Zuletzt aktualisiert am 07.02.2025
Advanced Nursing Process durch Clinical Decision Support System unterstützt
Projektname des bereits eingereichten Projekts:
Ars Docendi Kategorie
Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Gruppengröße
< 20
Kurzzusammenfassung des Projekts
In diesem Studierendenprojekt arbeiteten zwei Gruppen parallel zum Thema Pflegediagnostik auf zwei unterschiedlichen Wegen, jedoch mit dem gleichen Ziel, eine möglichst akkurate Pflegeplanung zu erstellen.
Zu Beginn wurde mittels Fragebogen die Einstellung zur Pflegediagnostik und die Selbsteinschätzung der diagnostischen Kompetenz der Studierenden erhoben. Nach dem Lesen von spezifischer Fachliteratur zur Thematik wurde mit der Bearbeitung der fünf Fallstudien begonnen. Eine Gruppe erarbeitete die Pflegeplanungen papierbasiert. Hierfür standen den Studierenden die Fachbücher von NANDA International, Pflegeinterventionsklassifikation (NIC) und Pflegeergebnisklassifikation (NOC) – NNN-Fachbücher zur Verfügung. Die andere Gruppe erstellte die Pflegeplanungen mit einem elektronischen Pflegedokumentationsprogramm der Firma Wigasoft (WicareIDoc), welches die NNN-Fachbücher hinterlegt hat. Im Anschluss wurden beide Fragebögen erneut ausgefüllt und die Ergebnisse ausgewertet sowie die Pflegediagnosetitel auf Exaktheit verglichen. Zudem wurde die Zufriedenheit der Studierenden mit der EDV-gestützten Pflegedokumentation erhoben.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
In this student project, two groups worked in parallel on the topic of nursing diagnostics in two different ways, but with the same goal of creating the most accurate nursing care planning possible.
At the beginning, the attitude towards nursing diagnostics and the self-assessment of the diagnostic competence of the students were surveyed by means of a questionnaire. After reading specific literature on the topic, work began on the five case studies. One group worked out the nursing care plans paper-based. For this purpose, students had access to the NANDA International, Nursing Intervention Classification (NIC) and Nursing Outcome Classification (NOC) - NNN-reference books. The other group created the nursing care plans using an electronic nursing documentation program from Wigasoft (WicareIDoc), which has NNN-books on file. Subsequently, both questionnaires were completed again, and the results were evaluated, and the nursing diagnosis titles were compared for accuracy. In addition, the students' satisfaction with the computerized nursing documentation was surveyed.
Nähere Beschreibung des Projekts
Das Lehrkonzept:
Das angewandte Konzept in diesem Projekt lehnt sich an eine Lehrmethode zur Entwicklung von diagnostischen Fähigkeiten (Carlson-Catalano, 2007) an. Die Studierenden wurden in zwei Gruppen unterteilt. Eine Studierendengruppe arbeitete mit dem elektronischen Pflegedokumentationsprogramm WicareIDoc mit Clinical Decision Support System, welches die NNN-Fachbücher hinterlegt hat und die andere Gruppe arbeitete papierbasiert mit den NNN-Fachbüchern. Beide Gruppen hatten die nachfolgenden Arbeitsaufträge zu lösen:
- Leseauftrag und anschließende Diskussion anhand der Diskussionsfragen zur Literatur von Lunney (2007b), Lunney (2007c), Lunney (2006), Lunney (2010) und Müller-Staub (2009)
- Lesen der fünf Fallstudien in Anlehnung an Lunney (2007a)
- Patient*innen-Daten in das Basis-Assessment überführen
- Nennen aller möglichen (potentiellen) Pflegediagnosen und Priorisierung vornehmen
- Ausformulieren der ersten priorisierten/akkuratesten Pflegediagnose im PES-Format (Pflegeproblem, Ätiologie, Symptome) und anschließende wirksame Ergebnis- und Interventionsplanung
- Selbsteinschätzungen der diagnostischen Fähigkeiten und Einstellung gegenüber der Pflegediagnostik (Carlson-Catalano, 2007) sowie die statistische Auswertung inkl. Interpretation dieser.
Die papierbasierte Gruppe überführte die Daten aus den Fällen händisch in das Basis-Assessment und die EDV-gestützte Gruppe führte das Assessment elektronisch in WicareIDoc durch. Die papierbasierte Gruppe hatte für die Ausarbeitung der Pflegeplanungen die NNN-Fachbücher zur Verfügung. Die EDV-gestützte Gruppe hatte dafür das elektronische Pflegedokumentationsprogramm WicareIDoc zur Verfügung, welches die NNN-Fachbücher hinterlegt hat. Dieses Programm inkludiert zudem ein Clinical Decision Support System, welches, aufgrund der eingegebenen Assessment- oder Pflegeberichtsdaten, automatisch hypothetische Pflegediagnosen vorschlägt. Entscheidet sich die*der Studierende für eine Pflegediagnose, so schlägt das System in der Folge wiederum potenzielle Pflegeergebnisse und -interventionen vor. Im Gegensatz dazu müssen die Teilnehmenden der papierbasierten Gruppe selbständig die Pflegediagnose, -ergebnisse und -interventionen aus den NNN-Fachbüchern herausarbeiten.
Die Durchführung des Projektes fand in den Lehr- und EDV-Räumen der Fachhochschule St. Pölten statt. Das elektronische Pflegedokumentationsprogramm WicareIDoc wurde vom Studiengang Gesundheits- und KrankenpflegePLUS an der Fachhochschule St. Pölten angekauft und zur Verfügung gestellt. Damit nimmt die Fachhochschule St. Pölten in Österreich eine Vorreiterrolle ein. Die NNN-Fachbücher zur Erarbeitung der papierbasierten Pflegeplanungen konnten von der Fachhochschul-Bibliothek bezogen werden.
Die Fallmethode als Lehr- und Lernverfahren (Hundenborn, 2007):
Als weitere didaktische Methode wird die fallorientierte Didaktik eingesetzt. Dieses Lehr- und Lernverfahren fördert die Problemlösungskompetenzen der Studierenden. Hier wurden den Studierenden Fälle zur Verfügung gestellt, an denen sie nicht als Fallakteure beteiligt waren. Die Trennung zwischen Fallakteuren und Fallbearbeiter*innen erleichtert hier eine logisch analytische Betrachtung des Falles. Die Fälle wurden von den Dozierenden so gewählt, dass sie den curricularen Zielen des Bachelor-Studiums Gesundheits- und KrankenpflegePLUS an der Fachhochschule St. Pölten entsprachen. Als Grundbedingung für die Erstellung der Fälle wurde darauf geachtet, dass diese der konkreten Wirklichkeit entsprachen sowie nur eine Lösungsmöglichkeit zutreffend ist. Dies wiederum fördert die Problemlösungs- und Entscheidungsprozesse in der Realität.
Die Case Study Methode (Hundenborn, 2007):
Diese Methode beinhaltet eine Situationsanalyse, eine Analyse zu aktuellen und potentiellen Problemen (Pflegediagnosen) sowie die Entwicklung von Lösungsalternativen und das Treffen nachvollziehbarer und begründeter Entscheidungen. Die Entscheidungen sind wiederum gebunden an die Entwicklung von Zielen und Maßnahmen (Ergebnis- und Interventionsplanung). Zudem wird Wert auf das Setzen von Prioritäten einer akkuraten Pflegediagnose gelegt. Nachfolgend werden wirksame Pflegeergebnisse und Pflegeinterventionen dazu formuliert. Laut Hundenborn (2007) wird die Case Study Methode in der analytischen Dimension dem Schwierigkeitsgrad 3 (höchster Schwierigkeitsgrad in dieser Dimension) zugeordnet sowie als sehr zeitaufwändig beschrieben.
