Fachhochschule Burgenland GmbH
Campus 1, 7000 Eisenstadt
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The Competence Layer Cake: Individualisierter Kompetenzaufbau durch flexible Lernerfahrungen

Würdigung der Jury

Gegenstand des Projektes ist ein didaktisches Konzept, das in der integrierten zweisemestrigen Lehrveranstaltung Capstone Project des berufsbegleitenden Masterstudienganges Digitale Medien und Kommunikation umgesetzt wird.
Ausgangspunkt der Entwicklung des Konzeptes ist die Identifizierung der spezifischen Bedarfe eines berufsbegleitenden Masterstudienganges gewesen: Erhöhung der Employability der Studierenden, flexible Lehr- und Lernformen zur Kompensation heterogener Studienvoraussetzungen, Förderung der Entwicklung spezifischer Schlüsselkompetenzen. Um diesen Bedarfen zu entsprechen, ist die zweisemestrige Lehrveranstaltung in Orientierung am Modell des Competence Layer Cake (Kompetenz-Schichtkuchen) gestaltet worden. Die Entwicklung von Sachkompetenz, Konzeptions-, Projektmanagement- sowie Präsentationskompetenz erfolgen aufeinander aufbauend. Selbst- und Sozialkompetenz sind Querschnittsthematiken. Das Ganze wird mit vielfältigen Angeboten verknüpft, die es Studierenden ermöglichen, ihre Lernschritte individuell wählen und steuern zu können. Zentrales Lehr- und Lernziel ist ein individualisierter Kompetenzaufbau bei den Studierenden für die nächst höhere berufliche Ebene. Umgesetzt wird das Konzept in Form von zweisemestrigen Capstone-Projekten, also berufsnahen Praxisprojekten, die in Kleingruppen erstellt werden. Lehrende und Coaches unterstützen die Studierenden. Hinzu kommen spezielle Formate für Feedback und Selbstevaluation.
Diese zweisemestrige Lehrveranstaltung ist ein schlüssiges und gut nachvollziehbares Beispiel für die Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit in einem berufsbegleitenden Masterstudiengang. Hervorzuheben sind die strikte Orientierung an den spezifischen Bedarfen des Studienganges, der strukturierte und zugleich hoch individualisierte Kompetenzerwerb dank flexibler Lehr- und Lernformate sowie die große Praxisnähe durch die Nutzung des Formats der Praxisprojekte. Das alles findet seinen Niederschlag nicht nur in den überzeugenden Lernergebnissen der Studierenden und in ihren beruflichen Erfolgen nach erfolgreichem Abschluss des Studienganges, sondern spiegelt sich auch im Feedback der externen Projektauftraggeberinnen und -auftraggeber.

Univ.-Prof.in Dr.in Mechthild Dreyer
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Berufsbegleitende Studienangebote eröffnen den Studierenden viele Chancen und Möglichkeiten, bergen aber auch Herausforderungen mit sich, die durch innovative Lehr- und Lernformen adressiert werden können. An der FH Burgenland wurden folgende Aspekte identifiziert, die folglich eine Weiterentwicklung des didaktischen Konzepts inspirierten:

 

a) Erhöhung der Employability: Die Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Digitale Medien und Kommunikation“ befinden sich in den ersten Jahren (im Regelfall ein bis drei Jahre) ihrer Karriere. Sie haben nach ihrem medien- bzw. kommunikationsbezogenem Bachelor- oder Diplomstudium erste Berufserfahrungen gesammelt und bereiten sich auf größere ExpertInnen- oder Führungsaufgaben vor. Durch das Absolvieren des Masterstudiengangs wollen sie vorwiegend ihre Employability erhöhen. Im ersten Semester haben sie die Grundlagen in den Bereichen Online-Redaktion, User-Centered Design, Marketingkommunikation sowie Medieninformatik und Webtechnologien gelegt und beginnen nun, sich inhaltlich zu vertiefen.

b) Heterogenität der Studierenden: Die Studierenden sind ausgehend von einer gemeinsamen fachlichen Basis divers und heterogen in Bezug auf Vorkenntnisse, Kompetenzen und Berufserfahrung. Dies ist unter anderem im Hinblick auf verbesserte Peer-Learning- und Networking-Effekte so intendiert, bringt aber Herausforderungen für die Lehr- und Lernpraxis mit sich. Das bedingt den Einsatz flexibler Lehr- und Lernformen, die die Studierbarkeit erhöhen und für eine ausgewogene Workload sorgen (Individualized Learning Paths).

c) Benötigte Schlüsselkompetenzen: Die Studierenden sind gefordert, heute und in Zukunft, im Praxisfeld des Studiengangs verstärkt Schlüsselkompetenzen vorzuweisen, vor allem in vier Kernbereichen: (1) Erstens im Fach selbst ist eine erhöhte bzw. auch angewandte Expertise unerlässlich, insbesondere für höhere bzw. Schnittstellenpositionen. (2) Zweitens in der Kommunikationskonzeption, verstanden als der schrittweisen Lösung einer kommunikativen Herausforderung, vom Briefing seitens eines/r AuftraggeberIn bis zur Evaluation der Maßnahmen. Diese Kompetenzen können im Großen zum Beispiel auf die komplette Neuaufstellung der Kommunikation eines Unternehmens angewandt werden, im etwas Kleineren auf das Entwickeln von Kampagnen. (3) Drittens im Projektmanagement: Früher rein im betriebswirtschaftlichen Kernbereich angesiedelt, halten diesbezügliche Kompetenzen (auch getrieben durch zunehmende Komplexität und Vernetzung) aktuell stark Einzug im Praxisfeld der Digitalen Medien und Kommunikation. (4) Viertens in der Präsentation: Die Studierenden bringen hier Grundkompetenzen aus dem Vorstudium und der Praxis mit, die im Regelfall geschärft werden sollten. Das insgesamte Paket an Kompetenzen ermöglicht erfolgreiches Agieren im Praxisfeld auf hohem Niveau. Darüber hinaus ist es relevant, auch Meta-Kompetenzen (das Verstehen von Zusammenhängen, das Erkennen von neuralgischen Punkten in Projekten, effektives und effizientes Reflektieren etc.) zu vermitteln und zu trainieren.

 

Das zentrale Lehr- und Lernziel des Competence Layer Cakes ist es, einen individualisierten Kompetenzaufbau der Studierenden für die nächsthöhere berufliche Ebene zu ermöglichen und damit die Employability im respektiven Praxisfeld zu erhöhen. Umgesetzt wird dies durch die projektbasierte Lehre im Rahmen des „Capstone Projects“, dass die Studierenden in einer Größenordnung planen und umsetzen, wie ihnen das bislang in ihrer beruflichen Laufbahn im Regelfall nicht möglich war. Die Studierenden realisieren dazu ein umfassendes Meisterstück als angewandten „Capstone“ ihrer akademischen Laufbahn. Sie lösen eine Herausforderung im Bereich Digitale Medien und Kommunikation für eine/n realen AuftraggeberIn aus der Praxis. Dabei bauen die Studierenden Kompetenzen und Meta-Kompetenzen in diesen vier Schichten (siehe in detaillierter Form bei „Nähere Beschreibung des Projekts“) auf:

• Im fachlichen Praxisfeld der Digitalen Medien und Kommunikation (individuelle Schwerpunktsetzung in Content, Marketing, PR, User-Centered Design oder IT – analog zu den Schwerpunkten des Studiengangs),

• in der Kommunikationskonzeption und -umsetzung (angelehnt an Hansen und Bernoully sowie auch Merten; es werden alle Phasen vom Briefing bis zur Evaluation durchlaufen),

• im Projektmanagement (auf Basis internationaler Standards, in Österreich pma) und

• in der Präsentation (Vermittlung relevanter Aspekte in verschiedenen Formaten).

Kurzzusammenfassung des Projekts

Der Competence Layer Cake ermöglicht den Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Digitale Medien und Kommunikation“ der FH Burgenland flexible Lernerfahrungen und einen individualisierten Kompetenzaufbau, eingebettet in eine Bandbreite an didaktischen Methoden und Feedbackprozessen zur Stärkung der Employability. Ziel des Projekts ist es, dass sich die Studierenden durch Weiterentwicklung in den relevanten Kompetenzbereichen, im Projekt als Layers bezeichnet, im Praxisfeld höher qualifizieren. Die Umsetzung erfolgt durch projektbasierte Lehre, einen angewandten „Capstone“ auf Master-Niveau: Sie lösen eine praktische Herausforderung für eine/n realen AuftraggeberIn. Dabei bauen die Studierenden individuell gesteuert (bzw. in „mundgerechten Kuchenstücken“) Kompetenzen und Meta-Kompetenzen (Verstehen, Erkennen, Reflektieren) in vier Layers auf:

→ im fachlichen Praxisfeld,

→ in der Kommunikationskonzeption,

→ im Projektmanagement und

→ in der Präsentation.

Das Projekt wird als Herzstück des Studiengangs im Rahmen einer 2-semestrigen Lehrveranstaltung, dem „Capstone Project“ (10 ECTS), umgesetzt. Es hat eine Schlüsselfunktion für den insgesamten Studierendenfortschritt, setzt im Inverted Classroom auf flexible Lehr- und Lernformen für Individualized learning paths, nutzt diverse didaktische Möglichkeiten und findet Synergien mit anderen Lehrveranstaltungen. Dadurch wird die Studierbarkeit erhöht und für eine ausgewogene Workload gesorgt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The Competence Layer Cake enables students of the part-time Master's programme "Digital Media and Communication" at the University of Applied Sciences Burgenland to have flexible learning experiences and individualised competence development, embedded in a range of didactic methods and feedback processes to strengthen employability. The aim of the project is for students to become more qualified in the practical field through further development in the relevant areas of competence, referred to as layers in the project. The implementation takes place through project-based teaching, an applied "capstone" at Master's level: They solve a practical challenge for a real client. In the process, students build up competences and meta-competences (understanding, recognising, reflecting) in four layers in an individually controlled manner (or in "bite-sized pieces of cake"):

→ in the professional practice field,

→ in communication conception,

→ in project management and

→ in presentation.

The project is implemented as the core of the Master‘s programme within the framework of a two-semester course, the "Capstone Project" (10 ECTS). It has a key function for the overall student progress, uses flexible teaching and learning forms for individualised learning paths in the inverted classroom, uses various didactic possibilities and finds synergies with other courses. This increases studyability and ensures a balanced workload.

Nähere Beschreibung des Projekts

The Competence Layer Cake

Jede/r mag ihn, man isst, wann und so viel man möchte, und schneidet sich von jenen Schichten mehr ab, mit denen man mehr anfangen kann: Der Competence Layer Cake oder „Kompetenz-Schichtkuchen“ funktioniert auch auf der metaphorischen Ebene. Er setzt sich aus vier Layers oder Schichten zusammen, die zusammen ein umfassendes Kompetenzpaket in Kommunikations- und im Weiteren auch Beratungs- bzw. Dialogberufen aller Art bilden. In Anlehnung an das „Kompetenzquadrat“ von Bruder, Leuders und Büchter ist der erste Layer der Sachkompetenz zuzuordnen, die drei anderen Layers sind im Bereich der Methodenkompetenz zu verorten. Die beiden weiteren Seiten des Kompetenzquadrats, die Selbstkompetenz und die Sozialkompetenz, sind im Projekt Querschnittsthematiken, sie ziehen sich über die Art und Weise der Projektumsetzung durch alle Bereiche. Diese vier Competence Layers werden durch eine Bandbreite an didaktischen Methoden getragen:

 

Layer 1: Fachkompetenz (L1F)

→ individuelle Schwerpunktsetzung in Content, Marketing, PR, User-Centered Design oder IT

→ Coaching durch ExpertInnen aus der Praxis zur Planung und Umsetzung der Praxisprojekte – flexible, kompakte synchrone Online-Termine für die Kleinstgruppen am Tagesrand im Abstand von 2 bis 3 Wochen

Layer 2: Konzeptionskompetenz (L2K)

→ asynchrones Online-Selbstlernmodul mit Lehrenden-Videos, Grafiken, Selbsttests mit Gamification-Elementen

→ Kommunikations-Konzeption und je nach Möglichkeit auch direkte Umsetzung; der Konzeptionsprozess umfasst dabei das Briefing eines realen Auftraggebers aus der Praxis, Milestones wie Analyse, Strategie und detaillierter Maßnahmenplanung als auch Monitoring und Evaluation

Layer 3: Projektmanagement-Kompetenz (L3PM)

→ praxis- und projektnahe, optionale Projektmanagement-Lehrveranstaltung, die ebenso optional auch auf eine Projektmanagement-Zertifizierung (die in Folge an der FH organisiert und für Studierende vergünstigt angeboten wird) vorbereitet

→ Projekt wird nach PMA-Standards geplant und umgesetzt (PMA = Projekt Management Austria; Standards folgen internationalen PM-Standards), es gibt eine/n Projektmanagement-Verantwortliche/n pro Praxisprojekt

Layer 4: Präsentationskompetenz (L4P)

→ flexibles Präsentations-Training angewandt auf die eigenen Projektinhalte

→ Zwischen- und Endpräsentationen mit 360°-Feedback: Peers, Projekt-Coaches, Präsentationsexperte/in

 

Durch den Competence Layer Cake, aber auch durch bereits bekannte Ansätze wie dem Inverted Classroom ist es möglich, motivierte Studierenden dort abzuholen, wo sie stehen, und sie beim nächsten Schritt zu begleiten. Hier spielt auch die Reflexion des Erlernten und direkt im täglichen Berufsleben Angewendeten eine zentrale Rolle. Es entsteht im Optimalfall ein „Ping-Pong-Spiel“ zwischen Lehre und Beruf, das Know-how- und Kompetenz-bezogen zur Aufwärtsspirale wird. Dadurch wird die Studierbarkeit stark erhöht und die Workload individuell adaptiert und zielführend gestaltet.

Von zentraler Bedeutung ist dabei auf akademischem Master-Niveau der Faktor des studierendenzentrierten „Stärken stärken“. Hier ist der Competence Layer Cake an sogenannten Individualized Learning Paths angelehnt: Viele der Lernschritte können von den Studierenden individuell gewählt und gesteuert werden, von der individuellen thematischen Schwerpunktsetzung über Selbstlernmodule zur Konzeption und optionale Lehrangebote zum Projektmanagement bis hin zu unterstützenden Präsentationstrainings – und all das in einem zeitlich sehr flexiblen Setting, das mit den Lehrenden, die im thematischen Schwerpunktfeld als Coaches agieren, vereinbart und bei Bedarf immer wieder angepasst wird.

 

Umsetzung des Competence Layer Cake in der Lehrveranstaltung „Capstone Project“:

 

Vorphase der Lehrveranstaltung

Bei einem Pre-Kickoff werden Studierenden der Ablauf und die zur Wahl stehenden thematischen Schwerpunktbereiche (analog zu jenen des Studiengangs) vorgestellt und in Form von Good Practices nähergebracht.

Schwerpunktwahl: Danach haben die Studierenden mehrere Wochen Zeit, ihren thematischen Schwerpunkt zu wählen, als Support wird dazu eine Online-Q&A-Session angeboten. Die Studierenden entscheiden sich entweder für a) den Feinschliff in einem bereits bekannten Praxisbereich (in der Regel übernehmen sie dann Führungsrollen in den jeweiligen Capstone-Projekten) oder b) den Einstieg in einen Praxisbereich, in dem sie noch nicht tätig sind (in der Regel übernehmen sie dann Teamrollen). Angestrebt werden Teams im Mix 50:50 aus a) und b). Danach werden von der LV-Leitung die Coaches der Schwerpunktbereiche mit den notwendigen SWS beauftragt (dieser Umfang variiert von Jahr zu Jahr – jede/r Studierende kann genau den Schwerpunkt wählen, den sie/er will, unabhängig davon, wie viele andere diesen wählen).

Projektakquise: Parallel dazu werden von der LV-Leitung mögliche Praxisprojekte (von Unternehmen, Organisationen, Start-Ups, NGOs, NPOs etc.) sondiert und geprüft. Im Falle von Profit-Projekten ist eine gemeinnützige Spende im Bereich des erreichten Marktwertes der Dienstleistung seitens des/der Auftraggebers/in obligatorisch. Bei der Akquise gibt es zwei Zugänge: a) potenzielle AuftraggeberInnen aus der Praxis treten an die Gesamtleitung heran oder b) Studierende, Coaches oder Gesamtleitung akquirieren Projekte in ihrem Umfeld. Zentrale Kriterien sind neben der Verortung in einem Schwerpunktbereich unter anderem ein stabiler Auftrag und Auftraggeber für die gesamte LV-Zeit, eine entsprechend Komplexität des Projekts sowie auch ein entsprechender Umfang. Ziel der LV-Leitung ist es stets, mehr Projekte zu akquirieren, als im jeweiligen Schwerpunktbereich Projektgruppen vorhanden sind. Das bedeutet, es gibt immer eine Auswahl für die Studierenden, es werden keine Projekte zugeteilt. Das bedeutet aber auch: Potenzielle AuftraggeberInnen erhalten vor der Projektwahl durch die Studierenden keine Fixzusage zur Umsetzung ihres Auftrags.

 

Hauptphase der Lehrveranstaltung

Gruppenbildung: Die Studierenden haben ihre Schwerpunkte gewählt und gehen so in die Kickoff-LV. Es werden Kleingruppen á 4 Personen angestrebt, um alle Rollen und Aufgaben sinnvoll allokieren zu können. Die Kleingruppen werden innerhalb der Schwerpunkte gebildet – das bedeutet, in einem Schwerpunkt können auch mehrere Gruppen gebildet werden. Die Gruppen werden nicht frei gebildet, sondern auf Basis anonymisierter Informationen: Jede/r notiert seine bevorzugte Rolle bzw. entsprechende Eigenschaften im Team (angelehnt an das Rangdynamik-Modell von Schindler – Alpha, Beta, Gamma, Omega) sowie das inhaltliche Know-how bzw. ebensolche Kompetenzen, die sie/er einbringen kann. Die Infos werden anonym präsentiert, die Gruppe teilt dann gemeinsam die Teams auf. Ziel ist es, sich möglichst gut ergänzende Teams zu formen.

Projektwahl: Danach werden den Teams innerhalb der Schwerpunktbereiche die Projekte standardisiert vorgestellt, für eine möglichst vergleichbare Entscheidungsbasis. Sie einigen sich auf eine Priorität der möglichen Projektaufträge und geben diese ab. Der Coach versucht, die höchstmögliche Priorität an die Teams zu vergeben. Bei gleichen Interessen wird im Dialog entschieden. Die Teams erhalten die Kontaktdaten der AuftraggeberInnen.

 

Fokus Semester 1: Analyse und Konzeption

Im Zuge der 2-semestrigen Lehrveranstaltung werden alle 4 Competence Layers integrativ adressiert und gefördert. In der nachfolgenden Beschreibung werden die jeweilig angesprochenen Layers bzw. Kompetenzen des Competence Layer Cakes in Klammern referenziert.

Briefingphase: Nach dem Kickoff folgt das Briefing und später Rebriefing mit der/dem AuftraggeberIn. Hier werden zwischen Studierenden und AuftraggeberIn innerhalb der ersten Projektwochen Ziele, Erwartungen und Schwerpunkte geklärt (L1F, L2K). Parallel wird ein optionales Projektmanagement-Training abgehalten (L3PM). Dann wird der Projektauftrag formalisiert und von allen Beteiligten als Auftakt des Projekthandbuchs unterzeichnet (L3PM). Begleitend finden von Projektstart bis -ende alle 2 bis 3 Wochen Coachings der Projektgruppen in flexiblen Einheiten am Tagesrand statt (L1F). Von Beginn an steht ein optionales Online-Selbstlernmodul zum Thema Kommunikationskonzeption zur Verfügung, das zudem als Leitfaden und Nachschlagewerk für die Projektphasen fungiert (L2K).

Analysephase: Basierend auf Projektauftrag beginnt die Analyse von Daten und Materialen, die von den AuftraggeberInnen zur Verfügung gestellt oder selbst erhoben werden. Im Falle der „Passiv-Analyse“ oder Sekundärdatenauswertung sind dies zum Beispiel Websites, Folder, Text oder Bildmaterial, im Falle notwendiger „Aktiv-Analyse“ werden Primärdaten erhoben, zum Beispiel durch Befragungen oder Eye-Tracking-Studien (L1F, L2K). Dauer und Umfang variieren je nach, im Regelfall ein bis maximal zwei Monate. Parallel zur Analyse-Phase erhalten die Projektgruppen ein flexibles Präsentationstraining, das auf bisherigen Kenntnissen individuell aufbaut und auf das Projekts bezogen ist (L4P). Als Deliverable ist ein Projektzwischenbericht abzugeben (L3PM).

Strategiephase: In der anschließenden Phase werden Zielgruppen, Botschaften und Strategien zur Zielerreichung definiert und entwickelt, immer im Dreieck Gruppe-Coach-AuftraggeberIn. Im Regelfall erfolgt darauf aufbauend auch bereits ein erstes Brainstorming der daraus abzuleitenden praktischen Maßnahmen (L1F, L2K). Diese Phase schließt das erste der zwei Projektsemester inhaltlich ab.

Semesterabschluss: Der Zwischenstand des Projekts wird am Semesterende vor den Coaches präsentiert. Die Gruppe erhält Feedback einer Peer-Gruppe (nicht wechselseitig), außerdem von allen Coaches. Letztere bewerten alle Projektgruppen, die nicht die eigenen sind – somit sind Coaching und Beurteilung voneinander unabhängig (L4P). Deliverables sind danach: Zwischenabgabe Projekthandbuch (L3PM; Bewertung durch PM-TrainerIn), inhaltliche Zwischenergebnisse (L1F, L2K; Bewertung durch eigenen Coach und danach auch durch eine Peer-Gruppe – nicht wechselseitig), ein Selbstevaluierungsbericht (alle Layers; reflektiert anhand von Leitfragen das eigene Semester; Bewertung der Reflexionsleistung im Realitätsabgleich durch eigenen Coach), Präsentationsunterlagen (L4P).

 

Fokus Semester 2: Maßnahmen und Evaluation

Maßnahmenphase: Nach der Reflexion des ersten Semesters mit den AuftraggeberInnen erfolgt auf Basis der Analyse- und Strategiephase eine umfassende Maßnahmenplanung bis ins Detail (L1F, L2K). Die Strategie wird zum Leben erweckt. Inwieweit, hängt vom Auftrag ab: Bei manchen Projekten wird minutiös geplant, aber eine Umsetzung direkt bei dem/der AuftraggeberIn ist zum Beispiel aus rechtlichen oder sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich (öffentliche Hand etc.). Bei anderen ist die direkte Umsetzung möglich und sehr erwünscht (Start-Ups, NGOs etc.). In diesen Fällen wird für eine ausgeglichene Workload der Maßnahmenplan selbst etwas reduziert, dafür inklusive Monitoring und Evaluation praktisch umgesetzt. Während des Semesters ist ein Projektfortschrittsbericht abzugeben (L3PM).

Synergien: Parallel werden in anderen LV des Studiengangs Elemente des Praxisprojekts als Werkstücke verwendet und damit workload-schonend und qualitätssteigernd für das Projekt weiterentwickelt, vor allem in den Modulen Online-Redaktion, Marketingkommunikation, User-Centered Design sowie Medieninformatik und Webtechnologien (L1F).

Projektabschluss: Das Projekt wird mit einer Endpräsentation über das gesamte Projekt abgeschlossen (L4P). Feedback und Abnahme des Projekts erfolgen durch die Coaches und AuftraggeberInnen, Bewertungen durch die Coaches (wiederum von allen Gruppen, die nicht die eigenen sind). Deliverables sind danach: Endversion Projekthandbuch (L3PM; Bewertung durch PM-TrainerIn), inhaltliche Endergebnisse der Konzeption inklusive Dokumentation der Umsetzung und Evaluation (L1F, L2K; Bewertung durch eigenen Coach), Selbstevaluierungsbericht (alle Layers; siehe Semester 1).

 

Die Lerneffekte des Projekts finden somit in allen Competence Layers verwoben und umfassend statt. Als besonders wertvoll erweist sich das das vielschichtige Feedback in der Lehrveranstaltung, das stark zu einer kollaborativen Lehr- und Lernkultur beiträgt. Der Competence Layer Cake ist somit am Projektende „aufgegessen“, wobei jede/r der Studierenden mundgerechte Stücke je nach Wissens- und Kompetenzstand genossen hat. Sie haben sich so individuell gesteuert weiterentwickelt und die Employability bei gleichzeitig hoher Studierbarkeit erhöht.

Der Erfolg von Projekt und Lehrveranstaltung wird einerseits von den starken Lern-Ergebnissen bei den Studierenden und durch deren Feedback belegt, was sich letztlich beim Herzstück des Studiengangs auch auf dessen Weiterempfehlungsrate (97 Prozent) sowie die einschlägige, erfolgreiche Berufstätigkeit der AbsolventInnen (98 Prozent) auswirkt. Andererseits manifestiert er sich im nachweislich ausschließlich positiven Feedback der externen ProjektauftraggeberInnen.

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert des Competence Layer Cakes und der Lehrveranstaltung Capstone Project wird durch den überprüften Kompetenzerwerb durch die Studierenden auf allen vier Layern belegt. Dabei profitieren die Studierenden durch Synergien mit anderen Lehrveranstaltungen auch von Lernerleichterungen in Form einer ausgewogeneren Workload, die flexibel in den Berufs- und Studiumsalltag intgrierbar ist. Darüber hinaus sind die Evaluierungen und das Feedback der Studierenden sehr positiv, was sich auch auf die Weiterempfehlungsrate des Studiengangs (97 Prozent) sowie die einschlägige, erfolgreiche Berufstätigkeit der AbsolventInnen (98 Prozent) auswirkt. Weiters manifestiert sich der Mehrwert im nachweislich ausschließlich positiven Feedback der externen ProjektauftraggeberInnen. Da diese Auftraggeber vorwiegend aus dem Non-Profit-Sektor stammen, ergibt sich durch die Projektarbeit auch ein gesellschaftlicher und sozialer Mehrwert.

Nachhaltigkeit

Der Competence Layer Cake ist ein didaktisches Konzept, dass auf viele andere Studienbereiche auf Masterebene in den Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften anwendbar ist. Er intergiert ein umfassendes Kompetenzpaket, das nicht nur auf Kommunikations- und Medienberufe, sondern unter anderem auch auf Beratungs- bzw. Dialogberufe aller Art abgestimmt ist. Hier wären lediglich fachliche Aspekte zu tauschen und gegebenenfalls geringfügige Projektadaptionen durchzuführen. Die flexiblen Lehr- und Lernformen des Competence Layer Cakes sowie die diversen didaktischen Methoden und Feedback-Möglichkeiten lassen sich jedenfalls auf eine Bandbreite an Studienangeboten übertragen.

Das Konzept wird im Masterstudiengang "Digitale Medien und Kommunikation" der FH Burgenland langfristig eingesetzt und permanent weiterentwickelt.

Aufwand

Es entsteht kein zusätzlicher materieller Aufwand. Alle Kosten sind über die Studienplatzfinanzierung abgedeckt. Ein erhöhter immaterieller Aufwand im Bereich Kommunikation und Koordination ist jedoch bei der Leitung der LV, in der das Projekt umgesetzt wird, zu verorten - dieser steht aber in keinem Verhältnis zum Ertrag der LV.

Positionierung des Lehrangebots

Der Competence Layer Cake ist ein didaktisches Konzept, das aktuell an der Fachhochschule Burgenland im Rahmen der integrierten, 2-semestrigen Lehrveranstaltung „Capstone Project“ (10 ECTS) umgesetzt wird. Es ist damit das Herzstück des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Digitale Medien und Kommunikation“ und erfüllt eine Schlüsselfunktion für den insgesamten Studierendenfortschritt. Der Competence Layer Cake bildet ein umfassendes Kompetenzpaket in Kommunikations- und im Weiteren auch Beratungs- bzw. Dialogberufen aller Art ab. Das Projekt ist entsprechend auch auf viele andere Studienbereiche auf Masterebene in den Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften anwendbar.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
Nominiert 2021
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Prof. (FH) Mag. Dr. Michael Roither MBA
Fachhochschule Burgenland GmbH
+436641355459
Nominierte Person(en)
Prof. (FH) Mag. Dr. Michael Roither MBA
Fachhochschule Burgenland GmbH
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Flexibel Studieren
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften