Universität Wien
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International Moot Courts (10 verschiedene englischsprachige internationale Moot Courts)

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Konzept der „International Moot Courts“ ist Teil der Internationlisierungsstrategie der rechtswissenschaftlichen Fakultät. Das Ziel, den Studierenden der Fakultät im Studium einen Zugang zu internationalen Erfahrungen zu bieten, verwirklicht sich in vollstem Umfang in dem seit über 20 Jahre laufenden Lehrveranstaltungskonzepts der „International Moot Courts“. Mittlerweile umfasst die Auswahl im Rahmen dieses Konzepts zehn verschiedene Lehrveranstaltungen, welche die unterschiedlichsten Fachbereiche und somit auch Interessengebiete der Studierenden abdecken. Diese sind:

• Willem C. Vis International Commercial Moot Court

• Philip C. Jessup International Law Moot Court

• European Law Moot Court Competition

• International Investment Arbitration Moot Court

• ICC International Commercial Mediation Moot Court

• CDRC- IBA- VIAC Mediation and Negotiation Competition

• Historical Jewish Law Moot Court

• Ius Commune Moot Court

• Manfred Lachs Space Law Moot Court

• International Roman Law Moot Court

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Lehrveranstaltungen im Rahmen des Konzepts der „International Moot Courts“, basieren auf der Idee die Teilnahme von Studierenden in Teams von 3-12 Teilnehmer/innen an internationalen, teilweise hunderte von Universitäten umfassenden, Wettbewerben, genannt „Moot Court“ zu ermöglichen. „Moot Court“ (je nach Thematik beispielsweise „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court“ oder „Philip C. Jessup International Law Moot Court“) steht für „fiktive Gerichtsverhandlung“, was auch die Aufgabenstellung an die Studierenden zusammenfasst.

Im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen werden interessierte Student/innen nach einem mehrstufigen, objektiven Bewerbungsverfahren ausgewählt und intensiv monatelang betreut, um auf die Teilnahme an dem jeweiligen Moot Court vorbereitet zu werden.

Die Lehrenden des Juridicum engagieren sich seit nunmehr schon über 20 Jahren im Bereich dieses innovativen Lehrveranstaltungskonzepts. Mittlerweile werden zehn verschiedene Teams der Fakultät zu diesen internationalen Wettbewerben entsandt. Die rechtswissenschaftliche Fakultät hat inzwischen nicht mehr zu übersehende Anzahl an herausragenden Erfolgen bei den verschiedenen internationalen Moot Courts vorzuweisen. Keine andere österr. Fakultät ist auch nur annährend so intensiv und nachhaltig auf diesem Gebiet engagiert.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The courses offered within the framework of “International Moot Courts” enable over ten different teams, each consisting of 3-12 students from the Viennese Law Faculty, to participate in internationally renowned competitions called “Moot Courts”. “Moot Court” stands for mock court and depending on the topic of the competition are e.g. called “Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court” or “Philip C. Jessup International Law Moot Court”. The interested students are chosen on the basis of an objective, multi-stage selection process, which ensures that the teams consist of students with diverse backgrounds. The task for the participating students is, over the course of numerous months, to analyse, research and prepare various legal issues that can be distilled from the hypothetical cases on which the Moot Court Competitions are based on. The participants are thoroughly and intensively coached throughout the whole time. Now,for over 25 years,the academic staff of the Juridicum has been engaging and extending this innovative course concept of “International Moot Courts” in line with the faculty’s focus on internationalisation. The fact that until now, the participating teams of the Vienna Law Faculty have achieved a considerable amount of successes in these Moot Court competitions, reflects the benefits of this exceptional,intense collaboration between students, academic staff and practitioners. No other Austrian faculty has a comparable exposure in this field.

Nähere Beschreibung des Projekts

Das Konzept des „International Moot Court“, welches am Juridicum in Form von zehn verschiedenen Lehrveranstaltungen angeboten wird, bietet interessierten Student/innen die einmalige Möglichkeit, das theoretisch durch das rechtswissenschaftliche Studium erlernte Wissen in einem fiktiven Streitfall als Parteienvertreter/innen umzusetzen. Den Abschluss dieser Lehrveranstaltungen bildet die Teilnahme der Studierenden an den jeweiligen internationalen Studentenwettbewerben.

Die Lehrveranstaltungen im Rahmen des Konzepts des „International Moot Court“, schaffen es durch die angebotene Themenvielfalt (von internationaler Handelsschiedsgerichtsbarkeit, über Völkerrecht, bis hin zu römischen Recht), nicht nur eine große Breite an Interessengebieten der Studierenden abzudecken, sondern sich auch an Studierende sowohl im ersten als auch im letzten Abschnitt des Studiums zu richten. Zusätzlich wird auch Erasmus Student/innen die Teilnahme ermöglicht, da alle internationalen Moot Court Lehrveranstaltungen, welche am Juridicum angeboten werden, in Englisch (bzw. in Kombination Englisch und Französisch) abgehalten werden. Die Aufnahme für diese Lehrveranstaltungen gliedert sich in einen zumeist mehrstufigen, objektiv nachvollziehbaren Bewerbungsprozess (übliche Bewerbungsunterlagen, schriftliche Ausarbeitungen zu einer jeweiligen juristischen Problemstellung, persönliches Bewerbungsgespräch). Nach der erfolgreichen Aufnahme in einer der angebotenen Lehrveranstaltungen im Rahmen dieses Konzepts, treffen die teilnehmenden Studierenden erstmalig aufeinander und müssen von Beginn an intensiv an der Ausarbeitung eines fiktiven Streitfalls arbeiten. Diese Streitfälle werden zumeist von den jeweiligen Dachorganisationen der einzelnen Moot Court Wettbewerbe Anfang Oktober veröffentlicht und bestehen aus einem Sachverhalt mit unterschiedlichsten Dokumenten. Diese Sachverhalte beinhalten komplexe juristische Problemstellungen, die die Teams in den folgenden Monaten nach der Veröffentlichung bearbeiten müssen. Dabei müssen die Teammitglieder in die Rolle von Parteienvertreter/innen schlüpfen und Argumente sowohl für die Kläger-, als auch Beklagtenseite ausarbeiten. Oft wird für viele teilnehmende Studierende erstmalig, eine rechtliche Problemstellung in einen praxisnahen großen und komplexen Fall verpackt. Dieser Fall muss sodann durch die Student/innen bearbeitet werden und unterschiedlichste Lösungswege und Argumente müssen gefunden werden.

Für die Teilnehmer/innen der jeweiligen Lehrveranstaltungen bedeutet das nicht nur eine genaueste Auseinandersetzung mit einer juristischen Problemstellung, sondern gleichzeitig auch die enge Zusammenarbeit mit anderen Studierenden. Diese Zusammenarbeit mit den Teamkolleg/innen schafft einen realitätsnahen Ausblick auf die zukünftige Arbeitswelt. Die Teilnehmer/innen werden mit unterschiedlichsten Meinungen und Argumenten ihrer Teamkolleg/innen konfrontiert und die Anforderung, welche sich an die Studierenden stellt, ist die intensive Zusammenarbeit und gemeinsame Ausarbeitung eines einzigen Lösungswegs für den jeweiligen Streitfall. Diese Ausarbeitungen der gemeinsamen Argumente werden zumeist in schriftlichen Stellungnahmen, häufig für Kläger- und auch Beklagtenseite, dargestellt und bei den jeweiligen internationalen Wettbewerben eingereicht.

In der Phase der schriftlichen Ausarbeitungen werden die Teilnehmer/innen ständig durch die Expertise und Hilfestellungen der Lehrveranstaltungsleiter/innen begleitet. Die Studierenden sollen anhand der hypothetischen Streitfälle lernen komplexe, rechtliche Fragestellungen zu analysieren und sogleich auf den Fall anzuwenden. Dies wird gefördert durch die Betreuung von Expert/innen aus Wissenschaft und Praxis. Außerdem werden zur Erlangung von zusätzlichem, fachspezifischem Wissen Wahlfächer angeboten, welche auf die jeweiligen Themen der Moot Court Lehrveranstaltungen zugeschnitten sind. Beispielsweise kann dabei der Kurs „Mediation for Lawyers“ erwähnt werden, welcher für Studierende, die am „ICC International Commercial Mediation Moot Court“ teilnehmen, verpflichtend ist. Das in diesen Wahlfächern erlangte Wissen unterstützt die Studierenden zusätzlich bei der Ausarbeitung ihrer schriftlichen Einreichungen.

Nach Abschluss der „schriftlichen Phase“ beginnt der zweite, mündliche Teil der jeweiligen Lehrveranstaltungen. In dieser „mündlichen Phase“ bereiten sich die teilnehmenden Studierenden auf mündliche Präsentationen ihrer Argumente vor. Im Rahmen dieser Vorbereitungsphase wird es den Teilnehmer/innen der jeweiligen Lehrveranstaltungen zusätzlich ermöglicht, Übungsrunden gegen andere Universitäten im Rahmen von „Pre- Moots“ zu absolvieren. Diese Übungsrunden werden häufig im Ausland abgehalten. Beispielshalber haben die Teilnehmer/innen der Lehrveranstaltung für den „Willem C. Vis International Commercial Moot Court“ letztes Jahr an Pre- Moots in Helsinki, Belgrad und New York teilgenommen. Die diesjährigen Teilnehmer/innen des „Ius Commune Moot Court“ werden beispielsweise die Pre- Moots in Eisenstadt, Wien, Tel Aviv und Jerusalem besuchen. Diese zusätzliche Lernerfahrung unterstützt die Studierenden bei der Vorbereitung ihrer mündlichen Präsentationen und vermittelt einen ersten Eindruck über die Abläufe bei den tatsächlichen, am Ende der Lehrveranstaltungen stehenden, Moot Courts.

Die Studierenden müssen zum Abschluss der Lehrveranstaltungen ihre mündlichen Präsentationen sodann bei den jeweiligen Moot Courts im Wettbewerb vor international renommierten Richter/innen, Schiedsrichter/innen, Professor/innen und facheinschlägigen Experte/innen präsentieren. Dort treffen die Teilnehmer/innen auf Teams von Universitäten aus der ganzen Welt und müssen sich im unmittelbaren Vergleich miteinander unter Beweis stellen. Diese mündlichen Verhandlungen bei den jeweiligen internationalen Wettbewerben finden verstreut über die Welt statt (beispielsweise Hong Kong, Tel Aviv, Washington DC, Cambridge, Frankfurt, Paris oder Wien) und Teams von teilweise mehreren Hundert verschiedenen Universitäten treffen dort zusammen. Z.B. nehmen am „Philip C. Jessup International Law Moot Court“ jährlich mehr als 600 Universitäten teil.

 

Die Teilnahme an einer Lehrveranstaltung im Rahmen des Konzepts „International Moot Court“ schafft somit eine Lernerfahrung für Studierende, die langfristigen Einfluss auf die studentische und auch berufliche Weiterentwicklung hat. Es ist eine einzigartige Möglichkeit für Studierende monatelange, intensive Betreuung (persönliches „one-on-one“ Coaching) durch Expert/innen aus Praxis und Lehre zu genießen, Sprachkenntnisse auf ein professionelles Niveau anzuheben und in Kontakt mit Student/innen aus den verschiedensten Rechts – und Kulturkreisen zu kommen.

Die Betreuungsteams stellen sich zumeist aus einer Kombination von Professor/innen und Universitätsassistent/innen sowie externen, aus der Praxis kommenden Lehrbeauftragten zusammen. Die hohe Anzahl der Betreuer/innen ermöglicht es direkt und individuell auf die jeweiligen teilnehmenden Studierenden einzugehen. Somit kann beispielshalber die Lehrveranstaltung für den „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court“ erwähnt werden, in welchem sich das diesjährige Team der Fakultät aus sieben Student/innen und sieben Betreuer/innen zusammensetzt. Das sogenannte „Coaching“ der Studierenden findet mindestens wöchentlich statt, in den Endphasen oftmals täglich. Das durch das Studium theoretisch erlangte Wissen kann somit mithilfe von Betreuenden aus Wissenschaft und Praxis auf einen realitätsnahen Streitfall umgelegt werden und durch das intensive Coaching können die schriftlichen, als auch mündlichen Fertigkeiten auf Englisch bzw. Französisch massiv verbessert und gefestigt werden.

Zusätzlich zu den monatelangen Vorbereitungen wird es den teilnehmenden Student/innen nach Ende der Lehrveranstaltung und der Wettbewerbe ermöglicht, anhand des gleichen Streitfalls teils beide, teils eine für den Abschluss des Studiums notwendige Seminararbeit zu verfassen. Somit können die gesammelten Recherchen, Materialien und Entscheidungen sogleich von den Studierenden weiter genutzt werden um einen wichtigen Teil des verpflichtenden Lehrplanes zu absolvieren.

 

Die Fakultät schafft somit seit über 20 Jahren im Rahmen der Lehrveranstaltungen des Konzepts „International Moot Court“ eine einzigartige Möglichkeit für Studierende internationale Erfahrungen zu sammeln. Dieses Konzept konnte sich in den letzten Jahren immerwährend durch herausragende Erfolge bei den jeweiligen Wettbewerben durch die Teams des Juridicums bewähren. Unter anderem gewann das Team des Juridicums 2014 den „International Roman Law Moot Court“, welcher in Oxford stattfand. 2016/17 erhielt das Team, welches am „European Law Moot Court“ teilnahm, die Auszeichnung für die beste schriftliche Einreichung und konnte sich somit gegen 70 andere Universitäten durchsetzen. Das Team, welches letztes Jahr am „Philip C. Jessup International Law Moot Court“ teilnahm, konnte die „European Friendly Rounds“ in Zypern für sich entscheiden und hat sich so für die Endrunden in Washington D.C. qualifiziert. Die Studierenden, welche am „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court“ teilnahmen, konnten sich auf Platz 21 von 357 teilnehmenden Universitäten platzieren. Die zahlreichen Erfolge der Teilnehmer/innen unterstreichen, dass dieses Lehrveranstaltungskonzept Kompetenzen an Studierende der rechtswissenschaftlichen Fakultät vermittelt, die einem unmittelbaren, internationalen Vergleich mit renommierten Universitäten aus aller Welt standhalten. Zusätzlich fügen sich diese Lehrveranstaltungen nahtlos in die internationale Ausrichtung der juridischen Fakultät.

Positionierung des Lehrangebots

Durch das breite Spektrum (insgesamt 10) der am Juridicum angebotenen Lehrveranstaltungen im Konzept der „International Moot Courts“, wird sichergestellt, dass eine große Anzahl an Studierenden angesprochen und zur Bewerbung/Teilnahme angeregt wird. Beispielshalber bietet sich die Teilnahme an der Lehrveranstaltung „International Roman Law Moot Court“ durch die inhaltliche Nähe zum ersten Studienabschnitt auch schon in früheren Stadien des Studiums an (2. Semester). Demgegenüber gibt es im Rahmen des Lehrveranstaltungskonzepts „International Moot Court“ auch Themengebiete (wie beispielsweise die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit im Rahmen des „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court“ oder der „Philip C. Jessup International Law Moot Court“ im Bereich des Völkerrechts), die sich an fortgeschrittene Studierende richten (3.- 8. Semester).

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2019 nominiert.
Ars Docendi
2019
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Univ.-Prof. Dr. Paul Oberhammer
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien
*43 1 4277 34010
Nominierte Person(en)
Univ.-Prof. Dr. Paul Oberhammer (Teamsprecher/Koordinator der Einreichung)
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien
Themenfelder
  • Curriculagestaltung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Erfahrungslernen
  • Internationalisation@home
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht