Medizinische Universität Graz
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Evidenzbasierte Pflegepraxis – technologiegestützte Lehre und praxisorientierte Forschung am Institut für Pflegewissenschaft

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Integration der derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die tägliche klinische Praxis ist die Grundlage einer effektiven Gesundheitsversorgung. Häufig finden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse jedoch nicht Einzug in die Pflegepraxis. Ein Hauptgrund hierfür ist, dass wissenschaftliche Erkenntnisse kaum in zusammengefasster und verständlicher Form für die Praxis zur Verfügung stehen. In dem Projekt "Evidenzbasierte Pflegepraxis" des Instituts für Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz wirken Student*innen der Pflegewissenschaft dieser Theorie-Praxis Lücke entgegen, indem relevante Fragen der Pflegepraxis systematisch und verständlich beantwortet und der Praxis zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt wird in den aufeinander aufbauenden Lehrveranstaltungen Evidenzbasierte Praxis I (EBP I) und Evidenzbasierte Praxis II (EBP II) des Masterstudiums Pflegewissenschaft umgesetzt. Student*innen erwerben dabei insbesondere folgende Fähigkeiten und Kompetenzen:

  • kritisches Denken und Hinterfragen, insbesondere von derzeit üblichen oder industriell propagierten Pflegehandlungen/-maßnahmen
  • statistische, numerische und graphische Kompetenzen, Studienergebnisse zu verstehen und zu nutzen sowie Fehlschlüsse zu erkennen
  • systematisches Arbeiten mit anerkannten, wissenschaftlichen Methoden und Software (statistisch und narrativ)
  • Studienergebnisse in den Kontext der realen Pflegepraxis zu setzen und Empfehlungen für die Pflegepraxis abzuleiten
  • Arbeiten im Team

Zur Vermittlung dieser Fähigkeiten werden verschiedene Lern- und Lehrformate genutzt. Theoretische Inhalte werden mittels virtueller Vorlesungen, welche über die eLearning Plattform Moodle asynchron und wiederholt abgerufen werden können, angeboten. Zur Vertiefung der theoretischen Lerninhalte aus den Vorlesungen wird Microlearning mittels elektronischer Lernkarten über die gesamten Lerninhalte angeboten.

Angelehnt am problemorientierten Lernen werden die Inhalte der Vorlesungen in interaktiven, praxisorientierten Seminaren in Kleingruppen geübt. Modulbücher mit klaren Lernzielen, Praxisszenen und Aufgaben zur Vor- und Nachbereitung unterstützen hierbei das effektive Lernen in der Gruppe. Nach Erwerbung der entsprechenden Fähigkeiten werden reale Fragen der Pflegepraxis systematisch beantwortet. Entsprechende Software unterstützt dabei das Zusammenfassen, Bewerten und Aufbereiten von Studienergebnissen. Die Ergebnisse und davon abgeleitete Empfehlungen werden verständlich und kostenfrei auf der Webseite "Forschung trifft Praxis" veröffentlicht und der Pflegepraxis zur Verfügung gestellt. Dadurch wird ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz von professionell Pflegenden geleistet und eine evidenzbasierte Pflegepraxis in Österreich möglich. Durch die praxisorientierte Ausrichtung des Seminars und der Möglichkeit der Publikation der eigenen Ergebnisse zeichnet sich das Projekt zudem durch eine hohe Lernmotivation der Studierenden aus.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Um wissenschaftliches Wissen für die Pflegepraxis in verständlicher Weise zugänglich zu machen und Student*innen dazu zu befähigen, aktuelle Probleme/Fragen der Praxis zu beantworten, wurde das Projekt „Evidenzbasierte Pflegepraxis“ etabliert. Das Projekt wird in zwei aufeinander aufbauenden Modulen mit Masterstudent*innen der Pflegewissenschaft umgesetzt. Studierende erwerben u.a. Fähigkeiten des kritischen Denkens/Hinterfragens (z. B. von herkömmlichen oder propagierten praktischen Maßnahmen), sowie statistische, numerische und graphische Kompetenzen, um Studienergebnisse zu verstehen, zu nutzen, in den Kontext der realen Praxis zu setzen und Fehlschlüsse zu erkennen. Zur Vermittlung der theoretischen Grundlagen werden Videoaufzeichnungen und Microlearning mittels Lernkarten genutzt. Praktische Fertigkeiten werden, unter ständiger Begleitung durch die Lehrbeauftragten, in interaktiven Seminaren an realen Fragen der Pflegepraxis in Kleingruppen geübt. Zur Bearbeitung der Fragestellungen werden anerkannte wissenschaftliche Methoden und Software genutzt. Die Ergebnisse aus den Seminaren und davon abgeleitete Empfehlungen für die Pflegepraxis werden verständlich und kostenfrei auf der Webseite des Instituts für Pflegewissenschaft unter der Rubrik "Forschung trifft Praxis" veröffentlicht und der Pflegepraxis zur Verfügung gestellt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

