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Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025

Wie im Flug. Ein Kooperationsprojekt von Lehrenden und Studierenden der Elementaren Musikpädagogik, des Schauspiels und der Caritas OÖ

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

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Einblick in die Kurzperformance einer Studentin zu Erinnerungen einer Bewohnerin an die kargen Lebensumstände im hochalpinen Raum

Ars Docendi Kategorie

Kooperative Lehr- und Arbeitsformen

Ars Docendi Kriterien

  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Perspektivenerweiterung und Internationalisierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

< 20

Anreißer (Teaser)

WIE IM FLUG. Erinnerungen so flüchtig wie das Leben. Ausgewählte Momente von Biografien alter Menschen, erzählt und gespielt von Studierenden in szenischen, musikalischen und tänzerischen Kurzperformances. Ein Projekt der ABPU und der Caritas OÖ

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Projekt WIE IM FLUG ist ein Kooperationsprojekt der Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) und der Caritas OÖ. Studierende der Elementaren Musikpädagogik und des

Schauspielstudiums/Schwerpunkt Theaterpädagogik entwickeln gemeinsam eine künstlerische Performance, die auf Erinnerungen von Bewohner/innen des

Caritas-Seniorenwohnhauses St. Anna basiert. Projektentstehung und -ergebnis sind in einem zugehörigen Dokumentarfilm festgehalten.

 

Die Studierenden führen Interviews mit Senior/innen durch und setzen sich mit den biografischen Elementen forschend auseinander. Mit Hilfe von Methoden des Biografischen

Theaters und unterschiedlichen musikalischen und tänzerischen Improvisationsimpulsen entwickeln die Studierenden szenische Kurzperformances mit Musik, Sprache und

Bewegung. Diese werden zunächst im Senior/innenwohnhaus und anschließend in der Universität präsentiert. Abgerundet wird das Projekt durch ein Wunschkonzert, bei dem die

Bewohner/innen erstmals an die Universität kommen. Die Studierenden werden in die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts eingebunden.

 

Das intergenerative Projekt fördert den interdisziplinären Austausch, das kreative Schaffen und das peer-learning der Studierenden. Zudem ermöglicht es den Bewohner/innen von St. Anna kulturelle Teilhabe und macht eine marginalisierte Gruppe sichtbar. Das Projekt knüpft an die curriculare Ausrichtung beider Studiengänge an und kann im Bereich der

Third Mission der Universität verortet werden.

 

Kurzvideo zu WIE IM FLUG

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The project WIE IM FLUG is a collaborative project between the Anton Bruckner Private University (ABPU) and Caritas Upper Austria. Students of Elemental Music Education and

Acting/Theatre Pedagogy are jointly developing an artistic performance based on the memories of residents of the Caritas St. Anna retirement home. The project's development and outcome are documented in an accompanying documentary film.

 

The students conduct interviews with the seniors and explore the biographical elements through research. Using methods of Biographical Theatre and various musical and

dance-based improvisational prompts, the students develop short performances with music, language and movement. These are first presented in the senior residence and then at

the university. The project is rounded off by a request concert, where the residents visit the university for the first time. The students are also involved in the project's public relations work.

 

The intergenerational project promotes interdisciplinary exchange, creative work, and peer learning among the students. It also enables the residents of St. Anna to participate in

cultural life and makes a marginalized group visible. The project is aligned with the curricular focus of both degree programs and can be situated within the Third Mission of the

university.

Nähere Beschreibung des Projekts

WIE IM FLUG. Ein Kooperationsprojekt der Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) und der Caritas OÖ. Initiator/innen und Mitwirkende sind Lehrende und Studierende der

Elementaren Musikpädagogik und des Schauspiels im Schwerpunkt Theaterpädagogik.

Die Erinnerungen von Bewohner/innen des Caritas-Seniorenwohnhauses St. Anna sind die Basis einer künstlerischen Performance. Projektentstehung und -ergebnis sind in einem zugehörigen Dokumentarfilm festgehalten.

 

  • Grundlage für das vorgelegte Projekt ist die curriculare Ausrichtung beider Studien:

Studium Elementare Musikpädagogik

Im Zentrum des Studiums steht das künstlerische Hauptfach mit dem Titel Musik-Bewegung-Stimme, welches die Entfaltung der persönlichen Gestaltungskraft und die Entwicklung

künstlerischer Kompetenzen zum Ziel hat. Die Beziehung zwischen Musik, Bewegung und Stimme bildet dabei den Mittelpunkt der prozessorientierten Arbeit in Gruppen. Im Laufe

des Studiums lernen die Studierenden, eigenständig Präsentationen, die verschiedene Künste verbinden, zu kreieren. Es ist sowohl die künstlerisch-performative als auch die

künstlerisch-pädagogische Ausrichtung von Bedeutung.

 

Schauspielstudium/Schwerpunkt Theaterpädagogik

Ergänzend zur umfassenden, methodisch fundierten Schauspielausbildung haben die Studierenden die Möglichkeit einer optionalen Schwerpunktsetzung im Bereich

Theaterpädagogik. In diesem Schwerpunkt können sie grundlegende künstlerisch-pädagogische Fähigkeiten in Bezug auf Leitung, Planung und Evaluierung

künstlerisch-pädagogischer Improvisations- und Gestaltungsprozesse erwerben.

 

  • Ausgangslage

Seit fast 20 Jahren findet wöchentlich Elementares Musizieren, geleitet von Lehrenden und Studierenden der EMP, im Caritas-Seniorenwohnhaus St. Anna statt.

Die Musikstunde vor Ort ermöglicht vielen Bewohner/innen künstlerisches Erleben und das Sammeln ästhetischer Erfahrung. Das thematische Anknüpfen an die (musikalischen)

Biografien der Menschen intensiviert das emotionale Erleben (vgl. Kiwitt, 2005) und ermöglicht soziale Interaktion und Kommunikation. Im Studienjahr 2023-2024 wird das

Musizierangebot um das partizipative Projekt WIE IM FLUG erweitert. Dieses Angebot, das im Bereich der Third Mission angesiedelt werden kann, erlaubt den Bewohner/innen von

St. Anna kulturelle Teilhabe und macht eine marginalisierte Gruppe unserer Gesellschaft – alte und sehr alte Menschen in Senior/innenwohnhäusern – sichtbar.

 

  • Motivation

Das Projekt WIE IM FLUG ist bereits das fünfte Kooperationsprojekt zwischen dem Institut Schauspiel und dem Institut Musikpädagogik/Fachbereich Elementare Musikpädagogik -

siehe dazu auch Einreichung für den Staatspreis Ars Docendi 2016, Andere Engel/Höhenrausch Linz. Beide Studienrichtungen sind im Bereich der darstellenden Kunst angesiedelt. Motivation und Motor für die Kooperationen der Lehrenden sind die große Bereitschaft zur Interdisziplinarität und eine ähnliche Herangehensweise an die Entwicklung von Projekten. Aus dem gemeinsamen kreativen Schaffen aller beteiligten Personen mit ihren individuellen Biografien entsteht eine Gestaltung. Dabei bringen sich alle Teilnehmer/innen mit ihren

Ideen und individuellen Ausdrucksmöglichkeiten in den Prozess ein. Bei Wie im Flug profitieren Studierende von unterschiedlichen Expertisen und Vorerfahrungen u.a. in Bezug auf Gesangs- und Instrumentalspiel-Fähigkeiten, der Rollengestaltung, der Sprechtechnik, Tanz-Skills und dem didaktisch-methodischen Know-How beim Anleiten und Begleiten von

Prozessen in Gruppen. Die Entwicklung der Performance wird jedoch nicht nur von den Lebenserfahrungen der Studierenden-Gruppe und des Leitungsteams getragen, sondern

erfährt Erweiterung um die Perspektive der Bewohner/innen von St. Anna.

 

  • Zum Projekt

Das intergenerative Projekt wird im Rahmen des zentralen künstlerisches Hauptfaches der EMP (Musik-Bewegung-Stimme) und der theaterpädagogischen Lehrveranstaltung

Theaterpädagogisches Wahlprojekt durchgeführt.

Die Erinnerungen von Bewohner/innen von St. Anna und die durch die verschiedenen Lebensphasen von Studierenden und alten Menschen einhergehenden unterschiedlichen

Lebens- und Identitätsentwürfe sind Ausgangsmaterial für eine forschungsorientierte Auseinandersetzung (vgl. Boeck; Tepe 2020) von zwei Schauspiel- und sieben

EMP-Studierenden. Nach einem künstlerischen Transformationsprozess werden die Ergebnisse in Form einer Performance (mit den Mitteln Musik, Sprache, Bewegung und Szene) den Senior*innen wieder vorgeführt.

 

  • Methodenwahl im Projektverlauf

Im Vorfeld:

Treffen des Leitungsteams mit Caritas-Heimleitung Jörn Svoboda und Pflegedienstleiterin Irene Braden: Präsentation Projektidee, Möglichkeiten der Konzeption, Planung und

Organisation

Gespräch zur Konzeptionierung der geplanten filmischen Dokumentation mit Herbert Gutauer

 

Phase 1: Oktober - Dezember

In der Anfangsphase lernen sich die Studierenden bei gezielten Improvisations-Übungen, Spielen, gegenseitigen Interviews und beim gemeinsamen Erforschen und Umsetzen

instrumentaler, vokaler, tänzerischer und szenischer Gestaltungsideen näher kennen. Die Inhalte, die zeitliche Struktur und die Arbeitsweisen der Lehrveranstaltung werden geklärt. Es folgt ein verbaler Austausch aller Studierenden und Lehrenden über Wünsche und Visionen zum Projekt im Plenum.

Die Studierenden nehmen am Elementaren Musizieren im Senior/innenwohnhaus teil und über das gemeinsame Singen und Musizieren wird eine Vertrauensbasis für die weitere

Zusammenarbeit geschaffen. Die Auswahl der Gesprächs- und Interviewpartner/innen durch die Studierenden basiert auf unterschiedlichen Parametern. Einerseits führen

Sympathie und Gemeinsamkeiten Studierende und Bewohner/innen von St. Anna zusammen, andererseits ergeben sich die Gesprächspartnerschaften zufällig aus der Sitzordnung und dem Kennenlernen beim gemeinsamen Musizieren. Auch die generelle Bereitschaft einzelner Senior/innen über das eigene Leben erzählen zu wollen, spielt eine Rolle.

 

Ein personalisierter Interview-Leitfaden wird im Seminar entwickelt. Dazu sammeln die Studierenden gemeinsam alle Themen, die Grundlage für die geplanten Interviews sein

könnten. Dann entscheiden sie sich individuell, neben fixen Fragen zur musikalischen Biografie, für Fokusfragen, mit denen sie im Dezember einzeln ins Gespräch mit den

Senior/innen gehen. Teilweise eröffnen sich im Gespräch neue Gesprächsinhalte. Alle aufgenommenen Interviews werden von den Studierenden eigenständig transkribiert.

Im nachfolgenden Seminar tauschen sich die Studierenden über die Interview-Erfahrung aus und treffen eine erste Vorauswahl an Biografie-Momenten der alten Menschen, die

Grundlage für ihre Performance sein könnten. Ausgangspunkt für die Kurzperformances sind oft Überschneidungen von biografischen Aspekten von alten Menschen und jungen

Studierenden oder besonders beeindruckende Geschichten und Begebenheiten. Aber auch der Gedanke, dem interviewten Menschen durch die Wahl der Erinnerung eine Freude

zu bereiten, ist ausschlaggebend für das gewählte inhaltliche Biografie-Element.

 

Parallel dazu kommen Studierende in der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Biografie über die Improvisation mit Musik, Bewegung, Stimme, Material und Szene ins spielerische und kreative Arbeiten. Methoden des biografischen Theaters und der musikalischen, tänzerischen und szenischen Improvisation werden den Studierenden nähergebracht. Dabei stehen allen Studierenden alle Ausdrucksmittel zur Verfügung und eine Zuschreibung von ACT-Studierende/Schauspiel und EMP-Studierende/Musik wird vermieden. Interdisziplinarität innerhalb einer Person wird gefördert und unterstützt und in Reflexionsrunden thematisiert. Impulse in diesem kreativen Prozess des Suchens nach Verschränkungsmöglichkeiten verschiedener Kunstsparten bekommen die Studierenden u. a. aus der exemplarischen Auseinandersetzung mit einem Projekt von Julia Lacherstorfer sowie durch einen Vorstellungsbesuch im Linzer Posthof.

 

Phase 2: Jänner/Februar

Konzepte zu den einzelnen Kurzperformances werden entworfen und im peer-review besprochen, Impulse aus der Gruppe aufgegriffen. Studierende leiten neben den Lehrenden

kurze Explorations-, Improvisations- und Gestaltungssequenzen in der Gesamtgruppe im Sinne des peer-Learnings an und verantworten den eigenständigen Entwicklungs- und

Probenprozess ihres Beitrags. Für ihre jeweiligen Performances stellen die Studierenden Teams zusammen. Es entstehen unterschiedliche Kurzperformances, die in

Zwischenpräsentationen mit Feedbackrunden von Studierenden und Lehrenden über Wochen hinweg entwickelt werden.

Herbert Gutauer ist an ausgewählten Seminartagen dabei und hält die Entwicklungsstufen des Projektes mittels Kamera fest. Auch Gesprächsrunden und kurze Interviews werden

aufgenommen, in denen Studierende wie Lehrende ihre Gedanken zum Projekt und dessen Benefits äußern.

 

Phase 3: März/April/Juni

Die Kurzperformances werden überarbeitet, vertieft, gefestigt und geprobt. Möglichkeiten einer Gesamtdramaturgie werden gemeinsam erörtert und festgelegt. Für die Aufführung

im Senior/innenwohnhaus moderieren die Studierenden ihren jeweiligen Beitrag persönlich an. Bei der Aufführung an der Universität verbinden die Interview-Audio-Einspielungen

und Fotos der Interviewsettings die Kurzperformances miteinander. Der Dokumentationsfilm wird von Herbert Gutauer fertiggestellt.

In der unmittelbaren Vorbereitungsphase der Aufführung gestalten die Studierenden persönliche schriftliche Einladungen für die Interview-Partner/innen.

 

  • Ergebnis

Die Aufführung findet am 18.4. im Kleinen Saal der ABPU statt, die Aufführung in der Kapelle des Seniorenwohnhauses am 24.4. Im Anschluss an das Konzert in St. Anna, finden

Studierende und Lehrende Zeit, sich mit den Projekt-Teilnehmer/innen von St. Anna, deren Angehörigen, Pfleger/innen und der Heimleitung auszutauschen.

Die Studierenden werden in die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts eingebunden. Ein Medien-affiner Student kümmert sich um die Medienpräsenz auf Instagram, filmt, schneidet und postet - im Austausch mit Herbert Gutauer und der Presseabteilung der ABPU und der Caritas OÖ - kurze Video-Beiträge. Andere Studierende geben Zeitungs-Interviews. (siehe

Links zu Artikel der Caritas OÖ und der Kronen Zeitung)

 

Im Juni wird das Projekt durch ein Wunsch-Konzert mit Studierenden der EMP und Schauspielstudierenden im Kleinen Saal der ABPU abgerundet. Erstmals kommen die

Bewohner*innen und Pfleger/innen von St. Anna an die Universität. Das Konzertprogramm orientiert sich an Musik-Wünschen der Bewohner/innen, des Pflegepersonals, der

Sekretärin von St. Anna und den Wünschen von Studierenden und Lehrenden. Das Vokalensemble unter der Leitung von Guido Baehr setzt diese um. Der Film WIE IM FLUG zur

Entstehung und zum Verlauf des Projekts wird erstmals gezeigt. Bei Kaffee und Kuchen im Foyer des Hauses klingt die Veranstaltung aus.

 

Film zum Projekt:

opencast.bruckneruni.at/engage/theodul/ui/core.html

 

Programmflyer

www.caritas.at/fileadmin/storage/oberoesterreich/termine/pdf/Programmflyer_WIE_IM_FLUG_2024.pdf

 

 

Literatur

Kiewitt, Karsten (2005): Musikbiografie und Alzheimer Demenz. Zur Wirkung der Rezeption biografisch relevanter Musik auf das emotionale Erleben von Alzheimer-Betroffenen.

Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

Köhler, N. (2009): Biografische Theaterarbeit zwischen kollektiver und individueller Darstellung: Ein theaterpädagogisches Modell (Kulturelle Bildung) München: koped Verlag

Kroboth-Kolasch, Martina; Vaught, Michaela; Wüstehube, Bianka (2020): „Ich spiele die Sonnenstrahlen!“ Elementares Musizieren mit alten und sehr alten Menschen. Eine

Fallstudie des Instituts für Musikpädagogik der Anton Bruckner Privatuniversität durchgeführt im Caritas-Seniorenwohnhauses St. Anna. Kefermarkt: studio weinberg

Tepe, Peter; Boeck, Angelika (2020): Künstlerische Forschung: Was ist das? w/k – Zwischen Wissenschaft & Kunst. doi.org/10.55597/d13977 (letzter Zugriff am 23.1.2025)

 

Akzeptanz und Resonanz

Das Projekt WIE IM FLUG hat bei den Studierenden eine sehr positive Resonanz hervorgerufen. Sie berichteten von einer bereichernden Erfahrung, bei der sie tiefe Einblicke in die Lebensgeschichten älterer Menschen gewinnen konnten. Die interinstitutionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde als sehr gewinnbringend erlebt. In den gemischten

Teams mussten die Studierenden lernen, ihre individuellen Stärken einzubringen, Aufgaben zu koordinieren und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Diese Erfahrung des

kollaborativen Arbeitens wurde von vielen als äußerst wertvoll empfunden. Sie konnten voneinander lernen und ihre Kompetenzen ergänzen.

 

„Durch die Zusammenarbeit mit den Schauspielern habe ich ganz neue Sichtweisen, Herangehensweisen, kreative Ansätze und Problemlösungsstrategien mitbekommen.

Schauspieler proben und arbeiten anders, das hat auch die Probendynamik für uns verändert.“ (Jakob)

 

„Für mein künstlerisches Arbeiten nehme ich mir neue Blickwinkel und Arbeitsmethoden mit, welche ich bei meinen Studienkollegen und Kolleginnen beobachten konnte“. (Rosa)

 

„Ich konnte mir auch vieles davon mitnehmen – unter anderem eine neue Art des Zusammenarbeitens. Wir haben sehr darauf geachtet, wer welche Stärken mitbringt und wie wir sie einsetzen können. Durch die Kooperation haben wir auch viel voneinander gelernt und mit Personen zusammengearbeitet, die wir bis dahin nicht so gut kannten“. (Rahel)

 

Die Möglichkeit, mit Senior/innen zusammenzuarbeiten wurde von den Studierenden sehr geschätzt. Der direkte Kontakt und das Zuhören haben die Studierenden

sehr berührt und ihnen einen neuen Blick auf das Altern und die Vielfalt menschlicher Biografien eröffnet. Sie berichteten, dass sie durch den intergenerationellen Dialog neue

Perspektiven und Einsichten gewinnen konnten, die ihr eigenes Verständnis bereicherten.

 

"... hat uns Studierenden gezeigt, wie vielfältig die Lebensgeschichten der Menschen sind und wie bereichernd es sein kann, sich mit älteren Menschen zu unterhalten und von ihren Erfahrungen zu lernen." (Eva)

 

Diese Beobachtung wurde auch vom Filmer Herbert Gutauer gemacht:

"Durch die dokumentarische Begleitung dieses Projekts ist mir der Wert von Erinnerungen so richtig bewusst geworden. Jeder Mensch schleppt sein Lebensarchiv mit sich rum, aber um es für uns alle auch greifbar machen zu können braucht es die kreative Beschäftigung mit den Geschichten. Ohne eine Transformation in den Zeitgeist, bleibt unser aller Vergangenheit nur ein privates Fotoalbum. Die Studierenden haben Erinnerungsfetzen, nicht aussprechbare Erlebnisse und Stimmungsbeschreibungen für uns alle in ein wahrnehmbares Erlebnis übersetzt - so entstehen bleibende Erkenntnisse."

 

Viele betonen, dass solche Projekte, die benachteiligte Gruppen wie ältere Menschen einbeziehen, sehr wichtig sind. Das Projekt war eine Möglichkeit und bot eine

wertschätzende Plattform, ihre Stimmen einzubringen. Dazu äußert sich auch eine Bewohner/in in einem Zeitungsinterview:

 

 „Ich war an diesem Projekt beteiligt. […] Ohne mich hätte es diese Vorführung nicht gegeben.“

 

"... weil man auch merkt, dass die Menschen selbst viel Freude daran gehabt haben bzw. weil sie heutzutage eher wenige Möglichkeiten haben, wirklich (auch über ihr Leben) zu

reden und ihnen auch ernsthaft jemand zuhört, sie ernst nimmt und in unserem Fall die Infos nutzt und daraus etwas (weiter)entwickelt und es anderen Menschen (künstlerisch)

vermittelt. " […] Ich persönlich finde, man sollte mehr solche Projekte machen, vor allem mit älteren Menschen oder „ausgeschlosseneren“ Gruppen, denen man in unserer

Gesellschaft immer seltener zuhört." (Hannah)

 

Auch die Möglichkeit einer Auseinandersetzung und die Arbeit mit biografischem Material wurde von den Studierenden geschätzt.

 

"Das Projekt hat einen tieferen Sinn bekommen, da wir uns mit wahren Geschichten, Erzählungen und mit echten Menschen beschäftigt haben. Aus diesem Ausgangsmaterial

etwas auf die Bühne zu bringen, an dem diese Menschen dann auch teilhaben und sich identifizieren können, war Motivation für das Gelingen des Projekts und eine gewisse 

Herausforderung. Das Endergebnis dann auch noch in zwei verschiedenen Settings aufzuführen und anders erleben zu können, war ebenso besonders." (Jakob)

 

"... konnte ich beobachten, wie unterschiedlich und vielfältig von uns Studierenden mit den Geschichten/Erzählungen/Biografien gearbeitet wurde, die uns erzählt wurden. Es war spannend zu sehen, dass die Geschichten von uns gehört wurden, sich dann in uns gesetzt haben und zu etwas Neuem geformt wurden, was zum einem Teil aus einer fremden Person stammt und zum anderen aus uns. […] Gleichzeitig habe ich -und das nehme ich mir für’s Leben mit- erkannt, dass eine Biografie nichts Eindeutiges ist und dass etwas Erzähltes je nachdem wer einem gegenübersitzt mehr oder weniger Bedeutung bekommen kann." (Rosa)

 

Insgesamt hat das Projekt WIE IM FLUG bei allen beteiligten Personen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Nutzen und Mehrwert

Auf internationaler Ebene

  • Austausch über Projekt im Arbeitskreis Biografie-Orientierung in der Musikgeragogik des Deutschen Verbandes für Musikgeragogik. Mitglieder aus Deutschland/Österreich

 

Auf institutioneller Ebene

  • Stärkung der Kooperation von Caritas OÖ/ABPU
  • Öffnung der Universität für eine gesellschaftlich unterrepräsentierte Gruppe und das Ermöglichen von Kultureller Teilhabe für ebendiese. (Third Mission)
  • Weiterentwicklung interdisziplinärer Lehrkonzepte zweier Institute
  • Akquise neuen Publikums
  • Positive Medienpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit

 

Für die Studierenden

  • Stärkung der Selbstwirksamkeit durch das Kunstprojekt außerhalb des geschützten Raums Universität
  • Neue Sichtweisen durch Biografie-Arbeit auf historische und gesellschaftliche Zusammenhänge
  • Entwicklung von Empathie und intergenerativem Verständnis
  • Praktische Erfahrung in interdisziplinärer Zusammenarbeit und Erweiterung der eigenen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten
  • Stärkung der Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen
  • Eigenverantwortliche Projektgestaltung und -entwicklung als Kreator/innen und Ko-Kreator/innen. Peer-Learning durch gegenseitiges Feedback und Anleitung
  • Einbindung in Öffentlichkeitsarbeit

 

Pädagogische und künstlerische Benefits

  • Entwicklung neuer Formate der künstlerischen Präsentation
  • Verbindung von künstlerisch-performativer und pädagogischer Arbeit
  • Dokumentation durch Film und Medien als Ausgangsmaterial für vertiefende Forschungsarbeiten
  • Durch Erstkontakt mit der Zielgruppe bekunden Studierende vermehrt Interesse an musikgeragogischen Arbeit

 

Für die Senior/innen

  • Kulturelle Teilhabe und aktive Partizipation am Kunstgeschehen
  • Wertschätzung ihrer Lebensgeschichten und Erinnerungen
  • Intensiviertes emotionales Erleben durch biografische Anknüpfungspunkte
  • Soziale Interaktion und Kommunikation mit jüngeren Generationen
  • Möglichkeit zum künstlerischen Erleben und Sammeln ästhetischer Erfahrungen
  • Persönliche Wertschätzung durch individuelle Einladungen und Umsetzung persönlicher Musikwünsche
  • Erstmaliger Besuch der Universität beim Wunschkonzert

 

Gesellschaftliche Benefits

  • Förderung des intergenerationellen Dialogs
  • Sichtbarmachung der Lebensrealitäten älterer Menschen
  • Stärkung des kulturellen Lebens im Seniorenwohnhaus
  • Modellcharakter für zukünftige intergenerative Kunstprojekte

 

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2024

Gegebenenfalls geplanter Endzeitpunkt: Das Projekt wurde im Studienjahr 2023/2024 umgesetzt

Die Auseinandersetzung mit Biografie-Orientierung als Merkmal (musik-)geragogischer Arbeit ist Inhalt der Lehrveranstaltung "EMP-Senior*innen" im Studium der Elementaren

Musikpädagogik. Das Projekt WIE IM FLUG zeigte den Studierenden beispielhaft eine künstlerisch-pädagogische Art der Anwendung, die auch in andere Settings integrierbar ist.

Außerdem hatte das Projekt großen Einfluss auf die Bewohner/innen des Senior/innenwohnhaus. Die teilgenommenen Personen kommen regelmäßig in die Musikstunde und

pflegen darüber hinaus Kontakt. Die Studentin, die im heurigen Studienjahr ihre Lehrpraxis in St. Anna absolviert, nahm letztes Studienjahr am Projekt teil. Es ist wahrnehmbar, dass sie sich immer wieder auf die Erfahrungen von WIE IM FLUG bezieht und auch die Bewohner/innen pflegen mit ihr einen "vertrauten" Umgang. Eine Fortsetzung des Projekts, ein

WIE IM FLUG 2 ist im universitätern Kontext durchaus denkbar. Für Absolvent/innen, die mit dieser Zielgruppe arbeiten, wäre es eine Möglichkeit, das kulturelle Angebot in

Senior/innenwohnhäusern zu erweitern und alten und sehr alten Menschen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.

Eine Studentin im Masterstudium der EMP wird als ihr künstlerisch-pädagogisches Projekt ein Biografie-orientiertes Liederbuch mit Frauen erstellen und orientiert sich

bei der Erstellung der Interview-Vorlage an den methodischen und inhaltlichen Aufbau von WIE IM FLUG.

Weiters ist das interdisziplinäre Arbeiten und das peer-learning wesentlicher Bestandteil des zentralen künstlerischen Hauptfaches der EMP des Folgejahres, in dem die

Studierenden selbständig ihre Abschluss-Performance entwickeln. Dabei kommen die Erfahrungen des dritten Studienjahres im Abschlussjahr zur Anwendung.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt wurde im Rahmen von Lehrveranstaltungen der Leiterinnen durchgeführt. Die Kosten für die Erstellung des Dokumentar-Films zu WIE IM FLUG wurde von der

Bruckneruniversität übernommen und auch die Infrastruktur und die Räumlichkeiten für den Entwicklungsprozess und die Probenarbeit wurde von der Universität zur Verfügung

gestellt.

Weiters wurde die Licht- und Tontechnik sowie die Saal-Betreuung für die Aufführung im Kleinen Saal (Bühnen-Aufbau, Sessel, Einlass, Bühnenabbau usw.) von der Universität

gestellt. Sowohl bei der Aufführung der Kurzperformances als auch beim Wunschkonzert, erfolgte im Vorfeld eine mehrstündige Licht- und Sound-Probe mit einem Techniker des

Hauses. Die Kosten für die Erstellung von Fotos der Aufführungen wurden ebenfalls vom Haus übernommen.

Die Werbung für die Aufführungen (Plakate, Ankündigungen im Monatsprogramm, Homepage-Ankündigung...) wurde von der Event-Abteilung des Hauses übernommen und die

Pressearbeit erfolgte in enger Absprache mit der Abteilung für Kommunkation und Marketing. Die Kosten von Kaffee und Kuchen für den Austausch aller beteiligten Personen des

Wunschkonzerts und Besucher/innen wurden vom Institut für Musikpädagogik übernommen und vom Institutsbüro und der Fachbereichsleitung der EMP organisiert.

Es werden regelmäßig Institutsevaluierungen oder Befragungen zur Studierendenzufriedenheit von Seiten des hochschulinternen Qualitätsmanagements durchgeführt.

Im Rahmen der Evaluierung des Instituts Schauspiel im Wintersemester 2023/24 durch die evalag (Evaluation Baden-Württemberg) wurde im finalen Abschlussbericht, Februar

2024, Folgendes zum Profil und Angebot des Instituts protokolliert: "Das Institut für Schauspiel versteht sich laut Selbstbericht als flexibles, zukunftsorientiertes experimentelles

Labor der Schauspielkunst wie auch als Ort, an dem das kulturelle Erbe reflektiert und vermittelt wird. […] Darüber hinaus entwickelt das Institut laut Selbstbericht

spartenübergreifende Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Lehre, in der Erschließung der Künste und in transdisziplinären Projekten. Kooperationen mit anderen Instituten, wie zum Beispiel Tanz, Musik oder der Elementaren Musikpädagogik (EMP), mit Kulturinstitutionen wie der Oper, Museen und Kunstuniversitäten sollen Studierenden und Lehrenden

des Instituts ermöglichen, neue Aspekte der Schauspielkunst zu erforschen und zu erschließen."

 

Das Feedback der Studierenden wurde in schriflticher Form per Mail und in Video-Aufnahmen bei der Erstellung des Dokumentarfilms festgehalten. Das Feedback der

Bewohner/innen des Caritas-Seniorenwohnhauses St. Anna erfolgte teils schriftlich, teils verbal, in Zeitungsinterviews oder über die Leitung des Senior/innenwohnhauses. Die

Leitung und Pflegedienstleitung des Senior/innenwohnhauses gaben sowohl mündlich als auch schrifltich Feedback zum Projekt.