Karl-Franzens-Universität Graz
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Weitere Beispiele der Hochschule

Didaktik-Werkstatt: Prüfungs- und Beratungskompetenz

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Neun Hochschulen (5 Universitäten, 2 Pädagogische Hochschulen, 2 Fachhochschulen) bündeln in der Steiermark unter dem Namen „Steirische Hochschulkonferenz (SHK)“ ihre Ressourcen und stärken einen gemeinsamen Hochschulraum, der auf ausgezeichneter regionaler Zusammenarbeit basiert. Indirekte und direkte Adressatinnen und Adressaten der diversen Projekte der SHK sind etwa 55.000 Studierende und 12.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Steirischen Hochschulraums. Schwerpunkte in der Zusammenarbeit der Hochschulen sind die Bildung eines gemeinsamen Hochschulbewusstseins dar sowie die Erarbeitung gemeinsamer Positionen zu strategischen Fragestellungen. 2014 beschloss die SHK sich der Hochschuldidaktik als eines ihrer Leuchtturmprojekte mit großer Außenwirkung zu widmen. Als Basis für die Zusammenarbeit der neun Hochschulen in diesem Bereich wurde ein Lehrkompetenzmodell entwickelt.

Die Steirische Hochschulkonferenz sieht als Interessensgemeinschaft aller neun steirischen Hochschulen die qualitätsvolle Lehre ihrer Mitgliedsinstitutionen und die Professionalisierung der Lehrenden mit hohem Qualitätsanspruch als elementare Zielsetzung an. Neben fachlicher und wissenschaftlicher Expertise sind dafür die didaktischen Fähigkeiten der Hochschullehrenden von zentraler Bedeutung. Dieser Überzeugung folgend wurde von einer Arbeitsgruppe, der Mitglieder aller neun Hochschulen angehören und in Rückkoppelung mit den Rektorinnen und Rektoren, ein Weiterbildungsprogramm konzipiert, an dem Lehrende aller neun Hochschulen teilnehmen dürfen.

 

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das hier eingereichte Projekt unter dem Namen Didaktik-Werkstatt basiert in vorbildlicher Weise auf einer überinstitutionellen Kooperation und erfolgreichen Vernetzung. Alle neun Hochschulen der Steiermark vernetzen sich unter wechselndem Vorsitz in der SHK und arbeiten über Institutionsgrenzen hinweg kooperativ an gemeinsamen Strategien und Projekten. Die Didaktik-Werkstatt wurde als „Leuchtturmprojekt“ definiert, welches das Ziel verfolgt, innovative Hochschullehre über fachliche und methodische Inputs im Steirischen Hochschulraum zu fördern und über den Austausch von Lehrenden aller Hochschulen in themenspezifischen Workshops in konkreten Lehr- und Lernsettings an den einzelnen Hochschulen sichtbar zu machen. Damit dienen die Workshops der Weiterentwicklung professionellen Lehrhandelns. Der durchschlagende Erfolg dieses Konzeptes, dessen Kooperation sich auch in gemeinsamer Organisation und Durchführung der einzelnen Workshops zeigt, beweist sich durch die hohen Anmeldezahlen zu den einzelnen Angeboten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden für jeden einzelnen Workshop Zusatztermine organisiert. Außerdem wurde eine weitere Durchführung der Didaktik-Werkstatt im Studienjahr 2018/19 beschlossen, die wiederum rasch ausgebucht war. Hochschulexpertise wird so wirksam und großflächig multipliziert und einem breiten Zielpublikum zur Verfügung gestellt. Die Qualität der Lehre wird gehoben und soll primär den 55.000 Studierenden des gesamten Steirischen Hochschulraums zu Gute kommen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The project Didaktik-Werkstatt is an excellent example of successful networking and cooperation between institutions. All nine universities in Styria are connected with each other in the Steirische Hochschulkonferenz and work together across institutions on common strategies and projects. They do this under the leadership of the chairperson, a position which changes biannually.

The Didaktik-Werkstatt, which is a pioneering project, aims to implement innovative higher education teaching through professional and methodological input in Styrian universities as well as to highlight this input through exchange between teachers from the different universities in topic-specific workshops which take place in specific teaching and learning settings at the individual universities.

The level of cooperation behind this concept is evident in the joint organisation and carrying out of the individual workshops, while the resounding success of the concept is apparent in the high number of registered participants for each workshop offered.

 

Due to the high demand, additional dates were planned for each of the workshops, and a second run of the Didaktik-Werkstatt series was planned for 2018/19, which was again fully booked in a short amount of time.

Higher education expertise is thus efficiently and extensively multiplied and made available to a large target audience. This in turn elevates the quality of teaching and primarily benefits the 55,000 students enrolled in Styrian universities.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Didaktik-Werkstatt als hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm verfolgte das Ziel, grundlegende Zugänge sowie aktuelle und vielfältige Methoden der Hochschullehre differenziert zu behandeln und wollte den Lehrenden dabei vertiefende und praxisbezogene Einblicke geben. Im Fokus stand im Studienjahr 2017/18 das Thema „Prüfungs- und Beratungskompetenz“, das einen wichtigen Baustein erfolgreichen Lehrens und Lernens an Hochschulen darstellt. Die gesetzten Schwerpunkte gaben Anregungen für die Planung, Durchführung und Evaluation didaktisch hochwertiger Lehre und kompetenzorientierten Prüfens. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit praxisnahen und handlungsbezogenen Modellen aus der Hochschullehre soll die Weiterentwicklung der didaktischen Kompetenzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht werden.

Bevor jedoch die Workshopreihe konzipiert wurde, wurde ein gemeinsames Lehrkompetenzmodell entwickelt, das im Rahmen eines Symposiums 2015 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. (Siehe Link) Die Einigung auf ein Lehrkompetenzmodell für den Steirischen Hochschulraum war ein wesentlicher Schritt zur Erhöhung des Stellenwerts der Lehre. Das Modell wurde vor dem Hintergrund der unterschiedlichen gesetzlichen und gesellschaftlichen Aufträge von Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen sowie der diversen fachlichen und strategischen Ausrichtungen der einzelnen steirischen Hochschulen entwickelt und beansprucht fach-, sektoren- und institutionenunabhängige Gültigkeit. Das Lehrkompetenzmodell bildet damit den Bezugsrahmen für professionelles hochschulisches Lehrhandeln in der Steiermark und legt den Grundstein für die Ausbildung hochschuldidaktischer Grundkompetenzen. Diesem Modell folgend wurde die Didaktik-Werkstatt „Prüfungs- und Beratungskompetenz“ entwickelt, die der zweiten Säule des Kompetenzmodells, die methodisch-didaktischen Fähigkeiten zugeordnet ist. (Die drei anderen Säulen des Modells sind: Grundhaltungen und Wert, Kontextwissen zur Hochschullehre sowie Sozial- und Selbstkompetenz)

Die Veranstaltungsreihe Didaktik-Werkstatt bestand aus einer Auftaktveranstaltung, fünf Workshops und einer abschließenden Online-Phase. Die Workshops konnten auch einzeln besucht werden. Bei Absolvierung von mindestens drei Workshops, dem Besuch der abschließenden Onlinephase und dem Führen eines so genannten “Service-Heftes” wurde ein Zertifikat über ihre hochschuldidaktische Fortbildung im Rahmen der Didaktik-Werkstatt ausgestellt.

Das Programm wird im Rahmen der Steirischen Hochschulkonferenz angeboten und richtet sich an alle Lehrenden der steirischen Hochschulen. Die Teilnahme am hochschuldidaktischen Fortbildungsangebot ist für die Lehrenden kostenlos, die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist begrenzt. Die Kosten werden von der SHK sowie von den beteiligten Hochschulen getragen.

An der Konzeption und Organisation der Didaktik-Werkstatt waren hochschuldidaktische Expertinnen und Experten aller Hochschulen beteiligt, die in der Steirischen Hochschulkonferenz vertreten sind. Regelmäßige Treffen an unterschiedlichen Hochschulen erlaubten eine sorgfältige Planung der Veranstaltungsreihe. Um Austausch und Kooperation zwischen den einzelnen Institutionen nicht nur auf organisatorischer, sondern auch auf inhaltlicher Ebene zu erreichen, wurde jede Veranstaltung von zwei Hochschulen gemeinsam organisiert und teilweise auch von mehreren Referentinnen und Referenten unterschiedlicher Institutionen zusammen abgehalten.

Die fünf halbtägigen Workshops und die Online-Phase fanden von Jänner 2018 bis Juni 2018 statt und konnten sowohl einzeln als auch in Kombination besucht werden. Das Programm der Didaktik-Werkstatt umfasste folgende Themenbereiche:

- Mündliche Prüfungsgespräche führen und bewerten

- Schriftliches Prüfen

- Feedback an Studierende - schriftlich und mündlich

- Alternative Prüfungsformen

- Online-Phase: Reflexion und Vernetzung

Damit die Workshops aber nicht nur für sich selbst stehen, sondern durch den Besuch mehrerer Workshops ein weiterer Nutzen gestiftet wird, kam als verbindende Klammer ein Transferinstrument („Service-Heft“) zum Einsatz. Die Lehrenden erhielten zu Beginn der Didaktik-Werkstatt ein persönliches „Service-Heft“, in dem Erkenntnisse, Anregungen, Beispiele, Methoden und Überlegungen zum Transfer in die eigene Lehrpraxis nach jedem Workshop dokumentiert wurden. In der abschließenden Online-Phase wurden Erfahrungen und Erkenntnisse nochmals gebündelt sowie der Fokus auf den eigenen Lernprozess gelenkt. Besonders hervorzuheben ist, dass Lehrende der verschiedenen Hochschultypen und verschiedener Statusgruppen an den äußerst interaktiv und anwendungsorientiert gestalteten Workshops teilnahmen, miteinander diskutierten, ihr Lehrhandeln reflektierten und so ein reger und fruchtbarer Austausch auf Augenhöhe stattfinden konnte, der bei der Weiterentwicklung der eigenen Lehrpraxis eine wichtige Rolle spielte.

Jeder Workshop wurde evaluiert, wobei die Ergebnisse dieser Rückmeldung der Verbesserung dienten und wiederum in die Entwicklung der neuen Workshopreihe einfließen. So wurde nach der Durchführung der ersten Workshopreihe eine Gesamtevaluation durchgeführt und diskutiert; in weiterer Folge wurden Verbesserungsvorschläge und Anmerkungen zur Weiterentwicklung bereits in der Planung des zweiten Durchgangs berücksichtigt. Damit garantiert auch die Arbeitsgruppe ein hohes Maß an Bereitschaft, Evaluationsergebnisse anzuerkennen und somit die Qualität der Workshops zu halten bzw. zu erhöhen.

In der dreiwöchigen Online-Phase, die nach den Workshops stattfand, wurden die Workshops in der Gruppe reflektiert und bereits umgesetzte Maßnahmen im Unterricht sichtbar gemacht. Darauf aufbauend wurden in Kleingruppen online gemeinsame didaktische Konzepte entwickelt, welche im Wintersemester 2018 bereits eingesetzt wurden. In der Online-Phase wurde das Netzwerk der Hochschullehrenden gestärkt, da der individuelle Austausch zwischen vielen Personen online leichter stattfinden kann als in einem mit Themen-vollgepackten Präsenzworkshop.

Besonders hervorzuheben ist es, dass die Didaktik-Werkstatt Lehrenden der verschiedenen Institutionen einen fruchtbaren und regen Austausch miteinander ermöglicht hat, sie im Rahmen dessen viele methodische Ideen und neue Zugänge erleben konnte und selbst eine lebendige Feedbackkultur - auch auf Peerebene - erfahren konnten. Durch das Serviceheft und die abschließende stark auf der Reflexionsebene angesiedelte Onlinephase wurde der Transfer des Gelernten in die eigene Lehrpraxis erleichtert, so dass zukünftig die Studierenden Nutznießende des Angebots sind.

Wichtig ist es, neben der Beratungs- und Prüfungskompetenz zukünftig auch andere Kompetenzbereiche (im Rahmen des zugrundeliegenden Lehrkompetenzmodells) zu adressieren, so dass verschiedene Themenbereiche abgedeckt werden und ein Angebot entsteht, das am Puls der Zeit ist.

 

Positionierung des Lehrangebots

Das Angebot richtet sich an Lehrende des gesamten steirischen Hochschulraums (Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen)

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2019 nominiert.
Ars Docendi
2019
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Dr. Gudrun Salmhofer
Lehr- und Studienservices / Zentrum für Lehrkompetenz
0316/380-1060
Nominierte Person(en)
Prof. Dr. Christa Neuper
Universität Graz, Vorsitzende der Steirischen Hochschulkonferenz
Mag Kristina Edlinger-Ploder
FH Campus 02
o.Univ.-Prof. DI Dr. Karl Peter Pfeiffer
Rektor der FH Joanneum
Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg
Medizinische Universität Graz
Prof.in Mag.a Dr.in Elgrid Messner
Pädagogische Hochschule Steiermark
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c.mult. Harald Kainz
Technische Universität Graz
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c. Wilfried Eichlseder
Montanunversität Leoben
Univ.Prof. Mag.art. Eike Straub
Kunstuniversität Graz
HR Mag. Dr. Siegfried Barones
Kirchlich Pädagogische Hochschule
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Karriererelevanz für das wissenschaftliche Personal
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Rund ums Prüfen
  • Weiterbildung Lehrende
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften
  • Wirtschaft und Recht
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
  • Kunst, Musik und Gestaltung