Fachhochschule Joanneum GmbH
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MicroCredential on „Co-Innovation“

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Hochschullandschaft befindet vor dem Hintergrund der digitalen Transformation im Wandel – dem etablierten, traditionellen Modell stehen dynamische Herausforderungen gleich auf mehreren Ebenen gegenüber: veränderte Erwartungen von Studierenden an eine Hochschule; Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden; eine zunehmende Konkurrenz um Studierende und Finanzierung uvm.Gleichzeitig fällt das Monopol auf Hochschulbildung und neue (internationale sowie privatwirtschaftliche) Anbieter/innen drängen mit innovativen, digitalen Angeboten in den Markt. Ein Treiber dieser Entwicklung sind sogenannte „Massive Open Online Courses“ (MOOCs) – digitale, skalierbare Onlinekurse, die in der Regel kostenfrei von international renommierten Hochschulen angeboten werden. Bereits vor der Pandemie haben weltweit jährlich über 100 Mio. Personen mit solchen digitalen Formaten auf Hochschulniveau gelernt und diese Entwicklungen haben sich im Zuge der Pandemie weiter beschleunigt (Shah, 2020). Die globalen Marktführer/innen gingen dazu über, ihr MOOC-Angebot in stapelbare, modulare und flexible Mini-Degrees zusammenzufassen und als „MicroCredentials“ unter unterschiedlichen Marken anzubieten und zu verkaufen. Auf europäischer Ebene werden Antworten auf diese Entwicklungen gesucht. Die Europäische Kommission hat aus diesem Grund im Jahre 2020 eine umfangreiche Konsultation für einen europäischen MicroCredential-Ansatz durchgeführt, der in eine EU-Ratsempfehlung mündete. Diese sieht Definition, Rahmen und Umsetzungsvorschläge für die Mitgliedsstaaten vor. Parallel arbeitet eine nationale Bologna Follow-up Gruppe des BMBWF seit 2021 an einer Position des österreichischen Hochschulsektors zu dieser Entwicklung und diskutiert eine mögliche Umsetzung.Aus diesem Prozess resultieren viele Fragen. Neben dem allgemeinen Konsens, dass die österreichische Hochschullandschaft auf diese Veränderung reagieren muss und diese optimalerweise selbst aktiv mitgestalten sollte, gibt es Unklarheiten in Bezug auf deren Umsetzung. Als Beispiele seien Anerkennung, Qualitätssicherung, fehlende Übersichtlichkeit oder Akzeptanz durch unterschiedliche Zielgruppen genannt. Es fehlen dem theoretischen Top-Down Ansatz auf politischer Ebene konkrete Umsatzerfahrungen auf praktischer Ebene (bottom-up).Daher haben sich die Einreichenden zum Ziel gesetzt, einen MicroCredential im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Corship“ zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren, um Umsetzungserfahrung mit diesem neuen Format zu gewinnen und in die Expertengremien auf nationaler und europäischer Ebene einfließen zu lassen. Das Motiv hinter diesem Vorhaben ist, der schon vorangeschrittenen, internationalen Entwicklung eine qualitativ hochwertige österreichische und europäische Antwort gegenüberzustellen, um diese Disruption aktiv mitgestalten zu können, anstatt passiv teilzuhaben.

Kurzzusammenfassung des Projekts

„MicroCredentials“ haben als neuartiges, digitales, stapelbares, und modulares Bildungsformat den europäischen Hochschulraum erreicht. Während auf politischer Ebene Strategien zu dieser bevorstehenden Disruption der Hochschullandschaft entwickelt werden, fehlt es auf praktischer Ebene an Anwendungserfahrung und Pionierarbeit. Die Einreichenden verfolgten daher das Ziel, einen MicroCredential zum Thema „Co-Innovation“ im Rahmen des von der EU-geförderten Projektes „Corship“ zu entwickeln und zu evaluieren. Im Zeitraum 2020-2021 wurde infolgedessen ein MicroCredential gebaut, der aufgrund von Vorstudien einen stufenweisen, didaktischen Ansatz verfolgt: aufbauend auf einen Massive Open Online Course (MOOC), der eine möglichst breite Zielgruppe für das Thema interessieren soll, wird eine MasterClass zur Vertiefung für eine selbst-selektionierte Gruppe an MOOC Alumni angeboten. Eine Toolbox versorgt und verbindet die Bildungsangebote mit Lernmaterialien und unterstützt die Lernenden bei den Gruppenarbeiten. Aus didaktischer Sicht werden konnektivistische Elemente (Siemens, 2005), e-Moderation nach Salomon (2004) und der Design Thinking Prozess eingesetzt.Dieser innovative Ansatz führte zu hohen Anmeldezahlen (über 2.800), überdurchschnittlich hohe Abschlussraten und eine äußerst positive Kursevaluierung. Die gewonnenen Erfahrungen sind in die Konsultationsgruppe der Europäischen Kommission eingeflossen und 11 Institutionen möchten den MicroCredential in ihre Angebote integrieren.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

"MicroCredentials" are a novel, digital, stackable, and modular educational format and have arrived to the European higher education area. While strategies on this upcoming disruption of the higher education landscape are being developed on a political level, application experience and pioneering work on a practical level is lacking. Therefore, the authors set the objective of developing and evaluating a MicroCredential on the topic of "Co-Innovation" within the framework of the EU-funded project "Corship". As a result, a MicroCredential was created and implemented in 2020-2021, which – based on preliminary studies – follows a step-by-step, didactical approach: building on a Massive Open Online Course (MOOC), which is intended to attract a large audience to the topic, a MasterClass is offered to a self-selected group of MOOC alumni for an in-depth study. A toolbox provides and connects the educational offerings with learning materials and supports the learners during the group work. From a didactical perspective, principles of connectivism (Siemens, 2005) and e-moderation (Salomon, 2004) are applied along a process following the design thinking approach.This innovative approach resulted in high enrollment numbers (over 2,800), above-average completion rates, and an extremely positive course evaluation. The experience gained has been fed into the European Commission's consultation group and 11 institutions currently aim at integrating the MicroCredential into their offerings.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die folgenden Absätze beschreiben die Erstellung und Implementierung des ersten österreichischen MicroCredentials, einem innovativen Format der Hochschuldidaktik.

 

1 DIDAKTISCHER UND METHODISCHER ANSATZ

Der didaktische und methodische Ansatz des MicroCredentials besteht aus drei verbundenen Elementen: einem MOOC, einer vertiefenden MasterClass und einer Toolbox mit Lernmaterialien, welche in der Folge genauer beschrieben werden.

- Zielgruppe: Das Angebot ist international ausgerichtet und an eine interdisziplinäre, fachübergreifende Zielgruppe adressiert– einerseits Studierende auf Masterniveau aus unterschiedlichen Studienrichtungen, andererseits generell an Weiterbildung Interessierte, im Sinne des lebenslangen Lernens. Das digitale, flexible und studierendenzentrierte Format eignet sich besonders für berufsbegleitendes Studieren und als niederschwelliger (Wieder-)einstieg.

- Themenauswahl: Das Thema „Co-Innovation“ spricht selbst eine interdisziplinäre, internationale Zielgruppe an, sowohl vom Fachbereich als auch institutionell. Konkret wird dabei das Potenzial aber auch die Herausforderungen von gemeinsamen Innovationprozessen behandelt, da Co-Innovation zwischen verschiedenen Einrichtungen (insbesondere etablierte Organisationen, Startups und Universitäten) an Relevanz zunimmt. Trotz für alle Seiten vielversprechender Potenziale scheitert diese Kollaboration oft an unterschiedlichen Unternehmenskulturen, Zielvorstellungen oder Erwartungen. Der MicroCredential zielt hier dediziert auf eine fachübergreifende Kompetenzvermittlung ab.

 

2 CO-INNOVATION MOOC

Den ersten Teil des MicroCredentials stellt ein frei zugänglicher, skalierbarer und digitaler Kurs (Massive Open Online Course; MOOC) dar, um eine möglichst breite Zielgruppe zu dem Thema anzusprechen und eine geeignete Lernendengruppe für die vertiefende MasterClass herauszufiltern. Dieser Ansatz wurde bereits in einem Pilotprojekt von den nominierten Personen erfolgreich pilotiert und evaluiert (Friedl, 2021). Der MOOC dient hier als niederschwellige Einstiegshilfe und gibt Lernenden die Möglichkeit, ein Thema unverbindlich kennenzulernen, sich mit dem Format, den anbietenden Institution und den Lehrenden vertraut zu machen und in weiterer Folge selbst zu entscheiden, sich mittels eines positiven Kursabschlusses für die vertiefende MasterClass zu bewerben. Dieser studierendenzentrierte Ansatz soll unterschiedliche Einstiegsmöglichkeiten entsprechend dem Vorwissen ermöglichen und unterstützt, die richtigen Lernenden zur richtigen Zeit herauszufiltern bzw. sich selbst auswählen zu lassen.

Basierend auf 33 mit den Zielgruppen geführten Interviews und der Publikation von drei Forschungsberichten wurde ein MOOC zum Thema „Co-Innovation“ entwickelt und im Zeitraum April – Juni 2020 in einer moderierten Version durchgeführt. Obwohl der Kurs inmitten der ersten Phase der Pandemie stattfand und auf einer kleineren MOOC Plattform zu einem Nischenthema angeboten wurde, meldeten sich 2.370 Lernende aus 103 Ländern an und lernten in vier Modulen mittels Videoinputs, Selbststudium durch Recherche, spielerischen Elementen, e-tivities nach Salmon (2004), Konnektivismus-Elementen (Siemens, 2005), Austausch in den Diskussionsforen, Selbsttests, wöchentlichen Exams und einem Abschlusstest. Die ersten vier Modulen stellten den sog. „fast track“ für einen Minimalabschluss dar. Darauf aufbauend wurde ein größeres, fünftes Modul für den „full track“ angeboten, wo die Lernenden in interdisziplinären Teams Fallstudien zum Thema lösen mussten. Mit diesem stufenweisen Ansatz konnte eine hohe Abschlussquote erreicht werden, die mit 41% weit über durchschnittlichen MOOC-Quoten (unter 10%) lag. Der MOOC wird zudem seit Juli 2020 in einer selbstgesteuerten Version angeboten – seitdem haben sich weitere 487 Personen eingeschrieben. Die Evaluierung des Kurses wurde mittels einer quantitativen Analyse von Kurstatistiken (learning analytics) und Fragebogen (n = 240) durchgeführt. Die Befragung am Kursende zeigte, dass 96% der Teilnehmenden den MOOC weiterempfehlen würden und dieser zumindest in der Selbsteinschätzung zur Stimulierung von Co-Innovation beigetragen hat. Die vorab formulierten Lernziele und Kompetenzanforderungen konnten erreicht werden.

 

3 CO-INNOVATION MASTERCLASS

Aufbauend auf den MOOC wurde für ausgewählte MOOC-Alumni eine weiterführende Co-Innovation MasterClass angeboten – ein 6-ECTS umfassender Aufbaukurs (150 Stunden Arbeitsumfang), um das Basiswissen zu Co-Innovation für alle Zielgruppen weiter zu vertiefen. Der Pilotkurs lief online über einen Zeitraum von 8 Wochen in 8 Modulen (plus Einführungs- und Abschlusswoche für Pitch und Peer Evaluation). Die MasterClass verfolgt das Ziel, mittels Webinare, Videos, Artikeln, e-tivities, Selbsttests und begleitendem Coaching weiter in das Thema Co-Innovation einzuführen und darauf aufbauend in Teams eine Co-Innovation Challenge zu lösen, um die theoretischen Inputs praktisch anzuwenden. Für diese Co-Innovation Challenges wurde ein Thema vorgegeben („How to make European Cities more liveable“). Am Ende des Kurses stellten die Teams ihre unterschiedlichen Co-Innovation-Lösungsansätze in einem Online-Pitching-Event vor. Eine vierköpfige Jury wählte das Gewinnerteam aus. In der Mitte des Prozesses gab es eine Zwischenpräsentation mit Feedback der Jury für die Weiterentwicklung („Mid term webinar“). Coaches begleiteten die Teams und gaben in wöchentlichen Sessions Hilfestellungen. Die Teams verwendeten Lernmaterialien und Werkzeuge aus einer zentralen Toolbox (siehe Schritt 3) und der MOOC-Plattform.

Wie auch für den MOOC, wurden vorab Lernziele, Lernergebnisse und Kompetenzprofile erstellt und für die drei Hauptzielgruppen (Studierende, Entrepreneure, Innovationsmanager/innen) verfeinert. Neben überschneidenden Lernzielen (zum Überthema Co-Innovation), gab es somit auch spezifische Lernziele für jede Zielgruppe (etwa richteten sich die Lernziele an Studierende stärker auf die Organisation eines Innovationsprozesses und die Kollaboration mit praxiserfahrenen Zielgruppen aus; siehe Website und Implementierungsleitfaden). Der Lernprozess folgte dem Double-Diamond-Prozess des Design Thinking-Ansatzes mit einem Problem Space und Solution Space, der vor allem im Innovationsbereich zur Entwicklung von Lösungsansätzen bewährt hat.

Für den Pilotkurs der MasterClass wurden 43 Teilnehmende aus 83 Bewerbungen ausgewählt. Dieser fand im Zeitraum April – Juni 2021 statt. Seit Dezember 2021 steht auch für die MasterClass eine selbstgesteuerte Version inklusive eines Leitfadens zur Implementierung in unterschiedlichen Institutionen zur Verfügung. Bis dato haben bereits 11 externe Partnerinstitutionen (Hochschulen und Industrieunternehmen) Kooperationsvereinbarungen für eine Implementierung unterschrieben. Die MasterClass wurde auch in ein Modul des Masterstudiums „Digital Entrepreneurship“ an der FH JOANNEUM integriert.

Die MasterClass wurde anhand der Kursstatistiken (n = 43) sowie Befragungen der Kursteilnehmenden (n = 28) und Coaches (n = 10) evaluiert. 89,3% der Teilnehmenden und 100% der Coaches gaben an, den Kurs weiterempfehlen zu wollen. 82,1% der Teilnehmenden gaben an, zukünftig aktiv Co-Innovation in ihrem Handlungsumfeld zu betreiben als Folge der MasterClass. Die Abschlussquote von 93% ist für einen 8-wöchigen Onlinekurs herausragend. Besondere Anerkennung fand der MicroCredential durch die Aufnahme als good practice-Beispiel in der Consultation Group der Europäischen Kommission.

 

4 CO-INNOVATION TOOLBOX

Zentrales Lernmaterial für den MicroCredential, bestehend aus dem MOOC und der Masterclass, stellte eine „Co-Innovation Toolbox“ dar, eine Online-Sammlung selbst entwickelter und extern ausgewählter Werkzeuge zur Stimulation und Anleitung von Co-Innovationsprozessen. Im Zentrum steht der Co-Innovation-Builder, ein mit dem Feedback aus MOOC und MasterClass sowie dedizierten Workshops entwickelter Canvas zur Visualisierung von Co-Innovation. Zur Evaluierung wurden Download- und Nutzer/innenstatistiken erhoben und ausgewertet. Das durch den MicroCredential ausgelöste Interesse zum Thema Co-Innovation spiegelte sich auch in der Analyse der Websitestatistiken wider: auf die Toolbox wurde von 2.470 Personen (unique user) zugegriffen, der Co-Innovation-Builder 918-mal heruntergeladen. Durch die mehrstufige Vernetzung der einzelnen Co-Innovation-Zielgruppen gründeten die Lernenden in Eigeninitiative auf LinkedIn eine Community mit aktuell über 300 Mitgliedern.

 

5 CONCLUSIO

Die gesetzten Ziele konnte vollumfänglich erreicht werden. Die Entwicklung und Implementierung des MicroCredentials führte zu Anerkennung auf individueller als auch auf institutioneller Ebene: einerseits von den Lernenden selbst, durch durchgängig hohe Anmeldezahlen, hohe Abschlussquoten und ein äußerst positives Kursfeedback mit Erreichung der gesetzten Lernziele. Zudem zeigte das anhaltende Interesse am Co-Innovation Builder und der selbst gegründeten „learning community“ einen nachhaltigen Effekt des Kurses. Das modulare, stapelbare, mehrstufige Design dieses MicroCredentials führte zu einer besonders hohen Abschlussquote und Kurszufriedenheit und kann somit als good practice für andere MicroCredentials dienen. Auf institutioneller Ebene gibt es aus diesem Grund gleich mehrere positive Effekte: zunächst die Anerkennung und der Einbezug der gewonnenen Erfahrungen in politische Entscheidungsprozesse wie etwa bei der EU MicroCredential Consultation Group und daraus folgende EU-Ratsempfehlung oder in der nationale Bologna Follow-Up Gruppe. Darüber hinaus zeugt das Interesse von anderen Bildungsinstitutionen von Anerkennung an der geleisteten Pionierarbeit – neben Präsentationen bei Institutionen (Trinity College Dublin, EADTU, HEInnovate etc.) wurden bereits Kooperationsvereinbarungen mit 11 externen Institutionen für eine Nutzung abgeschlossen.

Nutzen und Mehrwert

Aus dem Projekt ergibt sich Mehrwert auf vielfältige Art und Weise: 1. KOSTENFREIE WEITERVERWENDUNG FÜR INSTITUTIONEN: Der MicroCredential kann kostenfrei von anderen Hochschulen und Unternehmen verwendet werden (bereits 11 Kooperationsvereinbarungen wurden unterzeichnet). Ein Leitfaden und offenen Lizenzen unterstützen dabei. 2. UNLIMITIERTE VERFÜGBARKEIT IM SELF-PACED MODE FÜR LERNENDE: der MOOC und die Toolbox können weiterhin kostenfrei im selbstgesteuerten Modus von Interessierten genutzt werden (mind. bis 2027, aber wahrscheinlich weit darüber hinaus) 3. SKALIERBARKEIT: durch das digitale Format und das Kursdesign ist der MicroCredential skalierbar, dh. der Betreuungsaufwand steigt nicht linear mit der Anzahl an eingeschriebenen Lernenden. Dies eröffnet enormes Einsparungspotenzial bei Zeit- und Verwaltungsaufwand. 4. EMPLOYABILITY: die Studierenden der Hochschulen werden über dieses Format direkt mit möglichen zukünftigen Arbeitgeber/innen oder potenziellen Mitgründenden vernetzt und vertiefen in den Gruppenarbeiten ihre Zusammenarbeit. Rückmeldungen von einzelnen Lernenden bestätigen diese These: die meisten Teams stehen noch in Kontakt und uns sind konkrete Beispiele bekannt, wo die Teilnahme am MicroCredential zu einer neuen Jobmöglichkeit und einer Anstellung geführt hat. 5. STUDIERENDENZENTRIERUNG UND INKLUSION: der offene und niederschwellige Zugang mit dem MOOC ermöglichte es allen Interessierten mit Internetzugang und Englischkenntnissen am Kurs teilzunehmen. Die eingesetzte Plattform ist selbsterklärend und erfordert nur sehr basale digitale Kompetenzen. Untertitel und Transkripte bei allen Videos unterstützten sprachlich. 6. LEARNING ANALYTICS: durch die digitale Gestaltung des Angebotes ergeben sich neue und vertiefende Möglichkeiten in der Analyse von (Online)-Lernprozessen. Beispielsweise können (anonymisiert) Zugriffsstatistiken und Verweildauer bei einzelnen Kurselementen analysiert werden, Kreuzanalysen mit Erfolgsstatistiken durchgeführt werden und so Rückschlüsse auf Lernendenverhalten oder didaktische Ansätze gezogen werden. 7. EUROPÄISCHE UND INTERNATIONALE AUSRICHTUNG: durch das digitale, englischsprachige, fachübergreifende Format und Thema wurde eine internationale Lernendencommunity angesprochen. Dies verdeutlicht auch die geographische Streuung der MOOC-Teilnehmende über mehr als 100 Länder. Dieser internationalen Community wurde der europäische Hochschulbildungsstandard mit Bologna (ECTS-Äquivalenz & Kompetenzorientierung) nähergebracht. 8. VERZAHNUNG VON THEORIE UND PRAXIS: alle Inhalte wurden durch praxis-bezogenen Einzel- oder Teamarbeiten vertieft, um über die reine Wissensaneignung die Aneignung von Kompetenzen zu ermöglichen. Dabei war es besonders hilfreich, auch Industrieplayer und Vertreter/innen von unterschiedlichen Organisationsformen in die Entwicklung miteinzubeziehen (konkret AVL List GmbH, European Startup Network, Hasso Plattner Institute und Beta-i Innovation) 9. DER MICROCREDENTIAL ALS NEUES FORMAT DER STUDIERENDEN-REKRUTIERUNG UND POSITIONIERUNG DER HOCHSCHULE: durch den niederschwelliger Zugang und das innovative Format können sich Hochschulen für neue Zielgruppen öffnen (kostenfrei im Internet) > bswp. Aufnahmeverfahren können so neu gedacht werden, der MicroCredential kann vorgeschalten und dann im Studium als Teil des Curriculums angerechnet werden. Der implementiere MicroCredential zeigt genau diesen Prozess auf und hat auch so funktioniert. 10. ERMÖGLICHUNG VON UBIQUÄREN LERNEN: durch die digitale und mobile Verfügbarkeit kann Lernen immer und überall stattfinden, besser angepasst an die Anforderungen von jüngeren oder auch berufstätigen Studierendenzielgruppen (eine Art „learncation“ statt des dzt. zunehmenden „workation“-Konzepts) 11. PINIORARBEIT DIENT ALS GOOD PRACTICE EXAMPLE UND ZUR VERBREITUNG VON MICROCREDENTIALS IN DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHULBILDUNGSLANDSCHAFT und unterstützt die stärkere Verzahnung mit dem Weiterbildungs- und Berufsbildungssektor

Nachhaltigkeit

Ja. Der MicroCredential wurde so gebaut, dass es von anderen Institutionen weiterverwendet werden kann. Eine offene Lizenz und ein Leitfaden zur Implementierung sollen den interessierten Institutionen dabei helfen. Bereits 11 Institutionen haben Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. An der FH Joanneum wurde der MicroCredential in einem Modul des Master Studiengangs „Digital Entrepreneurship“ curricular verankert.Darüber hinaus sind die gewonnenen Erfahrungen in der Entwicklung und Implementierung bereits in internationale und nationale Expert/innenkommissionen eingeflossen und somit anderen Institutionen und policy makern zugänglich gemacht worden. Im Sinne der nachhaltigen Verwendung stehen auch der MOOC und die Toolbox als offene Lernmaterialien uneingeschränkt und kostenfrei mindestens fünf weitere Jahre zur Verfügung.Nachfolgeprojekte: zu dem für die Toolbox entwickelten Werkzeug und Lernmaterial „Co-Innovation Builder“ wurde ein Spin-Off Projekt gegründet und es wird nun mithilfe von Crowdfunding ein eigenes Lehrbuch dazu erstellt. Zudem wird gerade eine Forschungsprojekteinreichung zwischen der FH Joanneum und der Cracow University of Economics zum Thema des MicroCredentials gerade vorbereitet (WEAVE-Unisono Programm). Studien zur Evaluierung wurden und werden bei Konferenz eingereicht und präsentiert (FFH2022, EDULEARN2022, EMOOCs2021, HHBIC2020, ISPIM2020).

Aufwand

Der Aufwand der Ersterstellung ist also hoch einzuschätzen und war nur im Rahmen eines von der EU kofinanzierten Projekts möglich (die Knowledge Alliance „Corship“ im Erasmus+ Programm der Europäischen Kommission, koordiniert durch die FH JOANNEUM und dem Einreichendenteam; Projektnummer: 600899-EPP-1-2018-1-AT-EPPKA2-KA: Website: www.corship.eu)Die Projektlaufzeit betrug 3 Jahre insgesamt, wobei die ersten 9 Monate für desk research, Zielgruppenanalyse und Interviews mit Bildungsinstitutionen und Unternehmen eingesetzt wurden. Die Entwicklung des MOOCs dauerte ein Jahr, die vertiefende MasterClass für den MicroCredential weitere acht Monate. Die verbleibenden Monate des Projekts wurden für Nachhaltigkeit verwendet (für Re-design des MicroCredentials zum selbstgesteuerten Lernen und Implementierung in anderen Einrichtungen samt Leitfaden; Anbahnung der Kollaborationen).Das gesamte Projektbudget für die sieben ProjektpartnerInnen betrug EUR 825.666, wobei für die Entwicklung, Implementierung und Evaluierung des MicroCredentials (inkl. MOOCs und Toolbox) ca. EUR 485.620 an Personal-, Reise- und Sachkosten erforderlich waren.

Positionierung des Lehrangebots

Das Lehrangebot (der MicroCredential) wurde für Studien auf Masterniveau (1. Semester) konzipiert. Darüber hinaus richtet sich das Angebot an neue Zielgruppen im Sinne des lebenlangen und lebensbegleitenden Lernens und soll einen niederschwelligen (Wieder-)einstieg für Berufstätige ermöglichen. Hier eröffnet der entwickelte MicroCredential auch neue Potenziale in der Rekrutierung, Bewerbung und für Aufnahmeverfahren von Masterstudiengängen (siehe auch Kapitel „Mehrwert“).

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Lehre und Digitale Transformation
Ansprechperson
Mag. Dr. Christian Friedl, MSc
Institute of International Management
03165453 6818
Nominierte Person(en)
Mag. Dr. Christian Friedl, MSc
Institute of International Management
Mag. Sandra Meier
Institute of International Management
Mag. (FH) Clarissa Maierhofer, MSc
Institute of International Management
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