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- Angewandte digitale Transformation. Interdisziplinärer Kompetenzerwerb an der Schnittstelle Data Analytics, Controlling und Business Development.
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Angewandte digitale Transformation. Interdisziplinärer Kompetenzerwerb an der Schnittstelle Data Analytics, Controlling und Business Development.
Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung
Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft tiefgreifend und nachhaltig. Ein wesentlicher Treiber innerhalb der digitalen Transformation ist der schnelle und stetige Wandel der eingesetzten Technologien. Der daraus resultierende Veränderungs- und Anpassungsdruck ist groß und führt nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch im Hochschulbereich in der Lehre und Forschung zu neuen Herausforderungen und Chancen.
Der Studienbereich Wirtschaft und Management der Fachhochschule Kärnten stellt sich diesen Herausforderungen proaktiv und versucht die damit verbundenen neuen Perspektiven in vielfältiger Weise zu nutzen, z.B. in Form von interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachbereichen. Interdisziplinäres Arbeiten, definiert als die Nutzung und Einbindung von Methoden und Denkweisen unterschiedlicher Disziplinen, wird im Studienbereich ebenso wie transdisziplinäres Arbeiten, also das Einbeziehen von Praxiswissen durch enge Zusammenarbeit mit Stakeholdern aus der Praxis, seit jeher aktiv gelebt. Durch die neuen technologischen Möglichkeiten können Synergieeffekte jedoch noch effektiver genutzt und die Grenzen zwischen den einzelnen Disziplinen zunehmend aufgelöst werden.
Zentrales Ziel des Lehrprojekts ist es daher, den Studierenden fachübergreifende Kompetenzen und Qualifikationen zu vermitteln bzw. diese zu vertiefen. Die Inhalte des Lehrprojekts setzen sich daher bewusst aus verschiedenen Fachgebieten (Marketing – Empirische Sozialforschung & Statistik – Wirtschaftsinformatik – Controlling) zusammen. Es werden interdisziplinäre Bezüge hergestellt und damit eine Erweiterung des persönlichen und fachlichen Horizonts der Studierenden gewährleistet.
Das konkrete Motiv und die Ausgangslage für das Projekt stellen eine Veränderung des Rollenbildes des/der Controllers:in dar. Die damit verbundenen Aufgaben und Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren verstärkt in Richtung eines/r „Business Partners/in“ entwickelt. Diese Entwicklung erfordert weit mehr als fachspezifische Kompetenzen, sondern verstärkt interdisziplinäres Denken, das in einem klassisches Lehrsetting nur unzureichend vermittelt werden kann.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Das im Bereich Wirtschaft angesiedelte Projekt wird in Form eines Use Case durchgeführt. Dabei werden digitale Technologien gezielt mit interdisziplinären Inhalten aus verschiedenen Fachbereichen gekoppelt. Der beobachtbare Lernerfolg wird durch die aktive Einbindung der Studierenden in die Lehrveranstaltung gesteigert. Gezielte Aufgabenstellungen, Gruppendiskussionen und Feedbackschleifen in unterschiedlichster Art führen zu einem Wissenszuwachs in den Bereichen IT, empirische Sozialforschung, Marketing und Controlling. Fächerübergreifende Kompetenzen wie vernetztes Denken und analytische Fähigkeiten werden gezielt weiterentwickelt. Insbesondere wird die Fähigkeit gefördert, sich mit herausfordernden Aufgabenstellungen aus den verschiedenen Fachbereichen auseinanderzusetzen und gemeinsam (entweder mit Kommiliton:innen oder mit den LV-Leitern, die sich als Lernbegleiter verstehen) spezifische Lösungen zu entwickeln. Dieses angeleitete „Learning by doing“ schafft intrinsische Motivation, da Lernerfolge durch die Unterstützung von Business Intelligence Software sofort erkennbar und sichtbar werden. Schrittweise und in klar definierten Etappen werden so Kompetenzen aufgebaut und an praktischen Fallbeispielen in den verschiedenen Disziplinen trainiert. Die Erweiterung des persönlichen und fachlichen Horizonts der Studierenden wird durch einen aus der Unternehmenspraxis hergestellten Anwendungsbezug sowie die Verschränkung zwischen Theorie und Berufspraxis unterstützt.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The project, which is based in the area of business, is carried out in the form of a use case. Digital technologies are specifically coupled with interdisciplinary content from different subject areas. The observable learning success is significantly increased by the active involvement of the students in the course. Targeted assignments, group discussions and feedback loops of vari-ous kinds lead to an increase in knowledge in the areas of IT, empirical social research, marketing and controlling. Interdisciplinary competencies such as networked thinking and analytical skills are specifically developed. In particular, the ability to deal with challenging tasks from the various subject areas and to develop concrete solutions together (either with fellow students or with the course instructors, who see themselves as learning guides) is promoted. This guided “learning by doing” creates intrinsic motivation because learning successes are immediately recognizable and visible with the support of business intelligence software. Step by step and in clearly defined stages, competencies are built up and trained on the basis of practical case studies in the various disciplines. The broadening of students’ personal and professional horizons is supported by establishing an applied perspective through targeted input from business practice and by interconnecting theory and professional practice.
Nähere Beschreibung des Projekts
Nachhaltiges und profitables Wachstum sicherzustellen ist eine Herausforderung, der sich Unternehmen aller Branchen stellen müssen. Die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Wachstumsstrategien ist dabei ein Aufgabenfeld von Business Development und Management. Für das Lehrprojekt wurde daher speziell aus diesem Themenfeld eine realdatenbasierte Fallstudie entwickelt. Die zentrale Aufgabe ist es dabei, auf Basis einer datenbasierten Vertriebs- und Kommunikationsstrategie mögliche Optionen für Wachstumsstrategien aufzuzeigen. Business Developer:innen sind deshalb zukünftig gefordert, entweder allein und/oder in (enger) Zusammenarbeit mit den IT-Abteilungen effizient und effektiv auf Informationsbedürfnisse von Führungskräften reagieren zu können. Business Developer:innen schlüpfen dabei eigentlich in die Rolle des Controllers.
Die Lehrziele orientieren sich daher an den zukünftig geforderten Kompetenzen des/der Controller:in als Business Partner:in. Dazu gehören (laut Kompetenzraster des Internationalen Controllervereins): Analyse- und Kommunikationsfähigkeit, betriebswirtschaftliches Wissen, Verhaltenswissen, Instrumentenkenntnis sowie Belastbarkeit. Allerdings verändert sich das Rollenbild des/der Controller:in durch den Einfluss der Digitalisierung maßgeblich und die Tätigkeitsbereiche von zukünftigen Controller:innen können sich – eine entsprechende Unternehmensgröße vorausgesetzt – über alle funktionalen Teilbereiche des Unternehmens erstrecken. Denn in der Vergangenheit hatten es Unternehmen vor allem mit strukturierten unternehmensinternen Daten zu tun, deren Aufbereitung, Organisation, Bereitstellung und Integration in die betrieblichen Informationssysteme Hauptaufgabe der Informations- und Kommunikationsabteilung (IKT) des Unternehmens war. Die zunehmend unstrukturierten und schnell wachsenden Datenmengen aus der betrieblichen Außenwelt, die technologische Weiterentwicklung entsprechender Softwaretools und die damit einhergehende verstärkte Nachfrage des Managements nach Business Intelligence und Analytics Anwendungen/Auswertungen führen aktuell jedoch zu einem Paradigmenwechsel.
So müssen Business Developer:innen in ihrer Rolle als Controller:innen zunehmend agil und in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der IKT-Abteilung effizient und effektiv auf die rasch wachsenden Informationsbedürfnisse von Führungskräften reagieren können. Die Automatisierung und die damit verbundene Beschleunigung sowie die funktionale Erweiterung der Prozesse entlang der Data Value Chain, also dem Prozess von der Datenentdeckung bis zur Datenauswertung, stehen dabei im Mittelpunkt des gemeinsamen Vorgehens. Es wird – in Ergänzung zu „klassischen“ Analysen auf operativer Ebene - die Unterstützung im Rahmen strategischer Entscheidungen und bei der Beantwortung von zukunftsorientierten Fragen, wie „Welche Ereignisse und Szenarien werden mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten?“ (Predictive Analytics) und „Welche Wachstumsstrategien und Handlungsoptionen führen mit welcher Wahrscheinlichkeit zu welchen möglichen Ergebnissen?“ (Prescriptive Analytics) werden immer wichtiger.
In der Vergangenheit konnten die genannten Fragen jedoch nur mit großem Aufwand und teilweise umfangreichem Wissen aus den Bereichen Mathematik, Statistik und Informatik beantwortet werden. Was vor Jahren ausschließlich von wenigen Spezialisten durchgeführt wurde und nur mit komplexer Software möglich war, kann heute zum Teil – methodisches Wissen vorausgesetzt – von der Fachabteilung selbst mit Hilfe benutzerfreundlicher Tools modelliert und ausgewertet werden. Die Fachbereiche werden dabei zunehmend digitalisiert, vernetzen sich untereinander. Damit verschwimmen die Grenzen der Fachbereiche und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit nimmt zu.
Lehr-/Lernmethode und Kompetenzorientierung
Im vorgestellten Lehrprojekt werden nun Studierende interdisziplinär und zielgerichtet auf diese aktuellen Herausforderungen vorbereitet und die Entwicklung von Lösungsszenarien anhand von praxisorientierten Aufgabestellungen trainiert. Das Ziel ist es, mit Hilfe eines IT-gestützten Use Cases entsprechende interdisziplinäre Kompetenzen aufzubauen. Dieser Use Case bietet eine Lernumgebung, die durch ihren experimentellen und erfahrungsorientierten Charakter die Kompetenzentwicklung der Studierenden sowohl auf fachlicher als auch auf methodischer Ebene fördert und motiviert. Die klassische Wissensvermittlung in Form von Frontalunterricht tritt dabei in den Hintergrund, während selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen sowie das Lernen im Gruppensetting und das Lernen durch Feedback gefördert werden.
Die Lehr- und Lernmethode orientiert sich dabei an den Herausforderungen der heutigen Studierendengeneration, die bewusst den integrativen, fächerübergreifenden und selbstgesteuerten Unterricht dem klassischen, weitgehend isoliert fachbezogenen Frontalunterricht vorzieht. Konkret wird im gegenständlichen Lehrangebot eine Mischung von individuellen Lernphasen und Gruppenarbeiten verbunden mit kurzen Lehrsequenzen und vielfältigen Formen des Feedbacks im Sinne eines formativen Assessments der Kompetenzentwicklung umgesetzt (vgl. Abbildung 1). Dabei versteht sich das gesamte LV-Leitungsteam als Lernbegleiter und fungiert gleichzeitig als Gestalter der Rahmenbedingungen. Die Studierenden sollen insofern aktiviert werden, indem sie intrinsische Motivation bei der Bewältigung von (teilweise herausfordernden) Aufga-benstellungen entwickeln. Der Einsatz neuer Technologien in Form der verschränkten Nutzung von Business Intelligence Software und Statistiktools sowie kollaborative Arbeitsformen fördern den Bezug zur Berufspraxis, verdeutlichen die Möglichkeiten der Nutzung von Informationstechnologien und Digitalisierung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und fördern zusätzlich die Motivation.
Ausgehend von den bereits skizzierten Anforderungen an Business Developer:innen, die durch die digitale Transformation hervorgebrachten neuen Technologien bei der Entwicklung von Business Development Projekten sowie der Koordination und aktiven Mitgestaltung des gesamten Prozesses der Erstellung einer datengetriebenen Wachstumsstrategie zu integrieren, werden die dafür notwendigen Fähigkeiten in den Bereichen der Datenaufbereitung, -organisation, -integration, -modellierung, -analyse und -visualisierung einerseits sowie Analyse- und Kommunikationsfähigkeit andererseits in diesem Lernsetting trainiert. Grundlage dafür sind von der GfK Austria GmbH zur Verfügung gestellte, anonymisierte Daten aus dem Consumer Panel zum privaten Getränkekonsum in Österreich im Vergleichszeitraum von vier Jahren. Diese Marktforschungsdaten werden im Rahmen einer speziell für das Lehrangebot konzipierten Fallstudie mit weiteren Datenquellen, konkret mit Wetterdaten des ZAMG und Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria verschränkt, um daraus tiefergehende Insights in das Konsumentenverhalten zu erhalten (vgl. Abbildung 2). Insgesamt sind die Studierenden dabei gefordert, aus ca. 1.000.000 Datensätzen erfolgskritisches Wissen für ein Unternehmen (ein fiktiver Getränkehersteller) zu generieren und entsprechende Optionen und Empfehlungen für Wachstumsstrategien abzuleiten, diese zu bewerten und schließlich zu präsentieren. Der schrittweise Kompetenzerwerb in diesem Prozess wird dabei anhand von vier Teilaufgabenstellungen (vgl. Tabelle 1) überprüft.
Zentralen Stellenwert im Lehr- und Lernkonzept hat die Verknüpfung von Theorie (deklaratives Wissen) und praktischer Anwendung des Gelernten (funktionales Wissen), was durch einen iterativen Prozess sichergestellt wird: So wird zu Beginn jedes LV-Termins in kurzen Lehrinputs der Bezug zum jeweiligen Fachgebiet unter Berücksichtigung der Querverbindungen zu den anderen Disziplinen aufgezeigt.
Die zu vermittelnden Inhalte werden dann konkret als einzelne Teilaufgaben in den Use Case integriert und schrittweise angewendet und vertieft. Auf konzeptioneller Ebene werden zunächst in Kleingruppen Ziele für die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells definiert, die anschließend auf analytische Fragestellungen heruntergebrochen werden. Nach Sammlung und Diskussion der Ergebnisse im Plenum werden diese aufbereitet und mögliche Lösungsansätze kritisch reflektiert. Das Ergebnis ist ein für die gesamte Gruppe verbindlich definiertes Verfahrensmodell, welches im nächsten Schritt mit Hilfe der Business Intelligence Software „Microsoft Power BI“ von den Studierenden im Einzelsetting und in Teamarbeit praktisch umgesetzt wird. In wiederum klar definierten und aufeinander aufbauenden und abgestimmten Aufgabenstellungen aus den verschiedenen Fachbereichen entwickeln die Studierenden im Rahmen der asynchronen, betreuten Lehre sowie in der synchronen Lehre individuell und/oder in Kleingruppen Lösungsvorschläge, die wiederum vom Leitungsteam aufgegriffen und mit den Studierenden reflektiert und diskutiert werden. Die Entwicklungen auf fachlicher Ebene werden im Verlauf der Bearbeitung der Teilaufgabenstellungen des Use Cases sowohl individuell als auch in den Kleingruppen regelmäßig reflektiert und hinsichtlich zu ziehender/abzuleitender Konsequenzen (z.B. im Sinne eines „Re-teachings“) evaluiert.
Das Feedback an die Studierenden erfolgt dabei immer in individueller Form (mündlich und/oder schriftlich). Dadurch wird sichergestellt, dass zum einen die schrittweise Beantwortung der Fragen und Lösung der Aufgabenstellungen innerhalb der Fallstudie für alle Studierenden nachvollziehbar und transparent erfolgen, und zum anderen alle Studierenden trotz individualisiertem Lerntempo und -fortschritt letztendlich die definierten Lernziele erreichen und das definierte Kompetenzprofil erwerben. Somit wird der gesamte Prozesszyklus – im Sinne einer kontinuierlichen Lernerzentrierung – durch das LV-Leitungsteam gezielt gesteuert.
Ergänzend dazu findet in der Mitte der Lehrveranstaltung ein Praxisvortrag mit einer Vertreterin der GfK Austria GmbH statt, in dem den Studierenden die Nähe zwischen wissenschaftlichen Theorien und Methoden und der Berufspraxis vermittelt sowie die Aktualität und Relevanz der Themenstellung des Use Cases für die Praxis aufgezeigt wird.
Studierendenzentrierung und Heterogenität
Hervorzuheben ist, dass die Studierenden sehr unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen können, was zum einen auf unterschiedliche berufliche Hintergründe sowie unterschiedliche Berufserfahrungen zurückzuführen ist. Zum anderen zeigten die Rückmeldungen, dass zwar alle Inhalte des Lehrprojekts in den entsprechenden Lehrveranstaltungen von Vorstudien (Bachelor und Master) zwar „gehört, aber nicht konkret angewendet“ wurden. Teilweise fand die Anwendung auch nur isoliert im jeweiligen Fach statt. So wurde beispielsweise in IT-Veranstaltungen die Data Value Chain anhand eines Beispiels „durchgespielt“, aber nicht in den Gesamtkontext – etwa in Form der Ableitung konkreter, wirtschaftlicher Handlungsempfehlungen gestellt.
Daher ist es erfolgskritisch, die Studierenden aktiv in die Lehrveranstaltung einzubinden und dadurch beispielsweise die unterschiedlichen Voraussetzungen beim Kompetenzniveau, das die Studierenden aufgrund unterschiedlicher Berufserfahrungen und -hintergründe beispielsweise in Bezug auf die Nutzung von Business Software mitbringen, entsprechend zu integrieren. Durch gezielte, individuelle Input- und Feedbackeinheiten werden innerhalb des vorgestellten Lehrkonzepts individuell Entwicklungsschritte und ein individualisierter Kompetenzaufbau geschaffen und dadurch Lernpfade mit Freude absolviert. Das didaktische Konzept aktiviert somit im Sinne des „Deeper-Learning“ das erworbene Wissen, vernetzt und integriert aktuelle Entwicklungen in der Praxis und sorgt vor allem durch das Zusammenspiel von Erfahrung und Reflexion für eine nachhaltige Verankerung und Vertiefung. Interdisziplinäres Denken wird gefördert und Wirkungszusammenhänge durch das eingesetzte Setting erlebbar gemacht.
Nutzen und Mehrwert
Während der Durchführung wurde deutlich, dass die Studierenden durch dieses Setting die Lehrinhalte leichter aufnehmen und darin auch einen entsprechenden Mehrwert für sich selbst erkennen. So stellte beispielsweise die Ankündigung, diverse statistische Auswertungen bzw. Visualisierungen mit Massendaten durchführen zu müssen, für einige Studierende zu Beginn ein fast unüberwindliches Hindernis dar. Durch gezieltes Coaching, individualisiertes Feedback und „learning by doing“ während der Veranstaltung konnte eine „sehr steile Lernkurve“ bei den Studierenden erreicht und die Relevanz und Aktualität der Thematik für die berufliche Praxis verdeutlicht werden.
Das Lehrprojekt intensiviert die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Studienbereich. Bereits in der Vorbereitungsphase des Lehrprojekts wurde deutlich, welche Synergiepotenziale dadurch genutzt werden könnten. Nach der Durchführung wurden die Erfahrungen im Studienbereich präsentiert. Spontan entstanden Ideen, wo ein derartiges Lernsetting auch in anderen Veranstaltungen zur interdisziplinären Verschränkung von Wissen aus unterschiedlichen Fachbereichen etabliert werden könnte (vgl. Abb. 3).
Insbesondere für den Fachbereich „Controlling“ ergibt sich ein konkreter Mehrwert durch das Lehrprojekt, da mit der Übertragung des vorgestellten Lernsettings eine zeitgemäße Controlling Ausbildung sichergestellt werden kann. Sowohl die Praxis als auch die Literatur weisen darauf hin, dass zukünftige Controller:innen in der Lage sein müssen, digitale Konzepte zu implementieren. Sie benötigen daher auch Kompetenzen in der Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen sowie Data Science und IT Management. Große Datenmengen müssen aufbereitet, nach Relevanz geordnet und mit Business Analytics Tools analysiert, ausgewertet und visualisiert werden. Diese Anforderungen werden in der klassischen Lehre noch nicht abgedeckt, können aber durch innovative hochschuldidaktische Ansätze, wie in diesem Lehrprojekt vorgestellt, realisiert werden.
Nachhaltigkeit
Aufgrund der positiven Effekte auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden einerseits und der vielen positiven Rückmeldungen der Studierenden andererseits wird das Konzept auch in den kommenden Semestern für die Lehrveranstaltung beibehalten und weiterentwickelt. Nachjustiert wird insbesondere im Bereich der Integration unterschiedlicher Vorkenntnisse und Kompetenzniveaus der Studierenden in die Lehre sowie im Hinblick auf die individuelle Wissensaufnahme: So sind für das intensivere, individuelle und punktuelle „Re-Teaching“ ergänzende Lehrvideos (Lecture Casts) zu einzelnen Methoden bzw. Verfahren geplant, mit denen die Studierenden noch besser auf ihrem individuellen Wissensstand abgeholt und in der praktischen Umsetzung unterstützt werden können. Insbesondere gilt dies für den Bereich der Statistik bzw. für Instrumente aus dem Bereich des Datenmanagements, da die Erfahrungen zeigten, dass das Wissen dort zwar bereits einmal angeeignet wurde, gerade aber bei fehlender Anwendung in der Praxis leicht wieder in Vergessenheit gerät und wieder aufgefrischt werden muss.
Dissemination/Transfer
Das vorgestellte Lehrprojekt realisiert Synergiepotenziale zwischen ausgewählten Fachbereichen innerhalb des Studienbereichs Wirtschaft und Management. Eine Übertragung auf die gesamte Hochschule ist jedoch denkbar. Gerade die Technologien der Digitalisierung schaffen häufig die Basis für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Studienbereichen der Hochschule. So könnte eine Verbindung der Bereiche Engineering und IT, Wirtschaft und Management sowie Gesundheit und Soziales geschaffen werden, indem – wie im vorliegenden Fall – ein IT-gestützter Use Case entwickelt und auf einzelne Themenfelder bezogen wird. Beispielsweise könnten Sensordaten (Bereich Engineering und IT) erfasst werden und im Bereich Gesundheitsmanagement (Wearables) in Bezug auf wirtschaftliche Fragestellungen ausgewertet werden.
Institutionelle Unterstützung
Die Studierenden konnten die IT-Infrastruktur der Hochschule nutzen. Durch die Möglichkeit der Verbindung mit dem Terminalserver der IKT Abteilung konnte sich jede/r Studierende uneingeschränkt mit der Business Intelligence Software „Microsoft Power BI“ vertraut machen kann. Anzumerken ist, dass MS Power BI kostenlos nutzbar ist und eine „State of the Art“ Business Intelligence Softwarelösung darstellt. Durch das erworbene Software Know-how profitieren Studierende in idealer Weise für berufliche Tätigkeiten, da eine weitere Verbreitung der Software zu erwarten ist. Im Bereich der Statistik-Software wurde vor allem auf kostenfreie Tools (z.B. die Statistiksoftware R) zurückgegriffen, da diese in der beruflichen Praxis oft leichter zu implementieren sind als kostenpflichtige Statistik-Softwarepakete, wie z.B. IBM SPSS, die allerdings in der Bedienung komfortabler sind.
Positionierung des Lehrangebots
Das Lehrprojekt wird im dritten Semester des Masterstudiums "Business Development & Management" im Ausmaß von 3 ECTS Punkten (2 SWS) unter dem Namen „Vertiefungs- und Praxisseminar Informationsgesellschaft“ an der Fachhochschule Kärnten durchgeführt. Die genannte Lehrveranstaltung findet begleitend zur Lehrveranstaltung "Business Development Praxisprojekt - Wertschöpfungskonzept und Businessplanerstellung" statt. Ergänzend zu der im Praxisprojekt bearbeiteten Problemstellung befassen sich die Studierenden mit ausgewählten Fragestellungen zum Thema Informationsgesellschaft. So sind die Studierenden nach Abschluss der Lehrveranstaltung in der Lage, die Rolle von Informationstechnologien und Digitalisierung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen zu analysieren, Konzepte für die Integration von Informationstechnologien in die Entwicklung von Wachstumsstrategien zu entwickeln sowie die Auswirkungen der Entwicklungen von Industrie 4.0 auf Business Development Projekte zu analysieren.
- Digitalisierung
- Kooperationen in der Lehre
- Lehr- und Lernkonzepte
- Erfahrungslernen
- Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
- Wirtschaft und Recht