Paris-Lodron-Universität Salzburg
Kapitelgasse 4-6, 5020 Salzburg
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Lehr-/Lernarrangements planen, gestalten und evaluieren

Würdigung der Jury

Das nominierte Lehrprojekt ist eine bildungswissenschaftliche Begleitlehrveranstaltung zum ersten fachspezifischen Unterrichtspraktikum von Lehramtsstudierenden im Bachelor-Studium. Beide, Praktikum und Begleitlehrveranstaltung gehören zum Pflichtprogramm im 5. Semester des Lehramtsstudiums. Zentraler Punkt des Projektes ist der qualitätssichernde Umgang mit den heterogenen Ausgangssituationen der teilnehmenden Studierenden. Schon unter normalen Bedingungen besteht die besondere Herausforderung der Lehrveranstaltung darin, dass Studierende sehr unterschiedliche Erfahrungen, Verläufe und zu bearbeitende Herausforderungen aus ihrer ersten Unterrichtspraxis mit in die Lehrveranstaltung einbringen. Diese Situation der Heterogenität hat sich in der Pandemie nicht nur durch die sich ständig ändernden schulischen Rahmenbedingungen und die uneinheitlichen Vorgaben für das zu absolvierende Schulpraktikum verstärkt, sondern auch durch die sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen der Studierenden.

Die Begleitlehrveranstaltung hat darauf sehr differenziert reagiert. Die Lehrveranstaltung ist in sechs Blöcken abgehalten worden, davon der erste Termin in Präsenz mit geteilten Gruppen, die nachfolgenden Termine synchron online zum gemeinsamen Arbeiten und in Ergänzung dazu mit asynchronen Elementen für selbstgesteuertes Einzelarbeiten, wobei der zeitliche Umfang stets in Orientierung am Workload festgelegt worden ist. In der ersten Lehrveranstaltungs-Einheit sind die Lernziele, die zu erreichenden Kompetenzen und die erwarteten Ergebnisse kommuniziert worden, an denen sich die nachfolgenden Einheiten ausgerichtet haben. Die Inhalte, thematischen Schwerpunkte der Lehrveranstaltung sowie die Lehr-, Lern- und Kommunikationsformate, aber auch die Leistungsnachweise sind konsequent an den Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten der Studierenden ausgerichtet worden. Ein thematischer Schwerpunkt der Begleitveranstaltung sind digitale Lehrformate. Die Begleitlehrveranstaltung ist sehr positiv evaluiert und auf der Grundlage eines Vorschlags von teilnehmenden Studierenden mit dem Distance Teaching Award der Universität Salzburg ausgezeichnet worden.

Das Lehrprojekt besticht durch das hohe Maß an Flexibilität auf Seiten der Lehrenden, durch den engen Austausch von Lehrenden und Studierenden und die daraus resultierende klare Studierendenzentrierung sowie durch die große Bandbreite an Möglichkeiten, mit den Herausforderungen heterogener Ausgangssituationen für die beteiligten Studierenden gewinnbringend zurechtzukommen.

Univ.-Prof.in Dr.in Mechthild Dreyer
Universität Koblenz-Landau

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Zentrale Ziele und Inhalte des vorgestellten Projekts betreffen die kompetente, an wissenschaftlichen Qualitätskriterien orientierte und reflektierte Planung und Abwicklung von eigenem Unterricht im schulischen Praktikum sowie (Weiter-)Entwicklung zentraler unterrichtlicher Kompetenzen wie effiziente Klassenführung, Umgang mit Heterogenität über den Einsatz differenzierender und individualisierender Unterrichtspraxis, motivierender Unterrichtsgestaltung u.a.m. Besonderer Wert wurde in der gegenständlichen LV auf die Kohärenz zwischen den durch die Studierenden formulierten Lernzielen und den für die Zielerreichung eingesetzten Unterrichtsmethoden gelegt.

Während diese erste Unterrichtspraxis der Studierenden schon unter gewöhnlichen Bedingungen sehr heterogene und divergierende Erfahrungen, Verläufe und in der Begleit-LV zu bearbeitende Herausforderungen mit sich bringt, war der Verlauf für die Studierenden der Wintersemester 20 und 21 über die Maßen herausfordernd. Durch die Pandemie-Situation ergaben sich ständige Änderungen an den Rahmenbedingungen der Unterrichtspraxis: von ersten Hospitationen und teilweise noch ersten Unterrichtserfahrungen zu Beginn des Semesters in Präsenz, über eine teilweise oder komplette Umstellung auf Distanzlehre an den Schulen und den damit verbundenen, sehr unterschiedlichen Implementationsmodi von Distance Learning an den einzelnen Schulstandorten war die Praxis durchgehend von großen Herausforderungen geprägt. Dies zeigte sich unter anderem in den sehr heterogenen Anforderungen, die an die Studierenden in der Schulpraxis gestellt wurden: während einige Studierende selbst vollwertige Unterrichtsstunden in synchroner Distanzlehre halten konnten, hospitierten einige andere via Videokonferenz, während die Betreuungslehrperson die von den Studierenden geplanten Unterrichtseinheiten in Präsenz abhielt; wieder andere Studierende erstellten Unterrichtsmaterialien für die asynchrone Durchführung, während sich die Schulpraxis einiger anderer Studierender darauf beschränkte, Unterrichtsmaterialien für die Betreuungslehrperson zu erstellen, über deren Einsatz (oder Nicht-Einsatz) sie teilweise keine oder kaum Rückmeldung erhielten. Hinzu kamen sehr heterogene Voraussetzungen auf Studierendenseite, die sich neben den Anforderungen aus Studium und Schulpraxis auch noch mit eigenen Coronainfektionen, Betreuungspflichten für Kinder oder andere Angehörige und Vereinbarung mit anderweitiger Berufstätigkeit konfrontiert sahen.

Um auf diese Herausforderungen in der Begleitlehrveranstaltung reagieren und alle Studierenden trotz dieser heterogenen Verläufe ihren Bedürfnissen angemessene Inhalte vermitteln zu können, wurde die LV in Verlauf, Leistungsnachweis und thematischen Schwerpunkten bestmöglich adaptiert, wie im untenstehenden Langkonzept dargestellt.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Bei dem nominierten Projekt handelt es sich um die bildungswissenschaftliche Begleitlehrveranstaltung zur (in der Regel) ersten fachbezogenen Unterrichtserfahrung von Lehramtsstudierenden. Zentrale Inhalte sind unterrichtliche Planungskompetenz, zielkohärenter Einsatz von Unterrichtsmethoden und förderliche Beziehungsgestaltung mit Schüler*innen im Unterricht, z.B. über die Formulierung konstruktiver Rückmeldungen oder Prinzipien gelungener Klassenführung. In den Wintersemestern 20/21 und 21/22 war diese erste schulpraktische Erfahrung für die Studierenden von ganz besonderen Herausforderungen geprägt, die sich neben persönlichen Umständen auf Studierendenseite (Betreuungspflichten, studienbegleitende Berufstätigkeit u.a.) aus den pandemiebedingten ständigen Änderungen der schulischen Rahmenbedingungen und der großen Heterogenität deren Umsetzung an den jeweiligen Schulstandorten ergaben. In der gegenständlichen LV gelang es laut Studierendenrückmeldung besonders gut, sie durch diese Herausforderungen auf wissenschaftlich fundierte und dennoch praxisnahe Art und Weise zu begleiten, die erforderlichen didaktischen Kompetenzen (Bsp. Einsatz digitaler Unterrichtsmethoden) zielgerichtet auf- und auszubauen und trotz Distanzlehre hohe Flexibilität, konsequente Studierendenorientierung sowie eine konstruktive und tragfähige Gruppenatmosphäre zu gewährleisten, die die erfolgreiche und aktive Bewältigung der genannten Herausforderungen für alle Studierenden ermöglichte.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The nominated project regards a pedagogical course for teacher trainees which accompanies their first internship experience at school. Core contents include lesson planning competencies, a use of teaching methods coherent with student needs and lesson goals, and the creation and maintenance of a productive teacher-student relationship, including constructive feedback processes, classroom management and similar. In the winter terms 20 - 22, the pandemic impact on teaching and schools has led to extraordinarily difficult circumstances for the participating students who were asked, more than ever before, to juggle personal challenges (caring obligations, work commitments alongside university studies,…) with ever-changing teaching conditions and highly heterogenous implementation of distance learning measures across their practice schools. According to students, this class has managed exceptionally well to guide them through these challenges in a manner that was both scientifically based and highly focused on practical applicability by providing them with relevant didactical skills (e.g., regarding digital learning tools) to manage all challenges in a professional manner while, at the same time, providing a constructive and stable learning environment characterized by flexibility and continuous student orientation. As a result, all students were able to overcome the posed challenges actively and successfully with high gains in theoretical and practical competencies.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die LV wurde teilgeblockt über insgesamt 6 Termine a‘ 4 UE in einem hybriden Modus abgehalten (1. Termin Präsenz mit geteilter Gruppe, Termine 2-6 grundsätzlich synchrone Online-Abhaltung mit asynchronen Elementen an Einzelterminen). Hierbei gewährleistete die synchrone Abhaltung die notwendige Planbarkeit sowie Konstanz an Austausch- und Besprechungsmöglichkeiten für die Schulpraxis und die konsequente gemeinsame Arbeit an den festgelegten Lernzielen sowie die Entwicklung und Aufrechterhaltung eines „Gemeinschaftsgefühls“ in den schwierigen schulpraktischen Bedingungen an den Praxisstandorten. Diese synchronen Einheiten wurden ergänzt durch die asynchrone Möglichkeit des selbstgesteuerten Erarbeitens persönlich besonders relevanter Inhalte (Planungsworkshop, fallweise begleitende Literaturarbeit und kurze Arbeitsaufträge zur Vorbereitung auf Medienworkshops). Dabei wurde der Arbeitsaufwand konsequent berücksichtigt, indem für jede asynchrone Phase die Dauer der synchronen Phasen entsprechend verkürzt wurde, wobei den Studierenden offen stand, ob sie die anfallenden Arbeitsaufträge innerhalb oder außerhalb der regulären LV-Zeit absolvieren wollten. Für die Studierenden ergab sich demnach durch die digitale Abhaltung keine Veränderung des Gesamtarbeitsaufwands oder des Inhalts der Leistungsanforderungen im Vergleich zum Präsenzsetting.

Lernziele und zu erreichende Kompetenzen sowie Ergebniserwartung wurden bereits vor und in der ersten LV-Einheit transparent kommuniziert, der weitere LV-Verlauf konsequent an diesen formulierten Zielen ausgerichtet und in jeder Aufgabenstellung, die die Studierenden im LV-Verlauf bearbeiteten, bzw. bei den anschließenden Ergebnisbesprechungen ein expliziter Bogen zu den formulierten Lernzielen gespannt und deren Erreichung gemeinsam evaluiert (mündliche Rückmeldung zum Lernfortschritt in jeder LV-Einheit). Durch ein hohes Ausmaß an Eigenaktivität (Aufgabenstellungen nach dem flipped-classroom Prinzip, Arbeit an bestehenden, eigenen und realen Planungen in der Umsetzung der besprochenen Qualitätskriterien von Unterricht wie bspw. Optimierung der Formulierung von Lernzielen, von Differenzierungsprinzipien oder von Arbeitsaufträgen an S/S an Stelle von fiktiven Beispielen, selbstständige Abhaltung von Fallbesprechungen aus ihrer Schulpraxis nach Anleitung und Vorbereitung mittels Leitfaden) wurden die Studierenden einerseits zu einer konsequenten Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Verbesserung der eigenen Unterrichtspraxis geführt. Andererseits wurde dadurch die Ansiedelung der Lernaktivitäten auf hohen kognitiven Anspruchsniveaus (z.B. Anwendung theoretischer Erkenntnisse auf die eigene Unterrichtsplanung; Analyse bestehender Materialien und eingesetzter Methoden nach Qualitätskriterien; begründete Beurteilung von Feedbackprozessen und Verhalten etwa der Betreuungslehrperson in herausfordernden Unterrichtssituationen) gewährleistet.

Inhalte und thematische Schwerpunkte der LV wurden konsequent an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert. Beispielsweise wurden auf Basis einer Abfrage in der ersten LV-Einheit Themenpools spezifiziert, in denen die Studierenden besonderen Weiterentwicklungsbedarf bei sich in Bezug auf das zu absolvierende Praktikum verorteten. Aus diesen Themenpools wurde ein virtueller Stationenbetrieb zur individuellen Weiterentwicklung der Planungskompetenz konzipiert (siehe padlet.com/petrasiwekmarcon/pwgvc35y7qmn77di). Zu den fünf Vertiefungsthemen Klassenführung, Unterrichtsplanung nach Basismodellen (= Tiefenstrukturen) des Lernens, motivierende Unterrichtsgestaltung, förderliche Leistungsbeurteilung und Differenzierung im Unterricht wurden Inputs in Form von Texten, Impulsclips und von mir vorab aufgezeichneten Vorträgen zur Verfügung gestellt, die von den Studierenden nach dem Flipped Classroom Prinzip in Anwendungsaufgaben verarbeitet und anschließend in der Kleingruppe vorgestellt und nachbesprochen wurden. Die Ergebnisse der Beschäftigung mit diesem Planungsworkshop konnten auf freiwilliger Basis als Beitrag zur Mitarbeitsbeurteilung abgegeben werden; damit wurde insbesondere all jenen Studierenden entgegen gekommen, die im digitalen Setting und/oder aufgrund persönlicher Umstände (Betreuungspflichten usw.) ggf. Probleme haben, sich mündlich einzubringen. Aus allen abgegebenen Beiträgen des Planungsworkshops wurden best-practice-Beispiele ausgewählt, die nach Freigabe durch die betreffenden AutorInnen den Mitstudierenden via BlackBoard zur Verfügung gestellt wurden (Würdigung der Studierendenbeiträge, nachhaltige Verfügbarkeit für alle).

Eine weiteres thematisches Anliegen der Studierenden, das im Folgenden leitend sowohl für die Gestaltung der Aufgabenstellungen als auch für den schriftlichen Leistungsnachweis wurde, betraf die kompetente Anwendung digitaler Lehrmethoden, nachdem der schulpraktische Alltag der Studierenden diese in den letzten zwei Wintersemestern in besonderem Maß einforderte. Diesem Anliegen wurde in der LV zweiseitig Rechnung getragen: einerseits wurde die LV organisatorisch mit der „Schwester-LV“ „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ verschränkt, in der Arbeit mit digitalen Medien und Methoden einen Schwerpunkt darstellt und die vom Großteil der Studierenden parallel (ebenfalls bei der nominierten Vortragenden) besucht wurde. Studierende, die beide LVs besuchten, stellten insgesamt 6 digitale Tools und didaktische Prinzipien für synchronen und asynchronen Unterricht vor, die für einen Unterricht in der Distanzlehre besonders relevant erschienen. Durch die Anforderungen an die Präsentationen (Vorstellung des Tools + verpflichtende Verarbeitungsaufgabe für die KollegInnen) wurde eine aktive Auseinandersetzung mit den Tools durch alle Studierenden gefördert und die Methodenkompetenz der Studierenden im Umgang damit erweitert, was nicht selten für eine unmittelbare Anwendung im Schulpraktikum genutzt werden konnte.

Hohe praktische Relevanz und Studierendenorientierung waren auch für die weiteren Teile des Leistungsnachweises leitend. So entsprach die Adaption einer bestehenden Unterrichtsplanung für das digitale Setting (als schriftlicher Teil des Leistungsnachweises) nicht nur unmittelbar der Praxisrealität der Studierenden, sondern verband das neue (oder aktualisierte) Wissen zur allgemeinen Planungskompetenz und des zielorientierten Einsatzes digitaler Medien auf effiziente Art und Weise. Eine Fallbesprechung aus der Schulpraxis (schriftlich vorbereitet & abgegeben und mündlich in Kleingruppen durchgeführt) ermöglichte den Studierenden die Anwendung reflexiver Praxis auf Basis realer, selbst erlebter Praxissituationen und damit das Erleben des Mehrwerts aus professionell vorbereitetem kollegialem Austausch in einer Praxissituation, die einen solchen Austausch dringend erforderlich macht. Neben einer Weiterentwicklung der unterrichtlichen und sozialen Kompetenzen wurde damit ein Weg zur eigenen Gesundheitsförderung in zukünftigen Situationen mit einem ähnlichen subjektiven Belastungsgrad aufgezeigt und erlebbar gemacht.

Ausführliche Rückmeldeschleifen wurden nach jedem selbstständigen Arbeitsschritt der Studierenden in den Plenarphasen, mittels kollegialem Feedback in Kleingruppen (z.B. im Rahmen der Fallbesprechungen) sowie zu jedem Bewertungsteil schriftlich via Notencenter der universitären Lernplattform gegeben. Die Studierenden wurden auch im digitalen Setting laufend u.a. auf folgenden Wegen untereinander vernetzt: intensiver Austausch der Schulerfahrungen im Plenum, was in gegenseitiger Beratung und Bestärkung sowie gemeinsamer Problembewältigung resultierte; stark interaktive Gestaltung der LV-Einheiten sowie Variation der Sozialformen mit Einsatz von Kleingruppenphasen in jeder LV-Einheit und bewusster Gruppenbildung (Bsp. Nachbesprechung Planungsworkshop: gemischte Gruppen auf Basis der gewählten Stationen; Fallbesprechungen: Gruppenbildung nach gemeinsamem Unterrichtsfach für eine einheitliche fachdidaktische Bezugsbasis); explizite Würdigung und Querverweise auf besonders gelungene Anwendungsbeispiele aus der Gruppe wo thematisch passend (Bsp. best-practice-Sammlung Planungsworkshop).

Die regelmäßige, niederschwellige Kommunikation mit den Studierenden wurde über die Abhaltung im synchronen Modus, die dortige regelmäßige, ausführliche Gesprächsmöglichkeit über Erfolge und Herausforderungen in der Schulpraxis sowie eine wöchentliche digitale Sprechstunde sichergestellt. Daraus folgend konnte auf viele berichtete Probleme und Hindernisse in der Schulpraxis zeitnah eingegangen und die Studierenden bei deren Lösung effizient unterstützt werden. Dabei wurde versucht, die Studierenden über „Hilfe zur Selbsthilfe“ (z.B. Verweis an richtige Ansprechpersonen, Modellierung bzw. gemeinsames Durchspielen eines Konfliktgesprächs mit der Betreuungslehrperson, gemeinsame Entwicklung von Alternativen bei technischen Schwierigkeiten im Distance Learning an den Schulen) in ihrer Selbstkompetenz bei der Problemlösung zu stärken. Durch die konsequente und zeitnahe Verfolgung aller Anliegen war ein erfolgreicher Praxisabschluss für alle Studierenden trotz zwischenzeitlich widriger Umstände möglich.

Universitär sozialisiert wurden die Studierenden u.ä. durch Abhaltung des ersten Termins als Präsenztermin mit geteilter Gruppe an der Universität, die Rückvernetzung mit der Praxisorganisation an der PLUS zur Bewältigung von Herausforderungen in der Schulpraxis, Herstellen von inhaltlichen Bezügen zu anderen Lehrveranstaltungen, expliziter Würdigung der Heterogenität der Studienfächer und der unterschiedlichen fachdidaktischen Rahmenmodelle der Unterrichtsplanung (z.B. Planungen aus – heterogenen – Fachdidaktiken als Grundlage des schriftlichen Leistungsnachweises) bei gleichzeitig starkem interdisziplinärem, fächerübergreifenden Bezug der behandelten Inhalte als Kernelement wissenschaftlicher Sozialisation.

Nutzen und Mehrwert

Aus den im Rahmen des Projektes gesammelten Erfahrungen der Begleitung von Schulpraxis für Lehramtsstudierende auch in Formaten des Hybrid- und Distance Learnings ergibt sich großer Mehrwert insbesondere für die weitere Umsetzung ähnlicher Formate zur Erhöhung der berufsbegleitenden Studierbarkeit des Lehramtsstudiums. Gerade für praxisbegleitende Lehrveranstaltungen wird immer wieder auf die Wichtigkeit des direkten Austauschs im Rahmen analoger Abhaltung in Präsenz hingewiesen; während diese Wichtigkeit des persönlichen Austausches und des fächerübergreifenden voneinander-Lernens in keinster Weise abgesprochen werden soll, hat doch die vorliegende Lehrveranstaltung gezeigt, dass solche Ziele auch in digitalen Formaten in sehr zufrieden stellendem Ausmaß erreicht werden können. In einer Zeit, in der – gerade im Lehramt, einem akuten Mangelberuf u.a. im Bundesland Salzburg - immer mehr Studierende einer studienbegleitenden Berufstätigkeit nachgehen, erscheinen solche Formate (auch) für praxisbezogene Lehrveranstaltungen immer notwendiger und auch sinnvoll. Für Studierende und Lehrende gleichermaßen ergeben sich durch die Ortsungebundenheit der digitalen Abhaltung flexibilisierte Lern- und Arbeitsbedingungen, die sich mit studienbegleitender Berufstätigkeit, familiären Betreuungspflichten u.ä. wesentlich besser koordinieren lassen als klassische Präsenzformate. Zusätzlich lassen sich so persönliche Barrieren von Studierenden, bspw. hinsichtlich Mobilität, abbauen sowie Inklusion aller Studierender, unabhängig von der persönlichen und beruflichen Situation, kann befördert werden, ohne dass Anspruchsniveau oder Leistungsanforderungen niedriger wären als im Präsenzsetting.

Nachhaltigkeit

Auf Basis der die LV kennzeichnenden Elemente (Beziehung, Austausch und fächerübergreifende Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Unterrichtsfächern als tragende qualitative Elemente) sowie der oben angesprochenen immer stärkeren Notwendigkeit einer berufsbegleitenden Studierbarkeit scheint das Konzept sehr gut auf andere universitäre Lehrveranstaltungen, auch jene mit starkem Praxisbezug, übertragbar. Gleichzeitig bietet die großteils synchrone Abhaltung mit von Beginn an klaren Anforderungen in Hinblick auf Vorkenntnisse, Lerninhalte und zu erwerbende Kompetenzen dieselbe Planbarkeit und Verbindlichkeit klassischerer Lehrformate, während die Vorteile digitaler Lernumgebungen (optimale Nutzung digitaler Tools in Interaktion und didaktischer Gestaltung, individuell planbare asynchrone Arbeitsphasen, Übertragbarkeit der erfahrenen digitalen Möglichkeiten auf die schulische Umwelt) vollinhaltlich genutzt werden können. Dabei erweitern die Studierenden ihre digitale Kompetenz nicht nur durch die Nutzung der angebotenen Tools in der Lehrveranstaltung, sondern übertragen diese auch selbst unmittelbar auf die eigene Schulpraxis (Anwendung des Gelernten), erzielen dadurch auch eine Erweiterung der digitalen Kompetenzen bei ihren eigenen Schülerinnen und Schülern und werden zu einer diesbezüglichen Ressource für ihre Praxisschulen. Durch die Verlagerung der Lernmedien sowie der Abhaltung in den digitalen Raum reduziert sich zudem der ökologische Fußabdruck universitärer Lehrveranstaltungen (Fahrtkosten und damit verbundene Emissionen, Verbrauchsmaterialien, Druckkosten u.ä.).

Da es sich bei dem Konzept um die Umsetzung einer Pflichtlehrveranstaltung des bildungswissenschaftlichen Lehramtscurriculums handelt, das schon in curricularen Vorversionen vorhanden war und wohl auch weiterhin integralen Bestand der praktischen Ausbildung von Lehramtsstudierenden aller Fächer bilden wird, wird ein längerfristiger Einsatz des Konzepts und der damit verbundenen Erfahrungen als sehr wahrscheinlich sowie gewinnbringend angesehen. Die Abhaltung in zahlreichen Parallelgruppen pro Studienjahr ermöglicht darüber hinaus einen hohen Grad an kollegialem Austausch durch die Lehrenden und die ständige Weiterentwicklung von LV-Inhalten und Zielen gestützt auf eine vielfältige und breite Datenbasis.

Aufwand

Keine finanziellen Mehrkosten; geringfügig höherer Planungs- und Vorbereitungsaufwand für die Vortragende durch Übertragung sämtlicher Materialien u.ä. in den digitalen Raum (Bsp. digitaler Planungsworkshop auf Padlet), der Mehraufwand wird aber durch die Nachhaltigkeit (Wiedereinsetzbarkeit, Möglichkeit der Übertragung auf andere Themenbereiche u.ä., siehe oben) wieder ausgeglichen. Demgegenüber Kosten- und Zeitreduktion v.a. für dezentral wohnende Studierende durch Wegfallen von Fahrten an die Universität.

Positionierung des Lehrangebots

Bei der LV „Lehr-/Lernarrangements planen, gestalten und evaluieren“ handelt es sich um eine bildungswissenschaftliche Begleitlehrveranstaltung zur (im Regelfall) ersten fachspezifischen Unterrichtspraxis von Lehramtsstudierenden im Bachelorstudium. Sowohl Praktikum als auch die hier beschriebene Begleitlehrveranstaltung sind pflichtig zu absolvieren und laut Curriculum für das 5. Semester des Lehramtsstudiums vorgesehen. In jeder Parallelgruppe sind 25 Studierende aller Unterrichtsfächer vertreten, die ihre Schulpraxis, begleitet von der genannten Lehrveranstaltung, im Ausmaß von insgesamt 45 Unterrichtseinheiten, davon mind. 4h selbst gehaltener Unterricht im Fach, über die Dauer von einem Semester an verschiedenen Schulstandorten in Stadt und Land Salzburg (Sekundarstufe I und II; Mittelschulen, AHS und höhere Schulen) absolvieren.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
Nominiert 2022
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
MMag. Dr. Petra Siwek-Marcon
FB Erziehungswissenschaft/ School of Education
+43 (0) 662 / 8044-7366
Nominierte Person(en)
MMag. Dr. Petra Siwek-Marcon
FB Erziehungswissenschaft/ School of Education
Themenfelder
  • Flexibel Studieren
  • Curriculagestaltung
  • Prozess der Curriculagestaltung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Erfahrungslernen
  • Digitalisierung
  • Organisatorische Studierendenunterstützung
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften