Fachhochschule Burgenland GmbH
Campus 1, 7000 Eisenstadt
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Jugendkultur und vertiefende kreative Ausdrucksformen in Video & Fotografie, Drama/Theaterpädagogik und Musik (ILV)

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Im Rahmen des zeitlich straff strukturieren Lehrveranstaltungsverlaufs sollten die Studierenden unter Anwendung neuer Techniken und Verwendung von Medien im Rahmen künstlerischer Ausdrucksformen Projekte mit der Zielgruppe "Jugendliche" konzipieren, umsetzen und im Rahmen einer Abschlussveranstaltung präsentieren. Ziel war es, die Medien- und Kulturkompetenz der Studierenden in direkter Praxisverknüpfung im Feld der offenen Jugendarbeit im Burgenland zu erweitern, damit die Studierenden ihre Erfahrungen in den späteren beruflichen Alltag integrieren können. Um eine erfolgreiche Projektabwicklung zu ermöglichen, wurden die Studierenden als Spezialist/innen in den Bereichen Video, Technik, Musik, Eventmanagement, Drama/Theater und Regie von den Lehrveranstaltungsleitern mit entsprechender Expertise auf dem jeweiligen Gebiet ausgebildet und waren schließlich als Multiplikator/innen in den insgesamt sechs neu zusammengesetzten Redaktionsteams für die Projektumsetzung und -finalisierung verantwortlich.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Jugendkultur und vertiefende kreative Ausdrucksformen in Video & Fotografie, Drama/Theaterpädagogik und Musik“ erhielten die Studierenden umfassende historische und aktuelle Kenntnisse über Jugendkultur und Jugendkulturforschung und lernten die verschiedenen Trends und Szenen kennen. Subkulturen sowie der persönlich-biographische Zugang wurden vorgestellt und in Bezug zur Jugendarbeit gesetzt. Neben den theoretischen Zugängen wurde vor allem auch die Bedeutung kreativer Ausdrucksformen in der Jugendkultur beschrieben und ganz speziell folgende im Rahmen der Lehrveranstaltung vorgestellt und geübt: Video & Fotografie, Drama/Theaterpädagogik und Musik. Dabei wurde auf die individuellen Interessen, Vorkenntnisse und Fertigkeiten der Studierenden eingegangen, damit diese die Anwendungsformen auch praktisch ausüben konnten. Manfred Tauchner leitete als Stammhochschullehrer am Department Soziales der FH Burgenland gemeinsam mit seinem Team, bestehend aus Alois Huber, Georg Kuntner, Stefan Trenker und Ernst Tauchner, nun zum zweiten Mal erfolgreich die mit einem Arbeitsaufwand von 4,5 ECTS-Punkten bewertete Lehrveranstaltung im 4. Semester des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit, in deren Rahmen die Studierenden an den fünf geblockten Lehrveranstaltungsterminen sowie an den Phasen der eigenen Projektent- und -abwicklung zwischen 8.6. und 29.6.2017 regelmäßig teilnahmen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Within the framework of the course „Youth culture and deepening creative forms of expression in video & photography, drama/theatre education and music” students received thorough historical and current knowledge about youth culture and youth culture science and gained insight in various trends and scenes. Subcultures and personal-biographic access were introduced and related to youth work. Beside theoretical approaches the significance of creative forms of expression in youth culture were described with focus on: video & fotography, drama/theatre education and music. Individual interests, existing knowledge and skills of students have been considered for their performance. Manfred Tauchner - lecturer at the Department of Social Work at the FH Burgenland – and his team (Alois Huber, Georg Kuntner, Stefan Trenker and Ernst Tauchner) led the course for the second time. The course takes place in the 4th semester of the Bachelor Program for Social Work and the amount of work for the course has been rated with 4,5 ECTS points. During the five appointments students had the possibility to work on the different phases of the project development.

Nähere Beschreibung des Projekts

ABLAUF UND ORGANISATORISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

Die Lehrveranstaltung startete am 8.6.2017 mit dem Einstieg, hier wurde den Studierenden die Aufgabenstellung im Rahmen der Lehrveranstaltung dargeboten, sie lernten die Lektoren und deren unterschiedliche Spezialgebiete kennen und bildeten sechs verschiedene Spezialist/innengruppen (Pools), wobei sich jede/r Studierende für eines der folgenden Spezialgebiete entscheiden konnte: Drama/Theaterpädagogik, Video/Fotografie, Musik und Eventmanagement. Anschließend wurden Redaktionsteams geformt, indem jeweils ein/e Studierende jeder Spezialgruppe in jedem Redaktionsteam vertreten sein sollte. Im Anschluss an diese Aufgabe hatten die Redaktionsteams – unter rotierender Coaching-Betreuung durch die Lektoren – knapp drei Stunden Zeit, um jeweils zwei potentiell durchführbare Projektideen pro Team zum Thema „Arbeit mit Jugendgruppen“ zu kreieren. Danach wurden diese im Rahmen von kurzen Pitch-Präsentation den LV-Leitern und einer externen „Jury“ bestehend aus zwei Jugendarbeiter/innen vorgestellt, wobei nach Maßgabe der Realisierbarkeit und der Kreativität des Ansatzes von der Jury der Auftrag erteilt wurde, eine der beiden Arbeiten konkret umzusetzen. Am selben Tag noch begann die spezifische Ausbildung der Spezialist/innen, wofür diese zu insgesamt 3 Gruppen zusammengelegt wurden: Die Spezialist/innen von Drama/Theaterpädagogik, genauso wie von Video/Fotografie, Musik und Eventmanagement wurden jeweils zusammen betreut und mit ihnen wurden zentrale Elemente, Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen Genres bzw. Mediums, insbesondere aber auch rechtliche und praktische Rahmenbedingungen erarbeitet.

Am 14.6.2017 fand der nächste Termin der Lehrveranstaltung – die Vertiefung – statt, bei dem die Ausbildung bzw. Betreuung der Spezialist/innen schon konkreter hinsichtlich der Umsetzung der vereinbarten Ideen zur kreativen Arbeit mit Jugendlichen erfolgte, zumal die Studierenden mit Unterstützung der Lehrveranstaltungsleitung und der Jury bereits auch in organisatorischen Kontakt und Austausch mit den Jugendgruppen gegangen waren. So wurden hier beispielsweise schon Material, wie kurze, mit Ton versehene Video-Shortcuts und theaterpädagogische Vorbereitungssequenzen für die Kreativarbeit mit den Jugendlichen, entwickelt und aufbereitet.

Die Zeit bis zum nächsten Termin am 20.6.2017 – dem sogenannten „Executive-Day“ – wurde von den Studierenden ebenfalls für weitere Aufnahmen und Termine mit kooperierenden Einrichtungen zur Umsetzung und Feinplanung der Idee genutzt, und das gesammelte Material beim Termin selbst mit der Unterstützung der Lektoren gezielt weiterentwickelt. Am 22.6. arbeiteten die Kolleg/innen von Video und Fotografie im TV-Studio, die Spezialist/innen für Musik sorgten für die melodiöse Hinterlegung der Projektbeiträge, die Studierenden mit dem Schwerpunkt Drama und Theaterpädagogik vertieften theaterpädagogische Fertigkeiten und die Eventmanagement-Spezialist/innen legten die agogische Feinplanung für die Gesamtpräsentation fest.

Bis zum 29.6.2017 konnten die Studierenden ihre Arbeit in die finale Präsentationsform gießen, denn hier fand der „Delivery-Day – D-Day-Abschlussevent“ statt. Die Moderation des Events wurde zum Großteil von den Regie- und Eventmanagement-Spezialist/innen übernommen, während der laufenden Lehrveranstaltung wurde der Event von ihnen vorbereitet und über die verschiedenen Redaktionsteams hinweg koordiniert. Eingebettet in die Vorführung des von den Studierenden selbst produzierten, etwa 30-minütigen Oktofokus-Beitrags "#JUKU17" (abrufbar in der Oktothek unter: okto.tv/de/oktothek/episode/19338, 27.2.2018), in der sie selbst die fertigen Projektergebnisse präsentieren und von den Besonderheiten erzählen, gab es neben dem Improvisationstheaterspiel der Drama-Gruppe und improvisierten Musikstücken der Lektoren aus Schlagworten der Studierenden, mit denen sie rückblickend die Lehrveranstaltung beschrieben, interessante Hintergründe und Side-Facts zu den Projekten zu hören.

Parallel zur Lehrveranstaltung bewarben die Studierenden ihr Abschlussevent, um ihre Arbeit hierbei einer breiteren internen wie externen Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Zur rund dreistündigen Präsentation inklusive Reflexion und Diskussion erschienen sind viele involvierte Jugendliche und deren Familien, sowie sozialarbeiterische Fachöffentlichkeit und auch Studierende anderer Jahrgänge. Die Event-Management-Spezialist/innen sorgten auch dafür, dass innerhalb des Jahrgangs aus Sponsoring- und Eigenmitteln ein Buffet aufgestellt wurde, die Einnahmen daraus wurden den bei den Projekten teilnehmenden Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Auch die Landesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf wohnte der Veranstaltung bei, im Anschluss wurden erste Schritte für die Förderung von weiteren fünf Projekten in Kooperation von mindestens fünf ausgewählten Jugendzentren bzw. Gemeinden aus dem Burgenland, Studierenden aus dem Studiengang Soziale Arbeit der Fachhochschule Burgenland und dem Beratungsprojekt BhW-Jugendcoaching des Landesjugendreferats durch die Abteilung 7 des Landes Burgenland eingeleitet, die den Weg für umfangreichere Projekte im Rahmen der Kreativ-Lehrveranstaltung für das kommende Semester ebnen sollte.

 

DIDAKTISCHE RAHMENBEDINGUNGEN - PERSONALISIERTES LERNEN

Der somit sehr straffe, vorstrukturierte Lehrveranstaltungsverlauf (es stand den Studierenden nur ein knappes Monat zur Verfügung) diente dazu, die Studierenden vor folgende Herausforderung zu stellen: Unter Zeitdruck sollten sie in Teamarbeit, unter Anwendung ihres bisherigen Wissens, über die Aneignung neuer Techniken und Verwendung von Medien Projekte entwickeln. Dabei lernten sie u.a. den Umgang mit Konflikten, mussten flexibel und lösungsorientiert mit unerwarteten Ereignissen umgehen und erstmalig geschlossen als Jahrgang eine Veranstaltung organisieren. Als übergeordnetes Ziel der Lehrveranstaltung wird die Erweiterung der Medien- und Kulturkompetenz gesehen, mit der Absicht, die spätere Integration der Kenntnisse der Studierenden in deren Berufsalltag zu ermöglichen. Ein weiteres Ziel stellte die Animation einer Gruppe mit theaterpädagogischen oder medienassoziierten Mitteln dar.

Die Lehrveranstaltung bot entsprechenden Raum für die Weiterentwicklung der jeweilig vorhandenen Potentiale der Studierenden, über die Spezialisierung von Multiplikator/innen eine innovative Lehrmethode und über die geforderte Umsetzung von Projekten als Basis der Lehrveranstaltung einen neuen, besonders anwendungsorientierten Lernzugang. Die Interaktion der Studierenden, sowohl untereinander (in einzelnen Gruppen, wie auch innerhalb des gesamten Jahrgangs), als auch mit den Leitern als ihren „Coaches“, mit externen Institutionen, den Jugendlichen selbst und allen anderen Beteiligten wurde durch die Aufgabenstellung initiiert und gefördert. Vorkenntnisse der Studierenden, sowie deren Interessen und Motive konnten bei der Spezialist/innen- und Redaktionsgruppenbildung, die in Eigeninitiative erfolgte, berücksichtigt werden.

Auch die drei Lernphasen Präsenz, Online und Selbststudium fanden Anwendung: Im Rahmen der Präsenzphasen fand vor allem die Ausbildung der SpezialistInnen, das Coaching im Rahmen der Projektentwicklung und die Durchführung des Abschlussevents statt. Die Online-Phasen dienten der Technik-assoziierten Medienarbeit und dem Austausch zwischen Studierenden und Lektoren. Als Selbststudium ist die Terminkoordination für die Arbeit mit den Jugendlichen und die tatsächliche Umsetzung vor Ort zu erachten.

Der Bezug zur Praxis ist daher gegeben, denn die Studierenden begaben sich für die Umsetzung ihrer Projekte direkt ins Feld. Ein praktischer Hands-On-Approach unter Berücksichtigung künstlerischer Ausdrucksformen wurde gefordert, wobei die Ergebnisse durch die Veröffentlichung über die Zielgruppe hinaus wirken können.

 

DIE PROJEKTE DER STUDIERENDEN

„Soziale Arbeit und Medien – Wie passt das zusammen?“ Dieser Fragestellung widmeten sich die Studierenden des zweiten Jahrgangs des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der Fachhochschule Burgenland, die Projekte unter Medieneinsatz entwickelten, um die Schaffensvielfalt in beiden Bereichen zu verdeutlichen. Insgesamt fünf Projekte wurden von den Studierenden innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen konzipiert, durchgeführt und abgeschlossen. Diese werden im Folgenden vorgestellt:

Im Rahmen des Projekts „Young, Wild and Free“ besuchten 4 Studierende eine erste Klasse der HAK Eisenstadt und erarbeiteten gemeinsam mit den Schüler/innen theaterpädagogische Übungen zum Thema Jugendkultur. Die Schüler/innen stellten in der abschließenden Feedback-Runde fest, dass ihnen über das Projekt bewusst wurde, dass sie zwar unterschiedliche Hintergründe aufweisen, aber dennoch so viel gemeinsam haben.

Für das Projekt „Rise Up“ bastelten die Studierenden gemeinsam mit erwachsenen und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen vom Haus Sarah in Neudörfl Drachen und ließen diese steigen. Hierbei handelt es sich um eine Tradition aus Afghanistan, wo das Drachensteigen auch als Sport betrieben wird. Die Studierenden betrachteten das Kennenlernen der Bedeutung des Drachensteigens für einige der jungen Männer im Haus Sarah, das Erlernen des Drachen-Bastelns und den gemeinsam erlebten Nachmittag an sich als etwas ganz Besonderes.

Beim Projekt „Rag Tag“ nahmen ebenfalls Jugendliche des Hauses Sarah teil. Gemeinsam mit den Studierenden, die die Idee zu dem Projekt hatten, warfen sie bunte Farben in die Luft, tanzten zur Musik und verbrachten einen freudigen Nachmittag. Mit dem Projekt wollten die Studierenden darstellen, dass „wir bunt gemischt sind, aber alle gleich sind“, so eine Studierende der Projektgruppe.

„Let’s talk about love“ hieß ein weiteres Projekt von Studierenden, das das Thema „Liebe“ genauer unter die Lupe nahm, und zwar aus der Sicht verschiedener Altersgruppen. Dafür wurden Passant/innen im Schlosspark Eisenstadt und BewohnerInnen des Hauses Franziskus Eisenstadt gefragt, was Liebe für sie bedeutet und welchen Unterschied sie zu früher sehen. Begeistert zeigten sich die Studierenden von der spontanen Bereitschaft der PassantInnen, am Projekt mitzuwirken.

Das Projekt „#PictureMySong“ beschränkte sich auf den virtuellen Raum: Social Media User wurden dazu animiert, einen Song ihrer Wahl auszusuchen und diesen dann mittels eines Fotos/Videos darzustellen und ihrer Kreativität dabei freien Raum zu lassen. In der virtuellen Welt findet viel Austausch und Kommunikation statt, dieser Kanal bietet somit Möglichkeiten, vor allem mit Jugendlichen in Kontakt zu treten und eine Form des Dialogs herzustellen, und ist deswegen auch für die Soziale Arbeit mit Jugendlichen besonders relevant.

 

FAZIT

Die Ergebnisse der vielfältigen Projekte, der gelungene Abschlussevent, bei dem sich der produktive, kooperative und kreative Spirit der gesamten Lehrveranstaltung auch auf das anwesende Auditorium übertrug, und die sowohl begeisterten Rückmeldungen der Studierenden, wie auch deren vielfacher Dank an die Lehrveranstaltungsleiter für die Verwirklichungsmöglichkeiten im Rahmen der Lehrveranstaltung zeigten, dass die Ziele der Lehrveranstaltung erreicht werden konnten. Auch die Lehrveranstaltungsleiter zeigen sich ihren Reden zum Abschluss der Lehrveranstaltung sehr zufrieden mit der Lehrveranstaltung. Die auf die persönlichen Potenziale der Studierenden abstellende, stark an-wendungsorientierte Lehr- und Lernstrategie konnte auf der Ebene der einzelnen TeilnehmerInnen und der Gesamtgruppe, aber auch durch die sozialräumliche Einbindung der Praxisprojekte, der unmittelbaren Präsentation und Reflexion vor Publikum und der breiten medialen Publizierung der Ergebnisse eine weit über die Grenzen des Studiengangs Soziale Arbeit und der Fachhochschule Burgenland hinausgehende nachhaltige Resonanz und Wirkung erzielen.

Positionierung des Lehrangebots

4. Semester im Bachelor Soziale Arbeit

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2018 nominiert.
Ars Docendi
2018
Kategorie: Forschungs- und kunstgeleitete Lehre, insbesondere die Förderung von kritischem Denken, Dialogorientierung, Methodenkompetenz
Ansprechperson
Mag.(FH) Manfred Tauchner
Department Soziales
+43 5-7705-4432
Nominierte Person(en)
Mag. (FH) Manfred Tauchner
Department Soziales
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften