Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Innrain 52, 6020 Innsbruck
Weitere Beispiele der Hochschule

Kollaboratives Digitales Task Design für den Fremdsprachenunterricht

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Ausgangspunkt des Seminars stellte das ERASMUS+Projekt DIGITASK4IC dar, in dem das Institut für Romanistik sowie das Institut für Fachdidaktik der Universität Innsbruck (Projektleitung: Carmen Konzett-Firth) mit drei weiteren Universitäten - Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien), Hacettepe Üniversitesi (Türkei), Muğla Sıtkı Koçman University (Türkei) - zusammenarbeiteten, um eine Task-Design App zu entwickeln. Die DigiTask Web App (https://www.digitask.app/) ermöglicht es Sprachlehrenden, digitale Aufgaben (Tasks gemäß Task-based Language Learning and Teaching) zu erstellen und diese in einer Open Educational Resource (OER) Datenbank mit Creative Commons Lizenzen zugänglich zu machen oder direkt mit Lernenden, zB Schüler*innen, zu teilen. Im Fokus des Projekts standen dabei Lernaufgaben, die die fremdsprachliche Interaktionskompetenz fördern.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung konnten Studierende die Web App testen und wertvolle Rückmeldungen zu deren Weiterentwicklung sowie zum OER Repositorium liefern. Forschungsbasierte, digitale Aufgabensammlungen, in denen innovatives Lernmaterial für Lernende sowie Lehrende frei zur Verfügung gestellt wird, sind ein im Zuge der Digitalisierung von Bildung vielfach geäußertes Desiderat. Sie können einen wesentlichen Beitrag zu hochwertiger (sprachlicher) Bildung im Sinne von inklusiver, chancengerechter Bildung für alle Menschen leisten und auch Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen schaffen (vgl. UNESCO 2019).

Neben der professionellen Entwicklung von interaktiven, digitalen Aufgaben ist die Internationalisierung der Lehrer*innenbildung ein weiteres Grundanliegen der Lehrveranstaltung (vgl. u.a. Quezada 2010). Dabei wird davon ausgegangen, dass Studierende, die im Rahmen des Seminars Möglichkeiten internationaler Partnerschaften kennenlernen und Kontakte zu angehenden Lehrpersonen in verschiedenen Ländern knüpfen, auch in ihrer zukünftigen Arbeit an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen internationale Partnerschaften eher etablieren können.

Die Lehrveranstaltung verfolgte konkret folgende Lernziele:

  • Die Teilnehmer*innen kennen die unterschiedlichen Phasen eines Task-Design-Prozesses.
  • Die Teilnehmer*innen können die Bedeutung von Open Educational Resources (OER) für den Fremdsprachenunterricht erläutern.
  • Die Teilnehmer*innen können Aufgaben, insbesondere zur Förderung interaktionaler Kompetenz im Fremdsprachenunterricht, mithilfe der DigiTask App (https://www.digitask.app/), entwickeln.
  • Die Teilnehmer*innen können Ergebnisse des virtuellen Austauschs mit Studierenden von Partneruniversitäten reflektieren und für die Entwicklung weiterer (digitaler) Lernmaterialien nutzen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Seminar „Kollaboratives Digitales Task Design für den Fremdsprachenunterricht“ beschäftigten sich Studierende des Masterstudiums Lehramt Sekundarstufe mit der Förderung von Interaktionskompetenz durch digitale Aufgaben (Tasks). Im Mittelpunkt des Seminars stand ein virtueller Austausch zwischen Studierenden an drei Partneruniversitäten. Die LV startete mit forschungsbasierten und interaktiven Input-Einheiten, in denen Aspekte des technologiebasierten, aufgabenorientierten Fremdsprachenunterrichts (Task Based Language Learning and Teaching-TBLT) sowie Prinzipien digitaler Aufgabenentwicklung zur Förderung von Interaktionskompetenz diskutiert wurden. Zudem wurden die Studierenden mit Open Educational Resources vertraut gemacht und erhielten eine detaillierte Einführung in die DigiTask Web App (https://www.digitask.app/). Im Anschluss durchliefen die Studierenden einen vollständigen Task-Design-Zyklus im Rahmen eines virtuellen Austauschs mit den Partneruniversitäten Universitat Autònoma de Barcelona und Hacettepe Üniversitesi. In universitätsübergreifenden Gruppen entwickelten die Studierenden dabei mithilfe der DigiTask Web App Sprachlernaufgaben, die mit einer Lerngruppe pilotiert und videographiert wurden. Die Videoaufzeichnungen wurden den Studierenden im Anschluss zur Verfügung gestellt, wodurch diese die Möglichkeit erhielten, die Umsetzung der Tasks zu reflektieren. Parallel dazu evaluierten die Studierenden die Beta-Version der Web App.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

In the seminar “Collaborative Digital Task Design for Language Learning”, MA students in the Language Teacher training program at Universität Innsbruck learnt how to develop interactional competence through digital learning tasks. Core of the university course was a virtual exchange program with pre-service teachers at international partner universities.

At the beginning of the course, students were introduced to theoretical aspects of technology-based Task Based Language Learning and Teaching (TBLT) and the principles of task development with a focus on digital tasks for fostering interactional competence. In addition, students were familiarized with Open Education Resources and the DigiTask Web App (https://www.digitask.app/). Subsequently, all participants completed a task-design cycle including collaborative task design, peer/trainer feedback and reflection in a virtual exchange project in teams with students from across all partner universities – Universitat Autònoma de Barcelona and Hacettepe Üniversitesi. Each of the teams developed tasks for language learning situations, which were then piloted by groups of real learners. The implementation of these tasks was recorded and made available to the respective task developers. Thus, students had the opportunity to reflect on the implementation of the tasks in learning settings while evaluating and giving feedback on the functioning of the DigiTask beta-version and contributing to the development of the app.

Nähere Beschreibung des Projekts

Zur Erreichung der oben genannten Ziele wurden in interaktiven Input-Einheiten zunächst Aspekte des aufgabenorientierten Fremdsprachenlernen- und lehrens (Task Based Language Learning and Teaching-TBLT) vertieft, welches die Studierenden bereits im Rahmen ihres BA-Studiums kennengelernt hatten. Die Teilnehmenden beschäftigten sich in der Folge insbesondere mit technologiebasiertem TBLT und Prinzipien digitaler Aufgabenentwicklung zur Förderung von Interaktionskompetenz. Dabei wurden Besonderheiten videounterstützter Interaktion im virtuellen Austausch diskutiert. Zudem wurden Studierende mit Open Educational Resources und Creative Commons Lizenzen vertraut gemacht und erhielten eine detaillierte Einführung in die DigiTask Web App.

Im Anschluss durchliefen die Studierenden einen vollständigen Task-Design-Zyklus im Rahmen eines kooperativen internationalen Virtual Exchange Programms. In universitätsübergreifenden Kleingruppen entwickelten die Studierenden kollaborativ Sprachlernaufgaben mithilfe der DigiTask Web App. Zu ihrem Entwurf erhielten sie Peer-Feedback sowie Feedback seitens des LV-Teams. Nach einer - wiederum kollaborativen - Überarbeitungsphase wurden die Lernaufgaben von einer Lerngruppe (ebenfalls in einem Virtual Exchange Setting) pilotiert, das heißt durchgeführt und dabei videographiert. Diese Videoaufzeichnungen (screen recordings) der Lernenden wurden den Studierenden im Anschluss zur Verfügung gestellt, wodurch diese die Möglichkeit erhielten, in einer Gruppendiskussion und anhand von Leitfragen die Implementierung der Tasks zu reflektieren und Modifizierungsvorschläge für ihre Aufgaben zu erarbeiten.

In einem Abschlussbericht bearbeiteten die Studierenden schließlich Fragen zur App, zum kollaborativen Task Design und zur Implementierung der von ihnen erstellten Tasks und reflektierten abschließend ihren eigenen Lernprozess sowie ihre Lernergebnisse. Dieser Bericht stellte neben der kollaborativen und individuellen Entwicklung von Sprachlernaufgaben mit der DigiTask Web App die Grundlage der Leistungsbewertung im Seminar dar.

In der Lehrveranstaltung arbeiteten Studierende aller Sprachenfächer des Lehramtsstudiums Sekundarstufe (Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Russisch) zusammen, wodurch ein mehrsprachiger Habitus gepflegt wurde. Die Arbeitssprache in den Input-Einheiten war Deutsch, in der Zusammenarbeit mit den internationalen Projektpartnern (d.h. den Studierenden der oben genannten Universitäten) Englisch; Aufgaben wurden für alle genannten Sprachen erstellt.

Nutzen und Mehrwert

Aus der Lehrveranstaltung ergab sich auf unterschiedlichen Ebenen sowie für unterschiedliche Beteiligte ein Mehrwert. Zunächst ermöglichte das Seminar eine erste Evaluierung der Beta-Version der DigiTask Web App mit der wichtigsten Nutzer*innengruppe der App, nämlich mit angehenden Fremdsprachenlehrpersonen/aktuellen Lehramtsstudierenden fremdsprachlicher Fächer.

Darüber hinaus konnte mithilfe der Studierenden das frei zur Verfügung stehende Aufgabenrepositorium stark erweitert und um Lernaufgaben für unterschiedliche Sprachen ergänzt werden. Dank weiterer (Lehrer*innen-)Fortbildungen und der Präsentation der App bei mehreren facheinschlägigen Tagungen zählt das Repositorium mit Stand Jänner 2023 über 930 offene, frei verfügbare Aufgaben.

Ein weiterer, im Kontext universitärer Lehrer*innenbildung selten gegebener Mehrwert der LV besteht in den unmittelbaren Einblicken, die die Studierenden in die tatsächliche Nutzung der selbsterstellten Aufgaben durch mehrere Lerner*innengruppen erhalten konnten. So stellte die Durchsicht und Diskussion der videographierten Aufgaben mit der DigiTask Web App einen besonders interessanten Teil des Seminars dar, der es den Studierenden möglich machte, ihre eigenen Vorstellungen mit der tatsächlichen, praktischen Umsetzung der pädagogischen Aufgaben abzugleichen und auf dieser Basis auch Änderungsvorschläge zu entwickeln. Daraus ergaben sich zahlreiche Chancen für die Professionsentwicklung der Lehramtsstudierenden.

Nachhaltigkeit

Die DigiTask Web-App, zu deren Weiterentwicklung das Seminar einen wesentlichen Beitrag leistete, steht Sprachlehrer*innen und Dozent*innen weltweit zur Verfügung. Damit können Sprachlehrende nicht nur selbst interaktive Aufgaben erstellen, sondern auch auf mehr als 930 bereits bestehende, zu einem guten Teil von Studierenden erstellte, Aufgaben mit Creative Commons Lizenz zurückgreifen und diese mit ihren Lernenden teilen bzw. durchführen. Die Web App wird darüber hinaus in zahlreichen Seminaren der Lehrer*innenausbildung sowie in Kursen der Lehrer*innenfortbildung in allen drei Partnerländern verwendet, was eine noch größere Verbreitung erwarten lässt.

Dissemination/Transfer

Zumindest drei Aspekte des durchgeführten Lehrkonzepts scheinen sich gut für die Übertragung auf andere Lehrveranstaltungen bzw. Lernsituationen in unterschiedlichen fachlichen Kontexten zu eignen: Der aufgabenorientierte Charakter der Lehrveranstaltung, demzufolge Studierende nach einer Input-Phase eine komplexe Aufgabe kollaborativ bearbeiten, diese in einem Praxiskontext erprobten und in einem abschließenden Schritt kritisch bewerten, ist in den Lehramtsfächern, aber auch darüber hinaus, von großer Relevanz. Virtual Exchange Settings in der Lehrer*innenbildung stellen eine in der Forschungsliteratur gut erforschte Möglichkeit dar, um angehende Lehrpersonen kollaboratives, interkulturelles Lernen einzuführen (u.a. Dooly, 2013; Dooly & Sadler, 2013, 2020; Kurek & Müller-Hartmann, 2017), dieses erlebbar und später auf die eigene schulische Praxis übertragbar zu machen. Die aktive Einbindung in die Entwicklung sowie Evaluierung einer App in ihrer Pilotphase ermöglicht Studierenden zahlreiche Einblicke in produkt- und projektorientiertes Arbeiten. Die bestehenden Kontakte zu den Partneruniversitäten sowie das bestehende Lehrveranstaltungskonzept können für weitere Lehrveranstaltungen jederzeit genutzt werden. Die Lehrveranstaltung wurde außerdem wissenschaftlich begleitet. Der Großteil der kollaborativen Arbeitsphase der Lehramtsstudierenden, von der Aufgabenerstellung über Feedback und Überarbeitung bis zur post-Implementierungs-Reflexion wurde per Screen recording aufgezeichnet und ermöglicht zusammen mit den schriftlichen Seminarprodukten eine Beforschung verschiedener Aspekte, sowohl auf fachlich-inhaltlicher als auch auf hochschuldidaktischer Ebene. Bereits im August 2022 wurde diesbezüglich ein Vortrag bei der 9. Internationalen „Conference on Task-Based Language Teaching“gehalten (Schmiderer et al.) -siehe Links

Institutionelle Unterstützung

Die LV-Leitung wurde als externe Lehre über das ERASMUS+ Projekt DIGITASK4IC (ERASMUS+ KA226-HE) finanziert. Das Seminar wurde mit dem Lehrepreis „Lehreplus!2022“ der Universität Innsbruck ausgezeichnet. Damit einhergehend wurden dem Lehrenden-Team 4.000€ für die Finanzierung einer:s studentischen Mitarbeiters:in oder eines:r Gastdozentin zuerkannt.

Positionierung des Lehrangebots

Das Seminar „Kollaboratives Digitales Task Design für den Fremdsprachenunterricht“ (5 ETCS-AP) wurde im Masterstudium Lehramt Sekundarstufe als Wahlmodul im Kompetenzbereich „Fachdidaktik“ für die Unterrichtsfächer Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch angeboten und konnte auch für die sogenannten „Interdisziplinären Kompetenzen“ als individuelle Schwerpunktsetzung angerechnet werden. Siehe dazu: lfuonline.uibk.ac.at/public/lfuonline_lv.details

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Lehre und Digitale Transformation
Ansprechperson
Katrin Schmiderer, PhD
Institut für Fachdidaktik, Bereich Sprachen
+43/512 507 43005
Nominierte Person(en)
Katrin Schmiderer, PhD (Teamsprecherin)
Institut für Fachdidaktik, Bereich Sprachen
Carmen Konzett-Firth, Dr.
Institut für Fachdidaktik und Institut für Romanistik
Elisa Guggenbichler, Mag.
Institut für Fachdidaktik
Nicola Brocca, Dr.
Institut für Fachdidaktik
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Erfahrungslernen
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Internationalisation@home
  • Kooperationen in der Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften