Fux im Dom: Edition und moderne Erstaufführung einer barocken Messe
Würdigung der Jury
Ausgezeichnet wird eine extracurricular angelegte Lehrveranstaltung, die die Jury mit Blick auf eine Verschränkung musikphilologischer und künstlerischer Forschung sehr beeindruckt hat. Bei dem Lehrprojekt handelt es sich nicht nur um ein Editionspraktikum, sondern es geht darum, gemeinsam eine historisch-kritische Notenedition eines zuletzt 1731 aufgeführten und nur in einer Kopie tradierten Barockstücks (Johann Joseph Fux [ca. 1660-1741], Missa in C) zu erarbeiten, musikalisch zu validieren und schließlich zur öffentlichen Aufführung zu bringen.
Die Studierenden, die bis zu diesem Projekt nur über wenig Praxiserfahrung sowohl in der Barockmusik als auch in der Nutzung von Notensatzsoftware verfügten, bot sich hier nicht nur die Möglichkeit, diese Erfahrungslücken zu schließen, sondern auch die Praxis des Edierens in ihrer Relevanz für die eigene musikalische Interpretation zu erleben. Dass die musikphilologischen Kompetenzen praktisch bzw. in Form von „learning by doing“ erworben werden, trägt zweifellos dazu bei, die editorischen Implikationen des für sie auf dem digitalen Markt ansonsten gut zugänglichen Notenmaterials sensibler wahrzunehmen. Bei der Konfrontation mit einer Notationslücke beschritt die Veranstaltung deutlich Wege forschenden Lernens und schloss auch die Dozentin als kooperativ Forschende in produktiver Weise ein.
Nach einer Einführung in theoretische und praktische Zusammenhänge des Edierens erfolgten die genuinen Editionsarbeiten in koordinierten Teams. Diese Teams operierten zwar arbeitsteilig, konzentrierten sich aber nicht nur auf einzelne Stimmen bzw. das eigene Instrument. Editorisch nicht eindeutig zu klärende Stellen der Vorlage wurden durch gemeinsame Proben interpretiert und vereindeutigt.
Die philologischen Ergebnisse des Projekts wurden als Open-Access-Publikation der Notenmaterialien – mit Angabe der studentischen Editor/innen – gesichert, nachdem ein gemeinsames und videographiertes (YouTube) Konzert die klanglichen Resultate öffentlich zum eindrucksvollen Erlebnis gemacht hatte. Ein großartiges und resonanzträchtiges Beispiel für die Integration wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung!
Univ.-Prof. Dr. Michael Kämper-van den Boogaart
Humboldt-Universität zu Berlin
Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung
Ausgangslage im musikpraktischen Alltag
Musikstudierende verwenden edierte Noten täglich beim Musizieren und als Basis für die Erarbeitung individueller Interpretationen. Durch Online-Plattformen wie z. B. die Petrucci Music Library oder das Sheet Music Archive sind Noten leicht verfügbar, allerdings ist einiges an Fachwissen nötig, um angesichts des breiten qualitativen Spektrums der dort angebotenen Materialien eine fundierte Auswahl zu treffen. Zuverlässiges und nahe am Original bleibendes Notenmaterial ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eigener interpretatorischer Zugänge, die nicht durch ungekennzeichnete Zusätze beeinflusst oder eingeschränkt sind. Der Umgang mit fertigen Musikeditionen verstellt den Blick auf die Genese der Notentexte: Welche Arbeitsschritte fallen im Zuge des Editionsprozesses von der Quellenarbeit bis zur spielfertigen Edition an? Wo und wie werden editorische Entscheidungen getroffen? Welche Informationen und möglicherweise Problematiken bergen die Originale?
Durch die Verfügbarkeit von Digitalisaten und (freien) Notensatzprogrammen sind die Voraussetzungen für Editionen so günstig wie nie zuvor. Damit geht auch die Anforderung an professionelle Musiker*innen einher, sich mit den Originalen kritisch auseinanderzusetzen, diese für die eigene Praxis zu transkribieren und sich neues bzw. unbekanntes Repertoire zu erschließen. Professionelle, wissenschaftlich wie musizierpraktisch höchsten Qualitätsansprüchen genügende Editionen setzen ein breites Wissen einerseits in Kodikologie/Quellenkunde, Paläographie sowie (Musik-)Philologie und andererseits in den Bereichen Notensatzprogramme, (Digital-)Edition und Layout voraus. Außerhalb von spezialisierten Studiengängen nimmt Barockmusik im regulären Instrumental- und Gesangsunterricht nur einen geringen Raum ein, obwohl barocke Stilelemente über die Epochengrenze weiterwirken und wichtige Werke des ‚klassischen‘ Standardrepertoires (z. B. von J. Haydn oder W. A. Mozart) in dieser Tradition wurzeln. Jedes Notat setzt implizites Wissen über Stil und Ausführung voraus – dies gilt in besonderem Maße für vor dem 19. Jahrhundert entstandenen Werke, weil die Schrift hier deutlich weniger Hinweise auf die Ausführung und dafür mehr interpretatorische Leerstellen enthält. Ein in den Editionen standardisiertes und somit in seinem Erscheinungsbild ähnliches Notat für Musik unterschiedlicher Epochen erfordert also in der Praxis differenzierte Zugangsweisen.
Motive und Ziele der Lehrveranstaltungen
Durch die Integration von wissenschaftlichen Themen in die Lehre sollen Musikstudierende an Forschung herangeführt werden. Darüber hinaus trägt das Spielen von den selbst erstellten Materialien dazu bei, dass die Teilnehmer*innen die musikpraktischen Resultate ihrer editorischen Arbeit erleben. Gemeinsames Ziel war die öffentliche Aufführung des selbst edierten Werkes im Klagenfurter Dom.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Im Rahmen des Projekts „Fux im Dom“ entstand eine praxistaugliche wissenschaftliche Edition der letztmals 1731 aufgeführten Missa in C (K 47) des österreichischen Barockkomponisten Johann Joseph Fux (ca. 1660–1741). Die im Editionspraktikum erstellten Materialien waren Basis für die anschließende Probenphase mit dem Ziel einer öffentlichen Konzertaufführung. Die Studierenden waren dabei in den gesamten Prozess von der Quelle bis zur Aufführung involviert.
Der Weg zum Konzert war durch forschendes Lernen, eigenständiges, auf Workflows basierendem Arbeiten im Team, „Learning by doing“ und experimentelle Vorgehensweisen geprägt. Theorie und Praxis waren eng miteinander verflochten und aneinander rückgekoppelt: Bei den Editionsarbeiten kam musiktheoretisches und musikwissenschaftliches Wissen zur praktischen Anwendung, gleichzeitig brachten die Studierenden ihre eigene musikpraktische Erfahrung in die Notenerstellung ein. Die Ergebnisse aus Proben und Konzert fließen wiederum in die Edition und Wissenschaft zurück. Musikphilologie wurde so als eine viele intra- wie interdisziplinäre Kenntnisse, Softskills sowie Kompetenzen im IT-Bereich fordernde und fördernde, unmittelbar mit der eigenen Praxis verbundene Tätigkeit erfahrbar. Das Projekt hat gezeigt, dass die Erstellung der Notenmaterialien und die Aufführung eines längeren Werks mit einer heterogenen Studierendengruppe ohne Vorerfahrungen in Edition und Barockmusik machbar ist.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
As first part of the project “Fux im Dom”, a practical, research-based edition of the Missa in C (K 47) by the Austrian Baroque composer Johann Joseph Fux (c. 1660–1741), last performed in 1731, was created. The material and resources produced in the seminar were subsequently used for the rehearsals and the performance in a public concert. The students were involved in the entire process from the source to the performance.
The process leading to the concert was characterized by research-based learning, self-directed teamwork grounded in workflows, “learning by doing” and experimental approaches. Theory and practice were closely intertwined: music theory and musicological knowledge were applied in the editorial work, and the students contributed their own practical experience to the edition. The results from rehearsals and concerts were fed back into edition and research. Musicology was thus experienced as a many-faceted field of activity that encourages and fosters the development of intra- and interdisciplinary knowledge, soft skills, as well as IT abilities, and was directly connected with the students’ own musical practice. The project has proven that a heterogeneous group of students with little or no previous experience in editing and performing Baroque music is able to prepare and rehearse a larger-scale work for performance.
