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Zuletzt aktualisiert am 19.09.2025

Agentic Workflows in Health Care Informatics: Kreatives Prototyping zur Erforschung KI-gestützter Entscheidungsprozesse und Anwendungsfälle im Gesundheitsbereich

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

Creative Commons (CC)

Das Kursdesign illustriert den Übergang von Grundlagen (Basics) hin zur projektbasierter Arbeit (Project).

Ars Docendi Kategorie

Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre

Ars Docendi Kriterien

  • Digitale Transformation
  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

< 20

Anreißer (Teaser)

Praxisnah, forschungsorientiert und innovativ: Der Studiengang Health Care Informatics an der FH Wr. Neustadt vereint experimentelle Softwareentwicklung mit wissenschaftlicher Forschung zu Agentic Workflows und deren Anwendung im Gesundheitswesen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Lehrkonzept für den Kurs Softwareentwicklung 2 im Studiengang Health Care Informatics an der FH Wr. Neustadt integriert eine forschungsorientierte Komponente und experimentelle Softwareentwicklung. Im Fokus stehen LLM-basierte KI-Agenten und Agentic Workflows für Web-Applikationen im Gesundheitswesen. Ziel ist es, Studierenden praxisnahe Einblicke in aktuelle Technologien zu ermöglichen und ihre Problemlösungskompetenz zu stärken. Das Lehrprojekt kombiniert projektbasiertes Lernen, Flipped Classroom, agile Methoden und den Einsatz offener Bildungsressourcen. Es führt schrittweise von der Vermittlung grundlegender Konzepte hin zu einer forschungs- und projektorientierten Arbeitsweise. Studierende arbeiten in Teams und entwickeln eigene Prototypen in iterativen Schritten mit regelmäßigen Präsentationen und Feedbackschleifen, ergänzt durch Workshops und individuelle Betreuung. Ein zentraler Aspekt ist die partizipative Projektgestaltung: Studierende wählen praxisrelevante Themen und berücksichtigen dabei aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen in ihrer Arbeit. Der Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden fließt in die wissenschaftliche Reflexion der Lehrenden ein und unterstützt Forschungsarbeiten zur Gestaltung von KI-gestützten Systemen im Gesundheitswesen. Herausforderungen wie Komplexität und die Heterogenität der Vorkenntnisse werden durch strukturierte Lernbegleitung, Mentoring und den gezielten Einsatz von KI-Tools bewältigt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The teaching concept for the course "Software Development 2" in the Health Care Informatics program at the University of Applied Science Wr. Neustadt integrates a research-oriented component and experimental software development. The focus is on LLM-based AI agents and Agentic Workflows for web applications in healthcare. The goal is to provide students with hands-on insights into current technologies and strengthen their problem-solving skills.

The course combines project-based learning, Flipped Classroom, agile methods, and the use of open educational resources. It gradually transitions from teaching fundamental concepts to a research- and project-oriented approach. Students work in teams, developing their own prototypes in iterative steps with regular presentations and feedback loops, complemented by workshops and individual support.

A key aspect is participatory project design: students select relevant topics and incorporate the latest scientific developments into their work. The exchange of experiences between students and instructors contributes to academic reflection and supports research on designing AI-powered systems in healthcare. Challenges such as complexity and different levels of prior knowledge among students are addressed through structured learning support, mentoring, and the targeted use of AI tools.

Nähere Beschreibung des Projekts

Ausgangslage und Motivation

Das Lehrkonzept wurde für den Kurs "Softwareentwicklung 2" (SE2) im Studium "Health Care Informatics" an der Fachhochschule Wr. Neustadt entwickelt. Es erweitert bestehende Inhalte um eine forschungsorientierte Komponente und wird im aktuellen Semester erprobt. Der Kurs läuft über das gesamte Sommersemester und behandelt fortgeschrittene Softwareentwicklungsthemen. Da KI-gestützte Entscheidungsprozesse im Gesundheitswesen an Bedeutung gewinnen, setzt das neue Lehrformat auf einen forschungsorientierten und experimentellen Softwareentwicklungsansatz. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration von LLM-basierten KI-Agenten und Agentic Workflows in Web-Applikationen, wodurch die Studierenden ein besseres Verständnis für die technologischen Möglichkeiten (und Grenzen) dieser relativ neuen Technologien generieren. Durch einen experimentellen und praxisnahen Entwicklungsansatz sollen Studierende befähigt werden, aktiv zur Weiterentwicklung von KI-Anwendungen im Gesundheitswesen beizutragen.

 

Beispielhafte Anwendungsfälle:

  • KI-gestützte Diagnoseunterstützung und personalisierte Therapie: Spezialisierte KI-Agenten analysieren Patientendaten gemeinsam, um optimale Behandlungsoptionen zu empfehlen.
  • Digitale Gesundheitsplattformen: KI-Agenten unterstützen Administration, Terminplanung und Patientenfluss-Optimierung in medizinischen Einrichtungen.

 

Forschungsorientierte Weiterentwicklung des Lehrformats

 

Das neue Konzept wird im laufenden Semester umgesetzt und evaluiert. Der didaktische Ansatz vereint forschungsorientiertes und praxisnahes Lernen, partizipative Mitgestaltung, agile Methoden und den Einsatz offener Bildungsressourcen, wie Open-Source-Software und ein umfangreiches Referenzprojekt, das als Ausgangsbasis dient. Zusätzlich wird eine kollaborative digitale Entwicklungsumgebung bereitgestellt (GitLab).

 

Ein forschungsorientierter Ansatz im Unterricht ermöglicht es den Studierenden kreative Lösungswege zu erproben und neues Wissen aktiv zu erarbeiten. In dynamischen, technologiegetriebenen Bereichen wie KI-Anwendungen scheint dieser Ansatz besonders wichtig, da ständig neue Methoden und Werkzeuge entstehen und klassische Lehrmethoden schnell an Relevanz verlieren. Der vorgestellte Ansatz soll auch die Eigeninitiative und Neugier befördern, um Studierende zu befähigen die digitale Transformation im Gesundheitswesen aktiv mitzugestalten.

 

Ein weiteres zentrales Element ist die Partizipation der Studierenden an der Projekt- wie Themengestaltung. Sie haben die Möglichkeit, praxisnahe Projekte mit direktem Bezug zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens durchzuführen (durch die Entwicklung eines Prototyps und durch das Experimentieren mit der Integration von KI-gestützten Lösungsansätzen). Der Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden ist dabei essenziell, um neue Erkenntnisse in das Lehrkonzept zu integrieren. Dies führt im Idealfall zu einer iterativen Weiterentwicklung des Kurses und einem dynamischen Lehr-Lern-Prozess.

 

Es ergeben sich die folgenden Säulen und Ziele der forschungsorientieren Lehre in diesem Kurs:

  • Experimentieren mit Technologien: Studierende setzen sich auf Basis vermittelter Grundlagen in der Web-Programmierung (z. B. Spring, Hibernate, REST APIs, DevOps) praktisch mit KI-Agenten und Agentic Workflows auseinander und integrieren diese in eigene Projekte. Dabei werden sie gezielt mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert, um ihre Problemlösungskompetenz zu stärken. Der iterative Entwicklungsprozess spiegelt die Realität der Softwareentwicklung wider, in der kontinuierliches Testen, Anpassen und Evaluieren essenziell sind. Hier geht es auch um die Kombination aus Softwareentwicklung und wissenschaftlicher Reflexion (z. B. zur Automatisierung von Entscheidungsprozessen).
  • Integration aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse: Da Best Practices für LLM-basierte KI-Agenten noch in der Entwicklung sind, werden relevante wissenschaftliche Publikationen aus den Bereichen Agentic Workflows und Health Care Informatics systematisch in den Lehr- und Entwicklungsprozess integriert. Dies ermöglicht eine forschungsnahe Auseinandersetzung mit neuesten Technologien.
  • Kollaborativer Erfahrungsaustausch und Partizipation: Der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden ist ein zentraler Bestandteil des Kurses. Erkenntnisse aus den Projekten werden durch regelmäßige Feedbackschleifen ergänzt. Studierende werden ermutigt, eigene Ideen zur Weiterentwicklung des Kurses und der KI-gestützten Systeme einzubringen.
  • Selbstorganisiertes und adaptives Lernen: Studierende übernehmen eigenständig Verantwortung für ihre Lernprozesse und müssen sich mit neuen Technologien, Methoden und Frameworks aktiv auseinandersetzen. Der Kurs fördert Eigeninitiative und Neugier, indem er von den Teilnehmenden verlangt, relevante Themen zu recherchieren, selbstständig Lösungen zu entwickeln und kontinuierlich zu reflektieren. Studierende arbeiten in Teams an einem Projekt, das über einen Scrum-Prozess in GitLab abgewickelt wird.
  • Kollaboration und Kommunikation: Durch Gruppenarbeit, Präsentationen und Peer-Feedback werden soziale und kommunikative Kompetenzen gefördert, die für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Gesundheitsinformatik essenziell sind.
  • Studierendenzentrierte Lehre: Berücksichtigung unterschiedlicher Lernvoraussetzungen und Unterschiede in den Vorkenntnissen. Dem soll gezielt durch eigene Workshops und individueller Betreuung begegnet werden. 

 

Lehr- und Lernmethoden

 

Das Lehrprojekt kombiniert projektbasiertes Lernen, Flipped Classroom und agile Methoden und führt schrittweise von der Vermittlung grundlegender Konzepte hin zu einer forschungs- und projektorientierten Arbeitsweise.

 

Projektbasiertes und experimentelles Lernen

  • Ein Web-Referenzprojekt vermittelt zentrale Konzepte moderner Web-Anwendungen (z. B. Spring, Hibernate, Thymeleaf, MVCS-Pattern, REST).
  • Studierende entwickeln darauf aufbauend eigene Prototypen mit KI-Integration.

 

Partizipative Projektfindung

  • Studierende entwickeln zu Beginn drei Projektideen und präsentieren diese in einem Screencast.
  • Das Lehrteam gibt gezieltes Feedback. Die Studierenden sollen sich danach für eine ihrer drei Projektideen entscheiden.
  • Die gewählte Projektidee wird innerhalb der Gruppe dann zur Umsetzung gebracht. Idealerweise wird dadurch die Mitgestaltung und Identifikation mit dem Projekt gefördert.

 

Vorlesungen und Online-Unterstützung

  • Online-Vorlesungen vermitteln theoretische Grundlagen und sind jederzeit abrufbar.
  • Präsenzveranstaltungen finden zu Kursbeginn (Einführung und Team-Building) und zum Abschluss (Schlusspräsentationen) statt.
  • Microsoft Teams dient als zentrale Plattform für Fragen, Organisation und Diskussionen.
  • Die Teilnehmerzahl ist relativ klein (ca. 20 Studierende), was eine intensive Betreuung und enge Interaktion ermöglichten.
  • Workshops & Lehrvideos unterstützen das Referenzprojekt. Dazu wird individuelle Betreuung nach Bedarf angeboten.

 

Agiles Arbeiten

  • Die Projektarbeit erfolgt in 3er-Gruppen mit GitLab zur kollaborativen Softwareentwicklung. Drei Personen bieten eine ausgewogene Gruppengröße, die eine effektive Zusammenarbeit ermöglicht, ohne dass einzelne Teammitglieder zu wenig Verantwortung übernehmen.
  • Es gibt Monatliche Sprints mit Screencast-Präsentationen der Zwischenergebnisse.
  • Nach jeder Sprint-Präsentation erhalten die Gruppen detailliertes Feedback zur Weiterentwicklung ihrer Prototypen.
  • Insgesamt gibt es drei Sprints mit einer abschließenden Präsentation der Ergebnisse.

 

Entwicklungsphasen und Zwischentest

  • Sprint 1 (Ende März): Analyse & eigenständige Inbetriebnahme des Referenzprojekts, erste Domainklassen-Implementierung. Es soll eine erste minimale Variante des Prototypen gezeigt werden.
  • Sprint 2 (Ende April): Erste KI-Integration, Experimente mit Agentic Workflows, Diskussionen mit Lehrenden.
  • Zwischentest (Anfang Mai): Prüfung der bis dahin erlernten Inhalte auf dem Campus. Der Test umfasst auch zwei wissenschaftliche Artikel zu den Themen Softwarearchitektur und Entwurfsmuster.
  • Studierenden-Referat: Präsentation eines selbstgewählten, projektrelevanten Themas.
  • Sprint 3 (Ende Mai): Pre-Final-Präsentation.
  • Ende Juni: Finale Präsentation des Prototypen und der Resultate.
  • Abschließendes individuelles Interview: jede*r Studierende muss nachweisen, dass sie/er die projektrelevanten Inhalte verstanden hat und eigenständig anwenden kann.

 

Begleitende Themen im Kurs

  • Agiles Arbeiten: Scrum-Entwicklung, Sprint-Methodik
  • Softwaretechnologien: Java, Hibernate, Spring, Thymeleaf
  • Datenformate & Web-Sicherheit: Data Exchange Formats, Web Security
  • Netzwerkprogrammierung: Grundlagen und Implementierung für Agentenkommunikation
  • Datenbanken: Relationale Modellierung, Optimierung
  • Agentic Workflows & KI-Agenten: Architektur, Implementierung, Use Cases
  • Arbeit mit LLMs: Integration und Anwendung lokaler LLMs
  • Continuous Delivery & Integration: Automatisierung in der Softwareentwicklung

 

Flipped Classroom

  • Grundlegende Konzepte zu Softwarearchitektur und datengetriebenen Entscheidungsprozessen werden vorab vermittelt, sodass sich die Studierenden eigenständig mit weiterführenden Aspekten auseinandersetzen und eigene Lösungsansätze erarbeiten können.
  • Es ist jedoch intendiert, dass im Verlauf der Projektarbeit neue Themen, Technologien oder Probleme auftauchen, mit denen sich die Studierenden eigenständig auseinandersetzen – eine essenzielle Fähigkeit für den Umgang mit dynamischen technologischen Entwicklungen.
  • Diese selbstständige Recherche und Weiterentwicklung gehört zum experimentellen Ansatz des Kurses und wird als wichtiger Bestandteil des Lernprozesses angesehen.

 

Wissenschaftliche Arbeit der Lehrenden

  • Die gewonnenen Erfahrungen aus dem Lehrprojekt fließen in die wissenschaftliche Reflexion der Lehrenden ein und tragen zur Weiterentwicklung von Forschungsarbeiten bei. Beispielsweise wird derzeit an einer Studie gearbeitet, die sich mit Design-Prinzipien für die Entwicklung von Agentic Workflows im Gesundheitswesen beschäftigt ("Towards Design Principles for LLM-powered Agentic Systems in Healthcare").
  • Die Studierenden leisten durch ihre experimentellen Arbeiten einen indirekten Beitrag, indem ihre Erkenntnisse und Herausforderungen als Inspirationsquelle für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen dienen.
  • Dieser Prozess soll im nächsten Jahr weitere Forschungsideen anstoßen und zur Entwicklung neuer wissenschaftlicher Fragestellungen führen. So entsteht im Idealfall eine kontinuierliche Forschungsdynamik, die das Zusammenspiel von Lehre, Praxis und Wissenschaft stärkt.

 

Herausforderungen

 

Die Umsetzung eines forschungsorientierten Lehrformats bringt didaktische Herausforderungen mit sich. Besonders die Komplexität der Inhalte und die heterogenen Vorkenntnisse der Studierenden erfordern gezielte Maßnahmen zur Unterstützung, nämlich:

 

  • Studierendenzentrierte Lehre: Berücksichtigung unterschiedlicher Lernvoraussetzungen und Unterschiede in den Vorkenntnissen.
  • Strukturierte Lernbegleitung: Beispielsweise erleichtert eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Referenzprojekt den Einstieg.
  • Workshops zur gezielten Unterstützung und für konkrete projektrelevante Fragen.
  • Individuelle Betreuung: Gezielte individiuelle Unterstützung durch Lehrende bzw. Mentoring durch erfahrene Teammitglieder.
  • Gestaffelte Aufgaben (z.B. zuerst die Einführung in das Referenzprojekt, dann die Entwicklung eines minimalen Prototyps, dann Integration von KI-Komponenten).
  • Technische Herausforderungen minimieren: Das Referenzprojekt basiert auf bewährten Industriestandards, um einen sicheren Lernprozess zu gewährleisten.
  • KI als Lernhilfe: Der Einsatz von KI-gestützten Tools zur Unterstützung beim Programmieren wird ausdrücklich gefördert.
  • Enges Mentoring: Klare Erwartungen für jede Projektphase helfen den Studierenden, ihre Arbeit strukturiert und zielgerichtet zu gestalten.

Akzeptanz und Resonanz

Der forschungsorientierte Ansatz wird in diesem Jahr erstmals verstärkt eingesetzt, während projektbasierte Arbeit bereits zuvor ein zentraler Bestandteil des Kurses war. Eine besondere Herausforderung in unserem Kurs (Softwareentwicklung 2 in Health Care Informatics) ist die hohe Heterogenität der Vorkenntnisse der Studierenden. Viele haben einen Hintergrund im Gesundheitswesen, verfügen jedoch nur über begrenzte Erfahrung in der Softwareentwicklung – abgesehen von den grundlegenden Inhalten aus dem vorherigen Semester. Gleichzeitig soll der Kurs die geforderten technologischen Kompetenzen aufbauen und praxisnah vertiefen.

 

Ein weiteres wesentliches Merkmal des Studiengangs ist, dass er berufsbegleitend angeboten wird. Dadurch ergeben sich für viele Studierende zeitliche Herausforderungen, insbesondere bei der Vereinbarkeit von Studium, Beruf und privaten Verpflichtungen. Zusätzlich zeigt sich, dass einige Studierende ihre Aufgaben zunächst aufschieben und dann kurz vor den Abgabeterminen unter hohem Druck arbeiten müssen. Diese Last-Minute-Herausforderung führt oft zu Überforderung. Um dem entgegenzuwirken, setzt der Kurs auf eine strukturierte Vorgehensweise mit klar definierten Meilensteinen, regelmäßigen Feedbackschleifen und frühzeitigen Unterstützungsangeboten.

Die Studierenden empfinden den Arbeitsaufwand als hoch und herausfordernd. Oft liegt dies daran, dass bereits einfache Entwicklungsschritte Schwierigkeiten bereiten. Um dies abzufedern, wurden gezielte Unterstützungsmaßnahmen eingeführt: Tutorials, Workshops und individuelle Betreuung. Dabei zeigt sich, dass trotz der hohen Anforderungen die Rückmeldungen überwiegend positiv sind. Viele Studierende äußern, dass sie durch den Kurs extrem viel gelernt haben und die intensive Betreuung als hilfreich empfinden.

 

Allerdings gibt es auch Studierende, die sich von der offenen und freien Herangehensweise überfordert fühlen. Einige Studierende sind es gewohnt, jede nächste Handlung genau vorgegeben zu bekommen, und tun sich schwer damit, eigenständig Lösungen zu erarbeiten. Gerade für diese Gruppe kann der Kurs herausfordernd sein. Allerdings entspricht genau dieser Ansatz der Arbeitsweise in der wissenschaftlichen Praxis und dient auch als Vorbereitung auf die eigenständige Bearbeitung der Masterarbeit. Um diesen Studierenden den Übergang zu erleichtern, wurden folgende Maßnahmen implementiert:

 

  • Klare Meilensteine und kontinuierliches Feedback: Durch definierte Zwischenschritte (Checkpoints oder Sprints) wird sichergestellt, dass Studierende kontinuierlich arbeiten und nicht erst am Ende unter Druck geraten.
  • Vorgefertigtes und lauffähiges Referenzprojekt als Einstiegshilfe: Studierende beginnen nicht bei null, sondern erhalten ein funktionierendes Referenzprojekt, das als Ausgangspunkt dient. Vorlagen und Leitfäden (z. B. zur strukturierten Herangehensweise bei Agentic Workflows) bieten eine Orientierungshilfe und strukturieren den Denkprozess, ohne ihn zu stark einzuschränken.
  • Austausch mit Teams und Betreuungspersonen: Studierende haben die Möglichkeit, sich regelmäßig mit ihren Teams und Betreuenden auszutauschen, um Fragen zu klären und Unsicherheiten abzubauen. Der direkte Dialog mit Lehrenden soll sicherstellen, dass Studierende sich nicht verloren fühlen und schnell Unterstützung erhalten.
  • Workshops und gezielte Wissensvermittlung: Die Workshops fokussieren sich vor allem auf projektbezogene Themen und Fragen. Dabei werden konkrete Probleme besprochen, mögliche Lösungsansätze diskutiert und praxisnahe Methoden vermittelt, um den Fortschritt im Projekt zu erleichtern.
  • Kleinschrittige Erfolgserlebnisse zur Motivation: Frühzeitig kleinere Ergebnisse präsentieren zu müssen, sorgt dafür, dass Studierende ihren Fortschritt besser wahrnehmen und nicht den Überblick verlieren. Diese kontinuierlichen Erfolgserlebnisse sollen die Eigenmotivation fördern und reduzieren idealerweise das Gefühl der Überforderung.
  • Schnelle Reaktionsfähigkeit zur Frustrationsvermeidung: Ein zentrales Element ist die zeitnahe Unterstützung, damit Studierende nicht in eine Sackgasse geraten oder frustriert aufgeben. Durch schnelle Reaktion auf Probleme kann die Orientierung verbessert und die Lernkurve effizienter gestaltet werden.

 

 

Nutzen und Mehrwert

Der Kurs Softwareentwicklung 2 im Master Health Care Informatics an der FH Wr. Neustadt verbindet forschungsorientierte Lehre, praxisnahe Entwicklung und partizipative Mitgestaltung. Im Fokus steht die Integration von LLM-basierten KI-Agenten und Agentic Workflows in Web-Anwendungen für das Gesundheitswesen. Der Kurs hebt sich besonders durch folgende Merkmale ab:

 

  • Forschungsorientierung und experimentelles Lernen: Studierende experimentieren mit Agentic Workflows und entwickeln eigene Lösungsansätze für KI-gestützte Anwendungen im Gesundheitswesen. Dieser explorative Ansatz fördert innovatives Denken und bereitet sie auf die Masterarbeit und Forschungstätigkeiten vor.
  • Praxisnahe Projektarbeit mit realen Anwendungsfällen: Statt isolierter Aufgabenstellungen arbeiten Studierende an praxisrelevanten Szenarien wie z.B. KI-gestützte Diagnoseunterstützung, digitale Gesundheitsplattformen für Administration und Patientenfluss-Optimierung und andere mögliche Themen.
  • Flexible, aber strukturierte Lehre: Als berufsbegleitender Studiengang bietet der Kurs eine klare Struktur mit flexiblen Lernformaten. Checkpoints und Feedback verhindern, dass Studierende erst kurz vor Abgaben unter Zeitdruck geraten. Workshops zu projektrelevanten Themen helfen bei spezifischen Fragestellungen. Kleinschrittige Erfolgserlebnisse motivieren zur kontinuierlichen Arbeit.
  • Partizipation und Mitgestaltung: Studierende wählen ihre eigenen Projektthemen und integrieren aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Ihre Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Kurses ein, sodass dieser sich dynamisch an neue Herausforderungen anpasst. Besonders spannend ist, dass Studierende ihr domänenspezifisches Wissen einbringen können – oft Expertise, die sonst niemand in der Gruppe hat. Dies bereichert nicht nur die Projektarbeit, sondern macht den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden besonders wertvoll.
  • Kollaboration und interdisziplinäre Zusammenarbeit: Der Kurs fördert Teamarbeit und Peer-Feedback. Studierende mit verschiedenen Hintergründen arbeiten gemeinsam an Lösungen – eine essenzielle Fähigkeit für die Gesundheitsinformatik.
  • Die Erkenntnisse aus den Projekten und der Lehre liefern Inspiration zu laufenden Forschungsarbeiten zu Agentic Workflows im Gesundheitswesen, wodurch Studierende indirekt aber aktiv zur Wissenschaft beitragen.

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2025

Das Lehrprojekt Softwareentwicklung 2 wird langfristig weitergeführt und kontinuierlich optimiert. Aktuell wird die Möglichkeit geprüft, das Konzept in das Erasmus+ Trainings- und Kooperationsprogramm einzubinden, insbesondere im Rahmen der TCA "Promoting Mobilities in STEM Fields in Higher Education". Dadurch könnten Studierende und Lehrende von internationalen Austausch- und Weiterbildungsformaten profitieren.

Dieser Schritt entspricht auch den horizontale Kriterien zur Perspektivenerweiterung und Internationalisierung (International ausgerichtete Lehre, unterschiedliche kulturelle und akademische Ansätze, Weiterentwicklung persönlicher und beruflicher Perspektiven der Studierenden).

Das Konzept ist zudem auf andere Lehrveranstaltungen übertragbar, insbesondere dort, wo forschungsorientiertes, praxisnahes Lernen und interdisziplinäre Projektarbeit gefördert werden. Elemente wie die Integration aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, agile Entwicklungsmethoden und partizipative Lehransätze können in verschiedenen Hochschulen und Fachrichtungen adaptiert werden. Langfristig kann das Modell als Best Practice für innovative Lehrformate weiterentwickelt und über Hochschulkooperationen verbreitet werden.

Institutionelle Unterstützung

Das Lehrprojekt ist finanziell abgesichert, da es fester Bestandteil des Curriculums im Master Health Care Informatics ist. Es wird als fachbereichsübergreifende Kooperation zwischen den Fakultäten für Gesundheit und Informatik durchgeführt und von zwei Lehrenden betreut.

 

Die Hochschule stellt eine umfassende Infrastruktur zur Verfügung:

  • Digitale Plattformen: Kommunikation und Organisation erfolgen über MS Teams.
  • Technischer Support: IT-Support gewährleistet eine stabile digitale Arbeitsumgebung.
  • Hochschulinternes GitLab: Studierende hosten ihre Projekte auf dem FFH-internen GitLab-Server, was kollaboratives Arbeiten erleichtert.

 

Langfristig könnte die Infrastruktur noch weiter ausgebaut werden. Eine denkbare Erweiterung wäre die Bereitstellung eines lokalen LLM (Large Language Model) an der FH, das mit ausreichenden Rechenressourcen ausgestattet ist. Dies würde den Studierenden freien Zugang zu KI-Experimenten ermöglichen und die Arbeit mit Agentic Workflows erleichtern. Derzeit arbeiten die Studierenden entweder mit lokalen LLMs auf ihren eigenen PCs (was die Qualität der Informationsverarbeitung einschränkt) bzw. sie verwenden kostenpflichtige Services wie z.B. von OpenAI.

Der Kurs und das Lehrprojekt sind in das hochschulinterne Qualitätsmanagement eingebunden. Es greifen verschiedene Mechanismen zur kontinuierlichen Verbesserung.

 

  • Studierenden-Feedback: Am Ende der Lehrveranstaltung beantworten Studierende Reflexionsfragen (vom LVA-Leiter ausgehändigt), um ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Verbesserungsvorschläge zu teilen. Dies ermöglicht eine direkte Rückmeldung zur Lehrqualität. Dieses Feedback ist sehr wichtig, da es überlicherweise detailierter, tiefgehender und aussagekräftiger ist als die internen quantitativen Metriken.
  • Interne Evaluation: Die Hochschule führt eine Lehrveranstaltungsevaluierung durch, bei der Studierende einen standardisierten Fragebogen ausfüllen. Diese Ergebnisse dienen zur Qualitätssicherung auf Fakultätsebene aber auch als Basis für die Weiterentwicklung des Kurses.
  • Qualitätszirkel: Die Studiengangsleitung begleitet den Kurs mit regelmäßigen Feedbackrunden. Dadurch kann das Lehrformat dynamisch angepasst und optimiert werden.