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Embedded Systems Challenge - Verzahnung von theoretischem Unterricht und praxisnaher Anwendung

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Zur Sicherstellung optimaler Verzahnung von theoretischem Unterricht und praxisnaher Anwendung wurde im Jahr 2018 die „Embedded Systems Challenge“ als Projekt ins Leben gerufen. Denn die Herausforderung der Lehrveranstaltung "Embedded Systems" besteht darin, die Studierenden auf ihrem jeweiligen, individuell unterschiedlichen, Wissensstand abzuholen, nicht zu überfordern und Studierenden mit mehr Vorwissen nicht zu langweilen bzw. einzubinden. Darüber hinaus soll diese Art der Wissensvermittlung den Lerntransfer erhöhen, da theoretisches Wissen sogleich in die Praxis umgesetzt werden muss.

Ziel des Projektes ist es, die in der Vorlesung diskutierten theoretischen Ansätze in praktischen ingenieurwissenschaftlichen Projekten zur Anwendung zu bringen und Studierenden möglichst großen Handlungsspielraum für eigene und kreative Anwendungsbeispiele zu geben. Diese kreativen Projekte werden im Rahmen einer Challenge mit den der anderen Studierenden verglichen und ein Siegerprojekt ermittelt.

Die motivationale Wirkung von spielerischen, kompetitiven Lernansätzen wird auch in der Theorie hinreichend diskutiert (e.g. Johnson, Johnson & Stanne 2000). Die „Embedded Systems Challenge“, in der Studierende mit ihren praktischen, kreativen Ideen kompetitiv gegeneinander antreten, ist ein weiteres beweisführendes Projekt für diese Ansätze.

 

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Lernprojekt, die sogenannte „Embedded Systems Challenge“, wurde zum ersten Mal im Wintersemester 2018 / 2019 in dem Bachelorstudiengang „Mechatronik - Spezialisierung Medizintechnik“ im Rahmen der praktischen Session der Lehrveranstaltung „Embedded Systems“ durchgeführt. Ziel dieser Challenge ist es, dass Studierende eigenständig und lösungsorientiert an eigens gewählten ingenieurwissenschaftlichen Projekten arbeiten und diese am Ende der Lehrveranstaltung im Zuge einer Pitch-Präsentation dem Department und den Mitstudierenden vorstellen. Aus den präsentierten Projekten wird dann mittels einer anonymisierten Wahl ein Siegerprojekt gewählt.

Es hat sich gezeigt, dass die „Embedded Systems Challenge“, in der Studierende mit ihren praktischen Ideen gegeneinander antreten, auch die Lernmotivation der Studierenden gesteigert hat und zu einem abwechslungsreicheren, theoretischen Unterricht führte. Zudem sind die durch die Studierenden initiierten Projektideen durchaus als richtungsweisend anzusehen. So wird etwa eine „Bionische Hand“, die im Zuge des Projektes entwickelt wurde, immer noch in weiteren Lehrveranstaltungen zum Zweck der Lehre verwendet.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The so-called "Embedded Systems Challenge" was first carried out in the winter semester of 2018 / 2019 in the Bachelor's degree program Mechatronics - Specialisation Medical Technology as part of the practical session of the course "Embedded Systems". This challenge aims to enable students to work independently and in a solution-oriented way on engineering projects of their own choice and then present them to the department and fellow students in the course in a pitch presentation at the end of the course. The audience then anonymously selects a winning project from the presented projects. This challenge aims to motivate the students.

It has been shown that the "Embedded Systems Challenge", in which students compete against each other with their practical ideas, has also increased the students' motivation to learn and led to more varied, theoretical lessons. In addition, the project ideas initiated by the students can definitely be seen as trend-setting. For example, a "bionic hand" that was developed in the course of the project is still being used in other courses for teaching purposes.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Herausforderung bezüglich der Lehr- und Lernmethode in der Lehrveranstaltung „Embedded Systems“ bzw. „Programmierübung 3“ ist es, die Heterogenität des Vorwissens zum Thema Embedded Systems zu bedienen. Denn auf der einen Seite sollen Studierende ohne Vorwissen nicht überfordert, auf der anderen Seite aber die, die schon Vorwissen haben, nicht unterfordert werden. Damit in der gesamten Bandbreite an Studierenden die Motivation und dadurch auch der Wille zur Weiterentwicklung groß bleibt, wurde die sogenannte Embedded Systems Challenge ins Leben gerufen. Durch die Projektstruktur findet Lernen durch eigene Erfahrungen, aber auch Lernen durch die Betreuung und Unterstützung durch die Lehrenden statt.

Initiiert wurde das Projekt von Bernhard Hollaus, der aufgrund langjähriger Erfahrung in der Lehre im Bereich „Embedded Systems“ auf die Heterogenität des Vorwissens aufmerksam wurde und nach einer optimalen Lösung suchte, um die daraus entstehende Problematik wie Motivationsverlust, Überforderung etc. zu lösen. So hielt er im Wintersemester 2018 / 2019 erstmals die „Embedded-Systems Challenge“ in der gleichnamigen Lehrveranstaltung „Embedded Systems“ ab. Ziel der Challenge war und ist es, dass das in der Vorlesung erworbene theoretische Wissen auf Praxisprojekte angewandt, der Lerneffekt der Studierenden erhöht und die Motivation gesteigert wird und die folgenden Lernziele erfolgreich erreicht werden:

Die Studierenden…

  • kennen Funktion und Anwendung von verschiedenen Kommunikationssystemen zur Datenübertragung,
  • verstehen die Umwandlung zwischen digitalen und analogen Signalen und kennen wichtige Schnittstellen,
  • kennen die Grundlagen digitaler Schaltungstechnik,
  • lernen den Umgang mit modernen SW-Entwicklungsumgebungen,
  • sind in der Lage analoge und digitale Sensoren mit Mikrocontrollern auszulesen und weiterzuverarbeiten,
  • kennen Aufbau und Funktion der Mikrocomputertechnik und können diese zur Lösung konkreter Aufgabenstellungen anwenden

Zu Beginn der ersten Einheit wird von Bernhard Hollaus klar der Ablauf der Challenge erklärt:

Studierende können Projektgruppen mit maximal 4 Personen bilden. Jede Gruppe hat dann die Möglichkeit, ingenieurwissenschaftliche Problemstellungen zu finden und diese mit ihrem Projekt zu lösen. Die Problemstellungen müssen dem Studiengang und dem Interesse der Studierenden entsprechen, was einerseits die Erreichung der Lernziele bedient und zum anderen die Motivation der Studierenden durch die eigene Projektsuche fördert.

Das Projekt wird dann im Zuge der zur Verfügung stehenden Lehrveranstaltungseinheiten erarbeitet. Dafür werden von Bernhard Hollaus Räume, Labore sowie die Hardware- und Softwareausstattung bereitgestellt.

Der Zeitrahmen der Lehrveranstaltung ist mit 2 „Semesterwochenstunden“ (= 30 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten) und 2 ECTS Punkten beziffert.

Während dieser Zeit stehen immer 2 Lehrende für Rückfragen zur Verfügung und begleiten die Studierenden während ihrer Projektkonzeption und Ausarbeitung. Durch dieses Mentoring wird ein sozialer Rahmen geboten, der es den Studierenden ermöglicht, eigenständig an Praxisproblemen zu arbeiten, mit der Möglichkeit, durch die Begleitung der Lehrenden Herausforderungen zu diskutieren und Fragen zu stellen.

Wie erkannt werden kann, kommt hier das sogenannte „Situierte Lernen“ zum Einsatz. Da Studierende mit konkreten realistischen Problemen konfrontiert werden, welches ein Lernen mit Bezug zur Praxis verstärkt. Zudem wird durch die Gruppenbildung und die Begleitung der Lehrenden eine Lerngmeinschaft geschaffen, welche das soziale Lernen, das Zusammenarbeiten in Projektgruppen und den Wissensaustausch von Studierenden unterschiedlichen Vorwissens fördert (Greeno et al. 1993 ‚Transfer of situated learning‘).

Um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können, werden auch lehrveranstaltungsübergreifende Kompetenzen benötigt und gestärkt. So wird verstärkt Wissen aus vorhergehenden Lehrveranstaltungen wie „Algorithmen und Datenstrukturen“, „Software Engineering“ und fachfremden Kursen wie „Projektmanagement“ wiederaufgefrischt und anwendungsbezogen gestärkt. Speziell durch die Umsetzung von Projektmanagementkenntnissen und -praktiken wird die Selbstständigkeit, das Selbst- und Zeitmanagement der Studierenden verbessert.

Das Projekt geht damit über das „learning by doing“ hinaus und fördert einen integrativen, inklusiven Ansatz, der die Problemlösung durch Heranziehen und Festigen von Wissen aus anderen Curricularen-Modulen unterstützt.

In der letzten Lehrveranstaltungseinheit müssen dann im Rahmen einer sogenannten „Pitch-Präsentation“ die Ergebnisse des Studierenden inklusive einer Selbstreflexion vor allen Mitstudierenden und dem Team des Departments Medical & Health Technologies vorgestellt werden. Die Reflexion ist ein integraler Part der Präsentation, welche es den Studierenden erlaubt, das Projekt und alle Projektschritte sowie die Anwendung des Wissens Revue passieren zu lassen und zu Erkennen, inwieweit dieses Projekt ihnen dabei geholfen hat, die Lernziele zu erreichen und ihr Wissen zu festigen.

Circa zwei Wochen nach Lehrveranstaltungsende müssen die Studierenden dann noch einen Projektbericht und ein Pitch-Video abgeben.  

Aus diesen drei Teilen setzt sich dann auch die Note wie folgt zusammen.

  • Präsentation des Projektes 20 %
  • Abgabe Pitch-Video 30 %
  • Abgabe des Projektberichts 50 %

In den diversen Evaluationsmaßnahmen konnte zum Projekt ausschließlich positives Feedback gesammelt werden. So finden die Studierenden, dass diese Art der interaktiven und studienzentrierten Wissensvermittlung einen positiven Effekt auf die Lernergebnisse und die Motivation hat. Die große Abschlussveranstaltung, bei der auch das Team des Departments teilgenommen hat, wurde ebenso als äußert wertschätzend und positiv wahrgenommen. Zudem konnten bereits Projekte, die während dieser „ES-Challenge“ entwickelt wurden, wie beispielsweise die Konstruktion einer „bionischen Hand“, erfolgreich für weitere Lehrkonzepte und die Forschung verwendet werden.

Nutzen und Mehrwert

Durch das Projekt ergeben sich diverse Zusatznutzen, einerseits für die Lehrenden und anderseits für die Studierenden.

Die Studierenden haben die Möglichkeit, selbstständig an Themen zu arbeiten, was ihre Problemlösungskompetenz sowie ihre Projektmanagement-Skills fördert. Des Weiteren wird die Lehre damit umso mehr praxisbezogen und es ergibt sich eine abwechslungsreiche Lehrveranstaltungsgestaltung. Außerdem kann „spielerisch“ theoretisches Wissen in die Praxis umgesetzt werden, was den Lerneffekt für die Studierenden steigert und eine Lernerleichterung für sie darstellt. Die Lehrenden haben durch diese Art des Projektes die Möglichkeit, jede/n Studierende/n auf seinem/ihrem Wissensstand abzuholen, ohne andere Mitstudierende zu vernachlässigen. Ferner ergeben sich immer wieder spannende Projekte durch diese Challenge, an denen weiterführend gearbeitet und geforscht werden kann. Dieses Lernprojekt reduziert damit den Aufwand für die Lehrenden und bringt einen entzerrenden Faktor bezüglich Zeitmanagement mit sich.

Nachhaltigkeit

Das Lehrprojekt wurde als „Embedded Systems Challenge“ im Wintersemester 2022/2023 bereits zum fünften Mal durchgeführt. In der Vergangenheit fand diese Challenge im Vorgänger Bachelorstudiengang „Mechatronik – Spezialisierung Medizintechnik“ vier Mal statt.

Im Wintersemester 2022/2023 feierte die Challenge ihre Premiere im „neuen“ Bachelorstudiengang „Medizin-, Gesundheits- und Sporttechnologie.“ Es ist ebenso für die nachkommenden Jahrgänge geplant, diese Challenge beizubehalten und die Studierenden an ihren eigens gewählten ingenieurwissenschaftlichen Projekten arbeiten zu lassen.

Dissemination/Transfer

Derzeit gibt es noch keine konkrete Übertragung einer solchen Challenge in andere Lehrveranstaltungen. Dennoch wurde seitens der Studierenden bei dem sogenannten „Semester-Resümee“ (Mündliches Resümee des gesamten Jahrganges und der Studiengangsleitung) der Wunsch angebracht, mehr solcher Projekte im Rahmen von diversen Lehrveranstaltungen anzubieten und damit die „Hands-on-Mentalität“ zu stärken und die Eigenständigkeit und Motivation der Studierenden zu fördern. So werden nun also auf Seiten des Hochschulteams des Departments Medical & Health Technologies Überlegungen angestellt, um das Konzept der „Embedded Systems Challenge“ auch in andere Lehrveranstaltungen zu übertragen und ähnliche Projekte mit Fokus auf den jeweiligen Lehrveranstaltungsgegenstand anzubieten.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt wird durch die zur Verfügung Stellung von Hard- und Software, Infrastruktur und Personal durch die Hochschule unterstützt. Insbesondere haben die Studierenden dabei die Möglichkeit, die Medizintechniklabore sowie das Studierendenlabor für die Herstellung ihrer Projekte zu verwenden. Die Labore sind bestens ausgestattet und bieten allerhand Möglichkeiten, wie beispielsweise 3D-Drucker, Lötstationen uvm. Zudem werden den Studierenden diverse Materialien zur Verfügung gestellt, wie bspw. Schrauben, Kabel, Platten etc. Darüber hinaus stehen die Lehrenden und auch weitere Hilfskräfte wie Wissenschaftliche Mitarbeitende oder Laboringenieure den Studierenden stets unterstützend zur Seite und helfen bei Problemen und Fragen. Die Hochschule versucht demnach, die Eigenständigkeit der Studierenden bei der Erarbeitung der Projekte im Rahmen der „Embedded Systems Challenge“ bestmöglich durch Infrastruktur, finanzielle Entlastung durch Bereitstellung von Materialien sowie durch die Förderung durch das Hochschulpersonal zu unterstützen.

Positionierung des Lehrangebots

Zum ersten Mal wurde das Projekt im Wintersemester 2018/2019 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Embedded Systems“ im Bachelorstudiengang Mechatronik - Medizintechnik durchgeführt. Seit dem Wintersemester 2022/2023 findet dieses Projekt im Bachelorstudiengang „Medizin-, Gesundheits- und Sporttechnologie“ im Rahmen der Lehrveranstaltung „Programmierübung 3“ statt. In Summe wurde diese „ES-Challenge“ bereits zum 5 Mal abgehalten.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
Bernhard Hollaus, Fh-Prof. PhD
Department Medical & Health Technologies
+43 512 2070 4431
Nominierte Person(en)
Bernhard Hollaus, Fh-Prof. PhD
Department Medical & Health Technologies
Themenfelder
  • Erfahrungslernen
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Sonstiges
  • Kooperationen in der Lehre
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften