Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Innrain 52, 6020 Innsbruck
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Angewandte Personalforschung: Erfahrungslernen durch enge Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Diese LV, die ein relevantes Personalthema in Kooperation mit einer Praxispartnerin (Tiroler Sparkasse) bearbeitet, setzt sich zum Ziel, einen Theorie-Praxis-Transfer im angewandten Feld Human Resources Management für die Studierenden zu ermöglichen. Auf Basis einer ausgewählten Fragestellung erforschen die Studierenden 'im Feld' und spiegeln die Erkenntnisse zurück.

Die Studierenden lernen, eine praxisrelevante Fragestellung mit Hilfe geeigneter Forschungsmethoden zu bearbeiten und dazu beizutragen, wissenschaftliches Arbeiten mit und in der Praxis umzusetzen. Durch Ansätze der Aktionsforschung entwickeln die Studierenden Ihr Kompetenzprofil 'on the job'.

Die Studierenden erproben, eine Projektfragestellung in eine Forschungsfrage zu transferieren und mit Hilfe qualitativer Forschungsmethoden die empirisch erhobenen Daten zu analysieren und in geeigneter Weise im Rahmen einer Abschlusspräsentation an die Praxispartnerin zu kommunizieren.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Durch den Aufbau der Lehrveranstaltung durchlaufen die Studierenden einen gesamten Forschungsprozess. Diese Lernerfahrungen sind für das Verfassen einer Bachelor-/Diplom- oder auch Masterarbeit von großem Vorteil und aus den Rückmeldungen der Studierenden ist ein hoher Lerntransfer möglich.

Die Studierenden werden zunächst auf Basis einschlägiger Literatur mit der zu behandelnden Thematik vertraut. Vor Beginn des Seminars ist eine erste Seminararbeit einzureichen, um einen gemeinsamen Wissensstand der Studierenden zu erreichen. Im Rahmen des ersten Seminarblocks präsentiert die Praxispartnerin den Projektauftrag; die Studierenden werden vorbereitet, selbst Fragen zu stellen, um diesen Projektauftrag noch besser zu verstehen. Im Anschluss wird die theoretische Basis gemeinsam erarbeitet und ein Interviewleitfaden in Kleingruppen erstellt. Als Vorbereitung auf die qualitativen Interviews mit der Praxispartnerin werden im sicheren Kleingruppen-Setting Interviews simuliert. In 2-er Teams führen die Studierenden die Interviews bei der Praxispartnerin durch und transkribieren diese und verfassen eine sog. Globalauswertung. Auf Basis der Summe aller Interviewdaten werden mit Hilfe ausgewählter Analystechniken die Interviewdaten ausgewertet. Die Studierenden bereiten die Ergebnisse so auf, dass sie am Ende des Forschungssemesters an die Praxispartnerin vorgestellt werden kann.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Students conduct a full cycle of a research process by engaging in a project that tackles a practice-based issue and apply a scientific research process to respond to the issue (action research orientation). Following such a research process prepares students to successfully conduct their own Bachelor Thesis – which adds to a solid learning transfer.

Students get acquainted with the topic by reading scientific papers tackling the issue. This semester‘s project was about how to ensure knowledge transfer of employees who retire or leave the organization for other reasons. Based on the theoretical knowledge students develop an interview guideline. Based on this, they conduct qualitative interviews with employees from the collaborating organisation. They transcribe and analyse the data based on methods they are introduced in class. Strongly collaborating in groups, students prepare the results and present it to our project partner. Again, a strong learning transfer, through working on a real project, is center stage of this research project, spanning over one semester.

Nähere Beschreibung des Projekts

Durch die Bearbeitung unterschiedlicher Fragestellungen in unterschiedlichen Settings (individuelle Arbeit und Gruppenarbeiten) lernen die Studierenden verschiedene Möglichkeiten kennen, um eine praxisrelevante Aufgabestellung zu meistern. Die Ziele wurden detailliert im Syllabus und in den ersten LV-Einheiten kommuniziert. Großer Wert wurde dabei darauf gelegt, die Sinnhaftigkeit bestimmter Lernzielkontrollen zu erläutern. Alle Studierenden haben alle Teilarbeiten zeitgerecht und qualitativ hochwertig abgegeben - was die hohe Motivation während des Forschungssemesters unterstreicht.

Das Forschungsseminar setzt Schwerpunkte im Bereich der Vermittlung von Wissen zur Durchführung von Forschungsprojekten, als auch Wissen über personalpolitische Fragestellungen und das Lernen im Team.

1. Qualifizierung zur Durchführung von Forschungsprojekten

Die Studierenden erleben einen Forschungsprozess und sind an diesem aktiv beteiligt.

Die Studierenden lernen, erarbeitete Inhalte in geeigneter Form aufzubereiten und an die Praxispartnerin zu kommunizieren (Abschlusspräsentation).

2. Personalpolitische Themenstellungen

Die Studierenden lernen ein personalpolitisches Schwerpunktthema näher kennen und bearbeiten dieses in einer inhaltlichen Tiefe

Die Studierenden lernen die praktische Personalarbeit kennen und interagieren mit Entscheidungsträger:innen aus den HR Abteilungen namhafter Unternehmen; in diesem Semester mit den Tiroler Sparkassen.

3. Lernen im Team

Die Studierenden arbeiten in unterschiedlichsten Konstellationen gemeinsam an dem Projekt und erkennen, dass Teamarbeit für komplexe Fragestellungen eine geeignete Methodik ist.

Die Studierenden lernen Techniken kennen, sich in Kleingruppen auszutauschen und sich Feedback zu geben (Peer-Feedback)

Die Studierenden lernen Chancen und Grenzen in der Zusammenarbeit mit Praxispartner:innen kennen.

Nutzen und Mehrwert

Durch das nun schon sehr etablierte Lehrekonzept (das jedoch immer wieder leicht adaptiert wird) ist ein strukturierter und klar definierter Ablauf des Forschungssemesters möglich. Für die erfolgreiche Kooperation mit einer Praxispartnerin ist ein ressourcenschonender Umgang (hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Zeitressourcen) wichtig. Die Studierenden lernen, ihre Zeit zu fokussieren und in Gruppenarbeiten lösungs- und ergebnisorientiert zu arbeiten. Der Austausch im Plenum wiederum sorgt dafür, Raum für weiterführende Diskussion und Fragen zu schaffen.

Nachhaltigkeit

Folgende didaktischen Mittel werden im Rahmen der LV eingesetzt und können auch für andere LV-Formate übertragen werden: Wechsel zwischen Einzel-, Paar- und Gruppenarbeiten; Peer-Feedback; Wechsel zwischen synchronem und asynchronem Arbeiten; Selbstwahl bestimmter Aufgabenstellungen, um das Potential/ die Stärken der Studierenden zu fördern; Nachhaltigkeit des Erlernten durch ein Verfassen eines Emails an sich selbst (das in der Zukunft zugestellt wird) - mailnudge.de; Zur Verfügungstellen von Sprechstunden, um persönliches Feedback zu erhalten; Zeitgerechte und individuelle Rückmeldung zu Seminararbeiten; Sehr viel Praxisnähe und Erzählen darüber, wie es in der Praxis tatsächlich ist (die LV-Leiterin hat über 18 Jahre Praxiserfahrung).

Aufwand

Für die LV entstehen keine zusätzlichen Kosten. Vor der Zeit der Pandemie wurde im Rahmen einer Exkursion der Betrieb der Praxispartnerin aufgesucht. Die damit verbundenen Reisekosten (sofern anfallend) wurde durch eine einmalige Unterstützung der Praxispartnerin lukriert. Hinsichtlich des Zeitaufwands im Vergleich zu anderen LVs: Diese LV ist in ihrem Vorbereitungsaufwand höher, als herkömmliche LVs – dies ist bei der Planung zu berücksichtigen. Während des Semesters und aufgrund des interaktiven Charakters ist der Planungsaufwand eher geringer.

Positionierung des Lehrangebots

Bachelor – vorletztes Semester (SBLW Vertiefung)

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Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ansprechperson
Martina Kohlberger, Mag. (FH)
Institut für Organisation und Lernen
0512 507 71452
Nominierte Person(en)
Martina Kohlberger, Mag. (FH)
Institut für Organisation und Lernen
Themenfelder
  • Erfahrungslernen
  • Forschung/EEK geleitete Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht