Fachhochschule Technikum Wien
Höchstädtplatz 5, 1200 Wien
Weitere Beispiele der Hochschule

Cell Culture Techniques – ein studierendenzentriertes Modul mit hohem Anwendungsbezug

Würdigung der Jury

Die mit einem Shortlist-Platz „Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur“ ausgezeichnete Erneuerung einer Vorlesung mit Laborübung zu „Cell Culture Techniques“ im 4. Semester BA des Studiums Biomedical Engineering beweist, dass man mit einer durchdachten Mischung neuerer Unterrichtsformen entscheidend die Kompetenzförderung beeinflussen kann.

Das Team von FH-Prof.in MMag.a Dr.in Veronika Jesenberger setzte sich eine erhöhte Individualisierung, einen verbesserten Praxisbezug sowie ein klareres Heranführen an die Forschung zum Ziel. Dazu wurden Grundlagen für ein Studium in Selbstlern- und Nachbearbeitungsphasen, die mit diskursiven Präsenzphasen abwechseln, umgearbeitet. Nun stehen Materialien in mehreren Medien, Selbsttests und verschiedene Kommunikationstools mit Peers und Dozierenden zur Verfügung. Zu den vorbereitenden Unterlagen gehören auch eine Klärung der Lernziele und der Leistungsüberprüfung, eine Einführung in die Relevanz des Themas sowie diverse Serviceangebote. Die Diskussion der Anwendungen und die Abschlussprüfung leiten schließlich über in eine „Poster-Party“, die den Austausch mit älteren Studierenden, Dozierenden und Forschenden unterschiedlicher Fachrichtungen vorsieht.

Die Tests sind in verschiedene Phasen eingebaut; dies soll den Lerneffekt sichtbar machen und damit die Motivation erhöhen. Der Laborteil versucht, in individuellen und gruppenbezogenen Arbeiten möglichst realitätsnah praktische Fähigkeiten mit theoretischem Wissen zu verbinden, und mündet in einen wissenschaftlichen Bericht. Die Form des gesamten Kurses ist geeignet, heterogene Voraussetzungen und Lebenssituationen zu berücksichtigen und sowohl selbstständiges Arbeiten als auch den Austausch mit der Gruppe, mit Dozierenden und externen Personen zu fördern. Zusammen kann sich dies zu einem individualisierten Lernprozess mit hohem Feedbackpotenzial und früher Netzwerkbildung verbinden.

Der Erfolg der neuen Pflichtveranstaltung zeigt sich darin, dass die Studierenden selbst den Kurs für einen Lehrpreis der FHTW vorschlugen. Das Projekt zeigt vorbildlich, wie mit guter Teamarbeit, wenn auch mit einigem Aufwand, in einer zielgerichteten Verbindung von Lernformen ein großer Schritt in Richtung eines studierendenzentrierten, nachhaltigen und motivationsfördernden Lernprozesses vollzogen werden kann.

Univ.-Prof. Dr. Thomas Grob
Universität Basel

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Modul Cell Culture Techniques setzt sich zusammen aus der integrierten Lehrveranstaltung (ILV) Cell Culture Techniques (2 ECTS), in der die theoretischen Grundlagen vermittelt werden, sowie der Laborübung (LAB) Cell Culture Laboratory (3 ECTS), in der sich die Studierenden die zur Kultivierung von Zellen erforderlichen grundlegenden praktischen Fertigkeiten aneignen sollen.

Viele Jahre wurde das Modul als Vorlesung mit Frontalvorträgen und klassische Laborübung abgehalten, das Thema Anwendungen wurde anhand von Studierendenreferaten abgehandelt. Zeit für intensive Beschäftigung & Diskussionen war kaum vorhanden und so standen bei den studentischen Präsentationen, der Abschlussprüfung und den zu absolvierenden Laborbeispielen vorwiegend formale Kriterien und Faktenwissen im Vordergrund. Im Rahmen einer FHTW-weiten Umstrukturierung der Bachelorstudiengänge sowie der Einführung des Blended Learning Formats ergab sich die Gelegenheit, das Modul grundlegend zu überarbeiten. Die Neukonzipierung verfolgte die Ziele, (1) das Thema Anwendungen in den Fokus zu stellen und (2) die Studierenden und ihre individuellen Bedürfnisse ins Zentrum zu rücken – und damit Lernfreude und -motivation zu steigern.

  1. Die Studierenden sollten dazu angeregt werden, das zu lernende Theorie- und Faktenwissen nicht als Ballast-Lernstoff zu empfinden. Dabei war die Idee, ihnen durch frühes Heranführen an die reale Forschung und eine möglichst realitätsnahe Praxis vor Augen zu führen, dass das neue Wissen vielfältige Möglichkeiten eröffnet.
  2. Ein Großteil der zu lernenden theoretischen Grundlagen wurde für begleitete Selbstlernphasen aufbereitet. Dafür wurden (medien-) vielfältige Lernmaterialien erstellt und Selbstchecks, Kommunikationstools etc. zur Verfügung gestellt. Damit wird einerseits auf verschiedene Lerntypen und -tempi, ungleiches Vorwissen und unterschiedliche Lebenssituationen Rücksicht genommen, andererseits aber auch mehr Zeit für individuelle Erklärungen, Diskussionen und weiterführende Themen in der Präsenz gewonnen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Modul vermittelt die Grundlagen und unterschiedlichen Anwendungen von Zellkulturtechniken. Die Studierenden eignen sich wesentliche Inhalte selbstständig in mehreren Phasen mit Hilfe vielfältiger Lernmaterialien (Videos, kommentierte Screencasts, Skripten, Questionnaires, Selbstchecks etc.) an. In den je auf die Lernphasen folgenden Präsenzphasen werden diese Inhalte diskutiert, geprüft und vertieft. Es folgt eine Abschlussprüfung, erst danach wird das Thema „Anwendungen“ mit der aktiven Teilnahme an einer Poster Party, wo Studierendenprojekte, Bachelor- und Masterarbeiten, wie bei einer wissenschaftlichen Konferenz üblich, anhand von Postern präsentiert werden, abgeschlossen. Aufgrund der bereits absolvierten Prüfung können die Studierenden maximal von der Veranstaltung profitieren. In ungezwungener Atmosphäre gibt es viel Gelegenheit zur Diskussion mit Höhersemestrigen, Lehrenden und (inter-)nationalen Forschenden unterschiedlichster Fachrichtungen (Krebsforschung, Virologie, Tissue Engineering, Gentechnik…). Der Auftrag, bestimmte Informationen einzuholen und dann ein notenrelevantes Handout zu verfassen, motiviert, sich inhaltlich auf die Poster Party einzulassen. Wesentlich für das Erreichen der Lernergebnisse ist die enge Abstimmung mit dem Laborkurs, in dem die Studierenden selbständig in Kleingruppen im Zellkulturlabor arbeiten und fachspezifische, aber auch fachübergreifende Schlüsselkompetenzen (Teamarbeit, Selbstorganisation, Problemlösungskompetenz) erwerben.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The module teaches the basics and diverse applications of cell culture techniques. The students independently acquire essential content with the help of a variety of learning materials (videos, commented screencasts, scripts, questionnaires, self-checks, etc.) within several distinct phases. In the presence phases that follow the learning phases, their content is discussed, examined and deepened. A final exam follows, only then the topic of "applications" is finished through active participation in a poster party, where student projects, bachelor's and master's theses are presented using posters, as is usual at a scientific conference. Since the exam is already completed, the students benefit maximally from the event. Over drinks etc. there is plenty of opportunity for discussion with seniors, lecturers and (inter-)national researchers from a wide range of disciplines (cancer research, virology, tissue engineering, genetic engineering...). The task of obtaining certain information, followed by writing a graded handout motivates students to engage with the content of the posters. Close coordination with the laboratory course is essential for achieving the learning outcomes. There, the students work independently in small groups in the cell culture laboratory and acquire practical, but also interdisciplinary key skills (teamwork, self-organization, problem-solving skills).

Nähere Beschreibung des Projekts

Lehrkonzept und Lernergebnisorientierung (siehe auch Anhang „Graphische Zusammenfassung“):

Die ILV Cell Culture Techniques und das Cell Culture Lab sind eng aufeinander abgestimmt. Alle Lehr- und Lernmaterialien werden in einander abwechselnden Selbststudium- und Präsenzphasen auf der FH-weiten Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt. Für jede der beiden Lehrveranstaltungen gibt es einen eigenen Kurs und eine in sich geschlossene Bewertung.

Zu Beginn jedes Kurses finden sich diverse Tools zur Kommunikation (mit Kolleg*innen bzw. den Lehrenden), die zu erreichenden Lernergebnisse und zu erwartenden Lerninhalte, eine Einführung in die Thematik samt Darstellung der Relevanz des Gelernten für den zu erwartenden Berufsalltag, eine detaillierte Darstellung der Leistungsbeurteilung und der Beurteilungskriterien sowie eine Übersicht über die Struktur des Kurses. Zudem führen Links zu diversen Serviceangeboten für Studierende (Lernberatung, psychosoziale Beratung, Schreibwerkstatt, International Office etc.).

Im Moodle-Kurs zur ILV werden die Studierenden von der Lehrenden in einem audio-kommentierten Screencast begrüßt, in dem sie einen Ausblick auf die spezifischen Inhalte der Lehrveranstaltung gibt und die ersten Schritte erklärt. Danach folgt die erste von vier Selbststudiums Phasen. In diesen Phasen eignen sich die Studierenden asynchron mit Hilfe von Lernpfaden und anhand vielfältiger Materialien jeweils selbst wesentliche Inhalte an. Für das erfolgreiche Absolvieren dieser Phasen ist eine aktive Beteiligung unumgänglich. Zu den selbsterstellten Videos bzw. Skripten oder Buchkapiteln wurden Selbstchecks und Questionnaires erstellt, die bei der Bewältigung des Stoffs unterstützen. Die Beantwortung der Fragen hilft beim Identifizieren wesentlicher Inhalte und macht auf wichtige Details aufmerksam; Unklarheiten und offene Fragen können in einem Forum mit Kolleg*innen diskutiert bzw. in Mails oder Fragensammlungen an die Lehrende gerichtet werden.

Zusätzlich zu den vier vorbereitenden Selbststudiums Phasen runden Nachbereitungsphasen den 3. und 4. Block ab: Nachdem die Lehrende in der 3. Präsenzeinheit typische Berechnungen, die beim Arbeiten in einem Zellkulturlabor anfallen und auch bei der Abschlussprüfung zu bewältigen sind, erklärt hat, werden weitere Rechnungen zum Üben bereitgestellt. Rechenwege und Lösungen zeigen sich nach Hochladen der eigenen Lösungen. Nach einer Fehlersuche und Hochladen einer Tabelle, die eigene und richtige Lösungen einander gegenüberstellt, kann ein zweites Set Rechnungen in ähnlicher Weise bearbeitet werden. Sollte auch beim zweiten Mal die eigene Lösung nicht mit dem dann sichtbaren Lösungsweg übereinstimmen, kann das Problem in einem Forum (bzw. in der nächsten Präsenz) geklärt werden. Den 4. Block (inklusive Poster Party) schließt das Verfassen eines Handouts ab (siehe Blick über den „Tellerrand“).

In den Präsenzblöcken der ILV werden Unklarheiten aus der jeweiligen Fragensammlung bzw. spontan auftretende Fragen diskutiert und geklärt. Danach gibt es einen 10-minütigen Moodle-basierten Eingangstest. Dieser Test erfüllt 3 Aufgaben: Er dient zur Motivation, sich das erforderliche Wissen im Selbststudium zeitgerecht anzueignen. Zudem werden die Studierenden darauf hingewiesen, dass die Eingangstestfragen sowohl vom Typus (Lückentext; wahr/falsch; multiple-choice; Zuordnungen etc.) als auch von der Tiefe her den Fragen, die bei der Abschlussprüfung zu erwarten sind, gleichen. Die Tests ermöglichen es den Studierenden daher, sich an die Art der Fragen zu gewöhnen und den eigenen Wissensstand richtig einordnen zu können - bzw. gegebenenfalls rechtzeitig genauer zu lernen oder z.B. beim Lernen mehr auf Querverbindungen zu achten. Schließlich stellen erfolgreich bestandene Tests kleine Erfolgserlebnisse dar. Nach dem Test werden, aufbauend auf die Inhalte des Eigenstudiums, vertiefende Inhalte und Anwendungen vorgestellt. In notenrelevanten Gruppenarbeiten werden diese Inhalte dann in Teams bearbeitet. Beim Tun (oder spätestens beim Durchsehen der abgegebenen Gruppenarbeiten) eröffnet sich für die Lehrende nochmals die Möglichkeit, Unklarheiten zu identifizieren und Irrtümer im direkten Gespräch oder durch schriftliche Rückmeldungen aufzuklären.

Zusammenfassend bestehen die Vorteile dieses Ablaufs im Vergleich zur zuvor abgehaltenen Frontalvorlesung darin, dass (1) die Studierenden motiviert sind, kontinuierlich mitzulernen und daher mehr von der Präsenz profitieren, (2) in der Präsenz mehr Zeit für individuelle Erklärungen und Anwendungsbeispiele vorhanden ist und (3) die Lehrende Unklarheiten unmittelbar identifizieren (Fragensammlung, Eingangstests, Gruppenarbeiten) und klären kann.

Im LAB haben die Studierenden die Gelegenheit, selbstständig im Zellkulturlabor zu arbeiten. Zeitlich startet der Kurs nach dem zweiten Block der Theorie-Lehrveranstaltung, sodass die Studierenden in der Theorie bereits mit den erforderlichen Methoden und Geräten vertraut sind. Zu Beginn gibt es eine Präsenzeinheit, in der ein Überblick über das zu erwartende Programm, Aufgaben und Beurteilungskriterien gegeben wird. Nach einer Vorbereitungsphase, in der sich die Studierenden asynchron anhand unterschiedlicher Lehrmaterialien auf die Arbeit mit den Zellen und das korrekte Führen eines Laborbuches vorbereiten, muss ein notenrelevanter Moodle-basierter Test absolviert werden. Erst nach Bestehen dieses Tests darf mit der Arbeit im Labor begonnen werden.

Nun werden die Zellen aufgetaut und den Teams übergeben, es folgt eine Phase intensiven Arbeitens, in der die Studierenden mehrere Wochen lang die ihnen überantworteten Zellen am Leben erhalten, expandieren und unterschiedlichen Experimenten unterziehen. Zudem müssen sie die Arbeit tagesaktuell in einem Laborbuch nach allgemein gültigen Richtlinien dokumentieren und Ergebnisse analysieren - all dies sind die täglichen Aufgaben in Forschungs- oder Routinelabors in jeglichen Bereichen der biologischen Forschung. Die Laborbuchaufzeichnungen werden am Ende jedes Labortages kontrolliert – die Studierenden sollen sich daran gewöhnen, während des Arbeitens zu protokollieren und nicht erst nachträglich Einträge für das Laborbuch verfassen – und fließen in die Gesamtbeurteilung ein. Oft ist es, wie im Berufsalltag, auch notwendig, mehrere Aufgaben parallel zu erledigen. Es gilt, rechtzeitig zu planen, im Team zusammenzuarbeiten und unterschiedliche Probleme zu lösen. Das eben erworbene theoretische Wissen und eine tägliche Vorbereitung mit Hilfe der auf der Moodle Plattform zur Verfügung gestellten Unterlagen sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Gelingen und effizientes Arbeiten. Die Lehrenden stehen bei Problemen als kompetente Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung und gewährleisten ein kontinuierliches Weiterentwickeln der Kompetenzen der Studierenden.

Praktische Fähigkeiten und Wissen über Geräte, Reagenzien etc. werden in mehreren mündlichen Teilprüfungen von den Lehrenden überprüft. Die Studierenden können sich, sobald sie sich vorbereitet fühlen, im Laufe der Übung jederzeit bei einer/m der Lehrenden melden und vor Ort z.B. die Verwendung einer Zentrifuge oder das Arbeiten in der Sicherheitswerkbank erklären und eine solche notenrelevante Teilprüfung ablegen. Damit können auch Wartezeiten, die sich im Labor z.B. beim Einwirken von Substanzen immer wieder ergeben, sinnvoll mit dem Ablegen von Prüfungen (bzw. dem Zuhören bei Kolleg*innen) genutzt werden. Das Bestehen aller Teilprüfungen ist eine Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss der Laborübung.

Abschließend werden Methoden und Ergebnisse in einem kleinen wissenschaftlichen Bericht zusammengefasst. Davor gibt es ein abschließendes Treffen aller mit einer/m Lehrenden, bei dem die Resultate diskutiert und auf Richtlinien, die beim Verfassen des notenrelevanten Berichts zu beachten sind, hingewiesen wird. Den Studierenden wird eine Checklist zur Verfügung gestellt, anhand derer sie selbst überprüfen können, ob ihr Bericht die erforderlichen Kriterien erfüllt.

Studierendenzentrierung und Heterogenität:

Die Aufbereitung wesentlicher Inhalte für das begleitete Selbststudium ermöglicht es den Studierenden, sich viele Inhalte zeit- und ortsunabhängig anzueignen. Das kommt einerseits Studierenden in fordernden Lebenssituationen (z.B. mit Kinderbetreuungs- bzw. Pflegeverpflichtungen, Nebenjobs oder langen Fahrtwegen) entgegen, darüber hinaus ermöglicht diese Struktur es aber auch allen Studierenden, ihre Zeit entsprechend dem eigenen Lerntempo, Tagesrhythmus und Vorwissen zu investieren. Die Erreichbarkeit der Lehrenden auch in diesen Selbststudiumphasen, in überschaubaren Abständen geplante Präsenzeinheiten und das regelmäßige Abprüfen des in den Selbstlernphasen erworbenen Wissens tragen wesentlich zum Erreichen der Lernziele in der geplanten Zeit bei. Hinweise auf Lernmaterialien, mit Hilfe derer Wissenslücken geschlossen werden konnten, ermöglichen es auch Studierenden mit abweichenden Bildungsbiografien gut vorbereitet in die Präsenzeinheiten zu gehen.

Ein unterschiedliches Lerntempo wird auch bei Gruppenarbeiten berücksichtigt. Teams, die mehr Zeit brauchen, können ihre Arbeit auch bis zur nächsten Präsenz fertigstellen. Es besteht zudem immer die Möglichkeit, bei begründeter Abwesenheit die Gruppenarbeit über die Moodle Plattform alleine zu erledigen. Eingangstests können zwar nur vor Ort erledigt werden, der am schlechtesten benotete (z.B. aufgrund von Krankheit versäumte) Eingangstest wird jedoch nicht in die Gesamtnote eingerechnet. Die Größe des Teams variiert bei den unterschiedlichen Gruppenarbeiten.

