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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025

Lernziel- und kompetenzorientierte Neuausrichtung des zweisemestrigen Projektpraktikums im Rahmen des Bachelorstudiums „Projektmanagement & IT“

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Lernergebnisorientierte Prüfungskultur und deren Verankerung in der Lehrveranstaltung

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Ziele dieser Neuausrichtung des zweisemestrigen Projektpraktikums waren:

 

• Aktualisierung des Herzstücks des BA-Studiengangs an das heute im Berufsleben etablierte Qualifikationsprofil für Projektmanagement.

• Überarbeitung der Lernergebnisse, um daraus eine aussagekräftige, alle relevanten Kompetenzbereiche umfassende Beurteilung der individuellen Leistungen sowie der Gruppenleistung zu ermöglichen.

• Angebot eines individuellen Coachings für jeden/jede Studierende/n mit Fokus auf soziales Verhalten im Team, Persönlichkeitsentwicklung und karriereorientiertes berufliches Verhalten.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The main objectives of the further development of the project training course were:

 

• Alignment of the core elements of the bachelor programme towards actual skills profiles in project management.

• Revision of learning outcomes, in order to develop a significant assessment scheme which comprises all relevant skills areas and which allows for comprehensive assessment of individual achievements and contributions.

• Offering students personal coaching focusing on social behavior in teams, personality development and career-oriented professional behavior.

Nähere Beschreibung des Projekts

ZIEL: LERNEN IM REALEN PROJEKT

Nach Abschluss des BA-Studiengangs „Projektmanagement & IT“ sollen die Absolvent/inn/en in der Lage sein, Teams zu leiten und Projekte erfolgreich umzusetzen. Dies erfordert ein Kompetenzportfolio, das über rein fachbezogene PMKompetenzen hinausgeht: In zahlreichen Lehrveranstaltungen des Studiengangs werden Fachkompetenzen aus IT, BWL und Recht sowie Sozial- und Selbstkompetenzen in Grundlagen- oder Aufbaulehrveranstaltungen erworben. Diese sind jedoch nicht vorrangig darauf angelegt, das Erlernte in einer realen Projektkonstellation anzuwenden und zu reflektieren.

 

Aus diesem Grund ist das zweisemestrige Projektpraktikum als fächerübergreifende Lehrveranstaltung konzipiert, in der die Studierenden gefordert sind, die Praxistauglichkeit ihrer erworbenen Kompetenzen in einem konkreten Projekt für eine/n externe/n Auftraggeber/in, in der Regel Unternehmen, zu erproben und zu reflektieren. In der Lehrveranstaltung wird jedes Projektteam (je 5 bis 8 Studierende) von einem/einer Lektor/in unterstützt, wobei der/die Lektor/in nur bei der Projektinitialisierung eine aktive Rolle einnimmt und im Verlauf der weiteren Projektumsetzung das Coaching und die Beurteilung des Projektteams verantwortet. Im Laufe der letzten elf Jahre wurden mehr als hundert solcher Projekte durchgeführt (> Link Beispiele Projektbroschüre PIT).

 

ARBEITSGRUPPE „PROJEKTPRAKTIKUM NEU“:

Im Wintersemester 2017 startete der neue Studienplan des Studiengangs „Projektmanagement & IT“ mit dem klaren Auftrag, in höheren Semestern eine noch intensivere Anwendung und Vernetzung der bereits erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen zu ermöglichen.

 

Dies erforderte ein kritisches Hinterfragen des bisherigen Projektpraktikumdesigns. Im Herbst 2017 startete dazu eine Arbeitsgruppe bestehend aus Studiengangsleitung, PM-Fachbereichsleitung, Lektor/inn/en und Hochschuldidaktiker der FH des BFI Wien. Die Arbeitsgruppe erarbeitete bis März 2018 ein Konzept für eine kompetenzorientierte Neuausrichtung und Beurteilung der Lehrveranstaltung. Eine wesentliche Grundlage dafür bildete das neue, an der FH des BFI Wien seit Jänner 2018 gültige hochschuldidaktische Konzept mit den vier Leitprinzipien: Lernzielorientierung ,Kompetenzorientierung, studierendenzentrierte Lehre sowie selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen. Im Sommersemester 2018 und Wintersemester 2018/19 wurde das neue Lehrveranstaltungskonzept mit zwei Studierendenteams als Pilotprojekt umgesetzt.

 

Darauf aufbauend wurde Feedback der beteiligten Studierenden, Lektor/inn/en und Projektauftraggeber/innen für die Weiterentwicklung des Lehrveranstaltungsdesigns eingeholt. Im Wintersemester 2018/19 gab es zwei Workshops mit allen sechs Lektor/inn/en, die als Projektcoaches die Studierendenprojekte unterstützen, um das neue Lehrveranstaltungsdesign bei allen Studierendenprojektteams der Lehrveranstaltung umzusetzen.

 

LERNZIELMATRIX:

Im ersten Schritt wurden die Lernziele grundlegend weiterentwickelt. Das in den Vorsemestern angeeignete Wissen aus verschiedenen Fachbereichen (PM, BWL, Recht, Persönlichkeitsentwicklung, Englisch) sowie die bei berufsbegleitend Studierenden oft relevante Berufserfahrung sollen sinnvoll in einem konkreten Projekt angewendet werden. Der erfolgreiche Projektabschluss hängt vom komplexen Zusammenspiel einer Reihe von Faktoren ab (Zusammenarbeit im Team und Management des Teams und der Stakeholder, Leistungserbringung mit Budgetrestriktionen und projektspezifischen Risiken). Die Studierenden sind über den gesamten Projektlebenszyklus selbst für Planung, Umsetzung und Erfolg des Projekts verantwortlich und werden dabei vom/von der Lektor/in gecoacht.

 

Im Rahmen des Projekts wurde eine Lernziel-Matrix (> Link) entwickelt, die es ermöglicht, die Kompetenzdimensionen Fach-, Methoden, Sozial- und Selbstkompetenzen mit einer auf Anderson & Krathwohl (2001) basierenden Lernzieltaxonomie zu verknüpfen und einzelne Lernziele noch stärker bestimmten Arbeitsphasen im Projekt zuzuordnen. Damit ergab sich auch eine stärkere Gewichtung von Sozial- und Selbstkompetenzen.

 

Im Projektpraktikum ist die Eigenständigkeit und Selbstverantwortung der Studierenden in der Projektdurchführung besonders wichtig. Daher wurden in verstärktem Maß die Lernzielstufen Anwenden, Analysieren und Evaluieren mit Sozial- und Selbstkompetenzen verknüpft. Auf diese Weise wurden Kompetenzen in die Lernzielformulierung integriert, die sowohl für spezifische PM-Berufsfelder als auch für fach- und berufsübergreifende Querschnittskompetenzen hoch relevant sind.

So sind die Studierenden zum Beispiel in Bezug auf ihre sozialen Kompetenzen gefordert, auf der Lernzielstufe „Analysieren“ die Projektaufgaben und -rollen innerhalb des Projektteams aufgrund individueller Fähigkeiten und Interessen selbstorganisiert zu verteilen und dies zu begründen. Im Bereich der Selbstkompetenzen wiederum zählt beispielsweise eine Selbstbewertung und Reflexion der eigenen Beiträge zur Teamarbeit und zum Gelingen des Projektvorhabens zu den Aufgaben der Studierenden.

 

KOMPETENZORIENTIERTE PRÜFUNGSFORMATE:

Im nächsten Schritt wurden die Bewertungsmethoden für Einzel- und Gruppenleistungen grundlegend überarbeitet. Dabei folgte das Projektteam vier Leitgedanken:

 

(1) Die Prüfungsmethoden müssen geeignet sein, die Erreichung der angestrebten Lernergebnisse in Form von konkretem Verhalten und konkreten Projektergebnissen zu erfassen.

(2) Da in der Lehrveranstaltung 8-10 Studierendengruppen mit unterschiedlichen Projektcoaches aktiv sind, müssen die Bewertungsschemata bei prinzipiell gleichartigen Aufgabenstellungen, aber sachlich unterschiedlichen Projektaufträgen objektiv, reliabel und valide sein und damit in unterschiedlichen Rahmenbedingungengerechte und gleiche Bewertungskriterien vorsehen.

(3) Die Bewertungsmethoden müssen Feedback an die Studierenden umfassen, damit die Lehrenden in ihrer Rolle als Coaches die Entwicklung von Selbst- und Sozialkompetenzen fördern und diese mit den Studierenden reflektieren können.

(4) Das gesamte Bewertungsschema muss für die Studierenden sinnvoll, nachvollziehbar und fair sein.

 

Der/die Lektor/in kann die Teamaktivitäten nur von außen beobachten, die konkreten individuellen Beiträge jedes Teammitglieds sind für ihn/sie kaum sichtbar. Daher wurde ein vierstufiger Reflexionsprozess (> Link) eingeführt, der nach der Detailplanung der Projekte (4. Semester) und zum Projektabschluss (5. Semester) durchgeführt wird:

• Schritt 1: Mittels Fragebögen zur individuellen und Teamperformance bekommt der/die Lektor/in einen Einblick in die Teamaktivitäten und -leistungen.

• Schritt 2: Vertrauliche Einzelgespräche für individuelle Reflexion und darauf aufbauendes Coaching.

• Schritt 3: Daran schließt eine Gruppenreflexion an, um die bisherige Teamperformance zu reflektieren und daraus Verbesserungsvorschläge und Lessons Learned zu bearbeiten.

• Schritt 4: Darauf aufbauend reflektieren die Studierenden individuell und schriftlich über das bisherige Projekt und formulieren persönliche Entwicklungsziele.

 

Das Beurteilungsschema wurde gleichzeitig breiter und spezifischer gestaltet. Bisher wurde die Benotung zu 100% vom Lektor/von der Lektorin bestimmt. Die drei wichtigsten Änderungen waren:

 

(1) Der/die Projektauftraggeber/in vergibt nun 20% der LV-Note: Er/sie bewertet,

• nach dem 1. Projektsemester, wie gut das Projektteam die Bedürfnisse/Probleme des Kunden/der Kundin erkannt hat

• zum Projektabschluss die Zufriedenheit mit dem Projektergebnis

• in beiden Semestern die Zufriedenheit mit der Kommunikation mit dem Projektteam

(2) Der/die Lektor/in beurteilt die zweckmäßige und korrekte Anwendung des PM-Fachwissens sowie die Projektdokumentation (50% der LV-Note)

(3) Die verbleibenden 30% der LV-Note werden für die teaminterne Reflexion und die

Wahrnehmung durch externe Stakeholder vergeben:

• Beim beschriebenen Reflexionsprozess werden die aktive Teilnahme an der Gruppenreflexion sowie die Ergebnisse des 4. Schritts (schriftliche Reflexion) bewertet.

• Das Projektpraktikum wird mit einer Projektvernissage würdig abgeschlossen, bei der alle Projektteams ihre Ergebnisse vor einer Fachjury präsentieren. Die Fachjury stellt die Sichtweise der externen Stakeholder dar. Bewertet wird die Verständlichkeit der Projektdokumentation, der Projektstand selbst sowie die Kompetenz der Studierenden, das Projekt zu erklären.

 

Die Beurteilung der Projektteams und der einzelnen Teammitglieder erfolgt somit aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Diese 360 Grad-Beurteilung ist der Berufswelt nachempfunden, in der Projektteams kontinuierlich die Zufriedenheit des/der Auftraggebers/Auftraggeberin, des/der Vorgesetzten und externer Stakeholder ebenso wie die konstruktive Zusammenarbeit mit Kolleg/inn/en sicherstellen müssen.

 

Im Projekt wurden zu diesem Zweck kompetenzorientierte Bewertungs-, Feedback- und Reflexionsformate entwickelt, die zum Teil online in der Moodle-Lernplattform umgesetzt werden. Diese umfassen:

 

• Rubrics (> Link) für die Erfassung und Bewertung aller operativen Projektschritte:

Für die Beurteilung der PM-Kompetenzen wie auch die Bewertung durch den/die Projektauftraggeber/in gibt es zur besseren Orientierung und Kalibrierung eine konkrete Beschreibung der unterschiedlichen Erfüllungsgrade der einzelnen Kriterien.

 

• Peer-Assessment-Methoden für die Selbstbewertung und Selbstreflexion der Projektteams:

Im Peer-Assessment beurteilen sich die Teammitglieder am Ende jedes Semesters gegenseitig nach sozial relevanten Verhaltensdimensionen wie Kooperationsbereitschaft, Teamfähigkeit, Kompromissfähigkeit und individuellem Beitrag zum Teamerfolg. Zu diesem Zweck wurde in Moodle ein Befragungstool eingerichtet, das zwei Ergebnisse liefert: (1) eine Bewertung jedes einzelnen Mitglieds aus Sicht der anderen Teammitglieder; (2) für jede Verhaltensdimension einen Durchschnittswert für das gesamte Team. Zusätzlich können die Studierenden ihre individuelle Fremdbeurteilung mit den Durchschnittswerten für die jeweilige Verhaltensdimension vergleichen.

 

Diese beiden Ergebnisse – Fremdbeurteilung und Selbstbeurteilung – sind nicht benotungsrelevant. Sie sind vielmehr die Grundlage für die Reflexionen über die Qualität der Teamarbeit, welche die Coaches mit den Studierenden durchführen. Wie die ersten Erfahrungen zeigen, besitzt dieses Peer Assessment-Verfahren drei Vorteile: (1) Die Teamreflexion mit den Studierenden wird sachbezogener; (2) die Studierenden können die Ergebnisse aufgrund der Objektivierung sehr gut annehmen; (3) die Coaches verfügen über ein Instrument für die Weiterentwicklung der „Teamkultur“.

 

• Self-Assessment-Techniken für die individuelle Selbstreflexion der Teammitglieder:

Das Self-Assessment ist ein kurzer, auf arbeitspsychologischen Skalen beruhender Fragebogen, mit dem die Studierenden ihre Eigenständigkeit und Initiative bewerten. Die Coaches nutzen die Befragungsergebnisse für die Einzelreflexionen mit denStudierenden, in denen – wie bei den Peer Assessments – sowohl positives Feedback als auch Verbesserungsmöglichkeiten der einzelnen Teammitglieder besprochen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist auch das Self-Assessment nicht benotungsrelevant. Jedoch sind die Studierenden im Anschluss gefordert, eine schriftliche Dokumentation über die Einzelreflexion zu verfassen, die bewertet wird und in die Gesamtnote einfließt.

 

ROAD MAP DES PROJEKTPRAKTIKUMS:

APRIL: Die externen Projektauftraggeber/innen präsentieren den Studierenden ihreProjektideen. Dabei handelt es sich um reale Problemstellungen (Beispiele). Die Studierenden reihen die Projektideen per Stimmzettel nach ihrem Interesse. Die Projektpräferenz wird von der Fachbereichsleitung gemeinsam mit dem für das jeweilige Projekt notwendige Fachwissen für die Einteilung der Projektteams verwendet.

MAI-JUNI: Nachdem die Studierendenteams gebildet wurden, erarbeitet jedes Projektteam einen Lösungsvorschlag, Detailplan und Projektvertrag, die mit dem/der Auftraggeber/in abgestimmt werden.

SEPTEMBER-DEZEMBER: Die im Rahmen des Projektvertrags festgelegten Ziele und Modalitäten des Projekts werden vom Studierendenteam im zweiten Projektsemester (6 ECTS) umgesetzt. Etwaige Änderungswünsche und geforderte Nachbesserungen müssen – wie in der Berufswelt auch – zwischen Auftraggeber/in und Projektteam ausverhandelt werden.

JÄNNER: Den Abschluss des Projektpraktikums bildet die Projektvernissage, bei der alle Studierendenprojekte gemeinsam mit den Projektauftraggeber/innen präsentiert und die besten Projekte von einer Fachjury und dem Publikum bewertet und prämiert werden (Vernissage 2019).

 

REFERENZEN:

Anderson, L. W. & Krathwohl, D. R., eds. (2001). A taxonomy for learning, teaching, and assessing: A revision of Bloom's taxonomy of educational objectives. Addison Wesley Longman.

Biggs, J. / Tang, C. (2007) Teaching for Quality Learning at University; Maidenhead: McGrawHill Education.

Fachhochschule des BFI Wien (2018) Hochschuldidaktisches Konzept, Wien.