Zuletzt aktualisiert am 15.05.2025
Aspekte der Digitalisierung: Generative Künstliche Intelligenz
Bei dem Projekt handelt es sich um ein neues Projekt / eine wiederholte Einreichung
Ars Docendi Kategorie
Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ars Docendi Kriterien
- Digitale Transformation
- Innovative Hochschuldidaktik
- Studierenden- und Kompetenzorientierung
- Partizipation und Mitgestaltung
Gruppengröße
20-49
Anreißer (Teaser)
Entdecken Sie einen ganzheitlichen Kurs zur generativen künstlichen Intelligenz an der Universität Innsbruck, wo Lehrende und Studierende verschiedener Disziplinen die technischen Grundlagen und multidisziplinären Auswirkungen dieser Technologie gemeinsam erforschen.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Seit den 1950ern hat sich die künstliche Intelligenz (KI), besonders im Bereich der generativen KI, die Texte und Medien erzeugt, stark entwickelt. Mit der Einführung von ChatGPT Ende 2022 nahm das Interesse an dieser Technologie deutlich zu, und immer mehr Studierende wenden sie an. Als Reaktion darauf wurde im Rahmen des Wahlpakets „Digital Science“ an der Universität Innsbruck ein Kurs konzipiert, der einen ganzheitlichen Blick auf das verantwortungsvolle Gestalten und kritische Denken in der Ära der KI wirft.
Der im Wintersemester 2023/2024 durchgeführte Kurs ‚Aspekte der Digitalisierung: Generative Künstliche Intelligenz‘, an dem 16 Fachexpert/innen aus 11 Organisationseinheiten mitwirkten, bot eine Einführung in die technischen Grundlagen der generativen KI sowie ein breites multidisziplinäres Spektrum an Aspekten, Implikationen und Anwendungen. Die intensive und koordinierte Zusammenarbeit der Kursleiter/innen gewährleistete den Studierenden aus 10 Fakultäten konsistente Lerninhalte sowie eine einheitliche Lernerfahrung. Die Lernenden aus multidisziplinären Studiengängen trugen mit ihrem gemeinsamen Lernen und disziplinübergreifendem Austausch zum interdisziplinären und kooperativen Charakter des Kurses bei.
Angesichts der positiven Resonanz und Rückmeldung der Studierenden planen wir, den Kurs kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Relevanz der Inhalte zu gewährleisten sowie die Nachfrage und das Interesse der Studierenden zu berücksichtigen.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
Since the 1950s, we have witnessed rapid advances in artificial intelligence (AI), particularly in the field of generative AI, which generates texts and media. With the introduction of ChatGPT at the end of 2022, interest has increased significantly in this technology, and more and more students are using it. In response to this development, a course that takes a holistic look at responsible design and critical thinking in the era of AI was designed as part of the "Digital Science" minor at the University of Innsbruck.
The course 'Aspects of Digitalisation: Generative Artificial Intelligence', which was held in the winter semester of 2023/2024 and involved 16 experts from 11 organisational units, offered an introduction to the technical foundations of generative AI as well as to a broad multidisciplinary spectrum of aspects, implications and applications. The intensive and well-coordinated cooperation of the course instructors ensured consistent learning content and a uniform learning experience for students from 10 faculties. With their joint learning and cross-disciplinary exchange, the students from multidisciplinary study programmes contributed to the interdisciplinary and collaborative nature of the course.
Given the positive response and feedback from students, we plan to continuously develop the course to make sure that contents are relevant and that students’ needs and interests are met.
Nähere Beschreibung des Projekts
Seit den 1950ern hat sich die künstliche Intelligenz (KI), insbesondere im Bereich der generativen KI, die Inhalte wie Texte und Medien erzeugt, wesentlich entwickelt. Mit der Einführung von ChatGPT Ende 2022, dessen großes Sprachmodell menschliche Texte täuschend echt imitieren kann, stieg das Interesse an einem verantwortungsvollen Einsatz der generativen KI. Dies erfordert ein tiefgreifendes Verständnis der schnell fortschreitenden Technologie, um ihre Möglichkeiten, Grenzen und gesellschaftlichen Einflüsse zu erfassen. Weltweit setzen Regierungen, Bildungseinrichtungen und private Organisationen Maßnahmen um, um KI-Kompetenzen zu fördern und eine verantwortungsbewusste Nutzung von KI zu gewährleisten, sowie diese transformative Technologie gesellschaftlich zu integrieren. Unsere Universität fördert proaktiv die KI-Kompetenz bei ihren Mitarbeitenden, Studierenden und der breiten Öffentlichkeit [Künstliche Intelligenz und Universität].
Eine im November 2023 publizierte Umfrage mit 6300 deutschen Studierenden [von Garrel, J., Mayer, J. Artificial Intelligence in studies—use of ChatGPT and AI-based tools among students in Germany. Humanit Soc Sci Commun 10, 799 (2023)] ergab, dass beinahe 2/3 der Befragten generative KI bereits für ihr Studium genutzt hatten. Auch in Österreich ist das Problembewusstsein für dieses Thema im letzten Jahr stark gestiegen. Neben der Frage nach der Reglementierung von KI in Prüfungen ist unserer Meinung nach auch der Austausch mit den Studierenden ein notwendiger Teil des Anpassungsprozesses, den Universitäten bezüglich KI zu vollziehen haben. Es gab zwar Kurse zu spezifischen Aspekten bzw. Anwendungen, doch um ein ganzheitliches Verständnis für die Prinzipien dieser Technologien und deren Auswirkungen auf verschiedene Bereiche zu erlangen, benötigten wir einen stark multidisziplinär ausgerichteten Kurs. Dieser sollte neben theoretischen Inhalten über die Technologie und ihre Implikationen auch praktische Anwendungen einbeziehen, sodass die Studierenden durch Experimentieren die Vorteile und Risiken erkennen konnten. Der Kurs sollte Studierenden und Lehrenden eine Austauschplattform bieten, um KI-bedingte Veränderungen zu diskutieren und die tiefgreifende Relevanz und vielfältige Anwendbarkeit der Kursinhalte im täglichen Leben zu entdecken. Studierende sollten so zu kritischen Denker/innen und verantwortungsvollen Gestalter/innen in der Ära der KI ausgebildet werden.
Um diese Kursidee umzusetzen, planten wir für das Wintersemester 2023/2024 eine Lehrveranstaltung namens ‚Aspekte der Digitalisierung: Generative Künstliche Intelligenz‘. Zuerst gewannen wir führende Expert/innen aus verschiedenen Disziplinen an unserer Universität für unser Projekt, um die erwünschte Multidisziplinarität des Kurses zu erreichen. Anschließend entwickelten wir einen integrativen Kurs, der forschungsgeleitetes Lehren in den Vordergrund stellte und es allen Lehrenden ermöglichte, ihre spezifischen Fachkenntnisse im Kontext der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Digitalisierung einzubringen. Wir legten großen Wert auf eine einheitliche und konsistente Lernerfahrung, die intensives, experimentelles, innovatives und kollaboratives Arbeiten der Studierenden mit unterschiedlichsten Hintergründen fördert, um deren Diversität konstruktiv zu nutzen. Im Folgenden beschreiben wir detailliert, wie wir den Online-Kurs erstellten und durchführten.
Um einen ganzheitlichen Kurs anzubieten, benötigten wir ein multidisziplinäres Team von Fachexpert/innen der Universität Innsbruck. Im Digital Science Center (DiSC) und im Institut für Informatik fanden wir Expert/innen, die sich intensiv mit KI auseinandersetzen. Dank der starken Vernetzung des DiSC innerhalb der Universität und seiner Beteiligung an zahlreichen KI-bezogenen Aktivitäten konnten wir auch andere Expert/innen identifizieren, die die ursprüngliche Kursidee mit spezifisch zugeschnittenen Inhalten zu realisieren vermochten. Schließlich gründeten wir ein Team aus 16 führenden Spezialist/innen verschiedener Fachbereiche aus 11 Organisationseinheiten, davon viele in leitenden Positionen ihrer Einheiten, Forschungsgruppen oder Zentren. Sie leisten wichtige Beiträge zu lokalen, nationalen und internationalen Initiativen [Instructors].
Das nächste Ziel war die Gestaltung eines ganzheitlichen Kursdesigns, das allen Kursleiter/innen ermöglichte, ihre Expertise optimal einzubringen. Wir nutzten eine cloudbasierte Dokumentenplattform, um Inhalte, didaktische Methoden und Evaluierungsmethoden für alle Einheiten zu spezifizieren und zu diskutieren. Der Kurs beinhaltete zwei Themenbereiche: (1) ein umfassendes Verständnis der Technologie und (2) die Diskussion ihrer Implikationen. Nach dem Kursüberblick [Overview Lecture] und einem interaktiven Workshop in der ersten Einheit begannen die spezifischen Themen aus verschiedenen Disziplinen.
Teil 1:
- Technologische Grundlagen
- Grundlagen künstlicher neuronaler Netze
- Grundlagen großer Sprachmodelle
- Grundlagen multimodaler großer Sprachmodelle
- Grundlagen der Bildgenerierung (mit Architekturbeispielen)
Teil 2:
- Implikationen, Aspekte und Anwendungen
- Ökonomische Auswirkungen
- Ethik der generativen KI
- Rechtliche Fragen
- Schreiben und KI in der Hochschulbildung
- KI beim Übersetzen und Dolmetschen
- Bildungspolitik
- Digitale Medienproduktion
- Psychologische und neurokognitive Aspekte
- Anthropologie der digitalen Transformation
Nach der Auswahl der Themen war es für uns essentiell, einen kohärenten und strukturierten Kurs zu entwickeln. Dafür bedurfte es einer kooperativen Vorgehensweise, da jede Einheit von anderen Expert/innen geleitet wurde. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es uns, die verschiedenen Themenbereiche logisch und sinnvoll zu verknüpfen und Überschneidungen effektiv zu vermeiden. Beispielsweise stellten wir in den Grundlageneinheiten sicher, dass die Konzepte nacheinander und fortschreitend eingeführt wurden.
Für die Erklärung von Transformern etwa wurde nach der Einführung neuronaler Netze
- in der nächsten Einheit die allgemeine Transformer-Architektur für große Sprachmodelle erläutert
- und deren Details wurden in der Einheit zu multimodalen Sprachmodellen vorgestellt.
- Der Kurs erlaubte Lehrenden nicht nur ihre aktuellsten Forschungsergebnisse an ihre Studierenden weiterzugeben, sondern diese auch aktiv in experimentelle Aktivitäten der Forschung und Lehre einzubeziehen. Beispiele geben wir in ‚Nutzen und Mehrwert‘.
Um die Zusammenarbeit unserer Dozierenden effizient und transparent zu gestalten, nutzten wir eine speziell von der Universität bereitgestellte GitLab-Instanz als Projektmanagement- und Versionskontrollsystem. Dieses System unterstützte uns bei der sicheren Verwaltung von Aktivitäten und der Kommunikation und gewährleistete Datenkontrolle und -sicherheit. Für jede Unterrichtseinheit definierten wir spezifische Meilensteine mit verschiedenen Projektaufgaben in Bezug auf den Übergang zwischen den Einheiten, die Verknüpfung der Lehrinhalte und die Bewertung einzelner Einheiten. Zudem legten wir übergreifende Meilensteine für den gesamten Kurs fest, von der initialen Kursgestaltung bis hin zur Erstellung dieser Nominierung.
Im Rahmen unseres Wahlpakets Digital Science bot der Kurs eine praxisorientierte Auseinandersetzung mit Digitalisierungsaspekten, kombinierte Vorlesungselemente mit Übungen und förderte intensives, kollaboratives Arbeiten. Studierende aus 10 verschiedenen Fakultäten experimentierten mit populären KI-Tools und erprobten Konfigurationen und Arbeitsabläufe aus zahlreichen Anwendungsbereichen. Um für die Studierenden eine transparente Kommunikation anzubieten, etablierten wir eine zentrale Ansprechperson und eine zentrale Plattform (OpenOLAT) für Lerninhalte und zur Kommunikation. Die Studierenden wurden zwecks effektiver Vor- und Nachbereitung wöchentlich über die Übergänge zwischen den Unterrichtseinheiten informiert. Zudem stellten wir sicher, dass wir trotz der unterschiedlichen Lehrmethoden unserer Dozierenden eine konsistente Lernerfahrung anboten, indem wir die Unterrichtsform bzw. die eingesetzten Lehrwerkzeuge und -methoden über alle Einheiten hinweg miteinander koordinierten. Außerdem achteten wir darauf, dass die Arbeitsbelastung – einschließlich der Vorbereitung, Unterrichtsteilnahme und Hausaufgaben – gleichmäßig über das Semester verteilt war.
Die Bewertung der Studierenden erfolgte nach ihrer individuellen Leistung und ihrer disziplinübergreifenden Teamarbeit. Gemeinsames Lernen und Reflektieren prägte unseren Kurs, der vielfältige Online-Formate nutzte: gemeinsames Verfassen von Texten, Austausch im Chat, in den Shared Notes und in Break-out Rooms, synchrone Gruppendiskussionen sowie asynchrone Diskussionen in Foren boten Flexibilität und ermöglichten den Studierenden, ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Sie konnten sich aktiv einbringen, wobei ihre Vorkenntnisse und Erfahrungen zu lebhaften Diskussionen und einer individuellen Anpassung an die Lerngruppe beitrugen. In praktischen Aufgaben zur Vor- und Nachbereitung sammelten Studierende Erfahrungen mit generativer KI in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und vertieften die theoretischen Inhalte für einen längerfristigen Lerneffekt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden förderte den gegenseitigen Lernprozess. Beispielsweise vermittelte in der ersten Einheit ein Workshop über ChatGPT 3.5 den Studierenden ein grundlegendes Verständnis für die Nutzung, Fähigkeiten und Grenzen des Sprachmodells. Anschließend wurden die Studierenden herausgefordert, das Modell im Kontext ihrer eigenen Fachgebiete zu testen und potenzielle Schwachstellen zu identifizieren. Diese Aufgabe förderte kritisches Denken und Austausch. Alle Studierenden entwickelten Fallstudien, in denen sie ihre Ansätze, Ergebnisse und die unternommenen Schritte zur Herausforderung des Modells darlegten. Diese Fallstudien wurden in einem Forum geteilt und mit anderen Studierenden diskutiert, um Erklärungen für das Verhalten des Modells zu finden und Möglichkeiten zur Verbesserung der Ergebnisse zu erarbeiten. Zusätzlich motivierten wir die Studierenden, ihre außerhalb des Kurses gemachten Beobachtungen zu Themen wie Kultur, Öffentlichkeit, Regulierungen und Forschung auszutauschen und mit dem Kursinhalt zu verknüpfen. Dies fördert eine Kultur des lebenslangen Lernens und ermöglicht Studierenden auch, die Relevanz und Anwendbarkeit der Kursinhalte in realen Kontexten zu erkennen. Die kontinuierliche Integration der neuesten Technologien und Forschungsergebnisse in unsere Kursinhalte ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Planung zur Weiterentwicklung des Kurses. Zusätzlich beabsichtigen wir, auf unseren bisherigen Erfahrungen aufzubauen und das studentische Feedback zu berücksichtigen, um den Kurs noch besser an die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Studierenden anzupassen (für Details siehe ‚Akzeptanz‘).
Zusammenfassend bot der Kurs nicht nur eine hervorragende Gelegenheit zur Kollaboration zwischen Dozierenden und Studierenden, sondern integrierte auch digitale Technologien in die didaktischen Methoden, um das Lernumfeld zu bereichern. Dies förderte neben dem Lernen und der Anwendung von Wissen auch maßgeblich den Austausch über die Grenzen einzelner Disziplinen hinweg. Wir sind überzeugt, dass unser Kurs einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der aufkommenden technologischen Trends und ihrer Auswirkungen geleistet hat. Wir konnten den Studierenden effektive Werkzeuge und Methoden für ihre zukünftige Karriere an die Hand geben sowie eine Umgebung des gegenseitigen Lernens und der Zusammenarbeit schaffen.
Akzeptanz und Resonanz
Die Kursidee stieß auf positive Rückmeldung. Die Vizerektorin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, Dr. Irene Häntschel-Erhart, beschreibt das Projekt folgendermaßen:
Die Chancen und Herausforderungen der künstlichen Intelligenz sowie die Veränderungen, die sie mit sich bringt, sind hochaktuelle Themen, die dieser Kurs aufgreift. Dabei nutzt er das große Potenzial verschiedener Forschungszweige und Forschungsergebnisse, die an der Universität Innsbruck verfügbar sind. Der Kurs erstreckt sich über ein breites Spektrum, von der Vermittlung technischer Grundlagen bis hin zur Diskussion der vielfältigen gesellschaftlichen Auswirkungen des Einsatzes generativer KI. Er bietet somit einen hervorragenden Einblick in eine Technologie, die unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen wird.
Die hohe Nachfrage nach unserem Kurs über die Grenzen der Fakultäten und Universitäten hinweg war beeindruckend. Innerhalb von nur 9 Stunden war der Kurs gemäß der curricularen Teilungsziffer von 20 Plätzen vollständig belegt. Bis zum Anmeldeschluss gingen nahezu 150 Anmeldungen aus 15 verschiedenen Fakultäten ein. Die drei am stärksten vertretenen Fakultäten waren die Fakultät für Betriebswirtschaft, die Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät und die Fakultät für Architektur. Es erreichten uns sogar einige Bewerbungen von Studierenden unserer Partneruniversitäten, zum Beispiel von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Um möglichst vielen Lernwilligen die Teilnahme zu ermöglichen, entschieden wir uns, die Teilnehmer/innenzahl auf 30 zu erhöhen, ohne dabei zuzulassen, dass die geplante didaktische Qualität und das Kursformat beeinträchtig wurden. Mithilfe unseres etablierten Teilnehmer/innenmanagementansatzes [J. Chimiak-Opoka (2021) A Participant Management Strategy for Overbooked Courses to Increase Teaching Capacity, EDULEARN21 Proceedings, p. 4133.] konnten wir weitere 11 Studierende von der Warteliste aufnehmen. Zudem führten wir von Beginn an einen Gastzugang ein, der die passive Teilnahme allen Mitgliedern unserer Universität – sowohl Studierenden als auch Mitarbeitenden – erlaubte. Das Online-Format bot räumliche Flexibilität und ermöglichte eine spontane Teilnahme an ausgewählten Einheiten. Trotz des intensiven Kursformats waren durchschnittlich 5 bis 15 Gäste aktiv in jeder Einheit präsent.
Im Rahmen der Kursevaluierung erhielten wir 21 überwiegend positive Rückmeldungen zu unserem erstmalig durchgeführten, multidisziplinären und innovativen Kurs. Wir haben die Studierenden ausdrücklich um Verbesserungsvorschläge gebeten, um diese in die nächste Runde einfließen zu lassen. Unser Ziel dabei war es, die Bedeutung von Feedback zu unterstreichen und die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden zur gemeinsamen Kursverbesserung zu fördern. Dank der studentischen Rückmeldungen und unserer eigenen Beobachtungen planen wir folgende Verbesserungen:
- Die Kursziele und die Themenauswahl deutlicher hervorzuheben und zu wiederholen, wenn Studierende, die später von der Warteliste hinzugekommen sind, am Kurs teilnehmen.
- Die heterogenen Hintergründe der Studierenden machten die Anpassung der Komplexität des Materials schwierig. Einige Studierende empfanden die mathematischen Grundlagen als zu oberflächlich, wie aus den Rückmeldungen hervorgeht, aber für die Mehrheit stellten diese eine Herausforderung dar, erkennbar an ihren zahlreichen Rückfragen im Unterricht und an ihrer Leistung bei den Hausaufgaben. Daher planen wir, den mathematischen Anteil bei der Erklärung neuronaler Netze zu reduzieren oder optional anzubieten.
- Die Kohärenz und Einheitlichkeit in den Beschreibungen der Hausaufgaben zu erhöhen. Die Abgabefristen zu verlängern, um den Studierenden mehr Flexibilität zu bieten.
Wir erhielten auch spontane, begeisterte studentische Rückmeldungen zu unserem Kurs. Ausgewählte Beispiele:
- Fantastic multidisciplinary lecture! Dr Opoka is a Great connector and Moderator and expert in the field. I enjoyed the talks of many experts from various fields, the practical and the international perspective on the state of ai. I would have preferred to have cameras on. Also more time for the assignments until the end of the term would have been better. I Hope this lecture series will continue! Thank you very much for this enriching class on ai!
- It really showed me a variety of aspects that are taken into account while we are facing the new technology. Each week, we learned from experts in all kinds of fields, and gave us the chance to think about many different topics related to AI. Maybe 14 weeks were not enough to introduce all the fields where generative AI is being used, but still the course enhanced my view on the matter, helped me to expand my ability to think. Thank you!
- die Organisation ist sehr gut gelungen, auf Olat war alles übersichtlich dargestellt mit den Unterteilungen in die einzelnen Units - man hat sich gut zurechtgefunden
Nutzen und Mehrwert
Der Kurs fungierte als Plattform, um experimentelle Aktivitäten einzubinden sowie neue Forschungskooperationen zu etablieren.
Die Lehrenden führten Pilotstudien durch, um darauf aufbauend weiterführende Forschungsprojekte zu planen. Ein Beispiel hierfür ist ein kleines Experiment, das Matthias Schurz und Joanna Chimiak-Opoka durchführten, um die psychologischen Auswirkungen und Perspektiven der Studierenden besser zu verstehen. Als besonderes Element unseres Kurses wurden zudem anonyme Umfragen durchgeführt, deren Ergebnisse anschließend mit den Studierenden diskutiert wurden. Zusammengefasst: (i) Die Studierenden konnten ihre Selbsteinschätzung bezüglich des KI-Wissens durch unseren Kurs verbessern; (ii) insgesamt zeigten die Studierenden eine angemessene Skepsis gegenüber Inhalten, die sie mittels KI erarbeitet haben; (iii) sie bewerteten KI als am nützlichsten in den Bereichen Korrekturlesen, Übersetzen, Programmieren, Textzusammenfassung und kreatives Schreiben.
Wir ermutigten unsere Lehrenden, experimentelle didaktische Ansätze auszuprobieren und aktiv Rückmeldungen von den Studierenden einzuholen. Wesentliche Fragen, die mit der Anwendung von KI-Technologien einhergehen, sind die fachliche Qualität der Antworten. Markus Ammann nutzte die multidisziplinäre Ausrichtung des Kurses und ließ alle Studierenden eine KI-unterstützte Unterrichtsplanung für eine Schulstunde an einer Mittelschule erstellen. Im Rahmen einer Masterarbeit werden diese Planungen von Studierenden des Lehramts inhaltsanalytisch hinsichtlich der fachlichen Richtigkeit und der Umsetzbarkeit von KI-unterstützten Unterrichtsplanungen ausgewertet und verglichen.
Außerdem unterstützt unser Kurs auch die Entstehung neuer interdisziplinärer Zusammenarbeit. Ein Beispiel dafür ist eine DiSCourse-Veranstaltung – das Forschungsseminar des Digital Science Centers (DiSC) – im Mai, bei dem Katharina Walter ihre Forschungsergebnisse dem DiSC-Team sowie weiteren Forschenden präsentieren wird.
Übertragbarkeit und Langlebigkeit
Das Projekt läuft seit 2023
Der für das Studienjahr 2023/2024 konzipierte Kurs, der im Wintersemester durchgeführt wurde, erweckte großes Interesse bei den Studierenden. Auch die Lehrenden zeigten sich daran interessiert, ihn erneut anzubieten. Aufgrund dieser positiven Resonanz planen wir, den Kurs im Wintersemester 2024/2025 weiterhin anzubieten und ihn kontinuierlich zu verbessern, indem wir ihn an die Erwartungen der Studierenden sowie an die neuesten technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen anpassen.
Wir sehen schon, dass unsere Erfahrungen übertragbar sind, da wir viel voneinander lernten – sowohl inhaltlich als auch didaktisch und technisch – während wir die neuen Inhalte vorbereiteten.
- Die erarbeiteten Inhalte fanden Eingang in andere Kurse und in die Öffentlichkeitsarbeit, wie zum Beispiel in den DiSCussion-Workshop und die geplanten Aktivitäten für die Lange Nacht der Forschung.
- Es ist auch geplant, den Kursinhalt als Ausgangspunkt für die Vorbereitung der Mitarbeiterschulung zu nutzen.
- Unser vertieftes Verständnis für den Einsatz von Technologien wie Projektmanagementsystemen, Lernplattformen und Videokonferenzen kann zweifellos in Online- sowie Präsenzkursen Anwendung finden.
- Auch organisatorisch bot der Kurs wertvolle Lernerfahrungen, die in anderen Lehrveranstaltungen mit zahlreichen Lehrenden nützlich sein können.
Wir erwarten, dass sich durch die Zusammenarbeit etablierte bzw. vertiefte Kontakte in weiterführenden Kooperationen in Lehre und Forschung manifestieren.
Institutionelle Unterstützung
Im Jahr 2019 gründete die Universität Innsbruck das Digital Science Center (DiSC), um die Herausforderungen der digitalen Transformation in vielfältigen Bereichen anzugehen. Bestehend aus einem interdisziplinären Team aus Fachexpert/innen fördert das DiSC die Digitalisierung in Forschung, Lehre und öffentlichem Diskurs.
Das Wahlpaket Digital Science vermittelt Studierenden aller Studiengänge digitale Kompetenzen. Angesichts der heterogenen Studierendenschaft wählte die Universität ein kostenintensives Format mit Vorlesungen und Übungen (VU) für kleinere Gruppen (20-30 Teilnehmende), um eine effektive Vermittlung von Programmiersprachen, Datenmanagement und -analyse sowie nichttechnischen Digitalisierungsaspekten zu gewährleisten.
Nach der Einführung von ChatGPT nutzte das DiSC seine vorteilhafte Position, um einen Kurs über generative KI zu entwickeln. Die Studienbeauftragte am DiSC, Joanna Chimiak-Opoka, konzipierte den Kurs, fand Expert/innen und koordinierte die Zusammenarbeit, Kommunikation und das gesamte Projekt. Um ein breites Spektrum an Fachwissen und Perspektiven im Kurs anzubieten, wurden dem DiSC zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt. Die Mitarbeiter/innen aus dem Schreibzentrum sowie die Gestalter/innen der Einheit für Digitale Medien und Lerntechnologien, die normalerweise keine Lehrverpflichtungen haben, wurden finanziert. Zudem wurden Sondergenehmigungen für Lehrende erteilt, damit sie über ihre reguläre Lehrbelastung hinaus unterrichten konnten.
Die Universität Innsbruck setzt für die Lehrveranstaltungsanalyse ein standardisiertes Feedbackinstrument ein, das den Studierenden ermöglicht, anonym Rückmeldungen zu den besuchten Lehrveranstaltungen abzugeben. Obwohl die Durchführung der Lehrveranstaltungsanalyse auf einer Rotationsbasis erfolgt – einmal verpflichtend und einmal freiwillig – sammeln wir dennoch jedes Semester Feedback für unsere Kurse am DiSC. Dieses Vorgehen dient dazu, Kritik, Wünsche, Ideen und den Bedarf an Verbesserungen in die Planung und Weiterentwicklung der Lehrveranstaltungen einfließen zu lassen.
Die Studierenden können standardisierte Fragen beantworten. Es gibt geschlossene Fragen (in der Likert-Skala), wie zum Beispiel zur Arbeitsbelastung oder zur allgemeinen Schwierigkeit des Kurses. Da diese Fragen standardisiert sind, lassen sich Vergleichsstatistiken zur Fakultät/Universität heranziehen. Noch hilfreicher sind jedoch die offenen Fragen, da sie die Möglichkeit bieten, studentische Rückmeldungen zur Verbesserung der Kurse zu nutzen. Im Abschnitt ‚Akzeptanz‘ beschreiben wir unsere Ideen für Verbesserungen des Kurses.
Es gibt verschiedene Optionen, um die Evaluation durchzuführen. Für Online-Kurse bietet die ‚Online in Präsenz‘-Evaluation eine hohe Rücklaufquote und zeigt den Studierenden, dass ihr Feedback wichtig ist und dass die Dozierenden bereit sind, sich Zeit für Rückmeldungen zu nehmen. Durch den Einsatz dieser Option konnten wir für unseren Kurs eine Rücklaufquote von 81% erreichen.