This project "Evidence-based nursing practice" was established to make scientific knowledge accessible to nursing practice in a comprehensible way and to enable students to answer current problems/questions from practice. The project is implemented with Master's students of nursing science in two consecutive modules. Students acquire, among other things, critical thinking skills (e.g. regarding conventional or advocated practices), as well as statistical, numerical and graphical skills to understand and use study results, to put them into the context of real practice and to recognise erroneous conclusions. Video recordings and microlearning by means of learning cards are used to teach the theoretical basics. Skills are practised in interactive seminars in small groups using real questions of nursing practice, under constant supervision by the lecturers. Recognised scientific methods and software are used to work on the questions. The results of the seminars and the derived recommendations for nursing practice are published in a comprehensible way and free of charge on the website of the Institute of Nursing Science under the heading "Research meets Practice" and thus made available to nursing practice.

Nähere Beschreibung des Projekts

Ziel dieses Projektes ist es die Pflegepraxis und Pflegewissenschaft zu vereinen, indem relevante Fragen der Pflegepraxis mit wissenschaftlichen Methoden systematisch von Studierenden beantwortet und der Praxis wieder zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt wird im Rahmen zweier Module umgesetzt, in denen vorab die nötigen Skills zur Erreichung dieses Ziels anhand verschiedener, u. a. technologiegestützter, Lehr- und Lernmethoden angeeignet werden.

Die Module finden im 1. und 2. Semester des Masterstudiums Pflegewissenschaft statt. Sie sind aufeinander aufbauend und gliedern sich jeweils in eine Vorlesung und ein Seminar. Die Unterlagen für die Module (Modulbücher, Vorlesungsvideos, Literatur für die Seminare) stehen den Studierenden mindestens zwei Wochen vor Beginn der Module auf der Plattform Moodle zur Verfügung. In den Modulbüchern werden die Inhalte des jeweiligen Moduls, Lernziele, Aufgabenstellungen für Seminarsitzungen und erwartete Leistungen bzw. das Vorgehen zur Beurteilung transparent dargelegt.

Bei den Vorlesungen (jeweils 15 Unterrichtseinheiten pro Modul) werden Grundlagen (zu Verzerrungen in Studien, Berechnungen und Interpretationen von Effektgrößen und Methoden zur Synthese und Aufbereitung von Evidenz) vermittelt. In jeder Vorlesung (bestehend aus jeweils 3 Unterrichtseinheiten) werden zu Beginn die Inhalte und Lernziele dargelegt und besprochen. Die Vorlesungen sind als Videos asynchron abrufbar und wurden am MedUni Campus mit professioneller Unterstützung aufgezeichnet. Studierende können bei der Ansicht der Videos verschiedene Modi wählen (z. B. Vortragende im Fokus, PowerPoint-Präsentation im Fokus). Ergeben sich offene Fragen aus den virtuellen Vorlesungen oder bedarf es weiterer Erklärungen zu einzelnen theoretischen Inhalten, so haben die Student*innen die Möglichkeit, fakultativ an einer Fragestunde teilzunehmen.

Um die Inhalte der Vorlesung besser und längerfristig zu verinnerlichen und somit bessere Lernergebnisse zu erzielen, wird Microlearning mittels digitaler Lernkarten (derzeit über 150) angeboten. Die Lernkarten sind auf die Lernziele der Vorlesung abgestimmt und spiegeln, in neun Lektionen unterteilt, die gesamten Vorlesungsinhalte wider. Folgende Frage- bzw. Kartentypen werden verwendet: Lückentextkarten, Einfachauswahlkarten, Mehrfachauswahlkarten, Reihungskarten und Vokabelkarten. Wird eine falsche Antwort gewählt, so folgt eine Erklärung, warum diese Antwort nicht korrekt war. Teilweise werden Erklärungen zur Antworten mit Multimedia (Bildern, Graphiken, Tabellen) gestützt. Die Lernkarten können an verschiedenen Endgeräten genutzt werde, so auch via Applikation am Mobiltelefon. Hierbei haben Student*innen zudem die Möglichkeit, sich mit anderen Studierenden zu messen, indem sie in den „Challenge-Modus“ wechseln. Dieses spielerische Lernen ist besonders motivierend für die Studierenden. Die nachweislich besseren Ergebnisse bei den schriftlichen Klausuren zu den Inhalten der Vorlesung belegen die Effektivität der digitalen Lernkarten.

In den interaktiven Seminaren (jeweils 30 Unterrichtseinheiten pro Modul) werden die theoretischen Inhalte mithilfe praxisnaher Szenarien praktisch geübt. Klare Vorgaben zur Vor- und Nachbereitung zu den jeweiligen Seminargruppensitzungen (bestehend aus jeweils 4-5 Unterrichtseinheiten) sorgen für ein strukturiertes Arbeiten und ermöglichen thematische Diskussionen. Im Modulbuch ist zudem genau angeführt, welche Vorlesungseinheit die theoretische Grundlage der jeweiligen Seminargruppensitzung ist.

Um die Teamfähigkeit zu fördern und die unterschiedlichen Stärken der Studierenden optimal zu nutzen, werden die Aufgabenstellungen in Kleingruppen zu je 4-5 Teilnehmer*innen bearbeitet. Dabei werden die Student*innen von den Lehrbeauftragten begleitet und unterstützt. Zu Beginn jeder Seminargruppensitzung wird in der Kleingruppe ein*e Moderator*in definiert, welche*r die Gruppendiskussionen moderiert und lenkt. Das Anfertigen eines Ergebnisprotokolls, welches an die Kleingruppenmitglieder und die Seminarleiter*innen versandt wird, ist obligatorisch und wird von der Gruppe in einem digitalen Textverarbeitungsprogramm für Teams (z. B. Google Docs) gemeinsam erstellt.

Student*innen lernen in den Seminaren das systematische und strukturierte Arbeiten an einem Projekt in der Gruppe. Hierbei sind Fähigkeiten und Kenntnisse jeder einzelnen Person gefragt, wie beispielsweise praktisches Wissen aus der Pflegepraxis, analytisches Denken, EDV-Kenntnisse und Teamfähigkeit.

Im Seminar EBP I werden zu Beginn Pflegehandlungen der eigenen Pflegepraxis kritisch analysiert und diskutiert. Um den Diskurs zu stärken, werden Beispielszenarien erörtert und wissenschaftliche Artikel zu den jeweiligen Themen gelesen und besprochen. In anderen Modulen erlernte Fähigkeiten, wie das systematische Recherchieren von Forschungsartikeln, werden vertieft und auf Fragestellungen der eigenen Praxis angewandt. Zudem werden Grundlagen zum Verstehen von Methoden in experimentellen Studien erlernt bzw. vertieft. Ein besonderer Schwerpunkt dieses Moduls liegt auf dem Beurteilen von Verzerrungen in Studien, die möglicherweise eine Auswirkung auf Studienergebnisse haben können. Dies ist von besonderer Bedeutung, da durch diese kritische Auseinandersetzung häufig sichtbar wird, dass manche Maßnahmen, die von der Industrie propagiert werden oder schon lange in der Gesundheitsversorgung Anwendung finden, nicht wirksam sind bzw. deren Wirksamkeit nicht über einen Placebo-Effekt hinausgeht. Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Modul ist das Verstehen und Interpretieren von Studienergebnissen.

Studierende sind am Ende dieses Moduls in der Lage, praktische Pflegehandlungen kritisch zu hinterfragen, systematisch nach Literatur zu einer relevanten Thematik zu recherchieren, (statistische, numerische und graphische) Studienergebnisse zu verstehen und in den Kontext der realen Pflegepraxis zu setzen sowie Fehlschlüsse und Verzerrungen in Studien zu erkennen. Das bedeutet, dass Studierende über ein hohes Maß an Datenkompetenz (engl. statistical literacy) verfügen. Diese Fähigkeiten bilden die Basis für das Modul EBP II. Im Rahmen einer Abschlussarbeit, die in der jeweiligen Kleingruppe erstellt wird, präsentieren die Studierenden den Seminargruppenteilnehmer*innen den gesamten erlernten Prozess (vom kritischen Hinterfragen eine Pflegehandlung bis zur Interpretation relevanter Studienergebnisse). Bei dieser Abschlussarbeit kann das Thema in der Kleingruppe frei gewählt werden, wodurch eigene Interessen berücksichtigt und aktuell für die Pflegepraxis relevante Themen bearbeitet werden können.

Im Seminar EBP II geht es weniger um einzelne experimentelle Studien, sondern um die gesamte Evidenz (also alle relevanten Studien), die es zu einer konkreten Fragestellung gibt. Das bedeutet, dass sich Studierende mit Metastudien, Leitlinien und Health Technology Assessments auseinandersetzen. Neben der kritischen Auseinandersetzung und dem Finden von Schwächen in diesen Arbeiten lernen die Studierenden, wie sie die Ergebnisse aus methodisch guten Einzelstudien sinnvoll in Metastudien zusammenfassen. Dadurch können klinische Fragestellungen systematisch beantwortet werden. Für die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Einzelstudien werden wissenschaftlich anerkannte Methoden verwendet, wie jene der Cochrane Collaboration oder der GRADE-Workinggroup. Zur Unterstützung dieser Prozesse werden verschiedene Softwareprogramme praktisch genutzt (insbesondere RevMan 5.0 und GRADEPro), die zuvor vorgestellt und erklärt werden. Dadurch sind Student*innen in der Lage, neue Technologien zur Wissensgenerierung zu verwenden. Um diese Ergebnisse aus den Metastudien in der Praxis auch anwenden zu können, müssen diese für Nicht-Wissenschaftler*innen verständlich übersetzt und Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden. Auch das wird im Rahmen der Lehrveranstaltung in strukturierter Weise, softwaregestützt und durch die Seminarleiter*innen begleitet gelernt. Mit diesen Fähigkeiten erstellt jede Kleingruppe (4-5 Student*innen) im Rahmen des Seminars eine evidenzbasierte Empfehlung für ein relevantes Thema der Pflegepraxis. Die Themen können aus im Modulbuch vorgeschlagenen Themen gewählt werden, oder es können Fragestellungen der eigenen Pflegepraxis vorgeschlagen werden. Die Ergebnisse werden in einfacher Sprache (plain language) auf der Webseite Forschung trifft Praxis für die Pflegepraxis kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dadurch, dass die Studierenden relevantes evidenzbasiertes Wissen für die eigene Profession entwickeln und auch thematische Vorlieben berücksichtigt werden, besteht ein besonders hohes Interesse seitens der Student*innen, sehr gute Arbeiten zu leisten. Zudem ist die Veröffentlichung der eigenen Forschungsarbeit besonders motivierend für die Teilnehmer*innen. Die Arbeiten der Studierenden bilden eine essenzielle Brücke zwischen der Wissenschaft und der Praxis. Da der Großteil der Teilnehmer*innen der Seminare in der Pflegepraxis tätig ist, sind die Student*innen zudem Multiplikator*innen für den Transfer des eigens generierten Wissens.

Die Student*innen werden bei dem gesamten Projekt ständig begleitet und motiviert, zudem werden die Tätigkeiten konstruktiv durch die Seminarleiter*innen reflektiert. Ein obligatorisches Protokoll wird nach jeder Seminargruppensitzung von den Student*innen an die Seminarleiter*innen geschickt, von diesen begutachtet und kommentiert. So können Fehler schnell erkannt, diskutiert und korrigiert werden. Bei Bedarf werden Seminareinheiten hybrid abgehalten. Dies wurde im letzten Jahr insbesondere bei einzelnen symptomlosen COVID-19 positiven Student*innen umgesetzt. Das Equipment dafür steht in den Seminarräumen ständig zur Verfügung.

Nationaler und internationaler Austausch:

Die Modulverantwortliche ist Mitglied und Autorin der internationalen Cochrane Collaboration, wodurch es zu einem ständigen Austausch mit internationalen Expert*innen über neue Methoden bei Metastudien kommt und diese aktuellen Entwicklungen in der Lehre miteinbezogen werden. Zudem ist die Modulverantwortliche Mitglied des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, wodurch es zu einem regelmäßigen interdisziplinären Austausch mit Vertreter*innen anderer Gesundheitswissenschaften oder der Medizin kommt. Beispielsweise werden im Rahmen der Jahrestagungen des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin internationale Treffen von Lehrenden im Bereich der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung abgehalten, bei denen neue Entwicklungen und Lehrmethoden diskutiert werden. Ebenso nimmt die Modulverantwortliche an einem quartalsmäßigen wissenschaftlichen Journal Club des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin teil, um Verzerrungen in Studien mit Wissenschafter*innen anderer Universitäten zu diskutieren und diese neuen Einsichten und Diskussionen auch in die Lehre einfließen lassen zu können.

Nutzen und Mehrwert

Auch wenn die aufgezeichneten Vorlesungen jedes Jahr hinsichtlich deren Aktualität geprüft werden und ggf. einzelne Sequenzen verändert werden müssen, können sie im Allgemeinen über mehrere Semester verwendet werden. Dies ergibt eine Zeitersparnis für die Lehrenden. Ebenso sind die Lernkarten, mit wenigen Veränderungen bzw. Aktualisierungen, über mehrere Jahre verwendbar und darüber hinaus auch für andere Lehrveranstaltungen nutzbar. Durch die Lernkarten ergibt sich zudem eine Zeitersparnis beim Lernen der Vorlesungsinhalte für die Studierenden, insbesondere da das Lernen in kleinen Abschnitten und in Frage-Antwort-Modalitäten effektiver ist als das Lernen mit Skripten.

Durch die Virtualisierung der gesamten Vorlesungen sind zudem keine Räumlichkeiten bzw. kein Equipment am MedUni Campus notwendig.

Ein weiterer Mehrwert des Projektes ist, dass Pflegepraktiker*innen, Pflegepersonen in Ausbildung und auch andere an der Pflege interessierte Personen einen direkten Nutzen von den Ergebnissen der Studierenden haben. Wissenschaftliches Wissen wird in leicht verständlicher Sprache kostenfrei zur Verfügung gestellt und kann dazu beitragen, dass effektivere Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung genutzt und gelehrt werden. Zudem wird mit den Ergebnissen ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz von Pflegenden geleistet.

Nachhaltigkeit

Die Module EBP I und EBP II sind seit 5 Jahren integraler Bestandteil des Masterstudiums Pflegewissenschaft. Zu den Anfangszeiten lag der Schwerpunkt auf der kritischen Bewertung von Studien und dem Prozess der evidenzbasierten Praxis. In den letzten Jahren gab es immer wieder Weiterentwicklungen, sodass die Idee, „reale Praxisprobleme zu bearbeiten“, forciert und eine eigene Plattform geschaffen wurde, um die Ergebnisse zu publizieren. Angeregt durch die Umstände der Corona Pandemie wurden e-didaktische Methoden (virtuelle Vorlesungen, Microlearning) entwickelt und eingebaut. Vor kurzem wurde gestartet, die Ergebnisse aus dem Projekt (Antworten auf pflegerelevante Fragen) auf Instagram, unter der Rubrik „Fakt or Fake?“, zu verbreiten. Die Veröffentlichung der Ergebnisse auf Social-Media-Kanälen ist künftig verstärkt geplant, insbesondere um eine größere Reichweite an Empfänger*innen zu erlangen.

Das Projekt soll in den nächsten Jahren weitergeführt und laufend an Entwicklungen in der Forschungslandschaft angepasst werden.

Dissemination/Transfer

Im Studienjahr 2023/24 ist geplant; das Konzept auf das Masterstudium Interprofessionelle Gesundheitswissenschaften zu übertragen. Dieses Studium ist insbesondere für Angehörige gehobener medizinisch-technischer Dienste (wie Physiotherapeut*innen oder Logopäd*innen) konzipiert und hat den Schwerpunkt der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Auch hier soll das Projekt in zwei Modulen umgesetzt werden: Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung I und II. Der Ablauf und die Methodik werden zur Gänze übernommen; die Inhalte und Themen an die berufliche Praxis der jeweiligen Student*innen der Gesundheitswissenschaften angepasst.

Für besonders an der Thematik interessierte Studierende besteht die Möglichkeit, ein weiterführendes Wahlfach mit dem Thema "Cochrane Evidenz" zu besuchen. Die Teilnehmer*innen dieses Wahlfachs (kann auch von Mediziner*innen und Gesundheitswissenschafter*innen mit entsprechenden Kenntnissen der evidenzbasierten Praxis besucht werden) haben die Möglichkeit, direkt bei der Cochrane Collaboration mitzuarbeiten und eine Zusammenfassung eines laienverständlichen Reviews in einem Fachjournal zu publizieren.

Institutionelle Unterstützung

  • Die Aufzeichnung und das Schneiden der virtuellen Videos wurden seitens der Medizinischen Universität professionell unterstützt und durchgeführt.
  • Zudem bietet die Medizinische Universität Graz die Möglichkeit Microlearning umzusetzen, indem das Programm zur Verfügung gestellt und eine Einschulung geboten wird.
  • Die Modulverantwortliche konnte die Weiterbildung e-didactics im Rahmen ihrer Dienstzeit absolvieren, in der eine Schulung zur hausinternen Hard- und Software erfolgte.
  • Die Medizinische Universität Graz hat die Einrichtung einer Webseite zur Veröffentlichung der Ergebnisse des Projekts ermöglicht.

Positionierung des Lehrangebots

Masterstudium Pflegewissenschaft, 1. und 2. Semester

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ansprechperson
Daniela Schoberer, Dr.in rer cur, BSc MSc
Institut für Pflegewissenschaft
+43 316 385 72069
Nominierte Person(en)
Daniela Schoberer, Dr.in rer cur, BSc MSc
Institut für Pflegewissenschaft
Themenfelder
  • Forschung/EEK geleitete Lehre
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
  • Digitalisierung
  • Flexibel Studieren
  • Internationalisation@home
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften