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Zuletzt aktualisiert am 07.02.2025

Design Build Projekte

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Ziel ist es, theoretische Lehrinhalte mit der Praxis und Ausführung zu verbinden. Dies bedeutet für die Architekturausbildung, neben inhaltlicher und theoretischer Entwicklung architektonischer Entwürfe die konkrete Umsetzung gebauter 1:1 Design Build Projekte mit Studierenden.

In der Architekturausbildung ist Design Build eine pädagogische Erweiterung zum theoretischen Designprozess, durch ihre experimentelle Beschaffenheit ist es eine permanent in der Entwicklung befindliche Methode und führt somit zu einem partizipativen/praxisnahen Prozess und Austausch mit Handwerkern, Firmen und Dienstleistern aus der Branche und darüber hinaus mit allen am Bauprojekt beteiligten und involvierten Akteurinnen. Somit wird ein transdisziplinäres und interdisziplinäres Lehr- und Lernsetting geschaffen.

Design-Build-Projekte können als umfassende Untersuchungen auf experimentelle, prototypische, bewohnbare, generative, explorative und programmatische Weise definiert werden.

Lernen wird in einen aktiven Prozess des Entdeckens, Sammelns und Entwickelns von Wissen, Fähigkeiten und Werten in verschiedenen Disziplinen umgewandelt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The aim is to combine theoretical teaching content with practice and realisation. For architectural education, this means, in addition to content and the theoretical development of architectural designs, the concrete implementation of built 1:1 Design Build projects with students.

In architectural education, Design Build is a pedagogical expansion to the theoretical design process; due to its experimental nature, it is a method that is permanently under development and thus leads to a participatory/practical process and exchange with craftsmen, companies and service providers from the industry and, beyond that, with all actors participating and involved in the building project. Thus, a transdisciplinary and interdisciplinary teaching and learning setting is created.

Design-build projects can be defined as comprehensive investigations in an experimental, prototypical, inhabitable, generative, exploratory and programmatic manner.

Learning is transformed into an active process of discovering, gathering and developing knowledge, skills and values across disciplines.

Nähere Beschreibung des Projekts

Design Build als Lehrmethode

In der Architekturausbildung bietet sich eine reichhaltige Grundlage sowohl für die Selbstbildung des einzelnen Studenten als auch für die kritische Reflexion und Transformation der Gesellschaft als Ganzes, denn Architektur ist eingebettet in Kultur und somit in ihrer Tradition untrennbar mit Bildung und Ausbildung verbunden. Architektur zu unterrichten bedeutet mehr, als nur über die Rolle der Architektur in der Gesellschaft zu sprechen. Seine Pädagogik besteht hauptsächlich darin, von der Architektur zu lernen und via Architektur zu unterrichten. Im Wesentlichen lehrt es in und durch das Moment, in dem sich die Gesellschaft durch Architektur manifestiert.

In der Architekturausbildung ist Design Build eine pädagogische Alternative zum theoretischen Designprozess, durch ihre experimentelle Beschaffenheit ist es eine permanent in der Entwicklung befindliche Methode.

Design Build Projekte können als umfassende Untersuchungen auf experimentelle, prototypische, bewohnbare, generative, explorative und programmatische Weise definiert werden.

Durch Design Build Projekte werden kollektive Prozesse gestartet, welche den Studierenden dieses Bewusstsein innerhalb des Entstehungsprozesses von Konzeption über Planung bis zur Realisierung näherbringen. Die Realisierung und damit verbundenen Erkenntnismomente vermitteln unmittelbar die Reichweite von (expandierter) Architektur – die Komplexität des Architekturschaffens, den Anspruch ästhetisch, räumlich und gestalterisch wirksam zu sein und über die Abdeckung von Funktion hinaus zu denken. Das gebaute Objekt wird so zum real erlebten Instrument, welches unmittelbar auf kulturelle, soziale und politische Zustände Bezug nimmt und reagiert.

Der pädagogische Ansatz bewegt sich weg von einem rein akademischen Lehrsystem hin zu einem Modell des Lernens auf der Grundlage des Tuns, von einem lehrorientierten zu einem lern – und handlungsorientierten Lernen.

Lernen wird in einen aktiven Prozess des Entdeckens, Sammelns und Entwickelns von Wissen, Fähigkeiten und Werten in verschiedenen Disziplinen umgewandelt.

Die Studierenden übernehmen die Verantwortung für den Entwurf und den Bau, lernen, gemeinsam zu arbeiten und treffen in einem dynamischen Prozess kollektive Entscheidungen und realisieren einfache und komplexe Projekte.

Durch den Entwicklungsprozess der erforschenden Praxis wird das Bauen zu einem realen Modell, das das Potenzial der Architektur als kritischen und schöpferischen kulturellen Beitrag zur Gesellschaft und Architektur als gesellschaftlichen Akt aufzeigt.

Entscheidung + Verantwortung bei der Realisierung - Thinking While Doing

Die Entscheidungsfindung ist eine verantwortungsvolle Angelegenheit und muss kontinuierlich reflektiert werden. Hier möchten wir Donald Schöns „reflektierenden Praktiker“ erwähnen. Reflection in Action oder was Schön als "Echtzeitreflexion" bezeichnet, passiert, "wenn wir mit unerwarteten Umständen konfrontiert sind, die unser programmiertes Wissen in Frage stellen und von uns verlangen, dass wir neu formulieren, was wir gerade tun". In einem Reflexionsprozess wird die Verbindung zwischen Zeichnen und Realisieren hervorgehoben. Es können Projektprozesse beschrieben werden, bei denen kontinuierliches Feedback zwischen Zeichnen und Realisieren und das Anpassen von Zeichnungen aus dem Echtzeit-Feedback und Reflexion während der Realisierung besteht.

Fehler sind Teil der Lernerfahrung und oft Teil der Bauphase eines Projekts. Reflexion und Feedback ermöglichen es, dass Fehler ein wichtiger Teil des Prozesses sind und sogar einen tiefgreifenden pädagogischen Wert haben. Begeisterung, Motivation, Vorstellungskraft und Verantwortung des einzelnen Studierenden sowie Entscheidungsfindung, Improvisation und Umgang mit Unsicherheiten sind bedeutende Herausforderungen des Prozesses, die tiefes Lernen ermöglichen.

Innerhalb der 1:1 Konstruktionen entwickeln die Studierenden praktische handwerkliche Fähigkeiten und sammeln durch ihre Verwendung Erfahrungen hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen sowohl der Materialien als auch der Werkzeuge. Architektur bedeutet mehr als nur die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe oder die Ausführung einer geordneten Arbeit durch Anwendung vorhersehbarer und bekannter Lösungen. Es erfordert einen künstlerischen, kreativen und explorativen Charakter.

Wir verwenden Design Build Projekte als Werkzeug und Instrument für Studierende, um die Materialien und ihre Materialität, die Verwendung, Eigenschaften und deren Potenzial, ihrer Montage und tektonischen und räumlichen Möglichkeiten zu erkunden und einen „räumlichen Feldversuch“ zu realisieren. Jedes einzelne Projekt ist ein Prototyp und ein Experiment, abhängig von den Einschränkungen wie den Kontext, Zeitplänen, Budgets, Materialien und Fähigkeiten jedes Einzelnen.

Die Studierenden gewinnen nicht nur praktische Einsichten und Fähigkeiten, sondern vor allem die Erfahrung in der Umsetzung von räumlichen Strukturen schafft ein „architektonisches Selbstbewusstsein“.

Prozessorientierte Projekte und die Komplexität der Architekturpraxis

Design Build Projekte sind von Natur aus Gruppenprojekte, kollektives Arbeiten ist so essentiell, wie die sozialen Fähigkeiten des Einzelnen groß sein müssen. Die Identifikation innerhalb der Gruppe, sozialer Kit, handwerkliche und körperliche Arbeit, Motivation und Enthusiasmus sind Teil des Experiments.

Der wichtigste Aspekt für Charakterbildung und Persönlichkeitsschärfung der/des einzelnen Studierenden ist die Tatsache, Teil dieses Prozesses und des Resultates zu sein.

Durch eine kollektive Leistung können Projekte in sehr kurzer, intensiver Zeit umgesetzt werden. Während des Realisierungsprozesses entstehen verschiedene Kollektive oder soziale Entitäten - ein direkter Lerneffekt entsteht in der selbstverantwortlichen und ergebnisorientierten Arbeit am realen Projekt.

Generieren von Bewusstsein und einer Haltung für Architektur

Design Build Projekte und die damit verbundenen Prozesse erzeugen ein grundlegendes Bewusstsein in der Architekturausbildung. Bildung kann als Mittel für soziale Veränderung gesehen werden, bei dem eine Verknüpfung aus persönlicher Entfaltung, der Entwicklung einer Expertise und aktiver Teilnahme an der Gesellschaft ein Bewusstsein für Architektur erzeugen. Die Studierenden eignen sich nicht nur Wissen und Fähigkeiten an, sondern entwickeln eine Findigkeit und Experimentierfreudigkeit und erleben, wie ihr Tun und Handeln unmittelbare Auswirkungen auf in einem breiteren Kontext hat.

Die Bauaufgaben haben eine gewisse Komplexität und die Projekte haben einen ästhetischen, konstruktiven, räumlichen Gestaltungsanspruch. Begeisterung und Motivation des Individuums für Architektur sind essenziell in der Architekturausbildung ebenso wie die Bewusstseinsschaffung, dass die Verantwortung von Architektur weit über das Abdecken von Funktion hinausgeht.

Im dialogischen Austausch im Lehr- und Lernprozess wird die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden gefördert und die Entwicklung eines Anspruches und einer Haltung gegenüber der Architektur und der damit verbunden gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung werden forciert.

Durch die Leidenschaft und das Engagement für Architektur werden die Studierenden zu Botschaftern der Architektur – sie entwickeln einen Enthusiasmus, sind interessiert und brennen für Ideen und Projekte, finden einen eigenen architektonischen Ausdruck, eine Ästhetik und stehen für die Baukultur ein.

Der wichtigste Aspekt für Charakterbildung und Persönlichkeitsschärfung der/des einzelnen Studierenden ist die Tatsache, Teil dieses Prozesses und des Resultates geworden zu sein.

Die Ausprägung einer eigenen Haltung befähigt künftige Architekt/inn/en dazu, frei von Stilfragen und mit einem kritischen Reflexionsvermögen über die eigene Arbeit, eine Architektur in Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt zu schaffen.

Die Universität und die Fakultät werden durch Design Build-Projekte in der Öffentlichkeit einflussreicher und präsenter. Innerhalb dieses Prozesses entsteht eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der Kunst und der Kultur, die Universität ist Impulsgeberin und Mitgestalterin von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen und nimmt somit aktiv auf gesellschaftliche Entwicklungen und Bedürfnisse Bezug. Durch die Implementierung von Folies, Objekten und Strukturen, die den Anspruch stellen, ästhetisch, räumlich, konstruktiv und kreativ wirksam zu sein und über die Funktionsabdeckung hinaus zu denken, kann eine Architektur des Möglichen ihre Wirksamkeit in der Gesellschaft entfalten.

Das gebaute Objekt wird zu einem realen Instrument, das sich direkt auf kulturelle, soziale und politische Bedingungen bezieht und auf diese reagiert. Durch diese 1: 1-Untersuchungen wird eine Befreiung von der Hilflosigkeit und eine Kritik an der konventionell gebauten Umwelt vorgenommen.

„Design Build Projekte waren in der Vergangenheit als aktivistische Intervention oft Teil von größer angelegten pädagogischen Experimenten, die den Diskurs um die Architekturlehre und die Praxis maßgeblich vorangetrieben haben.“

Aus „Experience in Action! Zur Entwicklung der Design-Build-Methode“ von Vera Simone Bader | Buch „Experience in Action! Design-Build in der Architektur“ | S.16, Herausgeber: Vera Simone Bader, Andreas Lepik 2020 Edition Detail

Beatriz Colomina u.a. „Radical Pedagogies: Notes Towards a Taxonomy of Global Experiments“ in Sony Devabhaktuni, Patricia Guaita, Cornelia Taparelli (Hrsg.)

„Das heißt, dass interdisziplinäres Forschen, Partizipation, das Anwenden von partizipativen Strategien, ein antihierarchisches, demokratisches und experimentelles Denken und eine Offenheit für vielfältige kreative Prozesse mögliche Lernergebnisse dieser Methode sein können“.

Aus „Experience in Action! Zur Entwicklung der Design-Build-Methode“ von Vera Simone Bader | Buch „Experience in Action! Design-Build in der Architektur“ | S.16, Herausgeber: Vera Simone Bader, Andreas Lepik 2020 Edition Detail

Nutzen und Mehrwert

Innerhalb der 1:1 Konstruktionen entwickeln die Studierenden praktische handwerkliche Fähigkeiten und sammeln durch ihre Verwendung Erfahrungen hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen sowohl der Materialien als auch der Werkzeuge. Architektur bedeutet mehr als nur die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe oder die Ausführung einer geordneten Arbeit durch Anwendung vorhersehbarer und bekannter Lösungen. Es erfordert einen künstlerischen, kreativen und explorativen Charakter.

Wir verwenden Design Build Projekte als Werkzeug und Instrument für Studierende, um die Materialien und ihre Materialität, die Verwendung, Eigenschaften und deren Potenzial, ihrer Montage und tektonischen und räumlichen Möglichkeiten zu erkunden und einen „räumlichen Feldversuch“ zu realisieren. Jedes einzelne Projekt ist ein Prototyp und ein Experiment, abhängig von den Einschränkungen wie den Kontext, Zeitplänen, Budgets, Materialien und Fähigkeiten jedes Einzelnen.

Die Studierenden gewinnen nicht nur praktische Einsichten und Fähigkeiten, sondern vor allem die Erfahrung in der Umsetzung von räumlichen Strukturen schafft ein „architektonisches Selbstbewusstsein“.

Der wichtigste Aspekt für Charakterbildung und Persönlichkeitsschärfung der/des einzelnen Studierenden ist die Tatsache, Teil dieses Prozesses und des Resultates zu sein.

Institutionelle Unterstützung

Die Universität Innsbruck und die Architekturfakultät unterstützen die Projekte finanziell. Der Großteil der Finanzierung erfolgt über Drittmittelprojekte durch die jeweiligen Partnerorganisationen und Auftraggeberinnen.

Weiters haben wir auch Hilfe von der Rechtsabteilung der Universität Innsbruck bekommen, mit deren Hilfe wir eine Teilnahmevereinbarung aufsetzen konnten.

Es gab bereits einen Austausch mit der Fakultät für Ingenieurwissenschaften.

Zudem konnten wir 2017 die Spielräume, eine Kindertagesstätte für die Universität Innsbruck, mit Studierenden realisieren und damit einen infrastrukturellen Beitrag für die eigene Universität leisten.

Die Architekturwerkstatt unterstützt die Studierenden und uns im Vorfeld beim Bau von Prototypen, Modellen und bei der Detailierung, sowie bei der Einführung in die Maschinen-Benutzung. Beim gerade erst realisierten Projekt in Pozuzo, Peru war ein Laborant der Architekturwerkstatt die gesamte Zeit vor Ort beim Bauen dabei, das war sehr hilfreich und wertvoll für uns Betreuende und für die Studierenden.