Vor allem bei der Arbeit im Zellkulturlabor sind die Studierenden gefordert, Teamgeist zu entwickeln. Das Team muss selbständig planen, was zu tun ist bzw. wer was in welcher Reihenfolge übernimmt. Teams, die sich gut absprechen, in denen alle ihre Fähigkeiten einbringen und jede*r einzelne Aufgaben übernimmt, können Tätigkeiten parallel durchführen, die erforderlichen Arbeiten effizient erledigen und ev. Zeit sparen. Aufgrund der Möglichkeit, selbst zu gestalten und des hohen Maßes an Selbstständigkeit entwickeln Teams oft großen Ehrgeiz und Engagement, mit „ihren“ Zellen besonders schöne Ergebnisse zu erzielen.

Kompetenzorientierung und Blick über den „Tellerrand“:

Das Modul wird durchgängig in englischer Sprache abgehalten, um den Arbeitsalltag im Bereich Life Science realitätsnah widerzuspiegeln.

Im Rahmen der ILV nehmen die Studierenden an einer Poster Party zum Thema Cell & Tissue Engineering teil (siehe auch Anhang “Newsletter Poster Party”). Anhand studentischer Projekte von Masterstudierenden des Studiengangs Tissue Engineering & Regenerative Medicine und Präsentationen von Bachelor- und Masterprojekten aus dem Life Science Bereich können sie sich ein Bild von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Zellkulturtechniken in der Grundlagenforschung, der Krebsforschung, der Virologie, der Herstellung und Erprobung von Arzneimitteln, im Tissue Engineering, der Entwicklung von Krankheitsmodellen sowie in gen- und zelltherapeutischen Ansätzen machen. Eine internationale Jury wählt die besten Poster.

Die Studierenden haben die Möglichkeit, die Projekte mit Höhersemestrigen, Lektor*innen und externen Expert*innen aus der Praxis bei Getränken und Buffet zu diskutieren und ein erstes Netzwerk aufzubauen. Darüber hinaus haben sie den Auftrag, aus einer vorgegebenen Auswahl drei Anwendungen und drei Methoden zu wählen, je passende Poster zu identifizieren und in einem notenrelevanten Handout zusammenzufassen und zu diskutieren. Sie müssen sich daher einen Überblick über die Vielzahl an Projekten verschaffen, mit den Forscher*innen ins Gespräch kommen und Informationen erfragen. Das zuvor erworbene Wissen befähigt sie dazu, in diesen Diskussionen erstmals als kompetente Gesprächspartner teilzunehmen.

Nutzen und Mehrwert

Die Einführung asynchroner Lernphasen brachte eine Reihe von Vorteilen für die Studierenden, die im Unterkapitel „Studierendenzentrierung und Heterogenität“ zusammengefasst sind. Hervorzuheben ist darüber hinaus, dass davon auszugehen ist, dass die Studierenden durch das frühzeitige Übernehmen von Eigenverantwortung für ihren Lernprozess auch für den Berufsalltag besser gerüstet sind. Zudem profitierten sie in der nun frei gewordenen Zeit (Poster Party, Präsenzeinheiten) mehr von der fachlichen Expertise der Lehrenden, da sich auch weiterführende Diskussionen entwickeln konnten, die bisher aus Zeitgründen meist abgebrochen werden mussten. Diese führten auch zu einer nachhaltigeren Wissensvermittlung (siehe auch Rückmeldung der Studierenden im Kapitel Akzeptanz).

Für die Lehrenden verringerte sich zwar insgesamt nicht der Arbeitsaufwand – die Kommunikation mit den Studierenden im Selbststudium nahm mindestens ebenso viel Zeit in Anspruch – allerdings waren auch sie bei der Erfüllung dieser Aufgaben freier in Zeit- und Ortswahl.

Das Arbeiten im Team spiegelte die Berufsrealität wider und unterstützte die Studierenden beim Erwerb sozialer Kompetenzen, die für eine konstruktive Zusammenarbeit erforderlich sind. Aufgrund der realitätsnahen Aufgabenstellung im Zellkulturlabor entwickelten die Studierenden eine in der Forschung durchaus erforderliche Frustrationstoleranz und lernten, selbst Lösungen für Probleme zu finden bzw. aktiv Hilfe einzufordern - Selbstkompetenzen, auf die sie im Berufsalltag zurückgreifen können.

Ein wesentlicher Vorteil des neuen Konzepts lag schließlich für alle Beteiligten darin, dass durch den intensiveren Austausch die Lehrenden nicht erst bei der Abschlussprüfung, sondern kontinuierlich Einblick in den Lernfortschritt bzw. die Schwierigkeiten der Studierenden bekamen, unmittelbar darauf reagieren und so sowohl schwächere Studierende mitnehmen als auch überdurchschnittlich interessierter Studierende unterstützen konnten.

Nachhaltigkeit

Ein langfristiger Einsatz des Moduls in der dargestellten Form ist vorgesehen. Das Modul wurde ursprünglich für 25 Studierende konzipiert, 2022 mit 52 Studierenden durchgeführt und kann bei entsprechendem Personaleinsatz und vorhandener Infrastruktur in der gleichen Qualität auch mit einer weit größeren Anzahl an Studierenden umgesetzt werden (siehe auch „Institutionelle Unterstützung“). Anpassungen werden im Rahmen eines institutionalisierten kontinuierlichen Verbesserungsprozesses unter Einbeziehung aller wichtigen Stakeholder (Studiengangsleitung, Kompetenzfeldleitung, LV- Leitung, Lehrende und Studierende) vorgenommen; dies betrifft sowohl fachliche Inhalte (Aktualisierung) als auch Nachbesserungen bei der Durchführung der Lehrveranstaltungen. Die bearbeitbaren Source Dokumente und alle wesentlichen Informationen für die Lehrenden sind in einer Cloud abgelegt. Damit können alle Unterlagen rasch und personenunabhängig adaptiert werden. Das Konzept ermöglicht darüber hinaus, aktuelle Veranstaltungen (siehe z.B. Link „Start-me-up-Monday“) in das Lehrprojekt zu integrieren. Im Rahmen der gesammelten Erfahrungen sowie formalen und informellen Rückmeldungen der Studierenden soll beipsielsweise bei der didaktischen Umsetzung der Lehrveranstaltung die Poster Party weiterentwickelt werden. Angedacht ist - wie bei wissenschaftlichen Konferenzen üblich - auch Key Note Lectures bzw. kurze Präsentationen anzubieten oder einen Publikumspreis (via online Livebefragung) einzuführen.

Dissemination/Transfer

Das Lehrprojekt Cell Culture Techniques wurde im Rahmen einer FHTW-weiten Neustrukturierung der Bachelor Studiengänge entwickelt, umgesetzt und sowohl innerhalb des Kompetenzfeldes im Rahmen der Entwicklungsteam-Meetings mit Stakeholdern sowie Abstimmungsmeetings mit dem Lehrenden Team und der Studiengangsleitung als auch in der gesamten Fachhochschule fakultätsübergreifend unter den Lehrenden in unterschiedlichen Formaten vorgestellt und diskutiert - beispielsweise bei einem Lunch & Lehre Event zum Thema Laborlehre (siehe auch Link „Lunch und Lehre“), im Rahmen der Teaching Award Preisverleihung sowie im Rahmen der „kollegialen Reflexionsworkshops“, bei denen ein fakultätsübergreifender Austausch zu bereits erprobten Lehrkonzepten ermöglicht wird.

Viele Aspekte des Moduls sind problemlos auf andere Lehrprojekte, in denen eine Theorie-Lehrveranstaltung inhaltlich und organisatorisch mit einer Laborübung verschränkt werden soll, aber auch auf einzelne Lehrveranstaltungen übertragbar:

  • Frühes In-Kontakt-Bringen der Studierenden mit der Berufsrealität (Forschung) in einem geschützten Rahmen und mit einer konkreten, mit dem vorhandenen Wissen erfüllbaren Aufgabe. Die Poster Party stellt hier ein mögliches Beispiel dar und ist je nach Berufsfeld adaptierbar.
  • Realitätsnahe praktische Aufgaben in der Laborübung, bei denen nicht die Ergebnisse, sondern die Durchführung der Arbeiten (z.B. Führen des Laborbuchs, korrekte Verwendung der Geräte, sorgfältige Analyse und Diskussion der - vielleicht nicht optimalen - Ergebnisse) sowie das Arbeiten im Fokus stehen.
  • Kompetent, zeitgerecht und verständnisvoll betreute Selbststudium Phasen mit Questionnaires, Selbstchecks & dann folgender Überprüfung und Vertiefung des Gelernten – zur Berücksichtigung unterschiedlicher Lebenssituationen, Lerntypen und –tempi.

Institutionelle Unterstützung

Im Rahmen der Überarbeitung aller Bachelor-Studiengänge wurden personelle Ressourcen in der Personaleinsatzplanung definiert, um diverse Rollen innerhalb der Projektstruktur freizumachen. Demnach wurden Entwicklungsteamleads und dazugehörige Teammitglieder nominiert, die sich der inhaltlichen und didaktischen Konzeption und Umsetzung der neuentwickelten Kurse widmen konnten, Sachmittel wurden für externe Dienstleister*innen in der Content Entwicklung sowie für den Ankauf von eRessourcen zur Verfügung gestellt. Zudem wurde vom Teaching and Learning Center umfassende projektbegleitende Unterstützung und ein professionelles Service in Form von maßgeschneiderten hochschuldidaktischen Weiterbildungsveranstaltungen (sowie kollegialen Reflexionsworkshops), individueller Beratung und technischem Support (Moodle Support) bereitgestellt. Im Zuge eines größeren Umbaus der Labors der Fakultät Life Science Engineering wurde ein weiteres Zellkulturlabor geschaffen, in dem Sicherheitswerkbänke samt erforderlichem Equipment (Mikroskop, Inkubator, Zentrifuge etc.) zur Verfügung stehen. Dieses Labor kann nun parallel zu den bereits vorhandenen Zellkulturlabors genutzt werden. Damit können nun in jedem Durchgang bis zu 8 Teams (von je bis zu 5 Studierenden) parallel arbeiten (pro Semester sind bis zu 3 Durchgänge möglich). Diese Infrastruktur ermöglicht es nun, das Modul bei Bedarf und entsprechenden Personalressourcen mit einer großen Anzahl an Studierenden in der gleichen Qualität umzusetzen.

Positionierung des Lehrangebots

Im Bachelorstudium Biomedical Engineering entscheiden sich die Studierenden ab dem 4. Semester für eine Vertiefungsrichtung, eine davon ist Cell & Tissue Engineering (30 ETCS). Grundlegend in dieser Vertiefungsrichtung ist das hier vorgestellte Modul Zellkulturtechniken, das gleich im 4. Semester zu absolvieren ist und auf dem die weiteren Lehrveranstaltungen in dieser Vertiefung aufbauen.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
Nominiert 2023
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
FH-Prof. MMag. Dr. Veronika Jesenberger
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
+43 1 333 40 77 - 3531
Nominierte Person(en)
FH-Prof. MMag. Dr. Veronika Jesenberger
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Carina Hromada, MSc
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Mag. Daniela Praher, PhD
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Michaela Purtscher, MSc
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Dorota Szwarc-Hofbauer, MSc
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Janine Tomasch, MSc PhD
Kompetenzfeld Cell Technologies and Biomaterials
Themenfelder
  • Erfahrungslernen
  • Flexibel Studieren
  • Forschung/EEK geleitete Lehre
  • Diversität und Soziales
  • Internationalisation@home
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Rund ums Prüfen
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften