Zuletzt aktualisiert am 15.05.2025
Seminar Bodenpolitik
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Ars Docendi Kategorie
Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ars Docendi Kriterien
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
20-49
Anreißer (Teaser)
Im Fokus des Seminars Bodenpolitik stehen aktuelle bodenpolitische Herausforderungen im Kontext Raumplanung und Flächensparen. Durch unterschiedliche Lehrmethoden und ein transdisziplinäres Team werden intensive Diskussion gefördert und Lösungsansätze für zukunftsrelevante Themen identifiziert.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das Seminar Bodenpolitik wird von Barbara Steinbrunner und Kurt Weninger durchgeführt. Das Konzept planungspolitische Themen und deren raumplanungsrechtlichen Grundlagen in Kleingruppen zu erarbeiten und gemeinsam zu diskutieren hat sich bewährt. Die Schwerpunktthemen richten sich immer an aktuelle Themen aus der Planungspraxis im Kontext des Flächensparens. Im Wintersemester 2023/24 kooperierte die Lehrveranstaltung erstmals mit dem StartClim finanzierten Forschungsprojektes „Indikator Finanzierte Flächeninanspruchnahme“.
Die Studierenden wurden in das Forschungsteam integriert und konnten durch die aktive Teilnahme Einblick in die Arbeit an Forschungsprojekten gewinnen. In Kleingruppen testeten sie den Prototypen eines Indikators zur finanzierten Flächeninanspruchnahme und wandten diesen an realen und fiktiven Szenarien an. Den Semesterabschluss stellt jedes Jahr eine Podiumsdiskussion dar, zu der diese Mal die Projektpartner/innen eingeladen wurden. Im Rahmen dessen wurde auch das Semester nochmal reflektiert und die Themen in einen gemeinsamen Kontext gestellt.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The course Land Policy is organised by Barbara Steinbrunner and Kurt Weninger. The concept of working on planning policy issues and their legal basis in small groups and discussing them together has proved successful. The main topics are always based on current issues from planning practice in the context of land saving. In the winter semester 2023/24, the course cooperated for the first time with the StartClim-funded research project "Indicator Financed Land Use".
The students were integrated into the research team and thus able to gain an insight into the work on research projects through active participation. In small groups, they tested the prototype of an indicator for financed land consumption and applied it to real and fictitious scenarios. The semester ends each year with a panel discussion in which the current project partners take part. The panel discussion looks back on the semester and places the topics in context.
Nähere Beschreibung des Projekts
Das Seminar Bodenpolitik wird bereits seit 3 Jahren, seit der Überarbeitung des Studienplans Raumplanung, angeboten und seither von Barbara Steinbrunner und Kurt Weninger durchgeführt. Der Kurs stellt ein Kernfach im Wahlmodel „Raumordnungsrecht und Bodenpolitik“ im Masterstudium Raumplanung und Raumordnung dar.
In der Lehrveranstaltung wurden die gesetzlichen Grundlagen zu zwei raumplanungsrelevanten Schwerpunktthemen erarbeitet und diskutiert. Die zwei Themen richteten sich an aktuelle und forschungsbezogene raumplanungspolitische Schwerpunkte wie etwa Flächensparen, Zweitwohnsitze, Naturgefahren, Betriebsgebiete etc. Im ersten Teil wurden die planungsrechtlichen Grundlagen zum Schwerpunktthema „leistbares Wohnen im Kontext des Flächensparens“ in Kleingruppen ausgearbeitet. Der zweite Teil wurde im Wintersemester 2023/24 durch die aktive Einbindung in ein laufendes Forschungsprojekt ergänzt. Dabei wurden die Studierenden aktive Mitwirkende des Forschungsteams im StartClim finanzierten Projekt „Indikator Finanzierte Flächeninanspruchnahme“. Durchgeführt wird das Forschungsprojekt von Jakob Mayr (WWF) und Johannes Tintner-Olifiers (BOKU), die diesen Block auch mitgestalteten.
Ziel der Lehrveranstaltung ist es, mit einer umfassenden und breiten Sichtweise, u.a. auch mit neuen Blickwinkeln, auf das Thema Flächensparen einzugehen. Dabei sollen vor allem durch transdisziplinäre Ansätze die Herausforderungen in der (Planungs-)Praxis erarbeitet werden. Dadurch soll nicht nur praxisnah aktiv an Zukunftsthemen geforscht, sondern auch die Rechtsgrundlagen interaktiv und diskursiv erarbeitet werden. Übergeordnetes Ziel der Lehrveranstaltung ist es aktuelle planungsrechtliche Fragen zu erarbeiten und gegenwärtige Veränderungen im Raumordnungsrecht mit den damit verbundenen politischen Rahmenbedingungen zu diskutieren. Ergänzend sollen unterschiedliche Entscheidungsebenen thematisiert und deren Zusammenhänge und Wechselwirkungen aufgezeigt werden.
