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Zuletzt aktualisiert am 07.02.2025

Vorlesung Rezeptions- und Wirkungsforschung: Auswahl, Verarbeitung und Effekte von Medien

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Lehre und Digitale Transformation

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Wie nutzen Menschen Medien? Was empfinden sie während der Nutzung? Welche überdauernden Effekte verbleiben? Aufgrund der Diversität der Studierendenschaft und der pandemiebedingt rein digital stattfindenden Lehre, war es das Ziel der Vorlesung, ein niederschwelliges, involvierendes und verständnisförderndes Format zu gestalten.

 

Die Vorlesung wurde vorab per Video aufgezeichnet. Aufgrund der durch den digitalen Rahmen begrenzten Aufnahmefähigkeit der Studierenden, waren die Videos nicht länger als 60 Minuten. Um die Fokussierung zu erhöhen, war auf den Videos neben den Folien auch ich selbst beim Einsprechen der Inhalte abgebildet. Didaktische Methoden und Aufbereitungsformen waren u.a. Repetition, kritische Reflexion, Key-Learnings, Fokus auf Visualisierungen und größtmögliche Interaktivität.

 

Wir erstellten für jede Sitzung ein Wissens-Quiz. Die Studierenden wurden eingeladen, Inhalte auf Moodle in einem Online-Forum zu diskutieren. Es gab zwei interaktive Live-Sitzungen, in denen Inhalte besprochen, Rückfragen gestellt und Feedback gegeben werden konnte. Überdies war Feedback durchgängig möglich über eine anonyme Eingabemaske auf Moodle.

 

Zentrale Prüfungsanforderung und Kompetenzorientierung war ein tiefes Verständnis der Materie, was mittels Transferfragen getestet wurde. Um die Inhalte der Veranstaltung weitläufig zu teilen und Open Science konkret zu praktizieren, habe ich die Videos anschließend auf YouTube veröffentlicht und die Folien auf OSF geteilt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

How do people use media?What do they feel when reading book, watching television, or browing social media? And what are lasting effects after consumption? In light of the pandemic, the challenges of digital teaching, and a diverse body of students, it was the aim to create a format that is as low-threshold and as engaging as possible, while still fostering a deep understanding of the subject matter.

The lectures were recorded as videos. Because attention is more limited in digital contexts, the videos were shorter than 60 minutes. To increase focus, I embedded a video of myself on the slides. Didactic methods for example included repetition, critical thinking, key-learnings, vivid visualizations and maximum interactivity.

For each session we prepared a knowledge quiz. Students were invited to discuss content and questions on Moodle,our accompanying online forum. There were two interactive live sessions, during which students could ask questions, engage with and discuss theory-related problems, and provide critical feedback. In addition,it was always possible to provide anonymous feedback on Moodle.

The key focus for the exam and more generally the overall competence development was a genuine and deep understanding of the subject matter. To this end,the exam included only transfer questions. To broaden potential audiences, to include the public, and to practice open science, the lecture was shared on YouTube and the presentation slides uploaded to the Open Science Framework.

Nähere Beschreibung des Projekts

Es handelt sich um eine klassische Vorlesung, angepasst für die digitale Lehre im pandemiebedingten Rahmen von Distance-Learning. Kern ist die eigentliche Vorlesung. Die Vorlesung war auf sechzig Minuten beschränkt, um die digital beschränkte Aufmerksamkeitsspanne nicht zu überstrapazieren. Überdies waren die Videos zur besseren Involvierung mit einer Aufnahme von mir als Dozent versehen. Zum gleichen Zwecke waren die Folien textreduziert und bildlastig gestaltet. Die Vorlesung wurde frei und in zugänglicher Sprache gehalten. Ziel war es so, eine niederschwellige, studierendenzentrierte, unterhaltsame und gleichzeitig lehrreiche und verständnisorientierte Vorlesung zu gestalten.

 

Die Veranstaltung folgte mehreren innovativen DIDAKTISCHEN PRINZIPIEN, Lehr-/Lernkonzepten und Methoden. Didaktischer Schwerpunkt war das Erzeugen von *Interaktivität*. Da die Studierenden aufgrund der rein digitalen Lehre, der Lockdowns und den Quarantänen weitaus weniger Sozialkontakte als sonst erfahren durften, wollte ich hier bewusst Nähe herstellen und Distanzen überwinden. Nebst den persönlich gestalteten Videos gab es hierzu ein Wissensquiz, das jede Woche nach der Vorlesung neu freigeschaltet wurde. Studierende konnten so ihr Wissen überprüfen und nicht gewusste Inhalte so gegebenenfalls nachbessern. Es gab ein Online-Forum, indem Studierende explizit eingeladen wurden, Rückfragen zu stellen, kritisch zu reflektieren, Diskussionspunkte aufzuwerfen, sich einzubringen. Hiervon wurde rege Gebrauch gemacht (siehe „Screenshot_Forum_Überblick“). Auf einige Fragen ging ich in Form von kurzen Selfie-Videos ein – erneut mit dem Ziel, Interaktivität und Nähe herzustellen. Durchgängig gab es während des Semesters die Möglichkeit, anonym Feedback zu hinterlassen. Zentrale Interaktionspunkte waren dann zwei auf das Semester verteilte Live-Sessions, die über die volle Dauer von 90 Minuten gingen. Hier konnten Fragen persönlich aufgeworfen, gestellt, und vertieft werden. Auch hiervon wurde rege Gebrauch gemacht. Die Sessions waren zwar live, wurden aber anschließend im Stream zur Verfügung gestellt. Generell war die Veranstaltung bewusst asynchron gewählt, um der Vielfältigkeit der Bedürfnisse der Studierendenschaft zu dienen, die angesichts der Pandemie, zusätzlicher Care-Arbeit oder Ausfallszeiten vonnöten waren. Gleichzeitig wird durch eine solche Gestaltung ermöglicht, dass auch nach der Pandemie Studierende mit komplexen Lebensrealitäten eine bedürfnisnahe Lehrveranstaltung absolvieren können.

 

Zwei weitere didaktische Prinzipien waren leitgebend. Zum ersten *Repetition*. Tieferes Verständnis setzt erst dann ein, wenn wichtige Inhalte mehrfach gelesen, gehört, aufgegriffen und diskutiert werden. Zum Ende jeder Vorlesung wiederholte ich so die zentralen Inhalte der Veranstaltung auf einer Abschlussfolie. Ebenso konnten zum Ende jeder Vorlesung die Studierenden das Wissen im Quiz nachprüfen. Zu Beginn der Vorlesungsreihe wurden alle zu behandelnden Theorie in einer Überblickssitzung bereits genannt und kurz umrissen. Zum Abschluss der Vorlesungsreihe gab es eine eigene Wiederholungssitzung, um zentrale Inhalte zu wiederholen, in den Kontext der Gesamtvorlesung zu setzen, und um einen Gesamtüberblick zu ermöglichen. In den Sitzungen wurden durchgängig Querverweise integriert, um so durch Repetition ein auf Verständnis orientiertes Lernen zu ermöglichen. Das Prinzip der Repetition war somit eingebettet in eine bewusst inhaltliche Sequenzierung der Lehrveranstaltung.

 

Das zweite Prinzip war das der *Key-Learnings*. Jede Vorlesung beinhaltete ein zentrales Key-Learning, was auf den jeweiligen Folien graphisch festgehalten wurde. Die Key-Learnings stellen die zentralen Wissenselemente der Vorlesung dar. Diese wurden in der Klausur verstärkt abgefragt – weswegen sie explizit priorisiert gelernt werden sollten.

 

Zuletzt wurden die Folien aufwändig gestaltet. Der Fokus lag hierbei auf einer ansprechenden Bildorientierung. Sämtliche Theorien und Inhalte wurden anhand passender, authentischer und zeitgemäßer Fotos unterlegt und illustriert. Quelle war hier Pexels.com, eine Website, die lizenzfreie (CC0) Bilder anbietet. Die Nutzung lizenzfreier Bilder war wichtig, um keine Bildrechte zu verletzen und die Vorlesung anschließend auf YouTube teilen zu können. Auf den Folien wurden lediglich die zentralsten Punkte festgehalten. Es sollte maximale Synchronität von Ton- und Bildspur eingehalten werden, um die Aufmerksamkeit bestmöglich zu fokussieren. Ich filmte mich selbst beim Einsprechen der Vorlesung. Hierzu nutzte ich zur besseren Qualität meine Smartphone-Kamera, die ich mittels Stativ oberhalb des Bildschirms platzierte. Ich nahm die Vorlesung über Powerpoint auf. Powerpoint für MAC erlaubte zu dem Zeitpunkt noch nicht, eine Videospur mit aufzunehmen, sondern lediglich die Tonspur gemeinsam mit den Folien. Entsprechend exportierte ich das Video mit den Folien und den gesprochenen Inhalten als Video. Über dieses legte ich dann mit einer Videoschnittsoftware das mit der Smartphone-Kamera aufgenommene Video. Ich gestaltete die Folien bewusst so, dass der Bereich rechts oben frei war für das Video. Dieser sollte ausreichend groß sein, um eine gute Fokussierung zu ermöglichen. Die Gestaltung der Videos war somit nicht zufällig, sondern bewusst auf die Anforderungen der Vorlesung zugeschnitten.

 

Um die STUDIERENDENZENTRIERUNG zu optimieren, wurde Wert daraufgelegt, die Studierenden bei ihren jeweiligen Bedürfnissen abzuholen. Die Vorlesung fand während der Pandemie statt. Viele Studierende waren von Lockdown-Maßnahmen, Quarantänen oder zusätzlicher Care-Arbeit betroffen. Entsprechend wurde die Vorlesung grundsätzlich asynchron konzipiert. Die Videos konnten frei nach Bedarf rezipiert werden, ebenso war das Quiz durchgängig freigeschaltet. Die Live-Sitzungen wurden aufgezeichnet, standen somit auch zeitlich Verhinderten zur Verfügung. Das Einbinden von Videos und persönlicher Interaktion sollte psychologische Nähe herstellen – angesichts der pandemischen Lage wahrscheinlich noch wichtiger als sonst. Für ein Beispiel für ein persönliches Video als Antwort auf eine studentische Frage, siehe „Screenshot_Forum_Beispielinteraktion“.

 

Studierende wurden dabei bewusst in die Gestaltung der Inhalte *eingebunden*. Konkretes Beispiel: In der Vorlesung wurde eine Theorie der Wissenschaftlerin Noelle-Neumann besprochen. Eine Studentin merkte ihre Nähe zur NSDAP an. In der Folgesitzung wurde diese Nähe im Rahmen eines Exkurses aufgegriffen und in die Vorlesung eingearbeitet. Da asynchrone Formate tendenziell eher statischer Natur sind, konnte auf diese Art eine inhaltliche Flexibilität integriert werden.

 

Um *Inklusion und Diversität* wahrzunehmen, wurde bspw. die Vorlesung durchgängig in geschlechtergerechter Sprache verfasst, Bildmaterial von Menschen mit diversen kulturellen Hintergründen als Fallbeispiele und Illustrationen genutzt oder Studierenden mit sprachlichen Schwierigkeiten Schreibzeitverlängerungen gewährt. Die Fallbeispiele im Rahmen der Klausur beinhalteten Personen mit diversen kulturellen und geschlechterspezifischen Rollen.

 

Bei der Konzeption der Klausur wurde explizit auf *Fairness* geachtet. Die Klausur wurde digital dezentral online durchgeführt. Dies erlaubt ganz grundsätzlich sicherlich etwas leichter Betrugsverhalten, da die Studierenden beim Ausfüllen der Klausur nicht beaufsichtigt werden können. Um Fairness herzustellen, wurden so ausschließlich Transferfragen geprüft, deren Antworten nicht unmittelbar aus dem Vorlesungsmaterial entnommen werden konnten. So wurde die Fairnessreduktion durch etwaiges Betrugsverhalten, wenn auch nicht eliminiert so doch, zumindest reduziert.

 

Die zentrale zu vermittelnde KOMPETENZ war das *tiefgründige Verständnis* der behandelten Themen. Dies zu erreichen wurde beabsichtigt durch die vorab genannten didaktischen Prinzipien. Besonders die zusätzlichen Interaktionen, das Nutzen eigener Formulierungen bei einfacher Sprache, Repetition, und der Transfer auf Alltagsphänomene waren hier maßgeblich. Dies wurde bei der Klausurvorbereitung berücksichtigt. In der Klausur wurden ausschließlich Transferfragen geprüft. Diese konnten nicht einfach nachgeschlagen werden, sondern mussten basierend auf Hintergrundwissen erschlossen werden. Bei den Transfers wurde wertgelegt auf die Bedeutung der Theorie für Alltag, Praxis, und Berufskontext. Zur Illustration, in der Vorlesung besprachen wir die sog. Self-Determination Theory anhand des Medienbeispiels der Computerspiele. In der Klausur wurde dann gefragt, wie ein Medienunternehmen die Prinzipien der Theorie nutzen kann, um auch die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern.

 

Über verschiedene Maßnahmen wurde beabsichtigt, mit der Veranstaltung eine große Reichweite zu generieren, somit einen BLICK ÜBER DEN TELLERRAND herzustellen. Mir liegt das Prinzip der Open Science am Herzen. Open Science umfasst dabei aber nicht nur Forschung, Publizieren oder Datenmanagement. Ebenso zählt hierzu die Lehre, das Veröffentlichen und Zugänglichmachen von Lehrinhalten für die interessierte Öffentlichkeit. Die Veranstaltung wurde entsprechend auf YouTube geteilt, um hier einem noch weiteren Publikum zur Verfügung zu stehen. Die Vorlesung kann hier eingesehen werden: www.youtube.com/watch. Nebst den Videos der Vorlesung wurden auch die eigentlichen Folien geteilt. Für einen Überblick, siehe „Screenshot_OSF_Folien“. Die Videos und die Folien waren dabei mit einer Creative Commons Lizenz versehen, um so weitläufige Wiederverwendung zu ermöglichen und zu fördern.

Nutzen und Mehrwert

Das Lehrprojekt veranschaulicht, dass exzellente Lehre auch in Ausnahmezeiten wie einer Pandemie möglich ist. Lehre, welche die Bedürfnisse der Studierenden wahrnimmt, Inhalte dem digitalen Zeitalter entsprechend vorbereitet und gleichzeitig größtmöglichen Lernzuwachs verspricht. Die asynchrone Zurverfügungstellung des Materials ermöglicht es, auch stark eingeschränkten Studierenden sich ihren Kapazitäten entsprechend vorzubereiten. Die Aufbereitung der Inhalte in Form von Quizzen erlaubte den Studierenden eine sinnvolle und fokussierte Nachbereitung der Inhalte und Vorbereitung für die Prüfung. Digital durchgeführt, bedeutete die Prüfung eine enorme Entlastung für Personal (keine Aufsichten vonnöten), Umwelt (kein gedrucktes Papier) und vor allem für die Gesundheit (keine erhöhte Ansteckungsgefahr). Ebenso reduziert dies auch den psychischen Druck für Studierende, die in Prüfungssituation Angst erfahren oder gestresst sind, wodurch der Zugang für eine diverse Studierendenschaft generell erleichtert wird. Dies äußerte sich in einer sehr hohen Zahl abgelegter Prüfungen – insgesamt 643 Stück.

Institutionelle Unterstützung

Die Vorlesung wurde durch eine Fachtutorin unterstützt. Frau Julia Jeutter betreute vor allem die digitalen interaktiven Formate. Sie beantwortete gängige Fragen, bereitete Fragen für das Quiz vor, übernahm administrative Aufgaben, formatierte die Prüfung. Eine wichtige Unterstützung, und Frau Jeutter hat ebenso großen Anteil am Gelingen der Veranstaltung.

 

Das Institut stellte ebenso hervorragendes IT Equipment zur Verfügung. So wurde mir ein MacBook Pro bereitgestellt, was das Schneiden und Rendern der Videos beschleunigte. Ebenso ein Stativ für meine Kamera sowie die notwendige Software.