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Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025

Die Menge der Dinge

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

Bildrechte: Otto Krause, 2022

Ein aufgeschlagenes Buch liegt auf weißem Untergrund. Es zeigt Inventarlisten und Fotos von Shorts. Ein grünes Band ragt heraus, schlängelt sich skulptural über den Tisch. Die Inszenierung verbindet Dokumentation mit Ästhetik und haptischer Präsenz.

Ars Docendi Kategorie

Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsorientierte Lehre

Ars Docendi Kriterien

  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Perspektivenerweiterung und Internationalisierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

20-49

Anreißer (Teaser)

"Die Menge der Dinge" erforscht Bekleidung, Materialität, Konsum, Nachhaltigkeit und Identität durch eine radikale Selbstbefragung: Was besitze ich? Ein innovatives Lehrprojekt von Buch über Ausstellung bis zur Performance – das Kleidung neu denkt!

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Lehrprojekt „Die Menge der Dinge“ entstand 2020 an der Akademie der bildenden Künste Wien als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie. Angesichts geschlossener Geschäfte und Konsumstillstands führten die Szenografie-Dozent/innen Otto Krause und Jasmin Hammer mit Studierenden eine detaillierte Inventarisierung der eigenen Garderoben durch. Ziel war es, über Materialität, Konsumverhalten, Nachhaltigkeit und Identität nachzudenken.

In der ersten Phase (2020/21) wurde eine wissenschaftliche Methodologie zur Erfassung von Kleidung entwickelt. Die gesammelten Inventare mündeten in einem 900-seitigen Buch, das persönliche, gesellschaftliche und ökologische Aspekte von Mode reflektierte.

2022 wurde das Projekt durch eine Ausstellung mit öffentlichen Inventargesprächen erweitert. Akademieangehörige brachten Kleidungsstücke mit besonderer Geschichte, die gemeinsam untersucht wurden. Der Raum verwandelte sich in ein begehbares Kleiderarchiv, das Fragen über Identität und Objektbeziehungen sichtbar machte.

2024 entstand ein internationales Blended Intensive Programme (BIP) mit Partnerhochschulen in Antwerpen und Tallinn. Studierende erarbeiteten aus Inventaren eine Performance, in der sie durch Text, Bild, Bewegung und Kleidung die Geschichten und Personen hinter den Objekten darstellten.

Das Projekt verbindet kritische Lehrmethoden wie Peer-Learning, Embodied Learning und ortsspezifisches Arbeiten, fördert interdisziplinären Austausch und wird mit Partnerinstitutionen weiterentwickelt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The teaching project "Die Menge der Dinge" originated in 2020 at the Academy of Fine Arts Vienna as a response to the Covid-19 pandemic. In light of closed shops and a halt in consumer activity, scenography lecturers Otto Krause and Jasmin Hammer collaborated with students to conduct a detailed inventory of their wardrobes. The goal was to reflect on materiality, consumption habits, sustainability and identity.

In the first phase (2020/21), a scientific methodology for documenting clothing was developed. The collected inventories culminated in a 900-page book, reflecting personal, societal, and ecological aspects of fashion.

In 2022, the project expanded through an exhibition featuring public inventory discussions. Academy members contributed garments with unique stories, which were examined collectively. The exhibition space transformed into a walk-in wardrobe archive, making identity and object relationships tangible.

In 2024, an international Blended Intensive Programme (BIP) was launched with partner universities in Antwerp and Tallinn. Students developed a performative presentation based on inventories, using text, imagery, movement, and clothing to narrate the stories behind the objects and their owners.

The project integrates critical teaching methods such as peer learning, embodied learning, and site-specific work, fosters interdisciplinary exchange, and continues to evolve in collaboration with partner institutions.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Menge der Dinge (2020-2024)

Ausgangslage und Motive für die Entwicklung des Lehrprojekts:

Das nominierte Projekt hat seinen Ursprung in der Covid-19 Pandemie. Im Wintersemester 2020/21 war die Lehrtätigkeit durch wiederholte Lockdowns und Kontaktverbote erheblich eingeschränkt. Unter dem Eindruck geschlossener Geschäfte und einer starken Reduktion bis hin zu einem gefühlten Stillstand des Konsums, haben die Dozent/innen des Fachbereichs Szenografie der Akademie der bildenden Künste Wien, Otto Krause und Jasmin Hammer, im Rahmen eines Workshops und der Lehrveranstaltung “Material und Wirkung” das Projekt “Die Menge der Dinge” initiiert. Inspiriert vom damaligen Semesterthema “Mode”, dem zugrundeliegenden Text “Licht im Kasten” von Elfriede Jelinek sowie der Praxis der Inventur und der Tatsache, dass der Unterricht größtenteils via Videokonferenzen abgehalten werden musste, haben sie zusammen mit Studierenden den Entschluss gefasst, die eigenen Garderoben zu inventarisieren. Die in vieler Hinsicht erschütternde Erfahrung dieser globalen Pandemie und der Kontext der zunehmenden Klimaerwärmung rückten die Frage nach dem Individuum als Teil des Gesamten, sowie den Umgang mit Ressourcen, Nachhaltigkeit und das eigene Konsumverhalten in den Mittelpunkt und wurden zu den zentralen Motiven dieser einzigartigen Auseinandersetzung mit der eigenen Bekleidung.

Erste Phase - Buch. 2020/2021

Das Studium der Szenografie beinhaltet neben der Gestaltung szenischer Räume für Theater, Oper, Film und Performancekunst, auch die Auseinandersetzung mit Kostümbild. Unser fachspezifischer Fokus auf den Entwurf baut dabei auf der Erforschung der Eigenschaften von Materialien, insbesondere von Textilien, historischer und zeitgenössischer Kleidertypen und deren gesellschaftlichen Kodierungen auf, um unterschiedliche Bühnencharaktere für ein Publikum lesbar übersetzen zu können. Darüber hinaus ist die Interaktion zwischen Menschen und nicht-menschlichen Akteuren, in diesem Falle Objekte, ein zentrales Thema im Berufsfeld von Ausstatter/innen.

Die Einschränkungen durch die Pandemie ermöglichten einen anderen Umgang mit Zeit, der für das langwierige Anlegen eines vollständigen Garderobeninventars notwendig ist und boten die Gelegenheit einer intensiven Verschmelzung forschenden Lernens mit haptischem Denken durch die detaillierte Beschreibung jedes Kleidungsstücks und Accessoires.

Dafür wurden unter Einbeziehung der Studierenden als aktive Mitgestalter/innen des Lernprozesses und der Teilnahme der Dozent/innen an der Aufgabenstellung Hierarchien aufgelöst, sowie Peer-to-Peer-Teaching und der Aspekt kollektiver Autor/innenschaft durch offene Entscheidungsprozesse umgesetzt.

Um die Inventare anlegen und in einem Buch zusammenfassen zu können, wurde zuallererst gemeinsam eine einheitliche Methodologie erarbeitet, die die inhaltlichen und formalen Aspekte für alle festlegte. Die Entwicklung und Anwendung dieser Methodologie lotet die Möglichkeiten wissenschaftlicher Datenerfassung als eine mögliche, künstlerische Praxis aus. 

Die Kleidungsstücke und Accessoires wurden in Anlehnung an die Modeindustrie in folgende Überkategorien eingeteilt: 

- Oberbekleidung (Jacken, Mäntel, Blazer usw.)

- T-Shirts, Hemden, Blusen

- Kleider

- Hosen

- Röcke

- Unterwäsche

- Schuhe

- Socken

- Accessoires (Schmuck, Gürtel, Kopfbekleidung, Handschuhe, Taschen, Brillen, etc.).

Jedes Einzelstück wurde in je einer Tabelle schriftlich erfasst und mit einem Foto dokumentiert, wobei die formalen Aspekte des Fotos frei wählbar blieben.

Die Tabelle umfasste folgende Angaben: Ordnungsnummer; Art des Kleidungsstücks; Farbe nach RAL / Pantone oder NCS; Material bzw. Zusammensetzung; Hersteller bzw. Herstellungsort; Details; Zustand; Alter; Erwerbsdatum; Verwendungszweck; Tragefrequenz; Pflegehinweise; Besonderheiten und persönlicher Bezug.

Neben dieser allgemeinen, sehr umfangreichen, formalen Erfassung entstanden auch individuelle Texte und Bilder rund um die Auseinandersetzung mit Themen von persönlichem Interesse der Teilnehmer/innen, wie etwa: regionale, gesellschaftliche Normierung von Silhouetten und Kleiderstilen; die Beschreibung von Kleidungsstücken, deren Besitz oder Verwendung laut Besitzer/in einer besonderen Erklärung bedürfen, wie etwa militärische oder volkstümliche Stücke; Teile mit besonderer Geschichte; Erzählungen über die Gewohnheit bestimmte Heimbekleidung zu tragen; zur Frage “Wie mich andere aufgrund meiner Kleidung wahrnehmen”; selbstgenähte oder geänderte Sachen und solche mit besonderen Details und Mustern; Aufzeichnung eines Trageprotokolls; und Beweggründe und Konsequenzen der Trennung von Kleidungsstücken. 

Die Inventartabellen und individuellen themenspezifischen Arbeiten wurden in einem 900 Seiten starken Buch veröffentlicht.

Die Hypothese, eine derart umfassende, wissenschaftliche Methodologie als Ausgangspunkt und Inspiration künstlerischer Praxis aufzugreifen und sie in einem künstlerischen Kontext für die Vermittlung relevanter Lehrinhalte und Kompetenzen anzuwenden, hat sich für alle Beteiligten als sehr erfolgreich erwiesen. Die Bandbreite der Themen und Kompetenzen, die alleine durch die Inventartabelle vermittelt wurden war enorm. Die detaillierte Auseinandersetzung mit den einzelnen Objekten und ihrer Herstellung, die Erforschung schnitttechnischer Details und Materialien aus unterschiedlichen Zeiträumen und Herstellungsländern, die konzentrierte Definition unterschiedlicher Farbnuancen, die Entdeckung von Problemen globaler Massenproduktion und Umweltverschmutzung durch den Anteil von Kleidung aus Billiglohnländern oder aus Polyesterstoff und schlussendlich die Dokumentation ganz persönlicher Erinnerungen, führte den Studierenden die immense Komplexität dieser Objekte und die Vielschichtigkeit der Konstruktion des Selbst- und Fremdbildes des Individuums in Beziehung zur Gesellschaft vor Augen. Der interne Austausch unter den Studierenden und Lehrenden über etwas so intimes und zugleich öffentliches wie die eigene Bekleidung in seiner Gesamtheit, ermöglichte darüber hinaus ein kollegiales Kennenlernen und gemeinschaftliches Wirken im Team, wie es für das Berufsbild des/der Austatters/in fundamental ist. 

Zweite Phase - Ausstellung. 2022

Um das Buch “Die Menge der Dinge einer bestimmten Art” und die Thematik innerhalb der Akademie und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, führten die Dozent/innen und Studierenden im zweiten Halbjahr 2022 das Projekt in Form einer Ausstellung und akademieinternen Einladung zur gemeinsamen Inventarisierung eines Kleidungsstücks im akademieeigenen Ausstellungsraum Exhibit Eschenbachgasse in Wien weiter. Der Open Call richtete sich an alle Mitarbeiter/innen und Studierende der Akademie, ein ausgewähltes Kleidungsstück in die vorerst leeren Räumlichkeiten des Exhibit zu bringen und mit uns anhand der Tabelle zu untersuchen oder eine künstlerische Arbeit zum Thema auszustellen. Da die Erstellung gesamter Garderobeninventare für dieses Format nicht umsetzbar gewesen wäre, diente die Tabelle mit den unterschiedlichen Themenfeldern als Dramaturgie für ca. 30 öffentliche Inventargespräche im Ausstellungsraum über einen Zeitraum von 2 Wochen. Diese Phase förderte den Austausch unter Mitarbeiter/innen aus der Organisation und des Lehrkörpers der Akademie, sowie unter Studierenden aus anderen Fachbereichen und sensibilisierte alle Teilnehmenden für die bereits erwähnten Themen. Wie schon in der ersten Phase des Projekts fanden hier intime und persönliche Gespräche anhand besonderer Objekte statt. In dem akademieinternen Aufruf wurde explizit nicht nach einem Lieblingskleidungsstück gefragt, sondern nach einem Objekt mit besonderer Geschichte. Darunter fanden sich die unterschiedlichsten Stücke wieder, wie etwa ein mit Blut beschmiertes Unfalls-T-Shirt; das erste selbstgenähte Sakko; “Aufriss”-Pumps, die nie getragen wurden, weil sie nie passten, aber dennoch nie weggeben wurden; eine Lederhose, die nur in Oberösterreich, aber niemals an der Akademie getragen wurde; die ersten selbstgekauften Dr. Martens-Stiefel; eine handgestrickte Haube, die seit fast 50 Jahren weitervererbt wurde; und und und. Anschließend wurden das Objekt und die dazugehörige Tabelle von den Teilnehmer:innen, ohne deren Namen zu nennen, im Raum platziert, wodurch sich der Ort nach und nach in einen begehbaren Kleiderschrank bzw. in ein dreidimensionales Inventar verwandelte. Im Kontext des Ausstellungsraums und der Öffentlichkeit avancierte die gemeinsame Erforschung persönlicher Objekte zu einer Performance, mit der Interaktion mit einem Publikum als zentraler, erlernter Kompetenz. Die Anonymität der Dinge rückte diese in einen besonderen Fokus und förderte Fragen und Spekulationen über die dahinterstehenden Kolleg/innen, die in einer gemeinsamen Finissage in Austausch treten konnten.

Dritte Phase - Blended Intensive Programme. 2024

Im Laufe der vorangegangenen Phasen entstanden durch den vielfältigen Austausch mit Studierenden und Kolleg/innen der Akademie neue Ideen für die Anwendung der Praktik der Inventarisierung als Ausgangspunkt künstlerischen und wissensvermittelnden Schaffens und um den Austausch von Studierenden mit akademiefernen Menschen zu fördern. Unter anderem rückte der eigene Fachbereich Szenografie in den Vordergrund und die Idee, mit dem Material eine Form von performativer Präsentation oder einen Theaterabend für ein Publikum zu entwickeln. Dies führte 2024 zur Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kostüm der Royal Academy of Fine Arts, Antwerpen (Belgien) unter der Leitung von Chris Snik und den Fachbereichen Modedesign und Szenografie der Estonian Academy of Arts, Tallinn (Estland) unter der Leitung von Piret Puppart und Ene-Liis Semper im Rahmen eines BIP (Blended Intensive Programms/Erasmus+). Studierende der Akademie und den beiden Partneruniversitäten haben dafür über den Sommer 2024 Garderobeninventare mit Personen unterschiedlichen Alters, Herkunft, Geschlechtsidentität, Beruf etc. angefertigt. Im Oktober 2024 entstand daraus in einer sehr intensiven Woche unter Mitwirkung aller Beteiligten in Wien im Prospekthof im Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste eine abendfüllende Performance, in der alle Studierenden in Interaktion oder bekleidet mit ausgewählten Kleidungsstücken ihre jeweiligen interviewten Personen vorstellten. Dabei wurden über den kombinierten Einsatz von projizierten Bildern und Text, sowie charakteristischen Bewegungen oder Tätigkeiten im Kontext der Garderoben, die individuellen Beziehungen zu Bekleidung in einer Dramaturgie zusammengefasst und die Vielfalt von Objektbeziehungen nebeneinander gestellt. In dieser Phase wurden die bereits angewandten, kritischen Lehrmethoden um wesentliche Aspekte erweitert: Die Studierenden traten selbst als Performer/innen auf und konnten die Erkenntnisse aus ihrer Forschung erweitern und ausdrücken. Die Aktivierung als Performer/innen wurde von den Dozent/innen und in einem Gastworkshops des Künstlers Giacomo Veronesi, durch Embodied Learning, also den Wissenserwerb über den Körper, durch Bewegung, performative Übungen und Rollenspiele, sowie multisensorische Methoden durch die Kombination von Hören, Sehen und Fühlen in Form von Materialexperimenten und ortsspezifisches Lernen durch die direkte Auseinandersetzung mit dem Prospekthof als Aufführungsort, vermittelt. 

Das Feedback der Studierenden war erneut sehr positiv, besonders im Hinblick auf die Vielschichtigkeit der angebotenen Lehrmethoden und der Möglichkeit, der gemeinschaftlichen Entwicklung der Arbeit. Dieser Austausch unter den Studierenden und Dozent/innen führte zu dem Entschluss, mit der Royal Academy of Antwerp als einladende Institution das Projekt “Die Menge der Dinge” weiterzuführen, um neue Formen der Vermittlung des komplexen Kosmos “Bekleidung” zu erforschen und die dringenden Themen wie Objektbeziehungen, Nachhaltigkeit, Konsumverhalten, Mode, Ressourcenkreisläufe, Selbstbild etc zu thematisieren und öffentlich zu diskutieren.

Akzeptanz und Resonanz

Das Projekt wurde von den Studierenden begeistert aufgenommen, da es neue Perspektiven auf Kleidung, Konsum und Identität eröffnete. Besonders geschätzt wurden die interaktive, forschungsbasierte Methodologie und die kritische Auseinandersetzung mit Materialität und Nachhaltigkeit. Die Verbindung von wissenschaftlicher Analyse und kreativer Praxis ermöglichte es den Teilnehmenden, eigene Garderoben bewusst zu hinterfragen und persönliche sowie gesellschaftliche Zusammenhänge neu zu reflektieren.

Die partizipativen Elemente, wie die Inventargespräche und die performative Präsentation, förderten den intensiven Austausch und gemeinsames Lernen. Die internationale Zusammenarbeit mit Studierenden aus Antwerpen und Tallinn wurde als große Bereicherung empfunden, da sie unterschiedliche kulturelle und künstlerische Zugänge zusammenführte.

Viele Studierende berichteten, dass das Projekt langfristige Auswirkungen auf ihren Umgang mit Kleidung hatte, sowohl im persönlichen Konsumverhalten als auch in ihrer künstlerischen Praxis. Das interdisziplinäre und experimentelle Arbeiten wurde als inspirierend empfunden, und das Konzept des „begehbaren Kleiderarchivs“ regte zu neuen Denkweisen über Objekte und deren Geschichten an.

Nutzen und Mehrwert

Das Lehrprojekt "Die Menge der Dinge" bietet eine innovative und interdisziplinäre Herangehensweise an die Auseinandersetzung mit Materialität, Konsum und Nachhaltigkeit. Durch seine methodische Vielfalt, partizipativen Elemente und performativen Ansätze schafft es neue Formen der Wissensvermittlung und künstlerischen Forschung.

Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die Flexibilisierung der Lehre. Es verbindet wissenschaftliche Methodologie mit künstlerischer Praxis und eröffnet so eine experimentelle Lernumgebung. Studierende erarbeiten Inhalte selbstorganisiert, entwickelten eine eigene Methode zur Inventarisierung und reflektieren diese kritisch. Die Kombination aus textbasierter Dokumentation, visueller Analyse und performativer Umsetzung erweitert die klassische Lehrstruktur um praxisnahe, interaktive und erfahrungsbasierte Elemente.

Das Projekt fördert eine aktive Mitgestaltung der Studierenden. Ihre individuellen Perspektiven und Erfahrungen werden zum integralen Bestandteil der Forschungsprozesse. In Inventargesprächen und einem gemeinschaftlichen Ausstellungsformat treten sie in den Dialog mit der Öffentlichkeit, wodurch das Projekt eine gesellschaftliche Dimension erhält. Durch Peer-Learning-Ansätze entstehen nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch ein stärkeres Bewusstsein für die sozialen, historischen und emotionalen Bedeutungen von Kleidung.

Ein besonderer Mehrwert liegt in der internationalen Vernetzung. Durch die Kooperation mit Kunsthochschulen in Antwerpen und Tallinn wurde ein Blended Intensive Programme (BIP) entwickelt, das digitale und physische Lehrformate kombiniert. Studierende aus verschiedenen kulturellen Kontexten arbeiten gemeinsam an einer performativen Präsentation, wodurch interdisziplinärer Austausch und innovative Methoden gefördert werden. Das Projekt zeigt, wie Lehrformate über geografische und disziplinäre Grenzen hinweg flexibel gestaltet werden können.

Fazit

"Die Menge der Dinge" verbindet kritische Reflexion mit künstlerischer Praxis, schafft neue Lehr- und Kooperationsformate und setzt auf Partizipation als zentrales Element. Es ist ein Modell für zukunftsorientierte Hochschulbildung, die Offenheit, Austausch und kreative Forschung in den Mittelpunkt stellt.

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2020

„Die Menge der Dinge“ ist so konzipiert, dass es über den ursprünglichen Kontext hinaus weitergeführt und adaptiert werden kann. Die erarbeitete Methodologie – die Verbindung von Inventarisierung, kritischer Reflexion und performativer Praxis – bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für andere Lehrveranstaltungen und Lehrsituationen.

Langfristiger Einsatz und Weiterentwicklung:

Das Projekt wird kontinuierlich weiterentwickelt, indem es in unterschiedliche Lehrformate integriert und durch Kooperationen mit internationalen Partnerinstitutionen erweitert wird. So ermöglicht das Blended Intensive Programme (BIP) eine nachhaltige Einbindung in europäische Hochschulnetzwerke. Zudem kann das Konzept für Szenografie-, Kunst- und Kulturwissenschaftsseminare adaptiert werden, um materielle Kultur, Identität und Konsumkritik interdisziplinär zu erforschen.

Darüber hinaus hat sich das Projekt als Modell für eine flexible und partizipative Lehre bewährt, die sich an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anpasst. Die Inventarmethode könnte auch auf andere Objekte des Alltags, Archivierungspraktiken oder Fragen der Erinnerungskultur übertragen werden.

Übertragbarkeit auf andere Lehrsituationen:

Das Konzept eignet sich nicht nur für Hochschulen, sondern auch für Bildungsprogramme in Museen, kulturellen Einrichtungen oder freien künstlerischen Projekten. Die Kombination aus analytischer Erfassung und kreativer Umsetzung macht es besonders zugänglich für diverse Disziplinen, von Design über Theater bis hin zu Kulturvermittlung.

Durch seine offene Struktur fördert das Projekt forschendes Lernen, kollaborative Arbeitsweisen und experimentelle Lehrformate – und kann als Modell für zukunftsorientierte Bildungsansätze dienen.

Institutionelle Unterstützung

"Die Menge der Dinge" wurde maßgeblich durch die Hochschule unterstützt, sowohl finanziell als auch infrastrukturell. Eine zentrale Förderung erfolgte durch die Veranstaltungsförderung der Akademie der bildenden Künste Wien, die die Umsetzung der Ausstellung ermöglichte. Dadurch konnten nicht nur die Produktionskosten gedeckt, sondern auch das öffentlichkeitswirksame Format der Inventargespräche realisiert werden, die den Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden und einem breiten Publikum förderten.

Neben der finanziellen Unterstützung stellte die Hochschule auch essentielle Infrastruktur bereit. Die Ausstellung wurde in den hochschuleigenen Räumen Exhibit Eschenbachgasse, Prospekthof sowie im EG Nord in der Lehargasse präsentiert. Diese vielseitigen Räume boten die Möglichkeit, das Projekt in unterschiedlichen räumlichen Kontexten erfahrbar zu machen. Während Exhibit Eschenbachgasse als klassischer Ausstellungsraum genutzt wurde, ermöglichte der Prospekthof eine experimentelle Auseinandersetzung mit einem performativen Format. Das EG Nord und das Studio in im Mehrzwecksaal in der Lehargasse diente als Werkstatt und Workshop-Raum für die Erarbeitung der Performance und die körperlichen Bewegungsstudien der Studierenden. 

Diese umfassende Unterstützung unterstreicht die Bedeutung, die die Hochschule experimentellen Lehrprojekten beimisst. Sie schafft Rahmenbedingungen, in denen Studierende und Dozent/innen eigenständig arbeiten, neue Lehrmethoden erproben und sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen können.