Nach Absolvierung der Lehrveranstaltung können die Studierenden unterschiedliche Schwerpunktthemen aus raumordnungsrechtlicher Perspektive analysieren, bodenpolitische Fragestellungen auf unterschiedlichen Entscheidungsebenen betrachten und daraus zukunftsgerichtete Lösungen entwickeln. Zudem haben sie vertieften Einblick in wissenschaftliches Arbeiten erhalten und können verschiedenen Methoden selbstständig anwenden.
Die angewandten Lehrmethoden waren sehr unterschiedlich. Der Bogen reicht von Gruppenarbeit und selbstständiges Recherchieren und Analysieren von rechtlichen und politischen Grundlagen bis zur gemeinsamen Diskussion und das in Kontext setzen mit den Lehrenden. Vor allem für die Diskussionen wurde bewusst mehr Zeit in den Einheiten eingeräumt, da es sehr unterschiedliche und auch kontroverse Sichtweisen zu diesem Thema gibt und erst durch das Aufzeigen dieser ein umfassendes Verständnis für den bestehenden Handlungsdruck erreicht werden kann. Die theoretischen Grundlagen wurden als Einleitung der Lehrenden in Form eines Kurzinputs vermittelt, um einen gemeinsamen Wissensstand als Ausgangslage zu schaffen. Da die Masterstudierenden durchaus unterschiedliche Vorstudien absolviert haben, profitieren Lehrende und Studierende vom anschließenden Austausch, es zeigt auch die verschiedenen Zugänge auf. Zentral war auch die Auseinandersetzung mit konkreten Beispielen aus der Planungspraxis, um die Konflikte bei der Umsetzung zu verdeutlichen.
Im zweiten Block nahmen die Studierenden die Rolle von Forscher/innen ein und wandten selbständig wissenschaftliche Methoden an. In Kleingruppen testeten sie den Prototypen eines Indikators zur finanzierten Flächeninanspruchnahme. Dabei wurden Projekte und Portfolios im Bereich Immobilien- und Infrastrukturfinanzierung in ihrer Auswirkung auf den Flächenverbrauch vergliechen. Außerdem wurden die klassischen Themen der Raumplanung um weitere Thematiken, die sonst im Raumplanungsstudium weniger behandelt werden, erweitert. Dazu zählen Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, Ökosystemleistungen und Finanzmarkt Taxonomie. Alle in der Lehrveranstaltung betrachteten Aspekte zeigen die Vielfalt des Raumplanungsstudiums auf und geben auch Aufschluss über wesentliche (u.a. neue) Arbeitsfelder künftiger Planer/innen. Zudem erhielten die Studierenden auch einen Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse.
Den Abschluss des Semesters stellte wie in den vergangenen Jahren eine Podiumsdiskussion dar. Dieses Mal wurden hierfür die Partner des Forschungsprojekts, darunter Finanzmarktaufsicht, Sparkasse OÖ, Unicredit Group OÖ, Unternehmensberatung und WWF, eingeladen. Die Studierenden hatten die Möglichkeit sich nach der Umsetzungspraxis zu erkundigen und kritische Fragen an das Publikum zu stellen. Gemeinsam wurde das Semester nochmal zusammengefasst und die beiden Blöcke der Lehrveranstaltung in Kontext gesetzt und deren Zusammenhänge intensiv diskutiert.
Die Studierenden verfassen zu jedem Block eine schriftliche Ausarbeitung, die die wesentlichen Grundlagen anschaulich darstellt. Ganz wesentlich ist hier die Anforderung dazu eine Position zu beziehen, um die eigenen Meinung und Reflektionsfähigkeit zu stärken. Als Ergebnis der Lehrveranstaltung haben die Studierende eine Zusammenstellung der relevanten rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in den einzelnen Bundesländern zu den gewählten Schwerpunktthemen (im WS 2023/24 war dies „Leistbares Wohnen“). In den vergangenen Semestern wurden die Ergebnisse u.a. auch in einem Sammelband zusammengefügt und sowohl analog als auch digital zur Verfügung gestellt.
Die Lehrveranstaltung wird geblockt abgehalten, die Studierenden arbeiten gruppenweise in Selbstlernphasen. Dies und der Umstand, dass es nur wenige Plenumstermine mit Anwesenheit gibt ermöglicht es auch Studierenden mit eingeschränkter Verfügbarkeit (Beruf, Familie), die LVA zu absolvieren.
Besonders erfreulich ist, dass die Themen bei den Studierenden auf so großes Interesse gestoßen sind, dass über die Jahre einige diese in ihren Diplomarbeiten vertieft haben. Auch nach dem letzten Semester habe bereits zwei Studierende Interesse an einer Diplomarbeit hierzu bekundet.
Akzeptanz und Resonanz
Die Lehrveranstaltung wurde in den letzten beiden Jahren mit der Note „Sehr Gut“ seitens der Studierenden bewertet, die auch mit der Organisation und Vermittlung sehr zufrieden waren. Die selbständige Auseinandersetzung mit Lehrinhalten wurde gefördert, der Besuch der LVA wurde als hilfreich eingestuft. (Auszug aus den LVA-Bewertungen WS22/23 und WS 23/24). Das Feedback aus den universitären Lehrveranstaltungsbewertungen wurde und wird jährlich in die Überarbeitung des Lehrveranstaltungskonzeptes mitaufgenommen. So wurden z.B. mehr Zeit für Diskussionen und Austausch eingeplant und dafür ein geringerer Umfang für die schriftliche Ausarbeitung festgelegt. Dies trägt zu einer intensiveren Auseinandersetzung im Hörsaal bei.
Den Zuspruch zur Lehrveranstaltung und den ausgewählten Schwerpunktthemen (an aktuellen Diskurs angelehnt), zeigen auch die daraus entstandenen Diplomarbeiten der vergangenen Jahre.
Nutzen und Mehrwert
In der gegenständlichen Lehrveranstaltung gelingt die Verknüpfung von Forschung und Lehre besonders gut, da es sowohl möglich ist, die Schwerpunkte besonders nahe am aktuellen wissenschaftlichen Diskurs zu setzen, als auch mit aktuellen Forschungsprojekten zu verbinden. Zudem ist es möglich neue und innovative Lehrkonzepte zu nutzen – wie etwa in diesem Fall durch die Einbeziehung externer Kooperationspartner/innen die Studierenden zu tatsächlichen Mitwirkenden eines realen Forschungsprojektes (Real-Labor) zu machen.
Dementsprechend nahe der Forschungsrealität waren auch die Erfahrungen der Studierenden, außerdem wurde auch klar, wie die Ergebnisse in der weiteren Folge ihren Niederschlag im Forschungsprojekt fanden (Einladung der Studierenden zum Abschlussworkshops des Projekts). Zudem wurden und werden die Formate – z.B. die Panel-Diskussion – unter Einbeziehung der Studierenden erarbeitet. Auch die gruppeninternen ebenso wie gruppenübergreifenden Austausch- und Kommunikationsformate erfolgten selbstorganisiert.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2021
Nachdem die Lehrveranstaltung ein Kernfach im Wahlmodul ist und jährlich angeboten wird, kann auf eine Konstanz aufgebaut werden. Das Lehrveranstaltungskonzept wurde bereits zum dritten Mal durchgeführt. Zentral ist, dass auf aktuelle Themen, speziell im wissenschaftlichen Diskurs aber auch in der medialen Präsenz, eingegangen wird. Zudem werden Ergebnisse aus aktuell laufenden oder kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekten am Institut für Raumplanung einbezogen. Der methodische Schwerpunkt insbesondere den Diskussion zwischen und mit den Studierenden mehr Raum zu geben, kann als sehr befruchtend beurteilt werden. Wobei dies auch gute Moderation erfordert. Die Erfahrungen können wiederholt und weitergegeben werden.
Erstmals wurde aber das Seminar durch die Mitwirkung an einem Forschungsprojekt ergänzt. Die Erfahrungen damit können als sehr positiv beurteilt werden. Eine Wiederholung ist wünschenswert, allerdings müssen Thema und organisatorische Rahmenbedingen zum Konzept der Lehrveranstaltung passen.
Institutionelle Unterstützung
Eine Bereicherung für die Lehrveranstaltung war die Ergänzung des Teams durch zwei externe Lehrenden aus dem Forschungsprojekt. Für die Podiumsdiskussion wurde außerdem extra ein großer und attraktiver Raum zur Verfügung gestellt, der das Ambiente für die externen Teilnehmer/innen aufwertete. Zudem wurden vom Forschungsbereich Getränke und Snacks bereitgestellt, um im Anschluss an die Podiumsdiskussion auch die Möglichkeit zu bieten mit den Gästen in einem informellen Rahmen zu diskutieren und sich zu vernetzen: Daneben gab es den Lehrenden auch die Möglichkeit, sich bei allen Beteiligten zu bedanken.
Neben den Rückmeldungen, die in der Lehrveranstaltung erhoben werden, sind die im Rahmen der Lehrveranstaltungsbewertung des Qualitätsmanagements für Lehre an der TU Wien abgegebenen Beurteilungen ein sehr gutes Feedback zur Einschätzung und Verbesserung der Lehrveranstaltung. Hier wird nicht nur die Lehrveranstaltung insgesamt bewertet, sondern auch individuelles – selbstverständlich anonymes – Feedback gegeben. Anregungen zu Arbeitsumfang und insbesondere auch Terminen bzw. Zeiträumen für die Erarbeitungen von Teilleistungen durch die Studierenden werden aufgenommen und die Lehrveranstaltung wo sinnvoll bzw. notwendig adaptiert. So wurde z.B. nach Anregungen aus dem Vorjahr den Diskussionen mehr Spielraum eingeräumt, zudem wurde die abschließende Podiumsdiskussion als fixer Bestandteil in die Lehrveranstaltung integriert.