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Zuletzt aktualisiert am 07.02.2025

"Imperiale Lebensweisen": Eine transnationale Kooperation zu Global Citizenship Education

Projektname des bereits eingereichten Projekts:

Ars Docendi Kategorie

Kooperative Lehr- und Arbeitsformen

Gruppengröße

< 20

Kurzzusammenfassung des Projekts

Mit dem hier vorgestellten Projekt einer international vernetzten und digital vermittelten Lehre zur Global Citizenship Education rücken wir die kritische Reflexion und den länderübergreifenden Dialog von Studierenden und Lehrenden zu „globalen Mega-Themen“ (O’Dowd 2020) in den Fokus und fördern interkulturelle Kompetenzen und Teamfähigkeit im Bereich der Lehramtsbildung.

Grundidee: Die Online-Kooperation zeichnet sich durch synchrone und asynchrone Teile aus. Erstere dienen der Reflexion von Theorien und Konzepten, speziell der „Imperialen Lebensweise“ (Brand & Wissen 2017) . In der asynchronen Phase arbeiten die heterogenen Studierenden in binationalen Kleingruppen zusammen: Problembeschreibungen und didaktische Ansätze zur Global Citizenship Education werden in vergleichender Perspektive diskutiert und präsentiert. Zugleich werden Tools der Online-Zusammenarbeit erprobt.

Kritische Reflexionskompetenz: Die Kooperation steht unter dem übergreifenden Ziel, kritische Reflexionskompetenzen von Lehramtsstudierenden zur Global Citizenship Education zu stärken. Sie finden Bezüge zur eigenen Lebenspraxis, reflektieren ihre eigene Rolle als „Global Citizens“, lernen verschiedene Varianten, Akteur:innen und Umsetzungen von Global Citizenship Education im transnationalen Austausch kennen und ordnen diese im Hinblick auf die schulische Praxis kritisch ein.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Within this presented project on internationally connected and digitally mediated teaching on Global Citizenship Education, we rely on critical reflection and cross-border dialogue between students and teachers on "global megatopics" (O'Dowd 2020) to promote intercultural skills and teamwork in the field of teacher education.

Our core idea: The cooperation is characterized by synchronous and asynchronous phases. The former serves to reflect on theories and concepts, in particular the "imperial way of life" (Brand & Wissen 2017). In the asynchronous phase, the heterogeneous students work together in small binational groups: Problem descriptions and didactic approaches to Global Citizenship Education are discussed and presented in a comparative perspective. At the same time, tools for online collaboration are being tested.

Critical reflection skills: The online cooperation has the overarching goal of strengthening the critical reflection skills of student teachers, especially concerning topics within the field of Global Citizenship Education. They find references to their personal lives and reflect on their own role as "global citizens". Further, through this transnational exchange, they get to know different branches, actors within and implementations of Global Citizenship Education and learn to classify them critically in relation to school practice.

Nähere Beschreibung des Projekts

Im Fokus: Transnationale Online-Kooperation

Die Online-Lehrveranstaltungskooperation verortet sich im Bereich der Lehrer:innenbildung an der Schnittstelle von historisch-politischer Bildung und Globalem Lernen. Sie zielt auf eine Verständigung über die Frage, wie eine weltoffene Bildung gestaltet sein muss und wie sich diese in der schulischen Unterrichtspraxis mit dem Ansatz des Virtual Exchange vermitteln lässt.

Das Seminar ist von der Überzeugung getragen, dass eine „globale Bildung“ am besten im Vollzug demonstriert und erarbeitet werden kann: Das Lehrkonzept zielt darauf, künftige Lehrkräfte im Rahmen der Global Citizenship Education stärker als bisher dazu zu befähigen, sich als Teil einer über die Grenzen des eigenen Staates hinausreichenden Gesellschaft wahrzunehmen und daraus resultierende – individuelle und kollektive – Verantwortlichkeiten für globale Herausforderungen in transnational arbeitenden Teams zu reflektieren. Ausgehend von einer individuellen, standortgebundenen Reflexion zu diesen Inhalten soll gemeinsam mit der binationalen, heterogenen Studierendenschaft in eine internationale Auseinandersetzung im virtuellen Raum eingetreten werden.

Ablauf der Zusammenarbeit:

Die transnationale Lehrveranstaltungskooperation mit ihren synchronen und asynchronen Lehrveranstaltungsteilen im grenzüberschreitenden virtuellen Raum macht etwa ein Drittel der gesamten Semester-Lehrveranstaltung aus:

  1. Nach einer Einführung in Theorien und Konzepte zur Global Citizenship Education werden die Studierenden zunächst angeregt, sich eigenständig mit politisch-globalen Problemstellungen auseinanderzusetzen und persönliche bzw. fremde Biografien in die Überlegungen einzuschließen. Um einen breiten und kritischen Reflexionsprozess in Gang zu setzen, wird dabei auf Methoden der Irritation durch künstlerische Interventionen zurückgegriffen, um speziell das Konzept der „Imperialen Lebensweise“ (Brand & Wissen 2017) greifbarer zu machen. Ausgewählte Werke moderner Kunst zu globalen Ungleichheits- und Diskriminierungsthemen dienen dazu als ideale Denkanregungen für binationale Gruppenarbeiten.
  2. Zur Problemstellung der „Imperialen Lebensweise“ (Brand & Wissen 2017) werden die Studierenden aufgefordert, diesbezüglichen Manifestationen im öffentlichen Raum ihrer jeweiligen Stadt eigenständig oder auch im Rahmen von organisierten Stadtführungen nachzuspüren. Es geht darum, den öffentlichen Raum zur Entzifferung globaler Problemlagen zu öffnen, vielfältige Perspektiven auf globale Sachverhalte im Lokalen zu erschließen und unterschiedliche (nationale) Problembeschreibungen und Prämissen zu erforschen. In der gemeinsamen synchronen Sitzung werden dabei Hinweise zu einer autonomen Erschließung dieser Manifestationen erarbeitet.
  3. In einem weiteren Schritt werden die Studierenden dazu aufgefordert, die Stadterkundungen in binationalen Kleingruppen grenzüberschreitend zu diskutieren und zu bearbeiten. Der Blick über den eigenen Tellerrand soll dadurch forciert werden. Darüber hinaus werden die Ergebnisse als „Unterrichtsthema“ in den Fokus genommen: Es gilt, in transnationaler Teamarbeit Bildungslösungen zu erarbeiten und didaktische Impulse für Schüler:innen zu erstellen. Die Studierendengruppen sind gefordert, ihre Arbeitsergebnisse aus den jeweiligen heterogenen Kontexten zu präsentieren und ihren gemeinsamen Lernprozess im Rahmen des Seminars zu reflektieren.

Wesentliche Eckpfeiler der Lehr-Lernmethoden:

  1. Die kooperativen Lehrveranstaltungsteile fokussieren zunächst die Anwendungsebene, d.h. die Erprobung und Reflexion länderübergreifender Kollaborationsmöglichkeiten durch digitale Tools. Es geht darum, sich praktisches Know-How der Lehr- und Unterrichtsgestaltung in binationalen Teams zu erarbeiten und dieses kritisch im Hinblick auf übergreifende Bildungsziele (und -verständnisse) zu befragen.
  2. Zudem soll der kulturelle Kontext und das nationale Selbstverständnis der jeweils „anderen“ Lehrveranstaltungsteilnehmer:innen im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den zwei internationalen Bildungsstandorten erfahrbar werden. Dafür stellt allein der virtuelle länderübergreifende Austausch mit seiner authentischen Perspektivenvielfalt wie im Rahmen dieser Kooperation ein in der Lehrer:innenbildung bisher nur kaum genutztes Potential für eine „Internationalisation at Home“ künftiger Lehrpersonen dar.
  3. Mit dem Konzept der „Imperialen Lebensweise“ (Brand & Wissen 2017) rückt diese länderübergreifende Lehrveranstaltungskooperation den öffentlichen Raum als einen historisch-politischen Lern- und Unterrichtsgegenstand in den Blick. Es geht dabei um das Politische an der Globalität – um globale Dimensionen von Gesellschaft, Politik und Alltag und deren Interdependenzen – sowohl lokal vor Ort als auch in transnationaler Vernetzung wahrzunehmen und zu reflektieren. Das Lehrprojekt möchte damit einen besonderen Schwerpunkt auf die Verbindung von Theorie und Praxis sowie auf die praktische Anwendung der Lehrinhalte in der unmittelbaren Umgebung legen – speziell auch in Hinblick auf die künftige Berufspraxis der Studierenden.

Grundlegende Prinzipien:

Die Lehrveranstaltungskooperation arbeitet mit einem mediendidaktischen und medienpädagogischen Ansatz, für den die Studierenden fachspezifisch und fächerübergreifend ausgebildet werden: dem „Virtual Exchange”. Grundlegende Prinzipien dafür sind das selbstgesteuerte, forschende (bzw. entdeckende) Lernen in Projekten, das kooperative Arbeiten mithilfe digitaler Medien und Blended Learning.

  • Der Ansatz des Forschenden (bzw. Entdeckenden) Lernens, nach dem diese Kooperation konzipiert ist, bietet Potenzial für die Kompetenzentwicklung von Lehramtsstudierenden: Durch eine enge Verzahnung von Theorie- und Praxis-Teilen soll der Aufbau von Analyse- und Anwendungskompetenzen sowie die Reflexion eigener und fremder (digitalisierungsbezogener) Lernprozesse ermöglicht werden. Die Chancen von Forschendem Lernen bestehen in der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für das politische Lernen durch die Lösung von authentischen Fragestellungen.
  • Der Anspruch an die binationalen studentischen Kleingruppen besteht in der eigenverantwortlichen Kon-zeption, Durchführung und ergebnisorientierten Präsentation von Forschungsfragen und ihrer unterrichts-bezogenen Umsetzung. Das Forschende Lernprinzip im hier gemeinten Sinne will zu Denkleistungen anre-gen, durch die Studierende in ihrer Lebenswelt gesellschaftlich-soziale Probleme und Fragen erkennen, diese analysieren und mögliche Bewältigungsstrategien ausarbeiten.
  • Die Didaktisierung der Lehrveranstaltung ist darauf angelegt, das Sich-Einlassen auf andere (national gerahmte) Diskurszusammenhänge zu ermöglichen und die studentische Selbstbewährung in den internationalen Kommunikations- und Kooperationssituationen zu unterstützen und zu begleiten. Das vorliegende Lehrprojekt ermöglicht somit auch Kompetenzen für das Arbeiten mit heterogenen sowie eine Erweiterung von Horizonten auf persönlicher Ebene.

Nutzen und Mehrwert

Das Projekt unterstützt die Entwicklung kommunikativer, kollaborativer, interkultureller sowie digitalisierungsbezogener Kompetenzen Studierender, indem es Möglichkeiten für eine virtuell vermittelte, aber authentische Kommunikation unter angehenden Lehrer*innen unterschiedlicher kultureller Hintergründe schafft.

Von besonderem Mehrwert für die lernförderlichen Interaktionen im Seminar ist die Möglichkeit zur Dokumentation und Analyse der Interaktionen. Ein weiterer Mehrwert liegt in den asynchronen Reflexionsphasen innerhalb der Gruppe der Lernenden, die eine vertiefte Verarbeitung der in der Interaktion erfahrenen Dimensionen befördern. Bei den Aufgabenstellungen wird zu transnational komplexen und herausfordernden Aufgaben angeleitet, bei denen es zu vertieften Bedeutungsaushandlungen kommen kann und die eine Zusammenarbeit mit einem hohen Grad an Kooperativität unterstützen.

Das Kooperationsprojekt zielt auch darauf ab, die Studierendenmobilität in Lehramtsstudiengängen stärker zu fördern. Ein intensiverer Austausch zwischen den Universitäten soll möglich gemacht werden. Auf Studierenden-Seite wurden aufgrund des Projekts bereits gegenseitige Besuche vor Ort organisiert. Längere Studienaufenthalte an jeweiligen anderen Bildungsstandort wurden in Aussicht gestellt.

Für die Dozentinnen ist die fortwährende kritische gegenseitige Auseinandersetzung mit der eigenen Lehre für die professionelle und persönliche Fortentwicklung unverzichtbar. Deshalb initiieren wir kontinuierlich informelle Lehrevaluationen und führen die Veranstaltungen nach dem Prinzip des Team-Teaching mit anschließendem kollegialem Feedback durch. Die jeweilige fremde kulturelle Brille erscheint uns hierbei unverzichtbar für die Weiterentwicklung der eigenen Lehre.

Institutionelle Unterstützung

An der Universität Graz hat sich das vorliegende Kooperationsprojekt aus einer Vernetzung im Rahmen der European University Alliance ARQUS und ihrer Untergliederung GRAZIL (eine Art Pilotprojekt zur Internationalisierung der Lehrer:innenbildung in Graz und Leipzig) herausgebildet. Von dieser Seite stehen Gelder für weitere Kooperationen (auch vor Ort) zu Verfügung.

Institutionell gibt es an der Universität Graz die Möglichkeit, auf das Lehrservice und die IT-Abteilung (für den Aufbau einer gemeinsamen Moodle-Plattform) zurückzugreifen.

Eine Projektbegleitung an der Technischen Universität Kaiserslautern erfolgte bei Bedarf durch das International Office und durch das eTeaching Center.