Lehrveranstaltung „Digitale Grundbildung“

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Diese Einreichung bezieht sich auf eine Lehrveranstaltung, welche an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Fachbereich Bildungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienbildung stattfand. Die konkrete Umsetzung betrifft eine Lehrveranstaltung zum Thema "Digitale Grundbildung" bei Studierenden im Masterstudium des Lehramts für die Sekundarstufe. Die digitale Grundbildung und der Erwerb von Medienkompetenz ist eine wesentlichen Kulturtechnik unserer Zukunft und müssen daher auch in der Lehrer*innenausbildung verankert sein (Koederitz, 2018, S. 194). "Denn unter den mediatisierten Bedingungen […] wird es zunehmend zur Normalität werden, dass Lernen immer mit Medien, durch Medien, über Medien oder in einer von Medien durchdrungenen Welt erfolgt" (Mayrberger, 2019, S. 43). Durch innovative Lehr- und Lernszenarien in hybriden Lernsettings, also eine Kombination von medialen Formaten, Online- und Face-to-Face-Phasen (Kerres, 2013, S. 412-415), werden die Studierenden angeregt, eigene digitale Selbstlerneinheiten zu entwickeln, diese auch in ihrer Praxis einzusetzen und somit erworbenes Wissen zu aktivieren, um neues Wissen zu generieren, was wiederum erfolgreiches Lernen fördert (Tergan & Schenkel, 2004, S. 25). Anhand eines prozessbegleitenden E-Portfolios dokumentieren und analysieren die Studierenden ihren Wissenszuwachs (Müller, 2005, S. 9-10).

Am Beginn dieses Lernsettings stand nicht eine einzelne umgrenzte Forschungsfrage, sondern ein ganzes Bündel von Fragen, deren Beantwortung für eine geeignete Umsetzung des Online-Seminars notwendig waren. Dazu zählen didaktische Modelle, Analysen bisheriger Forschungsergebnisse, die Entwicklung von dazu passenden methodisch-didaktischen Lernsettings, die geeignete didaktische Strukturierung und Aufbereitung der Lehrinhalte und schließlich die Umsetzung, Leitung, kontinuierliche Evaluation und Interpretation des Datenmaterials.

Die Lehrveranstaltung wird als hybrides Lernsetting umgesetzt mit einer Praxisphase, selbstgesteuerten Lernphasen und Online-Phasen, in denen Studierende handlungsorientierte Medienpädagogik (Schorb, 2017, S. 134-136) praktizieren. In der handlungsorientierten Medienpädagogik nach Schorb (2017, S. 134-136) werden Medien als Mittler verstanden, die Personen für die "Gestaltung ihrer Lebenswelt […] Erforschung ihrer Lebenswelt […] Artikulation innerhalb dieser Lebenswelt und zur Durchsetzung eigener Interessen" (Schorb, 2017, S. 135) einsetzen. Laut Curriculum des Masterstudiums ist das übergeordnete Ziel der Lehrveranstaltung, dass Studierende einen kritisch reflektierenden Umgang mit digitalen Medien erwerben sowie digitale Systeme anwenden und gestalten können (Entwicklungsverbund "Cluster Mitte", 2013, S. 35-36). Dieses Ziel wird mit der gewählten pädagogisch-didaktischen Durchführung verfolgt und evaluiert, um die Lehrveranstaltung kontinuierlich weiterzuentwickeln (Schorb, 2017, S. 134-136).

LITERATURANGABEN siehe www.paedagogische-horizonte.at/index.php

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das vorliegende Traktat erläutert und beschreibt die Umsetzung einer Lehrveranstaltung ("Digitale Grundbildung") im Fachbereich Bildungswissenschaften an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL) in Form eines hybriden Lernsettings. Der Beitrag liefert eine Bestandsaufnahme auf Grundlage der Planung der zur Anwendung kommenden methodisch-didaktischen Settings bis hin zu einer Evaluation unter Einbeziehung und Reflexion wissenschaftlicher Modelle wie z. B. dem "ADDIE"-Modell.

Die dargestellten Lehr-Lern-Szenarien in hybriden Lernsettings stellen Basis, Grundlage und Anregungen für Studierende der Lehrveranstaltung "Digitale Grundbildung" im Masterstudium des Lehramts für Sekundarstufe an der PHDL dar, um eigene digitale Selbstlerneinheiten zu entwickeln und diese auch, im Sinne einer handlungsorientierten Medienpädagogik (Schorb, 2017, S. 134ff.), in den pädagogisch-praktischen Alltag zu überführen und einzusetzen.

 

LITERATUR:

Schorb, B. (2017). Handlungsorientierte Medienpädagogik. In B. Schorb, A. Hartung-Griemberg & C. Dallmann (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik (6. Aufl., S. 134–141). München: kopaed.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

This paper explains and describes the implementation of a course ("Digital Basic Education") in Educational Sciences at the Private University of Education of the Diocese of Linz (PHDL) in the form of a hybrid seminar setting. The article provides an inventory based on the planning of the methodological-didactic settings to be applied up to an evaluation including and reflecting on scientific models such as the "ADDIE" model.

The presented teaching-learning scenarios in hybrid learning settings provide a basis, foundation and suggestions for students of the course "Digital Basic Education" in the Master's programme for secondary school teachers at the PHDL to develop their own digital self-learning scenarios, to transfer and use them in everyday pedagogical practice in the sense of action-oriented media education (Schorb, 2017, p. 134ff.).

 

LITERATURE

Schorb, B. (2017). Handlungsorientierte Medienpädagogik. In B. Schorb, A. Hartung-Griemberg & C. Dallmann (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik (6. Aufl., S. 134–141). München: kopaed.

Nähere Beschreibung des Projekts

Für die Lehrveranstaltung wird eine Projektmanagementmethode des Instruktionsdesigns (ID) gewählt, welche als Grundlage eine systematische und differenzierte Anwendung von pädagogisch-praktischen Prinzipien verfolgt, die für die Lehrkonzeption notwendig sind (Niegemann et al., 2004, S. 19). In der Lehrveranstaltung wird das ADDIE-Modell (Analysis-Design-Development-Implementation und Evaluation) der Florida State University (Branson, Rayner, Cox, Furman, King & Hannum, 1975) herangezogen, welches die Lehrveranstaltung in fünf ineinander verzahnte Entwicklungshasen gliedert und daher eine gute Basis zur Konzeption von Lernsettings bietet (Niegemann et al., 2004, S. 22).

Die erste Phase, die Analyse, befasst sich mit der Erhebung der Zielgruppe, der Rahmenbedingungen, des Wissens und der Anforderungen für das geplante Lernsetting und bildet somit die Grundlage für die Konzeption (Niegemann & Niegemann, 2020, S. 18). In Bezug auf das Projekt können als Zielgruppe Studierende nach Abschluss des Bachelorstudiums des Lehramts für Sekundarstufe festgelegt werden, welche diese Lehrveranstaltung Vollzeit oder berufsbegleitend belegen und meist im Alter zwischen 22 und 30 Jahre sind. Durch die bewusste Entscheidung für die Institution und für die bzw. den Lehrveranstaltungsleiter*in kann davon ausgegangen werden, dass die Studierenden intrinsisch motiviert sind, wobei auch extrinsische Motivation geltend gemacht werden kann, da es sich hier um eine Pflichtveranstaltung handelt, die die Studierenden im Laufe ihres Masterstudiums absolvieren müssen.

Die zweite Entwicklungsphase des Modells ist die Designphase, also die pädagogische Konzeption des Lernsettings, mit den didaktischen Abläufen, Interaktionen und den lernbegleitenden Materialien (Klante & Gundermann, 2017, S. 1-2). Das Projekt wird als hybrides Lernsetting konzipiert, bei dem Präsenz- und Online-Phasen alternieren. Aufgrund der im Jahr 2020/21 auftretenden Corona-Pandemie kann nur eine der geplanten Präsenzblockungen auch in Präsenz durchgeführt werden. Alle anderen Lehrveranstaltungen werden schließlich online abgehalten.

Die Lehrveranstaltung umfasst insgesamt eine Lehrleistung von 22,5 UE zu je 45 Minuten, daher kommen zahlreiche verschiedene didaktische Methoden zum Einsatz.

Als Grundlage dienen das "Didaktische Dreieck" nach Jank und Meyer (1991, S. 56) und das Technological Pedagogical Content Knowledge (TPACK)- Modell von Mishra und Koehler (2006), welches sich damit beschäftigt, welche Voraussetzungen eine Lehrperson mitbringen muss, um eine angemessene Lehre durchführen zu können. In der Lehrveranstaltung sind die Voraussetzungen der Lehrpersonen im pädagogischen, inhaltlichen sowie technologischen Bereich durch entsprechende Qualifikationen und Praxiserfahrungen gegeben und bilden somit eine gute Basis, um das TPACK-Modell auch in der Lehre umzusetzen. Durch die aktive Arbeit mit einem Videokonferenzsystem und dem Einbinden von unterschiedlichen Tools und Plattformen ist der technologische Aspekt gegeben, die verschiedenen methodischen Settings dienen zur pädagogischen Vermittlung der im Curriculum vorgesehenen Inhalte.

Die dritte Phase des ADDIE-Modells steht für Development, also die konkrete Entwicklung der Settings, die Erstellung von Inhalten, Entwicklung von Medien und das Testen dieser (Klante & Gundermann, 2017, S. 2; Niegemann & Niegemann, 2020, S. 18). In der ersten Präsenzlehrveranstaltung geht es neben der Information über die Rahmenbedingungen und die Leistungsanforderungen auch um eine grundlegende Einführung in das Thema "Digitale Grundbildung". Die zwei darauffolgenden Online-Lehrveranstaltungen beschäftigen sich mit theoretischen Auseinandersetzungen. In der zweiten Präsenzveranstaltung, die schließlich auch online durchgeführt wird, sind Expert*innen aus der Schule eingeladen, die von der Umsetzung digitaler Grundbildung in der Schule berichten, gefolgt von einem Arbeitsauftrag für die Studierenden zur Entwicklung einer Selbstlernsequenz für Schüler*innen zum Thema "Digitale Grundbildung", indem sie selbstgesteuert anhand von kurzen Erklärvideos verschiedene Lerntools kennenlernen und sich gezielt mit einer Thematik und einem Lerntool auseinandersetzen. Dies stellt die Vorbereitung für das Praxisprojekt der Studierenden dar. In den darauffolgenden acht Wochen entwickeln diese in Teams eine Selbstlerneinheit (ca. 50 Minuten) für Homeschooling im Sekundarbereich. Bei der dritten und letzten Präsenzphase, die schließlich auch online stattfindet, werden die Projekte durch die Studierenden im Plenum präsentiert und diskutiert. Darüber hinaus wird ein Vortrag durch eine*n Vertreter*in des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) zur aktuellen Situation in Bezug auf Medien in der Schule in Österreich organisiert und ein weiterer Vortrag mit einer Expertin bzw. einem Experten der regionalen Institution des Landes Oberösterreich (Education Group GmbH) abgehalten, um die Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrer*innen und Schulen in diesem Bereich zu thematisieren. Den Abschluss bildet eine Online-Lehrveranstaltung, bei der eine kritische Reflexion der E-Portfolios, welche im Rahmen der gesamten Lehrveranstaltung durch die Studierenden geführt werden, sowie die Evaluation der Lehrveranstaltung stattfindet.

Die Lehrveranstaltung wird mit der Lernplattform MOODLE und dem E-Portfoliosystem Mahara der Institution begleitet. Die Kommunikation und der Austausch von Materialien sowie die Teamprozesse werden über diese Plattformen abgewickelt. Die Online-Lehre findet im System ZOOM statt, wobei hier verstärkt die Funktionalität der Breakout-Rooms eingesetzt wird.

Nach der Konzeption und der Testung kann die vierte Entwicklungsphase Implementation anschließen, bei der es um die Umsetzung der Planungen in die Praxis geht (Niegemann & Niegemann, 2020, S. 18). Die Lehrveranstaltung kann in der Form der geplanten Konzeption durchgeführt werden. Durch die Pandemie können zwei Präsenzlehrveranstaltungen nicht in Präsenz durchgeführt werden, sondern müssen auch online abgehalten werden. Inhaltlich und organisatorisch wird von Beginn an ein Wechsel von Präsenz zu Online berücksichtigt (Niegemann & Niegemann, 2020, S. 18).

Die letzte Phase des ADDIE-Modells bildet schließlich die Evaluation. In der Lehrveranstaltung wird eine formative Evaluation über die gesamte Zeitspanne angelegt und mit einer summativen Evaluation am Ende der Lehrveranstaltung abgeschlossen. ,

 

LITERATURANGABEN und WEITERE INFORMATIONEN siehe www.paedagogische-horizonte.at/index.php.

Nutzen und Mehrwert

Fördert selbstgesteuertes kooperatives Lernen bei den Studierenden.

Die Lehrperson tritt in die Rolle des Lerncoaches und begleitet sowie lenkt die Wissensgenerierung der Studierenden.

Die Methodenvielfalt dient als Impulsgeber für die eigene pädagogische Praxis.

Praxisnahes projektbasiertes Arbeiten initiiert und fördert den Gemeinschaftsgedanken und unterstützt gleichzeitig den Erfahrungsaustausch in der Peer-Group.

Durch die Arbeit in LV-begleitenden ePortfolios wird die individuelle Reflexionsanalysefähigkeit der LV-Inhalte sichergestellt und dokumentiert. Durch den abschließenden prüfungsimmanentem gegenseitigen Peer-Review-Prozess erhalten die Studierenden wertvolle Einblicke in die Sichtweisen und Produkte der Studienkolleg*innen und sind in der Lage somit kollegial wertschätzende Rückmeldungen zu verfassen.

Berufsbegleitendes studieren möglich (zeitlich und finanzielle Ersparnis durch den Wegfall von Anreise/Abreise)

Durch Berücksichtigung der Diversität der Studierenden ökosozialer Rahmenbedingungen steht die Lehrveranstaltung einer breiten Masse an Studierenden zur Verfügung.

Nachhaltigkeit

Die methodischen und didaktischen Überlegungen dieser Lehrveranstaltung sind auf andere Lehrveranstaltungen übertragbar und dienen als Impulsgeber für innovative Hochschullehre. Nicht nur in der Ausbildung, sondern in der berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung bieten Settings im Blended Learning-Format mit Einbezug der Praxiserfahrungen ein Potential für eine neue Kultur der Fort- und Weiterbildung. Besonders für den neuen Hochschullehrgang für das Fach „Digitale Grundbildung“ mit Start im Wintersemester 2022 eigenen sich die Erfahrungen aus dieser Lehrveranstaltung hervorragend und sind somit auch im Sinne des 8-Stufen Plans des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Auch in der internationalen Zusammenarbeit bei Bildungsprojekten, wie z.B. internationale Summerschools, werden diese Erfahrungen weiterverwendet.

Aufwand

Die Vorbereitung auf diese Lehrveranstaltung dauerte ca. 1 Semester mit ca. 160 Arbeitsstunden pro Teammitglied. Die Durchführung, (kurzfristige) Adaptierung, formative und summative Evaluation sowie die darauf basierende Weiterentwicklung stellte einen erheblichen Mehraufwand dar.

Positionierung des Lehrangebots

In dieser Einreichung wird die Lehrveranstaltung "Digitale Grundbildung" im Fachbereich Bildungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienbildung im Umfang von 2 ECTS-AP beschrieben, welche insgesamt 50 Arbeitsstunden, davon 22,5 Unterrichtseinheiten (UE) zu je 45 Minuten entspricht. Die Lehrveranstaltung ist im Masterstudium des Lehramts für Sekundarstufe (Österreich) angesiedelt und spricht Absolvent*innen des Bachelorstudiums des Lehramts für Sekundarstufe an. Darüber hinaus wird die Lehrveranstaltung berufsbegleitend virtuell organisiert, sodass auch auf die Diversität der Studierenden (bereits im Beruf tätig, Betreuungsverpflichtungen, körperliche Beeinträchtigungen, …) Rücksicht genommen werden kann.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Dr. Petra Traxler, MSc BA BEd
Institut Medienbildung
07327726664652
Nominierte Person(en)
Dr. Petra Traxler, MSc BA BEd
Institut Medienbildung
Dr. Thomas Schöftner, MSc BEd
Institut Medienbildung
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Flexibel Studieren
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften