Zuletzt aktualisiert am 15.05.2025
Mikroneurochirurgisches Simulationstraining und Objektivierung der Skills-Evaluierung in der prä- und postgraduellen Lehre
Projektname des bereits eingereichten Projekts:
Ergänzung zur Einreichung: Mikroneurochirurgische Präparierübungen in der digitalen Transformation: Ganzheitliche Lehr- und Lernformen zur Förderung studierendenzentrierter Lehre (2023)
Ars Docendi Kategorie
Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ars Docendi Kriterien
- Innovative Hochschuldidaktik
Gruppengröße
< 20
Anreißer (Teaser)
Unser neurochirurgischer Simulator (SIMIS) überbrückt die Kluft zwischen theoretischem Lernen und praktischer Erfahrung in der Neurochirurgie. Er bietet eine realistische Umgebung, in der Studierende und Fachleute ihre Fähigkeiten verfeinern und Techniken üben können, ohne Patienten zu gefährden.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das operative Ausschalten von Aneurysmen (Clipping) erfordert präzises Können und anatomisches Wissen. Innovative Schulungslösungen wie Simulatoren und 3D-Visualisierungstools sind entscheidend für die Ausbildung von Neurochirurg:innen. Ein Simulator (Projekt SIMIS), entwickelt von der MedUni Wien und dem Politecnico di Milano, bietet virtuelle und physische Trainingsoptionen für nicht rupturierte intrakranielle Aneurysmen. Ein interaktiver Clipping-Simulator mit Augmented Reality-Technologie ermöglicht die Echtzeitsimulation von Clip- und Aneurysma-Interaktionen.
Die Lehrveranstaltung "Mikroneurochirurgische Präparationsübungen" bietet theoretische und praktische Grundlagen für Studierende mit Interesse an zerebrovaskulärer Neurochirurgie und wurde durch den Einsatz der modernen, realistischen Simulatoren erweitert. Die COVID-19-Pandemie erforderte Anpassungen, einschließlich Fernunterricht und neuen Lehrmethoden. Durch Kooperationen konnten prä- und postgraduale Lehrangebote mit Präsenzunterricht und digitalen Medien angeboten werden. Eine erst kürzlich publizierte Studie zur Validierung der entwickelten Simulatoren zeigte signifikante, objektivierbare Verbesserungen der mikrochirurgischen Skills und Verschlussraten. Das Projekt erhielt am 12.3.2024 den Ehrenpreis für Exzellente Lehre der Universität.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The surgical treatment of aneurysms (clipping) requires precise skills and anatomical knowledge. Innovative training solutions such as simulators and 3D visualization tools are crucial for the education of neurosurgeons. A simulator (project SIMIS), developed by the MedUni Vienna and the Politecnico di Milano, offers virtual and physical training options for unruptured intracranial aneurysms. An interactive clipping simulator with augmented reality technology enables real-time simulation of clip and aneurysm interactions.
The course "Microneurosurgical Preparation Exercises" provides theoretical and practical foundations for students interested in cerebrovascular neurosurgery and has been expanded through the use of modern, realistic simulators. The COVID-19 pandemic necessitated adjustments, including distance learning and new teaching methods. Through collaborations, pre- and postgraduate teaching programs with in-person instruction and digital media were offered. A recently published study validating the developed simulators demonstrated significant, objectively measurable improvements in microsurgical skills and closure rates. The project received the University's Excellence in Teaching Award on March 12, 2024.
Nähere Beschreibung des Projekts
Das operative Ausschalten von Aneurysmen (Clipping) ist in der Neurochirurgie ein ebenso heikles wie kompliziertes Verfahren, das präzises Können und umfassende anatomische Kenntnisse erfordert. Innovative Schulungs- und Planungslösungen wie fortschrittliche Simulatoren und 3D-Visualisierungstools sind von entscheidender Bedeutung, um Neurochirurg:innen mit dem nötigen Fachwissen und Selbstvertrauen auszustatten, das sie benötigen, um die Komplexität der Aneurysma-Behandlung effektiv zu bewältigen.
Der Simulator, der am Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit Fachexpert:innen der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und des Departments für Elektronik Information und Bioengineering des Politecnico di Milano entwickelt wurde, kann sowohl virtuell (Augmented Reality) als auch physisch (3D-Drucke) eingesetzt werden. Er bildet nicht rupturierte intrakranielle Aneurysmen mit hoher anatomischer und haptischer Genauigkeit nach. Der physische Simulator wird mit Hilfe der an der Medizinischen Universität Wien verfügbaren 3D-Druckertechnologien sowie dem Silikon-3D-Druck der Schweizer Firma Spectroplast hergestellt. Der digitale Simulator ist ein interaktiver Clipping-Simulator mit Visualisierung in Augmented Reality-Technolgie durch die Verwendung einer HoloLens 2-Brille, die mit einem Laptop verbunden ist, auf dem eine Echtzeitsimulation der Interaktion zwischen Clip und Aneurysma läuft.
Die Lehrveranstaltung "Mikroneurochirurgische Präparationsübungen" ermöglicht seit Jahren den Studierenden das Erlernen neurochirurgischer, und insbesondere mikrochirurgischer Arbeitstechniken. Das Wahlfach-Angebot richtet sich an alle Studierenden mit starkem Interesse an zerebrovaskulärer Neurochirurgie, Aneurysma- und Bypasschirurgie um theoretische und praktische Grundlagen der operativen Techniken zu erlernen. Die COVID-19 Pandemie hat auch uns bei der Durchführung dieses Wahlfaches vor Herausforderungen gestellt und erforderte Anpassungen des Formates. Strikte Hygienerichtlinien, kurze Laborzeiten sowie Distance learning des Theorieunterrichtes führten zur Etablierung eines neuen, ganzheitlichen Lehr- und Lernangebotes.
Durch die engmaschige Kooperation des Zentrums für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik und der Univ.Klinik für Neurochirurgie konnte eine Kombination aus Präsenzunterricht, Fernstudium und Einsatz digitaler Medien einschließlich „Augmented Reality“ sowie patientenspezifischer 3D-gedruckter realistischer Simulatoren, in der prä- sowie postgraduellen Lehre angeboten werden. Die interaktive Erarbeitung des theoretischen Hintergrundes durch Studierende sowie das Angebot von Lehrvideos (Step-by-step Anleitung von Mikroanastomose-Techniken) führten dazu, dass alle innerhalb von 3 Stunden erfolgreich Bypässe am Modell nähen konnten.
Abseits der erfreulichen Evaluationen durch die Studierenden und Kursteilnehmer:innen freuen wir uns sehr, dass unsere Publikation unter dem Titel 'An evaluation of physical and augmented patient-specific intracranial aneurysm simulators on microsurgical clipping performance and skills: a randomized controlled study' in der Januarausgabe 2024 des Top-Journals Neurosurgical Focus mit angenommen wurde.
In der jüngst durchgeführten Studie des interdisziplinären Teams vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik sowie der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien präsentieren wir darin die Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten Validierungsstudie der beiden hierorts entwickelten Simulatoren (AR und 3-D gedruckt). Alle Assistenzärzt:innen unserer Abteilung (allesamt PhD Studierende bzw. Absolventen) wurden dabei in die mikrochirurgischen Techniken der Aneurysma Clipping Operationen eingeführt. Auf Basis objektiver Messparameter (u. a. Videodokumentation, Smartwatch-Tremorauswertung und Photon-Counting-CT) konnte nach insgesamt 180 Simulationen ein signifikanter Nutzen in Bezug auf die aktive Simulationszeit, die Clipping-Versuche und die radiologische Verschlussrate bei Aneurysma-Operationen abgeleitet werden.
Bereits im November 2023 war der Simulator in das praktische mikrochirurgische Trainingsseminar einbezogen worden, das von der European Association of Neurosurgical Societies (EANS) in Cluj, Rumänien, unterstützt wurde.
Am 12.3.2024 wurde dem Projekt am Tag der Universität der Ehrenpreis für Exzellente Lehre durch Vizerektorin Univ.-Prof.in Dr.in Anita Rieder überreicht.
Akzeptanz und Resonanz
Das SIMIS Simulationsprojekt wird seit 2023 von der EANS (European Association of Neurological Surgery) im Rahmen der mikrochirurgischen Kurse (Cluj 2023, EANS Boot Camp Milano 2024, EANS Endovascular Course Sofia) eingesetzt.
Weiters wird der Simulator neben der studentischen Lehre im Rahmen des Europäisch-Japanischen Zerebrovaskulären Kongresses (EJCVC 2024) im Juni diesen Jahres ausgestellt werden.
Nutzen und Mehrwert
- Die interaktive Erarbeitung des theoretischen Hintergrundes durch Studierende und der LV-Leiter (Webex) sowie das Angebot von Lehrvideos (Step-by-step Anleitung von Mikroanastomose-Techniken) führten dazu, dass alle innerhalb von 3 Stunden erfolgreich Bypässe am Modell nähen konnten.
- Durch die engmaschige Kooperation des Zentrums für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik und der Univ.Klinik für Neurochirurgie konnte eine Kombination aus Präsenzunterricht, Fernstudium und Einsatz digitaler Medien einschließlich „Augmented Reality“ sowie patientenspezifischer 3D-gedruckter realistischer Simulatoren, erstmalig auch Studierenden (Humanmedizin, Doctoral program Clinical Neurosciences CLINS, Univ.Klinik für Neurochirurgie) angeboten werden.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2020
Entwicklung des Simulators seit 2020
Einsatz des Simulators in der studentischen Lehre seit WS 2022/23
Einsatz bei internationalen mikrochirurgischen Skills-Workshops seit Mai 2023
Institutionelle Unterstützung
Die Univ.Klinik für Neurochirurgie stellt für die Dauer des mikrochirurgischen Präparierkurses das Forschungslabor (8H) mit Mikroskopen, Nahtmaterialien sowie Mikronstrumenten (selbes Set-up wie der offizielle, internationale mikrochirurgische Workshop für neurochirurgische Spezialisten) den Studierenden zur Verfügung.
Das Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik und das Team von Prof. Moscato hat für die Entwicklung der beiden präsentierten Simulatoren sowohl Infrastruktur, Personal und Know-How zur Verfügung gestellt.
Frau Doz.Dr. Kolbus vom Technologietransfer der Medizinischen Universität unterstützt und begleitet das Projekt seit Jahren. Für den entwickelten Simulator wurde ein Patentantrag gestellt. Diese Bemühungen wurden durch die AWS-Förderung Nr. P2410019-W3G01 mit dem Titel "Neuer patientenspezifischer chirurgischer Simulator" finanziert.