Medizinische Universität Graz
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Health of Students - Das Peer2Peer-Programm an der Medizinischen Universität Graz

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Der Schwerpunkt Health of Students und das Peer2Peer-Programm haben 4 Grundziele:

 

1. Studierende der Medizinischen Universität Graz in psychosozialen Krisen zu unterstützen und sie zur Stärkung der eigenen Ressourcen (u.a. Umgang mit Stress, Lernbelastungen) zu befähigen bzw. sie darin zu fördern.

 

2. Insbesondere Studierende auch in der Verantwortung für Fragen von psychosozialen Krisen sowie der Gesundheit generell für ihre späteren beruflichen Karrieren zu sensibilisieren und ihnen Fähigkeiten und Techniken hierfür mitzugeben

 

3. Die speziell geschulten Tutor*innen (Peers), welche als zentraler Baustein den Schwerpunkt Health of Students mittragen, in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten und dabei zu fördern neue Fähigkeiten zu lernen (bspw. Organisationsaspekte, Umgang mit digitalen Angeboten, Beratung in Krisen)

 

4. Den Hochschulraum für die Wichtigkeit des Themas "Gesundheit von Studierenden" zu sensibilisieren, mögliche Best Practice - Beispiele im Schwerpunkt an der Medizinischen Universität zu erproben sowie die Erfahrungen mit interessierten Partner*innen (u.a. durch Kooperationen, Forschungsprojekte) zu teilen

 

 

Deklaration:

Der Schwerpunkt Health of Students und das Peer2Peer-Programm werden seit Beginn durch ein engagiertes Lehrenden und Studierenden-Team kontinuierlich weiterentwickelt und zum Leben erweckt. Die Einreichung für den Ars Docendi erfolgt daher auch als eine Teameinreichung für die Ausschreibung 2021!

 

Von Lehrenden-Seite sind dies:

Franziska Matzer, Herta Tritthart, Jolana Wagner-Skacel und Christian Vajda

 

Von Studierenden-Seite, aktuell im Studienjahr 2020/21:

Adelwöhner Katharina, Fernandes Hollnagel Claudia, Lindner Iris, Maier Josef, Meentzen Clara, Merz Alisa, Nhim Anita, Pop Vanessa, Preis Karolin, Rissner Maria, Schauschütz Katja, Tuffour Esther, Weiß Bastian, Wiener Magdalena

Kurzzusammenfassung des Projekts

Beim Schwerpunkt „Health of Students“ handelt es sich um einen multimodalen Ansatz zur Verbesserung der Studierendengesundheit an der Medizinischen Universität Graz welcher seit 2010 kontinuierlich weiterentwickelt wird.

 

Zentraler Angelpunkt ist hierbei das Peer2Peer-Programm welches Studierende zum Thema biopsychosoziale Gesundheit aus- und weiterbildet sowie im Rahmen eines Journaldienstes die Betreuung in psychosozialen Krisen anbietet.

 

Neben der Abhaltung zweier Wählfacher („Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“, „Medical Humanities“) erfolgt die Wissensvermittlung unter anderem durch Workshops (bspw. zu Entspannungs- und Lerntechniken), eines Podcast (bspw. Ernährung) sowie weitere Informationsveranstaltungen und Social Media - Beiträgen (FaceBook und Instagram). Aktuell wird zudem zusätzlich die Digitalisierung der Inhalte finalisiert.

 

Während die Inhalte in den Wahlfächern sowie die Ausbildung und die Supervision der Tutor*innen (Peers) hierbei durch ein multidisziplinäres Lehrendenteam der Medizinischen Universität Graz mit Fachkompetenz in Medizin, Psychotherapie und Psychologie erfolgen, werden die restlichen Angebote für die Studierenden durch die Tutor*innen (Peers) umgesetzt. Neben der Wissensvermittlung sowie der Betreuung in Krisen erfolgt im Rahmen des Schwerpunktes auch eine begleitende Lehrforschung (mit Fokus der Wahlfächer) sowie Forschungsprojekte zur Studierendengesundheit (lokal wie internationale Kooperationen).

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

"Health of Students" is a multimodal approach to enhance student health at the Medical University of Graz, which has been continuously developed since 2010.

 

The key element consists in the Peer2Peer programme, which aims to educate students on the topic of biopsychosocial health and to offer support in psychosocial crises within the concept of a journal service.

 

In addition to two elective courses ("Psychosocial Crisis Intervention and Stress Management", "Medical Humanities"), knowledge is imparted through workshops (e.g. on relaxation and learning techniques), a podcast (e.g. nutrition) and other information events and social media contributions (on Facebook and Instagram). Currently, the digitalisation of the content is also being finalised.

 

The knowledge transfer within the elective courses and the training and supervision of the students tutors (peers) are carried out by a multidisciplinary lecturer team with expert-knowledge in medicine, psychotherapy and psychology. The other aspects of the program are offered by the tutors (peers) to the students. In addition to knowledge transfer and mentoring, the multimodal approach also includes accompanying teaching research (with a focus on elective courses) and research projects on student health (with local and international collaborations).

Nähere Beschreibung des Projekts

Ausgangslage des Schwerpunktes "Health of Students":

Studierende sind vielfältigen Herausforderungen und Belastungen im Rahmen ihres Studiums ausgesetzt. Dies umfasst unter anderem Prüfungsängste, finanzielle Belastungen, Lernschwierigkeiten, Finden der richtigen Lern-Arbeits-Freizeit- Balance und/oder auch persönliche Krisen und Konflikte. Ein guter Umgang und/oder Wachsen mit und an diesen Herausforderungen ist für die persönliche Entwicklung, für den Lernfortschritt, aber auch für spätere berufliche Aufgaben von besonderer Bedeutung. Insbesondere Studierende von Gesundheitsberufen müssen einerseits Fähigkeiten entwickeln um mit den eigenen Belastungen gut umgehen zu können und persönliche Ressourcen zu stärken, andererseits jedoch auch lernen Krisen ihrer anvertrauten Mitmenschen zu erkennen und diese gut zu begleiten.

 

Zielsetzungen des Schwerpunktes ist dabei:

1. Studierende in psychosozialen Krisen zu unterstützen

2. Gesundheitsförderndes und präventives Wissen an Studierende zu vermitteln

3. Einen Raum für ein gutes, wertschätzendes und kommunikatives Aufeinandertreffen an der Universität zu ermöglichen

4. Forschung zur Studierendengesundheit in Österreich zu stärken

5. die studentischen Tutor*innen (Peers) in unterschiedlichen Kompetenzen (bspw. Veranstaltungsorganisation, Beratungsaspekte, Krisenerkennung, Forschung) zu stärken

 

Beteiligte Personen

Dies geschieht durch Lehrende aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Psychotherapie und durch höhersemestrige (speziell geschulte) Studierenden, welche als Tutor*innen (Peers) die Betreuung und Wissensvermittlung an Mitstudierende durchführen. Diese Peers werden durch einen Fachexperten (Leiter des Programmes) angeleitet und im Rahmen einer vertiefenden Supervision (Gruppe- wie Einzelsupervision) durch die Mitglieder des Lehrenden-Team begleitet. Für komplexere Fälle bzw. Fragestellungen (z.B. notwendige Psychotherapie) steht dieses Lehrenden-Team ebenfalls zur Verfügung.

 

Aufbau des Schwerpunktes:

1. Lehre

2. Peer2Peer-Programm - Betreuung und Wissensvermittlung

3. Forschung

 

ad. 1. Lehre:

 

Das Angebot umfasst aktuell zwei Wahlfächer welche für Studierenden der Medizinischen Universität Graz sowie der anderen Grazer Universitäten offenstehen.

 

Wahlfach „Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“

 

Dieses Wahlfach ist für alle Studierenden ab dem fünften Semester zur Teilnahme verfügbar und dient zur Auseinandersetzung wie Sensibilisierung mit psychosozialen Krisen. Ziel ist das Erkennen sowie der Umgang mit psychosozialen Krisen, die eigene Person (Belastungsquellen, Ressourcen, Erlernen von Coping-Strategien, Faktoren der Studierendengesundheit) betreffend, aber auch der Umgang in der späteren Arbeitswelt (z.B. „Welche Berufsgruppen können unterstützen?“, „Wie unterscheide ich die Notwendigkeit einer psychotherapeutischen und/oder psychiatrischen Intervention?“, "Wie erkenne ich Krisen im bspw. medizinischen Arbeitsalltag?", "Wie gehe ich mit Suizidalität um?"). Gleichzeitig stellt das Wahlfach auch die Basisausbildung für die zukünftigen Tutor*innen (Peers) des Peer2Peer-Programmes dar. Das Wahlfach umfasst insgesamt zwei Semesterwochenstunden. Neben den theoretischen Grundlagen wird ein starker Fokus auf das praktische Erlernen und Üben von Techniken gelegt.

 

Umfassende Inhalte:

 

a. Evidenz zur Gesundheit/Belastung von Studierenden, relevante Faktoren im Zuge der Studierendengesundheit

b. Vermittlung von Grundkonzepten der Kommunikation und Krisenintervention

c. Wissensvermittlung und Erlernen von Techniken zur Stressbewältigung (Coping-Strategien, Entspannungstechniken, Ressourcen-Stärkung)

d. Psychotherapeutische und pharmakologische/psychiatrische Grundlagen zu Interventionen bei Krisen bzw. bestimmten klinischen Fragestellungen (Ängste, Depression, Burnout, Suizidalität)

e. Falldiskussion mit dem Fokus auf die psychosoziale Betreuung von Studierenden

 

Didaktik und Organisation:

 

a. Lehrformate: Vorträge, Diskussionen, Rollenspiele, Verwendung von Videosequenzen und Falldiskussionen.

b. Abschlussvoraussetzungen: Anwesenheit von 75% (6 von 8 Lehreinheiten), aktive Mitarbeit sowie eine positive abgelegte Falldiskussion (mündlich) am Ende des Wahlfaches

c. Studierendenzahl pro Semester max. 12

d. Laufende Evaluierung und Lehrforschungsbegleitung jedes Semester

e. Abhaltung in der aktuellen Form seit WS 2017/18

 

Wahlfach "Medical Humanities":

 

Während im angloamerikanischen Sprachraum bereits seit vielen Jahrzehnten (auch institutionalisiert) das interdisziplinäre Themenfeld „Medical Humanities“ für die Verbesserung der persönlichen Reflexion als auch Stärkung der Diskussionsfähigkeit genutzt wird, stehen im europäischen/deutschsprachigen Raum diese Bemühungen erst am Anfang; so wurde die erste Professur in Deutschland erst mit Wintersemester 2015/16 an der Charité Berlin implementiert. Da viele Medizinstudierende künstlerische Hobbies ausüben, ergibt sich durch die Nutzung der „Medical Humanities“ (bspw. Literatur, Filmdiskussionen, Theaterbesuche etc.) ein weiterer Ansatzpunkt um medizinrelevante Themen auf neue kreative und lebendige Art und Weise zu diskutieren. Ziel dieses Wahlfaches ist es insbesondere eine gute Diskussions- und Reflexionskultur zu fördern sowie unter anderem durch die Einbeziehung geisteswissenschaftlicher Ansätze und Methoden ein "über den Tellerrand blicken" zu ermöglichen.

 

Didaktik und Organisation:

 

a. Lehrformate: Vorträge, Diskussionen, Verwendung von multimedialen Ansätzen (bspw. Filme, Musik), Theaterbesuche, belletristische Literatur

b. Abschlussvoraussetzungen: Anwesenheit von 75% (3 von 4 Lehreinheiten), aktive Mitarbeit sowie Abgabe der schriftlichen Reflexion am Ende des Wahlfaches

c. Studierendenzahl pro Semester max. 8

d. Laufende Evaluierung jedes Semester

 

Ein Ausbildungswahlfach mit Fokus Peer-Mentoring für speziell für Studierende der Doktoratsstudien an der Medizinischen Universität Graz ist aktuell in Entwicklung und für das Wintersemester 2021/22 geplant.

 

ad 2. "Peer2Peer"- Das Betreuungsprogramm:

 

Das Betreuungsprogramm setzt sich zum Ziel durch unterschiedliche Ansätze (Workshops, Vorträge, Infoveranstaltungen, Gruppenmentoring für Erstsemestrige) allen Studierenden an der Medizinischen Universität Graz ein anonymes und kostenloses Angebot hinsichtlich psychosozialer Belastungen sowie deren Prävention und der Gesundheitsförderung allgemein zu organisieren. Die Besonderheit ist hierbei, dass dieses Angebot überwiegend von speziell ausgebildeten Tutor/-innen (Peers) getragen wird, welche fachlich supervidiert werden. Diese Studierenden übernehmen damit bereits während des Studiums eine Multiplikator*innen-Funktion bei diesen Themen und erarbeiten sich zudem zusätzliche Kompetenzen für ihr eigenes späteres Berufsleben.

 

Mit Sommersemester 2021 sind aktuell 10 Studierende als Peers im Programm tätig (Gesamtausmaß 30 Semesterstunden pro Studienjahr). Insgesamt konnten bislang über 60 Studierende im Rahmen des Programmes als Tutor/-innen ausgebildet und über die Universität angestellt werden. Grundvoraussetzung als Anstellung ist dabei nicht nur die positive Absolvierung des Wahlfaches "Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung" sondern auch eine laufende Supervision und fachliche Weiterbildung während ihrer Tätigkeit. Das nun von diesen Studierenden getragene Betreuungsprogramm umfasst folgende Tätigkeiten und wird im Rahmen dieser Auflistung unter den folgenden Teilabschnitten „Eckdaten des Betreuungsdienstes“, „Qualitätssicherung“, „Fort- und Weiterbildung“ beschrieben (2a-c).

 

2.a. Eckdaten des Betreuungsdienstes

 

Alle Studierenden der Medizinischen Universität Graz können das Programm als Betroffene von psychosozialen Krisen, Lernproblemen und/oder bei Interesse am Erlernen von gesundheitsförderlichem Wissen und/oder Techniken aber auch bei Wunsch nach einem persönlichen Mentoring in Anspruch nehmen.

 

Das Programm bietet dabei an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie zwei Mal pro Woche einen Journaldienst an. Ein fixer Raum ist hierbei für das Peer2Peer-Programm bereitgestellt. Die Kontaktaufnahme ist sowohl per E-Mail, Social Media und ohne vorherigen Anmeldung direkt im Journaldienst möglich. Treffen außerhalb der zuvor beschriebenen Journaldienstzeiten sind, nach Erstkontaktaufnahme und individueller Abstimmung, möglich. Die studentischen Tutor*innen machen die Ersterhebung der zugrunde liegenden Problematik und organisieren in Absprache mit dem/der Betroffenen die weiteren Schritte (weitere Betreuung durch den/ die Tutor*in; Beiziehung des Lehrendenteams falls z.B. psychotherapeutische Unterstützung notwendig ist).

 

Funktionen bzw. Tätigkeiten die unter anderem wahrgenommen werden:

1.Entlastendes Gespräch (z.B. bei Versagensängsten, Problemen im privaten Umfeld)

2.Information über zuständige bzw. weiterhelfende Stellen (Universität, Sozialberatung, ÖH, öffentliche Einrichtungen etc.)

3. Unterstützung bei Lernplanerstellung, Koordination von Prüfungsantritten, Vermittlung von Lerntechniken

4. Psychoedukation hinsichtlich Faktoren des persönlichen Stresses sowie mögliche Coping-Strategien

5. Vermittlung von Entspannungstechniken

6. Weitervermittlung an Fachstellen (z.B. Psychotherapie, Universitätsadministration, ÖH)

 

Neben der Unterstützung in psychosozialen Krisen bzw. bei der Stressbewältigung wurde mit Wintersemester 2016/17 zudem ein Gruppen-Junior-Mentoring (max. Teilnehmer*innen Anzahl 10 Studierende pro Gruppe, betreut durch zwei Tutor*innen (jeweils ein Mann/eine Frau) für Erstsemestrige konzipiert und auf Basis einer freiwilligen Teilnahme implementiert. Hier stehen der soziale/kollegiale Austausch im Vordergrund um einen guten Start in das Studium zu ermöglichen und bereits präventiv Stressoren frühzeitig zu erkennen und Ängste zu minimieren. Die Tutor*innen stehen für ihre jeweilige Gruppe in den ersten beiden Studienjahren als Ansprechpersonen zur Verfügung. Seit dem Wintersemester 2017/18 beträgt die Anzahl an teilnehmenden Erstsemestrigen ca. 90 Personen pro Erstsemester.

 

2.b. Qualitätssicherung

 

Die interne Qualitätssicherung, sowohl hinsichtlich der eigenen psychosozialen Gesundheit der Tutor*innen sowie die Weiterentwicklung des Programmes betreffend, genießt einen hohen Stellenwert. Zum aktuellen Zeitpunkt sind folgende Punkte umfasst:

 

*halbtägige Klausur zu Semesterbeginn (Definition von Schwerpunkten sowie Aufgabenverteilung neben der Beratungstätigkeit)

*Mitarbeiter/-innen-Gespräch (mind. eines pro Semester)

*Teamtreffen alle 2-3 Wochen

*Einzelfallreflexion mit der Leitung

*Gruppensupervision/Fallbesprechung (mit Psychotherapeutin) alle vier Wochen

*Einzelsupervision laufend bei individuellem Bedarf (mit Psychotherapeutin)

* Interne Fortbildung für die studentischen Tutor/-innen (1-2 pro Semester; z.B. „Verhaltenstherapeutische Interventionsmöglichkeiten“, „Entspannungstechniken“)

*Standardisierte Dokumentation, SOPs, Beratungstools

*laufende Evaluierung hinsichtlich der Betreuungszahlen, der Fragestellungen und Bewertung in den Kontakten als auch der Inanspruchnahme von Supervisionen und externen Fortbildungen (Workshops)

 

 

2.c. Fort- und Weiterbildung

 

Neben der Beratung in akuten Krisen ist ein Hauptfokus der Programmtätigkeit auf die Gesundheitsförderung sowie Prävention gerichtet. Dies umfasst individuelle (Umgang mit eigenen Ressourcen) wie auch strukturelle Einflüsse (Bedeutung bspw. von Dienstplänen). Hierzu werden abseits der Wahlfächer, Vorträge und Workshops durch die Tutor*innen selbst organisiert, Skripten (u.a. Lerntechniken) hergestellt und auch Social Media-Angebote betreut.

 

Beispielhafte Tätigkeiten:

*Kurse/Workshops zu Entspannungstechniken, Lerntechniken/Zeitmanagement und Yoga

*Vortrag Softskills in Praktika und Famulaturen

*Seit Wintersemester 2020/21: ein Ernährungspodcast

*Ab Sommersemester 2021: Ausbau des digitalen Angebotes im Sinne von „on demand“ Videos der Workshops, Vorträge sowie weiterführender Literatur über das universitätseigene Moodle-Portal.

 

Im Schnitt nehmen pro Semester ca. 200-300 Studierende die unterschiedlichen Angebote des Programmes wahr.

 

ad 3. Forschung

 

Neben der Evaluierung der Lehrveranstaltungen sowie der Workshops erfolgt seit dem WS 2017/18 auch eine begleitende Lehrforschung des Wahlfaches "Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung" mit Erhebungen hinsichtlich der Selbsteinschätzung im Umgang mit psychosozialen Krisen, Empathie und des Wissenserwerbes. Neben den lehrspezifischen Erhebungen werden im Zuge des Schwerpunktes auch Forschungen zur Studierendengesundheit (Belastungen und Ressourcen) lokal in Graz sowie mit internationalen Partner*innen (i.e.L. Deutschland) durchgeführt. Die gefundenen Erkenntnisse werden hierbei laufend auf Kongressen präsentiert sowie sind aktuell zur Manuskripterstellung in Bearbeitung. Hierbei werden die studentischen Tutor*innen des Programmes explizit bei Interesse an die Forschung herangeführt sowie auch Diplomarbeiten vergeben.

Nutzen und Mehrwert

Das Projekt leistet auch mit Blick auf die nationalen Gesundheitsziele („Gemeinsam gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen“ (Gesundheitsziel 1) sowie Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern (Gesundheitsziel 9) aus Sicht des einreichenden Teams einen wichtigen Beitrag. Unter Betrachtung der bereits langjährigen Arbeit des Projektes (Start 2011) und aktuellen Entwicklungen (Studierendengesundheit als ein Kernthema des Netzwerkes Gesundheitsfördernder Hochschulen Österreichs) sowie speziell für den ärztlichen Bereich (Aufnahme der ärztlichen Gesundheit als Qualitätsargument in die Deklaration des Weltärztebundes/Genf, 2017) stellt das Peer2Peer-Programm aus Sicht des einreichenden Teams ebenfalls ein Pionierprojekt dar. Zudem wird das Projekt kontinuierlich weiterentwickelt und durch die mittlerweile langjährige Erfahrung konnten auch mit Start der Pandemie 2020 rasch alle Angebote auf digitale Basis umgestellt sowie ein zusätzlicher Leitfaden für Studierende zu arbeitsrechtlichen Fragen/Anlaufstellen sowie psychosozialem Unterstützungsangebot bereitgestellt werden.

 

Die Rückmeldungen des Projektes sind in der vergangenen Jahren äußerst positiv. Die Wahlfächer werden gut angenommen (100%ige Auslastung, seit Umstellung WS 2017/18 des Wahlfachangebotes auf eine Abhaltung jedes Semester). Die Evaluierungen und Lehrforschungsbegleitung zeigen eine positive Annahme sowie eine subjektive und objektiv/theoretische Wissenszunahme und Kompetenzsteigerung. Die Studierende können die gewonnen Erfahrungen ebenfalls im Zuge ihres Alltages nutzen und umsetzen.

 

Das Beratungsangebot für psychosoziale Krisen wird fortlaufenden wahrgenommen, wobei Studierende in akuten Krisen unterstützt bzw. wenn notwendig frühzeitig in psychologische/psychotherapeutische Hilfe überführt werden können. Die Workshops helfen bei der Lernerleichterung (Lerntechniken/Zeitmanagement) sowie Stressreduktion (Entspannungstechniken) insbesondere bei Studierenden, welche bei bereits längeren Stehzeiten unser Angebot in Anspruch nehmen. Hierdurch ergibt sich - zumindest im individuellen Fall - eine Verkürzung der Stehzeit und damit auch eine Abnahme von persönlicher Belastung und unnötig verlängerten Zeiten bis zum Studienabschluss.

 

Bei Studierenden des ersten Semesters kann das Gruppenmentoring ersten sanften Einstieg in die neue Umgebung "Universität" ermöglichen und durch den Austausch mit bereits erfahrenen studentischen Kolleg*innen offene Fragen und Sorgen auf niederschwellige Art und Wiese beantworten bzw. lindern. Die niederschwellige Informationsvermittlung (Organisation, Abläufe auf der Universität) kann hierbei auch universitäre-administrative Stellen entlastet.

 

Lehrende und Mitarbeiter/-innen der Verwaltung haben bei Konfrontation/Begegnung mit u.a. psychisch belastenden Studierenden die Möglichkeit schnell und unbürokratisch an eine Erstansprechstelle zu vermitteln die eine weitere fachliche/professionelle Betreuung ermöglicht.

 

Ein weiterer Mehrwert ergibt sich im Besonderen für die jeweiligen im Programm angestellten studentischen Tutor*innen (Peers). Diese lernen bereits während des Studiums den Umgang mit psychosozialen Belastungen bzw. der praktischen Abwicklung in der Betreuung von Betroffenen. Zudem werden Kompetenzen in der Veranstaltungsorganisation, der Abhaltung von Lehre (bspw. Workshops) sowie der Bearbeitung und Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten (Mitarbeit an den Forschungsprojekten, Poster- sowie Vortragspräsentation auf wissenschaftlichen Veranstaltungen) erlangt. Eigene Projektideen können formuliert, ausgearbeitet und umgesetzt werden (bspw. Workshop: Lerntechniken), wodurch bereits früh im Leben organisatorische Kreativität und Verantwortung in der Praxis geübt werden können.

 

Mit Wintersemester 2018/19 gelang zudem eine Aufnahme des Themenbereiches in das Kerncurriculum der Medizinischen Universität Graz ("Selbstmanagement im Arztberuf", 1 Vorlesungsstunde, sowie 2 Seminarstunden "Entspannungstechniken") sowie in jenes der Pflegewissenschaft mit Sommersemester 2017 ("Gesundheit von Pflegekräften", 5 Vorlesungsstunden) im Bachelor-Studiengang.

Nachhaltigkeit

Das Konzept ist auf andere Universitäten/Hochschulen als Gesamtes sowie einzelne Teile davon (bspw. Wahlfach, Workshops) umsetzbar und übertragbar. Generell können auch unsere Erfahrungen der Einbeziehung von studentischen Tutor*innen als lebendige Multiplikator*innen in der Lehre sowie für studienrelevante Themen für unterschiedlichste Projekte und Fragestellungen genutzt werden. Bzgl. der generellen Konzeption und unseren Erfahrungen mit dem Schwerpunkt konnten in den letzten Jahren vermehrt Anfragen zur Kooperationen und Wissensaustausch mit nationalen und internationalen Hochschulen getätigt werden.

 

Das Grundkonzept wurde mit 2010 erstellt und wurde 2011 etabliert. 2014/15 wurde der ursprüngliche Fokus auf rein akute psychosoziale Krisen um einen Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention mit unterschiedlichen Angeboten erweitert. Sukzessive wurden weitere Inhalte (u.a. verschiedene Schwerpunkte der Workshops, weiteres Wahlfach, Podcast etc.) ergänzt. Seit 2017/18 wird die im Wahlfach geleistete Lehre auch per Lehrforschungsfragestellungen begleitet.

2020/21 wird aktuell als weiterer Digitalisierungsschritt (zusätzlich zum bestehenden Angebot) der Inhalte genutzt. Für 2021/22 wird unter anderem eine größere Ausweitung des Angebotes für spezielle Fragenstellungen von Doktoratsstudierenden in Absprache mit dem Studiendekanat geplant.

Aufwand

ca. 9000 Euro (Anstellung der TutorInnen, 30 Semesterwochenstunden, Sommersemester 2021, aufgeteilt auf zehn Studierende). Sowie zusätzliche Ausgaben in der Höhe von ca. 750 Euro (Druckkosten, Sachkosten im Zuge der Organisation von Infoveranstaltungen, Teambuilding-Massnahmen, Reisekosten Kongresspräsentation) pro Jahr. Durch die Abwicklung/Miteinbeziehung von - hochmotivierten und fachlich kompetenten - studentischen Tutor*innen (Peers) des Programmes gelingt es niederschwellig und flexibel auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen zu können sowie das Programm durch die persönlichen Erfahrungen der Tutor*innen (Peers) aus dem Studienbetrieb weiterzuentwickeln.

 

Die Lehrenden tragen ihren Beitrag zum Programm (Supervision der Tutor*innen, Projektbegleitung, Lehre, Konzepte von zusätzlichen neuen Programmbestandteilen, Präsentation und Erstellung von Forschungsergebnissen) im Rahmen ihrer Fixanstellung, ohne zusätzliches Honorar bei. Zeitlicher Zusatzaufwand bspw. aufgrund von Teamtreffen, Klausur etc. außerhalb der Anstellungszeiten ist hierbei ebenfalls vorhanden.

Positionierung des Lehrangebots

Für alle Studierenden der Medizinischen Universität Graz (Diplomstudium, Masterstudium, Doktoratsstudium/PhD) offen. Einzelne Aspekte des Programmes/des Schwerpunktes sind mit speziellen Voraussetzungen verknüpft. So kann bspw. das Wahlfach "Psychosoziale Stressbewältigung und Krisenintervention" erst ab dem 4 Studiensemester belegt werden. Das Gruppenmentoring ist speziell für erstsemestrige Studierende organisiert. Aktuell ist zudem für das Wintersemester 2020/21 ein zusätzliches Wahlfach zur Mentor*innen-Ausbildung speziell nur für Doktoratsstudierende geplant.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Christian Vajda, Dr.med.univ., MPH
Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie
0043 316 385 84862
Nominierte Person(en)
Christian Vajda, Dr.med.univ., MPH
Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie
Themenfelder
  • Organisatorische Studierendenunterstützung
  • Sonstiges
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften