Universität Wien
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StEOP Vorlesung „Ernährungslehre: angewandt und multidisziplinär“

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die StEOP vermittelt den Studierenden die Bedeutung naturwissenschaftlicher Grundlagen im Bereich der Ernährungswissenschaften.

Der aktive und studierendenzentrierte Zugang im Rahmen eines Flipped Classroom soll eine nachhaltige Erhöhung des Lernerfolges sowie eine Steigerung der Motivation und Freude an den Inhalten der Disziplin bewirken.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Studierende sollen Einblicke in die Multidisziplinarität des Faches der Ernährungswissenschaften erlangen. Ein fundiertes Know-how über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Humanphysiologie bildet die Grundlage, um die Auswirkungen von Ernährung auf ernährungsassoziierte Erkrankungen zu erkennen, zu beurteilen und daraus gesundheitsförderliche Maßnahmen abzuleiten.

 

Durch Anknüpfung an aktuelle Themen der Ernährungswissenschaften sollen Studierende dazu motiviert werden, sich in naturwissenschaftlichen Grundlagen (Chemie, Biochemie, Anatomie, Physiologie) zu vertiefen. Denn dieses Wissen bildet die Basis für besseres Verständnis von Lebensmittelinhaltsstoffen und deren Wirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit.

 

Studierenden wird damit einerseits die Bedeutung der naturwissenschaftlichen Grundlagen für fachspezifische Themen im Studium der Ernährungswissenschaften (Diätetik, molekulare Ernährung, Public Health Nutrition) verdeutlicht. Andererseits sollen berufliche Möglichkeiten und die dafür nötigen Qualifikationen aufgezeigt werden.

 

Der Einsatz von Lernpfaden und Quiz im Rahmen eines Flipped Classroom Konzeptes, ermöglichte es den Studierenden Fragestellungen zu bearbeiten, die an ihre eigene Lebenswelt anknüpfen – wie zum Beispiel zu „bedarfsgerechter Ernährung“, „Lebensmittelqualität“ oder „Nachhaltigkeit von Ernährung“.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The main objective is that students shall get insight into the subject nutrition and its multifaceted issues. In order to understand and evaluate the relationship between nutrition and diet-related diseases, funded knowledge of food ingredients as well as of human physiology is essential and the basis for constitutional recommendations.

 

By picking up recent issues of nutrition, students shall be motivated to broaden their knowledge in the fields of natural sciences (chemistry, biochemistry, physiology). Because these understandings are basics for an improved comprehension of food ingredients and their effects on humans and human health.

On the one hand, the importance of scientific basics for subject-scientific issues in the studies of nutrition are pointed out to the students (dietetics, molecular nutrition, public health nutrition). On the other hand, occupational opportunities and therefor-required qualifications are presented to the students.

 

The use of the concept ‘Flipped classroom’ (input in terms of learning trails and quizzes) makes it possible for students to deal with questions connected with their own social environment. This can be for example about “proper nutrition”, “quality of foods” or “sustainability of foods”.

 

Nähere Beschreibung des Projekts

Nähere Beschreibung des Projekts (max. 13.000 Zeichen inkl. Leerzeichen)

 

Die Herausforderung bei der Gestaltung dieser Lehrveranstaltung besteht darin, dass sich diese primär an Studierende richtet, die sich direkt am Anfang des Studiums befinden. Über 90% der Teilnehmer/innen besuchten die Lehrveranstaltung im Rahmen der StEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase) in ihrem ersten Semester an der Universität Wien. Die Absolvierung der StEOP bildet nicht nur eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in das Studium – vielmehr geht es auch um die nachhaltige Vermittlung der naturwissenschaftlichen Grundlagen, welche die Studierenden während des gesamten Studiums begleiten und die eine Basis für das Verständnis der darauf aufbauenden Lehrveranstaltungen darstellt. Das Konzept des „Flipped Classrooms“ ist eine sinnvolle Ergänzung der traditionellen Lehre, denn hiermit kann der Lehrinhalt von den Studierenden auf vielfältige Art und Weise erschlossen und vertieft werden. Dieses Konzept – welches eine Selbstlern- und eine Präsenzphase beinhaltet – wird im Folgenden genauer umrissen.

 

DIE SELBSTLERNPHASE

Im Rahmen der Selbstlernphase werden den Studierenden verschiedene Inputs zu aktuellen Themen gegeben. Dies geschieht in Form von aktuellen Zeitungsartikeln, TV-Beiträgen, Lernpfaden, Quiz, selbsterstellten Videos oder weiterführender online Unterlagen zur Vertiefung des Wissens.

 

Beispielsweise wird den Studierenden mittels „Flipped Classroom“ die „PURE-Studie“ als wissenschaftliches Paper zusammen mit einem populärwissenschaftlichen Video, welches die Ergebnisse der Studie kurz zusammenfasst, zur Verfügung gestellt. Die Studierenden sollen, als Vorbereitung für die spätere Diskussion in der Präsenzphase, anhand der wissenschaftlichen Lektüre die Aussagen des Videos bewerten. Damit geschieht auch eine Anknüpfung an die Lebenswelt der Studierenden, denen damit die kritische Auseinandersetzung mit Informationen und deren Bewertung aus verschiedenen Medien nähergebracht werden soll.

 

Zur „PURE-Studie“ wird auch ein „Lernpfad“ erstellt, der die Studierenden bei der Analyse und Interpretation der Studie unterstützen soll. Dabei werden Methoden vermittelt, die Studierende benötigen um zukünftige Studien bzw. Medienberichte kompetent und kritisch bewerten zu können. In einem weiteren Beispiel beschäftigen sich Studierende mit einem Zeitungsartikel, welcher die ökonomischen und ökologischen Aspekte einer bedarfsgerechten Ernährung betrachtet. Der Artikel wurde mit Leitfragen versehen, die von Lernenden beantwortet werden. Die Antworten werden in den Hörsaal mitgenommen und bilden die Grundlage für eine aktive Diskussion mit dem gesamten Plenum.

 

Die verschiedenen eingebauten Lernpfade, beispielsweise zum Thema „Energieumsatz“, sollen die Studierenden bei der Vorbereitung der jeweiligen Themen unterstützen und dienen auch zur Reflexion des Erlernten. Da es sich bei der Lehrveranstaltung um eine Vorlesung und damit um eine nicht prüfungsimmanente Lehrveranstaltung handelt, unterliegen diese Lernpfade keiner Bewertung und dienen nur zu Übungszwecken und zur Förderung des besseren Verständnisses der Studierenden. Diese wiederrum können sich dadurch selbstbestimmt und ohne weitere extrinsische Motivation (wie etwa Zusatzpunkte, die sich auf die Endnote auswirken) mit den Inhalten der StEOP beschäftigen. Die Lernpfade können über das gesamte Semester mehrmals wiederholt werden, wodurch Studierende die Möglichkeit haben, das Gelernte jederzeit weiter zu vertiefen.

 

Außerdem werden die Inhalte der Selbstlernphase mit weiterführenden online Unterlagen zur selbstständigen Vertiefung der jeweiligen Thematiken angereichert.

 

DIE PRÄSENZPHASE

 

In der Präsenzphase werden die Themen, welche die Studierenden während der Selbstlernphase bearbeiten konnten, aufgegriffen. Dies soll zu einer angeregten Diskussion im Plenum und dadurch zu einer Vertiefung der Thematik und Klärung von Fragen der Studierenden führen. Die Leitfragen der Selbstlernphase stellen eine geeignete Diskussionsgrundlage dar.

Für die Bewertung der „PURE-Studie“ wurden im Vorfeld während einer Präsenzeinheit Basisinformationen über Ernährungserhebungsmethoden sowie zum Stoffwechsel von Makronährstoffen vermittelt. Auf dieser Grundlage konnten die Studierenden selbständig die geforderte Videobewertung durchführen. Bei der darauffolgenden Präsenzphase wurden diese Bewertungen gemeinsam diskutiert.

 

CHARAKTERISTIKA DER LEHRVERANSTALTUNG

 

Studierende, die am Beginn ihres Studiums stehen, sind oft von den neuen Anforderungen, welche das universitäre Lernen stellt, überfordert. Daher werden am Anfang der Lehrveranstaltung die Anforderungen und Herausforderungen universitären Lernens, wie beispielsweise ein hohes Maß an Selbstorganisation, kommuniziert.

 

Das Ziel jedes Studierenden sollte nachhaltiges Lernen, Reflektieren und kritisches Hinterfragen sein. Durch das Konzept des „Flipped Classroom“ soll ergänzend zum Frontalunterricht die Möglichkeit geschaffen werden sich spielerisch und zugleich zwanglos mit den Themen auseinanderzusetzen. Die verschiedenen Angebote dieses Lehrstils, wie beispielsweise Videos, Lernpfade, Quiz etc. sollen die verschiedenen Lerntypen unterstützen und somit studierendenzentriertes Lernen und besseres Verständnis fördern. Dadurch wird auch die Motivation und Freude am Lernen gesteigert, was letztlich zu einer nachhaltigeren Wissensvermittlung führt.

 

Der Einsatz von Kahoot! und Quiz trägt dazu bei, dass sich die Studierenden spielerisch mit dem Prüfungsstoff auseinandersetzen und kann auch dazu führen, dass mögliche Prüfungsängste schon im Vorfeld abgebaut werden.

 

Ein Vergleich der Antritte und Ergebnisse von Prüfungen zeigt eine deutliche Verbesserung im Studienerfolg.

Während im Studienjahr 2016/17, in welchem die Lehrveranstaltung als reine Präsenzveranstaltung abgehalten wurde, 47,3% der Studierenden, welche die Prüfung absolviert haben ein positives Ergebnis erzielen konnten, waren es im Studienjahr 2018/19 nach Einsatz von Flipped Classroom Einheiten 66,2%.

 

Antritte und Ergebnisse vor Einführung von Flipped Classroom

Semester Antritte positiv absolviert (%)

2016W 679 47,3

2017S 124 51,6

 

Antritte und Ergebnisse nach Einführung von zwei kleine Flipped Classroom Einheiten

2017W 583 48,6

2018S 188 45,2

 

Antritte nach Einführung von Flipped Classroom

2018W 474 66,2

 

Die geringere Anzahl an Antritten in 2018W liegt daran, dass noch nicht alle Prüfungstermine absolviert sind.

 

FEEDBACK DER STUDIERENDEN

 

Neben der offiziellen Lehrveranstaltungsevaluation wurde auch gezielt Feedback zu dem innovativen Lehrveranstaltungsformat eingeholt. Durch mehrere Items, die vor allem auf Wirksamkeit, Akzeptanz und Motivation der neuen Lehr- und Lernform abzielten, konnten Studierende zum „Flipped Classroom“ Feedback abgeben.

 

Zahlreiche Studierende haben die verschiedenen Einheiten des Flipped Classroom genutzt und als sinnvoll empfunden. Die Frage, ob sie diese Art der Lehrveranstaltung als „unterstützend bei der Vorbereitung auf die Prüfung“ empfunden haben, wurde von etwa 77% mit „zutreffend“ bewertet. Rund 81% hatten das Gefühl, dass sie durch die Nutzung dieser Angebote angeregt wurden aktiv während des Semesters mitzulernen. 91% gaben an, dass sie gerne weitere Lehrveranstaltungen besuchen würden, die mit Online Inhalten wie Lernvideos, Lernpfaden oder Selbsttests ergänzt werden. Im Vergleich zu traditionellen Vorlesungen, in welchen ausschließlich durch Frontalvorträge gelehrt wird, empfanden 73% der Befragten, dass ihnen der Besuch dieser Lehrveranstaltung mehr Freude bereitet hat und dass sie sich auch mit den Inhalten intensiver beschäftigt haben.

 

Die folgenden Kommentare sind Auszüge von den Bewertungen des Lehrangebotes von Studierenden:

 

„Sehr informativ, fördert das Mitlernen!“; „Es motiviert dazu bereits während dem Semester mitzulernen und macht Spaß (v.a. Kahoots). Videos veranschaulichen die Themen und unterstützen den Lern- und Merkprozess. Selbsttests helfen dabei überprüfen zu können, ob alles richtig verstanden wurde.“; „Sehr gute Abwechslung zu anderen Lehrveranstaltungen – Lernpfad sowie Fragen in der Vorlesung waren hilfreich […]“; „Gut gemacht, weiter so. Hilft uns Studierenden während dem Semester schon mit dem Stoff auseinanderzusetzen und gibt uns die Möglichkeit unsere eigenen Verständnislücken frühzeitig zu erkennen. Oft wissen wir nicht, dass uns Zusammenhänge fehlen.“; „Regt mehr zum Mitdenken an“; „Super Prüfungsvorbereitung vor allem für Erstsemester (wie können die Fragen bei der Prüfung aussehen?), Flipped-Classroom Einheiten lockerten die Vorlesung auf, erleichterte das Lernen und Selbstüberprüfung“

 

 

 

Positionierung des Lehrangebots

Vorlesung für Studienbeginner/innen als Teil der Studieneingangs- und Orientierungsphase (StEOP) im Bachelorstudium „Ernährungswissenschaften Version 2013“ und im Lehramtsstudium „Unterrichtsfach Haushaltsökonomie und Ernährung“.

Die Lehrveranstaltung findet im ersten Semester statt und umfasst 5 ECTS.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2019 nominiert.
Ars Docendi
2019
Kategorie: Digitale Transformation in der Lehre
Ansprechperson
Petra Rust, Ass.-Prof. Mag. Dr.
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
+43 1 4277 54920
Nominierte Person(en)
Petra Rust, Ass.-Prof. Mag. Dr.
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Patrick A. Zöhrer, BSc BSc MSc
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Janin Höllrigl
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Mirjam Binner
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Daniel Simon
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Alexander Maier
Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Ernährungswissenschaften
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Digitalisierung
  • Rund ums Evaluieren der Lehre
  • Rund ums Prüfen
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften