Wissenschaftskommunikation

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die immer schneller werdende Entwicklung unserer Erkenntnisse und Einsichten durch Wissenschaft und Forschung erfordert eine entsprechende Berichterstattung und Kommunikationsarbeit. Dies ist erforderlich, sowohl um die Gesellschaft an neuen Erkenntnissen teilhaben zu lassen als auch Akzeptanz für die Notwendigkeit und Finanzierung des Wissenschaftsbetriebs zu schaffen. Dazu müssen jedoch akademisch gebildete Menschen und Wissenschaftler in der Lage sein, aktuelle Entwicklungen der Forschung gleichermaßen korrekt, wie auch für Fachfremde verständliche kommunizieren zu können.

Dazu bedarf es Kenntnisse über Strukturen und Abläufe der Medienproduktion, die Fähigkeit, die zentralen Elemente komplexer Zusammenhänge herausheben zu können und Eloquenz in Schrift und Vortrag.

Digitale Medien eröffnen neue und schnellere Wege der Kommunikation und des Wissenstransfers. Damit einher geht aber auch oft ein Verlust der inhaltlichen Qualität und Glaubwürdigkeit („fake news“) dieser Informationen.

Ziel dieser LV war und ist es daher, Studierenden und jungen WissenschaftlerInnen das dafür notwendige Handwerkszeug zu geben, um ihr Fachwissen gezielt und frei von Missverständnissen an Medien weitergeben zu können, ihre Kompetenzen so zu erweitern, dass sie selbst in die Lage sind, journalistische Kommentare und Berichte zu aktuellen Forschungshemen zu verfassen und sogar eigene Printmedien herausgeben zu können.

Diese umfassende Herausforderung im Rahmen einer jeweils insg. zweistündigen LV ist nur durch besondere didaktische Zugänge auf Basis der Prinzipien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Hilfestellung bei der intrinsischen Motivation möglich.

Die in der von den drei Bundesministerien für Umwelt, Bildung und Forschung 2008 verfassten und im Ministerrat beschlossenen „Österreichischen Strategie zur Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) sind im Kapitel 3 folgende Grundsätze dargestellt:

a) BNE braucht Innovation, Forschung und Multiperspektivität sowie die Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien

b) BNE muss demokratische und partizipative Elemente integrieren, Anregungen und Möglichkeiten geben, eigene Standpunkte und Haltungen zu hinterfragen und zur Erweiterung individueller Handlungskompetenzen beitragen

Das Steering Committee zur BNE der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) empfiehlt folgende Lernerfahrungen:

a) Wissen lernen. Verständnis für Herausforderungen, denen Gesellschaften sowohl lokal als auch global gegenüberstehen

b) Handeln lernen. Entwicklung praktischer Fähigkeiten und Handlungskompetenzen

c) Kooperation lernen. Entwicklung von Partnerschaften und einer Wertschätzung von Zusammengehörigkeit, Pluralismus und gegenseitigem Verständnis

d) Sein lernen. Entwicklung persönlicher Eigenschaften und die Fähigkeit, mit größerer Autonomie, größerem Urteilsvermögen und größerer persönlicher Verantwortung zu handeln.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Durch die Orientierung an einem gemeinsam festgelegten und konkret überprüfbaren Ziel –nämlich der Erstellung und Verbreitung einer Zeitschrift mit fachlichem Bezug – werden Lernerfahrungen auf verschiedenen Ebenen (Fachkompetenzen, neue Kommunikations- und Medienformen, Arbeitskooperation, Eigenermächtigung, Employability, etc) ermöglicht.

Die Berücksichtigung Grundsätze der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, der Grünen Pädagogik und des Lehr-Lern Dreiecks zeigen die neuen, erweiterten Möglichkeiten des Unterrichts an Hochschulen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

By focusing on a common and concrete verifiable goal - namely the creation and dissemination of a periodical with professional relevance - learning experiences at different levels (skills, new forms of communication and media, working cooperation, self-empowerment, employability, etc) are made.

Taking into account principles of Education for Sustainable Development, Green Education and the Teaching-Learning Triangle show the new, expanded possibilities of teaching in higher education.

Nähere Beschreibung des Projekts

Auf Basis der oben angeführten inhaltlichen Ziele und pädagogischen Leitlinien wurde eine LV zur Wissenschafts- und Medienkommunikation so wie Öffentlichkeitsarbeit konzipiert und durchgeführt.

Wesentliche Elemente dabei sind:

a) Gemeinsame Ideenfindung, Planung, Finanzierung, Produktion und Vertrieb einer Themen-Zeitschrift

b) Situationsbezogener Wechsel von theoretischen Inputs seitens des Dozenten bzw. eingeladenen Gästen aus der Praxis mit praktischen Umsetzungsphasen

c) Abgleich der Interessen der Studierenden, des Dozenten sowie den Vorgaben des Curriculums (Lehr-Lern Dreieck) als Basis für deren intrinsischer Motivation. Der Erfolg davon zeigte sich darin, dass die Studierenden aus eigenen Antrieb bereit waren, das Projekt auch nach dem formalen Ende der LV fertigzustellen.

d) Rolle des Dozenten als Lernprozessbegleiter, der den Entwicklungsprozess der Einzelnen und der Gruppe im Blick hat. Die Studierenden werden ermutigt, eigene Schwerpunkte zu setzen und Lehrinhalte auf Grund der jeweiligen Herausforderungen im Projekt auszusuchen.

Die Lernerfahrungen waren dabei nicht nur in einer Richtung orientiert, der LV-Leiter konnte selbst immer wieder vom Know-how der Studierenden profitieren (z.B. praktischer Umgang mit sozialen Medien, fachliches Wissen aus anderen Bereichen).

e) Aufbau einer tragfähigen Arbeitsstruktur: Um eine Zeitschrift produzieren zu können, muss zuerst eine Redaktion mit den verschiedenen Aufgabenprofilen gebildet werden: Hier bringen die Studierenden ihre unterschiedlichen Kompetenzen aus verschiedenen Bereichen (Layout, Fachwissen, Texte schreiben, Marketing, Organisation, etc.) ein. Dabei werden sie sich oft erstmals bewusst, dass sie über arbeitsweltrelevante Fähigkeiten verfügen, die sie bisher nur als Freizeithobby gesehen haben (Leiten einer Jugendgruppe, Zeichnen, soziale Kompetenz im Umgang mit anderen etc.)

Zur Kommunikation wurden neben den üblichen Lernplattformen wie moodle, modernere Apps wie „Slack“ verwendet, die eine schnelle und übersichtliche Arbeitsteilung und Dokumentation möglich gemacht haben (https://ap718medien.slack.com/messages/CDK7J0TEF/details/).

Facebookgruppen wurden zur Kommunikation mit einer erweiterten Öffentlichkeit ebenso eingerichtet

„Wir machen eine Zeitung“ www.facebook.com/groups/140578793136954/ )

„Graf Althan“ www.facebook.com/groups/488874181303076/

f) Selbstreflexion und –organisation der Gruppe. Sehr wichtig war es dabei für die Studierenden, dass sie ihre positiven wie negativen Erfahrungen als soziale Einheit in durch den Dozenten geschützten Rahmen besprechen und überdenken konnten. Tuckmans Phasenmodell für die Teamentwicklung „forming – storming – norming – performing“ wird dabei immer durchlaufen, aber auch als zu bewältigende Entwicklung eines Gruppenprozesses begriffen.

g) Reale Arbeitserfahrung und Empowerment. Die Aufgabe erscheint den Studierenden zu Beginn der LV fast unübersehbar und im Umfang riesig. Dennoch haben es bisher bereits drei Kurse erfolgreich geschafft, das sich selbst gesetzte Ziel zu erreichen. Eine wesentliche Erfahrung dabei ist, dass sie tatsächlich dazu in der Lage waren, obwohl den meisten dies anfangs unmöglich erschien. Das konkrete Endprodukt in den Händen halten zu können und von positive Resonanz auf ihre Arbeit zu erhalten, zeigt den Studierenden ihr eigenes Potenzial und Fähigkeiten auf. In den Feedbackrunden wurde von diesen immer wieder die Steigerung ihres Selbstbewusstseins berichtet.

h) Finanzierung und Marketing. Die erforderlichen finanziellen Mittel für den Druck der Zeitschrift wurden durch Inserate aufgebracht. Hier wurde das Verständnis für Zusammenhänge im Printmarkt geschult, potenzielle Inserenten lokalisiert und Angebote erstellt. Eine wesentliche Erfahrung in diesem Bereich war, dass man nicht Bittsteller, sondern Partner auf Augenhöhe ist.

Wesentlich war es auch, dass das Projekt nicht mit der Herstellung einer Zeitschrift beendet ist, sondern, dass das eigentliche Ziel darin liegt, die avisierte Zielgruppe mit den Inhalten zu erreichen. Bei einer sogenannten „Launch-Party“ wurde die Zeitschrift im Rahmen der Hochschule in Anwesenheit von Studierenden und Lehrenden vorgestellt.

 

Positionierung des Lehrangebots

Bachelor

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2019 nominiert.
Ars Docendi
2019
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Iwaniewicz Peter, Dr.
HS Agrar- und Umweltpädagogik
+43 664 611 29 08
Nominierte Person(en)
Iwaniewicz Peter, Dr.
HS Agrar- und Umweltpädagogik
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Erfahrungslernen
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Digitalisierung
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften