Wirtschaftsuniversität Wien
Welthandelsplatz 1, 1020 Wien
Weitere Beispiele der Hochschule

Global Business Planning / PI

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Studierende befinden sich während ihres Studiums, insbesondere im Laufe eines internationalen Studiums (bspw. Internationale Betriebswirtschaftslehre) vermehrt im Ausland oder studieren gemeinsam mit internationalen Studierenden an ihrer Heimatuniversität. Dieser Internationalisierung trägt das LV Design Rechnung, indem Studierende im Ausland an der LV (an der Heimatuniversität) teilnehmen können. Gleichzeitig agieren Unternehmen, egal welcher Größe und welcher Sparte mittlerweile durchgängig im internationalen Umfeld. Diese internationalen Aspekte mit denen Studierende im Laufe ihres Studiums – sei es durch direkte Erfahrungen wie Studium oder Praktika oder indirekt durch Lernen über diese Unternehmen konfrontiert werden, dienen als Basis für den Lernprozess.

Konkretes Ziel der LV ist es, für ein (frei wählbares, bestehendes) österreichisches Unternehmen einen Marketingplan für einen (fiktiven, aber realistischen) internationalen Markteintritt zu entwickeln. Unterrichtssprache ist Englisch. Dazu sollen im Studium erworbenes Wissen angewandt, neues Wissen erworben und Planungs-, Kommunikations-, sowie soziale Kompetenzen (weiter)entwickelt werden. Die Studierenden im Ausland bringen zusätzlich ihr Verständnis über den internationalen Markt ein, der im Zuge der Marktselektion analysiert wird. In weiterer Folge kann dieser Markt als Zielmarkt gewählt werden und eine umfangreiche Marktanalyse (inklusive qualitativer Interviews mit Markteilnehmer/innen sowie Unternehmens- und Marktexpert/inn/en) folgen.

 

LV- Design:

Das LV-Design besteht aus drei Phasen. Phase 1 beinhaltetet Inhalte, die die Organisation und die Durchführung des Projekts betreffen (IT-Training mit Fokus auf Nutzung von Videokonferenzen, Kick-off, Bildung der Arbeitsgruppen bestehend aus Studierenden im Aus- und Inland). Phase 2 setzt den Schwerpunkt in der Wissensvermittlung der in der Lehrveranstaltung relevanten Themen. Phase 3 ist schließlich den Gruppen-Projekten und ihrem Fortschritt gewidmet. Dazu sind acht Einheiten vorgesehen. In jeder Einheit werden Studierende im Ausland virtuell dazu geschalten und nehmen über Videokonferenz und/oder Chatfunktion am Unterricht teil. Zwischen Einheit 1 und 2 bilden Studierende Arbeitsgruppen, die aus Studierenden, die aktuell im Ausland studieren sowie Studierenden am WU Campus bestehen. Die Kommunikation findet mittels virtueller Medien statt und die Arbeitsgruppe übernimmt die Koordination und Kommunikation mit dem/den externen Teammitglieder/n. In den Einheiten 2 und 3 findet jeweils ein Mini-Quiz statt, welches die zu erarbeitenden Themen der jeweiligen Einheit abfragen. Die Mini-Quizze werden über die Lernplattform Learn@WU abgehalten, sodass Studierende im Aus- und Inland gleichermaßen teilnehmen können. Im Vorfeld wird auf etwaige Zeitunterschiede hingewiesen. In den Einheiten 2 und 3 wird eine Fallstudie diskutiert, welche zu kritischem Denken und Finden neuer Lösungsansätze anregen soll.

Zwischen Einheit 3 und 4 findet eine Diskussion in einem Forum auf Learn@WU statt. Arbeitsgruppen stellen ihr Projekt vor und bekommen Feedback von ihren Peers. Die Einheiten 4, 5 und 6 finden als Gruppen-Coaching Sessions statt. In einem Beratungs-ähnlichen Kontext werden projektspezifische Fragen mit der LV-Leiterin diskutiert und der aktuelle Stand des Projekts besprochen.

Kerneinheit der LV ist die Präsentation des erarbeiteten Global Business Plans vor der Klasse sowie eines gebildeten „Board of Directors“, welches die externe Perspektive vertritt (Einheit 7). Das „Board of Directors“ besteht aus externen Gästen (bspw. auch Experten im Ausland, die dann mit Videokonferenz-Schaltung an der Präsentation teilnehmen), der LV Leiterin sowie der Tutorin. Nach Abschluss des Kurses wird ein schriftlicher Global Business Plan auf Learn@WU hochgeladen, von der LV-Leiterin beurteilt und Feedback bereitgestellt. Zusätzlich geben die Studierenden eine Peer-Review (Beurteilung des Beitrags jedes Teammitglieds zum Gruppenerfolg) ab. Die LV wird durch eine Reflexions- und Feedback Einheit (8) abgeschlossen. In dieser Einheit wird mithilfe von „reflecting teams“, Rückmeldung über die Präsentationen gegeben und in Kleingruppendiskussionen die eigenen Lernerfahrungen kritisch besprochen.

Das LV-Design kombiniert virtuelle Kommunikation mit persönlicher Kommunikation. Der Hintergrund liegt darin, dass immer mehr Unternehmen über ausländische Tochtergesellschaften verfügen oder mit internationalen Firmen kooperieren. Um Zeit und Kosten zu sparen, werden folglich Besprechungen zunehmend via Videokonferenzen abgehalten oder es bilden sich internationale virtuellen Teams, die rasch und flexibel agieren können. Kurz, es steigen die Anforderungen an internationale Marketing Manager, die in Zukunft nicht nur über Marketing Fachwissen verfügen sollen, sondern auch auf die Zusammenarbeit in internationalen virtuellen Teams vorbereitet sein sollen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Aufgabe für Studierende ist es, für ein (bestehendes) österreichisches Unternehmen einen Marketingplan für einen (fiktiven) internationalen Markteintritt zu entwickeln.

Dazu wird Informations- und Kommunikationstechnologie zur Zusammenarbeit mit Studierenden, die ihr Auslandssemester absolvieren, verwendet. Die Kommunikation im Team findet mittels virtueller Medien statt und das Team übernimmt die Koordination und Kommunikation mit dem/den externen Teammitglieder/n.

Ein weiterer Fokus liegt auf der gesamtheitlichen Betrachtung von komplexen Inhalten des Internationalen Marketing Managements sowie der kritischen Auseinandersetzung mit Daten und Informationen. Dazu werden Querverbindungen zwischen Forschung und Anwendung sowie Kooperationen mit Unternehmen und Organisationen gebildet. Im Gegensatz zu rein praxisorientierten Projekten wird Studierenden Freiraum für eigene Ideen sowie die Möglichkeit mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, geboten.

Lernen findet schließlich durch strukturiertes, reflektiertes und problemlösungsorientiertes Denken und Handeln statt. Dies passiert durch die kontinuierliche Begleitung der Projektgruppen durch Coaching und Feedback-Schleifen, die ein ausführliches Begründen von Entscheidungen vorsieht und dadurch die Problemlösekompetenz des Einzelnen in der Gruppe stärkt. Studierende leben die Erfahrung einer selbstverantwortlichen Entscheidung und können somit in ähnlichen komplexen Situationen wesentlich verantwortungsvoller und rascher agieren.

Nähere Beschreibung des Projekts

Der Aufbau des LV Konzepts sieht eine Vielfalt an didaktischen Methoden vor, welche von Beginn an transparent kommuniziert werden. Im Laufe des Kurses ist ein Mix an Vorträgen, Diskussionen im Plenum und im virtuellen Raum (Adobe Connect Professional, Learn@WU Foren), sowie in Kleingruppen, und im Selbststudium vorgesehen.

 

Learning Outcomes:

In der LV werden eine Reihe von Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten erworben. Die wichtigsten Ziele und Learning Outcomes für Studierende sind:

• Erwerben von Wissen im Bereich Business Planung und Erstellung eines internationalen Marketing Plans sowie Anwendung von Wissen des internationalen Marketingmanagements sowie anderen Disziplinen: das in den Kursen I bis IV der SBWL IMM, anderer LVs (an der WU, anderen Universitäten in oder im Ausland) sowie durch Praktika oder Berufstätigkeit erworbene Wissen soll anhand eines konkreten Projektes angewandt werden. Studierende reflektieren und bewerten kritisch Entscheidungen und Marketingstrategien und übertragen Theorien des Markteintritts in geeignete konkrete Strategien.

• Erwerben von Wissen und Anwendung von internationaler Marktforschung unter Verwendung von sekundären und primären Datenquellen: die Situation in einem internationalen Markt und das Unternehmen, welches internationalisiert, werden umfassend mittels empirischer Methoden beleuchtet und Schlussfolgerungen für den Marketing Plan werden gezogen.

 

Die in der LV vermittelten Kompetenzen und Fähigkeiten sind:

• Planungskompetenzen (Projektmanagement, -controlling und –reporting: von der Idee über die Umsetzung und Analyse zur Kommunikation der Ergebnisse sowie Definition von Meilensteinen).

• Soziale und internationale Kompetenzen (Herstellen von Kontakten zu Praktiker/inn/en, Expert/inn/en, Unternehmer/inn/en im Aus- und Inland und Konsument/inn/en (im Ausland)

• Interkulturelle Kompetenzen durch Durchführen von persönlichen qualitativen Interviews in Englisch bzw. auch anderen Fremdsprachen mit Kontakten und Konsumenten/inn/en (s.o Punkt soziale und international Kompetenzen).

• (Virtuelle) Kommunikations- und Kooperationskompetenzen (Aufgaben gemäß Talents und Skills verteilen, Einsatz von online Kommunikationsmedien wie beispielsweise Videokonferenzen, Verwalten von Dokumenten, etc.).

• Schließlich gibt es in der LV einen erheblichen Praxisbezug, da die Studierenden im Lauf des Semesters mit den ausgewählten Unternehmensvertreter/inn/en in einer Beraterbeziehung stehen.

Weitere Fähigkeiten, die gefördert werden sind Selbstständigkeit, holistisches, kritisches und reflektiertes Denken.

 

Physische und virtuelle Präsenz:

Die Kombination aus physischer und virtueller Präsenz ist eine realitätsnahe Simulation von Gruppenkonfigurationen und Arbeitskontexten. Die Abhaltung der LV im Hörsaal führt im Vergleich zum rein virtuellen Kontext zu einer inhaltlich qualitativeren und schnelleren Kommunikation und somit einem besseren Verständnis von Inhalten und Prozessen. Trotzdem können Studierende im Ausland an der LV teilnehmen. Gemeinsam mit den Studierenden, die am WU Campus teilnehmen, erkennen sie das Potenzial von virtueller Projektarbeit und üben Organisation und Durchführung. Außerhalb der Kurseinheiten finden Interaktionen zwischen Studierenden sowie zwischen Studierenden und Praktiker/inne/n (Unternehmen, Organisationen) statt. Schließlich gilt über den Zeitraum des Kurses eine „(virtual) open door policy“, d.h. bei Bedarf finden individuelle Interaktionen zwischen den Gruppen und der LV Leiterin statt.

 

Einbezug von Fallstudien:

Eine Besonderheit der LV ist die Verwendung einer Fallstudie, die im Rahmen eines Projekts im virtuellen Seminar und dann vertiefend in einer Bachelor-Arbeit von zwei Studierenden entwickelt wurde. In „Eat the Ball“ wird ein österreichisches Unternehmen beschrieben, welches einen Markteintritt in Toronto, Kanada plant. Dieses zunächst fiktive Ziel (im Februar 2016 fand tatsächlich ein Markteintritt von „Eat the Ball“ in Toronto statt) wird dazu verwendet, in zwei Teilen die Inhalte der LV zu vertiefen: Teil 1 der Fallstudie widmet sich der Marktbewertung und –auswahl sowie einer ausführlichen Analyse des internen und externen Umfelds (SWOT). Teil 2 befasst sich mit der Erhebung und Analyse von sekundären und primären Daten im internationalen Markt und mündet in die Erstellung von Segmentierungskriterien und anschließender Formulierung von Marketingzielen und –Strategien. Die Fallstudie wurde erstmals im WS 2015/16 verwendet und für den Einsatz im SS 2016 überarbeitet.

 

Innovative Lehrelemente:

Das LV Design ist innovativ durch die Berücksichtigung folgender Elemente, wodurch sich auch der Modellcharakter ergibt:

1) Innovative Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologie zur Zusammenarbeit mit Studierenden, die ihr Auslandssemester absolvieren. Studierende werden zudem angehalten, alternative virtuelle Kommunikationsmedien für ihre individuelle Gruppenarbeit zu verwenden. Dazu zählen vorwiegend: Skype, Google Docs und Hangouts, Facebook, WhatsApp. Während der Gruppen-Coaching Einheiten kann das Teammitglied im Ausland via Skype oder ähnlich live dazu geschalten werden. E-Learning/eTeaching ist daher ein wesentlicher Bestandteil des Lehrdesigns der LV. Innovative Formen der Technologieunterstützung in der LV sind die Verwendung von Adobe Connect Professional für die Einheiten, die von allen Studierenden gemeinsam besucht werden (Einheiten 2, 3 und 7). Im Hörsaal wird durch eine Conference Cam die Interaktion im Hörsaal live gefilmt und Studierende im Ausland können sie mitverfolgen; gleichzeitig können Studierende im Ausland an Diskussionen über die Chat-Funktion sowie durch Zuschaltung von Video und Audio live teilnehmen. Der virtuelle Konferenzraum wird im Hörsaal projiziert und kann auch aufgenommen werden. Zweitens wird die WU Lernplattform „Learn@WU“, insbesondere für Quizze (Abfrage von Inhalten als Vorbereitung für Fallstudien-Arbeit in Einheiten 2 und 3 in Form von Multiple Choice Fragen) sowie für Forumsdiskussionen (Feedback durch Peers zu Markt- und Produktselektion ab Einheit 3), Aufgaben & Abgaben sowie die Lehrmaterialien Sammlung und das Notenbuch genutzt.

 

2) Eine wesentliche Innovation des LV Designs ist auch in der gesamtheitlichen Betrachtung von komplexen Inhalten des Internationalen Marketing Managements sowie der kritischen Auseinandersetzung mit Daten und Informationen zu sehen.

 

3) Es werden diverse Querverbindungen zwischen Theorie, Forschung und Anwendung sowie Kooperationen mit Unternehmen und Organisationen (z.B. Wirtschaftsagentur Wien) hergestellt. Im Gegensatz zu rein praxisorientierten Projekten wird Studierenden Freiraum für eigene Ideen sowie die Möglichkeit mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, angeboten. Wesentlich ist jedoch die Auseinandersetzung mit Theorien und Forschung im Bereich Internationalisierung, Markteintritt, virtuelle Teamarbeit sowie empirische Sozialforschung (primäre und sekundäre Daten).

 

4) Insgesamt findet das Lernen in der LV „Global Business Planning“ durch Anwendung und Reflexion („by doing“) statt, wobei keine Versuch-und Irrtum- Mentalität sondern ein strukturiertes, reflektiertes und problemlösungsorientiertes Denken und Handeln gefördert wird. Dies passiert durch die kontinuierliche Begleitung der Projektgruppen durch Coaching und Feedback-Schleifen, die ein ausführliches Begründen von Entscheidungen vorsieht und dadurch die Problemlösekompetenz des Einzelnen in der Gruppe stärkt. Studierende leben die Erfahrung einer selbstverantwortlichen Entscheidung und können somit in ähnlichen komplexen Situationen wesentlich verantwortungsvoller und rascher agieren. Dies ist vor dem Hintergrund einer Karriere im globalen Marketingmanagement essentiell.

 

Leistungsüberprüfung:

Der Lernfortschritt wird von Beginn an in der Unterrichts- sowie in den Coachingeinheiten und über die Teilnahme in Forendiskussionen auf Learn@WU festgestellt.

Eine Leistungsüberprüfung findet anhand der Ergebnisse in den beiden Quizzen sowie in der Präsentation des Marketing Plans (mündlich und schriftlich) statt. Um trotz Gruppenarbeit im Projekt eine individuelle Leistungsfeststellung zu erreichen wird zwischen individueller Leistung (45% der Gesamtleistung) und Gruppenleistung (55% der Gesamtleistung) unterschieden.

 

1. Individuelle Leistung besteht aus:

• Vorbereitung auf Einheiten 2 und 3: Quizzes

• Aktive Mitarbeit in der Einheit und in den Foren auf Learn@WU: Fallstudien-Diskussion, Qualität der Beiträge im Forum

• Peer Review: Beitrags jedes Teammitglieds zum Gruppenerfolg

 

2. Gruppenleistung besteht aus dem Markeintrittsprojekt:

• Mündliche Präsentation des Marketing Plans und Beantwortung der Fragen des „Board of Directors“

• Schriftliche Ausarbeitung des Marketing Plans unter Berücksichtigung von Zitierregeln und Elementen eines Marketing Plans

 

Durch das Design ist sichergestellt, dass Studierende kein Semester an der WU verlieren, wenn sie im Ausland studieren bzw. berufstätig sind.

Positionierung des Lehrangebots

Die Lehrveranstaltung „Global Business Planning“ findet im Rahmen des Bachelor Studiums statt und ist der Abschluss der Speziellen BWL „Internationales Marketing Management“ (Kurs V).

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2017 nominiert.
Ars Docendi
2017
Kategorie: Umsetzung hochschulischer Internationalisierungskonzepte in der Lehrveranstaltung
Ansprechperson
ao.Univ.Prof. Dr. Elfriede Penz, MAS, EuroPhD
Institut für Internationales Marketing Management
+ 43-1-313 36-5102
Nominierte Person(en)
ao.Univ.Prof. Dr. Elfriede Penz, MAS, EuroPhD
Institut für Internationales Marketing Management
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Internationalisation@home
  • Digitalisierung
  • Rund ums Prüfen
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht