Zuletzt aktualisiert am 15.05.2025
Begabungsförderung mit GripS - Fort- und Weiterbildungskonzept zur Erlangung des Gütesiegels für Begabung NÖ
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Ars Docendi Kategorie
Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsorientierte Lehre
Ars Docendi Kriterien
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
Gruppengröße
20-49
Anreißer (Teaser)
Gütesiegel für Begabung NÖ (GripS). Das Gütesiegel ressourcen-, interessen- und potenzialorientierte Schule als Beispiel für maßgeschneiderte und nachhaltige Schulentwicklung
Kurzzusammenfassung des Projekts
Im Schuljahr 2022/23 startete die Pilotierung des Gütesiegels für Begabung NÖ (GripS). GripS (Gütesiegel ressourcen-, interessen- und potenzialorientierte Schule) wurde an der Fachstelle Begabung.Person.Potenzial der KPH Wien/Krems unter der Leitung von Wolfgang Ellmauer konzipiert und wird in Kooperation der KPH Wien/Krems mit der PH Niederösterreich und der Bildungsdirektion Niederösterreich angeboten.
Das Konzept versteht sich als ganzheitlicher, systemischer Zugang. Es soll allen Begabungen gerecht werden, intellektuell-kognitiven Stärken gleichermaßen wie Begabungen im emotionalen, sozialen, kreativen oder körperlichen Bereich. Zudem ist die Überwindung stereotyper Rollenzuschreibungen im Sinne einer Geschlechtergerechtigkeit angestrebt. Um all das zu erreichen, sollen bereits vorhandene (standortbezogene) Ressourcen genutzt sowie an den Interessen und individuellen Potenzialen der Schüler/innen angeknüpft werden.
Mit der Erlangung des Gütesiegels ist eine Reihe von Qualifizierungsmaßnahmen des Kollegiums und der Schulleitung verbunden. Dafür stellt die KPH Wien/Krems eigens dafür konzipierte Fort- und Weiterbildungsformate zur Verfügung (Schulinterne Lehrer/innenfortbildung (SCHILF), modulare Fortbildungsreihe, Hochschullehrgang "Begabungsförderung kompakt").
Begleitend erfolgt die Beforschung u.a. der Nachhaltigkeit der modularen Fortbildungsreihen sowie der Wirksamkeit des HLG "Begabungsförderung kompakt".
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
In 2022/23 piloting of the Lower Austrian Seal of Quality for Giftedness (GripS) began. GripS (quality seal for resource, interest and potential-oriented schools) was developed at the Begabung.Person.Potenzial counselling centre at KPH Vienna/Krems under the direction of Wolfgang Ellmauer and is offered in cooperation with KPH Vienna/Krems, the PH Lower Austria and the Lower Austrian Education Directorate.
The concept is a holistic, systemic approach. It aims to do justice to all talents, intellectual-cognitive strengths as well as talents in the emotional, social, creative or physical areas. It also aims to overcome stereotypical role categorisations in the interests of gender equality. In order to achieve all of this, existing (location-based) resources should be utilised and the interests and individual potential of the pupils should be tapped into.
Obtaining the seal of approval is associated with a series of qualification measures for the teaching staff and school management. The KPH Vienna/Krems provides specially designed further education and training formats for this purpose (internal teacher training (SCHILF), modular further education series, university course "Gifted and Talented Education Compact").
This is accompanied by research into, among other things, the sustainability of the modular training series and the effectiveness of the HLG "Begabungsförderung kompakt".
Nähere Beschreibung des Projekts
Das „Gütesiegel ressourcen-, interessen- und potenzialorientierte Schule“ (GripS) würdigt niederösterreichische Schulen für ihre Bemühungen im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung. Diese Schulen fördern inklusives Lernen, setzen passgenaue Unterrichtskonzepte um und gehen auf individuelle Stärken der Lernenden besonders ein.
GripS wurde unter der Leitung von Wolfgang Ellmauer an der KPH Wien/Krems konzipiert und wird in Kooperation der Bildungsdirektion NÖ mit den beiden niederösterreichischen Pädagogischen Hochschulen (PH Niederösterreich und KPH Wien/Krems) angeboten.
Das Gütesiegel richtet sich an alle niederösterreichischen Schulen der Primar- und Sekundarstufe I. Um GripS-Schulen zu werden, müssen die Bewerberschulen unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllen: Gelebte Begabungsförderung an der Schule, personaler und regionaler Miteinbezug der Schwerpunkte innerhalb und außerhalb der Schule, Dauerhaftigkeit der Interaktion zwischen Lehrpersonen, Eltern und regionalen Institutionen sowie individuelle Lernangebote und flexible Unterrichtsstrukturen.
GripS versteht sich als ganzheitlicher und systemischer Zugang, um allen Begabungen gerecht zu werden. So sollen kognitive Stärken gleichermaßen gefördert werden wie Begabungen im emotionalen, sozialen, kreativen oder psychomotorischenBereich. Zudem ist die Überwindung stereotyper Rollenzuschreibungen im Sinne einer Geschlechtergerechtigkeit angestrebt. Um dieszu erreichen, ist es zielführend, an bereits vorhandenen (standortbezogene) Ressourcen, einer Orientierung an den Interessen der Schülerinnen und Schüler sowie an ihren individuellen Potenzialen und Lernvoraussetzungen anzuknüpfen. Ziel ist es, die Lernenden durch professionelle Lernbegleitung zur Entfaltung ihrer Begabungen zu führen. So besteht die Möglichkeit, den Grundsatzerlass zur Begabungs- und Begabtenförderung als normative Rahmung in die Praxis umzusetzen.
Lehre:
Mit GripS verbunden ist eine Reihe von Qualifizierungsmaßnahmen für die Bewerberschulen:
- Eine schulinterne Lehrer/innenfortbildung (SCHILF) zum Thema "Begabungsförderung Basics" am Beginn des Schulentwicklungsprozesses sowie eine weitere SCHILF zum Thema Begabungsförderung innerhalb der darauffolgenden drei Jahre. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass alle am (Lehr-)Personen am Schulstandort über den Schulentwicklungsprozess informiert sind und die Möglichkeit erhalten, sich aktiv einzubringen.
- Qualifizierungsmaßnahmen von mind. 25 % des Kollegiums (inklusive Schulleitung) zum Thema Begabungs- und Begabtenförderung im Umfang von mindestens 20 Unterrichtseinheiten. Die KPH Wien/Krems hat dafür eine eigene 4-teilige modulare Fortbildungsreihe im Online-Format entwickelt (Module: Umgang mit Vielfalt, Begabungsförderung und Digitalisierung, Methoden der Begabungsförderung und Persönlichkeitsbildung). Konzeption der modularen Reihe: Wolfgang Ellmauer
- Mindestens zwei Personen am Schulstandort haben einen Hochschullehrgang zum Thema Begabungs- und Begabtenförderung absolviert (Umfang: mind. 5 ECTS-AP) - Die KPH Wien/Krems hat zu diesem Zweck einen eigenen Hochschullehrgang ("Begabungsförderung kompakt", 5 ECTS-AP) konzipiert (Curriculum: Wolfgang Ellmauer). Aufgrund der großen Entfernungen manchner Schulstandorte zu den Hochschulstandorten wird dieser HLG im Online-Format ausgetragen. Um einen kollegialen Austausch zu ermöglichen und somit die Wirksamkeit des Hochschullehrgangs zu erhöhen haben die Teilnehmenden nach den Online-Präsenzphasen die Möglichkeit, sich in Online-Foren über vorgegebene Fragestellungen auszutauschen. Die Online-Foren werden abschließend von den Referentinnen und Referenten zusammengefasst und kommentiert.
- Enge Kooperation mit dem Schulentwicklungsberatungs-Team der KPH Wien/Krems: Die Bewerberschulen haben die Möglichkeit, eine Schulentwicklungsberatung in Anspruch zu nehmen (optional)
Begleitforschung:
- Beforschung der Nachhaltigkeit modularer Fortbildungsreihen an der KPH. In diesem Forschungsprojekt wird auch die Nachhaltigkeit der modularen Fortbildungsreihe zum Begabungssiegel beforscht: www.forschungslandkarte.at/nachhaltigkeit-in-der-lehrerinnenbildung-modulare-reihen/
- Beforschung der Wirksamkeit des HLG Begabungsförderung kompakt. Erste Ergebnisse ab Herbst 2024 (Projektleitung: Wolfgang Ellmauer): www.forschungslandkarte.at/wirksamkeit-des-hochschullehrgangs-begabungsfoerderung-kompakt-an-der-kph-wien-krems/
- Entwicklung von Fragebögen (IQES online) für die schulische Begabungsförderung als Grundlage für die Wiederverleihung des Gütesiegels nach drei Jahren. Die Fragebögen dienen als Grundlage zur Rezertifizierung des Wiener Begabungssiegels und sollen künftig auch für die Wiederverleihung des GripS-Gütesiegels verwendet werden (Projektleitung: Wolfgang Ellmauer): Evaluation des Wiener Begabungssiegels für Volksschulen, Evaluation des Wiener Begabungssiegels für Mittelschulen
Im Schuljahr 2023/24 konnten die ersten 11 GripS-Schulen mit dem Gütesiegel ausgezeichnet werden.
Akzeptanz und Resonanz
Die Akzeptanz der Lehrveranstaltung unter den Teilnehmenden ist groß. Der Hochschullehrgang hatte in den bisher abgehaltenen Durchgängen 26 bzw. 27 Teilnehmende. Auch die modulare Fortbildungsreihe wurde gut von den GripS-Schulen angenommen Diese wird im Schuljahr 2024/25 fortgesetzt. Im Schuljahr 2023/24 fanden an sieben GripS-Schulen SCHILFs/SCHÜLFs statt. Im Schuljahr 2024/25 wird eine ähnlich hohe Anzahl erreicht werden. Das Feedback über PH-Online war ein durchwegs positives.
Nutzen und Mehrwert
Ein Mehrwert liegt im Gesamtkonzept der Lehrer:innen-Professionalisierung im Rahmen der Erlangung des Gütesiegels GripS. Einerseits wird beim Hochschullehrgang und der modularen Fortbildungsreihe auf Online-Formate gesetzt, was im Flächenbundesland Niederösterreich die Teilnahmebarrieren senkt. Andererseits werden die SCHILFs/SCHÜLFs in Präsenz an den Schulstandorten angeboten. Diese Mischung soll die Wirksamkeit/Nachhaltigkeit der Qualifizierungsmaßnahmen sichern. Die Planung des Konzepts erfolgte evidenzbasiert. Mehrere Wissenschaftler/innen nennen übereinstimmend folgende Gelingensbedingungen für wirksame Fort- und Weiterbildungen (Ellmauer, 2022, S. 127):
Die Fortbildungen erstrecken sich über einen längeren Zeitraum.
Expert/innen werden miteinbezogen und besteht eine Feedbackkultur.
Die Fortbildung ermöglicht einen Transfer in die Praxis.
Die Teilnehmenden hinterfragen bzw. verändern ihre Haltungen und Einstellungen.
Das Fort- und Weiterbildungskonzept zum Gütesiegel GripS weist alle vier der genannten Indikatoren auf.
Darüber hinaus kann das Lehrkonzept auch auf gesellschaftlicher Ebene gedeutet werden. Begabungs- und Begabtenförderung wird hier nicht als "Eliteförderung" verstanden, die nur einigen wenigen zugute kommen soll (IQ > 130). Es versteht sich vielmehr als ganzheitlicher Ansatz, der neben kognitiven Begabungen auch etwa kreative, körperliche, praktische und soziale Begabungen als gleichwertig anerkennt. Zudem wird Begabungsförderung im Sinne des Artikels 28 der UN-Kinderrechtskonvention und des Grundsatzerlasses zur Begabungs- und Begabtenförderung (BMBWF, 2017) als Kinderrecht verstanden, das allen Kindern zuteil werden soll, gleich welchen Geschlechts, welcher ethnischer oder sozialer Herkunft sowie welcher religiöser oder politischer Anschauung. Das Konzept kann somit einen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit leisten.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2022
Gegebenenfalls geplanter Endzeitpunkt: kein Endzeitpunkt geplant
Es ist geplant, das Lehrprojekt, bestehend aus den schulinternen Lehrer/innen-Fortbildungen (SCHILFs), der modularen Fortbildungsreihe sowie dem Hochschullehrgang "Begabungsförderung kompakt" langfristig als Fort- und Weiterbildungsformate an der KPH Wien/Krems zu etablieren. Die aus der Beforschung gewonnen Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Nachhaltigkeit dieser Lehrformate fließen regelmäßig in die Planungen mit ein und dienen somit der Qualitätssicherung und deren Weiterentwicklung. Dies kann auch einen Mehrwert für andere hochschulische Angebote darstellen. Um dies zu gewährleisten, finden regelmäßige Vernetzungs- und Forschungstreffen im Bereich der Fort- und Weiterbildung statt.
Institutionelle Unterstützung
Die KPH Wien/Krems hat für den Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung seit dem Studienjahr 2020/21 eine eigene Fachstelle eingerichtet (Fachstelle Begabung.Person.Potenzial), welche dem Zentrum Schulentwicklung eingegliedert ist. Dadurch besteht die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Fachstellen (z.B. Schulentwicklungsberatung oder Entrepreneurship Education). Die Fachstelle Begabung.Person.Potenzial beschäftigt sich zentral mit Belangen der Begabungs- und Begabtenförderung (Konzeption und Abhaltung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsformaten, Schulentwicklung, Forschung und Entwicklung, nationale und internationale Kooperationen ...). Begabungs- und Begabtenförderung bildet zudem seit 2022 einen von zwei profilgebenden Schwerpunkten der KPH im Rahmen der Ziel- und Leistungsplans (ZLP). Unterstützend wurden von der Hochschule zwei Mitarbeiterinnen neu angestellt (in Mitverwendung).
Die modularen Fortbildungsreihen sowie die SCHILFs werden laufend über PH-Online evaluiert und aufgrund dieser Rückmeldungen weiterentwickelt.
Der Hochschullehrgang wird KPH-intern mehrfach evaluiert (Beginn, Halbzeit, Ende). Die Ergebnisse dieser Befragungen fließen in die Neuplanung ein. So wurde z.B. beim Hochschullehrgang "Begabungsförderung kompakt" die Länge der Onlinephasen aufgrund der Rückmeldungen der Teilnehmenden verkürzt (von zwei mal sechs auf drei mal vier Einheiten) und die Kriterien bzgl. der Abschlussarbeit (Unterrichtsprojekt) angepasst. Die SCHILFs werden aufgrund von Rückmeldungen der Teilnehmenden nun praxisnäher und stärker an den Ressourcen des Schulstandortes orientiert ausgerichtet.
Begleitend erfolgt aktuell eine Beforschung der Wirksamkeit des Hochschullehrgangs (Ellmauer) sowie der Nachhaltigkeit der modularen Reihe (Katschnig et al.).