Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025
Lernen mit Herz, Hirn und Humor: forschungsbasierte Lehre gemeinsam entwickeln
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Das Bild habe ich selbst erstellt

Das Bild illustriert die Ko-konstruktion von Lernenden mit ihren Emotionen (Herzen) und kognitiven Prozessen (Zahnräder)
Ars Docendi Kategorie
Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ars Docendi Kriterien
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
20-49
Anreißer (Teaser)
Forschendes Lernen und forschungsbasierte Lehre werden gemeinsam mit Studierenden entwickelt. Die pädagogische Kohärenz von Herz, Hirn und Humor wird gezielt genutzt, um personale und pädagogische Kompetenzen zu stärken und Beziehungen zu gestalten.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das Lehrprojekt verbindet emotionale, kognitive und soziale Elemente mit einem ko-kreativen Ansatz, der forschendes Lernen und forschungsbasierte Lehre in der Lehrpersonenprofessionalisierung kombiniert.
Seine innovative Charakteristik erhält das Projekt durch den gezielten Einsatz von Humor als kognitive, soziale und motivationale Ressource sowie durch eine aktive partizipative Lehre-Entwicklung. Im Fokus des Lehrprojekts steht die Förderung von Selbst-, Beziehungs- und Fachkompetenz der Studierenden. Reflexion und Proflexion dienen dabei als Brücke, um die persönlichen Erfahrungen und professionellen Entwicklungsperspektiven der Studierenden zu verbinden und um wissenschaftliche Erkenntnisse zu ergänzen.
Innerhalb eines curricularen Rahmens wählen die Studierenden demokratisch die Hauptthemen aus, die sie erforschen möchten. Durch ihre aktive Mitgestaltung der Lehre, durch Forschung und ko-konstruktive Erfahrungen erleben sie ihre Entscheidungen und Handlungen als kollektiv wirksam und praktizieren „doing democracy“ in Bildungsprozessen.
Das Lehrprojekt folgt einer fünfphasigen Struktur, wobei jede Phase unter einem eigenen Motto steht: 1) Forschungsbasierte Lehre ko-konstruieren, 2) Reflexion und Proflexion treffen Humor, 3) Zwischen Vision, Alltag und empirischer Forschung, 4) Kommunikation (ohne Worte), 5) Lernen verstehen, Lehren verbessern.
Die studentischen Reflexionen lassen eine hohe Wirksamkeit dieses partizipativen, forschungsbasierten Formats vermuten.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The teaching project integrates emotional, cognitive, and social elements through a co-creative approach, combining inquiry-based learning with research-based teaching.
This project assumes an innovative character by strategically utilizing humor as a cognitive, social, and motivational resource, as well as through active participatory teaching development—collaboratively with students and the lecturer. The focus lies in fostering students' self-competence, relationship skills, and professional competence, particularly for prospective teachers. Retrospective and prospective reflection serve as a bridge to connect personal experiences with professional development goals, complemented by scientific findings.
Within a curricular framework, students democratically select the main topics they wish to explore. Through active participation, research, and co-constructive experiences, they experience their decisions and actions as collectively effective and practice 'doing democracy' in educational processes.
The teaching project follows a structured five-phase framework, each phase having its own motto: 1) Co-constructing research-based teaching, 2) Reflection and proflection meet humor, 3) Between vision, everyday life, and empirical research, 4) Communication (without words), 5) Understanding learning, improving teaching.
Student reflections of their experiences ans learning processes indicate that this participatory, research-based format can be highly effective.
Nähere Beschreibung des Projekts
Theoretischer Hintergrund, Motivation & Ziele
Eine zentrale Herausforderung der Lehrpersonenprofessionalisierung an Hochschulen und Universitäten besteht darin, die Relevanz theoretischer und forschungsmethodischer Inhalte für die Lehrpraxis sichtbar und für Studierende erfahrbar zu machen (Buch & KoLBi-Team, 2023). Gleichzeitig beklagen Studierende begrenzte Mitgestaltungsmöglichkeiten und fehlende Freiräume für persönliche Entfaltung (Baumann, 2023a; Mammes & Rotter, 2022). Der konstruktivistische Ansatz des forschenden Lernens (Huber, 2009) bietet hier eine Lösung: Er ermöglicht Studierenden, eigene Erkenntnisinteressen als Ausgangspunkt für Erfahrungen und Lernprozesse zu nutzen (Dewey, 1938), eigene Forschungsfragen zu entwickeln, systematische Untersuchungen durchzuführen, Ergebnisse kritisch sowie in Bezug auf die Praxis reflektieren und so den Wert forschungsbasierten Arbeitens zu erfahren.
Forschendes bzw. forschungsbasiertes Lernen bedeutet auch, die eigenen Lernerfahrungen und -inhalte aktiv mitgestalten zu dürfen. Ein partizipativer Ansatz kann nicht nur eine wissenschaftliche Haltung fördern, sondern auch Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit stärken – beides zentrale Faktoren für die Professionalisierung angehender Lehrpersonen (Bauer et al., 1996). Mitgestaltung in Studium und Lehre impliziert ko-konstruktive Zusammenarbeit zwischen Lehrveranstaltungsleitungen und den Studierenden sowie den Studierenden untereinander. Ko-Konstruktion bzw. Kooperation sind ebenfalls eine zentral für die Lehrpraxis, und sie erfordern die Fähigkeit zur professionellen Zusammenarbeit und gehen mit kollektiver Selbstwirksamkeit einher (Hattie, 2015).
Mitgestaltungserfahrungen, partizipative und ko-konstruktive Lernprozesse während des Studiums ermöglichen individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitserfahrungen, können Selbst- und Beziehungskompetenzen stärken und später die Bereitschaft fördern, auch Schüler:innen aktiv in Entscheidungen über ihre Lernprozesse einzubeziehen und mit Kolleg:innen zu kooperieren.
Ziel war also die Entwicklung eines innovativen hochschuldidaktischen Lehrveranstaltungskonzepts, das forschungsbasierte Lehre und aktive Mitgestaltung verbindet und gleichzeitig mit curricularen Kompetenzvorgaben kompatibel ist. Als zukunftsweisender Ansatz zur praxisbezogenen Verknüpfung impliziten Erfahrungs- und forschungsbasierten Wissens fungieren Reflexionen, die über klassische Reflexionsmodelle hinausgehen, fortwährend als methodische Brücken. Sie sollen vor allem Perspektiven für die Prospektive bei den Studierenden eröffnen: im Sinne einer Proflexion (Fischer 1965/2007), die auf die unmittelbare Anerkennung des:der Anderen und auf Praxisbezug zielt sowie im Sinne einer antizipierenden und entwicklungsorientieren Haltung (reflection for action, Baumann 2023b), die Erfahrungen aus der Vergangenheit für Zukünftiges nutzt. (Retrospektive) Analysen werden dabei stets mit einer antizipativen Perspektive verknüpft, die kreative Handlungsoptionen und Entwicklungsziele in den Blick nimmt.
Durch den gezielten Einsatz von Humor, der kognitive, emotionale und motivationale Prozesse synergetisch unterstützt (Bieg & Dresel, 2018), wird eine positive Lernatmosphäre geschaffen, Reflexionsprozesse auf humorvolle Weise angeregt, die Verarbeitung komplexer Inhalte erleichtert und die Aufmerksamkeit gesteigert. Durch humoristische Zuspitzung von Problemsituationen können konflikthafte Erfahrungen der Studierenden aus ihrer eigenen Bildungsbiografie positiv umgedeutet, Denkmuster hinterfragt und metakognitive Prozesse stimuliert werden.
Ziel des Lehrprojekts ist die Reflexion und Proflexion der Rolle der Lehrperson im strukturellen Bildungsgefüge und die Förderung von Selbst-, Beziehungs- und Fachkompetenz als Grundlage für eine evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung. Die Studierenden setzen sich hierzu forschend-reflexiv und humorvoll mit ihren eigenen Erfahrungen im Bildungsgefüge auseinander. Sie re- und proflektieren ihre Entwicklung und ihre Rolle – retrospektiv als Lernende und prospektiv als Lehrpersonen – und verknüpfen diese mit aktuellen Forschungsergebnissen.
Methodik
Basierend auf dem theoretischen Hintergrund, der Motivation und den Zielen folgt das Lehrprojekt fünf didaktischen Maximen. (1) Partizipative und (2) ko-konstruktive, forschungsbasierte und reflexive Didaktik soll Studierenden Wahlfreiheit und aktive Mitgestaltung ermöglichen. Durch die Durchführung eines gemeinsamen Forschungsprojekts, eigenverantwortlich gestaltete Mini-Workshops und individuelle sowie kollektive Reflexionen werden Selbstkompetenzen gestärkt, Beziehungen gestaltet und Fachkompetenzen gefördert. (3) Reflexion und Proflexion dienen als methodische Brücken, um Theorien als praxisrelevante Orientierungshilfen für die eigene Lehrtätigkeit zu verstehen. (4) Humor wird als pädagogische Ressource gezielt eingesetzt – strukturell durch das Bruno-Scala-Ritual zu Beginn jeder Einheit und situativ durch kooperative Selbstironie, die humorvolle und kreative Reflexion stereotyper Lehrer:innenbilder, spontane Interventionen und humorvolle Visualisierungen. (5) Forschungsbasiertes Lernen und Lehren wird durch wissenschaftliche Fachliteratur und deren Bearbeitung mittels Double-Entry-Journals, durch das Einhalten von Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens (z.B. APA-Zitation) und durch die reflexive Verbindung von Theorie, Empirie und Praxis umgesetzt. Der Hauptfokus liegt auf der Durchführung eines Forschungsprojekts, das in sieben Mini-Forschungsprojekte unterteilt ist und dem Prinzip des forschenden Lernens folgt.
Die Umsetzung erfolgt in fünf Phasen. Reflexion und Proflexion sind dabei durchgängig integraler Bestandteil, wodurch Studierende lernen, dass es keine festen Rezepte für professionelles Handeln gibt, sondern wissenschaftliche Modelle Orientierung bieten und zur Ableitung eigener Handlungsoptionen genutzt werden können.
Umsetzung
IIm Folgenden sind die fünf Phasen mit je einem leitenden Motto konzis beschrieben. Die detaillierten Beschreibungen, Aufgabenstellungen und Erläuterungen zu den Methoden sowie ausgewählte Ergebnisse der Studierenden sind unter dem angeführten Link einzusehen.
Phase 1: Forschungsgeleitete Lehre ko-konstruieren: Selbstkompetenz stärken, Beziehung gestalten
Die Einstiegsphase legt den Fokus auf aktive Partizipation, Selbstkompetenz und Beziehungsaufbau zwischen Dozentin und Studierenden sowie Studierenden untereinander. Dies geschieht durch gezielte Reflexions- und Proflexionsprozesse und eine demokratische Themenwahl. Das ermöglicht den Studierenden, den Kurs aktiv mitzugestalten. Weil sie erfahren, dass ihre Entscheidungen für alle wirksam sind, kann das ihr Demokratieverständnis und ihre Selbstwirksamkeitserwartung stärken.
Phase 2: Reflexion und Proflexion treffen Humor – Wie wir Lehrpersonen wahrnehmen und wer wir sein wollen
Phase 2 verbindet individuelle Reflexion und ko-konstruktive Prozesse mit einer humorvollen Auseinandersetzung mit stereotypen Lehrerbildern. Ziel ist es, auf humorvolle Weise eigene Denkmuster zu hinterfragen, ggf. zu rekonstruieren und zukünftige pädagogisch-professionelle Rollenbilder zu entwickeln. Diese Phase stärkt – insbesondere durch den humorvollen Charakter – die Beziehung aller Seminarteilnehmenden und mündet in der Erstellung einer Teaching Philosophy, die in Phase 3 überleitet.
Phase 3: Zwischen Vision, Alltag und empirischer Forschung – Was bleibt (wenn’s stressig wird)?
Phase 3 stellt den Hauptfokus des Seminars dar: forschungsbasiertes und forschendes Lernen zu einem Wahlthema der Studierenden. In diesem Fall bezieht sich dieses auf die Förderung von Selbstkompetenz („Stress & Umgang mit Überforderung“). Hierbei verbinden die Studierenden wissenschaftliche Theorie mit praktischer Forschung und entwickeln empirisch gestützte Erkenntnisse. Die Studierenden erarbeiten eigene Forschungsfragen, praxisnahe und forschungsbasierte Erkenntnisse, wobei sie sich kollektiv als wirksam erleben und empirische Forschung im Kontext ihrer späteren Berufspraxis eigenverantwortlich und ko-konstruktiv erfahren. Durch eine Mischung qualitativer und quantitativer Forschungsprozesse und -ergebnisse lernen sie, unterschiedliche empirische Daten strukturiert auszuwerten, mit theoretischen Modellen zu verknüpfen und kritisch zu reflektieren, welche Fragestellungen welche methodologischen Ansätze und Forschungsmethoden erfordern. Mit Blick auf ihre bevorstehenden Masterarbeiten reflektieren sie ihre Erfahrungen prospektiv in Bezug auf ihre eigenen Forschungsvorhaben.
Phase 4: Kommunikation (ohne Worte) – Die (stille) Kraft in der Begleitung von Entwicklungsprozessen
In Phase 4 steht die Beziehungsarbeit im Unterricht im Fokus. Basierend auf den von den Studierenden hierzu gewählten Themenbereichen „non-verbale Kommunikation“ und „Erziehung als Begleitung“ erarbeiten sie ko-kreative Formate (Mini-Workshops, Podcasts), die dann in der Gesamtgruppe durchgeführt/präsentiert werden. Dabei werden zentrale Aspekte zwischenmenschlicher Interaktion analysiert, erfahrbar gemacht, gemeinsam re- und proflektiert. Diese Phase stärkt die Beziehungskompetenz der Studierenden, indem sie non-verbale Kommunikationsstrategien erarbeiten und erleben, eigene Kommunikationsmuster reflektieren und mit Blick auf die zukünftige Lehrpraxis proflektieren.
Phase 5: Lernen verstehen, Lehren verbessern – Unterrichtsqualität wissenschaftlich fundiert entwickeln
In Phase 5 geht es darum, die fachlichen Kenntnisse der Studierenden zu den Themen „Lernpsychologie“, „Hirnforschung“ und „Unterrichtsqualität“ zu vertiefen. Zuerst setzen sie sich hierzu individuell mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinander und erstellen Double-Entry-Journals, in denen die Studierenden ihre Gedanken und Erkenntnisse festhalten. Die Journals dienen als Grundlage, um dann gemeinsam Wissen zu ko-konstruieren und in Bezug auf Unterrichtsqualität zu proflektieren. Die Ko-Konstruktion erfolgt mit der Round-About-Methode. Durch die Kombination aus eigenständigem Arbeiten und gemeinsamer Reflexion werden nicht nur fachliche Kompetenzen gestärkt, sondern auch die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und die persönliche Weiterentwicklung gefördert.
In allen Phasen wird Humor als pädagogische Ressource strukturell und situativ eingesetzt. Durch die partizipative Lehrgestaltung erleben die Studierenden demokratische Prozesse und (kollektive) Selbstwirksamkeit in Bildungsprozessen und inwiefern ihre eigenen berufsfeldbezogenen Erkenntnisinteressen forschungsbasiert bearbeitet werden können. Dieses Masterseminar schließt mit einer Reflexion persönlicher und professioneller Entwicklungen sowie einer Proflexion persönlicher und professioneller Entwicklungsziele der Studierenden.
Literatur:
Bauer, K.-O., Kopka, A., & Brindt, S. (1996). Pädagogische Professionalität & Lehrerarbeit. Juventa.
Baumann, S. (2023a). Lehrkräftemangel – Ergebnisse, Reflexion, Perspektiven & ein Plädoyer. Aufleben.online.
Baumann, S. (2023b). Reflexionskompetenz im Kontext von Aufgabenorietierung und Heterogenität. Eine Design-based-Research-Studie. Waxmann.
Bieg, S., Grassinger, R., & Dresel, M. (2017). Humor in der Schule: Eine empirische Untersuchung zu den Wirkungen von Lehrerhumor. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 31(1), 5–17.
Buch, S., & KoLBi-Team. (Hrsg.). (2023). Lehrkräfteprofessionalisierung: Facetten, Förderung & zukünftige Herausforderungen. BMBF.
Dewey, J. (1938). Experience and education. The Educational Forum. Kappa Delta Pi.
Fischer, F. (1965/2007). Reflexion & Proflexion. Passagen.
Hattie, J. (2015). Lernen sichtbar machen (W. Beywl & K. Zierer, Übers.). Schneider.
Huber, L. (2009). Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In, L. Huber, J. Hellmer & F. Schneider (Hrsg.): Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 9–35). Universität Webler.
Mammes, I., & Rotter, C. (Hrsg.). (2022). Professionalisierung von Grundschullehrkräften: Bedingungen und Herausforderungen. Julius Klinkhardt.
Akzeptanz und Resonanz
1. Praxisnahe, abwechslungsreiche Gestaltung und kreativer Zugang
Die Studierenden bewerteten die Verbindung von Theorie und Praxis als zentralen Erfolgsfaktor. Kreative Formate wie Reels zu Lehrer:innen-Stereotypen und Podcasts und Mini-Workshops zu nonverbaler Kommunikation förderten die Motivation, erleichterten durch Humor den Zugang zu komplexen Themen und stärkten die soziale Interaktion. Die praxisnahe Ausrichtung auf Stressbewältigung und Kommunikation ermöglichte die Entwicklung konkreter Handlungskompetenzen. Die Mini-Mixed-Methods-Studie wude als förderlich für kollaborative Wissenskonstruktion, Präsentationskompetenz und für die bevorstehenden Masterarbeiten bewertet. Der humorvolle Ansatz unterstützte die emotionale und kognitive Verarbeitung der Inhalte.
2. Selbstbestimmung, aktive Beteiligung und kreative Freiheit
Die didaktische Struktur des Seminars verband Selbst- und Mitbestimmung mit Ergebnisverantwortung. Die eigenständige Wahl thematischer Schwerpunkte und die kreative Freiheit bei der Bearbeitung von Arbeitsaufträgen steigerten die kognitive Aktivierung und Selbstwirksamkeit. Studierende berichten von einer stärkeren Verbindung zwischen Lebenswelt und akademischen Inhalten. Drei Wirkdimensionen wurden besonders positiv hervorgehoben: Subjektive Themenrelevanz durch eigene Inhaltswahl, kreative Gestaltungsfreiräume mit Ergebnisverantwortung und konstruktive Gruppenprozesse mit kollegialem Feedback und professionellem Lernen. Die Synergie aus Autonomie, sozialer Eingebundenheit und Kompetenzentwicklung stärkte Motivation und Bereitschaft zur Mitgestaltung.
3. Wertschätzende Atmosphäre und professionelle Leitung
Die wertschätzende und professionelle Leitung galt als zentraler Erfolgsfaktor. Überdies betonen die Studierende die klare Strukturierung, transparente Rückmeldungen und eine humorvolle, respektvolle Interaktion als förderlich für die Lernatmosphäre. Die Dozentin etablierte eine Feedbackkultur mit individuellen und kollektiven Reflexionen. Die humorvolle, respektvolle Atmosphäre senkte Hemmungen und förderte aktive Beteiligung. Die Verbindung aus fachlicher Expertise und empathischer Beziehungsarbeit schuf ein Spannungsfeld zwischen Sicherheit und akademischer Herausforderung.
4. Klare Struktur und inhaltliche Tiefe
Die inhaltliche und didaktische Struktur des Projekts wurde als kohärent und praxisrelevant wahrgenommen. Das Drei-Säulen-Modell zur Förderung von Selbst-, Beziehungs- und Fachkompetenz wurde konsequent umgesetzt und ermöglichte eine schrittweise Vertiefung der Themen. Die Studierenden lobten die Vielfalt der eingesetzten Methoden und die ausgewogene Verbindung zwischen Anwendbarkeit und langfristiger Professionalisierung. Die Struktur der Seminareinheiten und die Verzahnung von Theorie und Praxis wurden als durchdacht und logisch nachvollziehbar beschrieben.
5. Forschendes Lernen und Vorbereitung auf die Masterarbeit
Die forschende Lernarchitektur des Seminars diente sowohl der methodischen Vorbereitung auf die Masterarbeit als auch der persönlichen Professionalisierung. Die ko-konstruktive Arbeit mit qualitativen und quantitativen Methoden im Rahmen der Stress-Studie bot wertvolle Einblicke in wissenschaftliche und kollaborative Forschungsprozesse. Der Einblick in MAXQDA zur qualitativen Datenanalyse war hilfreich, eine tiefere Einführung wurde jedoch gewünscht. Die praxisnahe Auseinandersetzung mit Induktion und Deduktion anhand der Datenkategorisierung wurde als aufschlussreich für die Masterarbeit empfunden. Die Bearbeitung des Themas ‚Stress‘ half den Studierenden, ihre Stressbewältigungsstrategien zu reflektieren und zu erweitern. Wissenschaftliches Arbeiten wurde nicht nur als Pflicht, sondern auch als Chance zur Weiterentwicklung erfahren. Besonders aufschlussreich war der Vergleich zwischen subjektiver Wahrnehmung und empirischer Auswertung: Während die Mehrheit der Studierenden sich als ‚äußerst gestresst‘ einschätzte, zeigte die Statistik, dass die Gruppe insgesamt ‚gelassen‘ war. Diese Diskrepanz führte zu einer Reflexion über individuelle Stresserfahrungen und deren Messbarkeit – humorvoll kommentiert (Paradoxonaufdeckung): Offenbar sind wir nur im Kopf gestresst, aber unser Körper hat das Memo nicht bekommen.
6. Hervorgehobene Erkenntnisse und persönliche Weiterentwicklung
Die Reflexion der eigenen Rolle als Lehrperson und die Auseinandersetzung mit Stressbewältigung und Kommunikationsstrategien führten zu einer persönlichen und professionellen Entwicklung. Die Erstellung einer Teaching Philosophy half den Studierenden, ihre beruflichen Werte und Ziele zu reflektieren und zu definieren. Die kreativen Aufgabenformate förderten die Bereitschaft, sich auch mit herausfordernden Themen auseinanderzusetzen. Die humorvollen Lehrerparodien halfen Studierenden, Ängste vor Perfektionismus zu relativieren (Kognitive Entlastung), das Bruno-Scala-Ritual schuf eine Atmosphäre, in der auch vulnerable Themen angesprochen werden konnten (Emotionale Sicherheit).
Nutzen und Mehrwert
Das Projekt positioniert sich durch eine einzigartige Synthese aus partizipativer Didaktik, empirischer Forschungsintegration und strategischem Humoreinsatz sowie durch ein Drei-Säulen-Modell zur Förderung von Selbst-, Beziehungs- und Fachkompetenz als hochschuldidaktisches Konzept.
Die Kerninnovationen sind:
Humor als kognitiv-emotionale Brücke:
- Bruno-Skala-Ritual zur Förderung psychologischer Sicherheit
- Metaphorische Überzeichnung von Stressmustern („Kopf-Body-Mismatch“) zur selbstironischen Reflexion
- Empirische Fundierung durch Bieg & Dresels (2018) Wirkmodell
- Reduktion von Barrieren und Förderung metakognitiver Distanzierung
Forschungsbasierte Lehre & Forschendes Lernen:
- Kombination qualitativer und quantitativer Verfahren
- Vergleich von Stress-Selbsteinschätzungen mit Testergebnissen (Paradoxonaufdeckung)
- Humorvolle Thematisierung der Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Messung
Partizipationstiefe
- Demokratische Themenwahl und Gestaltung als „Doing Democracy“-Erfahrung
- Kollektive Wirksamkeit durch ko-konstruktive Forschung
- Biografische Verknüpfung: Humorvolle Neudeutung eigener Schulerfahrungen
- Demokratische Themenwahl und Gestaltung
Reflexion und Proflexion
- Verknüpfung retrospektiver Analyse mit prospektiver Zielentwicklung
- Teaching-Philosophy-Entwicklung als identitätsstiftendes Element
Das Projekt markiert eine paradigmatische Wende in der Hochschuldidaktik, in der Humor als katalytische pädagogische Ressource systematisch eingesetzt wird. Die Verbindung von empirischer Strenge und emotionaler Intelligenzförderung adressiert zentrale Anforderungen an die Lehrpersonenbildung in postpandemischen Kontexten – Resilienz, digitale Souveränität und demokratische Partizipationsfähigkeit. Das Fünf-Phasen-Modell bietet durch seine klare Struktur und theoretische Fundierung Transferpotenziale. Die empirische Doppelvalidierung und die direkte Rückkopplung studentischer Forschungsergebnisse stärken den Praxisbezug und die innovative Brückenfunktion. Damit kann sich das Projekt nicht nur als Lehrinnovation, sondern zudem als Beitrag zur Überwindung des Theorie-Praxis-Lücke in der pädagogischen Professionalisierungsdebatte positionieren. Die Verbindung von Stressforschung, pädagogischer Haltungsentwicklung und Beziehungskompetenz in einem curricular verankerten Format verweist auf die innovative Bridging-Funktion.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2023
Das Lehrprojekt hat sich durch seine erfolgreiche Implementierung im Masterstudium Primarpädagogik (Vollzeit) an der Pädagogischen Hochschule Tirol bereits als nachhaltiges und übertragbares Konzept bewährt. Die dreifache Durchführung als Seminar der Bildungswissenschaften und die fortlaufende Optimierung durch studentische Reflexionen, standardisierte Lehrevaluationen und eigene Beobachtungen haben eine iterative Weiterentwicklung ermöglicht. Die aktuelle Version des Projekts, das im Wintersemester 2024/2025 in seiner optimierten Form durchgeführt und evaluiert wurde, bildet die Grundlage für die zukünftige Implementierung und Weiterentwicklung. Im kommenden Studienjahr wird das Lehrprojekt erneut im Masterstudium Primarpädagogik angeboten, wobei die Wahl thematischer Schwerpunkte durch die Studierenden und die flexible Anpassung der Methodik an unterschiedliche Inhalte weitere Erkenntnisse zur Anpassungsfähigkeit des Konzepts liefern werden.
Aktuell wird das Lehrprojekt im Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe (Vollzeit) im Abschlussmodul der Bildungswissenschaften als hochschuldidaktisches Konzept für die partizipative Seminarentwicklung genutzt. Auch hier verweist die bisher positive Resonanz der Studierenden in Bezug auf die systematische Einbettung von Humor, die Wahlfreiheit und ko-konstruktive Gestaltung sowie die Orientierung an den Forschungsinteressen der Studierenden auf den nachhaltigen Wert des Formats und dass die Grundstruktur des Projekts in unterschiedlichen hochschuldidaktischen Kontexten funktioniert. Die erfolgreiche Übertragung auf dieses Studienformat verdeutlicht das Potenzial des Konzepts für die Adaptierung auf verschiedene Lehramtsstudiengänge.
Institutionelle Unterstützung
Das Lehrprojekt wird seitens der Hochschule durch die curriculare Verankerung und die Freiheit der Lehre gefördert. Eine zentrale Rolle spielt die finanzielle Absicherung des Projekts durch personelle Ressourcen und Mittel aus dem Budget der Hochschuldidaktik und der Hochschulentwicklung. Diese Mittel ermöglichen die Nutzung spezifischer Analysetools wie MAXQDA und SPSS für die qualitative und quantitative Auswertung von Forschungsdaten, wodurch die empirische Fundierung und wissenschaftliche Rigorosität des Projekts gesichert werden. Die Finanzierung unterstützt zudem die kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzepts durch begleitende Evaluationen und empirische Studien zur Qualitätssicherung. Die Hochschulentwicklung begleitet das Projekt organisatorisch, indem sie die Analyse der Rückmeldungen koordiniert und Handlungsempfehlungen ableitet.
Darüber hinaus wird das Projekt durch die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten und technischer Infrastruktur gefördert. Die Nutzung moderner Seminarräume mit flexibler Möblierung und technischer Ausstattung (z. B. digitale Whiteboards, mobile Endgeräte) unterstützt die interaktive und kollaborative Arbeitsweise im Seminar. Die IT-Abteilung übernimmt die technische Betreuung und Wartung der Softwarelösungen, insbesondere für die Arbeit mit digitalen Plattformen.
Die Hochschule erleichtert die Integration des Projekts in verschiedene Studiengänge, indem sie die Transferierbarkeit der Methodik auf andere Lehrveranstaltungen u. a. durch die Freiheit der Lehre unterstützt. Die Einbindung in das hochschuldidaktische Entwicklungsprogramm und die strategische Verankerung im Curriculum sichern die langfristige Implementierung und Weiterentwicklung des Projekts.
Das Lehrprojekt ist systematisch in das hochschulinterne Qualitätsmanagement eingebunden. Die Rückbindung erfolgt durch eine mehrstufige Feedbackstruktur, die sowohl quantitative als auch qualitative Rückmeldungen umfasst. Ein zentrales Instrument sind die standardisierten Lehrevaluationen, die von der Abteilung für Hochschulentwicklung koordiniert werden. Am Ende jeder Projektphase werden die Studierenden zur Bewertung verschiedener Aspekte des Projekts (z. B. Didaktik, Struktur, Lernatmosphäre, Methodenvielfalt) befragt. Diese Daten fließen direkt in die hochschulinterne Qualitätssicherung ein und bilden die Grundlage für gezielte Optimierungsmaßnahmen.
Darüber hinaus wird Feedback aus offenen (retro- und prospektiven) Abschlussreflexionen und (siehe Link) und kollektiven Feedbackrunden während des Semesters systematisch erfasst. Die Dozentin führt begleitend strukturierte Reflexionsgespräche mit den Studierenden durch, um gezielt Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Dieses qualitative Feedback wird qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet und in enger Zusammenarbeit mit der Hochschulentwicklung reflektiert sowie in die weitere Konzeption des Projekts integriert.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Qualitätsmanagements ist die regelmäßige Überprüfung der Transferierbarkeit des Konzepts – nach diesem Sommersemester erstmalig auf einen anderen Studiengang. Die Ergebnisse aus den Lehrevaluationen und Reflexionsphasen werden genutzt, um die Anpassungsfähigkeit des Projekts auf andere Studiengänge und Lehrformate zu prüfen. Die hochschuldidaktische Abteilung begleitet diesen Prozess und erstellt auf Basis der Rückmeldungen Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Methodik und des inhaltlichen Fokus.