Karl-Franzens-Universität Graz
Universitätsplatz 3, 8010 Graz
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Kuratorische Praxis: Kunstsammlungen ausstellen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Im Mittelpunkt dieser Lehrveranstaltung – als forschungsbezogene kunstgeleitete universitäre Lehre – stand die selbständige Durchführung eines Forschungs- und Ausstellungspraktikums in kleineren Projektteams am Beispiel der Kunstsammlungen der Universitätsmuseen der Universität Graz. Diese Übung, in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte, im Ausmaß von zwei Semesterwochenstunden ist als erster Teil eines Zyklus von zwei Lehrveranstaltungen konzipiert, der im Sommersemester 2023 fortgesetzt wird.

Die Lehrveranstaltung aus dem WS 2022/23 ist didaktisch an tatsächlichen Prozessen der kuratorischen Praxis (musealer) Ausstellungstätigkeiten aus dem Aufgabenbereich der Lehrveranstaltungsleiterin orientiert. Ziel der Lehrveranstaltung war neben dem Verfassen wissenschaftlicher Abschlussarbeiten die inter- und transdisziplinär ausgerichtete Erfassung, Erschließung sowie Vorbereitung einer online-Ausstellung eines Bestandes an Kunstwerken. Dementsprechend stand die Erforschung und Dokumentation musealer Objekte im Vordergrund, wobei diese quellenwissenschaftlich-kunsthistorisch erforscht sowie museologisch dokumentiert wurden. Die jeweiligen Ideen zum Ausstellungskonzept wurden vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse und einer modernen Ausstellungspraxis sowie des internationalen museologischen Forschungsstands reflektiert und so ein Ausstellungsbuch als Grundlage für die Umsetzung einer Ausstellung erarbeitet.

Dabei wurde auf die unterschiedlichen Bildungsbiografien der Studierenden eingegangen. Hinsichtlich der Präsentationsformen der Ausstellung konnte den Studierenden ein großer gestalterischer Spielraum gewährt werden. Darüber hinaus wurden Kompetenzen zur fach- und sachgerechten Manipulation von Kunstwerken vermittelt, wobei die Objekte unter Anleitung der Lehrveranstaltungsleiterin und einer Restauratorin durch die Studierenden trockengereinigt, fotodokumentiert und für die Einlagerung im Depot vorbereitet wurden.

Dieses kompetenzorientierte Konzept legte am Beispiel der Erschließung der genannten Kunstsammlung den Schwerpunkt auf die Verbindung zwischen Theorie und praktischer Anwendung. Dementsprechend setzte sich das methodische Design der Lehrveranstaltung aus innovativen hochschuldidaktischen Ansätzen zusammen und vereint Inputs der Lehrveranstaltungsleiterin mit interaktiven Elementen nach dem kooperativen Prinzip „think-pair-share“. Diese bestanden aus Objektbörse, Recherche-Workshop, Methodenwerkstatt, Minitagung, Feedback und Review-Prozessen in Form von individuellen und Gruppenberatungen, Metadatenmanagement- und Konservierungswerkstatt sowie Fotodokumentation.

15 Präsenzeinheiten dieser Übung des ersten Semesters (WS 2022/23) waren auf einem methodischen Design aufgebaut, bei dem die (Methoden-)Kompetenzorientierung und der kritische Diskurs integraler Bestandteil waren und mit individueller Betreuung der Studierenden verknüpft wurde.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die inter- und transdisziplinär ausgerichtete kunsthistorisch-museologische Lehrveranstaltung in Kooperation mit den Universitätsmuseen am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz hatte die quellenwissenschaftlich-kunsthistorische und museologische Erforschung und Erschließung eines Teils der Kunstsammlungen der Universität Graz zum Ziel. Dabei wurde das hochschuldidaktische Konzept an tatsächliche Prozesse der kuratorischen Praxis angelehnt und knüpfte direkt an aktuelle und somit internationale Forschungs- und Ausstellungsprojekte der Lehrveranstaltungsleiterin an. Das Ziel und Ergebnis der Lehrveranstaltung ist neben den wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der Studierenden die Erschließung der Objekte sowie ein Ausstellungsbuch als Grundlage für die Umsetzung einer online-Ausstellung. Dementsprechend wurden Methodenkompetenzen für wissenschaftlich-kuratorische Prozesse sowie für den sach- und fachgerechten Umgang mit musealen Objekten vermittelt. Die Lehrveranstaltungsziele wurden durch ein innovatives didaktisches Konzept erreicht, das aus Objektbörse, Recherche-Workshops, Methodenwerkstatt, Minitagung, Feedback und Review-Prozessen in Form von individuellen und Gruppenberatungen, Metadatenmanagement, Konservierungswerkstatt und Fotodokumentation bestand. Der Schwerpunkt lag dabei auf individueller Begleitung sowie eigenständiger Durchführung des Forschungs- und Ausstellungsprojekts durch die Studierenden, kritischem Diskurs und Reflexionsprozessen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The scope and aim of this interdisciplinary art history and museology course was to research and document art collections of the University of Graz from a scientific museological and art historical point of view. The course at the Institute for Art History was realized in close cooperation with the university museums of the University of Graz. The didactic concept was based on actual art history research and processes of curatorial practice and thus linked directly to current research and exhibition projects of the lecturer. The result of the course is beyond the academic theses and papers of the students, an exhibition book. It represents the research-related, art-led basis for the implementation of an online exhibition. Accordingly, methodological skills for curatorial processes and for the proper and professional handling of museum objects were conveyed. These course objectives were achieved through an innovative didactic concept consisting of an object exchange, research and methods workshop, mini-conference, feedback and review processes through individual and group consultations, metadata management, conservation workshop and photo documentation. The focus was on individual support, independent implementation of the research and exhibition project, critical discourse and reflection processes. Consequently, the course served as preparation for the practical professional field.

Nähere Beschreibung des Projekts

1.1. Studierendenzentrierte forschungsbezogene und kunstgeleitete Lehre: Aufbau und Methodendesign der Lehrveranstaltung

Im Vordergrund des didaktischen Konzepts der Lehrveranstaltung stand die Vermittlung von fachübergreifenden Kompetenzen und Qualifikationen im inter- und transdisziplinären Diskurs zwischen Allgemeiner Museologie und Kunstgeschichte, wodurch das eingesetzte Lehrkonzept, die Lehrmethoden und die Lernergebnisorientierung gefördert wurden.

Dementsprechend orientierte sich das didaktische Konzept der Lehrveranstaltung an den Bildungsbiografien und Interessen der Studierenden, an der Vermittlung von Methodenkompetenzen in Verbindung mit (kunsthistorisch-museologischer) Theorie und praktischer Anwendung. Damit diente die Lehrveranstaltung nicht nur der Vermittlung von Fach- und Methodenkompetenzen, sondern auch der Vorbereitung für eine weitere berufliche und praktische Betätigung der Studierenden im Rahmen musealer Kunstsammlungen und Ausstellungstätigkeiten.

Die vorab definierten Kompetenzprofile und Lernziele bzw. Lernergebnisse, die den Studierenden am Beginn der Lehrveranstaltung gemeinsam mit dem Beurteilungsschlüssel vermittelt wurden, umfassten folgende Bereiche:

  • Auswahl eines Objekts (Kunstwerks) aus dem Bestand nach eigenen Interessen
  • Erarbeitung einer kunsthistorisch-museologischen Forschungsfrage zum Objekt im Rahmen einer Disposition
  • Ausarbeitung der Disposition zu einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands zum Thema sowie der erforderlichen formalen Kriterien einer wissenschaftlichen Arbeit (Forschungsstand, Zitierweise, Anmerkungsapparat)
  • Entwicklung eines gemeinsamen Ausstellungsthemas zu den Kunstobjekten und Verfassung eines Ausstellungsbuchs für die Vorbereitung der online-Ausstellung: Erarbeitung des Themas und der Gliederung der Ausstellung sowie der dafür notwendigen grafischen Elemente, Verfassen der notwendigen Ausstellungstexte (Überschriften, Kurzbeschreibung, Langtext, Bereichstexte)
  • Zusammenführung und Strukturierung der Ergebnisse in Kleingruppen durch Gruppensprecher:innen
  • Präsentation der Ergebnisse im Plenum
  • Konservierung (Trockenreinigung) und Fotodokumentation sowie Verpackung und Vorbereitung des jeweils ausgewählten Objekts für die Einlagerung im Museumsdepot

Zur Erreichung der genannten Kompetenz- und Lernziele wurde folgendes Methodendesign verwendet:

  • Objektbörse: Auswahl und Zuordnung der Studierenden zu Objekten je nach den spezifischen methodischen und inhaltlichen Interessensgebieten der Studierenden, abhängig vom Vorwissen und den jeweiligen Bildungsbiografien; Entwicklung von Forschungsfragen und Thesen das jeweilige Kunstwerk betreffend; erste Bildung interessenzentrierter Projektteams
  • Workshop-Ausstellungsrecherche: auf Basis der bereits vorhandenen Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Literaturrecherche, vertiefte Recherchen von Beispielausstellungen mit entsprechender kunsthistorischer und museologischer Analyse im kritischen Gruppendiskurs vor dem Hintergrund des internationalen Forschungsstands
  • Minitagung: strukturierte Präsentation der kunsthistorisch-quellenwissenschaftlichen Forschungsergebnisse unter Berücksichtigung der ikonografischen Bestimmung, der Vorbilder und Vergleichswerke (Methode nach Erwin Panofsky) im Plenum unter Berücksichtigung der Vorgehensweise bei entsprechenden wissenschaftlichen Konferenzen (Publikumsorientierung, Zeitmanagement, Präsentationstechniken);

Präsentation der entwickelten Ausstellungstexte

  • Metadatenmanagement-Workshop: Bestimmung von ikonografischen Metadaten der Kunstwerke (nach dem Standard ICONCLASS), kunsthistorische Beschreibung und Interpretation der Objekte (nach Erwin Panofsky)
  • Methodenwerkstatt-Ausstellungsbuch: Entwicklung eines gemeinsamen Ausstellungsthemas und Designs, in dessen Rahmen die einzelnen Kunstwerke eingeordnet wurden (thematische Ordnung, ikonografische Methode nach Panofsky, museologische Methode der Objektdokumentation); Entwicklung von grafischen Bestandteilen sowie von Textelementen (Zuordnung zu einem übergeordneten Thema, Überschriften, Keywords, Lang-, Kurz- und Bereichstexte)
  • Kleingruppenarbeiten mit individuellen Gruppenberatungen durch die Lehrveranstaltungsleiterin: Studierende arbeiteten in Kleingruppen an den entsprechenden Themen und erhielten persönliche Beratungen mit mündlichen Feedbacks durch die Lehrveranstaltungsleiterin unter Berücksichtigung der nächsten Schritte im kuratorischen Prozess
  • Schreibwerkstatt: Beratung und Betreuung bei der Weiterentwicklung der jeweiligen Dispositionen zu wissenschaftlichen Abschlussarbeiten sowie der Ausstellungstexte mit mündlichem Feedback durch die Lehrveranstaltungsleiterin
  • Konservierungswerkstatt und Fotodokumentation – unter Anleitung der Lehrveranstaltungsleiterin sowie einer Restauratorin: professionelle fach- und sachgerechte museologische Konservierung des Auswahlbestands (Trockenreinigung) durch die Studierenden in Kleingruppen, Fotodokumentation unter Berücksichtigung entsprechender Standards der Objektfotografie (z.B. Beleuchtung), Benennung der Fotodateien, Verpackung der Objekte als Vorbereitung für die Einlagerung der Objekte im Klimadepot

Auf diese Weise erhielten die Studierenden intensive Einblicke in wissenschaftliche Forschungstätigkeiten sowie in kuratorische Prozesse, wie sie international in der inner- und außeruniversitären Praxis vollzogen werden.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung wurde zwischen den verschiedenen didaktischen Methoden, wie Inputs der Lehrveranstaltungsleiterin, interaktiven Workshops, Werkstattsequenzen und Gruppenarbeiten sowie Diskurs- und Reflexionselementen gewechselt.

1.2. Lernergebnisorientierte Beurteilung und kompetenzorientierte Bewertung

Im Vordergrund der Erreichung der Lernziele stand die lernergebnisorientierte Vermittlung von Kompetenzen, weshalb ein Teil der jeweiligen Präsenzeinheiten für einen studierendenzentrierten Dialog mit entsprechenden Feedbackmöglichkeiten verwendet wurde. Auf diese Weise konnten die Studierenden bei ihrem jeweiligen Kenntnis- und Methodenstand abgeholt und dieser zielgerichtet weiterentwickelt werden. Fortschritte der Studierenden konnten durch ein begleitendes Feedbackverfahren laufend evaluiert und auf diese Weise auf das Leistungsniveau der Studierenden eingegangen werden. Dies wurde erreicht durch:

  • Individuelle Gesprächsangebote und Beratung der Kleingruppen sowie detaillierte persönliche (mündliche) Rückmeldungen durch die Lehrveranstaltungsleiterin
  • Diskurse im Plenum: insbesondere hinsichtlich der Forschungsfragen die Kunstwerke, die Erarbeitung eines Ausstellungsthemas sowie der unterschiedlichen Ausstellungsbereiche (Aufbau und Gliederung der Ausstellung) betreffend

Beurteilungsschema:

Das Beurteilungsschema wurde den Studierenden am Beginn der Lehrveranstaltung mitgeteilt und war auf klar nachvollziehbare Leistungskriterien bezogen. Das prüfungsimmanente Beurteilungsschema bezog sich neben aktiver Mitarbeit in den Präsenzeinheiten auf die mündlichen Präsentationen sowie die schriftliche Abschlussarbeit:

  • Aktive Teilnahme an den Präsenzeinheiten
  • Mitarbeit und Beteiligung an Gruppenarbeiten, Diskursen, Workshops und Werkstätten
  • Vorbereitungen von Hausübungen wie Recherchen, Dispositionen sowie der Ausstellungstexte
  • Mündliche Präsentationen der verschiedenen Stadien der Fortschritte an den Forschungsarbeiten und des Ausstellungsbuchs im Plenum
  • Abgabe der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit unter Einbeziehung des aktuellen Forschungsstands und unter Berücksichtigung entsprechender formaler Kriterien (Zitierweise, Anmerkungsapparat)

2. Innovativer Charakter der Lehrveranstaltung in Bezug auf die Schwerpunkte der Kategorie „Forschung- und kunstgeleitete Lehre“

Der inhaltliche Schwerpunkt der Lehrveranstaltung lag in der forschungsbasierten und forschungsorientierten Erschließung der Künste am Beispiel eines Bestands an Kunstwerken der Universität Graz. Dabei war es integraler Bestandteil, die Studierenden methodisch in die Erforschung und Erschließung von Objektbeständen einzuführen, indem entsprechende Forschungsmethoden im inter- und transdisziplinären Diskurs zwischen Allgemeiner Museologie und Kunstgeschichte vermittelt und angewandt wurden. Der Fokus der wissenschaftlichen Arbeit an den Objekten lag in der Erforschung der Kunstwerke mit Hilfe kunsthistorischer und museologischer Methoden. Der Fokus der Erschließung des Kunstbestands lag auf Grundlage der Forschungsergebnisse im Metadatenmanagement sowie in der Entwicklung eines Konzepts für die online-Ausstellung (Ausstellungsbuch). Darüber hinaus wurden praktische Aspekte aus der präventiven Konservierung musealer Objekte (Trockenreinigung und Fotodokumentation) in den Prozess eingebunden und so die Verbindung zwischen Wissenschaft und Anwendung bzw. zwischen Theorie und Praxis gewährleistet. Auf diese Weise konnten die Studierenden an Forschungsdiskursen teilhaben, wodurch die kritische Reflexion gefördert wurde.

Die Strategie der Lehrveranstaltung verfolgte einerseits das Ziel, den Studierenden forschungsbezogene Methodenkenntnisse zu vermitteln, indem ihnen Einblicke in reale Forschungsprozesse und Projekte gegeben wurden. Andererseits sollten Erfahrungen mit Blickrichtung auf potenzielle künftige Arbeitsumfelder im Bereich des (universitären) Museums- und Ausstellungswesen ermöglicht werden. Auf diese Weise gewannen die Studierenden auch wertvolle Einsichten in gruppendynamische Entscheidungsprozesse und Abläufe im Bereich von koordinativen und organisatorischen Abläufen in kuratorischen Prozessen (Absprachen mit internen Entscheidungsträger:innen sowie Termin- und Organisationsplanungen).

Dies wurde durch die genannte Methodenorientierung sowie die Verbindung von Theorie und praktischer Anwendung erreicht, wodurch Bezüge zwischen wissenschaftlichen Theorien und Methoden im Spannungsfeld zwischen Berufs- und Lebenspraxis hergestellt wurden.

Zur Erreichung der Lernziele wurde die Lehrveranstaltung EDV-gestützt durchgeführt, wobei nicht nur die gängige Lernplattform Moodle, sondern auch die institutionelle Uni-Cloud als Datenspeicherungsplattform und Austauschformat hinsichtlich des zu erstellenden Ausstellungsbuchs genutzt wurden (Objektfotos, Objektlisten und weiterführendes Quellenmaterial zu den Kunstwerken).

Die Erreichung der Lehr- und Lernziele lässt sich durch die entsprechenden Evaluierungsergebnisse seitens der Lehrveranstaltungsleiterin sowie durch jene der Studierenden anhand der offiziellen LV-Evaluierungsergebnisse via UniGrazOnline belegen.

Aus Sicht der Lehrveranstaltungsleiterin war ein Großteil der schriftlichen Abschlussarbeiten von besonders hoher Qualität. In diesem Rahmen wurde nicht nur der aktuelle Forschungsstand zum Thema des jeweiligen Werks erfasst, sondern es wurden teilweise auch neue Erkenntnisse zu den Kunstgegenständen hinsichtlich der Zuordnung zu Künstler:innen, ikonografischen Interpretationen, Vorbildern und Provenienzgeschichten gewonnen.

Auch die Präsentationen der Ergebnisse im Plenum erfüllten die im Rahmen der Reflexions- und Feedbackprozesse entwickelten Erwartungen. Mit Ende der Lehrveranstaltung lagen auch die Ergebnisse zum Ausstellungsbuch vor, bestehend aus Aufbau und Design sowie die notwendigen grafischen Elemente, Fotos, Metadaten und Texte. Die Umsetzung der konservatorischen Behandlung und Fotodokumentation der Kunstsammlung zeigte, dass die Studierenden die theoretischen Kenntnisse zum Umgang mit Objekten in die Praxis umsetzen konnten. Dieser Aspekt zog besonders viel positives Feedback durch die Studierenden nach sich, da unter Anleitung eigenständige praktische Tätigkeiten an Objekten ermöglicht wurden, bestehend aus: temporärer Aufbau einer Konservierungsstation in den Universitätsmuseen inkl. professionellen Materialien (Museumsstaubsauger, Reinigungsschwämme, Pinsel), Anleitung zur Verpackung und selbständige Fotodokumentation der Objekte.

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert der Lehrveranstaltung liegt zunächst in den individuellen Bildungsmöglichkeiten der Studierenden, die als Resultat einer forschungs- und kunstgeleiteten universitären Lehre mit Schwerpunkt in der Verbindung zwischen wissenschaftlichen Theorien und Methoden sowie einer entsprechenden Berufs- und Lebenspraxis angeboten wurden.

Der Mehrwert der Lehrveranstaltung liegt vor allem in der Erforschung und der damit verbundenen Erschließung einer Kunstsammlung der Universität Graz, woraus die online-Präsentation und Darstellung der Objekte in der institutionellen Datenbank der Universitätsbibliothek Graz (ALMA bzw. UniKat) sowie eine kuratierte online-Ausstellung hervorgehen. Auf diese Weise erhielten Studierende erste Erfahrungen in der kuratorischen Praxis, angelehnt an tatsächliche Prozesse kuratorischer Tätigkeiten.

Außerdem konnten die Studierenden den Umgang mit historischen musealen Objektsammlungen üben, woraus auch ein Mehrwert für die Universität Graz hervorgeht, da auf diese Weise ein Teilbestand der Kunstsammlungen erfasst, erschlossen, dokumentiert, konserviert sowie für eine online-Präsentation (open access) vorbereitet wurde.

Die Studierenden konnten darüber hinaus Erfahrungen in der Darstellung und Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte an ein allgemein interessiertes Publikum – als zentrale Aspekte der musealen Kommunikation – sammeln. Zusätzlich wurden Erfahrungen in der Teamarbeit sowie in Teambuilding-Prozessen gefördert, die bedeutende Bestandteile der Persönlichkeitsbildung auch im Hinblick auf die Orientierung in möglichen künftigen Berufsumfeldern der Studierenden darstellen.

Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeit des Lehrveranstaltungskonzepts besteht insbesondere in der Erschließung eines Teilbestands der Kunstsammlungen der Universität Graz, im damit verbundenen Metadatenmanagement sowie in der Vorbereitung einer online-Ausstellung. Die einzelnen Objekte werden in der institutionellen Datenbank (ALMA) präsentiert, wobei Recherchen der Kunstwerke über den Bibliothekskatalog (UniKat) möglich sein werden.

Die Nachhaltigkeit des Projekts liegt auch in der konservatorischen Behandlung der Objekte, der Fotodokumentation und der Vorbereitung der Objekte für die Einlagerung im Museumsdepot.

Auch das didaktische Konzept sowie das Methodendesign der Lehrveranstaltung werden nachhaltig genützt. Es soll in die Planung und Umsetzung eines überfakultären „Mastermoduls plus“ an der Universität Graz einfließen, wodurch dieses Konzept für Masterstudierende aller Fakultäten zugänglich gemacht wird. Es fließt aber auch in die internationale Netzwerkarbeit mit Kolleg:innen an internationalen Universitäten, wie dem Coimbra-Netzwerk („Heritage Working Group“, deren Chair derzeit die Lehrveranstaltungsleiterin ist) oder der „Gesellschaft für Universitätssammlungen Deutschland“ (HU-Berlin, Arbeitsgruppe Lehre) ein, wird dort zur Diskussion gestellt und beeinflusst auf diese Weise die weiterführende Auseinandersetzung mit forschungsbezogener kunst- und objektgeleiteter universitärer Lehre auf europäischer Ebene.

Dissemination/Transfer

Die Disseminationsstrategien ergeben sich insbesondere durch die digitale Publikation der Kunstwerke durch die gestaltete online-Ausstellung, wobei die open-access-Zugänglichkeit der Kunstobjekte über den online-Katalog „UniKat“ der Universitätsbibliothek der Universität Graz umgesetzt wird. Darüber hinaus wird im Rahmen des zweiten Semesters des Lehrveranstaltungszyklus‘ an der Umsetzung der kuratierten online-Ausstellung gearbeitet, die im Sommer 2023 online gehen soll. Das Projekt wird aber auch über die Webseite der Universitätsmuseen der Universität Graz sowie über institutionelle Social-Media-Kanäle verbreitet. Nicht zuletzt kommunizieren die Studierenden selbst ihre Erfahrungen der Lehrveranstaltung auf ihren individuellen Social-Media-Kanälen.

Seitens der Lehrveranstaltungsleiterin wird das Lehrveranstaltungskonzept in den unterschiedlichen internationalen Netzwerken präsentiert und zur Diskussion gestellt (beispielsweise AG-Lehre im Rahmen der „Gesellschaft für Universitätssammlungen Deutschland“ oder in der „Heritage Working Group“ im Rahmen der Coimbra-Universitäten). Die „Heritage Working Group“ des Coimbra-Netzwerks erhebt derzeit die Standorte innerhalb des Coimbra-Netzwerks, an denen objektorientierte Lehre angeboten wird. Das Ziel dieser Erhebung ist es, Studierende der jeweiligen Standorte für entsprechende Lehrformate zu vernetzen und gemeinsam an kunstgeleiteten Forschungs- und Ausstellungsprojekten zu arbeiten. Zusätzlich ist seitens der Lehrveranstaltungsleiterin bereits ein einschlägiger wissenschaftlicher Beitrag zum Kunstbestand der Universität Graz in einer internationalen peer-reviewte Zeitschrift (The Inventory of Artworks at the University of Graz, in: Musica & Figura, 7/2020 Universität Padua) erschienen sowie eine weitere (bereits angenommene) Publikation im Rahmen der AG-Lehre in Arbeit, in der die aktuellen Ergebnisse des hier dargestellten Lehrveranstaltungsprojekts publiziert werden.

Institutionelle Unterstützung

Die institutionelle Unterstützung ist insbesondere durch die Aufnahme dieses Lehrveranstaltungsdesigns in das Lehrangebot des Instituts für Kunstgeschichte gegeben. Darüber hinaus verfügen die Universitätsmuseen über ein internes Budget, das für die Umsetzung entsprechender konservatorischer Maßnahmen sowie für Ausstellungsprojekte bzw. die technische Implementierung entsprechender Strategien herangezogen wird. Nicht zuletzt trägt das institutionelle Netzwerk zum erfolgreichen Ablauf von Lehrveranstaltungsprojekten dieser Art wesentlich bei. Dies wird schließlich durch die Nominierung der Lehrveranstaltungsleiterin für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre in der Kategorie „Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre“ und die institutionelle Unterstützung beim Einreichprozess sichtbar. – Vielen Dank!

Positionierung des Lehrangebots

UE, 2Std.

BA-Studium Kunstgeschichte

Anrechenbarkeit:

  • Modul J: Museologie / Denkmalpflege
  • J.3 Übung mit Originalen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ansprechperson
Bernadette Biedermann, Mag. Dr.
Universitätsmuseen
+43 (0)316 380 - 2375
Nominierte Person(en)
Bernadette Biedermann, Mag. Dr.
Universitätsmuseen
Themenfelder
  • Forschung/EEK geleitete Lehre
  • Erfahrungslernen
  • Digitalisierung
  • Kooperationen in der Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
  • Rund ums Prüfen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften