Medizinische Universität Graz
Neue Stiftingtalstraße 6, 8010 Graz
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Health of Students - Das Peer2Peer-Programm

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Der Schwerpunkt "Health of Students“ und das „Peer2Peer-Programm“ als Beratungsangebot verfolgen vier Grundziele:

  1. Studierende der Medizinischen Universität Graz in psychosozialen Krisen zu unterstützen und sie zur Aktivierung sowie Stärkung der eigenen Ressourcen (u.a. Umgang mit Stress, Lernbelastungen, Gesundheitsförderung) zu befähigen.
  2. Studierende auch in der Verantwortung für Fragen von psychosozialen Krisen sowie der Gesundheit generell für ihre späteren beruflichen Karrieren zu sensibilisieren und ihnen Fähigkeiten und Techniken hierfür durch Lehrangebote und Fortbildungen mitzugeben.
  3. Die speziell geschulten Tutor*innen (Peers), welche als zentraler Baustein den Schwerpunkt „Health of Students“ mittragen, in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten und dabei zu fördern, neue Fähigkeiten zu lernen (bspw. Organisationsaspekte, Umgang mit digitalen Angeboten, Beratung in Krisen).
  4. Den Hochschulraum für die Wichtigkeit des Themas "Gesundheit von Studierenden" zu sensibilisieren, mögliche „Best Practice -– Beispiele“ im Schwerpunkt an der Medizinischen Universität zu erproben, sowie die Erfahrungen mit interessierten Partner*innen (u.a. durch Kooperationen, Forschungsprojekte) zu teilen.

Die Umsetzung dieser Grundziele erfolgt durch ein engagiertes Team aus Lehrenden und Studierenden. Die Einreichung für den diesjährigen Ars Docendi-Preis erfolgt daher auch stellvertretend für die Leistungen das gesamte Teams.

Von Lehrenden- Seite her sind dies:

Franziska Matzer, Herta Tritthart, Jolana Wagner-Skacel, Gernot Lecaks und Christian Vajda

Kurzzusammenfassung des Projekts

Beim Schwerpunkt „Health of Students“ handelt es sich um einen multimodalen Ansatz zur Verbesserung der Studierendengesundheit, welcher seit 2010 kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Zentraler Angelpunkt ist hierbei das Peer2Peer-Programm, welches Studierende zum Thema biopsychosoziale Gesundheit aus- und weiterbildet, sowie im Rahmen von Einzelberatungen die Betreuung in psychosozialen Krisen anbietet.

Neben der Abhaltung von drei Wählfachern („Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“, „Medical Humanities“, "Peer sein und Studierendengesundheit im Doktorat") erfolgt die Wissensvermittlung unter anderem durch Workshops (bspw. zu Entspannungs- und Lerntechniken), Podcasts (bspw. Ernährung), sowie weiteren Informationsveranstaltungen und Social Media - Beiträgen (bspw. via Instagram). Aktuell wird zudem eine Digitalisierung der Inhalte finalisiert.

Während die Inhalte in den Wahlfächern sowie die Ausbildung und die Supervision der Tutor*innen (Peers) durch ein multidisziplinäres Lehrenden-Team der Medizinischen Universität Graz mit Fachkompetenz in Medizin, Psychotherapie und Psychologie vermittelt werden, werden die anderen Angebote durch studentische Tutor*innen (Peers) umgesetzt. Neben der Wissensvermittlung sowie der Betreuung in Krisen erfolgt im Rahmen des Schwerpunktes auch eine begleitende Lehrforschung (mit Fokus der Wahlfächer), sowie lokale wie internationale Forschungsprojekte zur Studierendengesundheit.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

"Health of Students" is a multimodal approach to enhance student health at the Medical University of Graz, which has been continuously developed since 2010. The key element consists in the Peer2Peer programme, which aims to educate students on the topic of biopsychosocial health and to offer support in psychosocial crises.

In addition to three elective courses ("Psychosocial Crisis Intervention and Stress Management", "Medical Humanities", "To be a peer and health of students for doctoral students"), knowledge is imparted through workshops (e.g. on relaxation and learning techniques), podcasts, other information events and social media contributions (via instagram). Currently, the digitalisation of the content is also being finalised.

The knowledge transfer within the elective courses and the training and supervision of the students tutors (peers) are carried out by a multidisciplinary lecturer team with expert-knowledge in medicine, psychotherapy and psychology. The other aspects of the program are offered by the tutors (peers) to the students. In addition to knowledge transfer and mentoring, the multimodal approach also includes accompanying teaching research (with a focus on elective courses) and research projects on student health (with local and international collaborations).

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Ausgangslage des Schwerpunktes "Health of Students":

Studierende sind vielfältigen Herausforderungen und Belastungen im Rahmen ihres Studiums ausgesetzt. Diese umfassen unter anderem Prüfungsängste, finanzielle Belastungen, Lernschwierigkeiten, das Finden der richtigen Lern-Arbeits-Freizeit- Balance und/oder auch persönliche Krisen und Konflikte. Ein guter Umgang und/oder ein Wachsen mit und an diesen Herausforderungen ist für die persönliche Entwicklung, für den eigenen Lernfortschritt, aber auch für die späteren beruflichen Aufgaben von besonderer Bedeutung. Insbesondere Studierende von Gesundheitsberufen müssen einerseits Fähigkeiten entwickeln, um mit den eigenen Belastungen gut umgehen zu können und persönliche Ressourcen zu stärken, andererseits jedoch auch lernen, Krisen ihrer ihnen anvertrauten Mitmenschen zu erkennen und diese gut zu begleiten.

Die Zielsetzungen des Schwerpunktes sind dabei:

  1. Studierende in psychosozialen Krisen zu unterstützen
  2. Gesundheitsförderndes und präventives Wissen an Studierende zu vermitteln
  3. Forschung zur Studierendengesundheit in Österreich zu stärken
  4. Die studentischen Tutor*innen (Peers) in unterschiedlichen Kompetenzen (bspw. Veranstaltungsorganisation, Beratungsaspekte, Krisenerkennung, Forschung) zu stärken

Beteiligte Personen:

Es beteiligen sich Lehrende aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Psychotherapie, sowie höhersemestrige (speziell geschulte) Studierende, welche als Tutor*innen (Peers) die Betreuung und Wissensvermittlung an die Studierenden durchführen. Diese Peers werden durch einen Fachexperten (Christian Vajda, Leiter des Programmes) angeleitet und im Rahmen einer vertiefenden Supervision (Gruppen- wie Einzelsupervision) durch die Mitglieder des Lehrenden-Team begleitet. Für komplexere Fälle bzw. Fragestellungen (z.B. notwendige Psychotherapie) steht dieses Lehrenden-Team ebenfalls zur Verfügung.

Organisatorischer Aufbau des Schwerpunktes Health of Students :

  1. Lehre
  2. Peer2Peer-Programm - Betreuung und Wissensvermittlung durch Tutor*innen
  3. Forschung

ad 1. Lehre:

Das Angebot der Lehre umfasst aktuell drei Wahlfächer, welche für die Studierenden der Medizinischen Universität Graz sowie und für die Studierenden aller anderen Grazer Universitäten (als Mitbelegung) offenstehen.

Wahlfach „Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“

Dieses Wahlfach ist für alle Studierenden zur Teilnahme verfügbar. Ziel ist das Erkennen sowie der Umgang mit psychosozialen Krisen, die eigene Person (Belastungsquellen, Ressourcen, Erlernen von Coping- Strategien, Faktoren der Studierendengesundheit) betreffend, aber auch der Umgang damit in der späteren Arbeitswelt (z.B. „Welche Berufsgruppen können unterstützen?“, „Wie unterscheide ich die Notwendigkeit einer psychotherapeutischen und/oder psychiatrischen Intervention?“, "Wie erkenne ich Krisen im bspw. medizinischen Arbeitsalltag?", "Wie gehe ich mit Suizidalität um?"). Gleichzeitig stellt dieses Wahlfach auch die Basisausbildung für die zukünftigen Tutor*innen (Peers) des Peer2Peer-Programmes dar. Das Wahlfach umfasst insgesamt zwei Semesterwochenstunden und legt, neben den theoretischen Grundlagen auch einen starken Fokus auf das praktische Erlernen und Üben von bspw. Gesprächs- und Entspannungstechniken.

Inhalte des Wahlfaches:

a. Evidenz zur Gesundheit/Belastung von Studierenden, relevante Faktoren im Zuge der Studierendengesundheit

b. Vermittlung von Grundkonzepten der Kommunikation und Krisenintervention

c. Wissensvermittlung und Erlernen von Techniken zur Stressbewältigung (Coping- Strategien, Entspannungstechniken, Ressourcen-Stärkung)

d. Psychotherapeutische und pharmakologische/psychiatrische Grundlagen zu Interventionen bei Krisen bzw. bestimmten klinischen Fragestellungen (Ängste, Depression, Burnout, Suizidalität)

e. Falldiskussion mit dem Fokus auf die psychosoziale Betreuung von Studierenden

Didaktik und Organisation:

a. Lehrformate: Vorträge, Diskussionen, Rollenspiele, Verwendung von Videosequenzen und Falldiskussionen.

b. Abschlussvoraussetzungen: Anwesenheit von mindestens 75% (6 von 8 Lehreinheiten), aktive Mitarbeit sowie eine positive abgelegte Falldiskussion (mündlich) am Ende des Wahlfaches

c. Studierendenzahl pro Semester: max. 10

d. Laufende Evaluierung und Lehrforschungsbegleitung jedes Semester

e. Abhaltung in dieser Form seit WS 2017/18

Wahlfach „Medical Humanities“:

Während im angloamerikanischen Sprachraum bereits seit vielen Jahrzehnten (auch institutionalisiert) das interdisziplinäre Themenfeld „Medical Humanities“ sowohl für die Verbesserung der persönlichen Reflexion, als auch zur Stärkung der Diskussionsfähigkeit genutzt wird, stehen im europäischen/deutschsprachigen Raum diese Bemühungen erst am Anfang. Durch die Nutzung kreativer Zugänge (bspw. Auseinandersetzung mit der Literatur, Filmdiskussionen, Theaterbesuche, etc.) können medizinrelevante Themen auf neue kreative und lebendige Art und Weise diskutiert werden. Ziel dieses Wahlfaches ist es im Besonderen, eine gute Diskussions- und Reflexionskultur zu fördern, sowie, unter anderem, durch die Einbeziehung geisteswissenschaftlicher Ansätze und Methoden ein "über den Tellerrand blicken" zu ermöglichen.

Didaktik und Organisation:

a. Lehrformate: Vorträge, Diskussionen, Verwendung von multimedialen Ansätzen (bspw. Filme, Musik), Theaterbesuche, belletristische Literatur

b. Abschlussvoraussetzungen: Anwesenheit von mindestens 75% (3 von 4 Lehreinheiten), aktive Mitarbeit sowie Abgabe der schriftlichen Reflexion am Ende des Wahlfaches

c. Studierendenzahl pro Semester: max. 8

d. Laufende Evaluierung jedes Semester

Ein drittes Wahlfach mit Fokus auf Peer-Mentoring und Studierenden-Gesundheit speziell für Studierende der Doktoratsstudien an der Medizinischen Universität Graz wird erstmalig mit Mai 2023 umgesetzt werden.

ad 2. "Peer2Peer"- Das Betreuungsprogramm:

Das Betreuungsprogramm setzt sich zum Ziel, durch unterschiedliche Ansätze (Workshops, Vorträge, Infoveranstaltungen, Gruppenmentoring für Erstsemestrige) allen Studierenden an der Medizinischen Universität Graz ein anonymes und kostenloses Angebot hinsichtlich psychosozialer Belastungen und deren Prävention, sowie der Gesundheitsförderung allgemein zu organisieren. Die Besonderheit ist hierbei, dass dieses Angebot überwiegend von speziell ausgebildeten Tutor*innen (Peers) getragen wird, welche durch das Lehrenden-Team supervidiert werden. Diese Studierenden übernehmen damit bereits während des Studiums eine Multiplikator*innen-Funktion bei diesen Themen und erarbeiten sich überdies zusätzliche Kompetenzen für ihr eigenes späteres Berufsleben.

Mit Sommersemester 2023 sind aktuell 12 Studierende als Peers im Programm tätig (Gesamtausmaß 60 Semesterstunden pro Studienjahr). Insgesamt konnten bislang über 70 Studierende seit 2010 im Rahmen des Programmes als Tutor*innen ausgebildet und angestellt werden. Grundvoraussetzung als Anstellung ist dabei nicht nur die positive Absolvierung des Wahlfaches "Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung", sondern auch eine laufende Supervision und fachliche Weiterbildung während ihrer Tätigkeit als Peers. Das nun von diesen Studierenden getragene Betreuungsprogramm umfasst folgende Tätigkeiten und wird im Rahmen dieser Auflistung unter den folgenden Teilabschnitten „Eckdaten des Betreuungsdienstes“, „Qualitätssicherung“, „Fort- und Weiterbildung“ beschrieben (siehe 2a-2c).

2.a. Eckdaten des Betreuungsdienstes

Alle Studierenden der Medizinischen Universität Graz können das Programm als Betroffene von psychosozialen Krisen, Lernproblemen und/oder bei Interesse am Erlernen von gesundheitsförderlichem Wissen und/oder Techniken, aber auch bei Wunsch nach einem persönlichen Mentoring in Anspruch nehmen.

Das Programm bietet dabei an der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie unter anderem Einzelberatungen ("Peer Support") an.

Die Kontaktaufnahme ist per E- Mail, persönlichem Ansprechen der Tutor*innen und Social Media möglich. Nach Kontaktaufnahme werden individuelle Termine (montags-freitags) in den Räumlichkeiten der klinischen Abteilung vereinbart. Die studentischen Tutor*innen erheben die zugrundeliegende Problematik und organisieren, in Absprache mit dem/der Betroffenen, die weiteren Schritte (weitere Betreuung durch den/ die Tutor*in; Beiziehung des Lehrenden-Teams falls z.B. psychotherapeutische Unterstützung notwendig ist).

Funktionen bzw. Tätigkeiten die unter anderem wahrgenommen werden:

  1. Entlastendes Gespräch (z.B. bei Versagensängsten, Problemen im privaten Umfeld) 2. Informationen über zuständige bzw. weiterhelfende Stellen (Universität, Sozialberatung, ÖH, öffentliche Einrichtungen etc.)
  2. Unterstützung bei Lernplanerstellung, Koordination von Prüfungsantritten, Vermittlung von Lerntechniken
  3. Psychoedukation hinsichtlich Faktoren des persönlichen Stresses sowie mögliche Coping-Strategien
  4. Vermittlung von Entspannungstechniken
  5. Weitervermittlung an Fachstellen (z.B. Psychotherapie, Universitätsadministration, ÖH)

Neben der Unterstützung in psychosozialen Krisen bzw. bei der Stressbewältigung im Einzel-Setting wird seit Wintersemester 2016/17 ein Mentoring-Programm als Gruppenangebot (max. Teilnehmer*innen Anzahl 10 Studierende pro Gruppe, betreut durch zwei Tutor*innen (jeweils ein Mann/eine Frau) für Erstsemestrige angeboten. In diesem stehen der soziale/kollegiale Austausch im Vordergrund, um einen guten Start in das Studium zu ermöglichen und bereits präventiv Stressoren frühzeitig zu erkennen und Ängste zu minimieren. Die Tutor*innen stehen für ihre jeweilige Gruppe in den ersten beiden Studienjahren als Ansprechpersonen zur Verfügung. Seit dem Wintersemester 2017/18 beträgt die Anzahl an teilnehmenden Erstsemestrigen ca. 60-90 Personen.

2.b. Qualitätssicherung

Die interne Qualitätssicherung, sowohl die psychosoziale Gesundheit der Tutor*innen als auch die Weiterentwicklung des Programmes betreffend, genießt einen hohen Stellenwert.

Dies umfasst folgende Punkte:

  • Halbtägige Klausur zu Semesterbeginn (Definition von Schwerpunkten sowie Aufgabenverteilung neben der Beratungstätigkeit)
  • Mitarbeiter/-innen-Gespräch (mind. eines pro Semester)
  • Teamtreffen alle 2-3 Wochen
  • Einzelfallreflexion mit der Leitung
  • Gruppensupervision/Fallbesprechung (mit Psychotherapeut*in) alle vier Wochen
  • Einzelsupervision laufend bei individuellem Bedarf (mit Psychotherapeut*in)
  • Interne Fortbildungen für die studentischen Tutor/-innen (1-2 pro Semester; z.B. „Verhaltenstherapeutische Interventionsmöglichkeiten“, „Entspannungstechniken“)
  • Standardisierte Dokumentation, SOPs, Beratungstools
  • Evaluierung hinsichtlich der Betreuungszahlen, der Fragestellungen und Bewertung in den Kontakten, als auch der Inanspruchnahme von Supervisionen und externen Fortbildungen (Workshops)

2.c. Fort- und Weiterbildung

Neben der Beratung in akuten Krisen ist ein Hauptfokus der Programmtätigkeit auf Gesundheitsförderung und Prävention gerichtet. Dies umfasst sowohl individuelle (Umgang mit eigenen Ressourcen) als auch strukturelle Einflüsse. Hierzu werden, abseits der Wahlfächer, Vorträge und Workshops durch die Tutor*innen selbst organisiert, Skripte (u.a. Lerntechniken) hergestellt und das Social Media-Angebot betreut.

Beispielhafte Tätigkeiten:

  • Kurse/Workshops zu Entspannungstechniken, Lerntechniken/Zeitmanagement und Yoga
  • Vortrag Softskills in Praktika und Famulaturen
  • Podcasts
  • Workshop-Reihe "How to Diplomarbeit"

Durchschnittlich nehmen pro Semester ca. 300-400 Studierende die unterschiedlichen Angebote des Programmes wahr.

ad 3. Forschung

Im Schwerpunkt "Health of Students" erfolgen eine kontinuierliche Lehrforschung (Fokus: Wahlfächer), Forschungsprojekte zur Studierendengesundheit (lokal wie international) und die Vergabe von Diplomarbeiten. Ergebnisse werden laufend auf Kongressen präsentiert.

Nutzen und Mehrwert

Das Beratungsangebot für psychosoziale Krisen wird fortlaufenden wahrgenommen, wobei Studierende in akuten Krisen unterstützt bzw., wenn notwendig, frühzeitig in psychologische/psychotherapeutische Hilfe überführt werden können. Die Workshops helfen bei der Lernerleichterung (Lerntechniken/Zeitmanagement) sowie Stressreduktion (Entspannungstechniken), insbesondere bei Studierenden, welche bei bereits längeren Stehzeiten unser Angebot in Anspruch nehmen. Hierdurch ergibt sich - zumindest im individuellen Fall - eine Verkürzung der Stehzeiten und damit auch eine Abnahme von persönlicher Belastung und unnötig verlängerten Zeiten bis zum Studienabschluss.

Bei Studierenden des ersten Semesters kann das Gruppenmentoring einen ersten sanften Einstieg in die neue Umgebung "Universität" ermöglichen und durch den Austausch mit bereits erfahrenen studentischen Kolleg*innen offene Fragen und Sorgen auf niederschwellige Art und Wiese beantworten bzw. lindern. Die niederschwellige Informationsvermittlung (Organisation, Abläufe auf der Universität) kann hierbei auch universitäre-administrative Stellen entlastet, indem durch die Beratungsfunktion unnötige Konsultationen reduziert/verhindert werden .

Lehrende und Mitarbeitender/-innen der Verwaltung haben bei Konfrontation/Begegnung mit u.a. psychisch belastenden Studierenden die Möglichkeit schnell und unbürokratisch an eine Erstansprechstelle zu vermitteln, die eine weitere fachliche/professionelle Betreuung ermöglicht. Ein weiterer Mehrwert ergibt sich für die studentischen Tutor*innen (Peers). Diese lernen bereits während des Studiums den Umgang mit psychosozialen Belastungen bzw. der praktischen Abwicklung in der Betreuung von Betroffenen. Zudem werden Kompetenzen in der Veranstaltungsorganisation, der Wissensaufbereitung und - vermittlung (bspw. Workshops) sowie der Forschung (u.a. Kongresspräsentationen) erlernt.

Nachhaltigkeit

Das Projekt wird langfristig umgesetzt und seit Beginn 2010 kontinuierlich weiterentwickelt. Beginnend mit einem einzelnen Wahlfachangebot sowie der Etablierung einer Anlaufstelle für psychosoziale Fragestellungen von Studierenden an der Medizinischen Universität Graz

Dissemination/Transfer

Das Konzept ist auf andere Universitäten/Hochschulen als Gesamtes sowie einzelne Teile davon (bspw. Wahlfach, Workshops) umsetzbar und übertragbar. Generell können auch unsere Erfahrungen der Einbeziehung von studentischen Tutor*innen als lebendige Multiplikator*innen in der Lehre, sowie für studienrelevante Themen für unterschiedlichste Projekte und Fragestellungen, genutzt werden. Bzgl. der generellen Konzeption und unseren Erfahrungen mit dem Schwerpunkt konnten in den letzten Jahren vermehrt Anfragen zur Kooperationen und Wissensaustausch mit nationalen und internationalen Hochschulen getätigt werden.

Es erfolgt ein wiederkehrender Wissenstransfer des Konzeptes national (Universitäten und Fachhochschulen) sowie international (Universitäten, Deutschland). Jedes Jahr wird ein Workshop im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung hierzu veranstaltet.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt wird seitens der Hochschule durch finanzielle Massnahmen (Anstellung der Tutor*innen, Reisekosten) sowie die Bereitstellung der Lehrenden unterstützt.

Positionierung des Lehrangebots

Das Peer2Peer-Programm steht Studierenden aller Studienrichtungen (Humanmedizin, Zahnmedizin, Pflegewissenschaft, Doktorat- und PhD-Programmen) der Medizinischen Universität Graz unabhängig vom Studienfortschritt zur Verfügung.

Mit einem niederschwelligen und breiten Angebot durch Workshops, Vorträge, Social Media-Auftritte, Wahlfächer und Einzelberatungen positioniert sich das Peer2Peer Programm als einzigartige Einrichtung und Anlaufstelle zur Förderung und Stärkung der Gesundheit von Studierenden. Nicht nur bei Schwierigkeiten oder Krisen aufgrund von Überforderung oder Misserfolgen im Studium, persönlichen Problemen im Privatleben oder Krankheit, sondern auch bei der Erarbeitung von Lösungen und der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung sollen Studierende schnell und unkompliziert unterstützt werden. Die Vermittlung erfolgt dabei durch ein Lehrendenteam sowie die speziell geschulten Peers (höhersemestrige Studierende).

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Christian Vajda, Dr.med.univ., MPH
Klinische Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie
0316-385-84862
Nominierte Person(en)
Christian Vajda, Dr.med.univ., MPH
Klinische Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie
Themenfelder
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Organisatorische Studierendenunterstützung
  • Sonstiges
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
  • Diversität und Soziales
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften