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Zuletzt aktualisiert am 01.09.2025

Psychosoziale Resilienz und Empowerment in der Klimakrise

Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung

Ars Docendi Kategorie

Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsorientierte Lehre

Ars Docendi Kriterien

  • Innovative Hochschuldidaktik
  • Studierenden- und Kompetenzorientierung
  • Perspektivenerweiterung und Internationalisierung
  • Partizipation und Mitgestaltung

Gruppengröße

< 20

Anreißer (Teaser)

Zwischen Wissen und Handeln für den Klimaschutz klafft eine Lücke. Ein Grund dafür ist emotionale Überforderung, den Ernst der Lage zu erkennen und kulturelle Muster zu verändern. 10 Schritte können emotionale Kompetenz stärken und zu sinnvollem Handeln befähigen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Der Kurs zielt darauf ab, die emotionale Kompetenz von Studierenden zu stärken, um den Herausforderungen unserer Zeit - z.B. der allgegenwärtigen Klimakrise - besser begegnen zu können. Inspiriert vom „Good Grief Network“ bieten wir ein 10-Schritte-Programm für Selbstfürsorge und Selbstkritik, das Hinterfragen alter und Entwickeln neuer Narrative, sozialen Zusammenhalt und sinnvolles Handeln.

Die Veranstaltung schafft einen Mutraum, in dem Lehrende und Studierende gleichberechtigt Fragen stellen und Erkenntnisse austauschen. Als Gegengewicht zur inhaltlichen Offenheit folgt jede der zehn Kurseinheiten einer festen Struktur, die Sicherheit im Umgang mit den schwierigen Themen gibt: Jede Einheit beginnt mit einer Begrüßung, einem Check-in und einer Körperübung zum Ankommen. Danach wird ein Text zum jeweiligen Schritt vorgelesen, beginnend mit der Akzeptanz des Ernsts der Lage. Die nächsten Schritte beschäftigen sich mit Unsicherheit, Sterblichkeit, Arbeit an sich selbst, Vorurteilen und Wahrnehmungsverzerrungen, Dankbarkeit und Schönheit, Selbstfürsorge und Schuld. Die letzten beiden Schritte konzentrieren sich auf Möglichkeiten sinnvollen Handelns. Herzstück jeder Einheit ist der Austausch über das Thema des jeweiligen Schrittes. Die Teilnehmenden können freiwillig ihre Gedanken zum Thema mitteilen; die Anwesenden hören aufmerksam zu, ohne zu kommentieren oder zu diskutieren. Jede Einheit endet mit einer weiteren Körperarbeit, einer Abschlussrunde und einem Gedicht.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course aims to strengthen the emotional competence of students to rise up to the climate crisis and other challenges of our time.

Inspired by the "Good Grief Network", we offer a 10-step program for self-care and self-critique, questioning old narratives and developing new ones, social cohesion and meaningful action. The course creates a brave space where teachers and students can ask questions and share insights on an equal footing. As a counterbalance to its openness in terms of contents, each of the ten course sessions follows a firm structure that provides safety in dealing with difficult topics: Each session begins with a welcome statement, a check-in and an embodiment exercise to fully arrive. A text is then read out for each step, starting with accepting the severity of the predicament. The next steps deal with uncertainty, mortality, working on oneself, prejudices and biases, gratitude and beauty, self-care and guilt. The last two steps focus on possibilities for meaningful action. Each step is accompanied by reflection questions. At the heart of each session is the sharing of thoughts about the topic of the respective step. Participants can voluntarily share their thoughts on the subject; the others listen attentively without commenting or discussing. Each session ends with another embodiment exercise, a check-out round and a poem. Students share responsibility for co-creating the sessions by serving as co-facilitators and selecting the poems.

Nähere Beschreibung des Projekts

Unsere Initiative beruht auf der Beobachtung, dass trotz des umfangreichen Wissens über die Ursachen der Klimakrise und verfügbare Lösungsansätze ein Handlungsdefizit besteht. Neue Forschungsergebnisse (siehe z.B. Zimmerman, 2020) deuten darauf hin, dass weniger ein Mangel an Informationen als vielmehr emotionale Barrieren verhindern, dass die Schwere des Problems erkannt und entsprechend gehandelt wird. Wir wollen daher die emotionale Kompetenz von Studierenden stärken, um sie zu befähigen, den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Dabei wollen wir Verständnis für die Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Mensch und Biosphäre vermitteln, ohne in lähmende Katastrophenszenarien zu verfallen. Stattdessen wollen wir Inspiration für sinnvolles Handeln vermitteln. Die Lehrveranstaltung wurde als freies Wahlfach im Umfang von 3 ECTS angeboten; ab dem WiSe 24/25 wird auf 4 ECTS erweitert. Der Kurs erfordert ein enges Betreuungsverhältnis von zwei Lehrenden (in der Rolle von Moderator*innen) für 15 Studierende.

Bei der Gestaltung des Kurses haben wir uns vom 10-Schritte-Programm inspirieren lassen, das vom Good Grief Network entwickelt wurde, einer gemeinnützigen Organisation, die soziale und emotionale Unterstützung in der Klimakrise anbietet. Wir haben ein Facilitator-Training bei ihnen absolviert und danach ihr Konzept überarbeitet, um es an die Anforderungen universitärer Lehre und des österreichischen Kontexts anzupassen.

Es handelt sich nicht um eine herkömmliche Lehrveranstaltung, in der die Lehrenden die Studierenden unterrichten. Beide Seiten spielen gleichermaßen Wissen und Fragen ein. Das Kursdesign zielt darauf ab, Emotionen und körperliche Erfahrungen bewusst zu machen, um die Kompetenz der Teilnehmenden im Umgang mit diesen Erfahrungsebenen zu stärken.

Als Lehrveranstaltungsziele wurden definiert:

  • Studierenden, die über den Zustand der Welt besorgt sind, soziale und emotionale Unterstützung zu bieten,
  • kommunikative Kompetenzen der Studierenden zu stärken, insbesondere „Deep Listening“ und das authentische Kommunizieren eigener Gedanken und Gefühle,
  • Studierenden zu helfen, mit schwierigen Emotionen umzugehen, überholte kulturelle Narrative zu dekonstruieren und neue zu konstruieren, Gemeinschaft aufzubauen und ihre Energien auf sinnvolle Anstrengungen zu richten,
  • einen Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden krisentaugliche Formen des Umgangs mit sich selbst und anderen entdecken und üben können,
  • einen fruchtbaren Boden für aufkeimende Zukunftsvisionen zu bieten, und
  • Studierende durch den ehrlichen Austausch mit anderen darin zu unterstützen, eigene Stärken und Möglichkeiten für sinnvolles Handeln zu entdecken.

Ein zentraler Anspruch des Kurses ist, nicht nur einen „safe space“, sondern auch einen „brave space“ zu schaffen. Die Teilnehmenden sollen in diesem Mutraum ihre Gefühle in Bezug auf ökologische und soziale Krisen bearbeiten können. Sie werden ermutigt, über oft tabuisierte Gefühle wie Angst, Schuld, Scham, Sorge, Furcht oder Wut nachzudenken und sich darüber auszutauschen.

In zehn aufeinanderfolgenden Wochen werden in jeweils zweistündigen Einheiten die folgenden Schritte gemeinsam durchgegangen:

  1. Akzeptiere den Ernst der Lage.
  2. Lebe mit Ungewissheit.
  3. Respektiere Deine Sterblichkeit und die Sterblichkeit aller.
  4. Arbeite an dir selbst.
  5. Entwickle Verständnis für Subjektivität und Wahrnehmungsverzerrungen.
  6. Übe Dankbarkeit, erlebe das Schöne, schaffe Verbindungen.
  7. Mache Pausen und raste.
  8. Arbeite Klimaschuld der Vergangenheit und Gegenwart auf.
  9. Sei da – für Dich und andere.
  10. Unternimm sinnvolle Anstrengungen.

Jede Einheit folgt einer festen Struktur, die einen Rahmen für die anspruchsvollen Themen bietet und die Verbindung zwischen den Teilnehmenden fördert. Den Auftakt macht jede Woche ein Einladungsmail der Lehrveranstaltungsleitung einige Tage vor dem Termin. In diesem Mail ist der Kurztext zum nächsten Schritt enthalten, und die Lehrveranstaltungsleitung gibt einen Ausblick auf die kommende Einheit sowie allfällige Nachbemerkungen zur vergangenen Einheit. Die eigentliche Einheit beginnt stets mit dem Vortrag einer Willkommensbotschaft. Darauf folgt eine Check-in-Runde, in der die Studierenden kurz ihre Gefühle und Gedanken zu einer Eröffnungsfrage mitteilen, gefolgt von einer einfachen Körperarbeit (z.B. Atemübungen), um in Ruhe anzukommen. Danach wird der Kurztext zum jeweiligen Schritt vorgelesen. Dazu gibt es Reflexionsfragen, zu denen die Teilnehmenden aufgefordert sind, sich in Stille Notizen zu machen. Sodann folgt das Herzstück jeder Einheit, nämlich der Austausch, bei dem die Teilnehmenden gleichberechtigt und freiwillig ihre Überlegungen zum Thema äußern können. Dieser Austausch findet in einer Atmosphäre des aufmerksamen Zuhörens statt. Das bedeutet, dass die Zuhörenden nicht kommentieren, was andere gesagt haben, und dass sie keine Ratschläge, Zustimmung oder Kritik geben. Ziel ist es, empathisch zuzuhören und neue Perspektiven aufzunehmen und zu berücksichtigen, ohne eine reaktive Position einzunehmen und diese neuen Perspektiven in Frage zu stellen. Dies fördert die Verbindung zwischen Studierenden in Bezug auf gesellschaftliche Herausforderungen wie die Klimakrise und bietet eine Alternative zu polarisierenden Formen der Kommunikation. Mit anderen Worten: Der Kurs ist keine Diskussionsgruppe. Auch wenn es widersprüchlich klingen mag, ermöglichte dieser bewusste Verzicht auf Debatten eine besondere Qualität von Offenheit und kollektiver Erkenntnis, die sowohl uns als Kursleiterinnen als auch die Studierenden im Laufe des Semesters immer wieder überraschte. Darauf folgt eine Check-out-Runde, in der alle ihre Erkenntnisse oder verbleibenden offenen Fragen aus der Einheit zusammenfassen. Den Abschluss bildet die Verlesung eines thematisch passenden Gedichtes, um den Studierenden zusätzliches interpretationsoffenes Material für eigene Reflexionen an die Hand zu geben.

Jede*r Teilnehmer*in übernimmt Mitverantwortung für eine Einheit, indem sie*er eine Co-Moderationsrolle übernimmt oder ein passendes Gedicht auswählt. Darüber hinaus sind die Teilnehmenden eingeladen, ihre Bedürfnisse und Wünsche bezüglich des Kurses zu äußern und eigene Ideen einzubringen. So haben wir zum Beispiel auf Wunsch der Studierenden eine Einheit im Grünen Prater abgehalten. Diese Einheit im Freien stellte sich als hervorragendes Mittel heraus, um die Verbindung zwischen uns Menschen und dem Rest der Biosphäre stärker wahrzunehmen. Nach etwa der Hälfte des Kurses äußerten die Studierenden den Wunsch nach Körperarbeit mit mehr Bewegung. Also probierten wir eine neue Übung aus, die wir "Kette des Lebens" nannten: Alle Teilnehmenden erhielten Materialien, die die Entwicklung des Lebens auf der Erde darstellten. In Stille fügten wir diese Teile zu einer Kette zusammen und staunten über die enorme Dauer der Erdgeschichte und die winzige Rolle des Menschen darin. Bei allen Körperübungen verfolgen wir einen traumasensiblen Ansatz. Die Teilnahme ist freiwillig und bewegt sich in einem für ein universitäres Setting angemessenen Rahmen.

Zu Beginn der Einheiten wurden die Teilnehmenden jedes Mal gebeten, auf Smartphones und andere Ablenkungen zu verzichten. Diese Präsenz ermöglichte es uns, aufkommende Gedanken und Gefühle genau zu beobachten. Es entwickelte sich eine interessante Gruppendynamik, in der mehrere Teilnehmende beschlossen, digitale Ablenkungen auch außerhalb der Lehrveranstaltung einzuschränken. Sie berichteten von positiven Auswirkungen auf ihre Fähigkeit, die Schönheit der Welt wahrzunehmen und Beziehungen zu anderen zu pflegen.

Die Beurteilung erfolgte dem Status als freies Wahlfach im Umfang von 3 ECTS angemessen auf Basis von drei Notenbestandteilen:

  • Aktive Teilnahme an den Check-in- und Check-out-Runden (33%),
  • Mitgestaltung einer Einheit (durch Co-Moderation oder Auswahl eines Gedichts, 33%) und
  • Schriftliche Reflexionsarbeit (800-1200 Wörter, 33%).

Positiv wirkte sich aus, dass der Kurs auf Englisch abgehalten wurde und Gaststudierende sowie Studierende mit Vertriebenenstatus teilnahmen. Für alle Beteiligten war Englisch ihre Zweitsprache. Viele von uns hatten das Gefühl, dass das Sprechen in einer anderen Sprache ermöglichte, unsere Gedanken und Gefühle entspannter auszudrücken, ohne den Perfektionsanspruch und die Erwartungen unserer Muttersprachen. Vielleicht hat es uns sogar geholfen, andere Gedanken zu denken. Die Erzählungen von Studierenden aus anderen Herkunftsländern, die aus erster Hand über die Auswirkungen des Klimawandels oder anderer ökologischer Zerstörungen in ihrer Heimat berichteten, halfen, unfassbare Zahlen als konkrete Erfahrungen begreifbar zu machen.

Wenn wir auf einzelne Lernerfahrungen zurückblicken, wird deutlich, dass diese Lehrveranstaltung kein rein intellektuelles Unterfangen war. Sie war auch eine emotionale und soziale Reise, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Um die Privatsphäre der Teilnehmenden zu schützen, möchten wir aus keinen einzelnen Reflexionsarbeiten von Studierenden zitieren. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass viele Studierende etwas wie das Folgende festgestellt haben: <<Ich kam an einen Punkt, an dem ich mir meine inneren Widersprüche eingestehen musste. Das war eine Herausforderung für mich, aber ich fühlte mich auch gehört und verstanden. Der Kurs ermutigte mich zur Selbstreflexion und gab mir eine tiefere Ruhe, die es mir ermöglichte, meine Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Ich erkannte, dass es normal und weit verbreitet ist, sich von den aktuellen globalen Krisen überwältigt zu fühlen. Ich habe aber auch gelernt, dass es möglich ist, diese Gefühle zu akzeptieren und mit ihnen zu arbeiten. Die persönlichen Geschichten der anderen Teilnehmenden haben mir die Auswirkungen des Klimawandels deutlicher und dringlicher vor Augen geführt. Diese Erkenntnis hat mich inspiriert, mich auf meine Art für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen.>>

Obwohl jede Einheit intensiv war, berichteten die Teilnehmenden, dass sie immer mit einem positiveren Blick auf die Welt hinausgingen. Uns als Kursleiterinnen ging es genauso. Es waren nicht die im Kurs vermittelten Informationen, die den Unterschied ausmachten. Denn wir alle wissen über den Klimawandel Bescheid und kennen verschiedene Tipps für psychisches Wohlbefinden. Die Stärke des Kurses liegt in der Art und Weise, wie das Thema behandelt wird, sodass schwierige Themen auf eine beruhigende, verbindende und ermächtigende Weise erforscht werden können. Der Fokus auf Emotionen und somatischen Erfahrungen war dafür essenziell. Dieser Ansatz war eine erfrischende Abwechslung zu den üblichen faktenorientierten Diskussionen an der Universität, führte aber interessanterweise zu intellektuellen Reflexionen, die sicher nicht auf einem niedrigeren Niveau waren als in konventionell unterrichteten Kursen.

Ergänzt wurde der Kurs durch eine umfangreiche, nach den 10 Schritten gegliederte Leseliste, die vor allem psychologische, soziologische und philosophische wissenschaftliche Literatur zu den Kursthemen enthält. Für die abschließenden Schritte wurden auch Literaturempfehlungen zu betriebswirtschaftlichen Handlungsimplikationen gegeben. Empfehlungen für populärwissenschaftliche Literatur zum Aufbau eines naturwissenschaftlichen Grundverständnisses für Nachhaltigkeitsthemen sowie künstlerisch Inspirierendes rundeten die Leseliste ab.

Der erste Durchgang der Lehrveranstaltung war eine transformierende Erfahrung. Die Studierenden erweiterten ihre emotionale Kompetenz, entwickelten Verbundenheit und entdeckten Wege, mit den großen Herausforderungen unserer Zeit umzugehen. Gemeinsam stellten wir Vorurteile in Frage. Vor allem berichteten die Studierenden, dass der Kurs persönliche Entwicklungen und Handlungsentschlüsse für gesellschaftliche Veränderungen angestoßen hat.

Quelle:

Zimmerman, L. (2020). Trauma and the discourse of climate change: literature, psychoanalysis and denial. Routledge.

Akzeptanz und Resonanz

Das Lehrprojekt wurde umfassend evaluiert in Form der formellen Lehrveranstaltungs-Evaluierung der WU, durch die schriftlichen Reflexionsarbeiten der Studierenden sowie – im Zuge der Erfüllung der Entwicklungsvereinbarung von Florentine Maier – durch ein Lehrgutachten nach Teilnahme der Gutachterin in der letzten Lehrveranstaltungseinheit.

Die Ergebnisse zeichnen ein durchwegs positives Bild. Die Optimierungspotenziale, die sich aus dem studentischen Feedback ergeben, werden im kommenden Semester in der Form umgesetzt, dass das schriftliche Arbeitspensum etwas erhöht wird.

Die Studierenden gaben an, dass sie die "urteilsfreie Zone" sehr schätzten und dass das Kursformat alle Teilnehmenden dazu einlud, offen und engagiert zu sein. Die Evaluierungsergebnisse zeigen, dass die Studierenden dazu angeregt wurden, über wichtige Themen nachzudenken, die normalerweise kaum angesprochen werden. Der Respekt und die Gleichberechtigung, mit denen die Studierenden behandelt wurden, wurden ebenfalls positiv hervorgehoben. Die Studierenden gaben auch an, dass der Kurs ihnen persönlich sehr geholfen habe und dass es wichtig sei, den Kurs in zukünftigen Semestern fortzusetzen.

Die formellen Evaluierungsergebnisse finden sich hier: owncloud.wu.ac.at/index.php/s/NxWDqkNjA4cAwez

Das Lehrgutachten findet sich hier: owncloud.wu.ac.at/index.php/s/PLA6st8YPQZHWAg

Eine Auswahl der aussagekräftigsten studentischen Reflexionsarbeiten stellen wir in anonymisierter Form hier zur Verfügung. Wir bitten ausdrücklich darum, diese nicht außerhalb der Jury weiter zu verbreiten: owncloud.wu.ac.at/index.php/s/5wAacC62qzf5KRi

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert des Kurses liegt darin, dass er das in anderen Kursen vermittelte kognitive Wissen über Nachhaltigkeitsthemen durch eine Stärkung von für die Nachhaltigkeitstransformation notwendigen psychosozialen Kompetenzen ergänzt. Indem die Studierenden von den Selbstreflexionsprozessen der anderen lernen, entwickeln sie Strategien zum Umgang mit Ungewissheit.

Die bemerkenswerte Bereitschaft der Studierenden, sich offen auf persönlich herausfordernde Themen einzulassen und einander trotz mancher weltanschaulicher Differenzen wertschätzend zu begegnen, führte zu tiefgehender Reflexion auch bei denjenigen, die zunächst zurückhaltend waren. Die zehn Unterrichtseinheiten spannen einen stimmigen Bogen, beginnend mit der Akzeptanz des Ernstes der Lage und der Beschäftigung mit unangenehmen Themen wie Ungewissheit und Tod. Danach spannt sich der Bogen zu abstrakteren Themen wie Wahrnehmungsverzerrungen und Klimagerechtigkeit sowie zu positiv besetzten Themen wie Selbstfürsorge und Lebensfreude. Erst zum Schluss geht es um das eigene Handeln. Die Bearbeitung der Themen in dieser Reihenfolge, mit nur minimalen inhaltlichen Inputs der Lehrenden und weitgehend basierend auf den Einsichten und Fragen der Studierenden, setzt nicht nur bei den Studierenden persönliche Entwicklungsprozesse in Gang.

Auch wir haben Lebensweisheiten von den Studierenden gelernt. Angesichts der schwer fassbaren Tragweite der Folgen des Klimawandels – auch derer, die in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht noch auf uns zukommen können – erscheint uns eine Auseinandersetzung über diese Herausforderungen auf Augenhöhe mit den Studierenden als sinnvoller Weg. Das Gruppensetting erweist sich dabei als wertvolle Ressource, um einerseits die Einzelnen einer fruchtbaren Irritation durch andere Sichtweisen auszusetzen, andererseits bisher bruchstückhafte Überlegungen gemeinsam zusammenzufügen und in der Gruppe Rückhalt für mutiges Handeln angesichts des Zusammenbruchs alter Gewissheiten zu finden.

Übertragbarkeit und Langlebigkeit

Das Projekt läuft seit 2023

Die Lehrveranstaltung wird jedes Semester an der WU Wien angeboten. Basierend auf unseren Eindrücken und dem Feedback der Studierenden nehmen wir laufend Optimierungen vor. Schrittbeschreibungen und Literaturauswahl müssen aktuell gehalten werden, um krisenhaften Entwicklungen gerecht zu werden. Was bleibt, ist das 10-Schritte-Grundmodell.

Das Kurskonzept ist gut skalierbar. Aufgrund des durchdachten 10-Schritte-Modells und der ausgewogenen Struktur der einzelnen Kurseinheiten ist das Konzept trotz der anspruchsvollen Ziele auch für Lehrende ohne psychotherapeutische Ausbildung umsetzbar. Es wird jedoch dringend empfohlen, das kurze Facilitator-Training des Good Grief Network zu absolvieren.

Eine Anpassung des Kurses an den speziellen Kontext ist empfehlenswert. Der Kurs kann auch gut an außeruniversitäre Settings angepasst werden, indem Verweise auf wissenschaftliche Debatten reduziert werden.

Eine Einschränkung stellt das hohe Betreuungsverhältnis von zwei Lehrenden für 15 Kursteilnehmer*innen dar. Eine Verringerung dieses Verhältnisses ist nicht möglich, ohne die Redezeit der Teilnehmenden einzuschränken, die zeitliche Aufteilung der Einheiten aus dem Gleichgewicht zu bringen oder das Sicherheitskonzept für den Fall emotional herausfordernder Situationen (die zwar tunlichst vermieden werden und bei uns nicht aufgetreten sind, jedoch nicht prinzipiell ausgeschlossen werden können) zu schwächen.

Institutionelle Unterstützung

Die Wirtschaftsuniversität Wien unterstützt die Lehrveranstaltung, indem sie das Angebot als freies Wahlfach ermöglicht. Sie stellt eine digitale Lernumgebung und einen Raum zur Verfügung. Der Kurs wird von Lehrpersonal der Universität angeboten. Darüber hinaus unterstützte die WU, indem sie das Angebot über einen Blogbeitrag bekannt machte. Auch die Initiative „Lectures4Future“, welche von der WU unterstützt wird, hilft bei der Bewerbung des Angebots.

Die Lehrveranstaltung wird regelmäßig und darüber hinaus freiwillig im Rahmen der WU-Lehrveranstaltungsevaluierung durch die Studierenden evaluiert. Das Feedback daraus wird laufend für Verbesserungen genutzt.

Das Feedback zur ersten Durchführung wurde konkret in der Form aufgegriffen, dass die Workload und ECTS für die aktuelle Durchführung erhöht wurden. Es wurde die Auseinandersetzung mit der Literaturliste intensiviert, in der Form, dass die Studierenden nun einen frei gewählten Text aus dieser Liste lesen und in Form einer schriftlichen Ausarbeitung kritisch diskutieren müssen. Es wird also die Komponente des kognitiven Wissenserwerbs durch Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Debatten und Theorien ausgebaut.