Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69, 4040 Linz
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Internationalisierung durch Umstellung des Fachs Völkerrecht auf englischsprachige LVAs

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Bislang wurde das Fach Völkerrecht (2. Studienabschnitt, 3 ECTS) an der Johannes Kepler Universität Linz im Rahmen einer deutschsprachigen Vorlesung gelehrt und im Rahmen einer mündlichen Fachprüfung geprüft. Dies wurde insbesondere in zweierlei Hinsicht als verbesserungswürdig empfunden. Zum einen verlangt die fortschreitende Internationalisierung eine fundierte englischsprachige Ausbildung der Studierenden. Zum anderen gab es im Curriculum des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften nur wenige Lehrveranstaltungen, die ohne sprachliche Hürden von Studierenden aus dem Ausland (etwa im Rahmen des ERASMUS-Programms) in Linz belegt werden konnten. Aufgrund der Beschaffenheit des Völkerrechts als internationale Rechtsordnung und der Tatsache, dass die gelehrten Materialien vorrangig, wenn nicht gar ausschließlich in englischer Sprache verfügbar sind, bot sich eine Umstellung des Fachs auf das englischsprachige Fach „Public International Law“ an. Um Studierenden den Einstieg in eine rein englischsprachige Vorlesung zu erleichtern, wurde zudem das Fach Legal English, welches bislang im ersten Studienabschnitt gelehrt und geprüft wurde, als Precourse Legal English in das Fach Public International Law integriert. Als Lehrveranstaltung, welche zur Gänze der Fertigkeitenvermittlung im Sinne des § 3 des Curriculums aus 2015 dient, stellten sich hier besondere Herausforderungen in Bezug auf die Umsetzung im multimedialen Linzer Rechtsstudium.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Um die Internationalität des Linzer Diplomstudiums der Rechtswissenschaften zu fördern wurde eine Umstellung des Fachs Völkerrecht auf englischsprachige Lehrveranstaltungen und Prüfungen eingeführt. Dies ermöglicht den Studierenden, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen und verbreitert zudem das Lehrangebot für ausländische Studierende. Mit der Umstellung ist eine Aufwertung des Fachs von 3 auf 6 ECTS verbunden, da das Fach Legal English aus dem ersten Studienabschnitt als Precourse Legal English neu konzipiert und als Teil des Fachs Public International Law in den zweiten Studienabschnitt integriert wurde. Die Neukonzipierung richtet sich insbesondere auf das Training von für Absolventen der Rechtswissenschaften im späteren Berufsleben erwarteten Fertigkeiten (Präsentations-, Argumentations-, Diskussionstraining aber auch das Üben des Verfassens schriftlicher Stellungnahmen. Im Fall des Precourse in einer im Berufsleben mittlerweile unverzichtbaren Sprache - Englisch). Dies erforderte nicht nur eine Adaptierung des bestehenden Lehrangebots an der Johannes Kepler Universität Linz sondern insbesondere auch eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie die neugestalteten Lehrveranstaltungen sinnvoll in das Multimediale Linzer Rechtsstudium integriert werden können.

Nähere Beschreibung des Projekts

Das Projekt umfasst zwei Teilbereiche. Die bislang im ersten Studienabschnitt angebotene Lehrveranstaltung Legal English (3 ECTS) wurde in den zweiten Studienabschnitt verschoben und in das Fach Public International Law (nunmehr 6 ECTS) integriert. Letzteres besteht damit aus dem neu geschaffenen Kurs Precourse Legal English (3 ECTS) und der Vorlesung Public International Law. Die Note im Fach Public International Law ergibt sich damit aus einer erfolgreichen Absolvierung des Precourse (mit Erfolg teilgenommen) und jener der Fachprüfung Public International Law.

Die Umstellung und Adaptierung der bislang deutschsprachigen Vorlesung Völkerrecht auf eine rein englischsprachige Vorlesung Public International Law erfolgte wie folgt: Im Präsenzstudium wird eine rein englischsprachige Vorlesung angeboten. Ein Lehrbuch der beiden LVA-Leiter/innen ist in Ausarbeitung. Zur Überbrückung werden den Studierenden die Folien der Lehrveranstaltung zur Verfügung gestellt und weiterführende englischsprachige Literatur empfohlen. Um den Studierenden die Umstellung im Prüfungssystem zu erleichtern, wurde von den bisherigen mündlichen Fachprüfungen Abstand genommen. Das Fach Public International Law wird nunmehr im Rahmen schriftlicher Fachprüfungen geprüft. Unkommentierte Rechtstexte sowie Wörterbücher sind erlaubt. Im Bereich des Multimedialen Linzer Rechtsstudiums wurde die in den „Medienkoffern“ enthaltene DVD, welche neben der Vorlesung auch Multiple Choice Fragen und Fehlertexte zur Lernfortschrittsüberprüfung enthält, in englischer Sprache aufgezeichnet und erstellt. Darüber hinaus enthält der „Medienkoffer“ ein englischsprachiges Glossary mit den wichtigsten Grundbegriffen samt Kurzerläuterungen und ein Casebook „Leading Cases“, worin Leitentscheidungen internationaler Gerichte kurz und prägnant zusammengefasst wurden. Beide Unterlagen können von Präsenzstudierenden in der Bibliothek kopiert werden. Ein gesonderter Erwerb ist aufgrund der Verträge mit der Multimediale StudienGmbH nicht möglich. Auch aus diesem Grund wird derzeit an einem für alle Studierenden gleichermaßen verfügbaren Lehrbuch gearbeitet. Darüber hinaus sind die wichtigsten Leitentscheidungen sowie Rechtstexte auf der Homepage des Instituts im Volltext verfügbar.

Um den Studierenden den Einstieg in das Fach zu erleichtern, wurde die Lehrveranstaltung Legal English als Precourse Legal English neu konzipiert, vom ersten in den zweiten Studienabschnitt verlagert und in das neue Fach Public International Law integriert. Diese Lehrveranstaltung dient neben der Vorbereitung auf die Vorlesung Public International Law insbesondere dem Fertigkeitentraining der Studierenden, dh es sollen schriftliche und mündliche Fertigkeiten (Verfassen von Rechtstexten, Argumentations- und Subsumtionstechniken, Präsentationstechniken und dergleichen) vermittelt und laufend trainiert werden. Neben Lehrenden aus dem Fachbereich Völkerrecht werden weitere Lehrende aus anderen Fächern eingesetzt, um auch Grundkenntnisse der englischen Fachsprache in anderen Rechtsbereichen bestmöglich vermitteln zu können. Im Rahmen des Präsenzstudiums wurde die Gruppengröße mit einer Teilungsziffern (40) beschränkt, um ein optimales Betreuungsverhältnis zu gewährleiten. Die Studierenden werden aufgefordert, sich aktiv durch mündliche Beiträge an der (wöchentlich stattfindenden) Lehrveranstaltung zu beteiligen. Hierbei kommen individuelle Wortmeldungen, Gruppendiskussionen oder Präsentationen in Betracht. Daneben sollen durch kurze Hausarbeiten auch die schriftlichen Fähigkeiten trainiert werden. Die Adaptierung des Precourse auf die Bedürfnisse der multimedialen Rechtsstudien stellte eine gewisse Herausforderung dar. So sind zwar schriftliche Beiträge unproblematisch, im Rahmen einer Sprachenausbildung aber ebenso wichtige mündliche Übungen schwer mit dem System eines multimedialen Fernstudiums vereinbar. Da diese aber als unverzichtbar erachtet werden, wird im Rahmen der jeweils zu Semesterbeginn an den Außenstandorten stattfindenden Präsenzphasen (an denen Studierende des Multimedialen Linzer Rechtsstudiums regelmäßig teilnehmen und damit ohnehin präsent sind) ein Teil des Precourse als Block-Lehrveranstaltung angeboten. Damit haben auch Multimedia-Studierende die Möglichkeit, mit den Lehrveranstaltungsleiter/inne/n zu diskutieren und ihre mündlichen Fertigkeiten zu trainieren.

Um Härtefälle zu vermeiden, wurden im Curriculum spezielle Übergangsvorschriften vorgesehen.

Positionierung des Lehrangebots

Diplomstudium der Rechtswissenschaften, 2. Studienabschnitt

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2017 nominiert.
Ars Docendi
2017
Kategorie: Umsetzung hochschulischer Internationalisierungskonzepte in der Lehrveranstaltung
Ansprechperson
Birgit Haslinger, Assoz. Univ.-Prof. Dr., LL.M. (London)
Institut für Völkerrecht, Luftfahrtrecht und Internationale Beziehungen
0732/2468-5193
Nominierte Person(en)
Birgit Haslinger, Assoz. Univ.-Prof. Dr., LL.M. (London)
Institut für Völkerrecht, Luftfahrtrecht und Internationale Beziehungen
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Curriculagestaltung
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht