Medizinische Universität Graz
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Allgemeinmedizin, die erste Wahl

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Projekt „Allgemeinmedizin, die erste Wahl“ leistet mit seinen prä- und postgraduellen Lehrveranstaltungen und Angeboten einen essentiellen Beitrag zur nachhaltigen Etablierung und Professionalisierung des Fachbereiches Allgemeinmedizin auf versorgungsstruktureller Makroebene sowie praxis- und ausbildungsbezogener Mikroebene. Studierende und Jungmediziner*innen sollen bereits frühzeitig die Chance eines umfassenden Einblicks in die Vielfalt der allgemeinmedizinischen Tätigkeits- und Themenfelder erlangen, zukünftige Strukturen kennen und verstehen lernen sowie die Möglichkeit einer selbstbestimmten Schwerpunktsetzung und kompetenzorientierten Vorbereitung am Weg zur Professionalisierung erfahren. Durch das Angebot einer regelmäßigen und longitudinalen Begleitung und Betreuung durch motivierte und engagierte Allgemeinmediziner*innen, intensivem und reflexivem Austausch in Seminaren, Einzel- und Gruppen-Mentorings sowie Fall- und Fachbesprechungen soll ein niederschwelliges und qualitätsvolles Netzwerk des Lernens, Orientierens und Praktizierens sowie ein nachhaltiges Zugehörigkeitsgefühl geschaffen werden. Freudvolles Lernen von- und miteinander sowie praxisnahes Erleben bilden hierbei den „roten Faden“ und die Basis zur Förderung der optimalen Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung von zukünftigen (Allgemein-)Mediziner*innen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Aufgrund des prognostizierten allgemeinmedizinischen Nachwuchsmangels und dem Ziel der langfristigen und nachhaltigen Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Primärversorgung der Bevölkerung ist dieses Projekt entstanden.

Diese longitudinal konzipierte Initiative soll mit prä- und postgraduellen Angeboten eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Allgemeinmedizin sowie eine fundierte und hilfreiche Begleitung am Weg zur/zum Allgemeinmediziner*in darstellen. Die unterschiedlichen Angebote sollen Studierenden der Humanmedizin schon frühzeitig praktische Einsichtnahme in das vielfältige Arbeitsfeld der Allgemeinmedizin geben, zukünftige Arbeitsplätze vorstellen, Interesse wecken und vertiefende Schwerpunktsetzung ermöglichen. Postgraduell sollen Jungärzt*innen in Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner*in durch Mentorings, Einzel- und Gruppensupervisionen sowie Fallbesprechungen bestmöglich am Weg zur Professionalisierung begleitet werden. Durch die praxisnahen und vernetzenden Angebote kann qualitätsvoller und nachhaltiger Austausch angeregt, hausärztlicher Kompetenzerwerb und Persönlichkeitsentwicklung gefördert und Orientierung geschaffen werden.

Dies ist ein Kooperationprojekt des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der MUG, der steirischen Ärztekammer, der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, der Lehrpraxis Dr. Wendler, der KAGes, der Jungen Allgemeinmedizin Österreich und dem Gesundheitsfonds Steiermark.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Due to the predicted shortage of young general practitioners and the goal of long-term and sustainable guarantee of sufficient and high-quality primary medical care for the population, this Project was created.

This longitudinally conceived initiative is intended to provide an in-depth examination of general medicine with pre- and postgraduate offers as well as a well-founded and helpful accompaniment on the way to becoming a general practitioner. The various offers and courses are intended to give medical students an early practical insight into the diverse field of general medicine, to present potential future jobs, to arouse interest and to enable them to focus in greater depth. Postgraduate young doctors should be accompanied in the best possible way on the path to professionalization through mentoring, individual and group supervision and case discussions. Through the practical and networking offers, high-quality and sustainable exchange can be stimulated, GP competence acquisition and personal development can be promoted and orientation can be created.

The project is based on the cooperation of the Institute of General Medicine and Evidence-Based Health Services Research of the Medical University Graz with the Styrian Medical Association, the Styrian Academy of General Medicine, the teaching practice team of Dr. Wendler, the Styrian Hospital Corporation (KAGes), the Young General Medicine Austria and the Health Fund Styria.

Nähere Beschreibung des Projekts

1. Einführung

Die allgemeinmedizinische Versorgungssituation stellt eine künftige Herausforderung dar, insbesondere aufgrund der mangelnden Nachbesetzung bzw. fehlender Übernahmebereitschaft von hausärztlichen Kassenpraxen. Ein vielfältiges Problem mit bekannten Ursachen, besonders für den ländlichen Raum, da es hier ein doppeltes demografisches Problem gibt. Den aufgrund der Pensionierungswelle und des Nachwuchsmangels verwaisten Praxen steht ein zunehmend größeres Kollektiv an Patient*innen mit höherer Behandlungsbedürftigkeit durch Überalterung der Gesellschaft mit zunehmender Multimorbidität gegenüber. Auch weitere Ursachen, wie beispielsweise der Wunsch nach multiprofessioneller Teamarbeit und die Vernachlässigung der Nachwuchsförderung seien hier erwähnt (1).

Um dem Hausärzt*innenmangel entgegenzuwirken, sind international bereits zahlreiche wirksame und vielfältige Maßnahmen initiiert worden. Basierend auf deren Berichten wurde das Konzeptpapier zur Attraktivierung der Allgemeinmedizin für den österreichischen Bedarf erstellt.

In einer Erhebung zur Berufsmotivation Allgemeinmedizin an 1.600 in Österreich Studierenden fühlen sich nur 15% der Studierenden gut auf den hausärztlichen Beruf vorbereitet. Eine frühzeitige Einbindung der Allgemeinmedizin in das Studium mit praktischen Erfahrungen in einer Hausarztpraxis beeinflusst die Einstellung jedoch zugunsten des Hausarztberufes. Es fehle besonders an praktischen Lehrinhalten, Begleitung sowie Information über organisatorische und administrative Anforderungen bei einer Niederlassung. Nicht unwesentlich zeigte sich auch die als zu gering wahrgenommene Wertschätzung der politischen Entscheidungsträger und der Fachkolleg*innengegenüber den Allgemeinmediziner*innen. Die auch im Rahmen dieser Erhebung durchgeführte Befragung bei Turnusärzt*innen ergab ein ähnliches Bild, denn aktuell führt in Österreich die postgraduelle Weiterbildung nur bei jeder/m 5. Turnusärzt*in dazu, sich für den Hausarztberuf ausreichend vorbereitet zu fühlen (2).

2. Zielsetzung

Die Studierenden sollen zukünftig frühzeitig und longitudinal die Möglichkeit erhalten, bereits während des Studiums, vertiefende, insbesondere auch praktische Kenntnisse und Kompetenzen, aber auch organisatorischen und strukturellen Wissensgehalt, im Bereich der Allgemein- und Familienmedizin zu erwerben, da vor allem auch schon während des Studiums die Weichen für die zukünftige medizinische Karriere gelegt werden („early exposure“).

Dieses Angebot richtet sich an alle Studierenden der Humanmedizin an der Medizinischen Universität Graz und soll ein prä- und postgraduelles Begleitangebot für eine qualitativ hochwertige Ausbildung darstellen.

Um eine möglichst strukturierte und geregelte postgraduelle Ausbildung von allgemeinmedizinisch interessierten Jungärzt*innen zu erzielen, bedarf es bestimmter Voraussetzungen, wie u.a. einer qualitativ hochwertigen Berufsvorbereitung durch erfahrene Lehrärzt*innen, der Durchführung begleitender Seminare, einem individuellen Mentoring und einer "institutionellen Heimat" der Jungmediziner*innen. Ziel ist es daher, in Kooperation mit der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin (STAFAM), der Ärztekammer für Steiermark (ÄK), der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) und der Jungen Allgemeinmedizin Österreich (JAMÖ), eine kompetenzorientierte und praxisnahe Ausbildung mit Begleitcharakter zu gestalten.

3. Zielgruppe

Studierende des Diplomstudiums Humanmedizin der Medizinischen Universität Graz ab dem ersten Studiensemester sowie Ärzt*innen in Ausbildung zur*zum Allgemeinmediziner*in in der Steiermark.

4. Konkreter Aufbau

Aus den nachfolgend gelisteten Angeboten kann von den Studierenden und Jungmediziner*innen selbst gewählt werden. Es können, je nach Bedarf und Möglichkeit, nur einzelne Angebote oder auch alle angebotenen Teile in Anspruch genommen werden.

A) Prägraduale Angebote

Freies Wahlfach "Einblicke in die Allgemeinmedizin"

Diese Lehrveranstaltung gibt Einblick in die Arbeit in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Die Inhalte reichen von der Einführung in die spezifische Arbeitsweise der Allgemeinmedizin über das Kennenlernen der besonderen Funktionen von praktischen Ärzt*innen im Gesundheitssystem bis zur Diskussionen über berufliche Möglichkeiten, sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Vermittlung der Inhalte erfolgt vorwiegend anhand vorgestellter Patient*innenfälle. In diesem Kontext lernen Studierende eine ganzheitliche Herangehensweise in der Betreuung von Patient*innen unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells kennen.

Spezielles Studienmodul SSM40

Im Rahmen dieses Studienmoduls kann interessierten Studierenden ein vertiefter Einblick in die vielfältigen Arbeitsfelder der Allgemeinmedizin gegeben werden. Um das praktische Kennenlernen zu ermöglichen, finden in Kleingruppen Ausflüge in verschiedene Institutionen statt, wie zum Beispiel in die Marienambulanz der Caritas oder die ambulante Rehabilitation der PVA. Auch praktische Ärzt*innen bringen ihre Erfahrung und ihr Wissen als externe Lehrende in die Seminare ein. Zudem wird ein Sonographiekurs, zum Erlernen der Grundlagen der Notfallsonographie, angeboten. Somit kann die genannte Vielseitigkeit der Allgemeinmedizin verbunden mit praktischen Erfahrungen hautnah erlebt werden.

Famulatur

Im Rahmen des Projekts werden Famulaturen in allgemeinmedizinischen universitären Lehrordinationen der Medizinischen Universität Graz beworben und über das Projekt finanziert.

Landarztzukunft (KPJ und Famulatur)

Im Rahmen dieses Projektteils können Studierende den allgemeinmedizinischen Teil des Klinisch Praktischen Jahres (KPJ) oder auch eine 4-wöchige Famulatur in ausgewählten ländlichen Regionen absolvieren. Drei bis fünf allgemeinmedizinische Ordinationen, welche örtlich relativ nahe gelegen sind, bilden eine regionale „Kleingruppe“. Den Studierenden wird eine (kostenfreie) Unterkunft sowie ein bis zwei Autos für die uneingeschränkte Mobilität vor Ort zur Verfügung gestellt. Zusätzliche ortsspezifische Freizeitangebote sollen die Attraktivität der jeweiligen Region hervorheben. Aufgrund der gemeinsamen Unterkunft soll der Austausch unter den Studierenden auch abseits der Ordinationsarbeit gefördert werden, um u.a. Sozial- und Kommunikationskompetenz sowie das Lernen voneinander zu fördern. Zusätzlich halten die Lehrordinationsinhaber*innen einmal wöchentlich Fortbildungen zum jeweiligen Schwerpunkt der Ordination für die teilnehmenden Studierenden ab.

Case Café

Jeden zweiten Dienstag im Monat werden direkt in der Ordination von Dr. Michael Wendler interessante Patient*innenfälle in der Kleingruppe bei Kaffee und Kuchen diskutiert.

Allgemeinmedizin To Go

Dieser Projektteil gilt als Treffpunkt für allgemeinmedizinischen Wissensgewinn. Das Fallseminar "Knowledge Café", welches 4x im Jahr zu unterschiedlichen Themen angeboten wird, gibt fertigen Ärzt*innen, Mediziner*innen in Ausbildung und Studierenden die Möglichkeit sich zu vernetzen und ihr allgemeinmedizinisches Wissen an Hand von Fallbeispielen auszutauschen, zu diskutieren und zu vertiefen. Die „Knowledge Cafés“ finden abends à 90 Minuten statt.

Mentoring-Programm

Prägraduelles Mentoring-Angebot:

Während des Studiums sind beruflich noch alle Wege offen. Im Mentoring-Programm soll Fragen wie „Wo geht es hin? Wie komme ich am besten dahin? Wo sehe ich meine Zukunft?“ ausreichend Raum geboten werden. Ein Mentoring in Kleingruppen mit max. vier Mentees pro Mentor*in soll Gelegenheit bieten, solche Fragen gemeinsam zu diskutieren und darüber zu reflektieren. Das Angebot gestaltet sich individuell und wird auf die Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmer*innen abgestimmt. Zweimal pro Semester zu je zwei Unterrichtseinheiten gibt es diese Gelegenheit. Die Mentor*innen können zudem generell als persönliche Unterstützer*innen im Ausbildungspfad gesehen werden. Eine Teilnahme ist für Studierende ab Eintritt in den klinischen Studienabschnitt möglich. Es ist keine zwingende Voraussetzung die Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner*in als späteres Ziel anzustreben.

Postgraduale Angebote

Postgraduales Mentoring

In der Ausbildung zum*zur Allgemeinmediziner*in durchläuft man unterschiedlichste Stationen mit vielfältigen Schwerpunkten, häufig fehlt jedoch der allgemeinmedizinische Ductus, die allgemeinmedizinische „Heimat“. Das postgraduale Mentoring soll diese Heimat bieten und dabei die drei Säulen der ärztlichen Professionalität stärken:

1. Kenntnis der anerkannten Theorien des Faches

2. Wissen um bewährte Alltagsroutinen

3. Wissen um ethische und gesellschaftliche Bedingungen der Arbeit

Das postgraduale Mentoring beinhaltet zwei Gruppengespräche pro Jahr, bei Bedarf werden auch Einzelmentorings angeboten. Die Abhaltung erfolgt durch Ärzt*innen, die über ein Psychosoziale Medizin-Diplom verfügen.

„Allgemeinmedizin To Go“

Das zuvor bereits vorgestellte Angebot darf, wie erwähnt, auch von Jungmediziner*innen in postgradualer Ausbildung besucht werden.

"Vielfalt Allgemeinmedizin"

Im Rahmen dieses Angebots sollen Ärzt*innen in ihrer Ausbildung begleitet und unterstützt werden. Anhand praktischer Beispiele wird die Schnittstelle zwischen fachärztlichen Spezialgebieten und der Allgemeinmedizin sowie auch die Vielfalt dieser dargestellt. Im Speziellen sollen die Thematik der Überweisungen, die Problematik der Zuweisungen der „Red Flags“ und auch die Eckpunkte einer guten Zusammenarbeit beleuchtetund dies in einem kollegialen Gespräch den Ärzt*innen in Ausbildung vermittelt werden. Die Themengebiete wechseln bei jeder Veranstaltung, sodass diese immer wieder besucht werden kann.

5. Interdisziplinärer Ansatz der Lehrveranstaltung

Dieses Projekt ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV), mit der Steirischen Ärztekammer, KAGES, STAFAM, JAMÖ und der Lehrpraxis Wendler. Zudem agieren sowohl in den Lehrordinationen als auch in den Seminaren, Mentorings und Angeboten unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Schwerpunkt, Erfahrungsschatz, Biografien und Herangehensweisen und kommen sowohl aus dem intramuralen Krankenhaussetting als auch aus dem extramuralen niedergelassenen Bereich mit allgemeinmedizinischen Fokus, wie die Marienambulanz der Caritas, die ambulante Reha der Pensionsversicherungsanstalt, die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, die Gehörlosenambulanz der Barmherzigen Brüder. Gerade dies soll ermöglichen, dass Studierende und Jungmediziner*innen von vielen unterschiedliche Inputs – sowohl fachlich als auch persönlich – profitieren und damit ihre eigene Persönlichkeit am Weg zur Professionalisierung stärken. Die Medizinausbildung findet zum überwiegenden Teil im Krankhaussetting statt, das Arbeitsleben von vielen Mediziner*innen jedoch im niedergelassenen Bereich – umso wichtiger ist es deshalb, diese spezielle Perspektive miteinzubeziehen, was in unserem Projekt umgesetzt werden kann.

6. Didaktik

Die Vielfalt und Buntheit der Allgemeinmedizin spiegeln sich auch in der didaktischen Aufbereitung der unterschiedlichen Angebote wider (siehe Listung Punkt 4). Allen gemein ist das Lernen mit- und voneinander, Begleitung, Austausch und Reflexion stehen sowohl prä- als auch postgraduell im Vordergrund. Abseits des üblicherweise vermittelten Faktenwissens der naturwissenschaftlichen Medizin, sollen im Zuge der Angebote des Projekts insbesondere das kritisch-reflexive Denken, die Kommunikations- und Sozialkompetenz sowie Persönlichkeitsentwicklung gefördert und die Vielfalt medizinischen Tuns im praxisnahen Erleben und Erlernen im Vordergrund stehen. Die vielfältigen Möglichkeiten und die Attraktivität des allgemeinmedizinischen Berufs soll den Studierenden in unterschiedlichen Lernsettings und -arrangements nähergebracht werden.

Zudem sieht sich das Projekt der als orientierungsgebend, insbesondere auf dem postgraduellen Weg zur/zum Allgemeinmediziner*in, auf dem es einer zusammenführenden und -haltgebenden Instanz bedarf.

7. Internationaler Input: „Blick über den Tellerrand“

Für das Wahlfach „Einblicke in die Allgemeinmedizin“ und das Spezielle Studienmodul SSM 40 konnte ein Lehrender (Dr. Armin Wunder) von der Goethe Universität Frankfurt/Main gewonnen werden.

Das Teilprojekt „Landarztzukunft“ wurde inspiriert vom Projekt „LandArztMacher“ von Dr. Wolfgang Blank im Bayerwald. Vor Start des Projekts fand eine Hospitation vor Ort statt, um das mögliche Setting gut kennenzulernen und um einen orientierenden Einblick zu bekommen. Davon ausgehend konnte eine gute Basis für den Start unseres Projekts gelegt werden.

1 Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (2018): Masterplan Allgemeinmedizin. oegam.at/system/files/images/3_langversion_offiziell_mpam_basisdok_1.01.pdf (Download am 01.03.2021).

2 Poggenburg et al. (2017): Erhebung der Berufsmotivation zur Allgemeinmedizin von Studierenden und jungen Ärzt*innen in Österreich und Deutschland, Bericht 2017.

Nutzen und Mehrwert

Hier erfolgt eine Schwerpunktsetzung im Bereich Allgemeinmedizin innerhalb des Studiums sowie postgradual. Da die Allgemeinmedizin derzeit mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat, wird hier, neben der fachlichen und individuell persönlichen Weiterentwicklung und Begleitung von Studierenden und Jungmediziner*innen, versucht, eine wirksame Gegenmaßnahme zu setzen und damit auch zu einer langfristigen Verbesserung der allgemeinmedizinischen Versorgungslage im niedergelassenen Bereich zu führen. Es soll auch eine Verbesserung des Schnittstellenmanagements zwischen intra- und extramuralem Bereich gelingen, indem die Perspektive des niedergelassenen Bereichs schon im Studium stärker thematisiert wird und die angehenden Ärzt*nnen stärker dafür sensibilisiert werden. Das Angebot punktet durch ihre Niederschwelligkeit hinsichtlich der Teilnahme sowie der Selbstbestimmtheit in der Gestaltung des eigenen Lernprozesses und Schwerpunktsetzung am Weg zur individuell eigenen Professionalisierung.

Nachhaltigkeit

Dieses Projekt soll langfristig weitergeführt werden, da nur durch die langfristige Etablierung der Veranstaltungen eine Veränderung bewirkt werden kann. Generiertes Knowhow, Erkenntnisgewinn, Perspektivenwechsel und Grenzaufweichungen können im Zuge der langfristigen Etablierung der Lehrveranstaltungen und des Projekts wiederum nachkommenden Studierenden und Kolleg*innen weitergegeben werden. Zudem soll die Attraktivierung der Allgemeinmedizin einen nachhaltigen Benefit hinsichtlich der vorherrschenden Mangelproblematik darstellen, dem Aufbau eines wertvollen Netzwerks in der Versorgungsstruktur dienen und letztendlich einen Beitrag zur verbesserten Patient*innenversorgung innerhalb des Gesundheitssystems über intra- und extramurale Grenzen hinweg leisten.

Aufwand

Die gesamte Organisation erfolgt über das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) der Medizinischen Universität Graz, die Durchführung der einzelnen Lehrveranstaltungen erfolgt über bzw. mit Unterstützung der genannten Kooperationspartner.

Das Projekt wird über die Homepage des IAMEV, die Studienorganisation der Medizinischen Universität Graz beworben, die Aussendungen an alle Ärzt*innen in der Basisausbildung und Ärzt*innen in Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner*in erfolgt über den KAGES Verteiler sowie über das Krankenhaus Vorau an alle Auszubildenden in Non-KAGES Häusern. Zusätzlich findet eine Bewerbung über den Verteiler der STAFAM, sowie der ÄK für Steiermark und über die Homepage der JAMÖ statt.

Dieses Projekt wird zu einem großen Teil vom Gesundheitsfonds Steiermark gefördert, womit Personalkosten für die Organisation der Veranstaltungen sowie die Kosten für Sachmittel abgedeckt werden können.

Für das Projekt Landarztzukunft gibt es zudem noch zusätzliche Kooperationspartner*innen vor Ort wie beispielhaft genannt, das Regionalmanagement in Liezen, welche die Organisation und Kosten von Unterkunft und Autos übernehmen.

Positionierung des Lehrangebots

Angebote reichen vom 1. Studiensemester bis zum Ende der postgradualen Ausbildung Allgemeinmedizin.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Dr.in med. univ. Ulrike Spary-Kainz
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
031638573561
Nominierte Person(en)
Univ.-Prof.in Dr.in med. univ. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
Dr.in med. univ. Ulrike Spary-Kainz
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
Dr.in med. univ. Susanne Thun
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
Dr.in Maria Steinboeck
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
Dr. in Reingard Glehr
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften