Pädagogische Hochschule Wien
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SDGs Lehren und Lernen - ein Instructional Design zur kompetenzorientierten und transformativen Erarbeitung global-gesellschaftlicher Unterrichtsentwürfe für die Volksschule

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Klimawandel, Gesundheitskrisen, globale Konflikte - global-gesellschaftliche Problemstellungen prägen historisch wie aktuell unser Leben. Diese Probleme zu thematisieren und gemeinsam mit jungen Menschen Lösungsmöglichkeiten anzubahnen, ist ein zentrales Bildungsanliegen. Wie Forschungen (u.a. des Einreichenden) aber zeigen, finden sich diese Themenlagen zwar in zahlreichen Positionspapieren, aber selten in konkreten Unterrichtsprozessen. Vor allem in Volksschulen finden sich diese Themen seltener, da oft angenommen wird, dass die Schüler*innen zu jung seien bzw. dass erst überwiegend an den Grundkompetenzen gearbeitet werden müsste. Diese Frage ist ein fachlich umfassend diskutierter Gegenstand, Ziel wird häufig eine polare Ergänzung sein, nämlich dass Problembewusstsein- und Handlungskompetenz aktiv mit Grundkompetenzen wie lesen, schreiben und rechnen verknüpft wird.

 

Ziel dieses Projekts war daher, Studierende der Primarstufe in einer frühen Phase ihres Studiums für diese Themen zu sensibilisieren und mit ihnen didaktische Kompetenz dergestalt aufzubauen, dass die polare Ergänzung von Problembewusstsein und -handlungsfähigkeit wie auch Grundkompetenz erfolgreich ablaufen kann.

 

Das Studium der Primarstufe umfasst eine umfassende Ausbildung in allen Schulfächern des Schultyps, deren jeweilige Fachdidaktik, einen hohen Praxisanteil sowie zahlreiche schulsystemspezifische Kompetenzen. Das vorliegende Projekt fand dabei im Bereich der bildungswissenschaftlichen Grundlagen im Seminar "Lehren und Lernen" statt, das aus einer allgemeinpägogischen Perspektive unter anderem zur Planung und Gestaltung von Unterricht führen soll. Zentral und curricular gefordert ist inhaltlich dabei die Beschäftigung mit didaktischen Modellen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Global-gesellschaftliche Problemstellungen wie die Klimakrise prägen historisch wie aktuell unser Leben. Ziel dieses Projekts war, Studierende der Primarstufe in einer frühen Phase ihres Studiums für diese Themen zu sensibilisieren und entsprechende didaktische Kompetenz aufzubauen, sodass sie Problembewusstsein und -handlungsfähigkeit ergänzt durch Grundkompetenzen erfolgreich bei Volksschüler*innen anregen können. Es wurde eine authentische Lernaufgabe gestellt, die über das Semester bewältigt werden soll: Die Erstellung von einem Unterrichtsentwurf über 4-6 Wochen mit Schwerpunkt auf ein Sustainable Development Goal der UN. Zur Bewältigung dieser Aufgabenstellung gab es unterstützende Informationen, die Diskussion von grundlegender Literatur sowie das gezielte Training schwieriger Teilaufgaben. Es wurde besonders darauf geachtet, dass es zu sozialen Bindungen während der Gruppenarbeit kam, um etwaigen Isolationsgefühlen während der Lockdowns vorzubeugen. Zum Ende des Semesters wurde schließlich anhand eines erfahrungsbasierten Ansatzes reflektiert, wie man selbst als zukünftige Lehrperson mit global-gesellschaftlichen Probleme umgehen möchte. Insgesamt entstanden zahlreiche innovative Unterrichtsentwürfe, die komplexe Materien wie den Klimawandel mit Herz, Hand und Hirn erarbeiten. Eine abschließende Evaluierung zeigt Effekte auf die eingeschätzte Bedeutung von global-gesellschaftlichen Probleme für den Volksschulunterricht und eine hohe Zustimmung zum Lernzuwachs.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Global challenges such as the climate crisis have shaped our lives both historically and currently. The aim of this project was to sensitize primary school students to these topics in an early phase of their studies and to build up the relevant didactic skills so that they can successfully stimulate problem awareness and the ability to act, supplemented by basic skills, in elementary school students. An authentic learning task was set to be mastered over the semester: the creation of a lesson plan over 4-6 weeks with a focus on a Sustainable Development Goal of the UN. To cope with this task, there was supporting information, the discussion of basic literature and the targeted training of difficult subtasks. Particular care was taken to ensure that social bonds were developed during group work to prevent any feelings of isolation during the lockdowns. At the end of the semester, an experience-based approach was used to reflect on how future teachers would like to deal with global social problems. All in all, numerous innovative lesson plans were created, which deal with complex matters such as climate change with heart, hand and brain. A final evaluation shows effects on the estimated importance of global challenges for elementary school lessons and a high level of approval of learning progress.

Nähere Beschreibung des Projekts

Klimawandel, Gesundheitskrisen, globale Konflikte - global-gesellschaftliche Problemstellungen prägen historisch wie aktuell unser Leben. Diese Probleme zu thematisieren und gemeinsam mit jungen Menschen Lösungsmöglichkeiten anzubahnen, ist ein zentrales Bildungsanliegen. Wie Forschungen (u.a. des Einreichenden) aber zeigen, finden sich diese Themenlagen zwar in zahlreichen Positionspapieren, aber selten in konkreten Unterrichtsprozessen. Vor allem in Volksschulen finden sich diese Themen seltener, da oft angenommen wird, dass die Schüler*innen zu jung seien bzw. dass erst überwiegend an den Grundkompetenzen gearbeitet werden müsste. Diese Frage ist ein fachlich umfassend diskutierter Gegenstand, Ziel wird häufig eine polare Ergänzung sein, nämlich dass Problembewusstsein- und Handlungskompetenz aktiv mit Grundkompetenzen wie lesen, schreiben und rechnen verknüpft wird.

 

Ziel dieses Projekts war daher, Studierende der Primarstufe in einer frühen Phase ihres Studiums für diese Themen zu sensibilisieren und mit ihnen didaktische Kompetenz dergestalt aufzubauen, dass die polare Ergänzung von Problembewusstsein und -handlungsfähigkeit wie auch Grundkompetenz erfolgreich bewältigt werden kann.

 

Das Studium der Primarstufe umfasst eine umfassende Ausbildung in allen Schulfächern des Schultyps, deren jeweilige Fachdidaktik, einen hohen Praxisanteil sowie zahlreiche schulsystemspezifische Kompetenzen. Das vorliegende Projekt fand dabei im Bereich der bildungswissenschaftlichen Grundlagen im Seminar "Lehren und Lernen" statt, das aus einer allgemeinpägogischen Perspektive unter anderem zur Planung und Gestaltung von Unterricht führen soll. Zentral und curricular gefordert ist inhaltlich dabei die Beschäftigung mit didaktischen Modellen. Die beschriebene Lehrveranstaltung umfasst dabei 3 ECTS-Punkte und 2 Semesterwochenstunden, die auf 10 Termine aufgeteilt wurden. Aufgrund der besonders restriktiven Maßnahmen der PH Wien mussten alle Termine online stattfinden, was didaktische und daraus resultierende soziale Konsequenzen für die Studierenden hat

 

Ausgehend von der sehr komplexen Aufgabenstellung erscheint ein übliches, lehrgangsmäßig aufbauendes Setting wenig zielführend, da bei der Planung von Unterricht, der mehrere Lernbereiche gleichzeitig ansprechen muss, zahlreiche Faktoren berücksichtigt und in Einklang gebracht werden müssen (bspw. die Lerngruppe, die Rahmenbedingungen, der Lehrplan, der Materialeinsatz, die Methode etc.). Zentraler erschien eine authentische Lernaufgabe, die über das Semester bewältigt werden soll. Für den Erwerb komplexer Fähigkeiten, die aus mehreren Teilfähigkeiten bestehen, eignen sich Modelle des Instruktionsdesigns besonders und haben in den verschiedensten Bereichen eine hohe Effektivität. Für vorliegendes Seminar wurde das 4-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell (van Merriënboer, 2020. doi.org/10.1007/978-3-662-54368-9_8) herangezogen. Die vier angesprochenen Komponenten waren dabei strukturbildend für die Lehrveranstaltung.

 

Als erste Komponente wurden die Studierenden mit einer realen Aufgabe konfrontiert. Sie sollten dabei eine mittelfristige Unterrichtsplanung für 4-6 Wochen samt exemplarischer Stundenplanung gestalten. Die Schulklasse war dabei einer realen Wiener Schulklasse nachempfunden, es handelte sich um eine zweite Schulstufe und einer interkulturellen und diversen (sprachlich, Lernstand, körperlich, psychosozial…) Schüler*innenschaft. Als Themen waren verschiedene Sustainable Development Goals der UN (SDGs) vorgegeben, wie beispielsweise der Klimawandel, Armut oder Hunger. Die Arbeit war in Gruppen zu erledigen, wobei besonders darauf geachtet wurde, dass es zu sozialen Bindungen in der Gruppe kam, um etwaigen Isolationsgefühlen während der Lockdowns vorzubeugen und den Studierenden auch einen menschlichen Anschluss an die virtuelle Lehrveranstaltung zu ermöglichen.

 

Als zweite Komponente bestand (als zweiter Leistungsnachweis) aus unterstützenden Informationen, die der theoretischen und wissenschaftlichen Anbindung der Aufgabenstellung (Komponente 1) dienen. Die Studierenden konnten sich dabei in einzelne Texte vertiefen. Die Texte wurden in weiterer Folge im Seminar diskutiert und eingeordnet.

 

Die dritte Komponente (unterstützende Information) bot einerseits Anleitungen, Materialsammlungen, Literatur und andererseits die direkte Unterstützung durch den Lehrenden. Es war sowohl möglich, den aktuellen Stand des Projekts vorzustellen, wie auch, den Lehrenden um direkte Unterstützung zu bitten.

 

Als vierte Komponente (Part-task-practice) wurde in Mikro-Inputs vom Lehrenden jene Punkte vorgestellt, die besonders schwierig oder technisch schwierig sind (bspw. eine passende Unterrichtsmethode finden).

 

Nach einem Einführungs- und Überblickstermin orientierten sich die Seminare dementsprechend an der eben beschriebenen Struktur: Die Studierenden erarbeiteten sich in Literaturdiskussion die theoretischen Grundlagen und übten die wissenschaftliche Einordnung derselben. Im Anschluss bestand die Möglichkeit der Arbeit am Projekt in Gruppen mit der Möglichkeit, den Lehrenden um direkte Unterstützung zu bitten. Zum Schluss wurde im Rahmen der Mikro-Inputs konkrete Fähigkeiten geübt, die im Laufe der Aufgabe gebraucht wurden.

 

Zum Ende des Semesters wurde schließlich anhand eines erfahrungsbasierten Ansatzes reflektiert, wie man selbst als zukünftige Lehrperson mit global-gesellschaftlichen Probleme umgehen möchte – unter der Leitfrage, was die zukünftigen Schüler*innen von einem lernen sollen. Dies trägt dem empirischen Befund Rechnung, dass die Persönlichkeit der Lehrer*innen, deren selbst formulierte Mission, besonders zentral für die Wirksamkeit des Unterrichts ist.

 

Insgesamt entstanden zahlreiche innovative Unterrichtsentwürfe, wie die oben angesprochene polare Ergänzung von Sachkompetenz (z. B. lesen oder rechnen) mit Problembewusstsein und Handlungskompetenz in Bezug auf global-gesellschaftliche Probleme (z. B. Klimawandel oder Armut) gelingen kann. Die insgesamt 100 Studierenden haben sich erarbeitet, wie komplexe Materien wie der Klimawandel mit Herz, Hand und Hirn erarbeitet werden können.

 

Die Lehrveranstaltung wurde zu Beginn und zum Schluss evaluiert – es zeigte sich eine hohe Zustimmung der Studierenden und auch ein positiver Effekt der Lehrveranstaltung auf deren Einschätzung zur Relevanz global-gesellschaftlicher Fragestellungen in der Volksschule. Eine Publikation des Lehrmodells samt Evaluationsaufgaben ist in Arbeit.

Nutzen und Mehrwert

Beitrag zu SDGs (v.a. Ziel 4.7), authentische Aufgabenstellung für die Studierenden, Innovationsarbeit für die Volksschule, für die teilweise wenig didaktische Modelle bestehen

Nachhaltigkeit

Das Konzept wäre ohne Weiteres auf andere Situationen übertragbar (auch abgesehen der Lehrer*innenbildung, beispielsweise durch Business Cases), basiert auf einem wissenschaftlich gut untersuchten Modell und wird demnächst publiziert.

Aufwand

Abgesehen von der Innovationsarbeit des Lehrenden keinen.

Positionierung des Lehrangebots

Bachelorstudium Lehramt Primarstufe

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
James Loparics, Dr.
Institut für Hochschulmanagement
06802459759
Nominierte Person(en)
James Loparics, Dr.
Institut für Hochschulmanagement
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Sonstiges
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften