Green Care Hackathon Österreich Heilwald

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Ziel: Prototypen für die Gestaltung eines Heilwaldes durch die Zusammenarbeit von drei verschiedenen Bildungsträgern Rund um Wald und Gesundheit zu erstellen und bei den Schüler:innen das Sektoren-übergreifende Arbeiten und Herangehen an Problemstellungen zu fördern.

Ausgangslage: Auf den Flächen des Stiftes Göttweig in Niederösterreich entsteht Österreichs erster Heilwald. Eine Gestaltung der bespielbaren Flächen wurde bisher noch nicht vorgenommen. Um hier nicht in redundante Konstruktionen und Übungsinstrumente zu verfallen wurde ein innovativer Entwicklungsansatz gesucht.

Ein gemeinsames Netzwerk dreier Bildungseinrichtungen (Forstfachschule Traunkirchen, HTL Holztechnikum Kuchl und die Ergotherapiewissenschaften FH IMC Krems) konnte gewonnen werden um (24 Arbeitszeit) gemeinsam Gestaltungselement für den Heilwald zu finden.

Für die Zusammenarbeit wurde das Format des Hackathons gewählt. Ein 24-stündiger Wettbewerb welcher das Ziel hat in der vorgegebenen Zeit Lösungen/Stationen für gegebene Fragestellungen zu finden.

Als Vermittlungsmethode wurde ein an die zeitlichen gegebenheiten des Hackathons angepasster Design-Thinking-Prozess gewählt.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Bei ersten Green Care Hackathon Österreichs kamen die Schüler:innen und Studierenen von drei Bildungseinrichtungen zusammen um gemeinsam an Gestaltungslösungen für den ersten Heilwald Österreichs zu arbeiten. Über die Dauer von 24 Stunden wurden in interdisziplinären Teams theoretisch wie praktisch an vier Konzepten von Gesundheitsstationen für den Heilwald gearbeitet. Über das Model den Design –thinking Prozess haben die TN sich mit der Fläche, Problemstellung und den Stakeholder des Heilwalds auseinandergesetzt. Gearbeitet wurde nur mit Naturmaterialien, welche nach Beendigung des Prozesses/Prämierung und Ausstellung wieder in den Wald oder den ökologische Recycling Prozess eingehen können.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

At the first Green Care Hackathon in Austria, pupils and students from three educational institutions came together to work on design solutions for Austria's first healing forest. Over the course of 24 hours, interdisciplinary teams worked theoretically and practically on four health station concepts for the healing forest. Using the model and the design-thinking process, the participants dealt with the area, the problem and the stakeholders of the healing forest. They worked only with natural materials, which can be returned to the forest or to the ecological recycling process after the end of the process/awarding and exhibition.

Nähere Beschreibung des Projekts

Das Ziel des Hackathons war die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema "Heilwald" und darin zu etablierende Gesundheitsstationen.

Gesucht wurden Konzepte und Mobiliar für verschiede Orte innerhalb des als „Heilwald“ ausgewiesenen Gebietes in der Nähe des Stifts Göttweig

  • für sowohl vorbeugende (präventive) als auch therapeutische Gesundheitsangebote.
  • Der Heilwald soll ein inklusiver Ort für alle Generationen sein und für alle Formen von Gesundheitsförderung/-therapie.
  • Die Stationen sollen auch als Orte der Wissensvermittlung über Wald und Gesundheit konzipiert werden.
  • Die Möbel / Stationen sollen biologisch abbaubar sein, jedoch schon 10-15 Jahre halten. Die Stationen dürfen nur aus Holz oder anderen Naturmaterialien (Seilen, Stein, Laub etc.) gebaut werden. Plastik, diverse Metalle oder Klebstoffe sind nicht gestattet.
  • Als Maßstab darf in 1:1 gebaut werden, oder Modelle in 1:3 bzw. nur Teile davon in Realgröße. Ein Modell soll also Teil des finalen Konzepts sein.
  • Maximalgröße 5 x 5 Meter, Minimalgröße 1x1 Meter
  • Die Dynamik des Waldes und die forstlichen Bedingungen und Herausforderungen sollten bei der Konzeption einer Station berücksichtigt werden.

Die Erarbeitung der Aufgabenstellung fand in Form theoretischer Inputs durch Vertreter*innen des BFW (Bundesforschungszentrum Wald), der IMC Fachhochschule Krems sowie des Kunstmuseums Waldviertel statt. Entwickelt wurden verschiedene Konzepte sowie Naturmobiliar für verschiede Standorte innerhalb des als Heilwald ausgewiesenen Waldbereichs (etwa 52 HA) sowie auf praktischer Ebene eine Prototypenentwicklung von Gesundheitsstationen in kleinerem Maßstab.

Das methodische Vorgehen folgte dem Modell des Design-Thinking-Prozesses. (siehe: wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/design-thinking-54120/version-277174)

In der zur Verfügung stehenden Zeit von knapp 24 Stunden wurden nach einer Besichtigung der in Frage kommenden Standorte der geplanten Gesundheitsstationen zunächst Skizzen der Prototypen-Modelle angefertigt. Danach ging es nach Abstimmung mit den Expert*innen an die praktische Umsetzung. Das hierfür notwendige Material, die Arbeitsräume und Werkstätten (Indoor und Outdoor) sowie Schlafräume & Verpflegung wurden vom Stift Göttweig zur Verfügung gestellt.

Studierende des Studiengangs Ergotherapie brachten bei der Gestaltung der Stationen ihre gesundheitswissenschaftlichen Expertisen ein. Schüler*innen der Forstfachschule Traunkirchen sowie der HTL Holztechnikum Kuchl waren für die technische Konzeption der Stationen und deren Umsetzung verantwortlich.

Die aus Vertreterinnen der drei Ausbildungsstätten geformten Teams waren gefordert in der zur Verfügung stehenden Zeit konkrete Ergebnisse zu entwerfen, zu gestalten und in einem letzten Schritt vor einer Fachjury zu präsentieren. Über den gesamten Zeitraum hinweg standen den Teams Expert*innen aus der IMC FH Krems sowie des BFW beratend bei der Erarbeitung der Konzepte zur Verfügung.

  • Phase 1: Definition Hypothesen
  • Phase 2: Möglichkeit mit ‚Kunden‘ zu sprechen. Hierfür waren Lehrende der Ergotherapie, Musiktherapie & Physiotherapie der IMC FH Krems beratend anwesend. Die Expert*innen wurden immer wieder während des Arbeitsprozesses von den Teams konsultiert um deren Feedback einzuholen.
  • Phase 3: Gelerntes integrieren
  • Phase 4: Lösungsskizzen
  • Phase 5: Modell / Prototyp anfertigen
  • Phase 6: Testen Modell

Aufgrund der hervorragenden Ideen und deren praktische Ausgestaltung wurden alle fünf Teams gleichermaßen ausgezeichnet. Die Ergebnisse bilden nunmehr die Grundlage für die im Frühjahr 2023 entstehenden Stationen im Heilwald rund um das Stift Göttweig, der allen Besucher*innen frei zugänglich sein wird.

Nutzen und Mehrwert

Vorarbeiten:

Das vorliegende Projekt vertiefte einerseits die Thematik der Interprofessionalität, die an der IMC FH Krems innerhalb des Departments für Gesundheitswissenschaften seit vielen Jahren durch entsprechende Lehrveranstaltungen gut etabliert ist.

Durch die nunmehrige Veranstaltung wurden einander unbekannte Berufsgruppen vorgestellt und deren Perspektiven vermittelt.

Zudem wurde ein erweiterter Blick auf SDGs (Sustainable Development Goals) ermöglicht.

In diesem Projekt wurden konkret die Ziele 3 (Gesundes Leben sicherstellen und das Wohlergehen für alle Menschen in jedem Alter fördern), 13 (Vordringlich Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen) und 15 (Ökossteme der Erde schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern. Wälder nachhaltig bewirtschaften, die Verwüstung bekämpfen und unfruchtbares Land wieder beleben und den Verlust der Biodiversität stoppen) angesprochen und Wege zur aktiven Gestaltung aufgezeigt.

Alle Schüler*innen und Studierenden lernten andere Bildungssparten und deren Perspektiven und Problemlösungsansätze kennen.

Besonders beeindruckend war die wertschätzende und kooperative Art der Zusammenarbeit zwischen den Vertreter*innen der involvierten Bildungseinrichtungen. So beschränkten sich beispielsweise die Diskussionen der jeweiligen Gruppenmitglieder nicht nur auf das eigene Projekt, sondern Ideen und Unterstützung wurden auch im Hinblick auf die anderen Projekte gegeben. (Zwei Feedbacks von Studierenden an der IMC FH Krems sind weiter oben angeführt).

Nachhaltigkeit

Nach dem 2. internationalen Kongress der ISFT 2018 wurde das Thema in die Forschungsstrategie der IMC FH Krems aufgenommen. Bisher wurden mehrere EU-Anträge im Sinne der internationalen Vernetzung gestellt.

  • Parallel dazu wurde zum BFW eine stabile und kontinuierliche Kooperation aufgebaut.

So wurde im Vorfeld des hier eingereichten Projekts im Rahmen der ISFT (International Society for Forest Therapy) ein Konzept für eine Heilwald-Zertifizierung (angelehnt an die Konzepte der Pioniere in Mecklenburg Vorpommern) ausgearbeitet und umgesetzt.

  • Ein weiterer Schritt liegt in der Etablierung eines Curriculums im Bereich "Nature Based Therapies".

Dissemination/Transfer

Die Weiterentwicklung des Therapiekonzepts "Nature Based Therapies" ist für alle Berufsgruppen des Gesundheits-Departments eine sinnvolle Perspektive Studien zeigen den positiven Zusammenhang zwischen Therapie und Natur.

Weiterführende Literatur:

  • Bowler D.E., Buyung-Ali L.M., Knight T.M., Pullin A.S. A systematic review of evidence for the added benefits to health of exposure to natural environments. BMC Public Health. 2010;10:456. doi: 10.1186/1471-2458-10-456. [PMC free article] [PubMed] [CrossRef] )
  • Kaplan R., Kaplan S. The Experience of Nature: A Psychological Perspective. Cambridge University Press; Cambridge, UK: 1989. [Google Scholar]
  • Ulrich R.S., Simons R.F., Losito B.D., Fiorito E., Miles M.A., Zelson M. Stress recovery during exposure to natural and urban environments. J. Environ. Psychol. 1991;11:201–230. doi: 10.1016/S0272-4944(05)80184-7. [CrossRef] [Google Scholar]
  • Kellert S.R., Wilson E.O. The Biophilia Hypothesis. Island Press; Washington, DC, USA: 1993. [Google Scholar]
  • Song C., Ikei H., Miyazaki Y. Physiological Effects of Nature Therapy: A Review of the Research in Japan. Int. J. Environ. Res. Public Health. 2016;13:781. doi: 10.3390/ijerph13080781. [PMC free article] [PubMed] [CrossRef] [Google Scholar]

Institutionelle Unterstützung

Wie oben ausgeführt wird an der IMC FH Krems auf mehreren Ebenen das Projekt unterstützt.

ZB. Kongress 2018; 2020 Aufnahme in die Forschungsschwerpunkte des Departments für Gesundheitswissenschaften; Formulierung mehrerer Forschungsanträge, Ausarbeitung eines Fortbildungs-Curriculums. Kooperation mit BFW; Gründung der ISFT (International Society for Forest Therapy).

Positionierung des Lehrangebots

Bachelor Ergotherapie; Forstfachschule Traunkirchen, Holztechnikum Kuchl

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Prof (FH) Priv.-Doz.Mag.Dr. Gerhard Tucek
IMC University of Applied Sciences Krems / Austria / Institut für Therapie & Hebammenwissenschaften / Institutsleitung
+436642100898
Nominierte Person(en)
Dominik Mühlberger, Mag
Bundesforschungszentrum für Wald
Christine Ornetsmüller, Dr.in
Bundesforschungszentrum für Wald
Johanna Kanzian, Dr.in
Holztechnikum Kuchl
Michael Chiari
Forstfachschule Traunkirchen
Mag. Doris Weinberger,BsC
Praktikumskoordination | Institut Therapie- und Hebammenwissenschaften
Barbara Prinz-Buchberger, MSc
Studiengangsleitung Ergotherapie / Institut Therapie- und Hebammenwissenschaften
Themenfelder
  • Erfahrungslernen
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Klimaschutz
  • Kooperationen in der Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften