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Zuletzt aktualisiert am 27.02.2025

Interprofessionelle Ausbildungsstation

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Kooperative Lehr- und Arbeitsformen

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Interprofessionelle Ausbildungsstation ermöglicht die simultane Ausbildung von zwei Studierenden der Humanmedizin, zwei der Pharmazie und vier der Pflege im Alltag bei möglichst eigenverantwortlichen Tätigkeiten in der Patient*innenversorgung.

Zu diesem Zweck wurde eine dafür gewidmete internistische Station mit 4 Patient*innen etabliert, welche eigene Arbeitsplätze, Besprechungsräume und Stationsbedarf umfasste.

Unter Supervision von berufsspezifischen Lehrverantwortlichen wird der Alltag jeder Berufsgruppe gemäß der Aufgabenstellung mit zielgerichteter gemeinschaftlicher Kommunikation gelebt.

Zweck ist die bestmögliche Patient*innenbetreuung als Tätigkeit der jeweiligen Studierenden. Dazu ist vor der tatsächlichen Arbeit am Patienten ein Kennenlernen und ein gemeinsames Rollenverständnis notwendig. Es werden gemeinsame Aufgaben und Ziele definiert und die berufsgruppenspezifischen Schwierigkeiten und Erfolge in der Erreichung ebendieser täglich miteinander ausgetauscht. Neben dem üblichen Aufgabenspektrum eines klinische Praktikums umfasst die IPSTA damit den gezielten Fokus auf interprofessionelle Kommunikation mit Auszubildenden auf einem vergleichbaren Ausbildungsstand.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The interprofessional training ward allows the simultaneous practical training of 2 students in medicine, 2 in pharmacy and 4 nursing students in the real-life setting of a medical ward. For that aim, a specially dedicated 4 beds internal medicine ward was established which encompassed its own computer working places, conference room and nursing and medical equipment.

Under the supervision of respective teachers for each profession, students completed their own daily routine with the additional target of joint communication to achieve optimal and even better patient care together. This means that prior to the commencement of the routine duties a time for mutual acquaintance and basic knowledge of the own and others roles and aims was necessary. Common and specific tasks were defined and professional aims were communicated on a daily basis, as were successes and difficulties in interaction and in obtaining these goals. Thus, the IPSTA contained the targeted focus on interprofessional communication with students of other medical professions on a comparable level of training besides the standard spectrum of professional duties of clinical practice.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Ausbildungsstation in den Salzburger Landeskliniken bezeichnet ein fünfwöchiges gemeinsames Praktikum von Studierenden der Pflege, Pharmazie und Medizin mit starkem Fokus auf interprofessioneller Zusammenarbeit und selbständiges handlungsorientiertes Lernen durch die Etablierung von geplanten Momenten des gegenseitigen Informationsaustausches im Rahmen von Teammeetings und gemeinsamen Visiten sowie der Schaffung von strukturierten Reflexionsmomenten.

Auf diese Weise erhalten die Studierenden einen umfassenden Einblick in die Tätigkeitsfelder und Kompetenzen der jeweiligen Berufsgruppen. Dies soll ein klares Rollenverständnis bereits im Rahmen der praktischen Ausbildung schaffen. Unter der Supervision von Lernbegleiter*innen, die als Facilitator, Motivator, Beobachter, Vorbild, Bewerter und Führung im Hintergrund stehen, soll mit der individuellen Patient*innenbetreuung sowie dem Erarbeiten der Hintergrundinformationen an selbständiges Arbeiten herangeführt werden. Kooperatives Lernen steht hier im Vordergrund, Hierarchiemuster, Machtansprüche, Paternalismus, (Un-)Professionalität und Emotionen werden angesprochen (Sottas et al., 2020).

Folgende Momente prägen die interprofessionelle Zusammenarbeit:

Im Zuge des gemeinsamen Kennenlernens finden Team-Building-Maßnahmen bereits zwei Monate vor Start der Ausbildungsstation statt, um gemeinsame Erwartungshaltungen zu definieren und grundlegende Regeln der Kommunikation festzulegen.

Anhand von Strukturierungshilfen wie ISBAR-Schema (Identify-Situation-Background-Assessment-Recommendation) soll das selbständige Arbeiten gewährleistet werden: Im Rahmen der interprofessionellen Visite werden die zugeteilten Patient*innen strukturiert besprochen – aus den Blickwinkeln der jeweiligen Profession. Daraus werden die interprofessionellen Therapie- und Behandlungsschwerpunkte abgeleitet.

„Peer-Teaching“ als wirksame pädagogische Maßnahme für Studierende der Gesundheitswissenschaften in einem klinisch-praktischen Setting:

Mithilfe von „Peer-teaching“ unterrichten sich Lernende gegenseitig (Secomb, 2008). Für die Lernenden liegt der Vorteil des „Peer-teaching“ darin, dass sie vorbehaltlos Fragen stellen und Fehler machen können, ohne eine Bewertung durch Vorgesetzte befürchten zu müssen. Die Lernenden nehmen beim „Peer-teaching“ selbst die Rolle der Lehrenden ein. Die Zielsetzung kann durch die Lernenden selbst erfolgen und sollte sich an einer konkreten Patientensituation orientieren.

Mittels dem Reflexionsmodell “5-Finger-Feedback” (Entner & Fleischmann, 2017) wird täglich die interprofessionelle Zusammenarbeit durch die Studierenden evaluiert. Zweck ist die Optimierung der Kommunikation unter den drei Berufsgruppen.

Auch „Briefing“ als kurze Einweisung vor einer Aufgabe wird eingesetzt. Elemente des Briefings sind neben der Beschreibung der eigentlichen Tätigkeit auch das Besprechen der Rahmenbedingungen und Besonderheiten sowie möglicher Fallstricke. In Abhängigkeit vom Ausbildungsstand der Lernenden kann es nötig sein, beim Briefing sehr kleinschrittig vorzugehen und den Ablauf in mehrere Sequenzen aufzuteilen. Dies ist insbesondere bei sehr komplexen Tätigkeiten oder bei Risiken für die Patientensicherheit entscheidend.

Am Ende der Woche findet eine Wochenreflexion (Gibbs, 1988) statt, um die interprofessionellen Lernmomente und –möglichkeiten für die Folgewoche zu fixieren.

Das interprofessionelle Spektrum des gemeinsamen Lernens wird durch die Schaffung von individuellen Vernetzungsmomenten abgerundet, welche spontane Einblicke in die Handlungsfelder der anderen Berufsgruppen ermöglichen.

Insgesamt bietet die Interprofessionelle Ausbildungsstation in den Salzburger Landeskliniken, Uniklinikum der PMU Salzburg, den Studierenden der Pflege, Pharmazie und Medizin eine einzigartige Gelegenheit, interprofessionelle Zusammenarbeit und handlungsorientiertes Lernen zu erfahren. Durch die etablierten Momente des gegenseitigen Informationsaustauschs, gemeinsamen Visiten und strukturierten Reflexionsmomenten werden die Studierenden auf ein selbstständiges Arbeiten vorbereitet und erhalten einen umfassenden Einblick in die Tätigkeitsfelder und Kompetenzen der jeweiligen Berufsgruppen. Das kooperative Lernen steht hier im Vordergrund, und Hierarchiemuster, Machtansprüche, Paternalismus, (Un-)Professionalität und Emotionen werden angesprochen. Die vielfältigen Maßnahmen und Tools wie Team-Building-Maßnahmen, ISBAR-Schema, Peer-Teaching, 5-Finger-Feedback, Briefings und Wochenreflexionen sorgen für eine optimale interprofessionelle Zusammenarbeit und ermöglichen den Studierenden eine hohe Lernqualität.

Referenzen:

  • Entner, C., & Fleischmann, A. (2017). Didactic models for teaching small classes. Manuelle Medizin, 55, 355-359.
  • Gibbs, G. (1988). Learning by doing: A guide to teaching and learning methods. Further Education Unit.
  • Secomb, J. (2008). A systematic review of peer teaching and learning in clinical education. Journal of clinical nursing, 17(6), 703-716.
  • Sottas, B. et al. (2020). Handbuch für Lernbegleiter auf interprofessionellen Ausbildungsstationen. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.

Nutzen und Mehrwert

Der zentrale Mehrwert liegt in den Bereichen Kommunikation und Rollenverständnis. Die für ein klinisches Praktikum üblichen Lernziele für jede Gruppe wurden unabhängig verfolgt und mussten erreicht werden. Der dezidierte Fokus auf Kommunikation und Rollenverständnis wurde durch die dafür etablierte Umgebung ermöglicht. Um die Ziele tatsächlich zu erreichen, war allerdings für alle drei Bereiche ein deutlich höherer als üblicher Personalbedarf notwendig. Dadurch konnte der Mehrwert erzielt werden, welcher auch in retrospektiver Evaluierung eine merklich höhere Ressourcenwidmung erfordert. Insbesondere das in Etablierung befindliche Berufsbild der klinischen Pharmazie konnte so in seiner Relevanz den beiden anderen Gruppen bereits im Studium vermittelt werden. Die Möglichkeiten der gegenseitigen Unterstützung der Berufsgruppen wurden gezielt thematisiert und haben über die gemeinsame Überwindung von Herausforderung zu einer merklichen Verbesserung des interprofessionellen Verständnisses und Klimas geführt.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt wurde in der Konzeptionsphase intensiv sowohl von der PMU als auch von der Geschäftsführung und Direktion des Universitätsklinikums sowie der Landesapotheke Salzburg unterstützt. Die Unterstützung ist aufgrund der Allokation von räumlichen und personellen Ressourcen für das Gelingen absolute Voraussetzung. Darüber hinaus gab es keine finanzielle Unterstützung, jedoch waren in der Planung v.a. Ressourcen der Pflege im Einsatz, es wurden notwendige bauliche Maßnahmen zur Einrichtung der Arbeitszimmer aufgrund der intern eingeräumten Priorisierung des Projektes ungewohnt zügig umgesetzt. Insofern ist das Gelingen einem breit vorliegenden Konsens verschiedener Bereiche zuzuschreiben.