„Professor vs. Dr. House“

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Ziel der Vorlesung ist die Initiierung eines Dialogs (auf Augenhöhe) zwischen dem Lehrenden und den Studierenden anhand praktischer Beispiele.

Das wesentliche Motiv für diese Form der Vorlesung ist ein kooperatives Lehren und Lernen zu ermöglichen. Durch die Transferierung der medizinischen Fragestellungen in eine populäre medizinische US-Serie, entsteht eine entspannte Distanz zu den Krankheitsbildern und erlaubt eine offene Diskussion zwischen dem Lehrenden und den Studierenden über Diagnosen, Therapie und den damit verbundenen Fehlern.

Die Ausgangslage ist, dass für ein Lernen ohne Druck (=Angst vor Fehlern und damit verbundenen Konsequenzen) kaum Raum im täglichen Studienbetrieb ist. Die in der heutigen Zeit Studierenden haben aufgrund des sehr schulischen Charakters des Studiums eine permanente Prüfungssituation auch in Vorlesungen, Seminaren und Übungen. Dies führt nicht immer zum besten Studienerfolg, da der Faktor „Lernen aus Fehlern“ nicht berücksichtigt werden kann.

Aus den genannten Fakten ergibt sich die Notwendigkeit den Charakter von Vorlesungen zu verändern. Durch Änderung des Vorlesungsstils wird ein möglichst hoher Lerneffekt für praktische Aspekte der Medizin erzielt.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen der Vorlesung „Professor vs. Dr. House“ werden 3 Folgen der US-Serie „Dr. House“ von den Studierenden vor dem Veranstaltungstermin ausgewählt. Der Vortragende wählt dann eine dieser Folgen aus. Der Titel der Folge ist vorab bekannt um eine Vorbereitung der Studierenden zu ermöglichen. In der Vorbereitung auf die Veranstaltung werden spezifische Szenen mit diagnostischen Maßnahmen und/oder therapeutischen Ansätzen vorab analysiert. Während der Vorlesung wird an diesen Punkten die Vorführung gestoppt und anhand vorab vorbereiteter Folien die Szene kritisch analysiert. Hier sind die Studierenden gefordert eigene medizinische Überlegungen anzustellen und auch Fehler von Dr. House zu analysieren. In der Regel werden vier bis sechs solcher „key-situations“ herausgegriffen. Es besteht aber für die Studierenden die Möglichkeit, bei ihrer Meinung nach interessanten Situationen, einen Stopp der Vorführung zu verlangen und eine Diskussion zu initiieren. Dies gilt vor allem für rechtliche Fragen wie zum Beispiel Verschwiegenheitspflicht, Behandlungsauftrag oder Therapierückzug. Am Ende der Folge werden dann nochmals die wesentliche Aspekte der behandelten Erkrankungen hinsichtlich Diagnose und Therapie durch den Vortragenden zusammengefasst.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Students will be asked to select three episodes of the American series “Dr. House” prior to the lecture “Professor vs. Dr. House”. The lecturer will then select one of these episodes. The episode title will be announced in advance to allow students to prepare. Specific scenes featuring diagnostic procedures and/or therapeutic approaches will be analysed beforehand as part of the preparations for the class. The screening will be stopped at these points during the lecture and the scene will be critically analysed using slides which have been prepared beforehand. The students will be required to provide their own medical reasoning and to analyse Dr. House’s mistakes. The plan is to select four to six such “key situations”. If, however, students identify a situation that they think is particularly interesting, they can also ask for the screening to be paused at that point and initiate a discussion. This applies in particular to legal issues such as the practitioner’s duty of confidentiality or therapeutic mandate, or a patient’s withdrawal from therapy. At the end of the episode, the lecturer will summarise the essential aspects of the diagnoses and treatments for the disorders covered.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Vorlesung „Professor vs. Dr. House“ ist eine Veranstaltung, die von Beginn an eine aktive Einbindung der Studierenden beinhaltet. Dies beginnt mit der Auswahl der möglichen Folgen für die Veranstaltung. Im Vorfeld der Veranstaltung sind die Studierenden aufgefordert sich mit den Inhalten der letztendlich ausgewählten Folge vorab auseinanderzusetzen – dies soll zur Aktivierung des bestehenden Vorwissens und zu einer eigenverantwortlichen Beschäftigung mit dem Lehrinhalt führen.

In der Veranstaltung wird eine gemeinsame Bearbeitung der Fragestellungen gefördert, sodass wie im späteren Berufsleben (medizinische Besprechungen im Krankenhaus) konkrete Maßnahmen bewertet und je nach Beurteilung befürwortet oder verworfen werden. Dieses Element des kooperativen Lernens wird in dieser Veranstaltung besonders gefördert. Der Vortragende wird hier zum Lernbegleiter und ist nicht der Frontal-Lehrende. Im Rahmen dieser Diskussionen können auch Aspekte auftauchen, die nicht direkt mit dem konkreten medizinischen Fall zu tun haben, wie z.B. rechtliche oder ethische Fragen.

Es ist die Aufgabe des Vortragenden hier auch mit Improvisation diese Diskussion unter einer gewissen Steuerung laufen zu lassen. Dies ermöglicht den Studierenden Ethik und Werte in der Medizin in einer entspannten Situation kennen zu lernen, für sich zu bewerten und eventuell eine neue gedankliche Position zu erwerben. Somit wird hier die Chance zu einem Erkenntnisgewinn eröffnet, die abseits der reinen Wissensvermittlung im Routine-Vorlesungsbetrieb liegt.

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert der Veranstaltung ist ein Lernen in einem neuen kooperativen Format. Ohne einen aktuellen Leistungsdruck wird eine wissenschaftlich hochwertige Information an die Studierenden weitergegeben. Zudem ist es vielfach eine, alle Aspekte der Medizin, umfassende Wissensvermittlung, da auch Fragen der Ethik, der gesetzlichen Rahmenbedingungen, des guten Umgangs innerhalb der Kollegenschaft oder gegenüber Patient*innen („hier ist Dr. House die klassische Antithese“) behandelt werden. Es ist ein Projekt abseits des klassischen Lehrbuchs oder des klassischen Lehrbetriebs und ist Lernen für das weitere medizinische Leben anhand praktischer (wenn auch manchmal überzogener) Beispiele.

Nachhaltigkeit

Das Projekt sollte längerfristig auch in anderen Fachgebieten mit weiteren Vortragenden durchgeführt werden. Das endgültige Ziel ist es, dass mehrere Lehrende aus verschiedenen Fachrichtungen gemeinsam diese Veranstaltung abhalten unter dem Titel „Professoren vs. Dr. House“. Dies ist dann die ultimative Form der praktischen Wissensvermittlung.

Dissemination/Transfer

Die Grundidee anhand von auch überzeichneten Beispielen zu lehren, ist teilweise auch auf andere Lehrveranstaltungen übertragbar. Allerdings muss klar sein, dass auch der Unterhaltungswert der Veranstaltung an die Person des Dr. House gebunden ist. Aber grundsätzlich ist es natürlich vorstellbar Lehrinhalte zum Beispiel aus der Notfallmedizin oder der Chirurgie anhand von Serien zu vermitteln.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt „Professor vs. Dr. House“ wird von der Danube Private University vollumfänglich unterstützt. Es werden die Räumlichkeiten mit vollständiger Technik zur Verfügung gestellt und auch das Verwaltungspersonal unterstützt bei der Planung bzw. Umsetzung.

Durch die DPU wurden für die Veranstaltung auch noch kleine Snacks zur Verfügung gestellt.

Positionierung des Lehrangebots

Ab dem 5. Semester des Medizinstudiums

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Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Robert Wagner, MA
Direktor Wissenschaftliche Koordination und Management der DPU
+43 676 658 55 91
Nominierte Person(en)
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Hirschl, MSc
Universitätsprofessor für Kardiologie an der DPU
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften