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Zuletzt aktualisiert am 07.02.2025

Lehrveranstaltung 3 G – Gewalt, Geschlecht, Gesellschaft

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Kooperative Lehr- und Arbeitsformen

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Seminar vermittelt grundlegende Kenntnisse über Formen und Dynamiken von Gewalt in unterschiedlichen privaten und beruflichen Kontexten. Die inhaltlichen Schwerpunkte konzentrieren sich auf körperliche, sexuelle/sexualisierte, psychische und ökonomische Gewalt. Dabei wird einerseits der Umgang mit körperlichen bzw. verbalen Übergriffen und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, in öffentlichen sowie geschlossenen, geschützten Räumen behandelt. Andererseits wird auch die rechtliche Situation der Betroffenen erörtert und auf entsprechende Unterstützungsangebote/-einrichtungen hingewiesen.

Methodisch werden Inputs der Lehrveranstaltungsleiterin und des Lehrveranstaltungsleiters mit offenen und durch Impuls- und Assoziations- /Reflexionsfragen angeleiteten Diskussionen kombiniert. In verschiedenen durch professionelle Simulationsschauspieler:innen unterstützten Planspielen wird die ärztliche Gesprächsführung in speziellen herausfordernden Situationen – wie Umgang mit Belästigung oder Diskriminierung durch Patient:innen und Vorgesetzte, Erkennen und Ansprechen von unspezifischen oder verdeckten Formen von physischer/psychischer Gewalt bei Patient:innen – mit den Kursteilnehmer:innen geübt und anschließend in gemeinsamen Fallanalysen differenziert und sensibel aufgearbeitet. Der Verarbeitung und Besprechung des Erlebten bzw. Beobachteten wird in der darauffolgenden Lehrveranstaltungseinheit noch einmal Raum gegeben.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The seminar provides basic knowledge about forms and dynamics of violence in different private and professional contexts. The content focuses on physical, sexual/sexualized, psychological and economic violence. On the one hand, dealing with physical or verbal assaults and sexual harassment at the workplace, in public as well as in closed, protected spaces is dealt with. On the other hand, the legal situation of those affected is also discussed and appropriate support services/facilities are pointed out.

Methodically, inputs from the course instructor are combined with open discussions guided by impulse and association/reflection questions. In various simulation games supported by professional simulation actors, the medical discussion in special challenging situations – such as dealing with harassment or discrimination by patients and superiors, recognizing and addressing unspecific or hidden forms of physical/psychological violence, etc. – is practiced with the course participants and then dealt with in a differentiated and sensitive manner in joint case analyses. The processing and discussion of what has been experienced or observed is given further space in the following course unit.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die nachfolgenden Ausführungen verstehen sich inhaltlich an die Kurzzusammenfassung anknüpfend:

  • Das Seminar eröffnet für angehende Mediziner:innen, aber auch für Studierende der Soziologie und Psychologie, einen Raum, um sich ein tiefergehendes theoretisches wie praktisches Verständnis für geschlechtsspezifische Gewaltdynamiken im organisationalen und gesellschaftlichen Kontext anzueignen (etwa zu betrieblichen und ökonomischen Geschlechterhierarchien, sozialen Abhängigkeiten und Asymmetrien, statistischen Prävalenzen und Mustern der Viktimisierung etc.);
  • Fähigkeiten im Umgang mit Gewaltbetroffenen als Schlüsselkräfte im ambulanten oder stationären Bereich auf- bzw. auszubauen und dazu beizutragen, Gewalt zu erkennen, zu benennen und zu bekämpfen (z.B. durch die korrekte Vornahme von körperlichen Untersuchungen, Spurensicherung und forensische Dokumentation nach Gewaltereignissen unter Einbeziehung eines standardisierten Verletzungsdokumentationsbogens sowie eines in den Krankenanstalten des Wiener Gesundheitsverbundes sowie in Wiener Privatspitälern in Einsatz befindlichen Spurensicherungssets);
  • Gewaltschutz besser verstehen und im zukünftigen beruflichen Alltag umsetzen zu können (Kenntnis über Opferschutzgesetze und Opferrechte, ärztliche Melde- und Anzeigepflichten, Beratungsstellen/Gewaltschutzinstitutionen).
  • In der Lehrveranstaltung „3 G – Gewalt, Geschlecht, Gesellschaft“ werden zum einem grundlegende wissenschaftliche Kenntnisse aus der Gewalt- und Genderforschung sowie Institutionen- und Organisationanalysen vermittelt. Zum anderen können die erlernten theoretischen Inhalte im Rahmen der ärztlichen Gesprächsführung sowie bei der Vornahme einer fiktiven körperlichen Untersuchung von Gewaltopfern anhand eines Verletzungsdokumentationsbogens samt Spurensicherung auch praktisch geübt werden.

Ablauf und Inhalte:

  • Vorlesung 1: Organisatorisches, Einführung in die Thematik
  • Vorlesung 2: Gewalt als gesellschaftliches und geschlechts-spezifisches Phänomen, Gewalt und Medizin
  • Vorlesung 3: Körperliche, sexuelle und sexualisierte Gewalt –Prävalenzen, medizinische Untersuchung und forensische Dokumentation, Verletzungsdokumentationsbogen
  • Vorlesung 4: Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz –organisationale Bedingungen, Fallkonstellationen und Rechtsschutz Gastvortrag Mag.a Bianca Schrittwieser
  • Vorlesung 5: Planspiele und Fallanalysen
  • Vorlesung 6: Ökonomische und strukturelle Gewalt – Abhängigkeiten und Asymmetrien - Mehrebenenanalyse und Handlungsmöglichkeiten; Psychische, emotionale/affektive Gewalt, Ansprechen von Gewalt
  • Vorlesung 7: Gewaltschutz – Rechte, Pflichten, Institutionen, Strategien und Maßnahmen; Zusammenführung und Abschluss

Für die schriftliche Abschlussprüfung werden den Teilnehmer:innen des Seminars Unterlagen zeitnah zu den einzelnen Vorlesungen zur Verfügung gestellt. Diese werden gleichfalls für Interessierte zum Nachlesen downloadbar sein unter: gerichtsmedizin.meduniwien.ac.at/studiumaus-und-weiterbildung/3-g-gewalt-geschlecht-gesellschaft/

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert des Lehrprojekts liegt in der interdisziplinären und interaktionsbasierten Vermittlung von abstrakten Erkenntnissen und schwierigen Praxisfragen, etwa, dass Organisationen und Wahrnehmungsweisen vergeschlechtlicht sind, unterschiedliche Gewaltformen ermöglicht/begünstigt oder auch verhindern werden können und Gewaltschutz Aufklärung, spezifische Vorkehrungen und aktives Handeln auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene erfordert. Dabei wird auf die organisationale Rolle und gesellschaftliche Verantwortung von Mediziner:innen sowohl in der Gewaltprävention als auch im Gewaltschutz besonders und umfassend Bezug genommen.

Institutionelle Unterstützung

Durch die Übernahme der Honorarkosten für spezialisierte Schauspieler:innen.