Der Advanced Nursing Process als Brücke zwischen dem Lehrkonzept sowie der Fall- und der Case Study Methode:
Im pflegeprozesshaften Denken werden in einem ersten Schritt, dem Pflegeassessment, Symptome eines Patienten*einer Patientin gesammelt und gebündelt, um daraus, im Schritt zwei, eine akkurate Pflegediagnose abzuleiten. Im Schritt drei und vier werden zur Pflegediagnose wirksame Pflegeergebnisse und Pflegeinterventionen geplant, welche im Schritt fünf durchgeführt sowie im Schritt sechs evaluiert werden. Um jedoch einen qualitativ hochwertigen und evidenzbasierten Standard in der Pflegepraxis zu setzen, wird empfohlen, mit dem Advanced Nursing Process (Müller Staub et al., 2015; Müller Staub, de Graaf-Waar, & Paans, 2016) zu arbeiten. Dieser besteht aus der Anwendung von validen Pflegeassessments sowie evidenzbasierten Pflegeklassifikationen wie beispielsweise Pflegdiagnoseklassifikation NANDA International, Pflegeinterventionsklassifikation (NIC) und Pflegeergebnisklassifikation (NOC).
Wirkungsziele im Projekt:
- Auseinandersetzung mit der Pflegediagnostik
- Fallbasierte Ausarbeitung von Pflegeplänen mittels dem elektronischen Pflegedokumentationsprogramm WicareIDoc und papierbasiert mit den NNN-Fachbüchern
- Statistische Auswertung von Einschätzungsskalen zur Einstellungen gegenüber der Pflegediagnostik und zu den diagnostischen Fähigkeiten
Nutzen und Mehrwert
Die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger*innen lernen im diagnostischen Prozess ein System kennen, das einerseits dazu führt, die Dauer der administrativen Aufgaben zu reduzieren, was im Rückschluss bedeutet, dass mehr Zeit für die Pflege und Betreuung der Patient*innen zur Verfügung steht. Andererseits kann ein Bewusstsein geschaffen werden, dass durch die Unterstützung des Computersystems der Pflegeprozess akkurater erstellt werden kann, wodurch die Qualität der Pflege gesteigert werden kann. Diese Faktoren werden dazu führen, dass sich Pflegende/Pflegestudierende in der Praxis wohl für die Anwendung eines Clinical Decision Support Systems entscheiden werden und somit zur Weiterentwicklung der Pflege beitragen. Als Lernerleichterung kann wiederum das Clinical Decision Support System gesehen werden. Dieses System ermöglicht den Anwender*innen nach Eingabe des Basis-Assessments hypothetische Vorschläge zu Pflegediagnosen sowie passende Pflege-Ergebnis- und Pflege-Interventionsvorschläge. Anschließend bedarf es der pflegefachlichen Entscheidung welche Pflegediagnose, Pflegeergebnisse und Pflegeinterventionen als aktuelle diagnostiziert bzw. geplant werden. Dies wiederum fördert den kritischen Denkprozess, indem die akkurateste Pflegediagnose sowie wirksame Pflegeergebnisse und Pflegeinterventionen aus den hypothetischen Vorschlägen ausgewählt werden müssen.
Institutionelle Unterstützung
Das Projekt wird seitens der Hochschule finanziell unterstützt. Für Pflegedokumentationsprogramme mit hinterlegten Pflegeklassifikationen fallen Lizenzgebühren sowie Kongruent-User-Gebühren und Servicepauschalen an. Der Bachelor-Studiengang Gesundheits- und KrankenpflegePLUS an der FH St. Pölten kommt für diese Gebühren auf. Die IT-Abteilung der FH St. Pölten unterstützte bei der Installation des Programmes und beaufsichtigt im Hintergrund die Installation von Updates. Was die Infrastruktur betrifft kann das Programm WicareIDoc auf allen PC´s der FH St. Pölten verwendet werden. Die User-Accounts werden vom Team Bachelor-Studiengang Gesundheits- und KrankenpflegePLUS an der FH St. Pölten gewartet.