrating Technology with Medicine: Exploring MedTech and AI Applications“, Prof.in Hatamikia) angeboten, in dem unter anderem auch der systematische Einsatz KI-assistierter Tools für die Zusammenfassung akademischer Texte geübt (Prompt training) und sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgewertet wird. Dieses Modul wird auch im SoSe 2025 angeboten und soll, bei Bedarf, jedes Semester stattfinden. Ebenfalls im WiSe 2024/2025 haben im Modul „Allgemeine & Spezielle Histologie“, 1. Fachsemester, OÄin Inna Servetnyk) Studierende Unterrichtsunterlagen selbst zusammengefasst, die von der Dozierenden kritisch überprüft und mit Kommentaren zur Überarbeitung zurückgegeben wurden. Zum SoSe 2025 werden fachspezifische KI-Tutoren in den Modulen der Biochemie (Prof. Braun) systematisch auch während der Durchführung der Lehrveranstaltungen eingesetzt. Eine Ausweitung der KI-Tools auf andere Fachgebiete soll zum WiSe 2025/2026 erfolgen. Die Maßnahmen werden durch Befragungen von Studierenden und Dozierenden regelmäßig evaluiert.
Spezifische Durchführung des Lehrprojektes
1. Einführung fachspezifischer KI-basierter Tutoren
Die im Einsatz befindlichen KI-Tutoren basieren auf ChatGPT-4 (Open AI), die mit den Unterrichtsunterlagen einzelner Module verknüpft werden (Abb. 1A). Die KI-Tutoren schlüpfen in die Rolle eines besonders leistungsfähigen studentischen Tutors, der anderen Studierenden (peers), in ihrem individuellen Lernprozess unterstützt (Abb. 1A). Der KI-Tutor kann von Studierenden frei eingesetzt werden (Lernzeit, Lerndauer & Lernort sind frei wählbar). Er kann zum Abbau der individuellen Sprachbarriere (Fachsprache oder Fremdsprache) eingesetzt werden. Der KI-Tutor passt sich den studentischen Vorkenntnissen und Vorstellungen an (Abb. 1A). Den Studierenden werden Informationen und Gesprächsaufhänger für die KI-Tutoren zur Verfügung gestellt (Abb. 1B), damit diese lernen, die KI-Tutoren für verschiedene Anwendungen einzusetzen (z. B. Beantwortung offener fachlicher Fragen, Erstellungen von Zusammenfassungen, Bewertung von Zusammenfassungen, Beantworten von Lernzielen). Der Einsatz der KI-Tutoren wird auch in den Seminaren der Module thematisiert, für die KI-Tutoren zur Verfügung gestellt wurden.
Alle Bachelorstudierenden der Humanmedizin (etwa 360 Studierende) wurden Ende Februar/Anfang März 2025 in einer anonymen Umfrage zur Nutzung, der im SoSe 2024 und WiSe 2024/2025 zur Verfügung gestellten KI-Tutoren befragt. Etwa 23% (84) der Studierenden haben an der Umfrage teilgenommen (Stand: 10.03.2025). 61% (51/84) der teilnehmenden Studierenden haben angegeben, während der Durchführung des jeweiligen Moduls und zur Prüfungsvorbereitung die KI-Tutoren täglich oder mehrmals wöchentlich benutzt zu haben (nicht gezeigt). Die teilnehmenden Studierenden haben überwiegend angegeben, dass die Nutzung fachspezifischer GPT-Tutoren ihr Studium erleichtert habe und dass sie sich solche Tutoren auch in anderen Fächern wünschen. Den höchsten Nutzen sehen die teilnehmenden Studierenden in der Prüfungsvorbereitungsphase (Abb. 1C). Der Nutzen der KI-Tutoren während des Unterrichts wird hingegen deutlich ambivalenter gesehen.
Fazit: Die fachspezifischen GPT-Tutoren werden von den meisten Studierenden angenommen. Derzeit eignet es sich vor allem als ergänzendes Tool zur Prüfungsvorbereitung. Als Ersatz für klassische Unterrichtsmethoden kommt es (noch) nicht in Betracht.
2. Zusammenfassung von Unterrichts- und Lernmaterialien
Studierende müssen lernen, mit der erheblichen Stofffülle in den Modulen besser umzugehen. Dazu wurden sie in den begleitenden Seminaren zu den Modulen Biologie und Biochemie (Prof. Braun) aufgefordert, mit und ohne Hilfe von KI-Tools (z. B. ChatGPT) Zusammenfassungen von Unterrichts- und Lernmaterialien anzufertigen (v. a. WiSe 2024/2025). Die Qualität der entstandenen Zusammenfassungen war sehr heterogen und hing sowohl von den zusammenzufassenden Unterlagen als auch von der Bereitschaft und Fähigkeit der Studierenden ab, mit KI-Tools umzugehen. Auch wenn die studentische Zufriedenheit über die Zusammenfassungen relativ hoch war, war die kritische Reflexion des Zusammengefassten nicht immer ausgeprägt. Es besteht hier also die Gefahr, dass der Einsatz von KI-Tools ohne genauere Anleitung, Training und Begleitung die Leistungen der Studierenden eher beeinträchtigen als fördern könnte.
Ein anderer Ansatz wurde im WiSe 2024/2025 im Modul „Allgemeine und Spezielle Histologie“ (OÄin Servetnyk) verfolgt. Hier haben Studierende als Individual- und Gruppenarbeiten die Zusammenfassungen der Unterrichts- und Lernmaterialien händisch und ohne KI-Tools erstellt. Die Dozentin hat die Zusammenfassungen im Gespräch mit den Studierenden gesichtet und zur Verbesserung der Dokumente aufgefordert. Die studentische Zufriedenheit war hier sehr hoch und die Lernergebnisse waren im Vergleich zu früheren Perioden besser. Allerdings hatte die Dozentin damit einen über das Übliche hinausgehenden Lehraufwand, der nicht für alle Module umsetzbar ist.
KI-Tools machen Zusammenfassungen demnach einfacher und schneller, was jedoch nicht gleichbedeutend mit einem höheren Lernerfolg ist. Um Studierende zu trainieren, in angemessener Zeit inhaltlich sinnvolle und qualitativ hochwertige Zusammenfassungen zu erstellen, wird derzeit (März 2025) im Rahmen des Wahlpflichtmoduls „Integrating Technology with Medicine: Exploring MedTech and AI Applications“ (Prof.in Hatamikia) eine Studie durchgeführt, in der die Qualität der Zusammenfassungen akademischer Texte, die mit und ohne KI-Tools entstanden sind, durch Fachexpert*innen überprüft, aus den die akademische Texte entstammen (Abb. 1D). In dieser Studie wird auch der Einfluss des Trainings der Studierenden untersucht, KI-Tools effektiv und effizient einzusetzen (Prompt training durch KI-Experten). Neben DPU-interner Expertise in KI (Prof.in Hatamikia) binden wir hier auch externe KI-Experten (Prof. Mehnen & DIin Pohn, FH Technikum Wien) und DPU-interne Experten für die Auswertung sozialwissenschaftlicher Studien ein (Prof.in Choi & Dr. Fitzek). Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass 100% der teilnehmenden Studierenden (37) der Aussage (voll und ganz) zustimmen, dass die Verwendung von KI-Tools die Qualität und Effizienz der eigenen Zusammenfassung verbessern (Stand: 10.03.2025). Die Ergebnisse der Fachexpert*innen zur Qualität der Zusammenfassungen steht noch aus. Die Untersuchung wird im SoSe 2025 mit einer anderen Kohorte von Studierenden wiederholt. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, besser zu verstehen, welche Aspekte zu beachten sind, um KI-Tools für Zusammenfassungen der Stofffülle einzusetzen, um die Studierfähigkeit des Studiengangs weiter zu verbessern.
Akzeptanz und Resonanz
Die Akzeptanz und Resonanz des Lehrprojekts zur Integration fachspezifischer KI-Tutoren im Medizinstudium an der DPU lässt sich bereits anhand konkreter Evaluationsergebnisse nachvollziehen.
Eine umfassende anonyme Befragung aller Bachelorstudierenden der Humanmedizin (ca. 360 Studierende) Ende Februar/Anfang März 2025 liefert belastbare Daten zur Nutzung und Akzeptanz. Mit einer Rücklaufquote von etwa 23% (84 Teilnehmende) bietet die Umfrage Einblicke in die studentische Perspektive.
Die Ergebnisse belegen eine hohe Nutzungsintensität: 61% (51 von 84) der teilnehmenden Studierenden geben an, die KI-Tutoren täglich oder mehrmals wöchentlich zu nutzen – sowohl während der Modulphase als auch in der Prüfungsvorbereitung. Dies zeigt eine substanzielle Integration der Tools in die studentischen Lernroutinen.
Besonders positiv bewerten die Studierenden den Nutzen der KI-Tutoren für die Prüfungsvorbereitung. Die überwiegende Mehrheit der Studierenden gibt an, die fachspezifischen GPT-Tutoren hätten ihr Studium erleichtert. Zudem äußern die Studierenden den expliziten Wunsch nach Ausweitung des Angebots auf weitere Fachbereiche.
Die differenzierte Bewertung zeigt jedoch auch Entwicklungspotenziale: Der Nutzen während des laufenden Unterrichts wird ambivalenter beurteilt als der Einsatz in der Prüfungsphase. Dies deutet auf unterschiedliche Bedarfe in verschiedenen Lernphasen hin.
Hinsichtlich der verschiedenen Zusammenfassungsmethoden ist die studentische Resonanz ebenfalls positiv. Besonders das Histologie-Modul, in dem manuelle Zusammenfassungen mit Dozierendenfeedback praktiziert wurden, verzeichnet eine hohe Zufriedenheit und verbesserte Lernergebnisse im Vergleich zu früheren Kohorten. Das Trainieren von Zusammenfassungsmethoden im Rahmen eines Wahlpflichtmoduls hat erst Ende Februar/Anfang März 2025 stattgefunden. Eine vorläufige Auswertung hat ergeben, dass 100% der teilnehmenden Studierenden (37) glauben, dass KI-Tools die selbst erstellten Zusammenfassungen verbessert haben.
Die kontinuierliche Evaluation erlaubt eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Lehrprojekts und sichert langfristig die Akzeptanz bei den Studierenden durch die konsequente Berücksichtigung ihres Feedbacks.
Nutzen und Mehrwert
Das Lehrprojekt bietet einen innovativen Ansatz zur Bewältigung zentraler Herausforderungen im Medizinstudium durch gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz und personalisierter Lernmethoden.
Der Mehrwert liegt in der Etablierung fachspezifischer KI-Tutoren, die individualisierte Lernunterstützung bieten. Diese werden mit Unterrichtsmaterialien verknüpft und agieren als leistungsfähige Helfer, die sich den Vorkenntnissen und Lerngewohnheiten der Studierenden anpassen. Die Evaluation zeigt hohe Akzeptanz und regelmäßige Nutzung durch 61% der befragten Studierenden, besonders in der Prüfungsvorbereitung. Dieses personalisierte Lernen adressiert gezielt die Herausforderung heterogener Studiengruppen, indem es individuelle Lernpfade ermöglicht.
Ein weiterer Mehrwert besteht in der methodischen Kompetenzentwicklung zur Bewältigung der Stofffülle. Das Projekt vermittelt Strategien zur effizienten Zusammenfassung von Lernmaterialien – sowohl mit als auch ohne KI-Unterstützung. Besonders wertvoll ist der differenzierte Ansatz, der verschiedene Methoden evaluiert: KI-gestützte Zusammenfassungen in Biologie/Biochemie, manuelle Zusammenfassungen mit Dozierendenfeedback in der Histologie sowie vergleichende Qualitätsstudien in einem KI-Wahlpflichtmodul.
Das Projekt zeichnet sich durch folgende Alleinstellungsmerkmale aus:
- Flexibilisierung der Lehre durch Integration digitaler Lernbegleiter, die zeit- und ortsunabhängig verfügbar sind und das starre Blockunterrichtsmodell ergänzen
- Systematischer Kompetenzaufbau im Umgang mit KI-Tools als zukunftsweisende Qualifikation für angehende Mediziner
- Partizipative Lehrgestaltung durch kontinuierliche Evaluation und Anpassung der KI-Tutoren basierend auf studentischem Feedback
- Interdisziplinäre Kooperation zwischen Medizin und KI-Expertise, sowohl intern als auch durch Einbindung Externer (FH Technikum Wien)
- Wissenschaftliche Begleitung durch systematische Datenerhebung zur Wirksamkeit der Maßnahmen
Durch die kontinuierliche Evaluierung und Weiterentwicklung der KI-Tutoren sowie den reflektierten Einsatz von KI-Tools wird eine nachhaltige Verbesserung der Studierbarkeit erreicht. Das Projekt nimmt eine Vorreiterrolle in der Integration von KI in die medizinische Ausbildung ein, die auf andere Fachbereiche und potenziell auch andere Hochschulen übertragbar sind.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2023
Gegebenenfalls geplanter Endzeitpunkt: mindestens einschließlich Studienjahr 2025/26
Das Lehrprojekt der DPU zur Implementierung von KI-Tutoren und intelligenten Zusammenfassungsmethoden zeichnet sich durch hohe Übertragbarkeit und Langlebigkeit aus.
Die modulare Struktur des Projekts erlaubt eine schrittweise Ausweitung über die Pilotfächer (Biologie, Biochemie, Histologie) hinaus. Die systematische Evaluation durch Studierenden- und Dozierendenbefragungen gewährleistet kontinuierliche Optimierung und langfristige Qualitätsentwicklung.
Der konzeptionelle Rahmen ist skalierbar: Die fachspezifischen KI-Tutoren können für jedes Modul angepasst werden, indem lediglich die zugrundeliegenden Materialien und spezifischen Anweisungen aktualisiert werden. Das systematische Training im Umgang mit KI-Tools zur Textzusammenfassung bildet zudem eine überfachliche Kompetenz, die in jedem Studienabschnitt relevant bleibt.
Die Übertragbarkeit erstreckt sich auf verschiedene Ebenen:
- Innerhalb der Hochschule: Das Konzept lässt sich leicht auf andere Fachgebiete innerhalb der DPU adaptieren, wobei lediglich fachspezifische Inhalte angepasst werden müssen.
- Hochschulübergreifend: Das Grundmodell der KI-Tutoren und Zusammenfassungsmethoden ist für jede medizinische Fakultät relevant, da die beschriebenen Herausforderungen (Stofffülle, heterogene Studierendenschaft) universell sind.
- Fachbereichsübergreifend: Das methodische Framework ist auf nahezu alle Studienrichtungen mit hoher Informationsdichte übertragbar.
Die Langlebigkeit wird durch mehrere Faktoren gesichert:
- Wissenschaftliche Begleitung und kontinuierliche Verbesserung
- Verankerung im Curriculum durch dedizierte Wahlpflichtmodule
- Aufbau nachhaltiger Kompetenz bei Lehrenden und Studierenden
Institutionelle Unterstützung
Die Studiengangleitung des Bachelorstudiums Humanmedizin ist federführend im Lehrprojekt. Die der Studiengangleitung zur Verfügung stehenden Ressourcen werden für das Lehrprojekt eingesetzt.
Die Lehrveranstaltungen und Module der DPU werden als Teil des hochschulinternen Qualitätsmanagements regelmäßig evaluiert. Die Evaluierungsergebnisse werden den Dozierenden zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang werden auch die institutionellen Evaluierungen zur weiteren Verbesserung des Lehrprojektes eingesetzt.
Kooperationspartner/innen
Weitere inländische Hochschulen
- Fachhochschule Technikum Wien