Nähere Beschreibung des Projekts
Ausgangslage für die Lehre und Konzeption des Projekts
Die Ausgangslage am Semesterbeginn war durchaus herausfordernd: Die meisten Studierenden hatten kaum praktische Erfahrung mit Barockmusik, keine*r der Teilnehmer*innen hatte Kenntnisse in historisch-kritischer Edition und fast keine*r hatte zuvor mit professioneller Notensatzsoftware gearbeitet. Diese Unvoreingenommenheit erwies sich aber auch als Chance, gemeinsam einen grundlegenden Neuzugang zum musikalischen Stil und zum Werk zu entwickeln.
Dem Charakter eines Pilotprojektes entsprechend sollte herausgefunden werden, unter welchen Umständen ein solches Projekt mit einer sehr heterogenen Studierendengruppe durchführbar ist. Zentrale Bedingungen dafür waren, die Studierenden an (fast) allen Schritten zu beteiligen, ihnen die im Zuge des Projekts anfallenden Aufgaben bewusst anzuvertrauen, sie zum eigenständigen Arbeiten zu motivieren und individuell zu unterstützen. Dementsprechend wurde mit der Missa in C (K 47) von J. J. Fux ein Werk ausgewählt, das in nur einer Abschrift überliefert ist, sodass zeitaufwendige Vergleiche mehrerer Quellen entfallen. Kollationierung (Vergleich von Textvarianten) und editorische Entscheidungen sind dennoch erforderlich, da das Manuskript (teilweise) identische Stimmen enthält. Die gut lesbare Schrift der Wiener Hofkopisten erlaubt nach einer kurzen Einarbeitungsphase in die zeitgenössischen Notationsgewohnheiten einen weitgehend problemlosen Umgang mit dem Notentext.
Da Barockmusik verglichen mit Kompositionen des 19. Jahrhunderts nur wenige Zusatzzeichen – beispielsweise für die Artikulation – enthält, sind wenige damit üblicherweise verbundene Probleme (z. B. der Platzierung und Geltungsdauer, Differenzierung der Zeichen) zu erwarten. Um die Editionsarbeiten innerhalb eines Semesters rechtzeitig für die im nächsten Semester beginnenden Proben abschließen zu können, erhielten die Studierenden Rohtranskripte der Hauptstimmen: Die Gesamtpartitur war vor Semesterbeginn von der Lehrveranstaltungsleiterin transkribiert und von einer studentischen Hilfskraft einheitlich eingerichtet worden. Im Zentrum des Seminars stand also nicht die zeitaufwendige, mechanische Transkription, sondern eine reflektierte, forschende Zugangsweise zum Werk. Basierend auf dem am Semesterbeginn in einer (ersten) Konfrontation mit der Quelle erarbeiteten Wissens setzten sich die Studierenden aktiv mit der Quelle, der Notation und dem Stil auseinander, um das Werk für die praktische Realisierung aufzubereiten. Da jede Komposition und jede Handschrift einzigartig sind, tritt bei der theoretischen wie praktischen Erarbeitung sowohl für die Studierenden als auch für die Lehrenden immer wieder Neues und Überraschendes zu Tage; folglich sind gemeinsam Entscheidungen zu treffen und gegebenenfalls zu revidieren.
Didaktisches Konzept und Aufbau der Lehrveranstaltungen im Rahmen des Projekts
Organisation der Editionsarbeiten
Theoretische und technische Grundlagen wurden jeweils am Semesterbeginn sowie bei der Einführung neuer Arbeitsschritte vermittelt und über Moodle bzw. als Handouts zur Verfügung gestellt. Details zur Gestaltung der Materialien wurden anhand von Probelayouts mit den für die jeweiligen Stimmgruppen verantwortlichen
Kolleg*innen geklärt und bei der Arbeit an der Edition berücksichtigt. Für den Austausch der Materialien untereinander wurde die an der GMPU bereits etablierte Plattform MS Teams verwendet, die allen Teilnehmenden die Möglichkeit zum Datenupload sowie zur Kommunikation (Postings von Fragen / Antworten bzw. Lösungen) bietet. Die Studierenden erhalten im Seminar bzw. auf Nachfrage zeitnah und kontinuierlich Feedback bzw. Hilfestellungen zu ihrer Arbeit.
Auseinandersetzung mit der Gesamtpartitur
Die Aufteilung der Fux-Messe auf die Zweierteams erfolgte nicht nach Instrumenten bzw. Stimmen, sondern jede Gruppe erhielt einen kurzen Satz bzw. einen in sich abgeschlossenen Satzteil: Statt nur eine Stimme wie z. B. die erste Violine komplett zu erstellen, war ein Team für sämtliche Stimmen des zugewiesenen Abschnitts verantwortlich. Damit erhielten die Studierenden einen Eindruck des Gesamtklanges und schulten ihr inneres klangliches Vorstellungsvermögen sowie das harmonische Denken. Sie mussten sich mit verschiedenen Instrumenten, Notationen (Schlüssel) und Spielweisen auseinandersetzen, statt sich auf eine Stimme – und damit potentiell das eigene Instrument – zu konzentrieren.
Ablauf des Projekts
I. Editionspraktikum
Einführung, theoretische Grundlagen, Kennenlernen der Notationssoftware
Die ersten zwei bis drei Sitzungen des Editionspraktikums sind als Einführung in die Thematik sowie in die Software konzipiert:
- Warum muss Musik ediert werden?
- Welche Arbeitsschritte umfasst eine Edition, wie ist methodisch vorzugehen?
- Einführung zu Johann Joseph Fux, zur Gattung Ordinarium Missae, den Werkkontexten
- Kennenlernen der Quelle und der Notation; Verhältnis von Notiertem und Klingendem; erste Überlegungen zur Edition
- Bilden von Zweierteams und Verteilen der zu bearbeitenden Werkteile
- Kennenlernen der Notationssoftware und Anpassen der Voreinstellungen
II. Editionsarbeiten
Folgende Arbeitsschritte waren durch die Studierenden auszuführen:
- Quellenarbeit: Kollationieren der vorhandenen Stimmen (Vergleich der klanglich identischen Passagen von Solo- und Tuttistimmen sowie von vokalem Tutti und verstärkenden Instrumentalstimmen), Dokumentation der Abweichungen und Treffen editorischer Entscheidungen an unklaren bzw. ambivalenten Stellen
- – Erstellen der stützenden instrumentalen colla parte-Stimmen sowie der gemeinsamen Stimme für Violoncello / Violone (Kontrabass), ggf. mit Hinweisen zur Ausführung
- Übertragung der Generalbassziffern aus dem Original in die Edition, korrekte Platzierung und Verifizierung durch Abgleich mit den Harmonien des Gesamtsatzes
- Korrekturlesen Edition – Original, Korrekturen einarbeiten; Ergänzung von aufführungspraktischen Hinweisen (z. B. Tutti-/Solo-Hinweise, Dynamik) in allen beteiligten Stimmen
- Erstellen der Einzelstimmenlayouts für die Instrumentalstimmen (hier: 12 Stimmen)
- Erstellen des Vokalauszugs für Singstimmen und Generalbass
- Anlegen der Dirigierpartitur
- Einrichten der Layouts: Systemgrößen, Abstände, Ränder, musikalisch logische und gleichzeitig möglichst regelmäßige Zeilenumbrüche, Dichte des Notentextes, Seitenumbrüche / Blätterstellen, ggf. Ausblenden nicht benötigter Notenzeilen
- Spielhilfen: Auswahl und Erstellung von orientierenden Stichnoten bei Neueinsätzen; Setzen von Textmarken; in den Soloabschnitten Einfügen obligater Stimmen im Kleinstich
III. Finalisierung der Materialien
Nach Semesterende wurde die Edition (insbesondere die Dirigierpartitur) von der Lehrveranstaltungsleiterin mit der studentischen Hilfskraft finalisiert und korrekturgelesen. Eine kurzfristige Besetzungsänderung erforderte einen ausgesetzten Generalbass, der von einem Kollegen erstellt und in die Edition integriert wurde. Für Nachfolgeprojekte soll diese Arbeit von vornherein vorgesehen werden, sodass sich Studierende an der Aussetzung aktiv beteiligen können.
IV. Proben und Aufführung(en), Feedback
- Probenprozess: mehrere Einzelproben (Solist*innen), Chorproben, Stimmgruppenproben, Gesamtproben; ein Großteil der Proben wurde wissenschaftlich begleitet
- In den Quellen uneindeutige Stellen wurden in den Proben klanglich beurteilt und im Material klargestellt; die Noten konnten unmittelbar modifiziert und neu ausgedruckt werden
- Aufführung im Dom Klagenfurt, Videomitschnitt
- Für die Wiederaufführung im Sommer 2023: Feedback und Reflexion anhand des Videomitschnitts; Probenprozess mit Fokus auf eine kritische Vertiefung des (individuellen) interpretatorischen Zugangs, auch im Hinblick auf die weitere künstlerische Entwicklung der Studierenden
Nutzen und Mehrwert
Das Projekt hebt sich sowohl im wissenschaftlichen (musikwissenschaftlichen Seminare) als auch im künstlerischen Bereich (z. B. Orchesterprojekte) vom üblichen Angebot deutlich ab. Deshalb ergibt sich für die Studierenden im Hinblick auf die eigene künstlerische Praxis und ggf. das künftige Berufsleben sowie für die Lehrenden durch den
erweiterten Erkenntnisgewinn eine Reihe von Mehrwerten:
- Nutzung und Bündelung der an einer Musikuniversität vorhandenen Kompetenzen und Potentiale durch die enge Vernetzung von Theorie und Praxis innerhalb eines Projekts. Damit trägt das Projekt dazu bei, die durch Lehrpläne und Curricula suggerierte Trennung zwischen Wissenschaft und (künstlerischer) Praxis zu überbrücken.
- Die Beteiligung am gesamten Prozess von der Quelle bis zur Aufführung bewirkt einen umfassenden Erkenntnisgewinn im wissenschaftlichen wie im praktischen Bereich; es ist zu erwarten, dass die erworbenen praktischen Fähigkeiten und die damit verbundenen interpretatorischen Reflexionen nachhaltige Einflüsse auf die künstlerische Entwicklung der Studierenden haben werden.
- Die gemeinsame Entdeckung und Aufführung eines seit über 300 Jahren im Archiv liegenden Werkes eines Komponisten, der vielen allenfalls als Theoretiker bekannt ist, weckt die Neugier.
- Das öffentliche Konzert als gemeinsamer Projektabschluss wirkt motivationsfördernd.
- Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Lehrenden lernen die Studierenden verschiedene Perspektiven auf das Werk und unterschiedliche interpretatorische Ansätze kennen.
- Die Studierenden erwerben praktisches Rüstzeug in Notensatz, Layout und Notengraphik, die üblicherweise nicht im Rahmen von universitären Lehrveranstaltungen vermittelt werden, aber berufliche Perspektiven eröffnen.
- Anhand der Editionsarbeiten werden Qualitätskriterien für (historisch-kritische) Editionen und quellenbasiertes Arbeiten vermittelt.
Nachhaltigkeit
Transfer in die Gesellschaft, in die Scientific Community und in künstlerische Kreise:
- Öffentliche Konzerte und Vorträge (Forschungsforum an der GMPU, Einführungsvortrag vor dem Konzert) und die „Kopistenwerkstatt“ bei der Kindermusikuni tragen zur Sichtbarkeit des Projektes bei.
- Veröffentlichung ausgewählter Teile des Konzertes (https://www.youtube.com/watch?v=sLQ74Usq8Fo) und einer Projektdokumentation (https://www.youtube.com/watch?v=AEmJrKXOwIQ) auf YouTube.
- Einladung zur Wiederholung des Konzerts in der Carinthischen Musikakademie Stift Ossiach (Juni 2023): Überarbeitung und Korrektur der Notenmaterialien sowie Vertiefung durch weitere Proben, detailliertes Feedback und Weiterentwicklung auf Basis des Videomitschnitts vom Konzert in Klagenfurt
- Nach Projektabschluss: Open access-Publikation (mit DOI) der Notenmaterialien (Dirigierpartitur, Vokalauszug, Einzelstimmen) auf www.fux-online.at bzw. epub.oeaw.ac.at (in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) sowie auf imslp.org; die jeweiligen Bearbeiter*innen der Sätze werden namentlich aufgeschlüsselt.
- Zusätzlich werden von den beiden alternativen Vertonungen des „Crucifixus“ Editionen mitsamt der in den Proben erstellten Audioaufnahmen veröffentlicht.
Dissemination/Transfer
Weiterentwicklung
- Ähnliche Folgeprojekte im Bereich Barockmusik sollen im ca. zweijährigen Turnus stattfinden.
- Das Editionspraktikum wird künftig auf zwei Semester ausgedehnt, um die Lerninhalte zu vertiefen, größere Projekte mitsamt Transkription der Noten zu bewältigen und ggf. weitere Forschungsarbeiten (z. B. in Archiven) zu integrieren. Alternativ zu größeren gemeinsamen Projekten kann das Editionspraktikum auch als Werkstatt für individuelle Projekte der Studierenden angeboten werden.
- Aktive Beteiligung der Studierenden an den Einführungsvorträgen bzw. der Präsentation von Hintergrundinformationen zum Werk (z. B. Programmheft, Impulsvorträge, Plakate, Videos etc.).
- Integration von vertiefenden Workshops durch (Barock-)Spezialist*innen
- Vorstellung und Verbreitung der erarbeiteten Materialien im Kollegium: Verwendung der Materialien im praktischen Unterricht zur Erschließung unbekannter Repertoires sowie in wissenschaftlichen Fächern (z. B. Musikgeschichte, Stilkunde, Notationskunde).
- Austausch und Vernetzung mit anderen (Musik-)Universitäten.
- Mittelfristig: Verstetigung des Editionspraktikums durch Aufnahme in das neue Curriculum.
Institutionelle Unterstützung
Das gesamte Projekt stieß erfreulicherweise von Anfang an sowohl bei den Studierenden als auch im Kollegium auf eine sehr hohe Akzeptanz und ein großes Interesse. Bereits zum Editionspraktikum haben sich mehr Studierende angemeldet als kalkuliert, sodass zwei Teilgruppen gebildet wurden. Mehrere Studierende aus dem Editionskurs haben ihre freiwillige Hilfe bei der Finalisierung der Materialien sogar über das Semesterende hinaus angeboten. Die nach dem Projekt unter den Beteiligten durchgeführte Evaluierung ergab sehr positive und konstruktive Rückmeldungen: Hier sowie in direkten Gesprächen wurde der Wunsch geäußert, in Zukunft ähnliche Projekte zu realisieren. Zudem waren die Musiker*innen aufgerufen, Feedback zur Edition zu geben. Die Evaluierungsergebnisse wurden im Kollegium im Hinblick auf künftige Projekte und weitere Verbesserungs- sowie Entwicklungsmöglichkeiten ausführlich reflektiert und diskutiert, einige Ideen werden versuchsweise bereits für die Wiederaufführung umgesetzt.
Positionierung des Lehrangebots
Das Editionspraktikum erstreckte sich über ein Semester (2 Semesterwochenstunden wöchentlich, ggf. Intensivphase am Semesterende). Zu Beginn des folgenden Semesters fanden die Proben für das Konzert statt. Bis zur Verstetigung des Faches im neuen Curriculum ist das Praktikum unter anderem als Wahlfach sowie für ausgewählte
wissenschaftliche Fächer anrechenbar, im Schwerpunkt Alte Musik bestehen zusätzliche Anrechnungsmöglichkeiten. Alle Lehrveranstaltungen waren grundsätzlich offen für alle Studierenden (BA, MA, Konservatoriumsstudierende) in allen Studiengängen.
- Erfahrungslernen
- Forschung/EEK geleitete Lehre
- Lehr- und Lernkonzepte
- Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
- Digitalisierung
- Kooperationen in der Lehre
- Kunst, Musik und Gestaltung