Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025
Der Symptomentrack - „Clinical Reasoning“ als Stufe eines integrierten Spiralcurriculums im Fachbereich Innere Medizin
Projektname des bereits eingereichten Projekts:
Ars Docendi Kategorie
Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Gruppengröße
< 20
Kurzzusammenfassung des Projekts
Im klinischen Alltag konnte festgestellt werden, dass eine aus acht gestellten Diagnosen unkorrekt ist. das Problem liegt zumeist beim Erstkontakt im Rahmen des Diagnoseerstellungsprozesses. Im Studium für Humanmedizin werden Studierende für diese wichtigen Prozesse vorbereitet. Ein Problem im aktuell gültigen Studienplan ist jedoch die oft mangelnde Vernetzung der einzelnen Fachgebiete. Strukturiertes fächerübergreifendes Arbeiten ist von großer Wichtigkeit, da Fehldiagnosen PatientInnen potentiell schaden können.
Ziel dieser neuen Lehrtracks ist es, Studierende anhand von strukturierter, fächerübergreifender und fallbasierter Lehre optimal auf den klinischen Alltag vorzubereiten. Dafür wurde ein Lehrmodell entwickelt, in dem Lehrende Symptom-gezielte Vorlesungen anbieten, die jederzeit digital abrufbar sind. In diesen Vorlesungen werden Abklärungsalgorithmen für einzelne Leitsymptome vorgestellt, die mittels web-basierten Trainings überprüft und in interaktiven Fallbesprechungen angewandt werden.
Erste Evaluierungsergebnisse dieser Lehrveranstaltung konnten zeigen, dass das Lehrmodell ausgesprochen positiv bewertet wurde. Rückmeldungen von Studierenden konnten zeigen, dass mittels der Symptomentracks eine Lücke im Studienplan geschlossen werden konnte und sich Studierende besser für ihre kommenden Aufgaben z.B. in der Notaufnahme vorbereitet fühlen. In weiterer Sicht müssten Überprüfungen der Diagnosen nach Absolvierung dieser Studientracks vorgenommen werden.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
In clinical practice one in eight diagnoses is incorrect. The problem most commonly originates in the patient’s first presentation during diagnosis creation. During their studies in human medicine, students are prepared for these crucial processes. Unfortunately, the current curriculum often lacks integration of different medical specialities. Incorrect diagnoses may potentially harm patients, thus structured and multidisciplinary work is of great importance.
The presented track’s goal is to prepare students for their clinical routine by means of structured, multidisciplinary and case-based teaching. We developed a model integrating symptom-based, totally digitalized lectures focusing on algorithms for the workup of leading symptoms. The content of these lectures is tested in web-based trainings and put into practice in interactive case presentations.
First evaluation results revealed that the model is well received by students. Student’s feedback showed that the track could close a gap in the current curriculum. Student’s replied that they felt well-prepared for their future tasks, i.e. their duties in the emergency department.
Nähere Beschreibung des Projekts
1) Die Einführungsvorlesung am Beginn des Semesters welche als Pflichtvorlesung im Hörsaal abgehalten wird, beschreibt die Grundzüge des Clinical Reasonings und den organisatorischen Ablauf der beiden Tracks.
2) Im wöchentlichen Intervall werden virtualisierte Vorlesungen (festgehalten in Ton und Bild als Video) auf der Medienplattform der Medizinischen Universität VMC (Virtual Medical Campus) hochgeladen. Diese Videos können im Heimstudium-Setting rund um die Uhr durch Studierende abgerufen werden.
3) Im Anschluss an die Freischaltung der Videos im VMC werden sogenannte web-based-trainings (WBT) zu den jeweiligen Vorlesungsinhalten am VMC hochgeladen. Diese WBTs bestehen aus Multiple Choice Fragen die mit entsprechenden Erklärungen zu den Antwortmöglichkeiten erstellt wurden. Diese WBTs müssen durch die Studierenden bis zum Ende des Semesters positiv absolviert werden.
4) Flipped Classroom: Der Flipped Classroom ist eine Lehrmethode welche auf das systematische Aufarbeiten eines klinischen Falles abzielt. Hierzu wird den Studierenden eine Fallvignette per Mail ausgeschickt und diese muss entsprechend didaktischer Vorgaben und Schemata abgearbeitet werden. Der Fall wird anschließend im Kleingruppenunterricht mithilfe einer Lehrperson interaktiv aufgearbeitet. Zur Abhaltung des Flipped Classrooms wurden unter anderem moderne Lehrmethoden wie Digivote verwendet bei welcher während der Lehrveranstaltung direkt und wenn gewünscht auch personalisiert Studierende über Vote-Geräte bzw. wenn verfügbar über ein Handy- App Fragen zum Thema beantworten müssen. Im Anschluss an die Frage und nach erfolgtem Voting wird das Ergebnis der Beantwortung der Frage über das System graphisch dargestellt. Ziel dieses Flipped Classrooms war, das Lehrangebot zu optimieren und an die strukturellen und technischen Möglichkeiten der Universität anzupassen. Lehrende werden für dieses Lehrangebot im Rahmen der Habilitationskurse (Basismodul Lehre) oder zusätzlichen Weiterbildungen (Modul edidactics) ausgebildet.
5) Das Abschlusstestat am Ende des Semesters wird als schriftliches Short Answer Testat abgehalten und bezieht sich ausschließlich auf Symptome, deren Ursachen und deren weiterführender Diagnostik.
Eine positive Absolvierung der beiden Tracks ist zwingend notwendig, bei negativer Beurteilung ist eine neuerliche Absolvierung im kommenden Semester erforderlich. Die Gesamtnote setzt sich wie folgt zusammen:
- WBTs (20% Gewichtung)
- Ausarbeitung der Fallvignette im Flipped Classroom (20% Gewichtung)
- Abschlussassessment (60% Gewichtung)
Der Track wird seit 2017 angeboten und hat bereits einige Änderungen in seiner Gestaltung erfahren.
Diese Änderungen basierten auf der Berücksichtigung von Evaluierungen durch Studierende und beinhalteten folgende Adaptierungen:
- Virtualisierung der Vorlesungen: Aufgrund der Tatsache, dass sich die Teilnehmerzahlen pro Track auf über 100 Studierende belaufen und diese parallel dazu verschiedenste Lehrveranstaltungen im Rahmen von Pflichtmodulen zu besuchen hatten, war es initial aufgrund von Überschneidungen oftmals nicht möglich alle Studierenden die Teilnahme an den Vorlesungen zu ermöglichen. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass nicht nur PDFs der Vorlesungen im VMC hochgeladen wurden, sondern auch Videos durch die Medienabteilung der Medizinischen Universität Graz zu den jeweiligen Veranstaltungen aufgezeichnet wurden und somit die Möglichkeit zur virtuellen und reproduzierbaren Nachschau bestand.
- Kleingruppen: Initial hatte jeder Studierende 2 Flipped Classrooms welche verpflichtend zu besuchen waren. Aufgrund der großen Studierendenzahlen wurden diese Flipped Classrooms für alle Studierenden gleichzeitig im großen Hörsaal abgehalten. Gemäß der Evaluierungen durch Studierende, wurde das Format des Flipped Classrooms zwar sehr gut geheißen, allerdings wurde beanstandet dass ein interaktives Lehren von einer derart großen Menge an Zuhörern nur sehr eingeschränkt möglich war. Folglich wurde eine Adaptierung im Sinne einer Aufteilung auf Kleingruppen (maximal 20 Studierende) implementiert, im Gegenzug jedoch nur mehr ein Flipped Classroom/ Studierendem angeboten.
- Zeitlicher Ablauf: Die Absolvierung des Tracks setzt eine positive Beurteilung voraus. Die Gesamtnote setzt sich mit hoher Gewichtung aus der Leistung beim Abschlusstestat zusammen. Dieses wurde für das Ende des Semesters terminisiert. Problematisch dabei war, dass sich dieses zeitlich mit Abschlussprüfungen der Pflichtmodule schnitt, was Studierende dazu bewegte, sich nur unzureichend mit den Inhalten des Symptomentracks zu beschäftigen. Angesichts dieses Umstandes und unter Berücksichtigung des Studierendenwunsches wurde das Abschlussassessment folglich zeitlich früher angeboten um den Studierenden Zeit zu geben, sich mit den Inhalten des Symptomentracks auseinanderzusetzen.
Die Veranstalter der Tracks sind weiterhin darum bemüht die Qualität der Tracks zu verbessern und die durchwegs positiven Evaluierungen durch Studierende und ein bereits sichtbarer Erfolg in der Verbesserung im klinischen Handeln von Studierenden (beispielsweise im praktischen Jahr oder im Rahmen von Famulaturen bestätigt) konnte verzeichnet werden.
Der Ars Docendi Staatspreis belohnt außergewöhnliche und innovative Leistungen im Bereich der Verbesserung der Lehr-/Lernqualität an österreichischen Universitäten und aus diesem Grund fühlen wir uns dazu bereit, unser Projekt „Der Symptomentrack - „Clinical Reasoning“ als Stufe eines integrierten Spiralcurriculums im Fachbereich Innere Medizin“ für diesen Preis zu nominieren.
Die mit dem Ars-docendi- Preis veranschlagte Prämie würde unter anderem für Lehrmittel (zum Beispiel eigene DigiVote Geräte) und administrative Unterstützung (Hilfe bei der Stundenplanumsetzung, Mailverkehr mit Studierenden, Vorbereitung von Veranstaltungsunterlagen) aufgewendet werden.