Real World Case Studies

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Lehrprojekt „Real World Case Studies" im Masterstudiengang Management von Gesundheitsunternehmen zielt darauf ab, Design Thinking als Konzept für die Anwendung notwendiger Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts zu vermitteln. Die Studierenden sollen durch Analyse, Evaluation und Kreation an die Problemlösung herangeführt werden und auf hohe Stufen der Lernzieltaxonomie vorbereitet werden.

Das Lehrprojekt verfolgt verschiedene Ziele, darunter die Erfüllung des Qualifikationsprofils auf Level 7 des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen und die Konzentration auf branchenspezifische und marktbezogene Kenntnisse. Dadurch sollen spezialisierte Problemlösungsfertigkeiten im Bereich Forschung und Innovation erworben werden, um neue Kenntnisse zu gewinnen, neue Verfahren zu entwickeln und Wissen aus verschiedenen Bereichen zu integrieren. Die Studierenden des Masterstudiengangs verfügen nach Abschluss ihres Studiums über Kompetenzen, um eigenständig Lösungen zu erarbeiten und im multidisziplinären Kontext zu arbeiten.

Das Lehrprojekt implementiert Design Thinking im Rahmen der curricularen Struktur und setzt im dritten Semester ein. Die Studierenden lernen Human Centered Innovation anhand von Design Thinking theoretisch und praktisch, indem sie mit Partner:innen (in der Folge Projektsponsoren genannt) aus der Gesundheitsbranche zusammenarbeiten. Die Projektsponsoren kommen aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitswirtschaft und -versorgung und bringen eine bestehende Herausforderung ihres Unternehmens ein. Die Mitarbeiter:innen des jeweiligen Unternehmens stehen im engen Kontakt mit den Studierenden und lernen Design Thinking als systematische Herangehensweise an komplexe Problemstellungen ebenfalls kennen. Die Studierenden arbeiten in kleinen Teams an einer Design Challenge, um Prototypen für das Unternehmen zu entwickeln, die von potenziellen Benutzer:innen getestet werden.

Das Lehrprojekt „Real World Case Studies" ermöglicht es den Studierenden, realistische Probleme aus der Gesundheitsbranche zu lösen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit mit den Projektsponsoren bildet sich eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Diese fördert den Erwerb von 21st Century Skills.

Publikation: Pferzinger, M., Waiguny, M. (2022). Curriculare Implementierung von Design Thinking. In: Schmidberger, I., Wippermann, S., Stricker, T., Müller, U. (eds) Design Thinking im Bildungsmanagement. Springer VS, Wiesbaden. doi.org/10.1007/978-3-658-36951-4_12

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Lehrprojekt „Real World Case Studies" des Masterstudiengangs Management von Gesundheitsunternehmen demonstriert, wie Design Thinking in das Curriculum eines Masterprogramms integriert werden kann. Im Rahmen dieses Lehrformats arbeiten die Studierenden im dritten Semester eng mit Partner:innen aus der Gesundheitsbranche – sogenannten Projektsponsoren – zusammen, um deren Herausforderungen aus dem Unternehmensalltag im Sinne von Design Challenges zu bearbeiten.

Die „Real World Case Studies“ bieten eine praxisnahe und ansprechende Lernerfahrung, die den Studierenden und Projektsponsoren gleichermaßen zugutekommt. Sie fördern den Wissenstransfer in die Wirtschaft und ermöglichen den Studierenden, an realen und aktuellen Problemstellungen der Gesundheitsbranche zu arbeiten.

Durch die praktische Anwendung des erworbenen Wissens können am Ende des Lehrprojekts von Benutzer:innen getestete Prototypen den beteiligten Gesundheitsunternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die entwickelten Lösungen sind stark auf die Bedürfnisse der Nuterz:innen ausgerichtet und haben eine innovative und nachhaltige Gestaltung. Dadurch soll auch ein Beitrag zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung geleistet werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The teaching project "Real World Case Studies" of the Master's program in Healthcare Management demonstrates how Design Thinking can be integrated into the curriculum of a Master's program. As part of this teaching format, in the third semester, students work closely with partners from the healthcare industry - so-called project sponsors - to work on their challenges from everyday business life in the form of design challenges.

The "Real World Case Studies" offer a practical and engaging learning experience that benefits both students and project sponsors. They promote knowledge transfer to the business world and allow students to work on real and current issues in the healthcare industry.

Through the practical application of acquired knowledge, prototypes tested by users can be provided to the healthcare companies involved at the end of the teaching project. The developed solutions are strongly focused on the needs of users and have an innovative and sustainable design. This is intended to contribute to social development as well.

Nähere Beschreibung des Projekts

Der Studiengang Management von Gesundheitsunternehmen ist auf die Gesundheitsbranche spezialisiert und beschäftigt sich mit komplexen Problemstellungen, die oft emotional besetzt sind. Design Thinking kann hierbei helfen, indem es Versorgungsmodelle und Prozesse an den Bedürfnissen der Patient:innen und Nutzer:innen ausrichtet. Die Lehre und das Design Thinking haben viele Gemeinsamkeiten und können zusammen genutzt werden, um die Entwicklung der sogenannten 21st Century Skills zu fördern. Daher wurde im Masterstudiengang Management von Gesundheitsunternehmen eine curriculare Einbettung von Design Thinking vorgenommen.

Das Design Thinking Konzept erfordert interdisziplinäre Teams, wie sie üblicherweise im Gesundheitswesen zu finden sind. Zum Masterstudium Management von Gesundheitsunternehmen werden Absolvent:innen von facheinschlägigen wirtschaftswissenschaftlichen, gesundheitswissenschaftlichen oder pflegewissenschaftlichen Studiengängen zugelassen. Die Studierenden bringen ihr erworbenes Wissen aus den verschiedenen Vorstudienzeiten in den Masterstudiengang ein und fördern somit ein inter- und transdisziplinäres Lernsetting. Im ersten Semester absolvieren alle Studierenden die gleichen Lehrveranstaltungen und erwerben Kompetenzen in den Bereichen Gesundheitsmärkte und -systeme, Gesundheitsökonomie, Public Health Law, Gesundheits- und Sozialpolitik, Health Technology Assessment, Gesundheitsplanung und Strategisches Management. Der Diskurs unter Einbringung der unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen der Studierenden ist ein wesentliches Element in dieser Phase des Studiums. Neben des Wissenserwerbs steigern die Studierenden durch den stattfndenden Diskurs ihre Empathiefähigkeit. Empahtie gilt als wesentliche Eigenschaft im Design Thinking.

Im zweiten Semester wählen die Studierenden ein Wahlfach aus den Bereichen Führung und Organisation im Gesundheitswesen, Big Data & Digitalization in Health Care, Controlling, Human Resource Management oder Gründung und Übernahme von kleinen und mittleren Unternehmen. Die individuelle Schwerpunktsetzung führt zu einem weiteren Anstieg der Diversität in der Gruppe der Studierenden und hilft, ein Bewusstsein für vorhandene Schnittstellen und betroffene Stakeholder zu entwickeln.

Nach der individuellen Schwerpunktsetzung im zweiten Semester liegt der Fokus im dritten Semester auf den Themen Managementprozesse und Innovationsstrategien. Im Vordergrund steht dabei das verpflichtende Lehrprojekt "Real World Case Studies". Die Studierenden erhalten einen theoretisch/praktischen Input zum Thema Design Thinking und Human Centered Innovation, indem sie ein gesellschaftlich relevantes Thema aus dem Bereich des Gesundheitswesens bearbeiten. Die dafür verwendete Design Challenge wird üblicherweise von einer NGO zur Verfügung gestellt und ist keinesfalls rein theoretischer Natur. Zur Bearbeitung der Design Challenge werden die Studierenden im Vorfeld auf Basis ihrer mitgebrachten Kompetenzen und Vorkenntnisse in möglichst heterogene und interdisziplinäre Gruppen (je 5-7 Studierende) aufgeteilt. Um dies bestmöglich zu erreichen, werden auch die Ergebnisse von Persönlichkeitstests, die die Studierenden im Vorfeld absolvieren, herangezogen.

In einem kompakten dreitägigen Workshop-Format erleben die Studierenden zunächst den iterativen Prozess des Design Thinking und damit verbundene Erfolgserlebnisse. Schon während dieser drei Tage arbeiten die Studierenden mit den unterschiedlichen Projektsponsoren aus dem Bereich der Gesundheitswirtschaft zusammen und lernen diese kennen. Projektsponsoren sind Unternehmen und Institutionen, wahlweise aus den Bereichen Klinik, Rehabilitation, ambulante Versorgung, Pflegeheim, Pharmazie, Versicherung oder Medizintechnik, die ihre komplexen unternehmerischen Herausforderungen als Design Challenges zur Verfügung stellen. Die Studierenden arbeiten ca. 14 Wochen (16 ECTS) intensiv und selbstständig an kundenzentrierten Lösungen. Dabei folgen sie den Prinzipien des Design Thinking und werden von Design Thinking Coaches begleitet. Als Ansprechpartner:in in den Unternehmen dienen die Mitarbeitenden, die die Studierenden schon im oben erwähnten Workshop kennengelernt haben. So wird sichergestellt, dass Kontakte zwischen den Studierenden und den Projektsponsoren durch die gemeinsame Denkweise des Design Thinking geprägt sind. Die Studierenden besuchen zusätzlich eine Lehrveranstaltung zu den Themen Stakeholdermanagement und Kommunikation, welche früh im Semester angeboten wird. Diese zeitliche Reihung ist dadurch bedingt, dass besonders in der frühen Phase eines Projektes Kommunikation und das Verstehen der Beteiligten essenzielle Fähigkeiten darstellen. Die Studierenden haben so die Möglichkeit theoretische Inputs unmittelbar in ihren Design Challenges anzuwenden. Gegen Ende des Semesters erhalten die Studierenden einen theoretischen Input zum Thema Change Management; auch hier erfolgt der anwendungsbezogene Abgleich mit den, zu diesem Zeitpunkt im Endstadion befindlichen, Projekten.

Nach Abschluss des Lehrprojekts „Real World Case Studies“ – die Ergebnisse werden den Projektsponsoren in einem sogenannten Prototypenfestival präsentiert und in Form von getesteten Prototypen zur Verfügung gestellt – sind die Studierenden in der Lage, komplexe Problem- und Aufgabenstellungen in Gesundheitsunternehmen kundenorientiert (bspw. Patient:innen) zu bearbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus erhalten die Studierenden auch Feedback von den Projektsponsoren, das wiederum für die Ref.exionsphase von essenzieller Bedeutung ist. Im gesamten dritten Semester steht die Teamarbeit im Vordergrund. Die Studierenden übernehmen Verantwortung, reflektieren Teamdynamiken, lernen diese zu lenken und stärken die eigene Fähigkeit zur Resilienz.

Die curriculare Einbettung der „Real World Case Studies“ in den Studiengang Management von Gesundheitsunternehmen stellt sowohl für die Gruppe der Studierenden als auch für die Gruppe der beteiligten Partner:innen aus der Gesundheitswirtschaft einen Mehrwert dar. Durch Design Thinking lernen sie eine Denkweise kennen, die in vielerlei Hinsicht den Kompetenzen der Arbeitswelt von morgen entspricht. Dadurch werden sie befähigt, zu einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung beizutragen, die im sensiblen Bereich des Gesundheitswesens von besonderer Bedeutung ist.

Im Gegensatz zum dritten Semester steht das abschließende, vierte Semester, ganz im Zeichen der Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Neben einer Blockwoche – diese dient der Reflexion des eigenen Handelns aus ethischen Gesichtspunkten –, die zu Beginn des Semesters angeboten wird, arbeiten die Studierenden an ihren Masterarbeiten. Oftmals werden dabei Themen aus den „Real World Case Studies“ weiterführend wissenschaftlich bearbeitet.

Nutzen und Mehrwert

Aus dem Lehrprojekt „Real World Case Studies“ ergibt sich sowohl für die Studierenden als auch für die mitwirkenden Projektsponsoren ein Mehrwert.

  • Verbindung von theoretischem Input und praktischer Anwendung durch Zusammenarbeit mit Partner:innen aus der Gesundheitsbranche
  • Inter- und transdisziplinäres Lehrveranstaltungssetting
  • Student:innen tauchen in reale Arbeitswelten ein und arbeiten an aktuellen Problemstellungen
  • Erweiterung der sozialen Kompetenzen durch intensive Zusammenarbeit in heterogenen Teams
  • Frühzeitige Vernetzung von Studierenden mit potenziellen Arbeitgeber:innen
  • Die Studierenden lernen durch das Lehrprojekt Verantwortung zu übernehmen, sie lernen Teamdynamiken kennen und diese zu lenken. Dadurch stärken sie ihre eigene Fähigkeit zur Resilienz.

Nachhaltigkeit

Zu den wesentlichen Zielen des Studienganges zählen neben dem Erlernen des strategischen Managements und dem Erwerb sozial-dynamischer Führungskompetenz, die Gesamtbetrachtung aller Einrichtungen des Gesundheitswesens im internationalen Vergleich und das damit verbundene vernetzte Denken unter Berücksichtigung ethischer Gesichtspunkte. Diese interdisziplinäre Ausbildung im Gesundheitswesen befähigt die Absolvent:innen, Führungspositionen in den unterschiedlichsten Bereichen in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu übernehmen und ihr erlerntes Wissen nachhaltig in der Praxis anzuwenden.

Das Lehrprojekt „Real World Case Studies“ trägt seit dem Studienjahr 2019/2020 maßgeblich dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Ein trans- bzw. interdisziplinäres Setting und die unmittelbare Zusammenarbeit zwischen Studierenden und den Projektsponsoren aus dem Gesundheitswesen ermöglichen es, theoretische Kenntnisse zu erwerben und unmittelbar in der Praxis erproben und vertiefen zu können. Beide Gruppen lernen durch Design Thinking eine Denkweise kennen, die in vielerlei Hinsicht den Kompetenzen der Arbeitswelt von morgen entspricht. Dadurch werden sie befähigt, zu einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung beizutragen, die im sensiblen Bereich des Gesundheitswesens von besonderer Bedeutung ist.

Dissemination/Transfer

Das Konzept wurde bereits bei der (Weiter-)Entwicklung von (neuen) Masterprogrammen berücksichtigt.

Institutionelle Unterstützung

Zurverfügungstellung notwendiger Infrastruktur wie Räumlichkeiten, Technik und Verpflegung für Veranstaltungen im Rahmen des Lehrprojekts (dreitägiger Workshop und Prototypenfestival)

Positionierung des Lehrangebots

Das Lehrangebot „Real World Case Studies" ist speziell für Studierende im dritten Semester des Masterstudiengangs Management von Gesundheitsunternehmen konzipiert, in dem die Schwerpunkte auf Managementprozessen und Innovationsstrategien liegen. Dabei handelt es sich um eine obligatorische Lehrveranstaltung mit einem Umfang von insgesamt 16 ETCS. Die durchschnittliche Kohortengröße liegt bei 35 Studierenden. In Kleingruppen werden reale Problemstellungen von Gesundheitsunternehmen bearbeitet. Durch die daraus resultierende Kooperation wird eine enge Verknüpfung zwischen theoretischen Inhalten und praktischen Erfahrungen ermöglicht.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Prof.(FH) Mag.(FH) Dr. Manfred Pferzinger
Institut Gesundheitsmanagement
+43 2732 802 705
Nominierte Person(en)
Prof.(FH) Mag.(FH) Dr. Manfred Pferzinger
Institut Gesundheitsmanagement
Themenfelder
  • Curriculagestaltung
  • Erfahrungslernen
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Diversität und Soziales
  • Kooperationen in der Lehre
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht