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Zuletzt aktualisiert am 19.09.2025

Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt Brüder. Eine (selbst-)reflektierende Expedition in den Alpenraum

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

David Segat

Interdisziplinäre Exkursionsgruppe am Eingang des Rotmoostals

Ars Docendi Kategorie

Kooperative Lehr- und Arbeitsformen

Ars Docendi Kriterien

  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

< 20

Anreißer (Teaser)

Mit den Humboldt Brüdern in die Alpen: Eine interdisziplinäre Reise, die nachhaltige Bildung, Naturerlebnis und Selbstreflexion vereint. Erleben Sie diese Erfahrung hautnah und werden Sie Teil dieser inspirierenden Expedition!

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen der Initiative „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ konzipierten Sabrina Bacher (Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung) und David Segat (Institut für Geographie) an der Universität Innsbruck eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung im Exkursionsformat. Unter dem Titel „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt-Brüder. Eine (selbst-)reflektierende Expedition in den Alpenraum“ verband die Veranstaltung geographische und bildungswissenschaftliche Perspektiven, um nachhaltige Entwicklung erlebbar zu machen. Das Ziel der Lehrveranstaltung war die Förderung eines ganzheitlichen, interdisziplinären Naturverständnisses im Sinne Alexander von Humboldts. Dadurch sollten die Studierenden für Fragen der Nachhaltigkeit sensibilisiert sowie in ihrem kritischen Denken und ihrer Reflexionsfähigkeit im Hinblick auf Mensch-Umwelt-Verhältnisse gestärkt werden. Die Exkursion ermöglichte es, theoretische Konzepte in realen Kontexten zu erfahren und interdisziplinäre Perspektiven zu verknüpfen. Dafür wurde eigens für die Lehrveranstaltung ein didaktischer Drei-Säulen-Ansatz konzipiert: (1) Wilhelm von Humboldts Bildungsideal und Ideen zur tertiären Bildung und dessen didaktische Weiterentwicklung durch Wolfgang Klafki (2) Erkenntnisse aus der Natur-, Erfahrungs- und Erlebnispädagogik und (3) der hochschuldidaktische Kompetenzrahmen LOUIS (Learning Outcomes in University for Impact on Society). Ein phänomenologisch geprägter Lernbegriff bildete dabei die Grundlage, wonach Lernen als ganzheitlicher Erfahrungs- und Sinnbildungsprozess verstanden wird, bei dem Wahrnehmung, Leiblichkeit und subjektives Erleben im Zentrum stehen. Durch interaktives, erfahrungsbasiertes Lernen wurden Studierende angeregt, ihre Verantwortung für nachhaltige Entwicklung zu reflektieren und sich als Multiplikator:innen nachhaltiger Praktiken zu verstehen. Das Lehrkonzept verbindet Wissenschaft, Praxis und persönliche Entwicklung und leistet einen wertvollen Beitrag zur universitären Bildung für Nachhaltigkeit.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

As part of the initiative "Education for Sustainable Development", Sabrina Bacher (Institute for Teacher Education and School Research) and David Segat (Institute for Geography) at the University of Innsbruck designed an innovative, interdisciplinary course in an excursion format. Titled "Education for Sustainable Development in the Spirit of the Humboldt Brothers. A (Self-)Reflective Expedition in the Alps," the course combined geographical and educational science perspectives to make sustainable development tangible. The aim of the course was to promote a holistic, interdisciplinary understanding of nature in the spirit of Alexander von Humboldt. In this way, students were to be sensitized to issues of sustainability and strengthened in their critical thinking and reflective capacity with regard to human-nature relations. The excursion enabled students to experience theoretical concepts in real-world contexts and to connect interdisciplinary perspectives. For this purpose, a didactic three-pillar approach was specifically designed for the course: (1) Wilhelm von Humboldt’s educational ideal of ‘Bildung’ as well as Wolfgang Klafki’s didactic elaboration and further development, (2) insights from nature-, experiential- and adventure education, and (3) the higher education didactic reference framework LOUIS (Learning Outcomes in University for Impact on Society). A phenomenologically informed concept of learning formed the basis for understanding learning as a holistic process of experience and meaning-making, in which perception, embodiment, and subjective experience are central. Through interactive and experience-based learning, students were encouraged to reflect on their own responsibility for sustainable development and to see themselves as multipliers of sustainable practices. This innovative teaching concept connects science, practice, and personal development, thereby making a valuable contribution to university education for sustainability.

Nähere Beschreibung des Projekts

AUSGANGSLAGE:

Im Rahmen der Initiative „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (Rektorat der Universität Innsbruck, Europäisches Universitätsnetzwerk Aurora und UniNEtZ Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele) konzipierten Sabrina Bacher (Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung) und David Segat (Institut für Geographie) an der Universität Innsbruck eine neue interdisziplinäre Lehrveranstaltung im Exkursionsformat mit dem Titel „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt Brüder. Eine (selbst-)reflektierende Expedition in den Alpenraum“. In diesem Rahmen konnten sie ihre Expertisen vernetzen, innovativ weiterentwickeln und die Exkursion im Wintersemester 2024/25 im Team-Teaching erstmals durchführen. Auch die teilnehmenden Studierenden kamen aus unterschiedlichen Studienrichtungen.

MOTIVE FÜR DIE ENTWICKLUNG DES LEHRPROJEKTS:

Vor beinahe 40 Jahren wies Jürgen Mittelstraß (1987) darauf hin, dass „Probleme, die technische Kulturen, d.h. die modernen Industriegesellschaften, heute im überreichen Maße haben, uns nicht den Gefallen tun, sich als Probleme für disziplinäre Spezialisten zu definieren“ (S. 154f.). Diese Diagnose hat bis heute nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil: Angesichts globaler Umweltprobleme und insbesondere der sich zuspitzenden Klimakrise zeigt sich eindringlich, dass herkömmliche disziplinäre Grenzziehungen nicht länger tragfähig sind. Die ökologische Krise ist zugleich eine soziale und kulturelle Krise; oder, zugespitzt formuliert: Jede „Naturkrise“ ist zugleich immer auch eine „Kulturkrise“. Umwelt kann daher nicht als ein der Gesellschaft äußerliches Gegenüber gedacht werden, sondern ist im Kern gesellschaftlich „produziert“. Demnach darf die Beziehung zwischen Mensch und Natur nicht dualistisch verstanden werden, sondern als integrativer, wechselseitiger Prozess, der ökologische wie soziale Dimensionen gleichermaßen umfasst. Die Förderung von Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Unterfangen rückt das Verhältnis von Mensch und Umwelt in den Fokus und fordert kritische (Selbst-)Reflexion. Interdisziplinäres Lernen gilt als Schlüsselkompetenz für eine sozial-ökologische Transformation. Daher wurden in der Lehrveranstaltung verschiedene Disziplinen zusammengeführt und Studierende unterschiedlicher Disziplinen eingebunden, um individuelle Horizonte zu erweitern und mehrperspektivisches Denken zu fördern. Die Wahl des Lehrformats „Exkursion“ zielte darauf ab, dieses Verhältnis unmittelbar erfahrbar zu machen.

Vor diesem Hintergrund wurde eine interdisziplinäre Exkursion entwickelt, die als Multiplikatorin zur Überwindung der Dichotomie von Natur und Kultur dienen soll. Das Hauptziel der Lehrveranstaltung war die Förderung eines ganzheitlichen, interdisziplinären Naturverständnisses im Sinne Alexander von Humboldts. Das Lehrprojekt wurde entwickelt, um Studierenden einen Erfahrungsraum zu bieten, in dem Wissen nicht nur vermittelt, sondern erlebt werden kann. Inspiriert von Alexander von Humboldts Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (1845-1862) und der Auseinandersetzung mit Andrea Wulfs Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (2016) wurden philosophische Reflexion und innovative Lehrmethoden verbunden. Als thematischer Ausgangspunkt diente das ganzheitliche Naturverständnis Alexander von Humboldts, der die Natur erstmals als ein vernetztes System aus geographischen, klimatischen, biologischen und menschlichen Faktoren betrachtete. Dadurch wurde eine Lernumgebung geschaffen, die interdisziplinäres Denken förderte und Studierende anregte, Natur, Wissenschaft und Gesellschaft in neuen Zusammenhängen zu begreifen. Durch die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Gegebenheiten vor Ort sowie die Immersion in die Natur sollte sowohl die kognitive als auch die emotionale Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsthemen vertieft werden.

ZIELE:

Das Ziel der Lehrveranstaltung war, Studierende durch die Entwicklung eines ganzheitlichen, interdisziplinären Naturverständnisses im Sinne von Alexander von Humboldt für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Dies sollte durch eine gemeinsame Identifikation, De- und Rekonstruktion von Naturkonzepten basierend auf historischen Entwicklungen sowie durch die Stärkung der (meta-kognitiven) Reflexion über das Verhältnis zwischen Mensch - Natur erreicht werden. Zudem sollte das Bewusstsein für individuelle Verantwortung (Zukunftsverantwortung) im Kontext nachhaltiger Entwicklung weiterentwickelt werden. Dadurch sollten Studierende als Multiplikator:innen nachhaltiger Praktiken agieren und auch (eigene) (didaktisch-methodische) Handlungsräume identifizieren, reflektieren und ausbauen können.Die interdisziplinäre Ausrichtung sollte inter- sowie transdisziplinäres Denken und Handeln fördern. Das Format der Exkursion sollte die Studierenden fördern, theoretische Konzepte der Nachhaltigkeit in realen Kontexten zu erleben und praxisnah zu reflektieren. Letztlich sollte die Lehrveranstaltung kritisches Denken anregen, um Denk- bzw. Handlungsräume für nachhaltige Entwicklung zu schaffen und somit Lösungen für lokale beziehungsweise globale Herausforderungen entwickeln zu können.

DIDAKTISCHER DREI-SÄULEN-ANSATZ

Um die Ziele der Lehrveranstaltung zu erreichen, wurde eigens für die Lehrveranstaltung ein innovativer didaktischer Drei-Säulen-Ansatz konzipiert. Ein phänomenologisch geprägter Lernbegriff bildete die Grundlage dafür, wonach Lernen als ganzheitlicher Erfahrungs- und Sinnbildungsprozess verstanden wird, bei dem Wahrnehmung, Leiblichkeit und subjektives Erleben im Zentrum stehen, um die Mensch-Umwelt Beziehung zu reflektieren. Der Ansatz stützt sich auf folgende Säulen:

  1. Wilhelm von Humboldts Bildungsideal (1792; 1793; 1809) und Ideen zur tertiären Bildung. Zentral ist hierbei die ganzheitliche Persönlichkeitsentfaltung, die auf der Wechselwirkung zwischen Individuum und Welt sowie auf Freiheit und der Mannigfaltigkeit von Lebenssituationen beruht. Auf diesen Grundgedanken aufbauend entwickelte Wolfgang Klafki (1992; 1995; 1996) das Konzept didaktisch weiter, indem er epochaltypische Schlüsselprobleme, wie die „Umweltfrage“, in den Fokus stellte und fächerübergreifenden Unterricht forderte.
  2. Zentrale Erkenntnisse aus der Natur-, Erfahrungs- und Erlebnispädagogik (Hahn 1965; Hierdeis/Schratz 1992; von Au/Endres/Rosa 2025), die insbesondere im tertiären Bildungsbereich bislang weitgehend vernachlässigt werden. Hierbei stehen ganzheitliches Lernen durch Erfahrungen in und mit der Natur, Handlungsorientierung, Selbstwirksamkeit, Entschleunigung und Reflexion im Vordergrund.
  3. Der Hochschuldidaktischer Kompetenzrahmen LOUIS (Learning Outcomes in University for Impact on Society) (AACU, 2009; Aurora, 2022) mit Fokus auf den Dimensionen des ethischen Denkens und kritischen Denkens.

METHODISCHE UMSETZUNG:

Für die Umsetzung des zuvor beschriebenen didaktischen Drei-Säulen-Ansatzes wurden innovative und zum Teil für die tertiäre Bildung unübliche Methoden gewählt, welche es den Studierenden ermöglichten, bewusst Zeit in der Natur zu verbringen, die Sinne zu schärfen und die Umgebung in all ihren Facetten zu erleben; etwa durch gemeinsame Wanderungen, das Diskutieren im Freien oder das Fühlen und Beobachten der Natur. Die methodische Umsetzung wird an dieser Stelle chronologisch skizziert:

TERMIN 1 (Vorbesprechung und Kennenlernen):

  • Mein Natur-Ich: Die Studierenden stellen sich kreativ vor, indem sie eine Pflanze, ein Tier, oder ein Naturelement, das sie gut repräsentiert, wählen.
  • Free-Writing: Die Studierenden schreiben ihre Assoziationen zu folgenden drei Fragen auf: Was bedeutet Wissenschaft für Sie?, Was bedeutet Bildung für Nachhaltige Entwicklung für Sie? und Was bedeutet Natur für Sie?. Die Texte werden eingesammelt und im Nachbesprechungstermin wird die Aktivität wiederholt. Anschließend werden sie verglichen und (neue) Erkenntnisse besprochen. Nach der Lehrveranstaltung wurden die Texte von der Lehrveranstaltungsleitung mittels qualitativer Inhaltsanalyse analysiert.
  • Interaktiver Vortrag: Einführung in die Gedanken der Humboldt Brüder und in das Verhältnis zwischen Mensch und Natur

Arbeitsaufträge bis zur Exkursion:

  • Während einer Wanderung in der Natur die Folge „Andrea Wulf: War Humboldt Vordenker des Klimaschutzes?“ von Sternstunden Philosophie hören (https://www.youtube.com/watch?v=-D3nMTcEWx4&t=458s) und danach einen Reflexionstext schreiben, der von Impulsfragen geleitet wird.
  • Je ein Kapitel des Buches Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (Andrea Wulf, 2016) lesen und für die Aktivität Story Telling (siehe Exkursionstage 2 + 3) vorbereiten.

 

TERMIN 2 (Exkursion durch das Ötztal - 3 Tage):

Erster Exkursionstag (von Innsbruck nach Längenfeld und Obergurgl)

  • Naturimpulsfragen zum Kennenlernen während der Anfahrt mit Fragen zur eigenen Naturbeziehung (Persönliche Verbindung, Freizeit, Verantwortung, Interesse, Wissen, Zukunftsvisionen, Humboldts Einflüsse, welche im Zuge der Vorbereitung erarbeitet wurden)
  • Interaktive Präsentation zur historischen Entwicklung der Mensch-Umwelt Verhältnisse im Anthropozän und der Auseinandersetzung mit dem Dichotomie-Problem Natur – Kultur in der Geographie, insbesondere Nachhaltigkeitsforschung. Im Zuge gemeinsamer Reflexionsaufgaben in Gruppen in den Ötztaler Museen werden zusätzlich unterschiedliche Arten der Wissensproduktion im Zuge der Gesellschafts-Umwelt Forschung besprochen und in Kurzpräsentationsformate aufgearbeitet.
  • Museumsführung und Fragerunde durch die Ötztaler Museen durch die Museumsleiterin mit Fokus auf das Mensch-Umwelt Verhältnis im Ötztal.
  • Entdeckungstagebuch: Täglicher Eintrag in ein persönliches Forschungstagebuch, in dem die Studierenden nicht nur wissenschaftliche Beobachtungen der Natur (z. B. Flora, Fauna, Geologie) notieren, sondern auch Reflexionen über ihre eigene Beziehung zur Umwelt und zur nachhaltigen Entwicklung. Das Tagebuch kann durch Zeichnungen, Gedichte, etc. ergänzt werden.

Zweiter Exkursionstag (Obergurgl und Umgebung)

  • Gehmeditation während einer Wanderung von Obergurgl zur Schönwieshütte mit Impulskärtchen für Achtsamkeit und Reflexion.
  • Naturphilosophische Reflexion: Angelehnt an Wilhelm von Humboldts Ideal von ganzheitlicher Bildung schreibt jede:r Teilnehmer:in während der Expedition einen kurzen naturphilosophischen Text oder ein Gedicht, das seine persönliche Beziehung zur Natur und zu Fragen der Nachhaltigkeit reflektiert.
  • Yoga am Berg: Durch eine kurze Yogaeinheit soll die Natur noch tiefer gespürt werden.
  • Nature Walk and Talk: Während des Abstieges tauschen sich jeweils zwei Studierende über ein Themen rund um Bildung für nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt-Brüder aus (z.B. Einheit von Natur und Kultur, menschliche Verantwortung gegenüber der Umwelt, Vernetzung der Natur, Nachhaltigkeit und Bildung, Globale Perspektiven, Zukunftsvisionen)
  • Story Telling – Teil 1: Jede:r Teilnehmer:in präsentiert ein Kapitel des Buches Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (Andrea Wulf). Dabei wählt sie/er ein zur Exkursion mitgebrachtes Objekt aus, das symbolisch für das jeweilige Kapitel steht und den Erzählfluss unterstützt. Die Geschichte wird frei, ohne festes Skript, erzählt und soll lebendig sowie spontan wirken, um die Zuhörer:innen zu fesseln. Währenddessen füllen die Studierenden ein Arbeitsblatt aus, wodurch sich ein Gesamtbild entwickelt.
  • Rollenspiel: In einem fiktiven Gebiet im Ötztal steht ein Großprojekt zur Diskussion (z.B. Bergbau), das eine große landwirtschaftliche Erweiterung und industrielle Nutzung vorsieht. Das Gebiet ist ökologisch äußerst wertvoll und ähnelt aufgrund seiner Naturbelassenheit den Landschaften, die Alexander von Humboldt während seiner Südamerika-Reisen im frühen 19. Jahrhundert erforschte. Humboldt wird als historischer Berater in das heutige Szenario eingeführt. Folgende Charaktere sind in dem Rollenspiel durch die Studierenden zu vertreten: Moderator:in, Alexander von Humboldt, Landwirtschaftliche:r Vertreter:in, Unternehmer:in, Lokale Bevölkerung, Politiker:in, Umweltschützer:in - Entdeckungstagebuch (siehe erster Exkursionstag)
  • Entdeckungstagebuch (siehe erster Exkursionstag)

Dritter Exkursionstag (Obergurgl und Rückfahrt nach Innsbruck)

  • Story Telling – Teil 2 (siehe zweiter Exkursionstag)
  • Reflexionsgespräch über Alexander von Humboldt: Zu dritt werden Fragen rund um Alexander von Humboldt mit Blick auf die heutige Zeit diskutiert und reflektiert (z.B. Humboldts Weltbild und Einfluss, Konzept der Nachhaltigkeit, interdisziplinäre Herangehensweise, Kosmos, Erbe, Aktivist, biographische Hintergründe, Wissenschaft der Zukunft, Einfluss auf die Kultur)
  • Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsdialoge/Wanderung: Jeweils zwei Studierende aus unterschiedlichen Studienrichtungen machen eine gemeinsame Wanderung und wählen dabei ein Nachhaltigkeitsthema (z. B. Klimawandel, Biodiversität, etc.), das sie aus den Perspektiven ihrer jeweiligen Disziplinen beleuchten und in einem interdisziplinären Austausch diskutieren. Anschließend werden die erarbeiteten Gedanken im Plenum präsentiert.
  • Entdeckungstagebuch (siehe erster Exkursionstag)

TERMIN 3 (Nachbesprechung):

  • Free-Writing: Die Studierenden schreiben nochmals (wie im Vorbesprechungstermin) ihre Assoziationen zu Wissenschaft, Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie Natur auf. Die Texte werden anschließend mit den Texten vom Vorbesprechungstermin zu denselben Fragen verglichen und im Plenum diskutiert.
  • Arbeiten an kreativen Postern zu den Erkenntnissen aus der Exkursion in interdisziplinären Tandems, die im Termin 4 präsentiert werden.

 

TERMIN 4 (Öffentliche Kreativpräsentationen):

  •  Third Mission: Während der universitären Nachhaltigkeitswoche (https://www.uibk.ac.at/de/congress/nachhaltigkeitswoche/) wurde der letzte Termin für die Öffentlichkeit geöffnet und erfreute sich regem Besuch. Im Rahmen einer interaktiven Posterpräsentation stellten die Studierenden auf kreative Weise ihre Erkenntnisse, die sie während der Exkursion gewinnen konnten, vor.

 

ERGEBNISSE:

Die Ergebnisse der Lehrveranstaltung bestätigen die Wirksamkeit der innovativen inhaltlichen sowie didaktisch-methodischen Ansätze durchgehend: Die Auswertung der Free-Writing Texte der Vor- und Nachbesprechung mittels qualitativer Inhaltsanalyse zeigte, dass sich der persönliche Zugang zu Wissenschaft, Natur und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Verlauf der Lehrveranstaltung weiterentwickelte. Besonders hervorgehoben wurde ein gestärktes Bewusstsein für die Einheit der Wissenschaft im Gegensatz zu einem vorwiegend disziplinären Denken, das in den Anfangstexten noch erkennbar war. Zudem schärfte sich der Blick für die vielschichtige Beziehung zwischen Mensch und Natur sowie für die Notwendigkeit, Bildung für nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen zu verankern – einschließlich der tertiären Bildung – und der damit verbundenen Verantwortung von Universitäten.

Akzeptanz und Resonanz

Die Auswertung der offiziellen Lehrveranstaltungsevaluierung der Studierenden (Universität Innsbruck) zeigte Folgendes: Die Lehrveranstaltung in allen Bereichen durchgängig positiv bewertet. Besonders hervorgehoben wurden das Thema, die methodische Vielfalt, die gründliche Vorbereitung sowie die interaktive und interdisziplinäre Gestaltung, die es ermöglichte mit Studierenden aus unterschiedlichsten Fachrichtungen zu interagieren (insgesamt sieben Studienrichtungen). Die Auseinandersetzung mit dem Schaffen Alexander von Humboldts und dessen Aktualität, wurde als bereichernd empfunden. Raum für Kreativität, kritisches Denken und Selbstreflexion sowie das Wechselspiel zwischen Interaktion und individueller Reflexion wurden geschätzt. Zudem wurden die offene und wertschätzende Atmosphäre sowie das direkte Erleben der Natur betont. Die motivierende Lehrveranstaltungsleitung und die gelungene Balance zwischen Methodenvielfalt, Inhalten und Pausen trugen maßgeblich zum Lernerfolg bei. Einige Teilnehmende bezeichneten die Veranstaltung als die beste ihres bisherigen Studiums und als nachhaltig inspirierend und bereichernd. Somit wurden die Ziele der Lehrveranstaltung erreicht.

Nutzen und Mehrwert

Das Lehrprojekt schafft gezielt Erfahrungsräume zur nachhaltigen Sensibilisierung für Naturbezüge. Durch ein innovatives didaktisches Konzept werden Natur, Naturraum und Gesellschaft nicht nur theoretisch behandelt, sondern individuell und gemeinschaftlich erlebbar gemacht. Studierende entwickeln einen persönlichen Bezug zur Natur und reflektieren ihre Rolle darin. Kooperative Methoden wie Think-Pair-Share, Nature Walk and Talks und Rollenspiele fördern einen gemeinsamen Lernprozess und eine tiefere Auseinandersetzung mit ökologischen und gesellschaftlichen Fragestellungen. Die didaktische Umsetzung zielt darauf ab, den Studierenden Raum für individuelle Reflexion zu bieten, besonders in interdisziplinären Gruppen. Wechselseitiges Lernen und Perspektivwechsel ermöglichen es allen Teilnehmenden, ihre Stärken einzubringen. Durch Aktivitäten wie Freewriting, Rollenspiele, Nature Walk and Talks und öffentliche kreative Posterpräsentationen sollen die Potenziale der Studierenden in den Lernprozess integriert werden. Dies fördert auch eine Rücksichtnahme auf andere, was in der Evaluierung der Lehrveranstaltung bestätigt wurde. Ein weiteres Ziel war es, Raum und Flexibilität zu schaffen, um die Studierenden zu eigenverantwortlichem Lernen zu ermutigen. Die Aktivitäten wurden so gewählt, dass die Studierenden sich regelmäßig selbstorganisiert durch den Naturraum bewegen konnten. Dies führte zu unerwarteten Kooperationen zwischen Personen und Disziplinen (peer-to-peer). Das Lehrformat der Exkursion und die kleinere Gruppengröße (offizielle Teilungsziffer 20) sollen das Gruppenzugehörigkeitsgefühl stärken und Hürden zur aktiven Beteiligung minimieren. Durch das gemeinsame Erforschen des „Untersuchungsraums“ und geteilte Herausforderungen wird dieser Effekt verstärkt. Eine offene Kommunikation zwischen Studierenden und Lehrveranstaltungsleiter:innen wird durch diese Erlebnisse gefördert und schafft Raum für personalisierte Lernerfahrungen. In der abschließenden interaktiven Posterpräsentation konnten Studierende ihre Fähigkeiten und Interessen einbringen. Die unterschiedlichen Posterinhalte (Bildserien, Collagen, Gedichte) spiegeln eine Vielzahl an Fähigkeiten wider. Dies führte bei der „Woche der Nachhaltigkeit 2024“ an der Universität Innsbruck zu spannenden Diskussionen und neuen Erkenntnissen mit externen Gästen.

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2024

Gegebenenfalls geplanter Endzeitpunkt: Eine erneute Durchführung wird nach Rücksprache mit dem (seit 1.10.2024 neu im Amt) Vizerektorat für Lehre und Studierende vor dem beginnenden Wintersemester 2025/26 vereinbart und im Sommersemester 2026 in den Regelbetrieb überführt.

Das Projekt läuft seit 2024. Eine erneute Durchführung der Lehrveranstaltung wird im Wintersemester 2025/26 erfolgen.

Die Lehrveranstaltung nimmt aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und der interfakultären Einbettung eine spannende Rolle an der Universität Innsbruck ein. Sie bereichert das Kursangebot durch eine interdisziplinäre, lernergebnisorientierte Exkursion für Studierende verschiedenster Fachrichtungen. Diese Veranstaltung trägt sichtbar zur ganzheitlichen Behandlung des Themas „Nachhaltigkeit“ bei, insbesondere im Bildungsbereich. Das Lehrkonzept wird von der Studierendenvertretung ausdrücklich als Bereicherung des Fokus auf Nachhaltigkeit in der Lehre angesehen. Die interdisziplinäre Veranstaltung im Team-Teaching-Format wird als innovativ und wirksam eingeschätzt und soll daher gemäß der Zielvereinbarungsgespräche mit den Fakultäten in den Regelbetrieb integriert werden. Das Lehrprojekt bietet einen einzigartigen Erfahrungsraum mit wissenschaftlichem Anspruch und eignet sich für eine zukunftsweisende universitäre Lehre. Eine Ausweitung auf andere Lehrveranstaltungen hängt von der institutionellen Förderung interdisziplinärer Formate und der Schaffung entsprechender Räume ab. Mit Unterstützung kann das Konzept auf weitere Veranstaltungen übertragen und Impulse für innovative Lehrmethoden sowohl innerhalb als auch außerhalb der Hochschule geben. Im Rahmen der Universitären Initiative „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ laufen derzeit Evaluierungsprozesse, um Erkenntnisse aus dem ersten Turnus in zukünftige Exkursionen einfließen zu lassen. Ziel ist es, das Modell flexibel an verschiedene räumliche und inhaltliche Kontexte anzupassen und neue Perspektiven auf Mensch-Umwelt-Beziehungen sowie sozio-ökologische Herausforderungen zu eröffnen.

Institutionelle Unterstützung

Die Entwicklung des Lehrveranstaltungskonzeptes und die Durchführung wurde maßgeblich durch die Vizerektorate für Lehre und Studierende beziehungsweise für Digitalisierung und Nachhaltigkeit unterstützt. Es wurde sowohl Reisemittel für die Lehrveranstaltungsleiter:innen als auch die entsprechenden Semesterstunden zur Durchführung in Form eines Anstellungsverhältnisses übernommen. Dementsprechend wurden Räumlichkeiten für Seminartermine und Präsentation mit außer universitärer Beteiligung ermöglicht. Weiters diente das Aurora Office Innsbruck und UniNEtZ als beratende Anlaufstelle für organisatorische Anliegen und der begleitenden Evaluation des Prozesses.

Als Teil des offiziellen Studienangebots für das Wintersemester 2024/25 und der bewussten Zustimmung durch die Lehrveranstaltungsleitung konnten die Studierenden die Lehrveranstaltungs-Evaluierung erstellt durch das Büro für Qualitätssicherung (Universität Innsbruck) durchführen und somit wichtiges Feedback geben. Diese Rückmeldungen geben sowohl den Lehrenden als auch dem hochschulinternen Qualitätsmanagement die Chance auf zukünftige Verbesserungen für diese Lehrveranstaltung. Darüber hinaus werden die zentralen Erkenntnisse aus der Durchführung der Lehrveranstaltung in einer gemeinsamen Diskussion mit Lehrenden unterschiedlicher Fakultäten (Universität Innsbruck) besprochen und während mehrerer formalisierten Veranstaltung (organisiert durch das Aurora Office Innsbruck) gesammelt.

Als Teil des offiziellen Studienangebots für das Wintersemester 2024/25 und der bewussten Zustimmung durch die Lehrveranstaltungsleitung konnten die Studierenden die Lehrveranstaltungs-Evaluierung erstellt durch das Büro für Qualitätssicherung (Universität Innsbruck) durchführen und somit wichtiges Feedback geben. Diese Rückmeldungen geben sowohl den Lehrenden als auch dem hochschulinternen Qualitätsmanagement die Chance auf zukünftige Verbesserungen für diese Lehrveranstaltung. Darüber hinaus werden die zentralen Erkenntnisse aus der Durchführung der Lehrveranstaltung in einer gemeinsamen Diskussion mit Lehrenden unterschiedlicher Fakultäten (Universität Innsbruck) besprochen und während mehrerer formalisierten Veranstaltung (organisiert durch das Aurora Office Innsbruck) gesammelt.