Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
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Politikwissenschaftliches Arbeiten – Eine Einführung

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Wozu braucht es ein weiteres Buch zum Thema (politik)wissenschaftliches Arbeiten? Es gibt bereits eine Vielzahl an deutsch- und englischsprachigen Werken, die alle auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, das Thema zu vermitteln. Auch an Literatur zu Teilaspekten des wissenschaftlichen Arbeitens, wie zum Beispiel dem „academic writing“, dem Recherchieren, oder zu den Fragen wie man einen „literature review“ erstellt oder einen Forschungsantrag schreibt, mangelt es nicht. Selbst eigens für das Fach Politikwissenschaft geschriebene Einführungswerke in das wissenschaftliche Arbeiten gibt es sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache.

Alle diese Bücher weisen aber in zwei Bereichen Mängel auf, die sich nachhaltig und negativ auf den Lernerfolg von Studierenden auswirken. Aus inhaltlicher Sicht geben die bisherigen Werke zwar einen Überblick über Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens oder vermitteln Grundprinzipien der Politikwissenschaft. Sie schaffen es aber nicht, beide Elementen zu vereinen. Darüber hinaus sind englischsprachige Werke für Studierende im ersten Semester oft schwer verständlich, während sich deutschsprachige Werke nicht mit englischsprachigen Beispielen auseinandersetzen, wodurch den Studierenden das Textverständnis von über 90 % aller im Fach verwendeter Quellen fehlt. Zudem werden Themen wie „Open Science“, „Reproducible Science“ oder die Verwendung spezieller Software zum wissenschaftlichen Arbeiten gar nicht behandelt. Das steht aber im Widerspruch zur Forderung der European Open Science Cloud Declaration, wonach diese Themen unbedingt in der universitären Lehre vermittelt werden sollten: „The necessary skills and education in research data management, data stewardship and data science should be provided throughout the EU as part of higher education“.

Neben diesen inhaltlichen Punkten hat auch die Form der Wissensvermittlung der bisherigen Bücher Nachteile. Gedruckte Bücher im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens nützen nur einen Bruchteil des vorhandenen Potentials aus, das online-Bücher bieten können. Das online-Format entspricht viel eher den neuen studentischen Lebenswelten und passt sich an deren Arbeitsweisen an. Die Inhalte des Buches sind einfach durchsuchbar und man kann mit Hilfe von Videos, interaktiven Schaubildern oder online-Tests ein breites Repertoire an Instrumenten der Wissensvermittlung und -überprüfung einsetzen. Das online-Buch ist frei verfügbar, kann von den Studierenden daher ständig auf dem aktuellen Stand von überall aus kostenlos genutzt werden und begleitet sie somit während des gesamten Studiums. Zudem bietet das online-Buch die Möglichkeit der sozialen Annotation (www.hypothes.is) und kann zusätzlich noch als pdf als auch als epub heruntergeladen und genutzt werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das übergeordnete Ziel dieses Projekts ist es, ein online-Buch zum Thema „Politikwissenschaftliches Arbeiten“ (https://www.politik-wissenschaft.at/) zu veröffentlichen. Dieses Projekt wird aus vier Gründen zu einer besseren Vermittlung der Inhalte und damit zu einem besseren Verständnis des Themas bei Studierenden beitragen.

Erstens, das Buch hilft Studierenden, sich die Inhalte der Vorlesung dezentral und asynchron selbst zu erschließen bzw. im Anschluss an die Vorlesung nachzubereiten. Die Studierenden können auf ein aktualisiertes und autorisiertes Skriptum vertrauen und sich dementsprechend auf die Abschlussprüfung vorbereiten.

Zweitens steht das Buch den Studierenden während ihres gesamten Studiums zu Fragen des (politik)wissenschaftlichen Arbeitens zur Verfügung. Sie können kostenlos darauf zugreifen und das Buch auf unterschiedlichsten Endgeräten (Handy, Tablet, Rechner) oder als PDF nutzen.

Drittens erlaubt das online-Format, neue Techniken der Wissensvermittlung (Videos, Podcasts, Tweets, Tests) zu nutzen. Damit können Teile des Unterrichts in das Selbststudium ausgelagert werden, um mehr Zeit in der Lehrveranstaltung für praktische Beispiele und Übungen zu haben („flipped classroom“).

Viertens können die Inhalte des Buches (kollaborativ) aktualisiert und erweitert werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The overall goal of this project is to publish an online book on the “Scientific Working Skills in Political Science: An Introduction” (https://www.politik-wissenschaft.at/). Thereby, this project will contribute to a better understanding and teaching of the subject in four different ways.

First, this book gives students the opportunity to learn decentrally and asynchronously, and to revise the content of a lecture right afterwards. Furthermore, the book has the function of an authorized and updated script for preparing students for the final exam.

Second, the book and its content are freely available for students during their overall course of studies and beyond. Whenever students are looking for advice on the topic of scientific working skills, they can easily refer to the online book. Students can access this resource with a variety of devices (cell phones, tablets, computers) and via PDF.

Third, the online format enables the use of a variety of new techniques of knowledge transfer (such as videos, podcasts, tweets, online-tests). By doing so, parts of the lecture can be outsourced to self-study at home, resulting in more time for problem-solving exercises in class.

Finally, the content of the book will be updated and extended constantly (and collaboratively).

Nähere Beschreibung des Projekts

Das übergeordnete Ziel dieses Projektes ist es, mit Hilfe eines online-Buches den Lernerfolg bei Studierenden zum Thema „(politik)wissenschaftliches Arbeiten“ nachhaltig zu stärken und ihnen eine Ressource zur Verfügung stellen, die sie ein Studium lang (und vielleicht auch darüber hinaus) begleitet.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden unterschiedlichste Ansätze der Wisssensvermittlung genutzt.

Erstens, das online-Buch versteht sich als klassisches Buch, dass den Studierenden zur selbständigen Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltung dient. Studierende können damit einerseits die Inhalte der Vorlesung „Einführung in das politikwissenschaftliche Arbeiten“ wiederholen und sich in Teilaspekte vertiefen. Sie können das online-Buch aber auch zum dezentralen und asynchronen Selbststudium verwenden. Damit wird berufstätigen Studierenden ermöglicht, sich die Inhalte der Lehrveranstaltung im eigenen Tempo anzueignen und selbst darüber zu bestimmen, wann und wo sie sich Zeit für das Lernen nehmen wollen und können.

Der Aufbau der einzelnen Kapitel erfolgt dabei immer nach dem gleichen Grundprinzip. Ein prägendes, einleitendes Zitat versucht Neugierde zu erzeugen, Keywords geben einen Überblick über die im Kapitel angesprochenen Themen. In den einzelnen Kapiteln wird zunächst versucht, die unterschiedlichen konzeptionellen Punkte zu erläutern, bevor anhand von Beispielen aus der Forschung deren direkte Anwendung demonstriert wird. Ergänzt wird dies durch zusammenfassende Tabellen, Grafiken oder farbliche Hervorhebungen von zentralen Textstellen. Die Kapitel enden jeweils mit einer Kurzzusammenfassung der wichtigsten Punkte (nach dem Motto „Was habe ich in diesem Kapitel gelernt? Was sollte ich jetzt beherrschen/wissen?“). Boxen mit Definitionen, weiterführenden Informationen (Literatur zur Vertiefung) und Arbeitsmaterialien (Präsentationen zum Thema) sollen der Wiederholung und Vertiefung der Lehrinhalte dienen. Die abschließenden online-Selbsttests helfen, das Verständnis der Materie zu überprüfen und dienen zugleich als Vorbereitung auf die Abschlussprüfung.

Zweitens bekommen Studierende mit dem online-Buch ein autorisiertes und permanent aktualisiertes Skriptum in die Hand, dem sie (im Unterschied zu im Umlauf befindlichen Zusammenfassungen der Vorlesungsinhalte) vorbehaltlos trauen können. Sie haben damit die Erwartungssicherheit, dass die Beherrschung des Inhaltes dieses online-Buches ausreicht, um die Lehrveranstaltung positiv abschließen zu können.

Drittens, versteht sich das Projekt nicht nur als Hilfsmittel, um den Lernerfolg in der betreffenden Vorlesung zu verbessern. Das online-Buch soll den Studierenden als ständiger Begleiter in ihrem Studium zu Fragen des wissenschaftlichen Arbeitens nützlich sein. Gerade diese Materie (i.e., das wissenschaftliche Arbeiten) wird Studierende in ihrem gesamten Studium begleiten. Sie müssen in unzähligen Seminaren Arbeiten präsentieren und schreiben. Dieser niederschwellige und durch das online-Format einfache Zugang zu einer autoritativen Quelle wird maßgeblich dazu beitragen, die Qualität dieser Präsentationen und Arbeiten zu verbessern.

Viertens, ist der Aufbau des Buches so gewählt, dass Studierende gleich im ersten Semester mit konkreten Forschungsthemen aus der Politikwissenschaft konfrontiert werden, und dabei nicht nur lernen wie diese Arbeiten strukturiert und aufgebaut sind, sondern sich auch gleich mit der „lingua franca“ des Faches (i.e., dem Englischen) vertraut machen. Die Studierenden lernen somit Inhalte wie zum Beispiel die Strukturierung von Absätzen, die Konstruktion einer Einleitung, die Rolle von „topic sentences“, etc. anhand von Aufsätzen aus renommierten englischsprachigen Fachzeitschriften. Damit werden sie behutsam mit dieser Art von Texten in Kontakt gebracht und die Scheu vor ihnen langsam abgebaut.

Fünftens, was nahezu allen bisherigen Werken zum (politik)wisenschaftlichen Arbeiten fehlt, ist eine Auseinandersetzung mit Themen wie „Open & Reproducible Science“ und mit der Frage, welche Tools (vor allem welche Software) dafür wichtig sind. Das ist umso erstaunlicher, da die Bildung auf universitärer Ebene in diesem Bereich eine der großen Herausforderungen für Wissenschaft und Gesellschaft der kommenden Jahre sein wird. In der EOSC Declaration der European Open Science Cloud heißt es daher auch expliziti: „The necessary skills and education in research data management, data stewardship and data science should be provided throughout the EU as part of higher education, the training system and on-the-job best practice in the industry.“ Dieses online-Buch versteht sich als wichtigen und ersten Schritt, um die Studierenden gleich am Beginn des Studiums mit der Bedeutung und den Konsequenzen dieser Thematik vertraut zu machen. Studierende sollen gleich von Anfang an lernen zu verstehen, welchen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert „Open Science“ hat und wie sich diese Thematik im wissenschaftlichen Arbeiten widerspiegelt. Sie lernen damit also von Beginn an, dass „Open Science“ nicht ein weiteres Thema neben vielen anderen ist, sondern ein Grundprinzip, das wissenschaftliches Arbeiten leitet und strukturiert. Dementsprechend werden den Studierenden auch open-source Tools/Software vorgestellt (zB Quarto in RStudio), mit denen sie Forschungsprozesse offen und frei gestalten und dokumentieren können. Das ganze Projekt des online-Buches ist im Sinne von Open Science konzipiert und soll somit selber Vorbildwirkung haben. Die Inhalte sind frei über die Website verfügbar und der Quellcode ist über das GIT der Universität Innsbruck für alle Interessierten zugänglich. Jede/r kann sich mit Hinweisen auf Fehler oder Unklarheiten und Ideen für die Weiterentwicklung des Projekts aktiv einbringen (partizipativer Lehr-Lern-Ansatz).

Sechstens ermöglicht das online-Format des Buches nicht nur statische Elemente der Wissensvermittlung (also Texte und Grafiken bzw. Tabellen) einzusetzen, sondern auch auf dynamische und interaktive Elemente zurückzugreifen. Die Nutzung von html-Seiten ermöglicht es dabei zunächst sehr einfach, Inhalte miteinander zu verlinken. So können die Studierenden durch Klicks/Hovern direkt auf zitierte Quellen zugreifen oder über Querverweise zwischen Themen hin und her springen. Darüber hinaus bietet das Buch aber durch die Einbindung von Videos, Podcasts, Tweets oder online-Tests unterschiedliche Techniken der Wissensvermittlung und -überprüfung, deren Verwendung in einem traditionellen Buch nicht möglich wären. Gewisse Lehrinhalte (wie zum Beispiel das Recherchieren von Literatur) können somit viel einfacher und anschaulicher über ein Video vermittelt werden, als das mit einer rein textlichen Beschreibung möglich wäre. Das online-Buch kombiniert somit die Stärken unterschiedlicher Techniken, um ein Maximum an Lernerfolg zu erzielen und unterschiedliche Lerntypen anzusprechen.

Dieser Punkt ermöglicht es siebtens aber auch, gewisse Inhalte aus der Lehrveranstaltung in das selbstverantwortliche Studium zu Hause auszulagern (selbstorganisierter und selbständiger Lehr-Lern-Ansatz). Ganz im Sinne des Konzepts von „flipped classroom“ steht in der Lehrveranstaltung damit mehr Zeit zur Verfügung, um sich praktischen Beispielen und Übungen zu widmen, bzw. problem-orientierte Aufgaben zusammen mit den Studierenden zu machen. Damit wird es möglich, trotz des Vorlesungscharakters der Lehrveranstaltung, den praktischen Teil zu stärken.

Achtens gibt die Einbindung des Tools „hypothes.is“ (https://web.hypothes.is/) den Studierenden die Möglichkeit, dass Buch mit „sozialen Annotationen“ zu versehen. Dh, sie können wie in einem gedruckten Werk Markierungen und Kommentare vornehmen und diese mit anderen Studierenden teilen. Auf diese Art können sie sich den Inhalt des Textes durch „peer-group learning“ noch besser erschließen und gemeinsam am besseren Verständnis der Inhalte arbeiten. Zugleich ermöglicht dieses Tool mir als Autor und Lehrenden aber auch besser zu verstehen, was die Studierenden besonders interessiert und wo ich für mehr Klarheit und ein besseres Verständnis sorgen muss. Es ist somit eine Feedback-Schleife, die bei einem traditionellen Buch nicht möglich wäre (handlungsorientierter Lehr-Lernansatz).

Neuntens ermöglicht das online-Format es, dass das Buch und dessen Inhalte ein ständiger Begleiter für Studierende ist. Damit ist diese Ressource nicht nur eine, die für eine Lehrveranstaltung genutzt werden kann, sondern kann von Studierenden während ihres gesamten Studiums (und darüber hinaus) als Nachschlagewerk genutzt werden. Da das Wissen um wissenschaftliches Arbeiten eine der zentralen Grundpfeiler eines jeden Studiums ist und permanent gebraucht wird, weist das online-Buch eine hohe Nachhaltigkeit auf und ist auch für Studierende jenseits des Faches (i.e., Politikwissenschaft), des Studiums (i.e., Bachelor-Studium) oder des Standorts (i.e., Innsbruck) von Bedeutung.

Das online-Format hat zudem zehntens einen sozialen und einen lebensweltlichen Aspekt, der zur Steigerung des Lernerfolges führt. Das Buch ist frei und damit kostenlos verfügbar und ständig aktuell. Der Zugang ist deshalb nicht abhängig von finanziellen Möglichkeiten, sondern steht jeder interessierten Person (ob Student:in, Schüler:in oder interessierte Öffentlichkeit) zur Verfügung. Das online-Format kommt zudem der Generation der „digital natives“ und deren Lebens- und Arbeitsweisen entgegen. Sie sind es gewohnt, sich Wissen und Informationen digital zu besorgen. Das online-Buch bietet ihnen daher eine wissenschaftlich fundierte und autoritative Quelle an und reduziert den Anreiz, auf andere leicht verfügbare, aber vielleicht nicht seriöse Quellen zurückzugreifen.

Elftens versucht das online-Buch die oben bereits erwähnte Thematik von „Open Science als Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens“ auch vorzuleben. Das Buch wird den Studierenden nicht als unveränderbarer Wissensbestand vermittelt. Vielmehr werden sie aufgerufen und animiert, kritisch zu denken und Inhalte zu hinterfragen. Sie sollen sich aktiv an der Weiterentwicklung des Buches beteiligen, indem sie Rückmeldungen über Fehler oder Unklarheiten melden bzw. indem sie Thematiken vorschlagen können (Wissenschaft als Institut „organisierter Kritik“). Es sind aber auch Kolleg:innen aufgerufen, sich an der Weiterentwicklung und Verbesserung des Buches zu beteiligen. Durch die Möglichkeit entweder via eMail oder über das GIT der Universität Weiterentwicklungen anzustoßen, versteht sich das Projekt im Sinne der Prinzipien des Universalismus und der „common ownership of goods“ von Wissenschaft nach Robert K. Merton als eine Ressource, zu der viele Menschen beitragen können und sollen.

Als letzter Punkt muss der sanfte Druck des Projekts genannt werden, der auf dessen Autor ausgeübt wird. Vorlesungen (vor allem jene bei denen es um Grundlagen eines Faches geht) „zeichnen“ sich leider oft dadurch aus, dass sie kaum bis wenig im Laufe einer wissenschaftlichen Karriere weiterentwickelt werden. Ganz nach dem Motto „Was soll man denn beim wissenschaftlichen Arbeiten neu erfinden?“ schleicht sich unweigerlich die Tendenz ein, Neuentwicklungen nicht oder nicht ausreichend zu berücksichtigen, oder auf Beispiele und Vergleiche zurückzugreifen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Durch das online-Format, den Anspruch zeitgenössische Weiterentwicklungen (wie eben „Open & Reproducible Science“) zu berücksichtigen sowie dem Aufruf an Studierende und Kolleg:innen, Weiterentwicklungen einzufordern und mitzugestalten, ist dieses Projekt im stetigen Wandel begriffen. Es ist nie „fertig“, sondern immer im Fluss.

Nutzen und Mehrwert

Erstens, das online-Buch erlaubt den Studierenden dezentrales und asynchrones Lernen. Sie müssen in der Vorlesung nicht präsent sein, sondern können selbst entscheiden, wann und wo sie sich die Inhalte aneignen. Darüber hinaus bestimmen Sie das Tempo des Lernens selbst und können den Lernfortschritt an ihre eigene Lebenswelt und ihre Fähigkeiten besser anpassen (selbstorganisiertes Lernen).

Zweitens versteht sich das Buch als ständiger Begleiter für die Studierenden im gesamten Studium. Das Skript ist einfach durchsuchbar, kann (sozial) annotiert werden und ist auch im pdf und epub Format vorhanden. Die Studierenden entscheiden, in welcher Form sie darauf zugreifen. Durch die flexible Anpassung auf unterschiedliche Bildschirmgrößen (PC, Notebook, Table und Handy) sind die Studierenden nicht an ein bestimmtes Gerät gebunden, können mit allen möglichen technischen Devices auf die Inhalte zugreifen und die Inhalte auch barrierefrei konsumieren (hohes Maß an Inklusion).

Drittens ermöglicht das Buch Lehrinhalte durch Videos auszulagern. Die damit eingesparte Zeit kann verwendet werden, um in der Vorlesung mehr praktische Übungen einzubauen, die vor allem für das (politik)wissenschaftliche Arbeiten sinnvoll sind.

Viertens ermöglicht das online Format die Nutzung unterschiedlicher Techniken der Wissensvermittlung. Studierende können sich die Inhalte des Buches für die eingebaute Funktion des sozialen Annotierens (www.hypothes.is) über virtuelles peer-group learning aneignen. Videos helfen dabei, Prozesse wie Literatursuche oder Zitieren noch besser zu veranschaulichen. Online-Tests helfen, die Wissensüberprüfung direkt im Anschluss an jedes Kapitel durchzuführen. Damit werden unterschiedliche Lerntypen angesprochen. Fünftens erhöht das Buch die Motivation von mir als Lehrendem, die Inhalte der Lehrveranstaltung ständig auf dem neuesten Stand zu halten sowie neue Themen aufzunehmen. Das Format ladet Student:innen und Kolleg:innen ein, Verbesserungsvorschläge zu machen.

Nachhaltigkeit

Das Projekt ist in seiner Konzeption so angelegt, dass es permanent aktualisiert und erweitert werden kann. Es soll den Studierenden über einen längeren Zeitraum ihres Studiums (bis hin zum PhD) als wichtige Ressource begleiten. Der Quellcode des Buches ist auf dem GIT der Universität Innsbruck (https://git.uibk.ac.at/c40298/pwa-book) für alle Interessierten frei verfügbar. Leser:innern werden explizit dazu aufgerufen, sich in die Weiterentwicklung des Buches einzubringen.

Durch das online-Format können rasch und ohne viel Aufwand Fehler oder Unklarheiten beseitigt werden. Neue Themen wie zB Open Science, Reproducible Science oder neue Entwicklungen im Bereich von Software für das wissenschaftliche Abreiten (zB Quarto als System für wissenschaftliche Publikationen in RStudio) können somit einfach und rasch in das Projekt aufgenommen werden.

Interessierte Lehrende können sich aber auch die Grundstruktur des Projekts über den frei verfügbaren Quellcode ansehen und für ihre eigenen Projekte nutzen, wie es zum Beispiel im Falle von „Götterfeuer & Menschenhand“ (https://eeecon.uibk.ac.at/~foreignpolicylab/game/) schon geschehen ist.

Dissemination/Transfer

Das Konzept ist eine Weiterentwicklung anderer Lehrveranstaltungen an der Universität Innsbruck, wie zum „Statistik Vorlesung“ von Lisa Lechner (siehe bookdown.org/lechnerlima/statistik_vo_2020/) und wurde sehr stark durch ähnliche Projekte von Kolleg:innen an der Fakultät für Volkswirtschaft inspiriert (siehe discdown.org/). Zudem diente es bereits als Inspiration für das Lehr-Spiel „Götterfeuer & Menschenhand“ (https://eeecon.uibk.ac.at/~foreignpolicylab/game/).

Dieses Projekt ist am Institut mittlerweile bekannt und zahlreiche Kolleg:innen weisen in ihren Lehrveranstaltungen und Syllabi auf www.politik-wissenschaft.at hin. Das Buch wird von vielen Studierenden in BA und MA, aber auch im PhD als wichtiges Nachschlagewerk genutzt. Wie bei den Rückmeldungen ersichtlich, greifen auch Studierende anderer Universitäten darauf zurück.

Das Projekt scheint daher bereits in einer sehr frühen Phase eine relativ große Verbreitung erfahren zu haben. Um die Bekanntheit des Projekts weiter zu steigern, wird ab dem Sommersemester gezielt eine Werbeoffensive auf sozialen Medien (vor allem Twitter und Instagram) gestartet. Eine Kooperation mit der Studierendenvertretung ist bereits in Ausarbeitung.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt wurde durch das Vizerektorat Lehre und Studierende der Universität Innsbruck im Zuge des Programms „pro Lehre“ mit einer Summe von insgesamt EUR 4.852,80 gefördert. EUR 4.052,80 wurden für die Anstellung einer studentischen Mitarbeiterin (Patrizia Kaufmann) verwendet. Ihre Aufgabe bestand darin, die einzelnen Kapitel im Hinblick auf das Textverständnis zu lesen und Fehler zu korrigieren. Die restlichen EUR 800,00 wurden genutzt, um den Aufsatz „Discourse Network Analysis“ (Eder, Franz. 2023. “Discourse Network Analysis.” In Routledge Handbook of Foreign Policy Analysis Methods, edited by Patrick A. Mello and Falk Ostermann, 516–535. London: Routledge. 10.4324/9781003139850-39) als Open Access Publikation erscheinen zu lassen. Damit konnten Teile des Beitrags (vor allem der Literature Review) für das Buch als Anschauungsbeispiel übernommen werden.

Die Kosten für die Domain des online-Buches (www.politik-wissenschaft.at) wurden vom Autor selbst übernommen. Das Hosting erfolgt auf einem Server der Universität Innsbruck. Die Universitäts- und Landesbibliothek hat sich um die DOI (10.25651/4.2022.0001) gekümmert und deren Kosten getragen.

Positionierung des Lehrangebots

Das Projekt richtet sich zunächst an die Studierenden des BA-Politikwissenschaft und dient als Skriptum für die StEOP-Vorlesung „Einführung in das politikwissenschaftliche Arbeiten“. Das online-Buch versteht sich aber mehr als nur ein Skriptum zu einer bestimmten Vorlesung. Es ist eine wichtige Handreichung für die Studierenden während ihres gesamten Studiums und soll sie in allen Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens, Schreibens und Präsentierens begleiten. Das Projekt ist daher so angelegt, dass Studierende während ihres gesamten Bachelor- und Masterstudiums immer wieder auf das online-Buch zugreifen und relevante Informationen für das wissenschaftliche Arbeiten finden können. In der kommenden Ausbaustufe ist wird der Fokus auf Themen wie „Reproducible Research“ und Antragstellung bei Fördergebern (zB FWF oder ÖAW) liegen. Damit wird diese Ressource auch für PhD-Kandidat:innen zu einer potentiell interessanten Quelle.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Lehre und Digitale Transformation
Ansprechperson
Franz Eder, Assoz. Prof. Dr.
Institut für Politikwissenschaft
+43 512 507 – 70 112
Nominierte Person(en)
Franz Eder, Assoz. Prof. Dr.
Institut für Politikwissenschaft
Patrizia Kaufmann
Institut für Politikwissenschaft
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Diversität und Soziales
  • Flexibel Studieren
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
  • Rund ums Evaluieren der Lehre
  • Wissenschaftsvermittlung
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften